Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler

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Training und Wettkampf

Kreatin-Einnahme im Sport

LaufReport-Leserin Sigrid M. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

ich habe Sie schon oft und immer wieder mit großer Freude auf unserer Fortbildungsveranstaltung in Aachen gehört. Nun wurde ich in meiner Praxis mit einer Frage konfrontiert, die ich gerne an Sie weitergeben möchte: 23jähriger Mann, BMI 25,8 kg/m2 (1,75 m, 79 kg), sportlich aktiv (pro Woche 2x Fußball und 3 x Krafttraining im Fitnessstudio), Bluthochdruck-Patient (180/110 mm Hg), Nierenwerte werden noch untersucht. Medikament wird bereits eingenommen, Blutdruck daher aktuell abgesenkt auf 140/98 mm Hg. Zur Vorgeschichte: Vor einem Jahr für 8 Wochen Krafttraining, in der Aufladephase 3 Wochen lang täglich Einnahme von 30 g Kreatin plus 1 Eiweißshake, anschließend für 5 Wochen täglich 5g Kreatin plus 1 Eiweißshake. Während dieser Zeit Gewichtszunahme auf 85 kg Gewicht. Die Frage, die sich aufdrängt: Kann die Blutdrucksteigerung  mit der Kreatin-Einnahme im Zusammenhang stehen? Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mir hierzu Ihre Einschätzung übermitteln könnten.

Sportmediziner Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Der Beantwortung Ihrer wirklich interessanten Anfrage möchte ich zur besseren Verständlichkeit und Übersichtlichkeit in verschiedene Themenbereiche untergliedern:

So, jetzt hoffe ich, dass ich Ihnen mit meinen Ausführungen ein wenig habe weiterhelfen können.

Herzliche Grüße

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Gymnastik

LaufReport-Leserin Antonia G. fragt:

Lieber Herr Dr. Ziegler,

wie viele andere Läufer auch, habe ich (w, 37 Jahre) bei einer Wochenkilometerzahl von >50 manchmal Probleme mit überlasteten Bändern im Beckenbereich. Seitdem ich aber immer "brav" meine Funktionsgymnastik mache, ist das seltener geworden. Um die Gymnastik noch etwas zu variieren und im Becken noch beweglicher zu werden, habe ich mich gefragt, ob es vielleicht Sinn machen würde, ab und zu mit einem Hula-Hoop-Reifen aus Kindheitstagen zu üben? Oder ist diese kreisende Bewegung für Läufer eher abträglich? Was halten Sie davon? Und welche Literatur würden Sie für Läufergymnastik, Kräftigungsübungen u. ä. empfehlen? Vielen Dank im Voraus.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Bekanntlich geht Laufen als klassische Vertikal-Sportart automatisch mit einer nicht zu unterschätzenden Beanspruchung aller Knochen-, Bindegewebs- und Gelenk-Strukturen einher, speziell im Bereich der Wirbelsäule, der Hüfte und der unteren Extremität. Ursächlich spielen hierfür die sogenannten Bodenreaktionskräfte („Aktion = Reaktion“ - 2. Newtonsches Gesetz) die entscheidende Rolle, ausgelöst durch das abwechselnde Aufkommen beider Fußgewölbe aus einer vorausgeschalteten Flugphase heraus. Hierbei verlieren beide Füße gleichzeitig den Bodenkontakt, zumindest für Millisekunden. Entsprechend vermehrt ist die Aufprallwucht im Vergleich zum normalen Gehen. Die definitive Höhe der resultierenden Bodenreaktionskräfte hängt dann ab von:

Insofern macht es überaus Sinn, die belasteten Strukturen stoffwechselbezogen wie motorisch mit anderen Belastungsreizen zu versorgen, was die Regenerationsdauer verkürzt und die Flexibilität fördert. Der spielerische Einsatz des Hula-Hoop-Reifens kann daher durchaus als gesundheitlich wertvoll angesehen werden. Zusätzlich schwöre ich übrigens seit Jahren auf regelmäßiges Pilates-Training zum gezielten muskulären Aufbau der schrägen Bauchmuskulatur und der tiefen und gelenknahen Rückenmuskulatur. Mit einem täglichen Trainingsprogramm über ca. 15 – 20 Minuten (ich habe hier ein festes Programm mit 11 Übungen) erzielen Sie spürbare Effekte zur gezielten Prävention von läufertypischen Problemen im Bereich von Schulter, Rücken- & Becken. Ein sehr empfehlenswertes Buch ist hier: Pilates für Schulter, Nacken und Rücken der bekannten Pilates-Trainerin und mehrfachen Buchautorin Christiane Wolff.

Alles Gute für Sie weiterhin sowie viel Spaß & Erfolg beim Pilates-Training!!

Laufen & Ganglion am Fußrücken

LaufReport-Leser Ingolf F. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ein kleiner "Notruf in letzter Minute" aus Dresden: Ich (40) möchte am Wochenende Marathon laufen. Die Vorbereitung lief bisher prima, doch nun das: Vor einer Woche beim Laufen leichter Schmerz auf dem linken Fußrücken (unter der Schleife des Schnürsenkels). Nach anfänglichem Ignorieren steht nun fest: Es handelt sich um ein Ganglion (auf dem Spann/ Übergang zum Schienbein, etwas linksseitig in der Nähe der Sehne), fingernagelgroß und nur wenige Millimeter hoch. Die Stelle ist druckempfindlich (leichter Schmerz), aber der Fuß ist voll beweglich. Beim Schnüren der Laufschuhe habe ich danach einfach die oberen beiden Löcher weggelassen - war dadurch auch im Trainingslauf schmerzfrei. Deshalb würde ich mir den Marathon in ein paar Tagen eigentlich zutrauen, aber nun meine Fragen: Riskiere ich womöglich eine Sprunggelenk- bzw. Sehnenscheidenverletzung (weiß nicht genau wo das Ding "dranhängt"), da ja Gelenkflüssigkeit "fehlt"? Halten Sie das Risiko für vertretbar? Beste Grüße aus Dresden und vielen Dank vorab.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Anatomisch-histologisch handelt es sich bei einem Ganglion („Überbein“) um eine einzeln oder mehrfach vorkommende Gallertzyste (besteht v.a. aus Hyaluronsäure), die von Sehnenscheiden oder Gelenkkapseln ausgeht. Typische Lokalisationen eines Überbeins sind die Streckseiten von Handgelenk oder Fußrücken, wie ja bei Ihnen auch gegeben. Immer sollten natürlich differentialdiagnostisch auch andere Ursachen für dieses Erscheinungsbild abgeklärt werden, was bei Ihnen ja durch entsprechende ärztliche Untersuchung und Stellungnahme offensichtlich auch geschehen ist. Wenn nicht, sollten Sie diesbzgl. nach dem Marathon auf jeden Fall nochmals vorstellig werden. Soweit das Grundsätzliche und damit jetzt gleich ohne Umschweife zur Beantwortung Ihrer Fragen:

Vielleicht geht das Ganglion ja unter diesen Maßnahmen komplett zurück bzw. ist nicht mehr schmerzhaft. Die Operation ist durchaus mittelfristig auch eine Option, bewahrt allerdings nicht unbedingt vor dem Wiederkommen (Rezidivrate ca. 25%).

Laufen & Abnehmen

LaufReport-Leserin Jennifer A. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich (21 Jahre, weiblich) habe letztes Jahr auf der Messe des Stuttgarter Zeitungslaufs ihren Vortrag gehört und bin dann mit dem Wissen über Ernährung etc. in ein Marathontraining eingestiegen. Leider habe ich verletzungsbedingt über den Winter nicht laufen können und daher mein Sportpensum durch einen Stepper im Fitnessstudio sowie 2-3x Krafttraining pro Woche ersetzt. Während des Marathontrainings wog ich 52 kg bei 1,68 m Körpergröße. Mein Körperfett lag bei 18 % (laut Fettwaage), bei einem Muskelanteil von 40 kg. Ich bin seit ca. 1 Monat wieder im Training und ab sofort auch wieder in einem Trainingsplan. Seit diesem Monat versuche ich vergeblich mein Körperfett zu reduzieren. Meine Waage zeigt jetzt bei 57 kg 22 % Körperfett an, der Muskelanteil ist auf 38 kg gesunken. Ich möchte aber wieder in Form kommen, um für den angepeilten Halbmarathon leistungsmäßig präsent zu sein. Werde mir auch Ihre Ernährungsbroschüre zukommen lassen. Was gibt’s sonst noch an Tipps zum Abnehmen, ca. 3 kg müssen runter, vielen Dank!

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Wichtiges vorausgeschickt: Durch Sport reduziert man nicht grundsätzlich sein Körperfett, es sei denn, man achtet gleichzeitig auf eine negative Kalorienbilanz. Sport und da im speziellen Ausdauersport sind aber die entscheidenden Weichensteller für einen funktionierenden Fettstoffwechsel. Soll heißen, erst speziell durch Langzeit-Ausdauersport lernt unser Stoffwechsel, konsequent Fettsäuren in den Energiestoffwechsel einzuschleusen. Und zwar in Ruhe- wie unter Belastungsbedingungen. Daher resultiert auch die flapsige Redewendung „im Schlaf abnehmen“. Aber da ist wissenschaftlich sehr viel Wahres dran. Ist doch nun einmal unsere Skelettmuskulatur unser gewichtsmäßig größtes Organ, das in körperlicher Ruhe wie unter Beanspruchung mit Energie versorgt werden muss. Dem entsprechend macht es auch Sinn, die Gesamtmuskelmasse durch gezieltes Kraft- & Kraft-Ausdauertraining aufzubauen bzw. konstant zu halten. In Ihrem Fall wären Bergauf-Läufe ideal. Aber bitte unbedingt beachten: Zunahme der Gesamtmuskelmasse bzw. der ausdauertrainierten Skelettmuskulatur (reichliche Glykogen-Einlagerung) kann durchaus mit Gewichtszunahme einhergehen, was aber vom Verlauf des vorhandenen Körperfetts klar zu trennen ist. Daher genügt zum Gewichtsverlauf im Sport eben nicht die bloße Bestimmung des Body Mass Index (BMI). Er ist bekanntlich nur ein rein rechnerischer Wert, der beim Sportler zwangsläufig in die Irre leiten muss.

Wie sehen nun dem gemäß meine konkreten Ratschläge für Sie aus:

Shin splints - beidseitig

LaufReport-Leser Sören S. fragt:

Mit großem Interesse habe ich in ihren Artikeln gestöbert. Jetzt meine Frage an Sie, da die Ärzte aus meiner näheren Umgebung mir zu meinem aktuellen Problem leider keine befriedigende Therapie-Möglichkeit anbieten können: Ich bin kein ausgesprochener Läufer, meine Hauptsportart ist Fußball. Ich habe mehrmals die Woche Fußballtraining. Wenn der Boden besonders hart ist, z.B. bei Frost oder im Sommer durch Austrocknung, treten bei mir unter besonderer Belastung (Torschuss-Training seitlich, Zweikampftraining, Start-Stopp-Sprints) schleichend beginnend heftige Schmerzen in beiden Schienbein-Innenseiten auf. Die Schmerzen sind teilweise so stark, dass ich das Training sofort abbrechen muss. Ich werde daher zunächst das Training auf harten Böden ganz aussetzen und bei normalen Verhältnissen reduzieren. Weiterhin werde ich durch gezielten Muskelaufbau (ich hatte an "Fuß-Wippen" und sanftes Seilspringen gedacht) die Stützfunktion verbessern und mir wohl oder übel richtig hochwertige, gut gefederte Fußballschuhe kaufen müssen (so zumindest meine Meinung und die meines Arztes). Haben Sie Tipps bezüglich der Behandlung mit Salben bzw. Medikamenten, um einen schnelleren "Heilungserfolg" herbeizuführen? Auch wenn es sicher unvernünftig sein dürfte, so suche ich auch Salben/ Öle, die ich direkt vor einem Spiel/ Training auftragen kann, um die Symptome zu lindern bzw. ganz abstellen zu können. Komplett mit Training und Spielen aufhören ist für mich einfach nicht drin, dann wäre mein Trainingsrückstand zu groß...unvernünftig halt. Mit freundlichen Grüssen!

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Hallo zurück, Ihr Problem ist rein funktionell zu sehen, da es typischerweise symmetrisch an beiden Schienbeinen auftritt. Die Tatsache, dass Ihr Schmerz-Syndrom die Innenseite der Schienbeine betrifft (= sogenanntes mediales Shin-Splint-Syndrom), lässt bei Ihnen als primär verursachendes Problem auf das Vorhandensein von Senk-Knick- oder auch Hohl-Knick-Füßen schließen. Der bei Ihnen hier offensichtlich überlastete Muskel (M. tibialis posterior = hinterer Schienbeinmuskel) wird daher auch als „Anti-Plattfuß-Muskel“ bezeichnet, da er bei seiner Kontraktion den inneren Fußrand anhebt bzw. anzuheben versucht. Bei einem ausgeprägten Senk-Knick-Fuß wird er entsprechend auf Dauer überfordert und „jault auf“, besonders, wenn zusätzlich belastende Bodenverhältnisse, wie beschrieben, dazu kommen. Sie sollten sich daher umgehend den Händen eines Vertikalsport-erfahrenen orthopädischen Schuhmachermeisters anvertrauen, der meine Verdachtsdiagnose dann über eine videogestütze Laufanalyse sicherlich bestätigen wird. Resultierend erhalten Sie dann entsprechend gearbeitete Weichschaum-Einlagen mit Anti-Pronationsstütze (= Supinationskeil). Sollte es sich bei Ihnen um ausgeprägte Fußstatik-Defizite handeln, empfiehlt es sich dann auch im Alltag Einlagen zu tragen. Ist hier jetzt ursächlich der Hund begraben, dürften Sie relativ schnell wieder beschwerdefrei trainieren können bzw. die Symptomatik sollte dann auch nicht mehr auftreten. Aufgepasst: Sporteinlagen für Fußballschuhe bitte genau anpassen lassen (beim Abholen also Ihre Schuhe mitbringen!) und jede Saison bedarf es auch einer Erneuerung der Einlagen. Sälbchen, Wässerchen & Tröpfchen helfen hier wenig, auch nicht vorbeugend. Sinnvoll wäre vielmehr parallel eine gezielte Kräftigung Ihrer kurzen Fußmuskeln, was durch regelmäßiges barfuß laufen und vor allem durch sogenanntes Fußrobben erreicht wird. D.h. es gilt sich barfuß, und zwar ohne Wippen und Hochspringen, allein durch intensives Einkrallen in den Boden von der Stelle und nach vorne zu bewegen. Ergänzend hat sich bei meinen Patienten die hochdosierte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bewährt (z. B. Biomol Omega-3-power Pulver – wohlschmeckend nussig), um so effektiv und gezielt die individuelle Schmerzschwelle zu harmonisieren und gleichzeitig die muskuläre Durchblutung auch unter Belastungsbedingungen zu stabilisieren. Die empfohlene Dosierung, versuchsweise zunächst einmal für eine Saison, lautet hier: Täglich 2 x 2 Messbecher in Flüssigkeit oder Milch bzw. Milchprodukte, nach dem Essen. Alles Gute von dieser Stelle!!

Laufen & Unterbauchschmerz

LaufReport Leserin Maria fragt:

Ich bin 16 Jahre alt und trainiere 400m und 400m-Hürden auf einer Sportschule. Seit einem Monat habe ich nach schnellen Tempoläufen und nach 400m beim Wettkampf starke Unterleibsschmerzen. Wenn ich sie bekomme, kann ich nichts weiter dagegen tun, als mich auf dem Boden seitlich zu krümmen. In der Regel halten sie 15 - 20 Minuten an und dann ist alles wieder so, als wäre nichts gewesen. Beim Gynäkologen war ich auch schon. Hier konnte nichts festgestellt werden. Bei einer Blutabnahme, die erst vor kurzem stattfand, stellte man Eisenmangel fest. Haben Sie eine Vermutung, was als Ursache in Frage kommen kann, vielen Dank vorab?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zwar haben Sie nicht erwähnt, seit wann Sie leistungsorientiert trainieren. Zumindest aber traten die geschilderten Beschwerden ja offensichtlich nicht von Anfang an auf und sie haben keinen Bezug zu Ihrer Regelblutung. Insofern muss es sich um ein erworbenes Problem handeln. Gottlob ist bei Ihnen gynäkologisch alles in Ordnung. Daher empfehle ich bei Ihnen folgendes weiteres Vorgehen:

Alles Gute!

Laufen & Leistungsstagnation

LaufReport-Leser Martin Sch. fragt:

Bin 40 und laufe seit ca. zwei Jahren regelmäßig, d.h. 3-4mal pro Woche. Ursprünglich habe ich mit dem Laufen begonnen, um Gewicht zu verlieren & um zumindest 1mal einen Halbmarathon zu absolvieren. Beides habe ich nach ca. 6 Monaten erfolgreich geschafft. Ich habe rund 20 kg Gewicht verloren und habe nun einen BMI von 22 und der erste "Halbe" endete sofort bei 1: 47 Std. Seitdem trainiere ich zwar nicht ganz strikt nach Plan, jedoch sehr regelmäßig. Meine Laufleistung beträgt derzeit ca. 50 km/Woche, wobei ich sonntags immer einen langen ruhigen Lauf über 20 km einlege. In der Woche variiere ich je nach Zeit zwischen 10 - 15 km je Einheit mit angepasstem Tempo. Diese Laufeinheiten liegen jedoch allesamt im Bereich des Mischstoffwechsels, leicht unterhalb der anaeroben Schwelle (gemäß durchgeführter Laktat-Leistungsdiagnostik). Seit dem ersten "Halben" habe ich mich weitere sechs Monate später mit diesem Training auf 1:36 Std. gesteigert. Ich war begeistert. Nun habe ich in den letzten 12 Monaten 3 weitere "Halbe" und auch einige 10 km Läufe absolviert, alle ohne Zeitverbesserung. Was können Sie an Ursachenforschung betreiben?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal großes Kompliment meinerseits zu Ihrer Trainingskonsequenz und Ihrer zielgerichteten Vorgehensweise, nachdem ja zunächst primär gesundheitliche Gründe Sie zu einem regelmäßigen Lauftraining animiert haben. Ihre Leistungsstagnation kann mehrere Gründe haben, wobei ich schwerwiegende gesundheitliche Faktoren bei Ihnen eigentlich ausschließen kann, nachdem Sie ja von keinen schwerwiegenden Krankheitssymptomen oder dergleichen berichtet haben. Im einzelnen gilt es daher folgende Aspekte zu bedenken bzw. zu hinterfragen:

Ja, dann hoffe ich, dass demnächst Ihre Leistungskurve wieder ansteigt, toi, toi, toi.

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Seitenstechen

LaufReport-Leser Charlie K. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

bei mir tritt im Wettkampf immer wieder Seitenstechen auf, v.a. bei Bergab-Passagen und/oder auch bei hohem Tempo, aber nie bergauf. Da hilft ja leider immer nur Tempo rausnehmen oder gehen. Lässt sich da trainingsmethodisch etwas erreichen oder was gibt’s sonst noch an Tipps, um dieses Problem in den Griff  zu bekommen?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler  rät:

Sie schneiden hier ein hochinteressantes Thema an, wobei im Einzelfall selbst Spezialisten uneins über die Primärursache sind. Zunächst einmal gilt es zu unterscheiden, ob Seitenstechen links oder rechts auftritt, wozu Sie sich ja leider nicht konkret geäußert hatten.

Bei jeder Form von Seitenstechen, ist es erst einmal vorhanden, kann man als Akut-Intervention versuchen, zumindest die Durchblutungsbedingungen für das Zwerchfell  durch konsequentes Aufrichten des Oberkörpers bei  gleichzeitig erhoben gehaltenen Armen zu verbessern.
Ihr v.a. bei hohem Tempo bzw. bei Bergab-Passagen auftretendes Seitenstechen spricht für einen ursächlichen Zusammenhang mit vermehrtem Luftschlucken. Testen Sie daher die hierzu meinerseits offerierten Tipps, die Ihnen hoffentlich helfen werden, Ihr Problem besser in den Griff zu bekommen. Toi, toi, toi !

Sportlicher Gruß

Ihr Dr. med. R. Ziegler

Schwimmen als Ausgleichssport

LaufReport-Leser Michael M. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

mit großem Interesse verfolge ich Ihre online-Sprechstunde bei LaufReport.de. Ich bin 49, wiege 72 kg bei 1,81 m. Laufe seit 10 Jahren, Marathon-Bestzeit 3:33 h, 10 km 42:30, HM 1:32: 25 km 1:58 h. Eine vor wenigen Tagen durchgeführte kardiologische Komplett-Untersuchung ergab beste Werte. Ich laufe konstant 5 x die Woche mit 60-95 km insgesamt, nehme 1 x die Woche an einem Spinning-Kurs teil, führe 2 x wöchentlich ein Stabilisationsprogramm durch & zusätzlich 1 x wöchentlich ein Ganzkörper-Krafttraining. Lange Rede, kurzer Sinn: Ist Brustschwimmen als Ergänzung zu meinem Sportprogramm sinnvoll? Reicht hier 1x wöchentlich eine halbe Stunde? Kraulen müsste ich erst lernen und wahrscheinlich lange üben, mein Zeitbudget für Sport ist jedoch erschöpft. Vielen Dank im voraus.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Schwimmen ganz allgemein beansprucht andere Muskelgruppen als die Vertikalsportart Laufen. Vorteile bzgl. Regenerationsoptimierung sehe ich beim Schwimmen nicht zuletzt durch das Fehlen der Bodenreaktionskräfte, was insofern als Schutz vor Überlastungsproblemen bis zur Verhütung von Ermüdungsbrüchen zu werten ist. Sie setzen allerdings den Schwimmpart bei 30 Minuten pro Woche ja nicht als zusätzliche Komponente zur Verbesserung Ihrer allgemeinen Grundlagenausdauer ein. Dafür ist der Input einfach zu gering, zumindest schadet "das bisschen Schwimmen" nicht. Sie werden sich durch dieses marginale Einbeziehen aber auch nicht viel anders fühlen. Sehen Sie es daher einfach als motorisches Alternativprogramm plus Wohlfühlfaktor an. Wenn Sie das Element Wasser allerdings gezielt für Ihr laufspezifisches Trainingsprogramm nutzen wollen, wäre Aqua Jogging angezeigt. Da aber Ihr Zeitbudget für sportliche Aktivitäten bereits ausgefüllt ist, wäre nur zu erwägen, evtl. regenerative Einheiten, gerade nach Wettkämpfen, als lockeres Aqua Jogging über jeweils 15 - 20 Minuten zu absolvieren.

Alles Gute weiterhin & hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen

Ihr Dr. med. Rudolf Ziegler

Laufen & Magenprobleme

LaufReport-Leser Günter K. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler, ich verfolge gerne Ihre Tipps in LaufReport.de. Heute möchte ich mich selbst mit einer Frage an Sie wenden: 48 Jahre alt, seit 15 Jahren Läufer, recht regelmäßig, im Schnitt ca. 45 – 60 km pro Woche. Ich bestreite meist ca. 10 Wettkämpfe pro Jahr, vorwiegend Halbmarathon (ca. 1:40 h), einmal im Jahr, meist im Herbst, auch einen Marathon, zuletzt ca. 4 Stunden. Die Freude an den Marathons, die ich läuferisch gut bewältige, wird leider meist dadurch getrübt, dass mein Magen mir folgende Probleme bereitet: Am Ende und nach langen Wettkampfdistanzen (mehr als 30 km) muss ich mich nach der Flüssigkeitsaufnahme übergeben, desgleichen nach dem Lauf, auch bei festen Speisen. Erst nach 2-3 Stunden kann ich wieder normal trinken, wobei ich zunächst säuerliche Getränke, z.B. Grapefruitsaft-Schorle, am besten vertrage. Ich habe eine hohe Transpiration, die Probleme  treten auch bei höheren Temperaturen schneller auf als bei kühlem Wetter. Diverse Versuche, z.B. mehr trinken (Wasser, isotonische Getränke), brachten keinen Erfolg. Teilweise hatte ich sogar den Eindruck, dass sich die geschilderte Symptomatik bei höherer Flüssigkeitsaufnahme eher einstellt. Ansonsten bin ich gesund und nehme auch keine Medikamente ein.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Gerade bei Ausdauer-Sportarten mit hohen Umfängen und unterschiedlichen Intensitäten kommt es stets zu nicht unerheblichen Blutumverteilungen und zwar weg von den vegetativen Organen hin zur arbeitenden Muskulatur, die ja nun einmal als unser gewichtsmäßig größtes Organ und dann v.a. unter Belastung wie ein Blutschwamm wirkt. Damit wird Ihre Schleimhautdurchblutung Ihres Magen-Darmtraktes quasi stillgelegt. Die Auswirkungen haben Sie leidvoll erfahren und eindrucksvoll geschildert. Wohlgemerkt, hier handelt es sich nicht um ein Krankheitsbild, sondern um eine vegetativ überschießende Reaktion, die im Zusammenhang mit der zwangsläufig gegebenen Stressreaktion (hormonell-nerval) bei Ihnen eben zu einer kleinen „bauchbezogenen Katastrophe“ führt. Was ist Ihnen jetzt aus meiner langjährigen Sportmediziner-Sicht zu raten:

Alles Gute einstweilen & hoffentlich auf bald wieder beschwerdefreie „Ausläufe“!

Ihr Dr. Ziegler

Oberschenkelschmerzen bei langen Läufe

Stellvertretend für viele LAUFREPORT-Leser Zuschriften, die Fragen von Christoph. O. zu den beim Laufen langer Strecken häufig auftretenden Problemen:

... die erste Hälfte des 100 km Laufs in Biel bin ich wohl zu schnell angegangen: Km 50 passierte ich in 4h40'. Ab dann verhärtete sich die vordere Oberschenkel-Muskulatur zusehends. Die km 70-80 stellten mich echt vor die Probe. Das Gefälle hinunter nach Arch konnte ich nur langsam hinter mich bringen. Ich hatte nebst Schmerzen Angst, dass sich bei einem Forcieren Krämpfe einstellen könnten. Ich wurde in dieser Phase von einigen LäuferInnen überholt, die scheinbar locker das Ganze wegsteckten.

Vielleicht findet jemand von euch Zeit, mir bei Gelegenheit die folgenden, damit in Zusammenhang stehenden Fragen zu beantworten:

Hätte ich aus eurer Erfahrung trotz Schmerzen das geplante Tempo von ca. 5'45''/km durchziehen können bzw. sollen oder bestand tatsächlich die Gefahr, dass ich mit der verhärteten Oberschenkelmuskulatur Krämpfe erhalten könnte? Was ist der Grund für die Verhärtung und was kann ich zukünftig dagegen unternehmen?

Liebe Grüsse aus Zürich
Christoph

Zu diesen erheblichen Schmerzen an beiden Oberschenkeln, die dann meist auch in den Tagen danach noch anhalten - das Zentrum des Beschwerdebildes liegt im vorderen und inneren Oberschenkelbereich - gibt es Erklärungen für die Ursache und sportmedizinische Tipps und Ratschläge zur Therapie und Prophylaxe im Folgenden.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Nun, unsere Vorwärtsbewegung beim Gehen und Laufen wird im wesentlichen über die beiden sogenannten Muskuli iliopsoas realisiert, die das Spielbein bei jedem Schritt nach oben ziehen, indem sie, ausstrahlend von der Innenseite der Beckenschaufel und den Querfortsätzen der Lendenwirbelsäule, an der Innenseite des Oberschenkels an einem Knochenvorsprung (Trochanter minor) des Oberschenkelknochens ansetzen. Unterstützt wird diese Bewegung durch die beiden vierköpfigen Oberschenkelvorderseitenmuskeln (Muskuli quadrizeps), die im Hüftgelenk beugen und im Kniegelenk strecken. Für jedermann nachvollziehbar geht nun einmal eine stundenlange ununterbrochene Laufleistung einher mit einer nicht unerheblichen Stoffwechselbelastung in Kombination mit einer massiven mechanischen Beanspruchung. Letztere logisch erklärbar über die massiven Bodenreaktionskräfte, was als Tribut an die lauftypische Flugphase zu interpretieren ist. Im Gegensatz zum Gehen verlieren beim Laufen nun einmal beide Füße gleichzeitig die Bodenhaftung, zumindest im Millisekundenbereich, bis sie dann abwechselnd wieder aufsetzen. So bekommt abwechselnd und unsanft die Muskulatur des betreffenden Beines immer wieder Kontakt mit dem jeweiligen Untergrund, der bei Ultraläufen leider größtenteils aus Asphalt oder Beton besteht. Die Ihrerseits angegebene Symptomatik ist m.E. daher zunächst einmal im Kontext mit der beschriebenen Belastungskonstellation zu sehen. Das Ausmaß der Beschwerden ist dabei in jedem Einzelfall immer abhängig von :

Entsprechend bieten sich aus meiner langjährigen sportmedizinischen Sicht folgende Maßnahmen als erfolgversprechende Gegenstrategien an:

  1. Sorgfältiger sportorthopädischer Check, der auch seinen Namen verdient, zum Ausschluss von generell bestehenden anatomisch bedingten oder akut erworbenen funktionellen Beinlängen-Differenzen sowie Objektivierung der individuell vorhandenen Fußstatik (mittels videogestützter Laufanalyse), woraus sich ein gekonntes Gesamtkonzept bzgl. richtiger Schuhwahl und passender Einlagenversorgung schneidern lässt. Zu beachten: Auch die beste Einlage hält bei regelmäßigem Lauftraining maximal 1.5 Jahre, beim „Schwergewicht“ (> 80 kg) entsprechend kürzer.
  2. Konsequent „anti-entzündliche Stimmung“ im Körper induzieren durch gezielte Zufuhr-Erhöhung bzgl. der sogenannten Omega-3-Fettsäuren. Dies gelingt am besten über täglich praktizierten Verzehr von Salat und Grüngemüse sowie von mindestens zweimaligen Seefisch-Konsum pro Woche. Neben ihrer wissenschaftlich erwiesenen Reduzierung von Schmerzempfindlichkeit und schmerzfördernden Entzündungsneigung ist über diese Omega-3-Fettsäuren auch ein positiver Effekt auf die muskuläre Durchblutung erzielbar, was die laufspezifisch beanspruchte Muskulatur auf höhere Belastbarkeit trimmt. Bei chronischer Fisch-Abstinenz ist die Zufuhr der anti-entzündlich und schmerzmodulierend wirkenden Omega-3-Fettsäuren mittels Nahrungsergänzungspräparat problemlos realisierbar, z.B. mittels Biomol Omega-3 Pulver, in den wohlschmeckenden Geschmacksrichtungen Ananas, Walnuss oder Milchkaffee. Die empfohlene Dosierung: 2 x täglich 1 Messbecher, alternativ in Flüssigkeit oder Trink-Joghurt, jeweils zu den Mahlzeiten. Wer die Omega-3-Fettsäuren lieber in Kapselform favorisiert, kann auf Pro-agil Kapseln zurückgreifen, die Einnahme empfiehlt sich dann für 3 Monate, täglich 3 x 1 Kapsel jeweils zu den Mahlzeiten. Unter dem Aspekt einer positiven Auswirkung hinsichtlich eines anstehenden Ultra-Wettkampfs sollte spätestens 2 Monate vorher mit der Supplementierung begonnen werden. Gute Erfahrungen habe ich auch mit der zusätzlichen Gabe eines Brennessel-Extraktes in Kapselform (Hox alpha Kapseln, 3 x täglich 1 Kapsel) gemacht, die dann ebenfalls langfristig im Vorfeld zu einem Wettkampf zum Einsatz kommen sollten, also z.B. 3 – 5 Wochen.
  3. Besteht erhöhtes Körperfett, d.h. beim Mann Körperfett  > 18 % des Körpergewichts und bei der Frau > 25 % des Körpergewichts, so könnte auch eine differenzierte Körperfett-Reduktion zur Limitierung der Bodenreaktionskräfte beitragen und so das Beschwerde-Ausmaß während und nach der Belastung vermindern.
  4. Ananas-Liebhaber sind aufgefordert, täglich 1 Baby-Ananas zu verdrücken, beginnend spätestens die letzten 4 Wochen vor dem Start. Bei der Baby-Ananas ist gerade auch der Strunk gut essbar und nicht holzig, wobei ja gerade diesem Fruchtbestandteil durch seinen Reichtum an Bromelain spezielle entzündungshemmende Effekte nachgesagt werden.
  5. An körpereigenen Substanzen, die im Muskel als Schutzfaktoren vor Muskelkater und Überlastungsbeschwerden eine wichtige Rolle spielen, wären u.a. L-Carnitin, Coenzym Q 10, a-Liponsäure und Taurin zu nennen. Diese Wirkstoffe sind bis auf a-Liponsäure als sportlergerechte Nahrungsergänzung im orthomolekular überlegt komponierten Präparat Orthomol Sport enthalten, das sich zusätzlich ja auch durch weitere präventiv wirksame Mikronährstoffe auszeichnet.
  6. Versuchsweise sollte auch der Einsatz eines anti-entzündlich und schmerzbekämpfend effektiv wirksamen Medikamentes wie Deltaran 400 mg in Tablettenform erwogen werden, das bzgl. Magen-Darm-Trakt-Verträglichkeit und Wirksamkeit übrigens zu den besten dieser Wirkstoffklasse gehört. Die empfohlene Dosierung  beträgt hier 1 bis 2 Tabletten am Vortag des Wettkampfs, wobei die Einnahme am Wettkampftag und auch einige Tage darüber hinaus problemlos wiederholt werden kann. Das letzte Wort hat hier aber natürlich immer der behandelnde Arzt.

Ja, dann bleibt nur noch zu hoffen, dass meine Tipps zu zukünftig beschwerdefreien Wettkämpfen auch über längere Distanzen beitragen werden. Toi, toi, toi & gutes Gelingen wünscht Ihnen

Ihr Dr. Ziegler

Marathon für Laufanfänger

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich bin 36 Jahre alt, und war bis vor einem Monat ca 20 Jahre lang Kettenraucher bis zu 2 Schachteln täglich, ich habe 15 kg Übergewicht und ca. 3 Jahre kein Sport betrieben, vorher Fussball. Ich habe das Training Anfang April für den Berlinmarathon der im September diesen Jahres stattfindet begonnen. Die 10 Km laufe ich in 62 Minuten.

Meine Frage an Sie:"Ist es mit meiner Vorgeschichte überhaupt möglich in einer Vorbereitungszeit von 5-6 Monaten, einen Marathon zu laufen, und wie sind die gesundheitlichen Risiken einzuschätzen, was sollte ich diesbezüglich auf jeden Fall beachten."

Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichem Gruß
Markus K.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Mann oh Mann, haben Sie Ziele !! Mal ehrlich, wenn Sie einen Sprachkurs buchen, möchten Sie doch auch nicht gleich in der Landessprache ein Buch verfassen, oder ? Würde mich schon interessieren, wer Ihnen diesen gesundheitlich wahrlich massiv gefährlichen Lauf-Floh ins Ohr gesetzt hat. So, jetzt aber schön der Reihe nach:

  1. Belastungs-EKG unter standardisierten Bedingungen und ärztlicher Kontrolle, am besten als Fahrrad-Ergometrie und zwar bis zur Ausbelastung. Denn nur so lassen sich mögliche organische Einschränkungen Ihrer Herzdurchblutung mit einer gewissen Sicherheit ausschließen. Entsprechend wird ärztlicherseits dabei auf den Verlauf Ihrer EKG-Kurve, den Herz-Rhythmus und die Entwicklung von Blutdruck und Herzfrequenz unter steigender Belastung geachtet und analysiert. Einschränkend muss festgehalten werden, dass unter Fahrrad-Bedingungen pro Zeiteinheit ja nun einmal weniger Muskelmasse beansprucht wird als beim Laufen (es sei denn, es handelt sich bei Ihnen um Jan Ullrich oder Lance Armstrong). Insofern werden Sie auf dem Rad nicht die Herzfrequenz-Höhe erreichen wie auf dem Laufband oder beim Lauf-Feldtest. Die Belastung auf dem Ergometer sollte mit einer Wattzahl begonnen werden, die Ihrem Gesamtkörpergewicht entspricht und dann alle 2 Minuten gesteigert werden. Auch als völlig Untrainierter müssten Sie übrigens in der Endstufe 3 Watt pro kg Körpergewicht „packen“, abzüglich von jeweils einem Watt pro Lebensjahr über 30. Medizinisch-gesundheitlich interessant ist zusätzlich auch Ihr Herzfrequenz-bezogenes Erholverhalten nach Belastungsabbruch. Hier sollte sich Ihre Herzfrequenz (= Zahl der Herzschläge pro Minute) nach 2 Minuten mindestens um 40 Schläge vom Maximalwert nach unten bewegt haben. Andernfalls muss bei Ihnen unbedingt eine weiterführende Diagnostik veranlasst werden.
  2. Messung der Vitalkapazität & der 1-Sekunden-Kapazität (als grober Anhalt für Ihre Lungen-Dehnbarkeit und Ihre Bronchienweite)
  3. Bestimmung des Taille-Hüfte-Quotienten (Messung des Taillen-Umfanges dividiert durch den Hüftumfang auf Höhe des seitlichen Knochenvorsprungs am Oberschenkel): Der Wert sollte beim gesunden Mann auf jeden Fall < 1 sein, sonst sind Sie absolut als Risikokandidat für Zucker-Krankheit, schwächelnde Infektabwehr, Herzinfarkt und Schlaganfall einzustufen.
  4. Wichtige Laborwerte wären TSH, Homocystein, Gesamt-Eiweiß, C-reaktives Protein, Magnesium, Gesamt-Cholesterin, LDL, HDL, Triglyceride, Nüchtern-Blutzucker, BKS, Kreatinin, Harnsäure und kleines Blutbild.
  5. Zahn- & Mandel-Check: Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie nicht irgendwo einen schwelenden Entzündungsherd im Körper haben, speziell Zähne und die Gaumenmandeln sind dafür prädestiniert. Sollten Sie bei einer solchen Entzündungsproblematik mit dem Leistungstraining beginnen, spielen Sie ohne Frage mit Ihrem Leben.
  6. Zur Reduzierung bzw. Objektivierung der zu erwartenden orthopädischen Belastung wären Sie zudem gut beraten, sich bzgl. der individuell passenden Laufschuhe (auch unter Berücksichtigung Ihres Übergewichts) in einem Fachgeschäft zu beraten (Adresse in Ihrer Nähe finden Sie im LAUFREPORT oder unter www.lex-laufexperten.de). Hier oder bei einem Orthopäden Ihrer Wahl wäre auch die Notwendigkeit einer Einlagenverordnung zu klären.

Zusammenfassung: Lassen Sie sich dies bitte von einem „alten Laufhasen“, der schon zigtausend Laufkilometer in den Knochen hat, gesagt sein: Marathon ist nie und nimmer eine gesunde Sportart und schon gar kein Lust-Trip für einen wild gewordenen Asphalt-Cowboy. Das Lauftraining in ruhigem Tempo über Stunden hat sicher seine absolut gesundheitlich positiven Seiten, wenn man es nicht verbissen betreibt und eben die meisten Laufkilometer auf weichem und nicht abschüssigem Untergrund absolviert. Aber wer macht das schon ? Und dann nicht zu vergessen der gesundheitlich wichtige Aspekt der Radikal-Überflutung des Körpers durch das stundenlange Laufen. Alle Altersforscher sind sich hier mittlerweile einig: Wir altern vom Kopf her („unsere Birne wird weich“) und zwar besonders schnell bei einem Missverhältnis zwischen schützendem anti-oxidativem Schutzwall und im Körper vorhandenen hochreaktiven Verbindungen (Radikale). Und bitte bedenken Sie: Mindestens 5 % des Sauerstoffs, den Sie pro Zeiteinheit umsetzen, liefert eben Sauerstoff-Radikale. Und zwar zusätzlich zur unausweichlichen Radikalbelastung durch UV-Licht, kosmische Strahlen, Auto-Abgase etc.. Sie sollten daher unbedingt ein mindestens 2-jähriges mit Köpfchen aufgebautes Ausdauer-Training mit Ausgleichskomponenten einplanen, um dann das Abenteuer „Marathon“ ohne Fracksausen angehen zu können. Also: Ordern Sie einen behutsam aufgebauten Marathonplan und zwar für Ihren ersten Marathon im Jahre 2006 und testen Sie zuvor Ihr Stehvermögen bei einem Halbmarathon im Herbst 2005. Dann macht das Ganze gesundheitlich Sinn, sofern es denn bei Ihnen partout Marathon sein muss. Und logo: Gesundheitlich informierte Marathonis laufen natürlich keinen Marathon bei einem Körperfett-Gehalt über 20 Prozent (auf den Mann bezogen). Das tun sie Ihrem kostbaren Körper doch auf keinen Fall an. Denn wir Menschlein haben doch nur die eine Gesundheit und die ist bekannter Maßen kostbar. Toi, toi, toi für Ihre weitere Läufer-Karriere !

Marathontraining & Fieber

Marathonläuferin R. B. fragt: Lieber Herr Dr. Ziegler,
seit 10 Tagen habe ich mein Marathontraining wegen einer fieberhaften Grippe unterbrechen müssen. Es fing mit starken Halsschmerzen an, zusätzlich hatte ich 3 Tage lang 39 Grad Fieber und dann kam noch eine Nasennebenhöhlenentzündung hinzu. Jetzt bin ich genau 5 Tage fieberfrei und habe auch keine Schmerzen mehr in den Nasennebenhöhlen. Aber ich fühle ich mich immer noch sehr schlapp. Ich sehe mein Ziel den Marathon unter 3 Std. zu laufen dahinschmelzen. Meine Frage an Sie: Wann kann ich wieder loslegen mit dem Marathon-Training? Der Marathon (Deutsche Marathon Meisterschaften in Hannover) ist bereits am 2. Mai! Ich habe Angst vor einer Herzmuskelentzündung, wenn ich zu früh anfange!

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Hallo liebe & so erfolgreiche Marathona,
ich werde versuchen, Ihnen aus der Entfernung und auch ohne genaue Kenntnisse hinsichtlich Ihrer Ernährung, Ihrer früheren und aktuellen Labor-Ergebnisse, Ihres Impfstatus etc. ein paar praxisrelevante Tipps mit auf den weiteren sportlichen Erfolgsweg zu geben:

Toi, toi, toi für Sie am 02. Mai & mögen die Tipps natürlich anschlagen !

Hoher Puls im Wettkampf

LAUFREPORT-Leser Martin B.  fragt: Ich habe ein Problem mit meinem Wettkampfpuls. Dieser ist bei gleichem Tempo generell höher als im Training. Während ich einen Trainingslauf bei 130 Schlägen im lockeren 6 min/km-Tempo absolviere, ist nach dem Start zum Marathon mein Puls schon über 150. Ignoriere ich den Puls und orientiere mich am Lauftempo, dann gehe ich im Wettkampf nach 2,5 bis 3 Stunden bei einem Puls um 170 regelmäßig ein. Laufe ich stur nach der Herzfrequenz, bin ich pro Kilometer eine Minute langsamer als im Training. Was soll ich machen?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Bereits die Vorstartphase vor einem Wettkampf bedeutet immer einen erhöhten Stressreiz für den Gesamtorganismus. Die logische Konsequenz: Über die persönliche psycho-mentale Vorstellungswelt kommt es auch ohne definitive muskuläre Belastung zu einer verstärkten Aktivierung des vegetativen Nervensystem sowie gleichzeitig auch zu einer erhöhten Präsenz von Stresshormonen in Ihrem Blutsystem (Adrenalin, Cortisol, Schilddrüsenhormon, Glukagon etc.). Ihr Organismus wird sozusagen eingestimmt auf die Dinge, die da zwangsläufig kommen werden. Dies erklärt unter anderem auch die im Vergleich zu Ihrem normalen Training erhöhte Herzfrequenz (Herzfrequenz = Zahl der Herzschläge pro Minute). Würde man im Blut jetzt z.B. auch die Blutzucker- und Fettsäure-Konzentrationen messen, so wären beide im Vergleich zum Ruhestand natürlich ebenfalls erhöht. Ursache: Der Körper mobilisiert seine Reserven.

Offensichtlich gehören Sie zu den Menschen, die trotz gewisser Erfahrung im Bereich Marathon immer noch recht nervös dem Startschuss entgegenfiebern und mit hohem Stresslevel „touren“. In Ihrem Falle ist es daher unerlässlich, Ihre aktuell unter verschieden intensiven Belastungsbedingungen ablaufenden Stoffwechselprozesse mittels Laktat-Test genauer zu objektivieren. Im Gegensatz zur Herzfrequenz, die ja nur ein indirektes Guckloch-Prinzip für das jeweilige Stoffwechselgeschehen in der beanspruchten Muskulatur darstellt, ermöglicht die Geschwindigkeit der Laktat-Bildung in der Muskulatur und der resultierende Laktat-Nachweis im Blut doch ein wesentlich genaueres Nachvollziehen Ihrer aktuellen Stoffwechselbeanspruchung (im Vergleich zur reinen Herzfrequenzmessung). Unter der Vorstellung, dass Sie sich ja auch hier wieder in einer Test- und Überwachungssituation befinden, dürften Sie ein vergleichbares Herzfrequenzverhalten wie im Wettkampf bieten, das jetzt aber wegen der parallel mitlaufenden Laktat-Bestimmung ein dann wirklich objektives Stoffwechsel-Bild liefert. Ihr offensichtlich überschießend reagierendes Stress-System wird jetzt über die Laktatmessung sozusagen demaskiert. Für einen aussagekräftigen Laktat-Test ist es jetzt aber unerlässlich, wichtige Rahmenbedingungen wie Tageszeit, Sportart-Spezifität, Ausgeruhtheit und gefüllte Zuckerspeicher in der Laufmuskulatur vor dem eigentlichen Test zu standardisieren. Dazu werden Sie aber von guten Instituten im Vorfeld genau beraten.

Zu Ihrer gesundheitlichen Sicherheit würde ich aber zusätzlich noch ein paar Labor-Untersuchungen durchführen lassen, wobei ich jetzt die Ratschläge leider in Unkenntnis Ihres Alters geben muss. Denn Sie wissen ja die alte Sportmediziner-Gewissheit: „Sport ist nicht primär gesund, sondern immer nur so gesund, wie man ihn betreibt !“

Im einzelnen sollten Sie daher noch bestimmen lassen:

Alles Gute weiterhin !

Laufen im Kindesalter

Unser Enkel wird bald 7 Jahre alt und möchte öfters an unserem Freizeitjoggen teilnehmen. Meine Frau und ich laufen 5 - 6 km auf einer Waldrunde, unterbrochen von Gymnastikeinheiten, in insgesamt 45-60 Minuten. Im Sommer 3 – 4 mal, im Winter 2 – 3 mal wöchentlich. Meine Frage ist, wie und in welcher Form ein Kind in diesem Alter sportlich belastbar ist? Der Junge ist in gutem körperlichen Zustand und sportlich veranlagt. Gibt es bestimmte Verhaltensregeln oder sind besondere Maßnahmen erforderlich?
Mit sportlichen Gruß M. C.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal Glückwunsch an den Enkel für das Privileg, in einer solch sportlichen Familie groß werden zu dürfen. Gilt es doch zu bedenken, dass in Deutschland mittlerweile jedes vierte Kind echt übergewichtig ist und dies mit steigender Tendenz. Und so ist es nun einmal im richtigen Leben: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr !“ Die Quittung: Unser Energiestoffwechsel gerät völlig aus dem Takt, wir haben aktuell 5 Millionen Diabetiker allein in Deutschland, die WHO rechnet hier mit einer Verdopplung in den nächsten 10 Jahren.

Um es in diesem Zusammenhang noch einmal klar sportmedizinisch-wissenschaftlich herauszustellen: Aus regelmäßiger sportlicher Betätigung rekrutiert jeder Mensch in jedem Alter primär eigentlich keinen gesundheitlichen Zusatz-Nutzen. Nein, nein, die Sache ist viel dramatischer: Regelmäßige körperliche Aktivität ist uns quasi genetisch diktiert als Basis-Voraussetzung für unser körperliches, geistiges und psychisches Wohlbefinden. Der Steinzeit-Mensch musste unter hohem muskulären Einsatz seinen Nahrungserwerb und sein Überleben sichern. Der Mensch der Moderne (nach wie vor ausgerüstet mit Steinzeit-Genen !!!) muss Sport treiben, um überhaupt organisch zu überleben.

Genetisch sind wir übrigens ausgelegt für täglich 10 Kilometer Gehen, Walken, Joggen oder Rennen. Entsprechend spricht sportmedizinisch primär nichts gegen die dem Enkel gegenüber abverlangte Belastungsdichte, vor allem bei diesen niedrigen Intensitäten und der offensichtlichen Tatsache, dass es dem Kleinen Riesenspaß macht, mit den Großeltern aktiv zu sein.

Allerdings gilt es zu berücksichtigen:

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