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Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?Fragen und Antworten zur Lauftherapie |
von Wolfgang W. Schüler im September 2022 |
Gleich zu Fragen und Antworten zur Lauftherapie - Teil 1 - Teil 2 - Teil 3
"Laufen hilft" - so steht es auf einem T-Shirt des Deutschen Lauftherapiezentrum (DLZ). Es hilft, leistungsfähig und gesund zu bleiben, oder erst zu werden, ja gar ein zufriedeneres, besseres Leben zu führen. Die meisten von uns haben das so oder so an sich erfahren. Und immer mehr möchten ihre gewonnene Lauf- und Lebensfreude auch in den Dienst ihrer Mitmenschen stellen. Doch mit welchem Konzept, mit welcher Sicherheit?
Die höchste Gesundheitsqualifikation, die Läufer/innen im Rahmen einer Laufausbildung erwerben können, ist die zum/zur Lauftherapeut/in. Womit sie im Trend liegen. Denn gab es in den 1990er Jahren, dem Beginn der Lauftherapie-Ausbildung in Deutschland, zunächst nur einen Anbieter, so ist deren Zahl in 2022 auf vier gestiegen. Um das zu vermitteln, was Läufer/innen dazu befähigt, Anfänger/innen bestmöglich an das langsame, gesundheitsorientierte Laufen heranzuführen. Ganz im Sinne des (Berufs-) Verbandes der Lauftherapeuten (VDL), dessen Motto wie folgt lautet: "Lauftherapie - Vitalität, Ausgeglichenheit, Lebensfreude".
Die vorliegende Serie führt in drei Teilen in die Lauftherapie ein und gibt anhand häufig gestellter Fragen einen Überblick. Sie spannt dabei einen Bogen von "Was ist Lauftherapie?" bis hin zu "Ist Lauftherapeut/in' auch etwas für Dich?". Die Antworten sind der Neuerscheinung "Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich? FAQs - Best Practices - Ausbildung" (Hildesheim, Arete-Verlag, 164 Seiten) entnommen. Diesen folgen im Buch zwei Dutzend Berichte namhafter Praktiker/innen, die die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten der Lauftherapie im öffentlichen und klinischen Bereich aufzeigen. Der Herausgeber des Buches ist Wolfgang W. Schüler, Jg. 1958, Pädagoge, Lauftherapeut, Dozent und Autor. |
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Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?Fragen und Antworten zur Lauftherapie (Teil 1) |
Die am weitest verbreitete Definition von Lauftherapie bezeichnet diese als "ein ganzheitlicher, unspezifischer Weg zur Prophylaxe und Behandlung von Beeinträchtigungen im physischen und psychischen Bereich" (Deutsches Lauftherapiezentrum/DLZ).
"Ganzheitlich" deshalb, weil Laufen immer die ganze Person betrifft, nicht isoliert etwa nur den Körper oder die Psyche. "Unspezifisch", weil Laufen nicht auf ein ganz spezielles Problem abgestimmt, sondern von breitem Wirkungsgrad ist, bildlich gesprochen "viele Fliegen mit einer Klappe schlägt" (J. Grell). "Prophylaktisch", weil Laufen in regelmäßiger und angemessener Dosierung Beeinträchtigungen im körperlichen und im seelischen Bereich vorbeugt. "Behandlung", weil Lauftherapie vielfältig in therapeutischen Programmen einsetzbar ist. "Die Indikationen ergeben sich aus den jeweiligen Fachbereichen der Medizin und der Psychologie" (R. Ammenwerth).
Trotz ihrer Wirkungen auf die Psyche ist die Lauftherapie zunächst als eine Körpertherapie zu verstehen. "Laufen wirkt, für sich allein genommen, über den Körper auf Körper und Psyche". Eingebettet "jedoch als eine Methode in ein schlüssiges, aufeinander abgestimmtes psychotherapeutisches Gesamtbehandlungskonzept", erscheint es "vertretbar, Lauftherapie als eine psychotherapeutische Technik anzusehen" (U. Bartmann).
Lauftherapie lässt sich in die große Gruppe der Bewegungs- bzw. Sporttherapien einreihen. Sie erfüllt Aufgaben des Gesundheits- und Rehablilitationssports.
Als "Vater der Lauftherapie" in Deutschland, ja Europa, gilt Prof. Dr. Alexander Weber, Jg. 1937. Der Diplom-Psychologe und Pädagoge, bis 2002 Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Empirische Pädagogik/Pädagogische Psychologie an der Universität Paderborn konzipierte seit Anfang der 1980er Jahre das "Paderborner Modell der Lauftherapie" und machte es lehr- und lernbar. Im Gesamtpaket von Forschung, Praxis, Institutionalisierung (Deutsches Lauftherapiezentrum/DLZ), Ausbildung und Schrifttum hat er 40 Jahre lang lauftherapeutisch wegbereitend gewirkt. Er erhielt im September 2021 den Horst-Milde-Award, ein vom Forum für Sportgeschichte, Berlin vergebener Ehrenpreis zur Würdigung von Lebensleistungen für den Laufsport.
Neben Weber gibt es eine Reihe weiterer Persönlichkeiten, die die Idee der Lauftherapie in Theorie und Praxis befördert haben. Im bloßen Blick auf die Ausbildung von Lauftherapeut:innen sind hier Prof. Dr. Ulrich Bartmann, Jg. 1948 (ehem. Lehrstuhlinhaber an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt) und Prof. Dr. Sabine Mertel, Jg. 1964 (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst / HAWK Hildesheim) zu nennen.
Die Aussage, dass Laufen bzw. Lauftherapie - ja, moderat ausgeübte ausdauernde Bewegung insgesamt - positiv auf die Gesundheit wirkt, hat wissenschaftliche Gültigkeit erlangt. In den letzten Jahrzehnten konnte die Forschung in voneinander unabhängiger und in kaum mehr zu überblickendem Umfang international übereinstimmende Ergebnisse hierzu vorlegen, die von Metastudien bestätigt werden.
Kaum eine Bewegungs- bzw. Sportart ist so umfassend und intensiv hinsichtlich ihrer körperlichen und seelischen Effekte beforscht worden wie das ausdauernde Laufen. Auch wenn in manchen Unterbereichen noch Forschungsbedarf besteht, bewegen wir uns insgesamt auf sicherem Terrain, d. h. jenseits von Wunschdenken und Spekulation.
Die Zielsetzung ist davon abhängig, ob sie der Prävention, der Therapie oder der Rehabilitation dienen soll. Lauftherapie wird bei verschiedenen Klienten/Patienten, in unterschiedlichen Praxisfeldern und isoliert oder eingebunden in ein (interdisziplinäres) Gesamtbehandlungsprogramm eingesetzt, um bestimmte körperliche und/oder seelische Ursachen bzw. Symptome zu reduzieren bzw. zu beseitigen.
Hierzu zählen: Bewegungsmangel, Kurzatmigkeit, Vitalitätsschwäche, Müdigkeit, lange Regeneration, Herzschwäche, koronare Herzkrankheit, Durchblutungsstörungen, nicht organisch bedingter Bluthochdruck, Lungenerkrankungen, Immunschwäche, Fettstoffwechselstörungen, erhöhter Blutzuckerspiegel, Darmträgheit, Übergewicht, Kopfschmerz und Migräne, Menstruations- und klimakterische Beschwerden, Muskelschwäche, psychogene Beschwerden am Bewegungsapparat (z. B. Verspannungen), funktionelle Störungen des Bewegungsapparates (z. B. Rückenbeschwerden), mangelndes bzw. fehlendes Körperbewusstsein, geringes Selbstwertgefühl, mangelndes Wohlbefinden, mangelnde Konzentration und geistige Leistungsfähigkeit, seelische Erschöpfung, Stimmungslabilität und Gereiztheit, Nervosität und Unruhe, Schlafstörungen, Stress, Hilflosigkeitsgefühle, leichtere Formen von Depressionen und Angstzuständen, Alkohol-, Nikotin- und Drogenabhängigkeit, Medikamentenmissbrauch.
In der Lauftherapie finden bestimmte konstitutive Elemente des Sports Ausschluss: Spezialisierung, Höchstleistung und Wettkampf. Ihre Ausrichtung liegt nur insoweit in der Förderung körperlicher Leistungs- und Widerstandsfähigkeit, als sie der Erhaltung, Wiederherstellung bzw. graduellen Absicherung von Gesundheit und Wohlbefinden dient. Wichtig dabei: die richtige Dosierung der Bewegungsaktivität.
Es gibt verschiedene Theorie- und Praxiskonzepte der Lauftherapie. Das am weitest verbreitete Konzept ist das "Paderborner Modell der Lauftherapie" (DLZ). In der Durchführung des Laufens selbst bestehen große Ähnlichkeiten. Die Laufprogramme - weit überwiegend in Gruppen praktiziert - gründen auf Zeit- anstatt auf Streckenvorgaben. Weil Strecken eher zu flotterem Tempo verleiten - nach dem Motto "Das bringe ich schnell hinter mich" - als Minuten, die ungeachtet des Tempos gleichbleiben. Dementsprechend wechseln sich Lauf- und Gehminuten in bestimmter Anzahl miteinander ab, wobei mit fortschreitender Übung die Laufphasen zu- und die Gehphasen abnehmen. Der Körper (Herz-Kreislauf-System und Bewegungsapparat) erhält dabei ausreichend Zeit zur Anpassung; die Laufleistung wird schrittweise und stressfrei aufgebaut. Wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich die gewünschten positiven Wirkungen und Empfindungen einstellen können.
Abgerundet wird das Laufen von Kräftigungs- und Dehnübungen, von individueller Beratung und Gruppengesprächen. Je nach Erfordernissen und Zielsetzungen gelangen die Laufanfänger:innen nach einer bestimmten Wochenzahl und in der Regel bei zwei Laufeinheiten pro Woche zu 30 Laufminuten am Stück. Eine begleitete Fortsetzung, von Klienten meist gewünscht, ist möglich; dem Konzept des Anfängerkurses ist das eines Fortgeschrittenenkurses (60 Laufminuten) nachgeschaltet.
Vor dem Beginn der Lauftherapie wird von den Lauftherapeut:innen eine Diagnostik (Vorliegen von Indikationen, Ausschluss von Kontraindikationen) durchgeführt, in ihrem Verlauf erfolgt die Behandlungskontrolle und am Ende steht die Messung des Erfolgs. Hierfür finden sich verschiedene Instrumentarien.
Die Lauftherapie kann je nach Indikation für sich alleinstehen. Dies betrifft leichtere Formen der Beeinträchtigungen körperlicher und seelischer Art. Dagegen wird sie bei ausgeprägten Krankheits- bzw. Störungsbildern nur in Kombination mit anderen therapeutischen Behandlungsmaßnahmen aus Medizin und Psychologie von dort(!) ihre Legitimation erhalten, und zwar als ergänzende bzw. flankierende Maßnahme. Gegebenenfalls ist sie grundsätzlich kontraindiziert.
Auch wenn die Lauftherapie von breitem Wirkungsgrad und vielfältig anwendbar ist, stellt sie kein Allheilmittel dar. Entsprechend formuliert Ulrich Bartmann: "Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, ist geneigt, alles zu Nägeln zu machen."
Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?Fragen und Antworten zur Lauftherapie (Teil 2) |
von Wolfgang W. Schüler im September 2022 |
Die Lauftherapie hat in wenigen Jahrzehnten einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erlangt. Als Begriff und Methode hat sie Eingang gefunden sowohl in die Laufszene als auch in Fachkreise. Letztes zeigt sich u. a. daran, dass sie Teil der Angebotspalette von Facheinrichtungen geworden ist. Auch bezuschussen einige Krankenkassen die Kursgebühren ihrer Mitglieder, die an offenen Laufkursen als Maßnahme der Prävention teilnehmen. Wiederum hat die Bundesagentur für Arbeit die Maßnahme Lauf-Coaching für Langzeitarbeitslose in Hamburg zertifiziert. Die Beispiele ließen sich fortführen.
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Mit dem Deutschen Lauftherapiezentrum war die VIACTIV Krankenkasse in Bochum (ehemals BKK vor Ort) eine direkte Kooperation eingegangen und hat u. a. gemeinsam mit Prof. Weber im Oktober 2016 eine zweitägige Fachtagung zur Lauftherapie ausgerichtet. Die Ausbildung von Prof. Bartmann wurde von der Bayerischen Psychotherapeutenkammer zertifiziert und bringt Psycholog:innen und Ärzt:innen Fortbildungspunkte im Rahmen ihrer Weiterbildungsverpflichtung. Die Ausbildung von Prof. Mertel wurde von der Ärztekammer Niedersachsen anerkannt. Der (Berufs-) "Verband der Lauftherapeuten" ist Mitglied des "Dachverband Freie Gesundheitsberufe" als "ein Zusammenschluss von Berufsverbänden, der sich für eine qualifizierte Berufsausübung in Gesundheitsberufen auf dem freien Markt einsetzt. Alle assoziierten Gesundheitsexperten sind entsprechend den Qualitätsstandards der Freien Gesundheitsberufe zertifiziert" (FG Dachverband). |
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Der Autor im T-Shirt des (Berufs-) "Verband der Lauftherapeuten (VDL)", dessen Gründungsmitglied er ist. Der Verband wurde 1994 gegründet. |
Gewiss sind weitere Anstrengungen zur fachlichen Anerkennung der Lauftherapie zu unternehmen, doch ist das bisher Erreichte für einen "Newcomer" aller Ehren wert.
Individual- und Gruppenprozesse anzuleiten, zu beobachten und durch hilfreiche Gespräche zu begleiten, stellt an die Durchführenden weitreichende Anforderungen. Weil in der Lauftherapie "sowohl körperorientiert als auch personen- und sozialbezogen gearbeitet wird - wobei stets der ganze Mensch in seiner körperlichen und geistigen und emotionalen Gestalt im Blickpunkt sein sollte - müssen Lauftherapeuten hochqualifiziert sein" (A. Weber). Die von unqualifiziert betriebener Therapie bzw. unqualifizierten Therapeuten ausgehenden Gefahren liegen auf der Hand.
Lauftherapeut:innen sind im medizinischen bzw. psychosozialen Bereich beheimatet. Im Grundberuf wirken sie u. a. als Erzieher:innen, Sozialarbeiter:innen/Sozialpädagog:innen, Lehrer:innen, Pädagog:innen, Psycholog:innen, Ärzt:innen, Krankenpfleger:innen, Krankengymnast:innen sowie Arbeits- und Berufstherapeut:innen.
Selbstredend sind Lauftherapeut:innen regelmäßige Läufer:innen. "Gerade für das Verstehen der Erlebnisdimension Laufen - und hier insbesondere der Veränderungsprozesse, die durch Laufen in Gang gesetzt werden - ist unabdingbar, [ ] dass sie die Veränderungen durch Laufen nicht lediglich an sich erfahren, sondern tiefgreifend erlebt und sehr bewusst registriert haben" (A. Weber).
Auch wenn einzelne Praktiker:innen diese beiden Standbeine (Grundberuf, Läufer:in-Sein) für gute lauftherapeutische Arbeit nutzen, ist grundsätzlich zu empfehlen, zusätzlich die Lauftherapie-Ausbildung zu absolvieren. Man muss das Rad der Lauftherapie für sich selbst nicht neu erfinden, und wer die Ausbildung erfahren hat, schätzt den großen Erkenntnisgewinn sowie die offen stehende Tür zur Community der Lauftherapeut:innen. Nicht zuletzt ist das Zertifikat Lauftherapeut:in der beglaubigte, nach außen wirksame Nachweis der eigenen Kompetenz in diesem Bereich.
Es gibt in Deutschland mittlerweile vier Ausbildungsträger, die eine Weiterbildung zum/zur Lauftherapeut:in anbieten, und zwar berufsbegleitend an Wochenenden für die Dauer von mindestens einem dreiviertel Jahr. Das Deutsche Lauftherapiezentrum (DLZ) ist nicht mehr unter ihnen; es stellte in 2022 seine 1988 begonnene Arbeit ein. Dafür treten gegenwärtig zwei neue Anbieter auf den Plan. Insgesamt handelt es sich um:
Um Näheres über die einzelnen Ausbildungsträger und ihre Angebote zu erfahren, empfiehlt sich der Blick auf deren Websites und die persönliche Kontaktaufnahme.
Man darf von den etablierten Ausbildungen vieles erwarten, nur eines nicht: kochbuchartige Rezepte für den schnellen Gebrauch. Die Ausbildungen verstehen sich nicht als bloße Aneignung von Wissen und Techniken, sondern als ein Prozess der Bildung und Persönlichkeitsentwicklung, der Einnahme einer Haltung zu den Klienten, die zentriert, einfühlsam, respektvoll, im Ergebnis auf Hilfe zur Selbsthilfe angelegt ist. In der Umsetzung heißt das, dass nicht nur bei dem/der Einzelnen, sondern auch bei der Ausbildungsgruppe förderliche Ressourcen freigesetzt werden, damit wachstumsorientierte Dynamiken sich entfalten können.
Die Inhalte und Themen der Ausbildungen selbst orientieren sich an der Praxis und sind wissenschaftlich fundiert. Sie stammen u. a. aus der Medizin, Physiotherapie, Trainingslehre, Psychologie, Pädagogik, Gruppendynamik und Kommunikation. Hospitationen geben Einblicke in die Praxis, ein eigenes Praxisprojekt ermöglicht Vertiefung und Fragen zum Marketing helfen bei der Klärung des zukünftigen eigenen Profils. Hierfür stehen interdisziplinär besetzte Dozenten-Teams zur Verfügung.
Die etablierten Ausbildungen werden hoch bewertet. Dies zeigt sich bereits an der steten Auslastung der Ausbildungskurse, entscheidend aber an den Rückmeldungen der Absolvent:innen bei Ausbildungsabschluss. Hierzu einige Stimmen, die aus einem Kurs am Deutschen Lauftherapiezentrum (DLZ) stammen:
Für 18 Monate zur Ausbildung zu kommen, erschien mir anfangs als große Herausforderung. Nun erscheint es mir als die noch größere Herausforderung, hierauf verzichten zu müssen. [ ] Ich habe jede Sekunde [ ] genossen." - "Es war immer wieder erstaunlich für mich, [ ] wie kompetent die einzelnen Dozenten waren und mit viel Engagement der Unterricht vorbereitet und rübergebracht wurde." - "Im Kurs sind sich Menschen begegnet mit einer Leidenschaft und einer Idee [ ]. Das DLZ hat uns den Rahmen gegeben, die Dozenten viele Inspirationen." - "Dem interdisziplinären Dozententeam [ ] gelang es, nicht nur unseren Horizont, sondern auch den Blick auf das eigene Leben zu weiten. [ ] Und eines war uns Schülern und den Dozenten gemeinsam: Wir laufen alle fürs Leben gern!"
In drei Jahrzehnten wurden in Deutschland etwa 800 Lauftherapeut:innen DLZ, dgvt und HAWK ausgebildet. Die allermeisten drängte es danach in die Praxis. Selbstredend sind von ihnen nicht mehr alle aktiv. Nach eigener Einschätzung - statistische Erhebungen fehlen hierzu - praktiziert zur Zeit jede:r Fünfte:r aller Ausgebildeten. Insofern ist die Lauftherapie nach wie vor ein Feld, das reichlich Verwirklichungschancen bietet und lokale "Konkurrenz" - sofern man sie befürchtet - kaum zulässt.
Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?Fragen und Antworten zur Lauftherapie (Teil 3) |
von Wolfgang W. Schüler im September 2022 |
Viele Lauftherapeut:innen schaffen sich neben ihrem Grundberuf ein zweites Standbein, eine Nebentätigkeit, einen Nebenverdienst. Sie bieten Lauftherapie- bzw. Gesundheitslaufkurse in eigener Regie an bzw. treten als freie Mitarbeiter:innen in den Dienst von Freizeit-, Sport-, Bildungs-, Erziehungs- und Therapieeinrichtungen.
Andere, sowohl Selbstständige als auch Angestellte, bringen ihr Laufangebot direkt an ihrem Arbeitsplatz ein und sorgen für eine Erweiterung des dort bestehenden Behandlungsrahmens. So findet sich die Lauftherapie als ergänzendes Angebot z. B. in medizinischen und psychotherapeutischen Praxen, Kliniken, Reha-Zentren und Heimen. Nicht mit dem Anspruch finanzieller Mehrwertbildung, sondern aus fachlichen Erwägungen.
Schließlich gründen zunehmend mehr Absolvent:innen sog. "Laufschulen" und loten ihre Möglichkeiten eines beruflichen Teil- oder Komplettumstiegs aus, einige haben ihn bereits vollzogen. Dabei wird die Lauftherapie häufig in ein erweitertes Bewegungsangebot eingebunden, das von Nordic Walking über Anfänger- und Fortgeschrittenenlaufkurse, Langstreckencoachings bis hin zu Entspannungsverfahren und Ernährungsberatung reichen kann.
Seitdem sich Sportvereine dem Ziel der Prävention und Gesundheitsförderung stärker verschrieben haben, findet man vereinzelt auch in ihnen Lauftherapeut:innen, meist Mitglieder dieser Vereine. Sie führen mit ihren Laufkursen Laufanfänger:innen behutsam an Bewegung und/oder Sport im Verein heran und räumen dabei manche Stolpersteine des Beginnstadiums, insbesondere bei gesundheitlicher Beeinträchtigung, aus dem Weg.
Daneben gibt es auch jene Absolvent:innen, die die Ausbildung "nur" mal so für sich machen, zur eigenen persönlichen Weiterbildung, Weiterentwicklung und Zufriedenheit.
All das zeigt, wie vielfältig und individuell die persönlichen Wege nach der Ausbildung sein können. Wobei auffällt, dass über die Jahrzehnte neue Berufsgruppen die Lauftherapie für sich entdeckt haben. Z. B. laufende Pfarrer:innen, die anschließend in ihren Gemeinden Meditative Laufkurse anbieten.
Die eigene Leidenschaft für das Laufen zu teilen und es in den Dienst der Gesundheit Anderer (Kunden, Klienten, Patienten) zu stellen, ist in der Regel beglückend. Auch da, wo der organisatorische Aufwand oder der Umgang mit speziellen Patientengruppen viel von einem fordern mag.
Wie viel "Herzblut" und Begeisterung im Tun von Lauftherapeut:innen steckt, was ihnen leicht, vielleicht aber auch (mal) schwer fällt, zeigen die zahlreichen Praxisberichte des Buches "Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?". In einem Bericht heißt es: "Die gesamte lauftherapeutische Arbeit macht uns auch im 20. Jahr immer noch unheimlich viel Spaß. Es gibt nichts Schöneres für uns, als in die frohen und dankbaren Gesichter unserer Klienten zu schauen." (R. Carlberg)
Die Bezeichnung "Lauftherapeut:in" ist in Deutschland nicht geschützt.
Das gilt für die umfassendere Bezeichnung "Körpertherapeut:in"
gleichermaßen. Wer Lauftherapie ausüben möchte, unterliegt keiner
Beschränkung, sofern diese der Selbsterfahrung und Selbstentwicklung dient
bzw. Fitnesserwerb und gesundheitliche Risikoprophylaxe zum Ziel hat.
Anders verhält es sich, wenn es um Heilbehandlung, sprich um Befreiung
bzw. Linderung von Krankheiten geht. Sie darf nur von Ärzt:innen, Psychologischen
Psychotherapeut:innen und Heilpraktiker:innen vorgenommen werden. Geregelt wird
dies durch die Bundesärzteordnung, das Psychotherapeuten- sowie das Heilpraktikergesetz
(Wikipedia). Ausnahmen bestehen im Rahmen der Delegation, d. h. wenn Lauftherapeut:innen
unter der Gesamtverantwortung Zugelassener tätig werden (U. Wegmann). Für
Lauftherapeut:innen jedoch, die "selbständig echte Lauftherapie"
betreiben wollen, hält es der Jurist Udo Wegmann für angezeigt, die
Heilpraktikerprüfung abzulegen.
Auch hinsichtlich der Kostenerstattung von Heilbehandlung gilt, dass nur solche
Verfahren zur Anwendung kommen dürfen, die prinzipiell zugelassen sind.
"Die Durchführung anderer Verfahren kann der MDK (Medizinische Dienst
der Krankenkassen) bei seiner Prüfung des Erstattungsantrags ablehnen"
(Verband freier Psychotherapeuten). Die Lauftherapie als Heilbehandlung wird
von den Kassen noch nicht anerkannt, als Maßnahme zur Prävention
jedoch schon.
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Neben den Ausbildungsinstituten, die ansprechbar bleiben und neben den Kontakten, die sich während den Ausbildungen unter den angehenden Lauftherapeut:innen ergeben, hat sich der 1994 gegründete (Berufs-) "Verband der Lauftherapeuten (VDL)" etabliert. Er setzt sich für die gesundheitspolitische Anerkennung der Lauftherapie und für die Praxisinteressen seiner Mitglieder ein. Damit auch in Zukunft der Elan und die Freude der Lauftherapeut:innen an ihrer Tätigkeit zu ihrem Recht kommen. |
Bewegung, insbesondere das ausdauernde Laufen, zählt zu einer unserer herausragenden anthropologischen Konstanten, insofern ist seine Bedeutung im Gestern, Heute und Morgen festgeschrieben. In einer Zeit, in der trotz besseren Wissens um mögliche Abhilfe und trotz unterschiedlichster Angebote, sich körperlich zu betätigen, der Bewegungsmangel allgemein weiter zunimmt, und mit ihm körperliche und seelische Erkrankungen, wird die Stimme und das Angebot der Lauftherapie weiter, zukünftig sogar noch mehr als bisher gebraucht. "Der zündende Gedanke von damals ist aktueller denn je." (A. Weber)
Den Wert der Lauftherapie gilt es im Feld der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention fortgesetzt zu unterstreichen; zu ihrer besseren Etablierung sind weitere Anstrengungen um öffentliche und fachliche Anerkennung erforderlich und hierfür zusätzliche Bündnispartner:innen zu suchen. Optimistisch darf man allemal sein. Urs Weber, Redakteur bei "Runner's World", meint sogar: "Der Markt für Lauftherapeuten wird in Zukunft stark anwachsen."
Prof. Dr. Alexander Weber führte einmal aus: "Die Kunst der Lauftherapie ist gewiss in großen Teilen und bis zu einem hohen Grad erlernbar. Sie ist gleichzeitig aber auch sehr eng mit der Person des Lauftherapeuten verbunden." Befähigung und innere Einstellung - sie zählen hier wie überall, wo wir überzeugen, erfolgreich und zufrieden mit uns selbst sein wollen. Mit dem Herzen dabei zu sein ist letztlich der schönste Einstieg und die beste Motivation auf Dauer.
Das Buch "Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?", dem die Fragen und Antworten dieses Beitrags entnommen wurden, verfolgt, wie die Lauftherapie selbst, einen ganzheitlichen Ansatz; es will Kopf, Herz und Füße seiner Leser:innen ansprechen und für die Lauftherapie - in Ausbildung und Praxis - einnehmen. Sollte dies gelingen, hätte sich die Hoffnung aller Autor:innen, die im Buch mit Praxisbeiträgen vertreten sind, erfüllt.
Dr. Teresa Kostrubala, USA - Geleitwort
Wolfgang W. Schüler - FAQs zur Lauftherapie
Karin Severin-Lenz - Lauftherapie mit "Normalos"
Maria Liebeck - Lauftherapie und Gewichtsmanagement
Torsten Schubert - Lauftherapie mit Langzeitarbeitslosen
Günther Bergs - Lauftherapie im betrieblichen Gesundheitsmanagement
Dr. Arwed Bonnemann - Lauftherapieworkshop als betriebliche Weiterbildungsmaßnahme
Manuela Bünger - Lauftherapie in der Kirchengemeinde
Dr. Burkhard Boenigk - Lauftherapie und Kräuterpädagogik
Jörg Schimitzek - Lauftherapie und Rückverbindung mit der Natur
Elisabeth Springer - Lauftherapie und Hyperkinetik bei Kindern
Klaus Gerhardus - Lauftherapie bei Mukoviszidose
Silke Gilljam - Lauftherapie mit Frauen nach Brustkrebs
Barthel Schumacher - Lauftherapie bei geistiger Behinderung
Anke Hub - Lauftherapie mit psychisch beeinträchtigten Menschen
Franz Kuhnlein, Manuela Prelicz & Jörg Runge - Lauftherapie mit Suchtkranken
Wolfgang W. Schüler - Lauftherapie als Sozialer Trainingskurs
Mirko Stellmacher - Lauftherapie im Maßregelvollzug
Joanna Zybon - Lauftherapie in der Justizvollzugsanstalt
Verena Wegener - Lauftherapie bei Sehbehinderung und Blindheit
Dr. Rüdiger Carlberg - Lauftherapie nach dem Lüneburger Konzept
Ralph Schmitt - Lauftherapie im privaten Umfeld
Ute Bischoff - Lauftherapie und Marketing
Klaus Assenmacher - Lauftherapie und Berufsverband
Wolfgang W. Schüler - Lauftherapie und internationale Kontakte
Feedbacks zum Buch
"Hier kommen Stimmen zu Wort von Expertinnen und Experten,
die aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln das Laufen therapeutisch
betrachten und jeweils ihre eigenen Erfahrungen mit jenen
Menschen einbringen, die sie selbst über Jahre lauftherapeutisch betreut
haben. Dadurch erhält das Buch sein originäres' Alleinstellungs-
merkmal."
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
"Eine Neuerscheinung, die bei der Lauf- und Sportgemeinde
besonders gut ankommen wird."
Running & Fitness (Österreich)
"Beiden Gruppen - den Läufer:innen und den Unsportlichen"
-
sei dieses Buch empfohlen."
Dr. Erdmute Nieke
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Bericht
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