Laufen & Halsschmerzen
LaufReport-Leserin Karina K. fragt:
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
bin im Internet auf Ihre Homepage aufmerksam geworden und habe gesehen, dass
Sie Fragen auch online beantworten. Zu meinem Problem: Unvermittelt habe ich
Schnupfen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen und eitrige Mandeln bekommen („Stippchen“),
meine Körpertemperatur betrug abends 37,6° C, also kein Fieber. Am nächsten
Tag waren die Symptome schon deutlich besser. Aber vier Tage später wurde die
Symptomatik wieder schlimmer (Halsschmerzen und Stippchen). Der Arzt verschrieb
mir dann ein Antibiotikum. Das soll ich nun 10 Tage nehmen. Heute geht es mir
recht gut, habe keine Halsschmerzen mehr, dafür aber ab und an leichten Husten.
Wann kann ich wieder mit dem Lauftraining anfangen?
Ich würde mich freuen, wenn sie meine Frage beantworten würden und danke Ihnen
dafür im Voraus. Mit freundlichen Grüßen
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Zu Ihrer Frage kurz ein paar hoffentlich zielführende Kommentare:
- Zunächst sei an wichtige sportmedizinische Regeln bei Infekten jeglicher
Couleur erinnert, die von jedem Sportler zur Vermeidung von schwerwiegenden
gesundheitlichen Komplikationen, wie z.B. Herzmuskelentzündung, unbedingt
eingehalten werden sollten:
- Bei Fieber, definitionsgemäß also eine Körper-Kerntemperatur
(im Mund gemessen) ab 38.0° C besteht absolutes Wettkampf- und
auch Trainingsverbot und zwar solange das Fieber persistiert sowie
auch für zumindest 1 weitere Woche nach dem Abfiebern, gleichgültig ob
mit oder ohne Antibiotikum-Einsatz. Sie hatten eine erhöhte Körpertemperatur,
die definitionsgemäß zw. >36.8° und 37.9° C liegt.
- Ich würde daher allenfalls gaaaanz langsam joggen (langsamer Dauerlauf,
Pulsbereich 70-75% Ihrer individuellen maximalen Herzfrequenz), 1-2mal
pro Woche, solange die Antibiotika-Therapie läuft.
- Sollten Sie danach wieder richtig fit sein, macht es Sinn, mit
einem ganz piano gestalteten Trainingsplan wieder in das richtige Laufen
einzusteigen. An einen Wettkampf würde ich frühestens 3-4 Wochen nach
Beendigung der Antibiotika-Therapie denken, auf dass wirklich gesundheitlich
nichts bei Ihnen anbrennt.
- Das verordnete Antibiotikum sorgt (leider) für eine gestörte Immunbarriere
im Darm als unserem größten Immunorgan und wird Sie daher insgesamt schwächeln
lassen, obwohl sich ja bei Ihnen die Temperatur relativ schnell wieder normalisierte.
- Wichtig: Halsschmerzen und Belege auf den Mandeln finden sich übrigens aber
auch beim sogenannten Pfeiffer-Drüsenfieber (Mononukleose), ausgelöst
durch eine Infektion mit Epstein-Barr-Viren, wie Sie ja bei
regelmäßig Trainierenden (wöchentliche Laufbelastung >10 Stunden) durchaus
keine Seltenheit darstellt. Die Symptomatik ist hier ähnlich wie bei einer
Angina, muss nur anders therapiert werden. Antibiotika bringen bei einer Viruserkrankung
generell nichts, da das Virus nun einmal in den betroffenen Zellen sitzt und
dort von dem Blutweg antransportierten Antibiotikum nicht erreicht werden
kann. Zur endgültigen Sicherheit sollte daher laborchemisch der Antikörper-Titer
im Blutplasma bestimmt werden (erhöhter Ig G-Antikörper-Titer = irgendwann
einmal durchgemachte Mononukleose und bedeutet keine akute Erkrankung / erhöhter
Ig M-Antikörper-Titer = floride, also momentan akute Mononukleose, absolutes
Verbot bzgl. Training & Wettkampf). Was kann ich Ihnen sonst noch flankierend
therapeutisch empfehlen:
- Täglich ein Frischfrucht-Cocktail aus exotischen Früchten (v.a.
Baby-Ananas, der Enzym-reiche Strunk kann hier mitgegessen werden, plus
Guave, Mango, Maracuja, gelbe Kiwi und Papaya), evtl. in Kombination
mit Bromelain POS®, täglich 3 x 2 Tabletten mit Flüssigkeit, jeweils
10-15 Minuten vor dem Essen,
- reichlich trinken (u.a. magnesiumreiches Mineralwasser mit >80
mg Mg/l, z.B. Gerolsteiner oder Rosbacher Mineralwasser),
- konsequente Konsum-Reduktion bzgl. tierischer Produkte aus Mastbetrieben,
Zuchtfarmen und Legebatterien sowie auch bzgl. Sonnenblumen-, Distel-
und Maiskeim-Öl. Diese Öle generell durch Oliven-, Raps-, Walnuss-und
Leinöl ersetzen (bei Leinöl bitte Produkte der Fa. EasyHealth verwenden,
die m.W. als deutschlandweit einzige Firma ein entbittertes und top-schmeckendes
Leinöl auf den Markt gebracht hat). Alle diese ernährungsbezogenen Maßnahmen
zielen darauf ab, das Ausmaß der bei Ihnen in Ihrem Körper schwelenden
Entzündungsproblematik zu harmonisieren, um so dem Immunsystem die „Arbeit
zu erleichtern“ und damit den Genesungsprozess zu beschleunigen (zur evtl.
gewünschten Vertiefung dieser Thematik empfehle ich Ihnen meine aktuelle
Ernährungsbroschüre, die Sie über einen Teaser in meiner Sprechstunde
kostenlos anfordern können).
- Checken Sie bitte evtl. noch weitere Laborwerte, v.a. Ihren aktuellen Vitamin-D-Plasmaspiegel
(25-OH-Vitamin D). Erreichen doch ca. 80 % der männlichen Erwachsenen in Deutschland
derzeit nicht den empfohlenen Versorgungslevel über die Ernährung. Vitamin
D-reich sind Kalbsleber, fetter Seefisch, Wildpilze und das Eigelb von frei
laufenden Hühnern. Bitte beachten: Vitamin D nimmt nicht zuletzt eine überragende
und steuernde Funktion im menschlichen Immunsystem ein und ist unersetzlich
für die problemlose neuro-muskuläre Koordination.
Herzlicher Gruß & gute Besserung
Ihr Dr. Ziegler
Leistungseinbruch während Ultra-Läufen
LaufReport-Leser Marco D. fragt:
Guten Tag,
mich plagen bei längeren Wettkämpfen (z.B. Swiss Alpine Marathon, K78 – 78
km, 2300 Höhenmeter) bereits seit einiger Zeit Probleme im Wettkampfablauf.
Folgende Symptome treten auf: Übelkeit, leichte Kopfschmerzen, sehr trockener
Mund, Konzentrationsschwäche & Schwindel. Es ist sehr schwierig, aus einem
solchen Tief wieder herauszufinden. Intensität zurück zu nehmen hilft schon,
bei erneuter Steigerung treten die gleichen Symptome wieder auf. Sie treten
schwerpunktmäßig nach Belastungen >3h auf. Im Training habe ich das Problem
nie, obwohl ich dort auch harte Einheiten mit Umfängen >4h mache. Mein aktuelles
Leistungsniveau schätze ich als sehr gut ein. Dieses Wochenende musste ich einen
Wettkampf im Wallis gar nach 50 km abbrechen. Die Wettkampfbedingungen waren
dabei zwischen kalt (auf 2700 m und gewittrig) bis heiß (auf 1000 m bis gegen
30 Grad), also sicher eher schwierig. Allgemein treten die beschriebenen Probleme
auch klar häufiger bei heißen Witterungsbedingungen auf. Meine Standardernährung
vor einem Wettkampf sieht +/- immer ähnlich aus: In der Woche zuvor eher viel
Teigwaren etc., am Vortag zusätzliches Carbo-Loading mit Produkt Sponsor Carboloading,
am Wettkampfmorgen (mind. 3 h vor Wettkampf) Weißbrot, wenig Margarine, Honig,
während Wettkampf nach ca. 60 Min. erstmals 1 Zuckerkonzentrat als Gel, ca.
alle 30 Min. 2 Becher Wasser, danach ca. 1x pro Std. jeweils 1 Gel, gegen Ende
des Wettkampfes auch mit Koffein, nach dem Wettkampf meist keine spezielle Ernährung.
Habe ein Körpergewicht von 60 kg, bei 170 cm Körpergröße. Ich bin momentan ziemlich
frustriert. Es ist unschön, trotz gutem Training, Wettkämpfe abbrechen zu müssen.
Die Informationen der Sportnahrungsvertreiber und auch die Tipps aus der Szene
sind extrem vielfältig und überfordern mich eigentlich. Suche irgendwie nach
Tipps von einem echten Profi, vielen Dank vorab und liebe Grüße.
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Ihre Fragestellung ist wahrlich hochkomplex und kann eigentlich erschöpfend
nur im persönlichen Gespräch unter Einbeziehung Ihres Laborstatus und Ihres
allgemeinen Ernährungsprotokolls gezielt abgearbeitet werden. Ich werde mich
daher auf ein paar grundsätzliche Ausführungen beschränken müssen, bei Interesse
an individuellen Details müssten Sie mich in meiner Praxis aufsuchen, sorry.
Ihr Problem auf den Punkt gebracht: Die geschilderten Symptome sprechen für
ein kombiniertes Problem aus Flüssigkeitsmangel plus Blutzuckerabfall.
Abhilfe könnte schaffen:
- Eiweißbetontes Frühstück ca. 3-3.5 Std. vor dem Start (z.B. 2 weich
gekochte Eier, Vollkornbrot ohne Butter, gekochter Schinken, frisch gepresster
Orangensaft, kleines Schälchen mit Weizenkeimen und ein paar Sonnenblumen-
& Cashewkernen plus fettarmer Bio-Frischmilch), mit folgender Begründung:
In Läuferkreisen hält sich leider hartnäckig die Vorstellung, kurzkettige
Zucker im unmittelbaren Belastungsvorfeld würden sich günstig auf das Leistungsprofil
auswirken. Das Gegenteil ist der Fall: Je nach Ansprechbarkeit Ihrer Bauchspeicheldrüse
kommt es bei Ihrer bisherigen Frühstückskomposition nach ca. 2 – 2.5 Stunden
zu einer mehr oder weniger überschießenden Insulinausschüttung, die
sich zweifach negativ auf den bevorstehenden Wettkampf und Ihre Leistungsfähigkeit
auswirkt: Einmal könnte bei Ihnen bereits beim Start eher die Tendenz zur
Unterzuckerung bestehen. Zusätzlich wirkt sich dieser überschießende Insulinanstieg
zwangsläufig negativ auf die Mobilisierbarkeit der Fettsäuren aus den Fettdepots
aus. Im Klartext: Genau die Energiequelle, die bei Ultraläufen ja entscheidend
für die langfristige Energieversorgung der arbeitenden Muskulatur ist, wird
durch diese Frühstückszusammensetzung bereits in der Startphase tendenziell
behindert. Die Konsequenz: Auch bei niedrigen Intensitäten müssen schwerpunktmäßig
Ihre Glykogendepots die Energieversorgung sichern und zwar mehr als von der
antrainierten Stoffwechselleistungsfähigkeit eigentlich notwendig wäre. Entsprechend
fehlen Ihnen die Körner in der zweiten Rennhälfte, was dann die geschilderte
Symptomatik plausibel macht. WICHTIG: Denken Sie zukünftig auch immer
an den „Zucker-Kick“ ca. 30 Minuten vor dem Start, am besten mittels
vollreifer Banane (= goldgelbe Banane mit einzelnen schwarzen Punkten), Früchteriegel,
Trockenobst, Datteln, 150 ml Molke etc... Dieser Zuckerkick hat keinerlei
negative Auswirkungen auf die Freisetzung der Fettsäuren, da zu diesem Zeitpunkt
in der Vorstartphase die Stresshormone bereits eindeutig die Oberhand im Blut
haben und so die unerwünschte Insulinwirkung gezielt zurückdrängen können.
- Vorbemerkung zu Ihrem Flüssigkeitshaushalt: Bitte wiegen Sie sich
vor dem Rennen und unmittelbar danach. Die Differenz nach dem Rennen dokumentiert
Ihren noch vorhandenen Flüssigkeitsverlust. Sie müssen allerdings über die
getätigte Flüssigkeitszufuhr nicht mehr exakt das Ausgangsgewicht erreichen,
da ca. 800 – 1200 ml Oxidationswasser, bezogen auf Ihre Ultra-Wettkampfstrecken,
aus den Stoffwechselprozessen auf der Habenseite zu Buche schlagen und daher
nicht ersetzt werden müssen. M.E. sind Sie bei Ihren Ultra-Events auch schlecht
beraten, Ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich mit Wasser zu decken.
Ich würde daher spätestens nach 120 Minuten Wasser im Wechsel mit Molke/Malzbier
zuführen, um auch von der Flüssigkeitsseite her zur Blutzuckerstabilität beizutragen.
Nicht verkehrt wäre vielleicht auch die Anreicherung Ihres Wettkampfgetränks
mit einer Brise Salz, aber wirklich ganz gering dosieren. Ihr Hinweis auf
unterschiedliche Befindlichkeiten in Wettkampf und Training könnte damit zusammenhängen,
dass Sie im Wettkampf sicherlich ein paar Körner mehr drauflegen als im Training.
Damit reduzieren Sie automatisch und im Gefolge der reaktiv eintretenden Blutumverteilung
(weg vom Verdauungstrakt hin zur arbeitenden Muskulatur) die Resorptionskapazität
für Energieträger und Flüssigkeit aus dem Darm in die Blutbahn und von da
zu den arbeitenden Organen (v.a. Gehirn und Muskulatur).
- Zusätzlich müssen im Rahmen der Ihrerseits geschilderten gesundheitlichen
Problematik als weitere Faktoren diskutiert und untersucht werden, die sich
dann auch negativ auf Flüssigkeits- und Energieversorgung auswirken könnten:
- Blutarmut mit Erniedrigung der Sauerstoffbindungskapazität,
- zu geringe Flexibilität Ihrer Mikro-Strombahn im Gefolge einer ungenügenden
Versorgung mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren,
- mehr oder weniger ausgeprägter Eiweißmangel: In Läuferkreisen wird leider
nach wie vor zu einseitig auf die ausreichende Versorgung mit Energieträgern
(Stärke-Kohlenhydrate) geachtet, dabei aber die Zufuhr von hochwertigem
Eiweiß vernachlässigt. Ist doch gerade auch in Ultra-Läuferkreisen viel
zu wenig bekannt, dass hier der Eiweißbedarf mit ca. 2 Gramm Eiweiß
pro Kilogramm Körpergewicht sogar höher liegt als im Kraftsport.
- Auch der Einsatz von Aspirin plus C als Brausetablette wäre bei Ihnen ein
Versuch wert, eingenommen jeweils am Vorabend eines Ultra-Wettkampfs, um so
die Blutviskosität gezielt herabzusetzen, was dann Hungerast und Flüssigkeitsdefizit
an den neurologischen und muskulären Schaltstellen evtl. verhindern helfen
könnte. Bzgl. Verträglichkeit und gesundheitlicher Sinnhaftigkeit sollten
Sie hierzu aber auf jeden Fall nochmals den Rat Ihres betreuenden Arztes einholen.
Alles Gute für Sie !
Ihr Dr. Ziegler
Marathon & Muskelkrämpfe
LaufReport-Leser Jürg W. fragt:
Guten Tag Herr Dr. Ziegler,
vor 6 Jahren habe ich, damals als 62-Jähriger, mit dem Laufsport begonnen.
Von meinen bisherigen 7 absolvierten Marathons verliefen 5 mit Krämpfen ab km
30-35, letztmals auch beim Hamburg-Marathon vor einigen Wochen. Ich habe inzwischen
alle Ihre Ratschläge zu diesem Thema gelesen und werde mir diese auch verinnerlichen.
Habe jetzt folgende Frage: Vor 4,5 Jahren hatte ich eine Krebserkrankung, weshalb
mir eine Niere entfernt werden musste. Sind Ihre Empfehlungen (Mineralhaushalt)
für meine Situation generell unbedenklich oder besser nur mit Einschränkungen
umzusetzen? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Um Ihre sicherlich nicht uninteressante Frage einer größeren Läufergemeinde
zugänglich zu machen, möchte ich doch nochmals auf wichtige Aspekte des Gesamtproblems
etwas näher eingehen:
- Antrainierte Ausdauerleistungsfähigkeit versus gewähltes Wettkampftempo:
Gerade beim Marathon-Neuling wird nicht selten die Streckendistanz unterschätzt
und die vorhandene Stoffwechsel-Trainiertheit überschätzt. Die Lauf-Euphorie
tut ein Übriges, um zu schnell anzugehen. Die zu stark beanspruchten Glykogendepots
in der Laufmuskulatur bringen dann früher oder später auch den Fettstoffwechsel
in funktionelle Nöte, was dann die Leistungsfähigkeit zusätzlich limitiert
und Muskelkrämpfen als Zeichen einer zunehmenden Energienot Vorschub leistet.
Also erster wichtiger Grundsatz: Niemals bei den ersten 25- 30 Kilometern
überpacen, die Quittung kommt unweigerlich in Form des „Mannes mit
dem Hammer“.
- Qualität der Flüssigkeitsversorgung unter Alltagsbedingungen und während
des Marathons: Jedes Kind weiß, wie wichtig die regelmäßige tägliche Flüssigkeitsaufnahme
ist. Können wir doch Tage ohne Nahrung auskommen, aber kaum 24 Stunden ohne
Flüssigkeit. Daher verfügen wir auch über äußerst sensible Sensoren und Regulatoren
im Gehirn und in den Nieren zur Stabilisierung unseres Flüssigkeitshaushaltes.
Erst im höheren Alter hinkt das subjektiv empfundene Durstgefühl dem tatsächlichen
Flüssigkeitsbedarf hinterher. Insofern sind wir unter Alltagsbedingungen auch
nicht gefährdet, „zu wenig“ zu trinken. Eine relativ einfache Möglichkeit,
den aktuellen Flüssigkeitsbedarf nach Training/Wettkampf zu objektivieren,
besteht im Wiegen vor und nach der sportlichen Betätigung. Eingerechnet
das Oxidationswasser und die getätigte Flüssigkeitszufuhr sollten Sie unmittelbar
nach einer Ultra-Belastung maximal 1- 1.5 kg „leichter“ sein. Auch die Farbe
des Morgen-Urins am Tag nach dem Wettkampf gibt da einen brauchbaren Hinweis:
Eine tief goldgelbe Farbe ist eindeutiges Indiz für ein nach wie vor gegebenes
Flüssigkeitsdefizit. Eventuell haben Sie ja auch die Möglichkeit, sich am
Tag nach der Belastung Ihren Kreatinin-Wert im Blut bestimmen zu lassen.
Der Wert sollte in Ihrem Alter maximal 1.0-1.3 mg% betragen.
- Die Beherzigung der bekannten Trink-Empfehlungen während des Marathon-Wettkampfs
(frühzeitig mit dem Trinken beginnen, nicht auf den Eintritt des Durstgefühls
warten etc.) setze ich bei Ihnen als bekannt voraus. Wichtig dabei:
Bitte nur sehr dosiert vortrinken vor dem Start, sonst provozieren Sie ein
ungewolltes Anstoßen der Nierenausscheidung, kombiniert mit einem dadurch
bedingten ungünstig hohen Magnesiumverlust über die Niere, was dann den gefürchteten
Muskelkrämpfen während der Belastung Vorschub leisten kann. Zusätzlich gilt
es natürlich immer die aktuelle Witterung am Wettkampftag zu berücksichtigen,
um sich bei ungünstigen klimatischen Bedingungen (feuchte oder trockene Hitze)
von vorne herein vor überzogenen Leistungserwartungen zu verabschieden (hoher
Blutbedarf in der Haut zur Realisierung der notwendigen Thermoregulation mindert
die Blut- & Sauerstoffversorgung in der arbeitenden Muskulatur).
- Nicht zuletzt sollte sich jeder Ausdauersportler Gedanken machen über die
seinerseits realisierte Versorgungsqualität bzgl. bestimmter Mineralien.
Bzgl. einer effektiven Muskelkrampf-Prophylaxe sind dabei bekanntlich
vor allem Magnesium und Kalium entscheidend. Bedeutsame natürliche
Magnesium-Spender sind dabei: alle Grünpflanzen inklusive Salat, Hülsenfrüchte
(hierher gehören auch Soja und Erdnüsse), Fenchel, Wildreis, alle Pseudo-Getreide
(Buchweizen, Amaranth, Quinoa – nicht umsonst enthält auch mein Doktor
Ziegler-Fitness-Brot diese Sorten), alle Nuss-Sorten, Sonnenblumenkerne,
Leinsamen, Sesam, Kakao sowie die „richtigen“ Mineralwässer. Sportler-geeignete
Mineralwässer enthalten mindestens 80 Milligramm Magnesium/l und ein
optimales Kalzium-Magnesium-Verhältnis von ca. 2-3:1. Diese Vorgaben erfüllen
in Deutschland u.a. das Rosbacher Miwa oder das Gerolsteiner Miwa. Eine für
Sportler akzeptable Kaliumversorgung wird problemlos über mindestens 3 Portionen
Obst pro Tag erreicht. Hervorragende Kalium-Lieferanten sind Äpfel,
Bananen und Aprikosen sowie frisch gepresste Säfte oder Direktsäfte aus der
Flasche. Bei zeitlichen Problemen zum regelmäßigen Obsteinkauf empfehlen sich
zusätzlich Trockenfrüchte (z.B. Fa. Seeberger), erhältlich in fast
jedem Supermarkt hierzulande. Je nach persönlicher Situation käme zusätzlich
eine prophylaktische Gabe eines Kalium-Magnesium-Kombi-Präparates
(Galakordin forte® Tbl., 3x2 Tbl./Tag) in Frage und zwar für ca. 1-2 Wochen
unmittelbar vor einem geplanten Marathon-Start. Immer gilt es natürlich auch
Ihr Alkohol- und Koffein-Quantum zu hinterfragen, beide Faktoren bekannter
Maßen nicht zu unterschätzende „Magnesium-Räuber“, Alkohol übrigens mehr als
Koffein. Bzgl. „Ihrer persönlichen Nierensituation“ nach Entfernung
einer Niere darf ich Folgendes zu bedenken geben: Auch mit nur einer Niere
ist Ihre Ausscheidungs- & Entgiftungsfunktion sowie auch die Leistungsfähigkeit
Ihres Säure-Basen-Haushaltes hundertprozentig gewährleistet. Zu Ihrer persönlichen
Beruhigung können Sie sich ja gelegentlich Ihren Kreatinin-Wert sowie
die sogenannte Kreatinin-Clearance bestimmen lassen, um ganz auf der
sicheren Seite zu sein. Allerdings haben Sie unweigerlich ein Riesenproblem,
wenn sich Störungen an der noch verbliebenen Niere einstellen sollten. Und
daher mein Rat: Hinterfragen Sie „Ihren Bedarf“ an weiteren leistungsorientiert
durchgezogenen Marathon-Wettkämpfen, da natürlich während des Wettkampfes
die Niere einer nicht geringen Belastung unterzogen wird, indem die Normaldurchblutung
(ca. 25% des Herz-Minutenvolumens durchspülen die Nieren pro Minute in körperlicher
Ruhe) drastisch runtergefahren wird („Vorfahrt für die arbeitende Muskulatur“)
und allenfalls eine Basisdurchblutung verbleibt. Lassen Sie sich daher doch
bitte mal am Wettkampftag, möglichst zeitnah nach dem Finishing sowie am Folgetag
den Eiweißgehalt im Urin bestimmen.
- Flexibilität und Verformbarkeit der Gefäßwände und der Blutzellen:
Schweißverlust-bedingt wird der Blut- und Sauerstoff-Transport im Verlaufe
eines Marathons immer schwieriger, gerade in den kleinsten Gefäßen (Kapillaren)
der Muskulatur, wo ja der leitungsbestimmende Gasaustausch stattfindet. Und
das um so ausgeprägter je größer das aktuelle Flüssigkeitsdefizit. Gerade
in dieser Belastungs- & Grenzsituation bestimmt nicht zuletzt die Nachgiebigkeit
und Flexibilität der Membranen der Gefäßwände und der Blutzellen (Erythrocyten)
die Qualität der Sauerstoffabgabe. Wissenschaftlich gesichert bestimmt jetzt
die Versorgungsqualität mit den sogenannten langkettigen Omega-3-Fettsäuren
die Güte der Membranflexibilität. Zur Realisierung dieser Vorgabe wären regelmäßig
2 Fischportionen pro Woche kombiniert mit reichlich Grünfutter wichtig.
Zu achten ist auf möglichst fetten Fisch (Wildlachs, Atlantik-Hering,
Sardine, Sardelle, Makrele, Forelle, Thunfisch, auch aus der Dose, dann aber
im eigenen Saft oder nur in Olivenöl und nicht in Sonnenblumenöl eingelegt).
Falls Sie ein „renitenter Fischmuffel“ sind, bietet die Zufuhr isolierter
Omega-3-Fettsäuren in Form von angenehm nach Nuss-Caramel schmeckenden
Pulver (Biomol Omega-3® power, Fa. KyraMed Biomol Naturprodukte)
qualifiziert Abhilfe, Dosierung: täglich 2 Messbecher, beginnend 4-6 Wochen
vor einem geplanten Marathonstart, einzurühren in Säfte, (Trink)-Joghurt oder
Milch, am besten abends.
- Sofern Sie keine Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt haben, wovon ich zunächst
einmal nicht ausgehe, bietet sich zusätzlich und einmalig 1 Tablette Aspirin
plus C®, jeweils am Vorabend vor einem Marathonstart an, die Sie als
Brausetablette nach dem Abendessen mit stillem Wasser einnehmen können. Der
Inhaltsstoff sorgt für gezielte Vorbeugung hinsichtlich einer ungewollt ausgeprägten
Zusammenball-Tendenz der sogenannten Blutplättchen (Thrombozyten), wodurch
Ihre problematische Krampfneigung über einen weiteren pharmakologischen Effekt
prophylaktisch angegangen werden kann. Bezüglich der persönlichen Verträglichkeit
sollten Sie aber auf alle Fälle einen Test machen, also Einnahme einer
1 Tablette Aspirin plus C-Brausetablette, z.B. am Vorabend eine 2 bis 3-Stunden
Laufs, den die meisten Marathonis ja aus organisatorischen Gründen auf einen
Samstag- oder Sonntagvormittag legen müssen. Aber besprechen Sie diesen Aspekt
bitte auch mit Ihrem behandelnden Arzt.
- Als letzten Punkt sollten Sie, gerade wegen Ihres Alters, unbedingt
auch einen sorgfältigen Gefäßstatus im Bereich Ihrer unteren Extremität
erheben lassen und zwar sowohl bzgl. Ihrer Schlagadern (Arterien) wie auch
Ihrer Venen. Wenn auch Ihre Krämpfe-Problematik ja offensichtlich erst nach
längerer Laufbelastung auftritt und Sie unter Alltagsbedingungen keinerlei
diesbzgl. Beschwerden aufweisen, kenne ich nun einmal Ihren früheren Lebensstil
(Raucher, erhöhtes LDL-Cholesterin) und evtl. weitere Arteriosklerose-Risikofaktoren
wie Blut-Hochdruck etc. nicht, die sich langfristig negativ auf Ihre Gefäßfunktion
niedergeschlagen haben und Ihre Muskelkrämpfe zumindest mit begünstigen könnten.
- Es versteht sich bei Ihrer sportlichen Belastung eigentlich von selbst,
dass Sie auch regelmäßig einen Labor-Check unter Nüchternbedingungen
durchführen lassen sollten, wichtig wären hier v.a.: Kleines Blutbild, BSG,
Blutzucker, Gesamt-Eiweiß, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, TSH, Selen, HDL,
LDL, Triglyzeride und 25-Hydroxy-Vitamin D.
Ja, dann weiterhin viel Laufvergnügen bei bester Gesundheit wünscht Ihnen Ihr
Dr. Ziegler
Muskelprobleme im Oberschenkelbereich
Langdistanz-Triahtlet und Läufer M. S. fragt:
Ich bin 34 Jahre und bereite mich gerade auf meinen fünften Marathon vor.
Seit einiger Zeit bekomme ich nach langen Laufstrecken (ca. 25 - 30 km) auf
Teer oder auch bei kürzeren schnellen Trainingseinheiten (hier unabhängig vom
Bodenbelag) massive muskuläre Probleme im vorderen Oberschenkelbereich. Nach
einem schnellen 10 km-Lauf (ca. 38 Min.) oder voll gelaufenem Halbmarathon (1:24
h) kann ich kaum mehr auslaufen. Selbst langsamstes Tempo schmerzt dann bereits.
Bei Marathon-Wettkämpfen gehen die Oberschenkel regelmäßig nach ca. 30 km „brutal“
zu und ich kann nur in ganz langsamem Tempo weiterlaufen. Was raten Sie mir?
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Man muss bei Ihrer Symptomatik an mehrere Baustellen denken, die ich kurz näher
beleuchten will. Leider haben Sie ja in Ihrer Anfrage kein Wort über Ihre Lebens-
und Ernährungsgewohnheiten verloren.
- Sollten Sie strikter Vegetarier sein, so „riecht“ das Ganze nach einer verringerten
Sauerstoffbindungskapazität durch Eisenmangel. Diagnostisch auf die Sprünge
hilft hier die Bestimmung von Ferritin, einem speziellen eisenbindenden Protein.
Beim Mann sollte der Wert im Blut zumindest über 50 Mikrogramm pro Liter liegen.
Bitte den Wert nur bestimmen, wenn am Vortag kein Training anlag.
- Weitere ernährungsbezogene Aspekte wären das Thema Mineralhaushalt und Omega-3-Fettsäuren.
Sollten Sie stark schwitzen und/oder viel Koffein trinken (viel heißt hier
z.B. mehr als 3 Tassen Kaffee/grüner Tee/Schwarztee, müssten Sie unbedingt
hochdosiert Magnesium ersetzen. Magnesiumreiche Lebensmittel wären hier u.a.
Hülsenfrüchte, Fenchel, Kakao, Wildreis, Amaranth, Weizenkeime und Mineralwasser
mit einem Magnesiumgehalt über 100 mg/l (bei einem Kalziumgehalt von maximal
2:1 zugunsten von Kalzium). Die Zufuhr über diese Lebensmittel ist bei einem
bereits eingetretenem Defizit als Basis zu verstehen. Wichtig ist die hochdosierte
Zufuhr von Magnesiumpräparaten. In der Sportszene bewährt hat sich hier das
Präparat Magnesium Diasporal®300 Granulat, das Sie am besten abends vor
dem Schlafengehen, in Flüssigkeit gelöst, zuführen. Sollten Sie nur selten
Nüsse, Salat, Gemüse und Fisch essen (frischer Seefisch gehört beim Leistungssportler
mindestens 2x pro Woche auf den Tisch), so MÜSSEN Sie Omega-3-Fettsäuren per
Präparat substituieren. Omega-3-Fettsäuren machen die Blutzellen und die Gefäßwände
geschmeidig. Nur so ist dann unter körperlicher Extremsituation ein bedarfsgerechter
Gas-, Flüssigkeits- und Substrataustausch in der belasteten Muskulatur gewährleistet.
Ich empfehle hier das Präparat Biomol Omega-3®, ein wohlschmeckendes Pulver
in den Geschmacksrichtungen Ananas, Milchkaffee und Walnuss, das pro Dosierbecher
etwa 1 Gramm Omega-3-Fettsäuren enthält. Vorgehensweise: Bitte für einen Monat
pro Tag und jeweils zu den 3 Hauptmahlzeiten je Dosierbecher voll in Flüssigkeit
zuführen, um dann die Dosis für mindestens 1 bis 2 Jahre auf 1 Portion pro
Tag zu begrenzen.
- Sollten Sie vom Magen-Darm-Trakt keine Probleme haben, so wäre zu überlegen,
ob Sie nicht versuchsweise für 1 - 2 Wochen ein gut verträgliches Antiphlogistikum
(z.B. Deltaran®400 Tbl.) einnehmen sollten, jeweils ca. 1 - 2 Stunden
vor dem Trainingsbeginn. So erhöhen Sie Ihre Belastungsverträglichkeit und
verkürzen die Regeneration, bis die anderen von mir andiskutierten Maßnahmen
greifen.
- Bestimmen Sie bitte auch Ihren Kreatinin-Wert im morgendlichen Nüchternblut,
um ein chronisches Flüssigkeitsdefizit (zu wenig trinken) auszuschließen.
Der Wert sollte beim Leistungssportler maximal 1.0 mg % betragen. Des weiteren
schauen Sie auch auf Ihre Schilddrüsenfunktion. Ihr TSH-Wert sollte sich dabei
zwischen 0.4 und 1.9 Mikro-Units/ml bewegen.
- Sie erscheinen mir bei Ihren Endzeiten als relativ erfahrener Läufer. Trotzdem
wäre es sicherlich für Sie von Vorteil, gelegentlich Ihre Intensitätssteuerung
(ich nehme mal an mittels Pulsmesser) über eine kundig durchgeführte Laktat-Leistungsdiagnostik
abzugleichen. Vielleicht „überziehen“ Sie ja bereits im Grundlagen-Ausdauerbereich
(GA 1).
- Relativ unwahrscheinlich ist es abschließend für mich, dass bei Ihnen ein
größeres Problem im Bereich der Fußstatik vorhanden ist (z.B.Vorfuß-Varus
mit Senk-Knick-Füßen oder massiver Hohlfuß). In diesem Falle hätten Sie Ihre
Probleme viel eher im Bereich von Sprunggelenk. Kniegelenk oder im Hüftbereich.
Natürlich gehört sich diese Fragestellung orthopädisch abgeklärt. Und es versteht
sich von selbst, dass Sie bei Ihren Kilometer-Umfängen und Intensitäten mindestens
2 Paar Laufschuhe im Wechsel tragen, die jeweils maximal 2 Jahre auf dem Buckel
haben.
Ja. dann alles Gute für Sie, auf dass meine Tipps ins Schwarze treffen &
Sie bald wieder der Alte sind.
Fitness-Sport & Nahrungsergänzung
LaufReport-Leser Nico N. fragt:
Ich war am letzten Samstag bei Ihrer Präsentation zum Thema „Marathon-Ernährung“
im Bowling Center Feuerbach. Ich bin 16 Jahre alt, meine Frage betrifft das
Thema Nahrungsergänzung im Fitness-Sport. Als regelmäßiger Fitnessstudio-Besucher
nehme ich Kre Alkalyn 20 in Pulverform ein, das mir von Freunden über
eine Internet-Plattform empfohlen wurde. Ich halte mich hier an die vorgegebene
Dosierung. Meine Mutter macht sich aber jetzt Sorgen wegen möglicher unerwünschter
Wirkungen bzw. Langzeitschäden. Wäre echt super, wenn sie mir daher ein wenig
Info & Hilfestellung geben könnten, danke vorab.
Sportmediziner Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Der Beantwortung Ihrer wirklich interessanten Anfrage möchte ich zunächst den
allgemeinen Hinweis vorausschicken, dass die Diskussion über die Notwendigkeit
bzw. Wichtigkeit einer regelmäßigen Nahrungsergänzung für breite Bevölkerungsschichten,
zusätzlich zu ihrer täglichen Ernährung, hierzulande zunehmend an einen Glaubenskrieg
erinnert. Nicht von ungefähr, steht doch immerhin die Ernährungsqualität
in einem der reichsten und wohlhabendsten Länder der Welt auf dem Prüfstand.
Zudem leisten wir uns bekanntlich eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit.
Jetzt aber konkret zu Ihrer Anfrage: Das von Ihnen angesprochene Kreatin
ist eine körpereigene Substanz, der als sofort verfügbare Energiequelle
eine fraglos lebenswichtige Funktion im Rahmen des muskulären Energiestoffwechsels
zukommt. Der durchschnittliche tägliche Kreatin-Durchsatz beträgt beim Erwachsenen
etwa 1.5 – 2.0 Gramm und wird je zur Hälfte über die Nahrung (v.a. Fleisch,
Fisch) sowie über die körpereigene Synthese gedeckt. Im Kraft- & Fitness-Sport
wird mit Kreatin-Supplementierungen seit Jahren regelmäßig gearbeitet, einmal
zur gezielten Erhöhung des muskulären Gesamt-Kreatinpools und damit automatisch
auch zur Steigerung der Kreatin-Konzentration in der einzelnen Muskelzelle.
Üblicherweise werden zur Erzielung dieser Effekte zu Beginn etwa 20 – 30
Gramm Kreatin pro Tag eingenommen und zwar über 5 – 7 Tage, verteilt
auf 3 – 5 Einzeldosen, um dann auf eine tägliche Erhaltungs- bzw.
Dauerdosis von 3 – 5 Gramm überzugehen, je nachdem, ob es sich um einen
Sprinter, Radfahrer, Biathleten oder aber um einen Kraftsportler handelt. Über
diese Supplementierungsstrategie werden eine höhere muskuläre Belastbarkeit
im submaximalen und maximalen Bereich sowie zusätzlich auch eine schnellere
Regeneration nach Belastung erreicht, wie entsprechende Untersuchungen beweisen.
Es handelt sich aber bei Kreatin keinesfalls um eine Dopingsubstanz.
WICHTIG: In allen vorliegenden Studien sind bisher bei dieser Form der
Supplementierung keinerlei auffällige oder gar schwerwiegende Nebenwirkungen
beschrieben worden, von einer leichten Gewichtszunahme einmal abgesehen, bedingt
durch die vermehrte Wasserbindung in den Muskelzellen. ABER: Es liegen
eben noch keine Untersuchungsergebnisse bei langfristiger Kreatin-Einnahme,
also nach mehreren Jahren vor. Gemäß kritischer Stimmen muss sogar über eine
erhöhte Krebsdisposition nachgedacht werden, erklärbar über die Kreatin-spezifisch
provozierte langfristige energetische Luxusversorgung auf Zellniveau.
Aber bewiesen ist hier noch gar nichts. Bei dem von Ihnen erwähnten Kre Alkalyn
20 handelt es sich übrigens um ein Kreatin-Präparat, das zusätzlich eine
alkalische Komponente enthält. Diese soll im Dünndarm die Aufnahme des zugeführten
Kreatins erleichtern, da reines Kreatin eventuell vermehrt von den Darmzellen
als Energiesubstrat benutzt wird und so gar nicht in den Blutkreislauf und damit
auch nicht in die Skelettmuskulatur gelangt. Des weiteren muss aber unbedingt
auch beachtet werden:
- Gerade bei Firmen aus dem Ausland kann eine Verunreinigung bzw. eine
bewusste Anreicherung der angebotenen Präparate mit Anabolika nicht
ausgeschlossen werden, um so die Käufer durch optimale Wirksamkeit bei der
Stange zu halten. Entsprechend existiert in Deutschland bereits eine sogenannte
„Kölner Liste“, auf der alle Nahrungsergänzungen aufgeführt sind, die
garantiert ohne Dopingrisiko sind. Diese Liste wurde erstellt vom Olympiastützpunkt
Köln/Bonn in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biochemie der Deutschen
Sporthochschule Köln.
- Wg. des zig-Millionen-Euro-Marktes bei Nahrungsergänzungen werden
in Deutschland zunehmend auch Nachahmer-Produkte & Fälschungen angeboten,
die weniger bzw. kaum Wirksubstanz enthalten, aber den gleichen Preis aufrufen
wie das Originalpräparat. Bzgl. Kreatin kann ich mit gutem Gewissen Präparate
der amerikanischen Firma Weider sowie der deutschen Firma Eder Health
Nutrition aus Freiburg/Breisgau empfehlen. Seitens der Fa. Eder werden
bzgl. Kreatin angeboten alternativ der Creatin Energy Drink (Pulver)
sowie Creatin 1000 (Kapseln), Bestellung unter www.eder-health-nutrition.de.
So, hoffe, Ihnen mit meinen Ausführungen gedient zu haben.
Alles Gute weiterhin - Ihr Dr. Ziegler
Marathon & Bandscheibe
Hallo Herr Dr. Ziegler,
bin Marathonläufer und hatte vor 5 Jahren einen Bandscheibenvorfall in Höhe
L 4/5 mit Sequester-Bildung. Die Behandlung konnte ich konservativ gut abschließen
und danach ca. 20 Marathonläufe im In -und Ausland absolvieren. Nun wollte ich
am 8. Mai beim Mainz-Marathon an den Start gehen, werde jetzt aber seit 2 Wochen
von neuen Schmerzen wiederum im Bereich L 4/5 heimgesucht. Eine Kernspin-Tomographie
ergab eine Nervenwurzelentzündung und ich bekam Deltaran® Tabletten verordnet,
mit der gleichzeitigen Zusage, in Mainz starten zu können. Die Tabletten nehme
ich nun seit 1 Woche. Gleichzeitig mache ich Aqua-Jogging, Muskelaufbautraining
und Radfahren. Leider kann ich bis jetzt null Besserung feststellen, meine Stimmung
ist daher dementsprechend. Was würden Sie mir jetzt raten, um baldigst wieder
in die Gänge zu kommen?
Im Voraus herzlichsten Dank vom verhinderten Marathonläufer
Wilfried B.
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Ohne Sie jetzt bzgl. Ihrer „sportiven Leib- & Magenspeise“ psychisch endgültig
in den Keller schicken zu wollen, sehe ich gerade im Sinne Ihrer langfristigen
Gesundheitsperspektive nicht wenige Probleme, Sie bis zum 08. Mai
zum Mainz-Marathon wieder „hinzubekommen“. Denn die beschriebene „Nervenwurzel-Reizung“
muss ich nach Ihrer zurückliegenden Krankheitsgeschichte als neuerlichen mehr
oder weniger ausgeprägten Bandscheibenvorfall interpretieren, der Ihre Nervenwurzel
in Höhe der Lendenwirbelsäulen-Etage L4/5 wiederum mechanisch malträtiert. Dem
gemäß ist die von Ihnen beschriebene „Entzündung“ nichts anderes als der körpereigene
Versuch, mit dieser mechanischen Schädigung regenerativ fertig zu werden. Lassen
Sie daher bitte unbedingt und als erstes den Kennmuskel von L 5 auf der
betreffenden Seite (= der lange Streckmuskel der Großzehe) bzgl. Funktionstüchtigkeit
testen. Dies gelingt ganz einfach, indem Sie im Liegen gegen Widerstand
versuchen, die Großzehe zu heben und dies im Seitenvergleich re/li. Sollte hier
ein Unterschied festzustellen sein, so bedeutet dies, dass die mechanische Schädigung
auf Wirbelsäulen-Niveau auch den dickeren motorischen Nervenanteil erfasst hat.
Dann sollten Sie auf keinen Fall starten. Schauen Sie, 42,195 km auf Asphalt
ist selbst für eine jungfräuliche Bandscheibe kein Pappenstiel. Ca. 60 000
Aufprall-Stöße gilt es vom Fuß über Sprung-, Knie- & Hüftgelenk bis
zur Halswirbelsäule aufzufangen, da muss gerade auch der Bandscheibenbereich
funktionsfähig & belastbar sein. Im dümmsten Fall schiebt Gallertgewebe
aus dem Bandscheibenkern akut in den Spinalkanal. Sollte es sich bei Ihnen wirklich
um einen neuerlichen Bandscheiben-Vorfall handeln, müssen Sie ihrem Organismus
mindestens ca. 6 – 8 Wochen Zeit geben, bis sich in der betroffenen Etage wieder
Narbengewebe gebildet hat und das ausgetretene Bandscheibenmaterial „geschrumpft“
ist, was dann den mechanischen Druck auf das umliegende Gewebe entsprechend
reduziert. Also bitte bzgl. des Kernspin-Befundes nochmals genau nachhaken und
nach der definitiven Ursache für Ihre „Nervenwurzel-Entzündung“ nachfragen!!
Was ist ansonsten und perspektivisch für Sie zu tun:
- Ihr beschriebenes Alternativ-Sportprogramm ist okay. Das Radprogramm würde
ich unter Studiobedingungen absolvieren, also als Fahrrad-Ergometrie,
um Unterkühlung im Rückenbereich zu vermeiden, was den Muskeltonus hier unerwünscht
& zusätzlich nach oben treiben würde.
- Manualtherapeutisch sollte abgeklärt werden, inwieweit sich reaktiv
in den benachbarten Wirbelsäulen-Etagen zusätzlich Blockaden eingestellt haben,
die Ihre Wirbelsäulenbeweglichkeit zusätzlich limitieren. Hier müsste dann
vorsichtig & gezielt mit kundiger Hand gegengesteuert werden. Lassen Sie
sich auch Mobilisierungsübungen im Liegen zeigen, die Sie jeden Tag
selbst durchziehen können. Nach Feierabend und an freien Tagen bzw. Wochenenden
bauen Sie bitte immer wieder sogenannte Stufenbett-Lagerungen ein,
die Ihnen in Ihrer frequentierten Krankengymnastik-Praxis erklärt & gezeigt
wird.
- Ich würde Ihnen sogenannte Pufferabsätze für Ihre Alltagsschuhe verordnen,
um die sogenannten Bodenreaktionskräfte gerade auch unter Alltagsbedingungen
zu reduzieren, soweit möglich. Versuchsweise sollten Sie unter Alltagsbedingungen
auch eine Lenden-Stützbandage tragen (z.B. Lumbamed plus® nach
Maß, für Männer), was neuromuskulär einen gewissen Stütz- und Entlastungseffekt
provoziert. Solche Bandagen sind besonders für Berufe geeignet, die mit längerfristiger
Zwangshaltung einhergehen (längere Autofahrten, PC-Arbeit etc.). Ein ideales
und bandscheibenschonendes Sitzmöbel wäre der sogenannte „Swopper“,
ein zum hochwertigen und komfortablen Sitzelement konvertierter Pezzi-Ball
(www.swopper.de). Auch
ein oftmals unterschätzter Bandscheiben-Schutzfaktor ist eine funktionstüchtige
Matratze, d.h. Matratzenwechsel spätestens alle 8 Jahre (!). Empfehlenswerte
Matratzenqualität wäre z.B. eine Tempur-Matratze mit einer speziellen Polyurethanschaum-Konstruktion
oder ein Wasserbett.
- Versuchsweise sollten Sie demnächst einen Walking- bzw. Nordic Walking-Test
auf weichem Untergrund als Belastungstest versuchen hinsichtlich evtl. Verschlimmerung
Ihrer geschilderten Symptomatik, am besten bergauf, unter Verwendung Ihrer
biomechanisch sicherlich optimal auf Sie zugeschnittenen Laufschuhe mit Fersen-
und Vorfußdämpfung. Das Bergauf-Profil sollte ein Abrollen über die Füße noch
zulassen, sofern Sie Fersenläufer sind. Bitte beachten: Auch die besten
Laufschuhe haben eine maximale Lebensdauer von 1 500 – 2 000 km, bei hohem
Körpergewicht auch weniger. Bei Sporteinlagen-Träger gilt die generelle Vorgabe:
Haltbarkeit maximal 2 Laufsaisons.
- Ich kenne jetzt Ihre Körpermaße nicht, aber sollte Ihr Körperfett
als Mann über 18% liegen, gilt es hier ebenfalls gegenzusteuern, am besten
durch Verzicht bzw. gezielte Reduzierung von Stärke-Kohlenhydrate, wodurch
sich auch die Entzündungsvorgänge in Ihrem Körper harmonisieren. Marathonkost
generell heißt dementsprechend mediterran gewichtet, unter gezielter Einschränkung
bzw. Verzicht von Wurst, Fleisch, Eiern und Käse aus Mastbetrieben und Legebatterien,
Austausch von Sonnenblumenöl, Maiskeimöl und Distelöl durch Oliven-, Raps-
und Walnuss-Öl, möglichst regelmäßig und hochdosiert Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren
(z.B. Biomol Omega-3® Pulver, Fa.
Kyramed oder alternativ Pro-agil® Kapseln, Fa. ASLAN, Dosierung jeweils
gemäß Waschzettel), sofern Sie nicht mindestens zweimal pro Woche Seefisch
essen, um so gezielt den Entzündungsreiz und damit auch die Schmerzintensität
zu bekämpfen.
- Mit Deltaran® Tabletten haben Sie ein gut verträgliches Antiphlogistikum
sowie gleichzeitig ein optimales Schmerzmittel bei Ihrer Indikation bekommen.
Zusätzlich würde ich bei Ihnen aber für 14 Tage Mydocalm® Tabletten
(= sogenannter „Natriumkanal-Blocker“) und zwar in der Ihrerseits vertragenen
Höchstdosierung plus Bromelain POS Tabletten ( 3 x 3 Tbl. pro Tag, jeweils
vor dem Essen) einsetzen, homöopathisch für 8 Wochen kombiniert mit Arnika
Globuli D 6 (3 x 8 Tbl. pro Tag) sowie Ruta Globuli D 8 (3 x 6
Tbl. pro Tag). Sollten sich die Beschwerden danach unverändert zeigen, wäre
bei Ihnen auch eine Akupunktur-Behandlung in Erwägung zu ziehen.
Logo, an ein regelmäßiges Lauftraining darf Ihrerseits erst gedacht
werden, wenn Sie unter Alltagsbedingungen wieder völlig beschwerdefrei sind.
In der Anfangszeit sollten Sie dabei möglichst reine Berauf-Passagen wählen
und dann bergab in Serpentinen gehen (Wechselkleidung nicht vergessen) oder
alternativ auf ganz weichem ebenem Wald- oder Moosboden locker joggen. Ein problemloser
Test unterstellt, ist erst dann die Zeit wieder reif, einen Gedanken an einen
Wettkampf zu verschwenden. Sollte sich bei Ihnen die Symptomatik in den nächsten
Tagen dramatisch zum Guten wenden, wovon ich ehrlich gesagt nach dem Gelesenen
kaum ausgehen kann, sollten Sie am 01.05. einen 10 km-Test-Wettkampf im geplanten
Marathon-Renntempo angehen und dann endgültig bzgl. Mainz entscheiden.
- Aber bitte, bitte beherzigen Sie: Was Sie jetzt fahrlässig versäumen bzw.
missachten, kann sich bei Ihnen zeitlebens rächen. Nicht umsonst lautet
eine alte Marathon-Weisheit daher: Ein(e) clevere(r) Läufer(in) muss
warten können!!
Alles Gute für Sie!
Ihr Dr. Ziegler
Laufen & Wadenkrämpfe
LaufReport-Leser Joachim G. fragt:
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
mein aktuelles gesundheitliches Problem stellt sich wie folgt dar: Ich bekomme
immer wieder einen Wadenkrampf, speziell bei den letzten Kilometern eines Marathons
mit erheblichem Höhenunterschied (z.B. Jungfrau-Marathon). Die Konsequenz: Ich
kann erst nach einigen Minuten und nach entsprechender physio-therapeutischer
Hilfe meinen Lauf beenden. Auch Tage danach habe ich noch erhebliche Beschwerden.
Ist dies ein Mineralien-Mangel, ein Stoffwechselproblem oder hat dies ganz andere
Ursachen? Zu meiner Person: Erfahrener Läufer, 54, gut trainiert, muskulös (vielleicht
ist dies das Problem?) & beginne den Marathon auch nicht zu schnell, vielen
Dank im voraus.
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Meist sind es mehrere Ursachen, die bei dem Ihrerseits geschilderten Problem
zusammen kommen. Ich liste daher zunächst einmal ganz grundsätzlich den möglichen
Ursachenkatalog einfach auf, um dann abschließend auf die bei Ihnen wahrscheinlichsten
Ursächlichkeiten einzugehen:
- Überprüfung Ihrer Schuhqualität und der Fußstatik, da zu „weiches“
Schuhwerk und/oder Senk-Knickfüße die Wadenmuskulatur stabilisatorisch über
Gebühr belasten und so die Ihrerseits geschilderte Symptomatik auslösen können,
vor allem bei umfangsbetonten Belastungen. Empfehlung: Umgehender Fuß-Schuh-Check
beim kompetenten Orthopädie-Schuhtechniker, möglichst in Verbindung mit einer
videogestützten Laufanalyse. Zusätzlich sollte im Rahmen einer orthopädischen
Basisuntersuchung auch eine mögliche Beinlängendifferenz ausgeschlossen
werden, wobei aber Beinlängendifferenzen bekanntlich nur unter Alltagsbedingungen
& nicht beim Laufsport (Flugphase) biomechanisch negativ wirksam werden.
- Ihr Hinweis auf das Auftreten der Wadenkrämpfe speziell bei abschüssigem
Profil spricht für eine muskuläre Überforderung durch die profilbedingt
exzentrische Belastung als wichtiger disponierender Faktor. Bedenken Sie
doch bitte: Beim Bergablaufen greift unser Körper automatisch auf nur 30 %
der laufspezifischen Muskulatur zurück im Vgl. zum Bergauflaufen im Sinne
eines Rationalisierungsmechanismus durch Einbeziehung der Schwerkraft. Trainingsmethodisch
und prophylaktisch hilfreich sind daher hier einmal die Variierung des
Laufuntergrunds im Training sowie der Einbau von Bergaufläufen,
wobei das hier gewählte Profil möglichst noch ein Abrollen über die Ferse
zulassen sollte.
- Aus Ihrer Anfrage ging nicht hervor, ob Sie auch Trainingseinheiten im Stadion
mit Spikes absolvieren, was die Wadenmuskulatur dann natürlich bereits im
Wettkampfvorfeld erheblich beanspruchen und so ebenfalls zur geschilderten
Symptomatik beitragen würde.
- Zu eruieren wären auch bei Ihnen evtl. gegebene Stretch-Defizite
im gesamten Unterschenkelbereich, die ja bei Läufern nicht gerade selten anzutreffen
sind.
- Ernährungstechnisch & damit prophylaktisch sollten Sie das Jahr über
auf Magnesium-, Kalium- und Vitamin B1-reiche
Lebensmittel setzen, da gerade diese Mikronährstoffe wichtige Schutzfaktoren
vor muskulärer Übererregbarkeit und Energie-Engpass-Situationen darstellen
und damit die muskuläre Belastbarkeit und den Verletzungs- bzw. Überlastungsschutz
positiv beeinflussen. Der regelmäßig sporttreibende Erwachsenen sollte daher
auf eine tägliche Magnesium-Zufuhr von über 400 mg achten, bei
der Kalium-Zufuhr mindestens 4 - 5 Gramm/Tag erreichen und die Vitamin
B1-Zufuhr auf mindestens 1,6 mg pro
Tag stabilisieren. Als magnesiumreich gelten: Hülsenfrüchte
(Erbsen, Bohnen, Linsen, Soja, Erdnüsse), Basmati-Reis, Fenchel, alle Kohlsorten,
Sonnenblumenkerne, Weizenkeime, Dinkel, Grünkern, Quinoa, Amaranth, Mineralwasser
mit einem Magnesiumgehalt über 100 mg/l, aber auch Molke. Vitamin B1-reiche
Lebensmittel: Generell alle Vollkornprodukte, gleichgültig ob als
Brot, Nudeln oder Getreideflocken, dann auch Weizenkeime, Hefeflocken, Amaranth,
Quinoa, Buchweizen sowie Schweinefleisch, Kalbsleber, Fisch, Hülsenfrüchte
und Kartoffeln. Kalium-reich sind alle Gemüse- & Obst-Sorten,
Trockenfrüchte (v.a. Aprikosen, Datteln, Feigen) sowie Salat. Der Schweißverlust
bezüglich Magnesium liegt im Durchschnitt bei etwa 30 - 40 mg pro Liter, je
nach Körperregion. Vitamine gehen übrigens nicht über den Schweiß verloren,
hier schlägt Stress und reaktiv ein erhöhter Verlust über die Niere negativ
zu Buche. Kaffee-Sorten tragen je nach Röstungsart unterschiedlich
hoch zu einem harntreibenden Effekt bei und damit auch zu entsprechenden Magnesium-,
Kalium- und Vitamin B1-Verlusten über die Niere
bei regelmäßigem Kaffee- & Schwarztee-Konsum. Auch der vielgepriesene
und krebsschützende grüne Tee ist nun einmal ein koffeinhaltiger Schwarztee,
eben nur nicht fermentiert. Auch Alkoholgenuss ist bekanntlich ein Magnesium-
& Vitamin B1-Räuber. Bei Tee- & Kaffeekonsum
zu den Mahlzeiten macht sich zusätzlich ein resorptionsbeeinträchtigender
Effekt durch die Gerbstoffe negativ bemerkbar. Gewöhnen Sie sich daher
an, bei regelmäßigem Kaffee- oder Tee-Konsum konsequent magnesiumreiches Mineralwasser
dazu zu trinken. Vermeiden Sie auch Alkohol am Vortag vor einer Trainingseinheit
und natürlich konsequent vor einem Wettkampf.
Zusammenfassung & Fokussierung auf das für Sie Relevante: Individuelle
Hauptfaktoren für Ihre Wadenprobleme im Schlussbereich eines Ultra-Berglaufs
dürften jetzt bei Ihnen sein:
- Flüssigkeitsdefizite, wobei die geringe Luftfeuchtigkeit in Höhen
über 1800 Metern das Problem generell verschärft. Daher mein Rat: Bereits
frühzeitig mit dem Trinken anfangen, auch ohne Durstgefühl, dabei aber
ganz wichtig: kein Quellwasser verwenden, sondern stets hochwertiges Mineralwasser
zuführen, um so den Schweiß-bedingt hohen Natriumverlust zu kompensieren
und nicht Gefahr zu laufen, das für Gesundheit und mentale Fitness unerlässliche
chemische Gleichgewicht in Blut und Zellen durcheinander zu bringen, ein Problem,
das nicht selten gerade bei Ultras droht.
- Ab sofort & zwar für zunächst 3 Monate täglich eine fixe Magnesium-Kalium-Medikation
einnehmen, wenn Ihre Nierenfunktion okay ist, wovon man bei Ihnen ja ausgehen
darf. Präparate-Empfehlung: Tromcardin® forte Tbl. - 3 x 2 Tabletten pro
Tag, zusätzlich zu den oben angeführten Ernährungsmodifikationen.
- Für zunächst 6 Monate zur gezielten & langfristigen Verbesserung
Ihrer Durchblutungssituation in der Mikro-Strombahn Einnahme von Omega-3-Fettsäuren
in hochdosierter Menge, d.h. im Grammbereich (z.B. Cardiofit® Pulver,
das ebenfalls Kalium & Magnesium enthält, tägliche Dosierung 1 Messbecher
= 750 mg). Nach 3 Monaten, wenn Sie dann Tromcardin® forte gemäß
meiner Empfehlung absetzen können, erhöhen Sie bitte die Cardiofit-Einnahme
auf 2 Messbecher pro Tag als Dauergabe, um dann diese Hochdosis jeweils
4 Wochen vor einem Ultra-Wettkampf stets zu wiederholen.
- Aktuell würde ich Ihnen des weiteren auch einen Labor-Check wärmstens
ans Herz legen, der vor allem enthalten sollte: Das spezifische Muskelenzym
Kreatinkinase, vor allem, wenn Ihre Muskelschmerzen auch bei kürzeren Belastungen
wiederkehren, dann auch: kleines Blutbild, Blutsenkung, Blutzucker, Kalium,
Magnesium, Selen, Ferritin, Homocystein & TSH (Schilddrüsenfunktionsparameter)
– alle Blutwerte bitte nüchtern bestimmen lassen.
Ja, dann viel Erfolg beim Umsetzen meiner Ratschläge und natürlich bald mögliches
beschwerdefreies Laufen wünscht Ihnen
Ihr Dr. med. R. Ziegler
Schlafstörungen nach langen Läufen
Wieder mal habe ich nach einem Marathon die halbe Nacht durchwacht. Die unruhige
Nacht vor langen Wettkämpfen kann ich noch verstehen, aber wieso bin ich
auch danach so aufgedreht und finde keinen Schlaf? LAUFREPORT Leserin Frau G.
L. fragt: Bier trinken hilft nichts, was kann ich noch gegen die Einschlafprobleme
speziell nach langen Läufen machen?
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim rät:
Die Klagen über Einschlafstörungen finden sich nicht selten gerade bei LeistungsläuferInnen,
die wegen Zeit-Engpässen ihre langen Läufe, also Strecken von 20 km und mehr,
in die frühen Abendstunden verlegen müssen. Das gleiche Problem kann übrigens
aber auch bei intensiv bestrittenen Abendwettkämpfen auftreten. Meist rühren
die hier dann beklagten Symptome vom über Gebühr beanspruchten sogenannten sympathischen
Nervensystem her, das mittels seiner hochgefahrenen und damit über die eigentlich
Belastung hinausreichenden längerfristig erhöhten Stresshormon-Spiegeln für
dieses dann zu später Stunde als lästig empfundenen „Aufgedrehtsein“ sorgt.
Ich kann Ihnen hier folgende bewährte Gegenstrategien empfehlen, die Sie bitte
einmal ausprobieren können :
- Nach der Belastung nur kurz frisch machen, umziehen und gleich zur Getränke-
und Nahrungs-Aufnahme schreiten. Gerade abends sollten Sie auf lauwarme bis
warme Getränke (je nach Außentemperatur) zurückgreifen, wie z.B. spezielle
Ayurveda- und Abendkräuter-Tees. Generell haben natürlich koffeinhaltige Getränke
hier keinen Platz. Bei der Speisenauswahl bieten sich u.a. Tryptophan-reiche
Lebensmittel an (die Aminosäure Tryptophan ist bekannt für ihre schlafanstoßende
Wirkung), also z.B. Cashew- und Sonnenblumenkerne, Kalbfleisch, Thunfisch,
Hühnchenbrust, Haferflocken, Weizenkeime oder Emmentaler Käse. Möglichst auf
blähende Speisen wie frisches Brot, Kohlarten oder Hülsenfrüchte verzichten.
Große Eiweißportionen sind wegen des sogenannten thermogenetischen Effekts
auch nicht angezeigt, da die hieraus entstehende stoffwechselanregende Wirkung
sicherlich nicht unbedingt schlafanstoßend wirkt. Die oftmals zu lesende negative
Wirkung von Salatzubereitungen kann ich wissenschaftlich nicht nachvollziehen.
Natürlich dauert hier der Verdauungsvorgang länger als bei Weißmehl-Produkten,
aber solange keine Blähungen entstehen, sei’s drum.
- Nach dem Essen genehmigen Sie sich ruhig ein wohlig-warmes Bad mit entspannend
wirkenden Badezusätzen wie Wacholder oder Rosmarin (ca. 20 Minuten). Diese
„Streicheleinheit für die Seele“ beenden Sie mit lauwarmem bis dezent kühlem
Abduschen, um Ihre Lebensgeister nicht wieder all zu munter zu machen. Von
Kneippschen Wechselduschen mit eiskaltem Wasser sollten Sie hier natürlich
Abstand nehmen.
- Später im Bett üben Sie doch einmal spezielle Atem-Techniken ein mit bewusst
verlängerten Ausatmungsphasen und anschließender entspannter Atempause, solange,
bis Ihr Körper ohne Stress wieder nach Einatmung verlangt.
- Sicherlich besser als das altbekannte Schäfchen Zählen ist die Einbeziehung
einer fertig besprochenen CD („Phantasie-Reise“), die ein harmonisch-entspanntes
Abschalten und Einschlafen sehr gut ermöglicht. Else Müller ist hier ein renommierter
Name, die auch als Buchautorin in der Szene bekannt ist.
- Erlernen von speziellen Yoga- und Entspannungstechniken.
- Alkohol ist hier immer der falsche Freund, zumal seine hypnotische Wirkung
die Freisetzungsdynamik des Wachstumshormons aus der Hirnanhangsdrüse überaus
negativ beeinflussen kann, wodurch die für den Sportler ja so wichtigen Regenerationsprozesse
entsprechend verlangsamt oder kaum ablaufen.
- Wenn Sie auf die beruhigende Wirkung des Hopfens im Bier reflektieren, sind
Sie sicherlich besser beraten, wenn Sie mit entsprechenden pflanzlichen Präparaten
arbeiten. Empfehlenswert wären hier z.B. Luvased®Dragees, die neben Hopfenzapfen-Trockenextrakt
zusätzlich noch Baldrianwurzel-Trockenextrakt enthalten (Dosierung gemäß Packungsbeilage).
Pulshöhen-Varianz
Hallo, ich heiße Heinz und komme aus Thun in der Schweiz. Die langen
Läufe im Training bestreite ich mit ca. 75 Prozent Intensität meiner
maximalen Herzfrequenz. Das sind bei mir 145 Pulsschläge in der Minute.
Nach einer Stunde fällt aber mein Pulswert um rund 10 Schläge.
Werde ich langsamer ohne es zu merken oder ist der Pulsabfall normal?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Grundsätzlich informiert die jeweils auf dem Display Ihres Pulsmessers angezeigte
Herzfrequenz (= Zahl der Herzschläge pro Minute) über das Ausmaß der Herzkreislaufbelastung
zur Realisierung der geforderten Energiebereitstellung und Bewahrung der Energiekonstanz
in der beanspruchten Muskulatur. Je besser dabei die individuelle muskuläre
Stoffwechseltrainiertheit ausgebildet ist, um so niedriger ist dem entsprechend
auch der aktuelle Puls bei identischer Belastung unter vergleichbaren Witterungsbedingungen
und gleichem Alter und Geschlecht. Nicht selten steigt jetzt aber nach einer
gewissen Belastungsdauer trotz gleicher Belastungsintensität (Tempo) der Puls
etwas an, je nach aktuellen Witterungsbedingungen unterschiedlich ausgeprägt.
Dies ist dann meist Ausdruck eines gewissen mittlerweile eingetretenen Flüssigkeitsdefizits
(Schweißproduktion), wodurch die Sauerstofftransportbedingungen in den kleinen
Haargefäßen (Kapillaren) schlechter werden.
Seltener kann es aber auch zu einem Pulsabfall kommen, wie von Ihnen beobachtet,
wofür ursächlich an verschiedene Faktoren zu denken ist:
- Allmählich eintretende Ökonomisierung der energiebereitstellenden Prozesse
in der Muskulatur, eine Situation, die aber typischer Weise bereits nach 10
bis 20 Minuten abgeschlossen ist und im Zusammenhang mit verbesserten Durchblutungsbedingungen
in der Muskulatur zu sehen ist. Die Muskulatur hat jetzt sozusagen ihre optimale
Betriebstemperatur erreicht und die aerobe Energiebereitstellung läuft auf
vollen Touren. Dieser Anpassungsprozess ist allerdings bei niedrigen Außentemperaturen
entsprechend verzögert. Insofern wäre es interessant zu erfahren, ob Ihr Pulsphänomen
nur bei kühlerer Witterung auftritt.
- Je nach individueller Gemüts- und Seelenverfassung zu Beginn des Lauftrainings
kann auch der allmählich greifende Stressabbau durch das lustvolle Laufen
in angenehmer und nicht anstrengender Intensität so auf vegetativem Wege einen
Pulsabfall herbeiführen (psycho-mentale Umstellung).
- Am wahrscheinlichsten erscheint mir allerdings in der Tat eine unbemerkte
Zurücknahme Ihrer Anfangsgeschwindigkeit, wodurch natürlich automatisch der
Beanspruchungsgrad der Muskulatur und ihr Energiebedarf sinkt, was auch den
Stresshormonbedarf reduziert. Um dies zu objektivieren, sollten Sie vielleicht
einmal in einer vermessenen Strecke jeweils Ihre 1000 Meter-Zeiten aufzeichnen
und dann vergleichen.
- Grundsätzlich gehört zu einem gesundheitsbewussten Marathonläufer natürlich
immer auch ein regelmäßiger Gesundheits-Check inklusive Labor, um so unter
anderem mögliche Schilddrüsen- und Mineralstoffdefizite rechtzeitig aufzudecken,
die ja ebenfalls Einfluss auf die Herzfrequenzhöhe unter Belastung nehmen
können.
Mineralstoffverluste beim Laufen
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
da ich beim Laufen sehr stark schwitze, sehe ich nach langen Laufveranstaltungen
(Marathon und aufwärts) immer aus wie eine wandelnde Landkarte (Kleidung
ist mit Salzrändern übersät, bzw. habe ich sehr starke Salzverkrustungen
im Gesicht, an den Armen und Beinen). Dieser starke Salzverlust führt (so
zumindest meine persönliche Empfindung) zum Leistungseinbruch und hat auch
schon Krämpfe verursacht.
So habe ich versucht bei Wettkämpfen möglichst viele Mineralien mit
Hilfe von Elektrolytgetränken zu mir zu nehmen. Nun ist es leider so, dass
auf vielen Laufveranstaltungen solche hochwertigen Getränke, wahrscheinlich
aus Kostengründen, an den Versorgungsstellen nicht angeboten werden. Selbst
einen ausreichende Vorrat mit sich zu führen ist im Wettkampf nicht durchführbar.
Gibt es andere Möglichkeiten genügend Mineralstoffe während des
Wettkampfes zu sich zu nehmen, z.B. in Form von Salztabletten? Mit freundlichen
Grüßen Dr. Andreas N.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Bei der Frage nach dem richtigen Vorgehen bei starkem Schweißverlust während
einer Belastung steht zunächst einmal die bedarfsgerechte Flüssigkeitszufuhr
ganz allgemein im Vordergrund. Dem gegenüber spielt das Problem Mineralverluste
vor allem langfristig eine Rolle und weniger in der Akutphase. Flüssigkeit bedeutet
für uns Menschen Leben, hier der Beweis, schwarz auf weiß:
- Bei einem Flüssigkeitsdefizit von 1 Prozent unseres individuellen Körpergewichts
kommt es bereits unter Alltagsbedingungen zu einer gewissen psycho-mentalen
Leistungsbeeinträchtigung.
- Liegt der Verlust bei 2 Prozent bezogen auf das Körpergewicht führt dieses
Defizit unweigerlich zu einer Beeinträchtigung der Ausdauerleistungsfähigkeit
(aerobe Kapazität), z.B. erkenntlich an einer ungewohnt hohen Herzfrequenz
bei ansonsten identischen Belastungsbedingungen.
- Ab 4 Prozent unter Soll gehen Kraftfähigkeit und Koordination deutlich zurück.
- Ab 5 Prozent treten schwerwiegende gesundheitliche Störungen wie Müdigkeit,
Apathie, Erbrechen, Muskelkrämpfe etc. auf.
- Flüssigkeitsverluste von mehr als 10 Prozent bedeuten akute Lebensgefahr.
- Bei Defiziten zwischen 15 und 20 Prozent des Körpergewichts tritt unweigerlich
der Tod ein, wenn jetzt nicht notfallmäßig interveniert wird.
Leider hinkt unser Durstgefühl immer dem eigentlichen Bedarf hinterher. Was
sollten Sie daher als Lauf-Profi mit vielen Trainings- und Wettkampf-Kilometern
beherzigen:
- Generell muss vor Eintritt des Durstgefühls mit dem Trinken begonnen werden.
Diese Faustregel gilt für Alltag und Sport gleichermaßen.
- Unter Alltagsbedingungen bieten sich vor allem hochwertige Mineralwässer
mit hoher Magnesiumkonzentration (mindestens 100 mg pro Liter) und günstigem
Kalzium-Magnesium-Verhältnis (2:1-Ideal, z.B. im Rosbacher Mineralwasser),
frisch gepresste Säfte und Früchte.
- Während längerer Trainingsläufe und vor allem bei Ultra-Läufen bieten sich
sogenannte isotone oder hypotone Getränke an, was die Aufnahme ins Blut erleichtert.
Erfahrungsgemäß verbessert dabei eine gewisse Kochsalz-Konzentration in der
angebotenen Flüssigkeit die Flüssigkeitsaufnahme im Dünndarm (0.9 % wäre optimal,
da diese Konzentration unseren physiologischen Verhältnissen in der Blutbahn
entspricht). Alte Laufprofis wissen sich hier zu helfen und bessern ihr Lieblingsgetränk
daher mit einer Prise Kochsalz (2 Messerspitzen) auf. Das ist völlig ausreichend.
- Zu warnen ist vor Salztabletten. Sie sind viel zu konzentriert und würden
das Gegenteil bewirken, nämlich nach ihrer Einnahme sogar Flüssigkeit aus
den Blutgefäßen der Darmwand in die freie Darmhöhle ziehen mit fatalen Folgen:
Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen und Durchfälle. Zusätzlich würde so natürlich
das bestehende Flüssigkeitsdefizit in der arbeitenden Muskulatur und in der
Blutbahn weiter verstärkt.
- Faustregel für die Größe des nach einer Belastung noch bestehenden Flüssigkeitsdefizits:
Noch zuzuführende Trinkmenge = Körpergewicht vor dem Lauf abzüglich Körpergewichts
nach dem Lauf und abzüglich 500 bis 900 g (je nach Lauflänge) aus gewonnenem
Oxidationswasser vom Energiestoffwechsel
Jetzt noch ein paar Sätze zur Beanspruchung des Mineralhaushaltes durch schweißintensive
Sportarten:
Neben der reinen Flüssigkeit gehen im Schweiß zusätzlich zu hauptsächlich Salz
(NaCl) auch Magnesium und Kalzium als Mengenelemente sowie die wichtigen Spurenelemente
Kupfer, Selen, Zink und Eisen verloren. Dies wird leider oftmals nicht beachtet
beziehungsweise unterschätzt. Diesen Verlusten muss man aber nicht bereits während
des Wettkampfes begegnen. Im Falle von Magnesium würde auf diesem Wege unerwünscht
der Muskeltonus während des Trainings oder im Wettkampf herabgesetzt und damit
leistungsmindernd beeinflusst. Hier gilt es vielmehr über die tägliche und dabei
wohlüberlegt komponierte hochwertige Ernährung plus hochwertigem Mineralwasser
gesundheitlich-präventive Akzente zu setzen. Bei einem regelmäßigen Trainings-Input
von mehr als 10 Stunden pro Woche ist allerdings eine ausgeglichene Bilanz schwerlich
über eine bewusste Ernährung allein zu gewährleisten, mag sie auch noch so hochwertig
sein. Hier sollte zumindest in der Hochtrainingsphase bzw. während der Wettkampf-Höhepunkte
auf eine Supplementierung mit Köpfchen zurückgegriffen werden. Ich empfehle
hier immer die Beherzigung der Prinzipien der sogenannten orthomolekularen Medizin,
da nur die Einnahme von harmonisch und körpergerecht zusammengesetzten Produkten
in Verbindung mit einer Top-Ernährung den Leistungssportler auf Dauer vor gesundheitlichen
Schäden bewahren kann, wie die Erfahrung lehrt. „Das schwächste Glied in der
Kette bestimmt die Gesamtbelastbarkeit. Vielleicht wissen Sie ja, dass ich bereits
vor 2 Jahren in die Entwicklung eines entsprechend zusammengesetzten Multi-Mikronährstoffpräparates
eingebunden war, das ich guten Gewissens in der Hochbelastungsphase empfehlen
kann (ORTHOLife®SPORT). Die Darreichungsform besteht sportlergerecht aus
Trinkfläschchen, die Dosierung in einem Fläschchen täglich zu einer Mahlzeit.
Durchfälle und Bauchkrämpfe beim Marathon
LAUFREPORT-Leser J. v. S fragt Dr. med. R. Ziegler:
Ich bin 44 und laufe seit 25 Jahren Strecken bis 15 Kilometer. Im Frühjahr
letzten Jahres begann ich erstmals mit dem Training für Halbmarathon und Marathon.
Etwa 30 Minuten nach meinem ersten Halbmarathon im Wettkampf, bei kalter Witterung
lief ich 1:49 h, bekam ich Bauchkrämpfe und anhaltenden Durchfall. Bei meinem
ersten Marathon, bei großer Wärme in 4:05 h gelaufen, bekam ich bereits während
des Rennens, beginnend nach 30 Km heftige Bauchkrämpfe und starke Durchfälle.
Diese hielten auch nach dem Lauf an, waren sogar blutig und ich kam als Notfall
ins Krankenhaus. Eine Darmspiegelung erbrachte keinen schwerwiegenden Befund.
Gibt es aus sportmedizinischer Sicht eine Erklärung für dieses Problem? Welche
Verhaltensmaßnahmen raten Sie mir? Herzlichen Dank für Ihre Mühe.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler antwortet:
Diese doch relativ schwerwiegende Symptomatik spricht am ehesten für die Reaktion
Ihrer Darmschleimhaut auf die von Ihnen wettkampfbedingt erzwungene Blutumverteilung.
Die arbeitende Muskulatur möchte bedarfsgerecht mit Sauerstoff und Nährstoffen
versorgt werden. Da macht der Körper nicht viel Federlesens und stellt den Organen,
die aktuell funktionell nicht gebraucht werden, einfach die Versorgung ab. Das
gilt übrigens auch für die Niere. Daher wäre es sicherlich diagnostisch interessant,
ob sich bei Ihnen nach längeren Wettkämpfen zusätzlich im Urin Eiweiß nachweisen
lässt.
Ein Übriges tut hier Ihre sicherlich nicht unwesentliche psycho-mentale Stressbelastung
unter der Wettkampfsituation, worauf bekanntlich jeder unterschiedlich „gefasst“
reagiert.
Einen weiteren Aspekt gilt es zu beachten: Gerade bei längeren Strecken ist
es unerlässlich und wird so ja auch berechtigter Maßen überall propagiert, Flüssigkeit
zuzuführen und zwar angepasst an das eigene Körpergewicht, das Wettkampftempo
und die aktuelle Witterung. Wenn aber nun dem Dünn- und Dickdarm das Transportmittel
Blut fehlt, kann nichts oder nur marginal resorbiert werden. Die zugeführte,
aber jetzt nicht aufgenommene Flüssigkeit erschwert die Eindickung des Stuhlgangs
im Dickdarm erheblich und es kommt automatisch zu mehr oder weniger ausgeprägten
Durchfallattacken.
Was ist dagegen zu tun:
- Zunächst einmal wäre die Qualität der zugeführten Flüssigkeit zur Diskussion
zu stellen. Wenn die Konzentration zu hoch ist, wird so ein zusätzliches Resorptionshemmnis
aufgebaut und Durchfall ist vorprogrammiert. Versuchen Sie es daher mit hochverdünnten
Lösungen, d.h. weniger als 7-prozentige Zuckerlösungen.
- Prophylaktisch wäre bei Ihnen auch an die Gabe von Apfelpektin (Fertigpräparat
Aplona®, in jeder Apotheke) zu denken, um so den Eindickungsvorgang im
Dickdarm gezielt zu unterstützen.
- Des weiteren sollten Sie natürlich alle Möglichkeiten nutzen, die dazu beitragen,
die Mikrozirkulation in den kleinen Haargefäßen der Darmschleimhaut auch unter
körperlicher Hochbelastung einigermaßen stabil zu halten. Dazu gehört u.a.
als langfristige Maßnahme die Einnahme von sogenannten Omega-3-Fettsäuren
(als Präparat Biomol®Omega-3-Pulver oder als Kapseln Pro-agil®). Dann
wäre es auch einen Versuch wert, akut am Abend vor dem Wettkampf mittels Aspirin®die
Blutklebrigkeit zu reduzieren, sofern Sie dieses Präparat vom Magen her vertragen
und auch sonst bei Ihnen keine weiteren Kontraindikationen gegen die kurzfristige
Einnahme sprechen.
- Insgesamt wären Sie sicherlich im Rahmen Ihres Trainingsaufbaus gut beraten,
Ihren Körper und damit auch Ihren Verdauungstrakt ganz allmählich an die doch
nicht geringe Belastungssituation eines mehrstündigen Laufes unter Wettkampfbedingungen
zu gewöhnen. Daher auch mein abschließender Rat: Bleiben Sie bei Ihrem nächsten
Halbmarathon- oder Marathon-Wettkampf bewusst unter Ihren läuferischen Möglichkeiten
und gehen Sie die Herausforderung piano an. Mit dieser Form der Wettkampfgestaltung
adaptieren Sie auch von der psycho-mentalen Seite besser und führen so Ihren
Organismus als Ganzes und gleichzeitig viel harmonischer an seine individuellen
Grenzen heran.
Erkältung vor dem Marathon. Was tun?
Immer wieder passiert es, man hat gut trainiert, ist voller Zuversicht und
kurz vor dem Marathon stellt sich eine Erkältung ein. Nein, der Infekt lässt
sich nicht ignorieren: die Temperatur ist zu hoch, die Glieder schmerzen, die
Nase trieft, vielleicht auch noch Husten. Und nur noch ganz wenige Tage bis
zum Marathon. Was soll man jetzt machen?
Frage an Dr. med. R. Ziegler - von Frau M. B. vom 05.05.03:
Ich stehe derzeit mitten in der Vorbereitung für einen Marathon. Jetzt hat
mich vor 3 Tagen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, eine fiebrige Erkältung
gepackt, mit Bronchitis und Temperaturen bis 39.5 Grad. Ich musste für 5 Tage
zu Antibiotika greifen. Bin natürlich auch seit Tagen raus aus dem Training
und entsprechend verzweifelt. Sehen Sie noch eine Chance für einen Start ohne
gesundheitliches Risiko ?
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Hierzu gibt es relativ eindeutige ärztliche Vorgaben, die jeder Sportler beherzigen
sollte, um schwerwiegenden gesundheitlichen Schaden mit relativer Sicherheit
von sich fern halten zu können. Das heißt dann im einzelnen:
- Jegliches sportliches Training ist zu unterlassen, solange Fieber
& ausgeprägte Allgemeinsymptome vorhanden sind.
- Leichtes Training frühestens einige Tage nach Abklingen aller Symptome.
- Intensives Training bzw. Wettkampf frühestens 2 Wochen nach
Infektabheilung
Aus der Entfernung kann ich jetzt natürlich nicht entscheiden, seit wann Sie
wieder topfit sind. Auf jeden Fall ist die verbleibende Zeit bis zum Start knapp
bemessen, um das Immunsystem wieder total auf Vordermann zu bringen, das ja
dann nach 42.195 Wettkampfkilometern in Sachen anstehender Regeneration erheblich
gefordert sein wird. Auch wenn es mir als Wettkampfläufer schwer fällt, es zu
sagen: Aus ärztlicher Sicht muss ich bei dieser Infektkonstellation von einem
Marathon-Start abraten. Wie wär’s daher, Sie nehmen nach der beschriebenen Karenzzeit
wieder Ihr Training in gewohnter Weise auf, testen dann relativ kurzfristig
Ihr geplantes Wettkampf-Tempo (im Rahmen eines 10 Kilometer-Volkslaufs), um
auch zu sehen, ob Sie wieder „die Alte“ sind und planen Ihr Debüt bei einem
späteren Marathon.
Hier noch ein paar Tipps für ein stabiles bzw. optimiertes Immunsystem, gerade
nach diesem schweren Infekt bzw. grundsätzlich:
- Veranlassen Sie kurzfristig eine Labor-Untersuchung, speziell bezogen auf
Blutsenkung, Selen, TSH, Ferritin und Homocystein. Die Interpretation der
Werte nehmen Sie dann bitte mit dem behandelnden Arzt vor.
- Sorgen Sie gerade in der wärmer werdenden Jahreszeit ganztags für eine reichliche
Flüssigkeitszufuhr (v.a. Mineralwasser mit einem Magnesiumgehalt über 100
mg/l, frisch gepresste Säfte) und reduzieren Sie Ihren Schwarztee- bzw. Grüntee-
und Kaffee-Konsum auf insgesamt maximal 2 Tassen pro Tag.
- Akut und das mindestens bis zum Wettkampf Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren
(Biomol®Omega 3-Fischölperlen oder Pro-agi®lKps. – 3 Portionen bzw.
3 Kps. täglich zu den Mahlzeiten) kombiniert mit einem orthomolekular ausgerichteten
angepasst dosiertem Mikronährstoff-Komplett-Präparat (z.B. ORTHOLife®SPORT,
1 Trinkfläschchen pro Tag zu einer Hauptmahlzeit). Gerade die speziell in
bestimmten Fischsorten (Wildlachs, Hering, Sardine, Makrele und Thunfisch)
hochkonzentrierten Omega-3-Fettsäuren (dienen hier beim Fisch als „Frostschutzmittel“),
die der menschliche Organismus nicht selbst herstellen kann, machen unsere
Gefäß- und Zellwände gezielt geschmeidiger, was der Durchblutung in der Muskulatur
unter Belastungsbedingungen sowie den im Leistungssport ja vermehrt geforderten
Abwehrzellen optimal und wissenschaftlich gesichert zugute kommt.
Oxidative Belastung und Marathon
Ein Thema ist dies eigentlich das ganze Jahr, aber in Schüben gewinnt es je
nach Region besondere Aktualität, wenn aus den Reihen des Lauftreffs sich ein
Grüppchen an den ersten Marathon heranwagt und aus Unsicherheit oder Euphorie
zum Mitmachen animiert. Wer sollte sich besser nicht überreden lassen? Der Debütant
schwankt: Was verlangt er sich ab? Was tut er sich an? Schnell nehmen Zweifel
überhand. Ah,, jetzt gibt es ja offizielle Vorbereitungskurse, „Ruckzuck zum
Marathon“, schon ist man runter auf drei Monate. Das beruhigt - oder nicht?
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler über Hintergründe und Zusammenhänge, Gesundes
und Unverantwortliches:
Die heute von Präventiv-Medizinern so vehement eingeforderte Lust und Bereitschaft
zu regelmäßigem Sport reflektiert auf die nun einmal genetisch fixierte Abhängigkeit
von Gesundheitsqualität und damit auch Lebenserwartung und körperlicher Aktivität.
Im Klartext: Lieber Zeitgenosse, genannt Mensch, Du bestehst nun einmal
als Startkapital zu mindestens 35 Prozent Deiner Körpermasse (=Deines Körpergewichts)
aus Muskulatur. Also, beweg Dich gefälligst, sonst schrumpft Deine Muskulatur
unweigerlich (1 Prozent pro Jahr bei Menschen jenseits des 30. Lebensjahrs ohne
regelmäßigen Sport) und Du wirst unweigerlich krank am Herzen, am Kreislauf,
am Stoffwechsel, am Immunsystem, an Deiner geistigen Fitness und an Deiner Psyche.
Basta. Andererseits bedeutet vermehrte sportliche Aktivität immer auch Steigerung
des Sauerstoffumsatzes in unseren Zellkraftwerken, den sogenannten Mitochondrien.
Und ca. 5 – 10 Prozent des täglich im Körper umgesetzten Sauerstoffs liefert
als unerwünschte Nebenprodukte nun einmal sogenannte Sauerstoff-Radikale. Das
sind sozusagen neben Kohlendioxid und Wasser die „menschlichen Abgase“, vergleichbar
denen bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen im Kfz-Motor. Diese Radikale
müssen schleunigst unschädlich gemacht werden, um schwerwiegenden Zellschäden
(u.a. im Bereich von Gehirn, Herz und Netzhaut) bis hin zu ausgeprägten Veränderungen
an den Erbanlagen sowie auch einer gesundheitsschädlichen Oxidation von Blutbestandteilen
(z.B. Cholesterin) zuvor zu kommen. Übrigens: Auch unsere allgemeine Stoffwechseltätigkeit,
z.B. beim Umbau der zugeführten Lebensmittel zu körpereigenen Energieträgern
und Strukturen, geht wegen des notwendigen Sauerstoffumsatzes mit einer Radikalbildung
einher. Damit wird klar, dass gerade auch der untätige „Vielfraß“, der selbst
zum Zigarettenholen mit seinem neu erstandenen BMW Cabriolet vorfährt, beim
Umsatz seiner großen Nahrungsrationen mit einer nicht unbedeutenden Entstehung
von Radikalen konfrontiert wird, je nach zugeführter Kalorienmenge pro Tag entsprechend
mehr oder weniger. Ohne körperliches Training trifft diese Radikalbildung jetzt
aber auf einen unvorbereiteten Organismus. Dies scheint übrigens nach neuesten
Forschungsergebnissen auch ein nicht unwesentlicher ursächlicher Faktor für
die höhere Sterblichkeitsrate von Übergewichtigen im Vergleich zu gleichaltrigen
normalgewichtigen Sportlern zu sein. Warum bedeutet nun aber regelmäßiger Sport
einen wissenschaftlich gesicherten Überlebensvorteil, von der höheren Lebensqualität
Tag für Tag gar nicht zu reden. Ganz einfach: Der menschliche Organismus funktioniert
stereotyp nach dem sogenannten „Chamäleon-Prinzip“. Das heißt: Unser Körper
ist in der Lage, faszinierende und nahezu unglaubliche Anpassungsleistungen
zu vollbringen, sofern er die Chance dazu bekommt. Dies gilt im besonderen auch
für die Auseinandersetzung mit den von außen den Körper erreichenden wie auch
mit den im Körper selbst entstehenden Radikalen. Durch regelmäßigen Sport trainiert
unser Körper gezielt seine (über)lebenswichtigen sogenannten anti-oxidativen
Systeme, wodurch die Radikale zunehmend besser abgefangen werden können, bevor
sie Unheil anrichten. Und wie kann nun der Einzelne die Anpassung beschleunigen
bzw. optimieren:
- Der Sportanfänger, gleichgültig in welcher Sportart, sollte seinen Trainingsumfang
bezogen auf Dauer und Intensität nur allmählich steigern.
- Parallel sollte die Ernährungsqualität gezielt optimiert werden, gerade
hinsichtlich Frischkost, Nüssen, frischgepressten Säften, hochwertigen Mineralwässern,
Seefisch, frischen Kräutern, Amaranth, Weizenkeimen etc., um so die Träger
der anti-oxidativen Abwehr (Enzyme, bestimmte Vitamine und Mineralstoffe bzw.
Spurenelemente) vermehrt im Körper zur Verfügung zu stellen.
- Gerade der Sporteinsteiger ist jetzt erfahrungsgemäß nicht selten ein Kandidat
für gezielte Nahrungsergänzung, weil seine Systeme eben noch nicht so trainiert
sind wie beim langjährig Sporttreibenden. Auch der Hochleistungssportler hat
meist auch effektiven Ernährungssupport nötig, weil hier die Radikalbelastung
nun einmal ungleich höher als beim „Distanzsportler“ (= Nichtsportler) oder
Einsteiger ist und daher trotz angepasster Ernährung und antrainiertem Zellschutz
nicht bedarfsgerecht zu reagieren vermag, was sich dann unter anderem in einer
erhöhten Verletzungsanfälligkeit, einer gesteigerten Infektanfälligkeit (mehr
als 3 Infekte pro Jahr) und einer verlängerten Regenerationszeit niederschlagen
kann. Die Einzelkomponenten der richtigen Nahrungsergänzung sind sinnvoller
Weise dann im individuellen vis-a-vis abzustimmen. Gut bewährt hat sich hier
mittlerweile im Sinne einer bilanzierten Diät das orthomolekulare Komplettprodukt
OrthoLife®Sport.
Auf diesem Hintergrund wird jetzt hoffentlich mehr als deutlich, dass es nicht
nur eine medizinische Unverantwortlichkeit, sondern eigentlich gesundheitlicher
Schwachsinn darstellt, sich beispielsweise im Rahmen der augenblicklichen Marathon-Euphorie
einen Stadt-Marathon vorzunehmen, obwohl die aktuelle berufliche und familiäre
Belastung nur ein regelmäßiges wöchentliches Training von maximal 40 oder 50
Kilometern zulässt und den Count down womöglich gerade einmal 3 Monate vor dem
Start beginnen lässt. Um hier richtig verstanden zu werden: ich spreche hier
vom absoluten Einsteiger, der bisher Sport gar nicht betrieben hat oder sich
vielleicht im Urlaub gelegentlich zu einer längeren Wanderung, zu einem Familienausflug
per Rad oder einer Runde Tennis durchgerungen hat. Ich meine hier natürlich
nicht den Quereinsteiger, der zuvor mehrere Jahre Sportarten betrieben hat,
bei denen eine gewisse Grundlagenausdauer zum Rüstzeug gehört. Der wirkliche
Einsteiger wird daher neben den nicht zu unterschätzenden orthopädischen Risiken
zusätzlich mit einer regelmäßig hohen und vom Körper nur schwerlich zu bewältigende
Radikalbelastung (weil eben nicht trainiert) konfrontiert, von der Problematik
während der 5- bis 6-stündigen Wettkampfdauer ganz zu schweigen, die man als
Anfänger mit einem so geringen und kurzfristig anberaumten Wochenkilometer-Schnitt
für die Marathonstrecke in etwa ansetzen muss. Von der Stressbelastung „ich
muss Training und Wettkampf irgendwie packen“, was zusätzliche Radikalbildung
provoziert, ebenfalls nicht zu reden. Hier sei an die alte Läufer-Weisheit erinnert:
„Sport ist eben immer nur so gesund, wie man ihn betreibt!“ Die tägliche Lust-Aktivität,
in welcher Sportart auch immer, oder auch der tägliche (!) stramme Spaziergang
über 30 bis 45 Minuten sind dem gegenüber ideale Vehikel zum Stressabbau und
zum sanften aber effizienten Training der körpereigenen Abwehrsysteme! Natürlich
sind so keine Bestzeiten oder sportliche Top-Leistungen zu erzielen. Aber Lebenszufriedenheit
und körperlich-geistige Gesundheit sind garantiert, probieren Sie es doch einfach
mal aus! Auf die prognostizierten Effekte werden Sie nicht lange warten müssen!
Hoher Puls, trainiere ich richtig?
Laufreport-Leser Matthias D. fragt: Als langjähriger Fußballer habe
ich mit 24 Jahren jetzt den Laufsport entdeckt und plane einen Halbmarathon.
Welche Trainingsempfehlungen können Sie mir hinsichtlich Umfang und Intensität
geben ? Ich trainiere derzeit, Herzfrequenz-gesteuert, 4 bis 5 mal pro Woche
jeweils 60 bis 70 Minuten. Dabei fällt auf, dass ich mich bei niedrigen Intensitäten
(Herzfrequenz zwischen 120 – 130/min.) quasi im gemütlichen Walking wiederfinde.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler antwortet:
Es bietet sich an, Ihre Frage zur besseren Übersichtlichkeit und Verständlichkeit
in mehrere Komplexe zu untergliedern.
- Ihr für einen Laufeinsteiger durchaus ehrgeiziges Ziel, gleich einen Halbmarathon
anzupeilen, setzt eine Top-Gesundheit voraus. Entsprechend sollten Sie sich
umgehend einer sorgfältigen sportmedizinischen Untersuchung unterziehen, inklusive
Belastungs-EKG und Labor-Check vor allem bezogen auf Blutbild, Blutsenkung,
Blutzucker, Schilddrüse, Mineral-Haushalt (Selen, Magnesium, Kalium) und Vitamin-Status
(Homocystein). Gleichzeitig sollten Sie Ihre Ernährungsqualität an Ihr gesteigertes
Regenerationsbedürfnis anpassen, d.h. 5 Portionen Frisch-Obst, Frisch-Gemüse
und Salat pro Tag, nur mageres Fleisch, zweimal pro Woche Seefisch und hochwertige
Fruchtsäfte, Molke sowie magnesiumreiches Mineralwasser sind Pflicht. Denn
bereits versteckte Defizite können natürlich entsprechende Auswirkungen auch
auf Ruhe- und Belastungsherzfrequenz haben.
- Kontrollieren Sie bitte ab sofort regelmäßig morgens gleich nach dem Aufwachen
Ihr Körperfett (sofern eine TANITA-Waage im Haus) und Ihren Morgenpuls. Der
Morgenpuls ist ein idealer Indikator für die sich entwickelnde Ausdauer-Trainiertheit
(Puls fällt), gleichzeitig aber auch für Übertrainiertheit und heraufziehenden
Infekt (Puls steigt). Die Entwicklung des Körperfetts hilft Ernährungsqualität
und trainingsbedingten Umbau der Körperproportionen besser einzuschätzen.
- Nun zu Ihrer wöchentlichen Trainingszyklisierung. Prinzipiell hat sich im
Einsteigerbereich (ich zähle Sie zu den Laufeinsteigern, obwohl Sie ja sportlich
gesehen kein „Greenhorn“ mehr sind) das Belastungsprinzip kurz – mittel –
lang bewährt. Soll heißen, Sie wählen zunächst einmal für 6 Monate 3 Streckenlängen
nach Zeit, in Ihrem Fall sinnvoller weise 30 Minuten, 60 Minuten und 90 Minuten.
Diesen Streckenlängen ordnen Sie die für Sie individuell passenden Intensitäten
gemäß Herzfrequenz zu. Für die Berechnung würde ich bei Ihnen allerdings die
Karvonen-Formel und nicht die reine Altersformel zur Anwendung bringen. Die
Karvonen-Formel bezieht zur besseren Individualisierung den Morgenpuls mit
ein. Für Sie (Morgenpuls von 55 Schlägen pro Minute vorausgesetzt) ergibt
sich damit im aeroben Bereich eine sinnvolle Herzfrequenz-bezogene Belastungsspanne
zwischen 130 bis 180. Nun ordnen Sie wie folgt zu:
- Die 30-Minuten-Strecke absolvieren Sie in einer Herzfrequenz zwischen
165 und 180 (Ein- und Auslaufen nicht vergessen)
- Die 60-Minuten-Strecke bewältigen Sie in einer Herzfrequenz zwischen 145
und 164
- Die 90-Minuten-Strecke spulen Sie mit einer Herzfrequenz zwischen 130
bis 144 herunter.
Es empfiehlt sich Ihren Pausentag jeweils nach der
Kurz- und der Lang-Strecke einzuschieben. Ansonsten bleiben Sie immer im Rhythmus
kurz-mittel-lang, kurz-mittel-lang etc., um so gezielt Ihr Sauerstoffaufnahmevermögen
zu steigern. Unter diesem Training wird sich Ihr Morgenpuls flugs nach unten
bewegen beziehungsweise Sie werden auf den einzelnen Strecken höhere Geschwindigkeiten
erzielen, ohne die jeweilige Herzfrequenz-Zielzone zu verlassen. Entsprechend
lassen Sie sich dann bitte die Karvonen-Formel in ca. 6 Monaten individuell
anpassen. In die 90-Minuten-Strecke bauen Sie bitte in 4 bis 6 Wochen Steigerungen
von 60 bis 90 Sekunden ( 3 bis 6) ein, bei denen Sie langsam steigernd Ihre
Herzfrequenz in Richtung 165 bis 180 hochkitzeln. Damit trainieren Sie optimal
das sogenannte Beharrungsvermögen des Fettstoffwechsels. In einem halben Jahr
sollten Sie erstmals sich an einem Lauf über 1.5 h versuchen, optimale Gesundheit
und nicht zuviel beruflichen Stress vorausgesetzt. Wünschen Sie sich doch zu
Weihnachten das Polar-Pulsmesser-Modell M 51 oder M 52. Damit können Sie über
die im Test kinderleicht zu bestimmende „OwnZone“ Ihren jeweils bestehenden
Stress- bzw. Regenerations-Level in Ihre Belastungssteuerung einbauen, z.B.
wenn Sie gerade im Winter sicher gehen wollen, bestimmte Einheiten wirklich
im regenerativen Bereich zu trainieren. Zusätzlich bieten diese Geräte über
die Bestimmung des „Own Index“ auch die Möglichkeit, exakte Information über
die aktuelle Höhe bzw. die Entwicklung Ihres maximalen Sauerstoffaufnahmevermögens
als Bruttokriterium Ihrer Ausdauerleistungsfähigkeit zu bekommen. –
So, dann darf ich Ihnen abschließend noch viel Spaß und Erfolg beim Umsetzen
meiner Trainingsempfehlungen wünschen und vergessen Sie Ihren Gesundheitscheck
und die bedarfsgerecht angepasste Ernährung nicht!
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