
Laufen & Fitness-Test - was ist zu beachten?
LaufReport-Leser Lothar M. fragt:
Hallo Herr Dr. Ziegler,
ich würde gerne mit einem intensiveren Lauftraining beginnen und wollte daher
fragen, wie ich meinen Fitnesszustand ermitteln kann, z.B. anhand von Blutwerten
o.ä., um nicht zu heftig anzufangen. Vielen Dank schon ’mal vorab.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Ihre Frage ist weitblickend gestellt und völlig berechtigt. Ist denn doch nun
einmal Sport ganz allgemein nicht primär gesund, sondern immer nur so gesund,
wie man selbigen betreibt bzw. wie es um den individuellen Gesundheitszustand
bestellt ist. Ein kompetent und richtig durchgeführter Fitness-Check & Gesundheits-Check
sollte zunächst einmal 4 Bereiche auf jeden Fall beinhalten:
- Sorgfältige Anamnese, v.a.
- bzgl. evtl. in der Familie vorhandenen schwerwiegenden genetisch
bedingten Einschränkungen und Erkrankungen, v.a. im Bereich des Herzens
(Durchblutung, Rhythmus, Muskulatur), die dann evtl. auch bei Ihnen negativ
zum Tragen kommen,
- dann bzgl. Ihrerseits bereits durchgemachten Erkrankungen und
erlittenen Unfällen und Operationen, die sich dann evtl.
einschränkend auf das Ihrerseits angestrebte Laufsport-Training auswirken
könnten.
- Komplette internistische & orthopädische Durchuntersuchung, v.a.
bzgl. Herz, Lunge, Wirbelsäule, Beinachse & Fußstatik, um u.a. die Notwendigkeit
von korrigierenden Maßnahmen herauszufiltern.
- Funktions-Check, was bedeutet Bestimmung der Lungenfunktion
(Vitalkapazität, 1-Sekunden-Kapazität), Ruhe-EKG (auf jeden Fall) &
je nach Alter (>35) bzw. bei entsprechenden Risikofaktoren (Ex-Raucher,
Übergewicht, Diabetes mellitus) dann ggf. auch Belastungs-EKG.
- Labor-Status, der auf jeden Fall mittels Blutuntersuchung erfassen
sollte: kleines Blutbild, Blutsenkung, Blutzucker, TSH (Schilddrüse, nach
neuesten Erkenntnissen sollte dieser Wert zwischen 0.2 – 2.2. µIU/l liegen),
Gesamt-Eiweiß, GPT, Kreatinin und Blutfette (Triglyzeride, HDL, LDL).
Leider wird ja dieser ausführliche Gesundheits- & Fitness-Check von
den gesetzlichen Krankenkassen nicht finanziell übernommen, was dann automatisch
viele Sportler abschreckt, einen solchen Check zu absolvieren, was ich als tragisch
und gleichzeitig irgendwo unverantwortlich empfinde. Hat man doch seine Gesundheit
bekanntlich nur einmal.
Um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben, sollten Sie dann Ihre Ausrüstung
im Fachgeschäft erwerben, v.a. bzgl. des richtigen Laufschuhs. Die Faustregel
lautet hier: Zumindest 2 Paar individuell passende Schuhe im Wechsel
tragen, der Kauf sollte sinnvoller Weise erst nach dem Orthopädie-Check bzgl.
Ihrer Fußstatik erfolgen, um eben keine Senk-, Knick- oder Spreizfüße oder gar
einen Vorfuß-Varus zu übersehen und damit zu versäumen, hier durch die entsprechende
Schuhwahl gezielt gegen zu steuern.
Je nach persönlichem Ehrgeiz und Ziel sollte vor dem Einstieg in den Laufsport
dann auch noch eine sportartspezifisch ausgerichtete Laktat-Leistungsdiagnostik
durchgeführt werden, die entsprechend beim Läufer dann auf einer 400 m-Bahn
im Stadion und keinesfalls auf einem Laufband stattzufinden hat. Abschleißend
noch ein paar Tipps, wenn Sie ohne Laktat-Steuerung Ihre ersten Gehversuche
starten wollen, aber berechtigter Weise auf eine Intensitätssteuerung nicht
ganz verzichten wollen. Hier ist die Steuerung rein über die Herzfrequenz (Puls)
optimal, die Grenzwerte bzw. sinnvollen Trainingsbereiche ergeben sich über
eine Berechnungsformel und eben nicht über die Laktat-Werte im Blut. Im pulsgesteuerten
Lauftraining greift man bewährter Weise auf 2 Formeln zurück:
- ALTERSFORMEL
Hier wird, ausgehend von der relativ festgelegten maximalen Herzfrequenz (Hfmax)
bei der Geburt (Frau = 226 / Mann = 220), zunächst das eigene Alter abgezogen.
So erhält man rechnerisch die jeweils aktuelle altersbezogene maximale
Herzfrequenz. Bezogen z.B. auf einen 30-jährigen Mann läge der
individuelle Maximalpuls rechnerisch damit bei 190, bei einer
36-jährigen Frau auf dem gleichen Level. Aufgepasst: Dieser Wert ist
nicht trainings- sondern in erster Linie altersabhängig. Natürlich wissen
Ausdauer-Profis längst, die mehrmals wöchentlich trainieren, dass ihre aktuelle
maximale Herzfrequenz höher liegt als die Altersformel vorgibt. Für den Lauf-Einsteiger
wie auch für den Breiten- und Gesundheitssportler ist diese rechnerische
Vorgabe aber völlig ausreichend. Im zweiten Schritt werden jetzt bei der Altersformel,
ausgehend von der errechneten Hfmax, die für den aeroben Stoffwechsel-Bereich
(nicht Laktat-intensiv) sinnvollen Herzfrequenzbereiche bestimmt. Dabei muss
je nach Sportart differenziert werden. Für die Sportart Laufen mit
ihrer relativ hohen Beanspruchung vieler Muskeln gelten für den aeroben Bereich
eine Hf-Spanne zwischen 60 und 85 Prozent der individuellen Hfmax.
Natürlich „passiert“ auch außerhalb dieser Grenzwerte bezüglich bestimmter
Trainingseffekte in der Muskulatur noch eine ganze Menge. Andererseits bietet
aber dieser Trainingsbereich gerade im Gesundheitssport und im Einsteigerbereich
einen gewissen Schutz vor Unter- und Überforderung. Im läuferischen
Trainingsalltag hat es sich nun bewährt, diese an den individuellen Herzfrequenzbereichen
festgemachte aerobe Trainingszone ganz bestimmten Distanzen bzw. zeitlichen
Vorgaben zuzuordnen. Man spricht dabei von der KURZ-MITTEL-LANG-Strukturierung.
Das heißt konkret: Die höchsten individuell errechneten Herzfrequenzbereiche
werden der zeitlich kürzesten Belastung (z.B. 30 Minuten) zugeordnet, die
mittleren Herzfrequenzbereiche korrespondieren mit einer mittleren Belastungsdauer
(z.B. 45 Minuten), während für die niedrigsten Herzfrequenzbereiche
eine Belastungsdauer von z.B. 60 Minuten sinnvoller Weise angesetzt wird.
Natürlich nicht gleich zu Beginn eines gerade neu begonnenen Ausdauertrainings.
So wird gewährleistet, zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, dass
sich der Organismus an unterschiedliche Belastungsprofile allmählich anzupassen
vermag, ohne Gefahr der Überforderung. Der Anfänger wird nun leidvoll registrieren,
wie prompt die Herzfrequenz nach oben schießt, also, „wenn er sich nur etwas
flotter die Schnürsenkel bindet“,. Indiz dafür, wie gering entwickelt das
Vermögen der Muskulatur noch ist, Sauerstoff aus dem Blut aufzunehmen und
zu verarbeiten, um so auf aerobem Wege den Energiestoffwechsel bedienen zu
können. Es macht daher gar nichts, wenn zunächst die meisten Strecken nur
im Spazierschritt bzw. im flotten Marschier-Schritt absolviert werden. Woche
für Woche werden die Strecken länger, in denen dann gejoggt werden kann, ein
wöchentliches Trainingspensum von mindestens 3 Trainingseinheiten vorausgesetzt.
Wichtig: Möglichst die Reihenfolge von kurz-mittel-lang einhalten,
um dann wieder mit der selbst festgelegten kurzen Distanz fortzufahren. Sinnvolle
Trainingspausen (1 Tag) zur Regeneration bieten sich nach der kurzen und nach
der langen Belastung an.
Die zweite pulsorientierte Berechnungsformel ist die sogenannte
- KARVONEN-FORMEL,
die sich gerade im Anfängerbereich bewährt hat. Hier wird zusätzlich auch
der Morgenpuls berücksichtigt und in die Berechnungsformel integriert.
Der Morgenpuls wird morgens im Liegen gemessen, gleich nach dem Aufwachen.
Die Berechnung der individuellen Zone bei dieser Formel gestaltet sich dann
wie folgt:
- Zunächst Bestimmung des individuellen Maximalpulses wie bei der
Altersformel, d.h. 226/220 minus Lebensalter,
- davon wird der Morgenpuls abgezogen,
- ausgehend von diesem Wert werden jetzt wieder die individuellen aeroben
Belastungsgrenzen zwischen 60% und 85 % bestimmt,
- zu diesen Grenzwerten wird dann wieder der individuelle Morgenpuls hinzu
addiert und fertig.
Diese Formel trägt vor allem der Tatsache Rechnung, dass gerade im Anfängerbereich
das vegetative Nervensystem generell schnell noch hochdreht, sichtbar an den
relativ schnellen Pulsanstiegen, die nicht mit der aktuellen körperlichen/psychischen
Belastung im Einklang stehen.
Die bei Ihnen über die Karvonen-Formel bestimmten Werte können Sie jetzt bei
allen Vertikalsportarten wie Walking, Jogging, Running, Inline-Skating,
Ski-Langlauf etc.1 zu 1 einsetzen. Beim Radfahren (weniger Muskelmasse
in Aktion) müssen Sie als Korrekturfaktor von den individuell errechneten Eckwerten
jeweils 10 Schläge abziehen, um sich nicht zu überfordern. Für eine aerobe
Schwimmbelastung müssten dann nochmals 10 Schläge abgezogen werden, wobei
beide Korrektur-Vorgaben wahrlich als sehr kursorisch zu verstehen sind.
- Weniger gut als der Morgenpuls kann auch der Ruhepuls
(gemessen am besten im Sitzen ohne vorausgegangene körperliche oder psychische
Beanspruchung) zur Objektivierung bereits eingetretener Trainingseffekte herangezogen
werden. Der Ruhepuls sollte auch beim Untrainierten unter 80 Schlägen
pro Minute liegen, ansonsten besteht unbedingter Bedarf an weiterführender
Diagnostik. Wichtig: Auch als medizinisch relevantes Indiz
für einen heraufziehenden Infekt, für Defizite im Wasser- und Mineralstoffhaushalt
sowie zum Ausschluss von Herz-Kreislauf- und Schilddrüsen-Erkrankungen ist
der Morgenpuls viel besser geeignet. Insofern sollten Sie zukünftig generell
den Morgenpuls zur Kontrolle Ihrer Trainingsentwicklung und auch zur
Überwachung Ihres Gesundheitszustandes verwenden und darüber auch konsequent
Buch führen. Sollte Ihr Morgenpuls stereotyp über 70 liegen, ist aus
meiner fachärztlichen Sicht unbedingt medizinischer Klärungsbedarf vorhanden.
- Bauen Sie in Ihren eigenen Überwachungszirkel auch den sogenannten Regenerationspuls
mit ein, also den Pulsabfall in den ersten 2 Minuten unmittelbar nach Belastungsende.
Im unmittelbaren Anschluss an eine Laufbelastung sollte Ihr Regenerationspuls
nach 1 Minute um mindestens ca. 25 – 30 Schläge abfallen, nach
2 Minuten um mindestens 30 Schläge. Sollte 2 Minuten nach Belastungsende
der Pulsabfall weniger als 30 Schläge betragen, ist auch hier eine weiterführende
ärztlich-medizinische Diagnostik zwingend geboten.
Ja, dann viel Spaß & Erfolg bei Ihrem zukünftigen Lauf-Engagement wünscht
Ihnen
Ihr Dr. Ziegler

Ergometer-Training nach Herzinfarkt
LaufReport-Leser Volker W. fragt:
Bin zufällig auf Ihre Seite gelangt. Kurz zu meiner Person: 38 Jahre, 96 kg
und erlitt vor einem Jahr einen Hinterwandinfarkt. Habe bisher noch nie Sport
getrieben, leider auch jetzt nach meinem Infarkt (noch) nicht. Mein Arzt rät
mir jetzt aber beständig, ich solle wenigstens 3 mal pro Woche auf ein Ergometer
steigen. Dazu meine Frage: Wie lange soll ich am Stück radeln und mit welcher
Herzfrequenz? An Medikamenten nehme ich regelmäßig ein: 1x tgl. 50mg Metoprolol,
20 mg Simvastatin sowie ASS 100 mg. Danke vorab.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Sie schneiden ein komplexes Thema an, bin aber dennoch bemüht, das für Sie
Wesentliche auf den Punkt zu bringen:
- Die wichtigsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind:
- Übergewicht, festgemacht am Bauchumfang. In Ihrer Situation sollten
Sie daher versuchen, Ihren Bauchumfang (gemessen als Taillenumfang) zumindest
unter 90 cm zu bringen,
- Rauchen (hierzu haben Sie keine Angaben gemacht),
- Bluthochdruck (Ihrerseits keine Angaben),
- erhöhtes LDL-Cholesterin (>100 mg% bei Ihrem Risikoprofil),
- erniedrigtes HDL (<40 mg%),
- erhöhte Triglyzeride (>150 mg%),
- erhöhtes Lipoprotein (a), d.h. >300 mg %),
- Zuckerkrankheit,
- erhöhtes Homocystein (>10 Mol/l)
- Entsprechend ist es für Sie geradezu lebenswichtig, dass seitens
des behandelnden Arztes bzgl. der aufgeführten Risikofaktoren mit Ihnen ein
entsprechendes Therapie-Konzept entwickelt wird/wurde, zumal, wenn man sich
für einen Herzinfarkt Ihr ja relativ junges Alter vor Augen führt. Ich hoffe
daher, dass bei dieser Alterssituation mit Ihnen entsprechend auch über eine
mögliche genetische Belastung (Eltern, Großeltern mit vergleichbarer Krankheitssituation?)
gesprochen wurde. Zu Ihrem Verständnis: Die bei Ihnen aktuell angesetzten
Medikamente sollen helfen, bei Ihnen die Gefahr eines neuerlichen Ereignisses
am Herzen gezielt zu reduzieren.
- Jetzt zur Rolle des Sports in Ihrer gesundheitlichen Gesamtsituation: Wenn
Ihnen an längerfristiger Lebensqualität verbunden mit entsprechender Lebenserwartung
gelegen ist, geht bei Ihnen kein Weg an regelmäßiger sportlicher Aktivität
vorbei. Regelmäßige sportliche Aktivitäten schirmen nicht nur Ihr Herz
vor Stresseinflüssen ab. Zusätzlich nehmen Sie so gezielt Einfluss auf die
Blutviskosität (Blutverdünnung mit nachfolgend erniedrigter Herzarbeit), der
Blutdruck normalisiert sich und Sie trainieren den Fettstoffwechsel (als unbedingt
notwendige Voraussetzung für den Abbau Ihres sicherlich Zuviel an eingelagerten
Fettreserven). Ob Sie dann aber auch wirklich Ihren Bauchumfang reduzieren,
das LDL sowie die Triglyzeride senken und gleichzeitig das HDL erhöhen werden,
hängt jetzt aber allein von der Netto-Kalorienbilanz ab. Im Klartext:
Sie müssen mehr Kalorien verbrauchen als Sie zuführen. Und dabei ist regelmäßig
betriebener Sport eine optimale Unterstützung.
- Zur Trainings- bzw. Belastungssteuerung: Wg. der Einnahme eines Beta-Blockers
kann bei Ihnen die Herzfrequenz gemäß Faustformel nicht zur Intensitätssteuerung
herangezogen werden. Entsprechend muss bei Ihnen, natürlich unter ärztlicher
Kontrolle, ein Belastungs-EKG auf dem Fahrrad-Ergometer durchgeführt
werden, mit gleichzeitiger Bestimmung der Laktat-Konzentration im Blut
am Ende jeder Belastungsstufe. Des weiteren werden Blutdruck und die EKG-Kurve
überwacht, um hier evtl. Gefährdungen sofort zu erkennen. Belastungsabbruch
erfolgt bei Auftreten von subjektiven Symptomen wie Luftnot, Brustenge, Herzschmerzen,
Schwäche etc. bzw. bei Auffälligkeiten im EKG-Bild. Die für Sie richtige Maximal-Belastung,
angegeben in Watt/kg, liegt dann eben eine Stufe unterhalb dieser gesundheitlich
kritischen Stufe. Das tägliche zeitliche Investment in Sachen Sport auf dem
Ergometer, jeweils mit stufenförmig steigender Belastung bis unterhalb Ihrer
kritischen Schwelle, sollten Sie dann Woche für Woche steigern, beginnend
bei 20 Minuten pro Belastung, um dann auf zumindest 45 Minuten pro Einheit
zu kommen (3-5 mal pro Woche), ca. 10-miütiges Ein- und Ausradeln in niedriger
Belastungsstufe nicht mitgerechnet. Alle 6 Monate sollte der Laktat-bezogene
Belastungstest wiederholt werden, um den Trainingsfortschritt zu dokumentieren
und die Belastungsstufen und die Belastungsdauer anzupassen.
- Zur schnellstmöglichen Überwindung Ihrer bisherigen notorischen Sportabstinenz
und zur besseren Motivation sollten Sie allerdings auch unter Alltagsbedingungen
möglichst regelmäßig körperliche Aktivitäten wie Spazierengehen, Nordic Walking
etc. einbauen, um so Ihre Skelettmuskulatur auf Bewegung zu eichen. Das werden
Sie eben nicht optimal schaffen, wenn Sie nur 3-5 mal pro Woche einige Zeit
auf dem Fahrrad-Ergometer verbringen.
- Kein optimaler Herzinfarkt-Schutz ohne flankierende Herzschutz-Ernährung,
was für Ihre tägliche Ernährungsgepflogenheiten bedeutet:.
- Deutliches Zurückfahren beim Konsum von Stärke-reichen Kohlenhydraten
(Kartoffel, Reis, Getreide, Brot, Nudeln, Gebäck etc.). Anstelle dessen
vermehrt wasserreiches Obst, Beeren, Molke, Gemüse, Salat, Nüsse, Hülsenfrüchte
(dazu zählen auch Soja & Erdnüsse) sowie sogenanntes Pseudo-Getreide
(Buchweizen, Amaranth, Quinoa) als ideale „Kohlenhydrat-Eiweiß-Fett-Kombiquelle“
favorisieren & verzehren.
- Generell tierische Produkte aus Mastbetrieben, Zuchtfarmen &
Legebatterien aus Ihrem Speiseplan verbannen und anstelle dessen nur
Biofleisch (aufgezogen nur mit Grünfutter), Wild und fetten
Seefisch wie Thunfisch, Wildlachs, Makrele, Sardine und Atlantik-Hering
verzehren (Näheres hierzu entnehmen Sie bitte dem Kapitel „Rund ums Fett“
unter www.laufreport.de (Sprechstunde). In Norwegen stolpert man ja bekanntlich
geradezu über frischen Lachs, der aber leider meist aus riesigen Zuchtfarmen
in abgesperrten Fjorden stammt und mit Fischmehl, Mais & Getreide
gemästet wird plus eine passende Portion Antibiotika. Daher bitte
nur Wildlachs verzehren, wenn Lachs auf Ihrem Speiseplan stehen
sollte.
- Gerade den langkettigen Omega-3-Fettsäuren kommt beim Herzinfarkt-Patient
eine überragende Schutz- und Therapiefunktion zu, wie großangelegte
Studien mittler-weile überzeugend belegen konnten, und zwar gerade bzgl.
Blutdruck-Harmonisie-rung, Herzrhythmus-Stabilisierung, Thrombose-Verhütung
und Absenkung der Triglyzeride. Sollten Sie allerdings Fischmuffel sein,
so empfiehlt sich die hochdosierte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren und
zwar täglich im Grammbereich (z.B. Omega 3-power® Pulver),
Dosierung von 2 x 1 Messlöffel pro Tag als Dauertherapie, eingerührt in
Wasser, Milch, Saft oder Milchprodukte.
- Zusätzlich würde ich Ihnen auch noch ein Coenzym Q10-Präparat
empfehlen, um mögliche Statin-bedingte ungünstige Effekte auf die Energieversorgung
Ihres Herzmuskels von vorneherein auszuschließen, bedingt durch hemmende
Einflüsse auf die Bildung von körpereigenem Coenzym Q10.
Zusätzlich wirkt Coenzym Q10 auch als bedeutsamer
Zellschutzfaktor (Radikalfänger). Bewährt hat sich hier das Präparat Sanomit®
Q10, das aufgrund seiner speziellen Zubereitung
(Galenik) eine gesicherte Wirkung auch in geringer Dosierung entfaltet
(8 Tropfen entsprechen der Wirksamkeit von immerhin 60 mg Coenzym Q10
in Pulverform).
- Außerdem empfehle ich bei Ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte die regelmäßige
Einnahme von L-Carnitin (Präparat Biocarn®), was sich als kompetenter
Entgiftungsfaktor für die Kraftwerke im Herzmuskel bewährt hat. Die empfohlene
Dosierung liegt hier bei ca. 30 mg L-Carnitin pro kg Körpergewicht,
verteilt auf 2 Einnahmen, wobei die Einzeldosis nicht über 1 Gramm liegen
sollte.
Ja, dann alles Gute & viel Motivation & Power beim Einstieg in Ihren
aktiven Lebensabschnitt. Greifen Sie an, Ihr Herz wird es Ihnen danken!!
Ihr Dr. Ziegler

Wolf gelaufen
LaufReport-Leser Andreas Sch. fragt:
Habe mir heute bei einem lockeren Dauerlauf über 16 km (1:48 h) „einen schönen
15 cm langen Wolf“ an beiden Oberschenkel-Innenseiten gelaufen. Wie kann ich
das verhindern? Trainiere auf Marathon und hatte bisher diesbezüglich keinerlei
Probleme.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Ursächlich und disponierend für Ihr geschildertes Problem unter gleichzeitiger
Berücksichtigung der geschilderten Lokalisation Ihres Wundlaufens sind häufig
gut proportionierte Oberschenkel, die dann eben beim Laufen aneinander
reiben, wenn keine Tights getragen werden, die zumindest das erste Drittel der
Oberschenkel bedecken. Als zusätzliche Negativ-Faktoren, die aus dieser Konstellation
dann ein wirkliches und schmerzhaftes gesundheitliches Problem werden lassen,
wirken dann meist und zwar einzeln oder gemeinsam:
- Starkes Schwitzen, was bei den herrschenden Temperaturen der letzten
Tagen durchaus gegeben war; die auf der Haut verbleibenden Salzkristalle wirken
dann während des Laufens wie „Reibeisen“.
- In Abhängigkeit von der gewählten Streckenlänge wirken die angeführten
Faktoren natürlich verstärkend und damit sind 16 km schon eine Strecke, bei
der „ein Wolf so richtig zu beißen kann“.
THERAPIE:
- Tagsüber Bepanthen-Salbe® nur dünn auftragen, um die Klamotten
nicht zu verschmutzen,
- über Nacht dann Penaten-Creme®, der hohe Zinkgehalt ist ein optimaler
Heil- & Hautschutzfaktor.
So gewappnet, dürfte der Wolf ganz sicher bald passé sein, auf jeden Fall gute
Besserung.
PROPHYLAXE:
- Vor dem Laufen Ihre kritischen Stellen zwischen den Beinen (ebenfalls
gefährdet sind übrigens auch die Achselbereiche, die durch die vorbeischwingenden
Arme auch einem hohen Reibe-Effekt ausgesetzt sind) mit Melkfett einreiben,
einer Wasser-in-Öl-Emulsion, die Schweiß-stabil auch während des Laufens
gut auf der Haut verbleibt.
- Tragen einer Tights, die zumindest das erste Drittel der Oberschenkel
bedeckt, um so einen guten präventiven Stoffschutz der betroffenen Hautareale
zu gewährleisten.
- Zusätzlich zur richtigen Tights muss natürlich auch dazu passend
eine richtige Sport-Unterhose darunter getragen werden, d.h. ebenfalls
bis Anfang der Oberschenkel reichend plus atmungsaktives Material.
Die Fa. RONO
hat hier Top-U-Hosen & Tights im Sortiment. Greift man dagegen auf eine
klassische „Schießer-Unterbuchse“ zurück, kann diese leicht in die Pospalte
verrutschen und dann zwischen den Pobacken „den Wolf animieren“. Genauso fatal
wäre es natürlich auch, gar keine U-Hose zu tragen, was ebenso mancherorts
favorisiert wird.
Moral von der Geschicht’: Auch was keiner sieht, hat durchaus seine
sportmedizinische Bedeutung.
Ciao Dottore

Laufen & Knie-Überlastung
Guten Tag Herr Dr. Ziegler,
ich habe seit etwa 8 Monaten Beschwerden im linken Knie, die erstmals nach
einem Lauftraining auftraten und zwar 3 Wochen nach erfolgreicher Absolvierung
eines Halbmarathons. Ich laufe schon seit meiner Jugend regelmäßig, bin also
keine Lauf-Anfängerin. Die Schmerzen treten immer nach dem Joggen auf, insbesondere
bei Kniebeugung, als schmerzhafter Druckpunkt außen. Ansonsten ist der Schmerz
eher diffus im Knie in Richtung Kniekehle. Bisherige Untersuchungen (auch
Kernspin) ergaben lediglich eine geringfügige Veränderung am Hinterhorn des
linken Außenmeniskus, was aber nach Aussage der Ärzte nicht die Beschwerden
verursacht. Ich laufe jetzt seit 5 Monaten nahezu gar nicht mehr, versuche mich
auf dem Langlauftrainer im Sportstudio fit zu halten, was weniger Beschwerden
verursacht. Sobald ich aber wieder jogge, kommen die Schmerzen zurück und sind
inzwischen bei bestimmten Bewegungen auch im Alltag da. Ich bin ratlos, was
ich noch tun soll. Eine gestellte Diagnose „Läuferknie“ passt nach allem, was
ich darüber gelesen habe, auch nicht so richtig zu meinen Beschwerden.
Freundliche Grüße Marion P.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Gemäß des Ihrerseits geschilderten Beschwerdebildes gehe ich ebenfalls nicht
davon aus, dass es sich bei Ihnen um eine ausgeprägte Verlaufsform eines sogenannten
„runner’s knee“ handeln kann. Ist doch mit dieser Diagnose eine mehr oder weniger
ausgeprägte Schädigung des Gelenkknorpels an der Rückfläche der Kniescheibe
definiert. Und eine schwerwiegende Knorpelschädigung hätte man bei der Kernspin-Untersuchung
(MRT) auf jeden Fall erkennen müssen.
Was kann ich Ihnen jetzt aus der Ferne raten bzw. worüber müssen wir uns bei
Ihrem geschilderten Beschwerdebild Gedanken machen:
- Zunächst einmal gilt es per videogestützter Laufanalyse zu eruieren,
wie es um Ihre Fußstatik steht, speziell hinsichtlich eines reaktiven Knieschmerzes
wg. erheblicher Senk-Knick-Spreizfüße oder Hohl- Knick-Spreizfüße, evtl. sogar
kombiniert mit einem sogenannten Vorfuß-Varus (= Ihr Fußaußenrand liegt angeboren
tiefer als Ihr innerer Fußrand, wodurch nach Abschluss der lauftypischen „Flugphase“
= beide Beine für Millisekunden in der Luft, Ihr Fuß/Ihre Füße überaußenrandbetont
= über-supinatorisch aufkommen). Lässt sich ganz einfach checken, wenn Sie
sich z.B. auf eine Liege oder einen Tisch so setzen, dass Ihre Füße frei in
der Luft hängen). Sollte sich hier etwas in dieser Richtung zeigen, sind entsprechend
zugerichtete Einlagen gefragt.
- Ausschluss einer funktionellen (z.B. bei Blockaden im Wirbelsäulenbereich)
oder gar anatomisch fixierten Beinlängen-Differenz, auftretend z.B.
auch bei erheblicher Wirbelsäulen-Verkrümmung (=Skoliose), was auf Dauer ebenfalls
das von Ihnen geschilderte Beschwerdebild am linken Knie erklären könnte.
- Falsches bzw. nicht mehr ganz optimales Schuhwerk, bezogen auf Ihre
persönlichen biomechanischen Bedürfnisse bzgl. Fußstatik und Körpergewicht
und Untergrund. Anmerkung: Auch der beste Laufschuh ist hinsichtlich
seiner Führungs-, Stütz-Dämpfungseigenschaften nach ca. 2 500 km am
Ende, bei hohem Körpergewicht entsprechend früher. Außerdem altern auch die
Weichmacher in der Sohle. Daher: Laufschuhe gehören auch nach Schlammschlachten
nicht in Waschmaschine.
- Muskuläre Disbalance zw. dem inneren und äußeren Kniegelenksstrecker
(M. vastus medialis & M. vastus lateralis), meist ist der innere schwächer
als der äußere. Hier ist dann gezielte Krankengymnastik angesagt bzw.
bis zum Trainingserfolg Lauftraining nur mit entsprechender Kniegelenksbandage.
Insofern gilt es jetzt zusätzlich zum zuletzt erwähnten KG-Aspekt für Sie folgendes
zu tun bzw. zu beachten:
- Nochmaliger orthopädischer Check wg. obiger Fragestellungen (wenn
nicht bereits ausgeschlossen),
- videogestützte Laufanalyse wg. Diagnostik Ihrer Fußstatik unter Belastung,
- falls nötig Einlagenversorgung,
- gezielte therapeutische Maßnahmen für das überlastete Knie zur zeitlichen
Beschleunigung bzgl. Reduktion des beschriebenen Reiz- bzw. Schmerz-Zustandes
(natürlich nach Rücksprache mit Ihrem Arzt): Für eine Woche Diclac 75 ID retard
Tbl. plus Bromelain POS Tbl., zusätzlich und lokal für eine Woche nächtlicher
Verband mit einer Mischung Mobilat- oder Dolgit-Creme plus Ichtholan 50 %
Salbe (Teersalbe), der jeweils morgens dann abgewaschen wird. Bitte nicht
verfahren nach dem Motto: Viel hilft hier viel, sonst haben Sie die schwarze
Salbe auch an Ihrem Bettzeug.
Alles Gute & perspektivisch bald wieder gut Lauf wünscht Ihnen
Ihr
Dr. Ziegler

Laufen & Pulsmesser
Stefan V. fragt: Empfehlen Sie einem 40-jährigen Lauf-Anfänger eigentlich
einen Herzfrequenz-Messer? Falls ja, reicht ein einfaches Modell oder sollte
besser auf ein höherwertiges Polar-Modell (u.a. mit "OwnZone-Modul")
zurückgegriffen werden? Zusatzfragen: Sind die von der Pulsuhr angegebenen
Werte genauer als die "gefühlten" Werte, also z.B., ich kann beim
Laufen noch erzählen o. ä.? Und was hat es mit der sogenannten Altersformel
auf sich? Des weiteren: Empfehlen Sie den Polar WearLink oder
reicht auch der einfache Brustgurt? Ist der WearLink für Frauen angenehmer
zu tragen? Verzeihen Sie bitte die Fragenfülle, daher meinen speziellen Dank
im Voraus.
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Viele Fragen, die ich im Folgenden gern für Sie abarbeite:
- Gerade der Laufeinsteiger, speziell wenn er vorher nicht regelmäßig anderweitig
sportlich aktiv war, verfügt nun einmal noch nicht über ein Tempogefühl. Entsprechend
steuert er seine jeweilig gewählte Belastungsintensität nach Tagesform, momentanem
Psycho-Level oder einfach nach Lust und Laune. Das Ganze hat dann mit Belastungssteuerung
natürlich herzlich wenig zu tun. Daher ist für mich das Ausdauertraining
mit Herzfrequenzmesser einfach „ein Muss“. Hierzu noch ein paar
erläuternde Basics: Unter Herzfrequenz versteht man die Zahl der
Herzschläge pro Minute. Die jeweilige Herzfrequenz-Höhe (der Puls)
in Ruhe und körperlicher oder psychischer Belastung hängt ab vom Alter, der
Ausdauertrainiertheit in Abhängigkeit von der gewählten Belastung und dann
natürlich auch von möglichen Erkrankungsherden oder Ernährungsdefiziten im
Körper. Mit wachsender sportlicher Erfahrung entwickelt sich das Körpergefühl
immer besser. Entsprechend können „die alten Hasen“ recht gut ihre
jeweilige Belastung (das gewählte Lauftempo) auch ohne Herzfrequenz-Messer
abschätzen. Trotzdem bringt auch hier der Einsatz von Herzfrequenz-Messern
natürlich viele Vorteile, gerade zur Feinabstimmung der Trainingsintensität.
- Stichwort Altersformel: Mit steigendem Alter fällt automatisch die
individuell maximal erzielbare Herzfrequenz (Hfmax). Unser Körper baut quasi
einen Drehzahl-Begrenzer ein, da nun einmal die Herzfrequenz-Arbeit die pro
Zeiteinheit am meisten Sauerstoff-verbrauchende Herzarbeit darstellt. Das
Training nach der Altersformel basiert auf diesen physiologischen Zusammenhängen.
Und zwar rechnerisch wie folgt: Bei Geburt (extrem kleines Herz, etwa so groß
wie das Daumen-Endglied des Erwachsenen) beträgt die Herzfrequenz beim männlichen
Säugling maximal 220, beim weiblichen Säugling maximal 226. Hiervon wird nun
das aktuelle Alter abgezogen und man erhält altersbezogen automatisch die
aktuelle maximale Herzfrequenz. Beispiel 40-jähriger Mann / 46-jährige
Frau: Hier käme man in beiden Fällen auf eine Hfmax von 180. Gemäß der
bekannten biochemischen Tatsache, dass die überwiegende Zahl unserer Bevölkerung
eine etwa gleichmäßige Verteilung von roten und weißen Muskelfasern bei ihrer
Skelettmuskulatur aufweist, kann man jetzt rechnerisch und ohne viel Aufwand
über diese sogenannte Altersformel den Trainingsbereich
bestimmen, bei dem aller Erfahrung nach keine unökonomische (= anaerobe) Energiebereitstellung
in der beanspruchten Muskulatur erfolgt und der/die Betreffende damit im sogenannten
aeroben Bereich trainiert. Gemäß dieser Altersformel betrifft der aerobe
Bereich jetzt 65 bis 85 % der altersbezogen errechneten individuellen
Hfmax. Bezogen auf den 40-jährigen Mann bzw. die 46-jährige Frau wäre
das dann ein Herzfrequenz-Bereich zwischen Puls 117 und 153. Jetzt können
dieser errechneten Intensitätsspanne sinnvolle Trainings-Umfänge zugeordnet
werden. Und das geht wie folgt: Die persönlich längste Belastungsdauer, z.B.
60 Minuten, wird bei diesem Beispiel jetzt in einer Herzfrequenz-Spanne zwischen
115 bis 130 absolviert, die mittlere Belastungsdauer, z.B. 45 Minuten, zwischen
131 bis 140 und die kürzeste Belastung, z.B. 30 Minuten, zwischen Herzfrequenz
(Puls) 141 und rund 155. Die Trainingsstrukturierung sollte von der Reihenfolge
her nach der individuell kürzesten Strecke die mittlere und dann die längste
folgen lassen, um dann wieder bei der kürzesten zu beginnen. Das hat sich
gerade für den Einsteiger als optimaler Stoffwechsel-Trainingsreiz
bewährt. Pausentage bieten sich an nach der kurzen Trainingsstrecke
(hohe Stoffwechsel-Belastung) und nach der längsten Strecke (relativ hohe
orthopädische Belastung). Wichtig: Diese Herzfrequenz-Spannen beziehen
sich jetzt nur auf den Laufsport, da ja nun einmal hier, zumindest unter Breitensport-Bedingungen
die pro Zeiteinheit größtmögliche Muskelmasse in Aktion ist. Begibt sich der
Breitensportler jetzt aber aufs Fahrrad, muss diese errechnete Spanne an den
Eckpunkten um je 10 Schläge reduziert werden, beim Schwimmen nochmals um je
10 Schläge. Aufgepasst: Typischer Weise verlangsamt sich bei regelmäßig trainierenden
AusdauersportlerInnen der altersbezogene Herzfrequenz-Abfall, da der Körper
immer besser adaptiert und damit weniger schnell psycho-physisch altert. Konsequenz:
Die Berechnung der „richtigen“ Trainingsintensität nach der Altersformel ist
nie und nimmer ein richtiges Instrumentarium für den Leistungssport, wo ja
entsprechend auch mit anderen Kriterien der Leistungsdiagnostik gearbeitet
wird bzw. werden muss. Aber auch für den Breiten- und Gesundheitssport gilt:
Die alte Intensitätsvorgabe „laufe, ohne zu schnaufen“ für die Überwachung
des aeroben Bereiches ist völlig überholt und sollte als steuerndes Instrument
für die gesundheitlich empfehlenswerte Belastungsintensität („wie schnell
darf/soll ich laufen“) nicht mehr verwendet werden.
- Zur Überwachung der Herzfrequenz reicht damit ein ganz einfaches Polar-Modell
aus, das EKG-genau die Zahl der Herzschläge auf das Display der Pulsuhr überträgt
und optisch verfügbar macht. Um jetzt aber die Trainingseffizienz und das
erreichte aerobe Trainingsniveau besser zu überwachen und zu kontrollieren,
sollte auf jeden Fall ein Modell mit OwnIndex®-Funktion gewählt
werden (z.B. das neue Fitness-Modell F11). In guter Annäherung korreliert
dieser sogenannte OwnIndex-Wert mit der sogenannten maximalen Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit
des Organismus als Bruttokriterium der aeroben Gesamtkapazität und Leistungsfähigkeit.
Die OwnZone®-Funktion bietet unter Einbeziehung spezieller Gesetzmäßigkeiten
beim Herz-Rhythmus die Ausrichtung des eigenen Trainings gemäß der jeweilig
aktuellen individuellen Stress-Belastung.
- Bis zur Entwicklung des Textil-Senders (WearLink®) von Polar
als Sende-Einheit klagten speziell viele Frauen über unangenehmes Wundscheuern
bei Verwendung des klassischen Brustgurts mit Plastik-Elementen als Sender.
Diese Weltneuheit zeichnet sich durch hohen Tragekomfort aus, ohne dass die
Messgenauigkeit darunter leidet. Bei allen höherwertigen Polar-Modellen gehört
der WearLink® übrigens automatisch zum Lieferumfang.
Viel Spaß beim Umsetzen dieser diversen Tipps wünscht Ihnen
Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Oberschenkelschmerz
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
ich laufe seit gut 3 Jahren und das mittlerweile fast täglich. Ich trainiere
derzeit Umfänge von 80 - 100 km in der Woche. Mein gesundheitliches Problem
besteht jetzt mittlerweile seit etwa einem 3/4 Jahr. Seitdem habe ich hinten
rechts erhebliche Oberschenkelschmerzen. Diese Schmerzen machen sich vor allem
beim Sprint bemerkbar, was seit dem Schmerzauftritt daher so eigentlich auch
nicht mehr möglich ist. Zusätzlich verzeichne ich seitdem Probleme beim Sitzen.
Vor allem bei längeren Autofahrten sind die Schmerzen kaum noch zu ertragen.
Das Ganze fühlt sich für mich an wie eine Zerrung. Eine konsultierte Ärztin
diagnostizierte die Symptomatik als sogenannte Triggerpunkte. Konnte mir allerdings
des Weiteren keine brauchbare Behandlungsmethode anbieten. Eine Röntgen- und
Blutbilduntersuchung blieb ergebnislos. Auch eine 12-wöchige regelmäßige Krankengymnastik
brachte keine erkennbaren Verbesserungen. Ich hoffe jetzt auf Ihren Rat. Eine
zusätzliche Symptomatik plagt mich während und nach Marathon-Wettkämpfen, vor
allem wenn es sich um Ultraläufe mit 50 und mehr Kilometern handelt, speziell
im letzten Streckenabschnitt. Ich verspüre erhebliche Schmerzen im Bereich beider
Oberschenkel, die dann meist auch in den folgenden Tagen anhalten. Das Zentrum
des Beschwerdebildes liegt im vorderen und inneren Oberschenkelbereich. Was
könnte die Ursache dieser Probleme sein und welche sportmedizinischen Tipps
und Ratschläge hätten Sie zu dieser zusätzlichen Problematik?
Grüße Tim D.
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Leider haben Sie keinerlei Angaben gemacht bzgl. Alter und eventueller Vorerkrankungen,
Verletzungen und Unfälle im Bereich der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten.
Ich muss daher ein wenig spekulieren.
Bei Ihnen sollte daher ursächlich ärztlicherseits gefahndet werden nach:
- Fußstatik-Problemen: Speziell ein massiver Vorfußvarus in Verbindung
mit einem Senk-Knickfuß kann die geschilderte Symptomatik durchaus auslösen.
Was bedeutet „Vorfußvarus“? Nun, Sie kommen bei der Landephase und auf Grund
einer angeborenen Über-Supinationsstellung Ihrer Füße überaußenrand-betont
auf, um dann abrupt nach innen wegzuknicken. Diese biomechanisch erheblich
wirksame Rotation kann biologisch nicht von allen Strukturen gleich gut aufgefangen
werden und irgendwann schreit eben das schwächste Glied in der Kette auf.
Die Einseitigkeit der Beschwerden könnte dann mit dem unterschiedlichen Ausprägungsgrad
(re/li) der geschilderten Fußstatik-Defizite zusammenhängen. Bitte überprüfen
Sie auch das Alter bzw. die Effizienz/ individuell auf Sie zugeschnittene
Eignung Ihrer Laufschuhe, die genauso wie wir auch altern. Faustregel:
Laufschuhe „verkraften“ im Schnitt ca. 2 500 km bzw. 3 – 4 Saisons, bei schweren
Personen sicherlich 500 km weniger. Laufschuhe dürfen auch nicht in die Waschmaschine,
dort bleiben auch im Schonwaschgang die Weichmacher in der Sohle auf der Strecke
und der Schuh wird „brettelhart“. Der Laufschuh ist bekanntlich der
Tennisschläger des Läufers, er gehört daher im Fachgeschäft gekauft
und zwar mit entsprechender Beratung bzw. möglichst unter Einbeziehung einer
videogestützten Laufanalyse.
- Die Massivität Ihrer Probleme beim längeren Sitzen könnte aber auch Indiz
für ein lokales Problem sein, also z.B. Schleimbeutel-Entzündung /
Überlastungssyndrom im Bereich des Sitzbeinhöckers re (= Tuber ischiadicum).
- Immer sollte jede sorgfältige und läuferspezifische orthopädische Untersuchung
und daher gerade unter Würdigung Ihrer Symptomatik beinhalten:
- die Frage nach einer Wirbelsäulen-Rotationsfehlstellung (Skoliose),
evtl. sogar mit reaktivem Beckenschiefstand auf der betreffenden Seite
(bei identischer Beinlänge im Liegen),
- dann auch die Frage nach einer funktionellen (z.B. bei verkipptem
Becken oder bei Blockaden im Bereich der Lendenwirbelsäule) oder anatomisch
fixierten Beinlängendifferenz.
- Auf jeden Fall sollte bei Ihnen auch eine Bandscheibenproblematik
(Protrusio, Prolaps) im oberen Lendenwirbelsäulenbereich ausgeschlossen werden,
was am elegantesten und dabei ohne jede Röntgenstrahlen-Belastung mittels
Kernspin-Untersuchung zu realisieren ist.
Ihr weiteres Problem im Bereich des vorderen und inneren Oberschenkels
ist eindeutig als Missverhältnis zwischen abverlangter Belastung und bei Ihnen
gegebener muskulärer Belastbarkeit zu interpretieren. Dafür spricht gerade auch
der Zeitpunkt des Auftretens. Was gilt es daher zu beachten bzw. zu hinterfragen:
- Zunächst einmal lässt Ihr Problem an ein rein flüssigkeitsbedingtes Energiedefizit-Problem
denken. Also bitte in Zukunft Ihre Trinkgewohnheiten überprüfen und insgesamt
unter Alltagsbedingungen auch Ihre Magnesium-Versorgungssituation genauer
unter die Lupe nehmen. Über Stress und Schweiß geht nun einmal viel Magnesium
flöten. Außerdem wichtig : Trinken Sie viel Koffein = Flüssigkeits- und Magnesium-„Räuber“.
- Auch muss natürlich bei Ihnen nach der Qualität und der individuellen
Eignung der verwendeten Laufschuhe gefragt werden. Sollten Sie übergewichtig
oder ein ca. „2- Meter-Mann mit entsprechenden Kilos auf der Waage“ sein,
muss bei den langen Strecken absolut ein Stabilschuh zum Einsatz kommen,
ein gebogener Leisten wäre hier absolut Gift.
- Dann gilt es ernährungstechnisch, konsequent eine „anti-entzündliche
Stimmung“ im Körper zu induzieren. Das gelingt leicht durch gezielte
Zufuhr-Erhöhung bzgl. der sogenannten Omega-3-Fettsäuren, die kurzkettig
reichlich vorhanden sind in Salat, Grüngemüse, Pseudogetreide wie Amaranth,
Quinoa und Buchweizen sowie in Nüssen und dann langkettig in fettem Seefisch
wie Thunfisch, Makrele, Wildlachs, Atlantikhering, Sardine und Forelle. Neben
ihrer wissenschaftlich erwiesenen Reduzierung von Schmerzempfindlichkeit und
schmerzfördernden Entzündungsneigung ist über diese Omega-3-Fettsäuren auch
ein positiver Effekt auf die muskuläre Durchblutung erzielbar, was die laufspezifisch
beanspruchte Muskulatur auf höhere Belastbarkeit trimmt. Bei chronischer Fisch-Abstinenz
ist die Zufuhr der anti-entzündlich und schmerzmodulierend wirkenden Omega-3-Fettsäuren
mittels Nahrungsergänzungspräparat problemlos zu erreichen. Sollten Sie mit
regelmäßiger Fischkost (2 x pro Woche) nicht klar kommen, bieten sich als
sportlergerechte Alternative isolierte Omega-3-Fettsäuren an, z.B.
mittels Biomol Omega-3 Pulver, in den wohlschmeckenden Geschmacksrichtungen
Ananas oder Nuss Krokant. Die empfohlene Einstiegsdosierung beträgt im ersten
Monat täglich 2 x 1 Messbecher, danach als Dauergabe nur noch einmal täglich,
alternativ in Fruchtsaft oder (Trink)-Joghurt, jeweils zu oder nach den Mahlzeiten.
Wer die Omega-3-Fettsäuren lieber in Kapselform favorisiert, kann auf
Pro-agil Kapseln zurückgreifen. Die sinnvolle Dosierung beträgt hier
zunächst 3 Monate, täglich 3 x 1 Kapsel jeweils zu den Mahlzeiten. Unter dem
Aspekt einer positiven, d.h. Schmerzprävention während eines Marathons
oder eines Ultra-Wettkampfs sollte spätestens 2 Monate vorher mit der
Supplementierung begonnen werden. Gute Erfahrungen habe ich auch mit der zusätzlichen
Gabe eines Brennessel-Extraktes in Kapselform (Hox alpha Kapseln, 3
x täglich 1 Kapsel) gemacht, die dann ebenfalls langfristig im Vorfeld zu
einem Wettkampf zum Einsatz kommen sollten, also z.B. Beginn 3 - 5 Wochen
vor D-day.
- Sollten Sie Ananas-Liebhaber sein, so bringt es sicherlich auch Linderung,
täglich 1 Baby-Ananas zu verzehren, beginnend spätestens die letzten
4 Wochen vor dem Start. Bei der Baby-Ananas ist gerade auch der ansonsten
ja bekanntlich holzige Mittelteil gut essbar, der sich durch einen besonders
hohen Gehalt an Bromelain auszeichnet, das als Pflanzen-Enzym über spezielle
entzündungshemmende Effekte verfügt. Auch andere exotische Früchte wie Maracuja,
Litschi, Mango, Passionsfrucht, Guave oder Papaya enthalten als Frischobst
reichlich anti-entzündlich wirksame Enzyme.
- An körpereigenen Substanzen, die im Muskel als Schutzfaktoren vor
Muskelkater und Überlastungsbeschwerden eine wichtige Rolle spielen, wären
u.a. L-Carnitin, Coenzym Q 10, a-Liponsäure
und Taurin zu nennen. Diese Wirkstoffe sind bis auf a-Liponsäure
als sportlergerechte Nahrungsergänzung im orthomolekular überlegt komponierten
Präparat Orthomol Sport enthalten, das sich zusätzlich durch weitere präventiv
wirksame Mikronährstoffe auszeichnet.
- Versuchsweise sollte zeitlich limitiert bei Ihnen auch der Einsatz eines
effektiv anti-entzündlich und schmerzbekämpfend wirksamen Medikamentes (z.B.
Deltaran 400 mg in Tablettenform) erwogen werden, das bzgl. Magen-Darm-Trakt-Verträglichkeit
und Wirksamkeit übrigens zu den besten dieser Wirkstoffklasse gehört. Die
empfohlene Dosierung beträgt hier 1 bis 2 Tabletten am Vortag des Wettkampfs,
wobei die Einnahme am Wettkampftag und auch einige Tage darüber hinaus problemlos
wiederholt werden kann. Das letzte Wort hat hier aber natürlich immer der
behandelnde Arzt.
Ja, dann bleibt nur noch zu hoffen, dass meine Tipps zunächst einmal zu Ihrer
Gesundung beitragen und zudem zukünftig beschwerdefreie Wettkämpfen auch über
längere Distanzen wieder möglich werden. Toi, toi, toi & gutes Gelingen
wünscht Ihnen
Ihr Dr. Ziegler

Laufen und harte Waden
Leser Christian S.-R. fragt:
Als Laufeinsteiger (Mai 2004) habe ich mittlerweile ein Trainingspensum von
40 km pro Woche erreicht. Ich bin 42 Jahre alt, 1.86 m groß und bringe z.Zt.
ein Gewicht von 96 kg auf die Waage. Damit aber immerhin rund 9 kg weniger als
zu Beginn meiner Laufaktivitäten. Nun zu meinem Problem: Seit einem Bergwander-Urlaub
im Sommer habe ich erhebliche Wadenprobleme, ein beständiges Verspanntsein,
ähnlich einem Muskelkater. Erstmals aufgetreten ist dies nach einem längeren
Abstieg während des erwähnten Bergwanderns. Auch Lauf- und generelle Sportpausen
nach dem Urlaub brachten keine Besserung. Ich habe seitdem auch das Gefühl,
als “würde die betreffende Muskulatur nicht mehr in die Waden-Silhouette passen“.
Der Wadenbereich erscheint optisch sehr gespannt und prall. Hohe Magnesium-Dosen
(Sprudeltabletten aus der Apotheke) sowie lokale Maßnahmen (Sportsalben und
Franzbranntwein) zeigten bisher keinerlei positive Effekte. Zusatz-Info: Meine
Ernährung empfinde ich als sehr ausgewogen. Ich setze auf viel Nudeln, Reis,
Gemüse/Salat, Obst, Müsli und Vollkornbrot. Bei tierischem Eiweiß nur Geflügel
und Fisch, kein Rindfleisch. Getränkevorlieben vor allem Mineralwasser, Säfte,
Kaffee und Früchte-Tee. Ab und an auch ’mal 1-2 Gläser Rotwein, aber ansonsten
keine harten Sachen. Ich kann mich als absoluten Nichtraucher bezeichnen. Haben
Sie für meine chronische Wadenproblematik eine plausible sportmedizinische Erklärung?
Was halten Sie zudem in diesem Zusammenhang von Nahrungsergänzungsprodukten,
also z.B. Orthomol Sport Trinkampullen?
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Die geschilderte Symptomatik gilt es umfassend zu kommentieren, um so Ihnen
überhaupt helfen zu können. Folgende Einzelaspekte könnten zum Entstehen Ihrer
Problematik beigetragen haben bzw. auch die lange Beschwerde-Persistenz erklären:
- Ihre hohe Körpermasse bei gleichzeitig sicherlich auch zu hohem Körperfett
ist bei Vertikalsportarten wie Wandern oder Joggen ein großer Belastungsfaktor
für die gesamte untere Extremität sowie die Wirbelsäule, speziell bei längeren
Bergab-Passagen. Die bei diesen Bewegungsabläufen immer entstehenden Bodenreaktionskräfte
können sich hier bis zum 3fachen Ihres Körpergewichts aufsummieren, was sicherlich
nicht so ohne Weiteres von Ihrer Wadenmuskulatur ab- bzw. aufgefangen werden
kann.
- Evtl. besteht bei Ihnen aber auch eine generelle Intoleranz der Wadenmuskulatur
gegenüber längeren und steileren Bergabpassagen. Wichtig zu wissen: Ihr Körper
setzt bergab nun einmal nur maximal 30 Prozent der beanspruchten Muskelmasse
ein im Vergleich zu Bergauf-Läufen, da ja ein Stück weit die Erdanziehung
die Arbeit mit übernimmt.
- Bei Ihnen muss aber auch die Frage nach einem sogenannten Kompartment-Syndrom
abgeklärt werden. Dabei handelt es sich um eine mechanische Beeinträchtigung
der venösen Drainage Ihrer Wadenmuskulatur, d.h. die unter muskulärer Beanspruchung
automatisch gesteigerte Mehrdurchblutung der Waden kann unter den Muskelkontraktionen
nicht ausreichend schnell wieder venös abfließen. Die daraus resultierende
Stauung könnte dann die von Ihnen geschilderte Symptomatik erklären.
- Unter Berücksichtigung der heute meist anzutreffenden Ernährungsgewohnheiten
könnte bei Ihnen eine „angegessene Entzündungsneigung“ als schmerzverstärkender
Faktor eine Rolle spielen. Speziell Getreide und Getreideprodukte (Brot, Nudeln
!!) und damit automatisch alle tierischen Produkte aus Mastbetrieben (Getreide
als Mastfutter!), aber auch bestimmte Öle wie Sonnenblumen-, Distel-, Maiskeim-,
Weizenkeim-, Traubenkern- und Kürbiskern-Öl sind hier anzuschuldigen.
- Starkes Schwitzen in Verbindung mit reichlich Kaffee- und Alkohol-Genuss
provoziert eine Verarmung des Körpers von Magnesium, Zink, Eisen und Kalium,
alles Mineralien, die bei Mangelzustand mittelbar oder unmittelbar für die
Auslösung bzw. Verstärkung der geschilderten Beschwerden verantwortlich sein
können.
Was gilt es daher für Sie zu tun:
- Zu aller erst sollten Sie mittels Ultraschall, evtl. auch mittels
Kernspin, unmittelbar nach einem Lauf-Belastungstest die Durchblutungs-
und Abflussverhältnisse im Wadenbereich testen lassen.
- Orthopädisch müssen schwerwiegende Defizite im Fußgewölbe-Bereich
ausgeschlossen werden, ggf. muss mittels Sporteinlagen gegengesteuert werden.
- Außerdem gilt es gezielt diagnostisch bzgl. evtl. nachweisbarer struktureller
Schäden in Ihrer Wadenmuskulatur vorzugehen. Speziell von Interesse wären
hier:
- Kreatinkinase (CK),
- BSG,
- CRP
- kleines Blutbild.
- Außerdem sollten auch weitere Laborparameter getestet werden und zwar
Gesamt-Eiweiß, Blutzucker, Magnesium, Kalium, Selen, TSH, Homocystein,
Kreatinin, Harnstoff, Triglyzeride, LDL, HDL und Urinstatus.
- Wenn noch nicht geschehen wären Sie aus meiner Sicht auch reif für einen
sportmedizinischen Komplett-Check, speziell bzgl. Lungenfunktion und Herz-Kreislauf-Belastbarkeit
(Belastungs-EKG)
- Bitte außerdem beachten: Es ist leider ein Ammenmärchen, dass Vollkorn
generell gesund ist. Denn gerade Vollkorn und damit auch alle tierischen Produkte,
die aus Mastbetrieben stammen (Milch, Milch-Produkte, Käse, Eier, Fleisch,
Wurst), wo nun einmal in der Regel Getreide als Mastfutter zum Einsatz kommt,
enthalten in ungünstiger Relation pro-entzündlich wirkende und gleichzeitig
die Schmerzschwelle absenkende sogenannte Omega-6-Fettsäuren. Unabhängig von
den speziellen Untersuchungsempfehlungen sollten Sie unbedingt, gerade auch
unter Ihrer derzeitigen Gewichtssituation, den Konsum von Getreide, Getreideprodukten
und Kartoffeln zurückfahren zugunsten von Gemüse, Salat, Obst, Beeren, Pilzen,
Amaranth, Soja, Buchweizen, Quinoa, Molke, Erdnüssen (zählen wie Soja zu den
Hülsenfrüchten) und Nüssen.
- Medikamentös sollten Sie
- akut und hochdosiert Enzyme zuführen, z.B. Bromelain POS-Tbl.
(3 x 3 Tbl. pro Tag, jeweils 10 – 15 Min. vor den Mahlzeiten),
- dann für mindestens 3 Monate Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzung
(z.B. Biomol Omega-3-Pulver, verfügbar in den Geschmacksrichtungen Ananas
oder Nuss Caramel, mindestens 2 Gramm pro Tag, einzunehmen zu den Mahlzeiten
und eingerührt in Milch oder Joghurt als wirksame Emulgatoren).
- Nach Rücksprache mit Ihrem Arzt wäre auch ein kurzfristiger Therapieversuch
mit Blutviskosität-senkenden sogenannten Aggregationshemmern zu unternehmen,
z.B. mittels Aspirin plus C Brause-Tabletten, 100 – 200 mg pro Tag, sofern
keine Magen-Darm-Probleme dagegen sprechen.
- Bis zur endgültigen diagnostischen Abklärung Ihrer gesundheitlichen
Probleme in beschriebener Weise sehe ich die Frage nach weiteren Nahrungsergänzungsprodukten
zunächst als sekundär an.
Alles Gute wünscht Ihnen
Ihr Dr. Ziegler

Carnitin
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
zur Zeit trainiere ich auf den München-Marathon hin (10.10. 2004). Habe auch
mittlerweile meinen ersten 30 km-Trainingslauf hinter mir. Nun bin ich bei LAUFREPORT
auf einen Bericht über Carnitin gestoßen. Würde mir eine L-Carnitin-Kur in den
nächsten Tagen noch etwas bringen. In dem Artikel wurde geschrieben, dass "das
zusätzlich zugeführtes L-Carnitin die Leistungsfähigkeit steigern, Müdigkeit
und Erschöpfung hinauszögern sowie die Erholung beschleunigen kann." Trifft
diese Aussagen auch für mich zu?
Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Prinzipiell ist es natürlich immer so, dass erst die Summe aller Teile die
Gesamteffizienz eines Bemühens ausmacht. Das gilt entsprechend auch bzgl. der
Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit einer L-Carnitingabe in Ihrer konkreten Situation.
Gesetzt den Fall zunächst, bei Ihnen stimmen im Großen & Ganzen die trainingsmethodischen
und ernährungsbezogenen Voraussetzungen, so kann meinerseits, fokussiert auf
das Thema L-Carnitin, folgendes Statement abgegeben werden:
- Sollten Sie strikter Vegetarier sein, so ist die Supplementierung
von L-Carnitin (empfohlenes Präparat: Biocarn Sirup) unter dem Leistungssport-Aspekt
ein MUSS, da beim Vegetarier sowohl von einer Unterversorgung bzgl.
der L-Carnitin-Synthese-Bausteinen wie auch bzgl. des angebotenen fertigen
L-Carnitins ausgegangen werden kann. Die hier Sinn machende Dosierung wäre
dann: Beginnend 3 - 4 Wochen vor dem Wettkampf pro Tag 30 mg L-Carnitin
pro kg KG für 14 Tage & dann fortfahrend mit 1 Gramm L-Carnitin
täglich und zwar für einen Zeitraum bis ca. 4 Wochen über den Marathon
hinaus. 1 Gramm L-Carnitin entspricht bei Biocarn übrigens gerade einer Messbecher-Füllung
bis zur Markierung. Bitte beachten: Die Einzeldosis L-Carnitin darf,
unabhängig von der täglichen Gesamtdosis, generell nicht über einem Gramm
liegen, da ansonsten die Resorptionskapazität des Dünndarms überschritten
wird.
- Die Mär von der Optimierung des Fettstoffwechsels durch L-Carnitin
ohne definitiven L-Carnitin-Mangel ist längst überholt. Allerdings profitiert
auch der nicht-vegetarische Läufer unter Leistungsgesichtspunkten von
dem oben angeführten Supplementierungsschema, wenn er seine Wettkampf-Distanzen
im Bereich seiner individuellen aerob-anaeroben Schwelle absolviert. Sorgt
hier doch ein entsprechend aufgefülltes L-Carnitin-Depot in der arbeitenden
Muskulatur dafür, dass der Bereich seines individuellen maximalen Laktat-steady-state
etwas angehoben bzw. stabilisiert wird. Im Klartext: Der
oder die Betreffende kann in diesem Bereich ETWAS mehr Tempo machen
als im Laktat-Leistungstest vorgegeben bzw. eruiert, ohne dadurch gleich verstärkt
anzusäuern. Da man aber bekanntlich sein persönliches Marathon-Durchschnittstempo
ja etwas unterhalb der individuellen Laktatschwelle absolviert, stellt sich
die Frage konkret, wie leistungsorientiert Sie Ihren Marathon in München
bestreiten wollen. Wenn Sie auf "pes machen" ausgerichtet
sind, wäre ein L-Carnitin-Versuch in beschriebener Weise durchaus sinnvoll.
Meinen sportmedizinischen Segen haben Sie auf jeden Fall. Ich habe hier bereits
auch viele positive Feed backs.
Viel Erfolg und alles Gute
Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Dehydration
Hallo Herr Dr. Ziegler,
ich bin am Sonntag einen Halbmarathon gelaufen, bei dem leider in der zweiten
Hälfte die Getränke an der Versorgungsstelle ausgegangen waren. Ich bzw. meine
Gruppe hat sich dann mehr oder weniger ins Ziel gekämpft. Mit dem Ergebnis,
dass besonders ich unter Schüttelfrost und Brechreiz litt. Viel besser ging
es den anderen aber auch nicht. Nach reichlicher Getränkezufuhr war mir 2 Stunden
nach Zieleinlauf endlich etwas besser. Am nächsten Tag fühlte ich mich aber
immer noch total schlapp.
In zwei Wochen will ich bei einem Marathon starten. Wie soll ich jetzt vorgehen:
Gar nicht mehr trainieren oder nur wenig? Und welche Ernährungstipps bzw. Nahrungsergänzungsmittel
können Sie empfehlen, damit ich schnell wieder fit werde? Marathon laufe ich
zwischen 4h05 bis 4h20.
Danke vorab für Ihre Bemühungen
Gruß Carmen P.
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Schlimm, schlimm, wenn ein Veranstalter so knapp plant. Schnee von gestern,
wir blicken nach vorne. Grundsätzlich spricht aus meiner Sicht zunächst einmal
nichts gegen einen Start in Berlin in 14 Tagen, wenn Sie bis dato eine Top-Gesundheit
aufgewiesen haben, was Sie hoffentlich auch über eine sorgfältige und sportartspezifische
Untersuchung schon einmal objektiviert und bestätigt bekommen haben (inkl. Lungenfunktion-Check
und Belastungs-EKG bis zur Ausbelastung).
Konkret würde ich dann in Ihrem Fall wie folgt verfahren:
- Die gesamte aktuelle Woche würde ich jetzt nur Kompensationstraining betreiben
und zwar nicht sportartspezifisch, also locker Ausschwimmen, locker Radeln,
am Freitag dann einen längeren Spaziergang von 1 Stunde einplanen und dies
am Samstag und Sonntag wiederholen. Am Montag oder Dienstag würde ich im geplanten
Renn-Tempo 5 km laufen, um dann am Mittwoch und Donnerstag wieder eine Stunde
einen flotten Spaziergang zu positionieren (evtl. auch Nordic Walking, wenn
Ausrüstung präsent). Am Freitag dann auf jeden Fall komplett Pause, um dann
am Samstag, dem Vorwettkampftag nochmals 3 – 5 km im geplanten Wettkampftempo
zu absolvieren.
- Umgehende Laborkontrolle zum Ausschluss von erlittenen bzw. evtl.
bereits vorhandenen Defiziten, d.h. dem entsprechend kleines Blutbild,
Blutzucker, Blutsenkung, Ferritin (gibt Kenntnis bzgl. des Füllungszustandes
Ihrer Eisenspeicher in Knochenmark, Leber und Milz, bei Frauen mit mehr oder
weniger starker Regelblutung und nur gelegentlichem Fleisch- & Fischverzehr
häufig unter 30 Mikrogramm/l liegend, was dann unbedingt therapiebedürftig
ist), Magnesium, Selen (sollte wg. seiner zentralen Bedeutung für die
Schilddrüse und beim Zellschutz bei über 100 Mikrogramm/l liegen), Kalium,
Homocystein (gibt Kenntnis bzgl. der Versorgung mit den B-Vitaminen B6,
B12 und Folsäure und sollte kleiner 10 Mikromol/l betragen), TSH (sollte
bei regelmäßig trainierenden AusdauersportlerInnen zwischen kleiner 1 und
kleiner 2 MikroIU/ml liegen & repräsentiert den Funktionszustand der Schilddrüse
als wichtigem Regulationsorgan der Regeneration), Gesamt-Eiweiß, Kreatinin
und Harnstoff. Zusätzlich würde ich auch eine Urin-Untersuchung
(spezielle Frage: Eiweiß vorhanden?) empfeheln und einen Check auf stressbedingt
evtl. nachweisbares Blut im Stuhlgang (Hämoccult-Test).
- Mir liegen jetzt leider auch keinerlei Angaben bzgl. Ihres üblichen Ernährungsverhaltens
vor. Ich würde in Ihrem Falle auf jeden Fall zu einer generell Eiweiß-betonten
Kost in Verbindung mit dem richtigen und wichtigen Five-a-day-Konzept
(5 Portionen Obst, Gemüse & Salat pro Tag) raten. Eiweiß-bezogen heißt
das v.a. Hülsenfrüchte (hierher gehören auch Soja und Erdnüsse), Nüsse, Shiitake-Pilze,
Amaranth, Kammut-Weizen, Hirse, Haferflocken, Molke, Seefisch, Forelle, Wild,
sonstiges Fleisch nur, wenn garantiert Biofleisch, das nicht mit Getreide-Schrot
gemästet wurde. Mit dieser Eiweiß-Ausrichtung bekommen Sie automatisch auch
die richtigen Fette und eine nicht unwesentliche Kohlenhydratmenge gleich
mitgeliefert. Um Ihren sicherlich nicht geringen Substanzverlust durch diesen
ungewollt hohen Stressfaktor (hohe Radikalenbildung) zu limitieren wäre auch
an die tägliche Zufuhr von einem Eiweiß-Shake zu denken. Empfehlenswerte Produkte
(B 6 Protifit®) finden Sie hier unter eder-health-nutrition.de. Zusätzlich
garnieren Sie bitte alle Salat-, Gemüse- und Nudelgerichte mit einer kräftigen
Portion Würz-Hefeflocken, was ebenfalls der Eiweiß-Bilanz gut tut und zusätzlich
B-Vitamine und vor allem Chrom für einen optimal funktionierenden Kohlenhydratstoffwechsel
ranschafft.
- Wenn Sie zufällig noch Ihr Körpergewicht vor dem HM-Start präsent haben,
so sollten Sie nach entsprechender Flüssigkeitszufuhr jetzt mittlerweile Ihr
Vorstartgewicht (abzgl. 600 – 850 Gramm Oxidationswasser) wieder erreicht
haben. Empfehlenswerte Trinkqualitäten wären jetzt Magnesium-reiches Mineralwasser
(d.h. über 100 mg Mg/l), Kräuter- & Früchte-Tee, Molke (z.B. Ultra Refresher
der Fa. Ultra Sports). Bis zum Marathon wäre ich ganz zurückhaltend mit Koffein
(auch schwarzer & grüner Tee sind koffeinhaltig), Alkohol würde ich bis
dahin ganz meiden.
- Sie haben nichts erwähnt bzgl. Ihrerseits praktizierter Nahrungsergänzung.
Daher empfehle ich hier: Gezielte Substitution der Substanzen, die beim angeratenen
Labor-Check unter der Norm liegen. Zusätzlich würde ich für die nächsten 3
Monate, also über Ihren Marathon-Auftritt hinaus folgendes einnehmen:
- Omega-3-Fettsäuren zur Verbesserung der Durchblutungsbedingungen in
der Mikrostrombahn der Kapillaren (z.B. Biomol Omega-3® Pulver,
3 x täglich 1 Teelöffel bzw. Messbecher für 1 Monat, dann Reduzierung
auf 1 Teelöffel täglich)
- Orthomol Sport® Trinkampullen als orthomolekular und sportlergerecht
komponiertes Komplettpräparat (täglich 1 Trinkampulle für 3 Monate, jeweils
zu einer Mahlzeit)
- Am Vorabend des Wettkampftages evtl. 1 Aspirin plus C® Brausetablette
nach dem Abendessen, um die Blutviskosität gezielt zu reduzieren, um so
der Ihrerseits beschriebenen Symptomatik unter Flüssigkeitsdefizit evtl.
aus dem Wege gehen zu können. Allerdings ist diese Medikation nur statthaft,
wenn Sie bzgl. Ihres Magen-Darm-Traktes unempfindlich sind und auch bisher
keine Gastritis oder gar Magen- bzw. Zwölffingerdarm-Geschwüre erlitten
haben.
Ja, dann alles Gute und bitte bei Ihrem nächsten Marathon-Event die durchaus
sinnvolle und trainingsmethodisch passende Halbmarathon-Belastung spätestens
4 Wochen vor dem D-Day anberaumen.

Kreislaufbeschwerden bei langen Läufen
Hallo,
ich, Bernd A., bin eigentlich gut im Training und bereite mich gerade nach einem
10-Wochenplan auf meinen nächsten Marathon vor. Leider bekomme ich bei langen
Läufen und in der zweiten Hälfte eines Marathons häufig starke Kreislaufprobleme
(Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen etc.). Auch habe ich regelmäßig bei
langen Läufen in der zweiten Hälfte einen viel höheren Puls. Ich bin 35 Jahre
alt, 1,85 m groß und wiege nun 82 kg, nachdem ich in den letzten 10 bis 12 Wochen
ca. 5 kg abgenommen habe.
Bei meinen letztjährigen Herbst-Marathon musste ich bei Kilometer 30 aufgeben.
Damals musste ich mich sogar übergeben und wurde kurzfristig stationär behandelt.
Meines Erachtens schwitze ich recht stark, wobei ich aber auch bei Trainingsläufen
konsequent auf regelmäßiges Trinken achte. Mein Maximalpuls liegt derzeit bei
187. Die langen Trainingsläufe bestreite ich meist mit Pulshöhen zwischen 135
bis 140. Was glauben Sie, aufgrund Ihrer langjährigen sportmedizinischen Erfahrung,
ist die Ursache dieser immer wiederkehrenden Symptomatik und was kann ich dagegen
tun?
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
Zunächst einmal ist es sportmedizinisch-physiologisch absolut normal und nachvollziehbar,
wenn sich Ihre Pulskurve im Laufe einer längeren Laufbelastung nach oben bewegt.
Die möglichen Begleitsymptome und deren Ausmaß sind es, die dann zum Handeln
zwingen, wie ja auch bei Ihnen gegeben. Ursächlich verantwortlich sind hier
mehrere Faktoren, wobei vor allem die Bluteindickung, Blutdruckschwankungen,
die notwendig werdende Umstellung bei der muskulären Energiebereitstellung und
dann auch der mehr oder weniger ausgeprägte psycho-mentale Ermüdungszustand
eine Rolle spielen. Allerdings sollte das Ausmaß Ihrer geschilderten Kreislaufprobleme
auf jeden Fall Anlass zu einer sorgfältigen Herz-Kreislauf-Diagnostik
sein. Und das bedeutet dann im Einzelnen (wobei ich Ihren Angaben nicht entnehmen
konnte, ob Sie überhaupt schon einmal eine ausführliche internistisch-orthopädische
Untersuchung mitgemacht haben):
- Belastungs-EKG (wird meist als Fahrrad-Ergometrie durchgeführt) bis
zu Ihrer Ausbelastung. Da beim Fahrradfahren weniger Muskelmasse als beim
Laufen beansprucht werden, werden Sie sicherlich Ihren angegebenen Maximalpuls
von 187 Schlägen pro Minute nicht erreichen. Im Verlauf des Belastungs-EKG
sowie ganz wichtig auch nach Abbruch der Belastung sollte dann genau Ihre
Herzfrequenz- und Blutdruck-Entwicklung analysiert sowie auch Ihr Herz-Rhythmus
beurteilt werden. Dazu erfahren Sie aber Genaueres vom untersuchenden Arzt.
- Laborbezogen sollten Sie auf alle Fälle folgende Parameter bestimmen
lassen: Blutbild, Blutzucker, Blutsenkung, Gesamt-Cholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride,
Homocystein, Gesamt-Eiweiß, TSH (wegen Schilddrüsen-Funktion) sowie bei den
Mengen- und Spurenelementen vor allem Kalium, Magnesium, Selen und Ferritin,
wenn Sie nur selten tierisches Eiweiß konsumieren. Und wo Sie schon einmal
dabei sind, würde ich auch einen kleinen Nieren-Check gleich mitmachen, d.h.
Bestimmung von Kreatinin und Harnstoff im Blut sowie Urinstatus. Eine Kreatinin-Bestimmung
am Morgen vor einem 25 oder 30 Kilometer-Lauf und dann auch nochmals am Morgen
nach dieser langen Einheit ermöglicht eine recht gute Einschätzung der Dynamik
und Qualität Ihres Flüssigkeitshaushaltes. Auch sollten Sie sich regelmäßig
vor und unmittelbar nach einem Long jogg wiegen, um das Ausmaß des noch vorhandenen
Flüssigkeitsdefizits besser einschätzen zu können. Auch die Urinfarbe kann
hierzu herangezogen werden.
- Wichtig: Vielleicht leiden Sie ja auch an einem zu niedrigen Blutdruck,
der dann bei entsprechend ausgeprägtem Flüssigkeitsdefizit in den Keller geht.
Sollte sich dies bestätigen, so wäre hier vor jedem Lauf eine entsprechende
Medikation vorzunehmen, um Ihren Blutdruckabfall in Grenzen zu halten. Bewährt
haben sich hier beispielsweise Effortil Depot Perlongetten.
- Weiterhin könnte für Ihr Kreislaufproblem auch ein Abfall des Blutzuckers
verantwortlich sein, da unter Belastung die Blutglukose leichter in die arbeitende
Muskulatur gelangt, was den Blutzucker-Abfall beschleunigt. Auch diese Fragestellung
gilt es mit dem behandelnden Arzt durchzusprechen.
Übrigens: Meines Erachtens wählen Sie für Ihre langen Trainingsläufe,
die Sie ja generell im GA-1-Bereich bestreiten sollten, rein rechnerisch nach
der Altersformel und orientiert an Ihrem Maximalpuls (Hfmax), eine zu hohe Intensität.
Mit einer Herzfrequenz zwischen 135 und 140 liegen Sie nun einmal bereits bei
70 bzw. 75 % Ihrer aktuellen Hfmax. Sie sollten sich aber rechnerisch bei einer
Herzfrequenz zwischen 115 und 125 bewegen (= 62 bis 67 % der Hfmax), wenn Sie
wirklich dem Fettstoffwechsel auf die Sprünge helfen wollen. Vorschlag:
Möglichst in den nächsten Tagen unterziehen Sie sich noch einem Laktat-Leistungstest
unter standardisierten Bedingungen, um Ihre Herzfrequenz exakt, d.h. gemäß
Ihrer aktuellen muskulären Stoffwechseltrainiertheit, auf die jeweiligen Trainings-
und Belastungsvorgaben ausrichten zu können. Damit vermeiden Sie auch ein Überziehen
beim anstehenden Köln-Marathon. Je nach Ihrem Trainingsumfang in den nächsten
Monaten sollte dann dieser Laktat-Leistungstest in bestimmten Abständen wiederholt
werden, um der Entwicklung Ihrer Stoffwechseltrainiertheit exakt bzgl. der Intensitätsvorgaben
Rechnung tragen zu können. Sollten Sie eine kompetente Anlaufstelle für Ihre
Laktatdiagnostik benötigen, so lassen Sie mich dies bitte wissen.
Alles Gute für Sie & gutes Gelingen !
Ihr Dr. Ziegler

Herzrhythmusstörungen
Hallo Herr Dr. Ziegler,
ich bin 55 Jahre alt und laufe seit 3 Jahren regelmäßig Marathon. Meine Bestzeit
liegt derzeit bei 3:56 h. Bei den meisten Läufen gehe ich aber nicht bis an
meine Leistungsgrenze. Beim Swiss Alpine wollte ich die 78 km-Strecke laufen.
Auf dem ersten Teilstück bis Filisur (30 km), dem leichtesten Streckenabschnitt,
war ich tempomäßig sehr zurückhaltend und lief im Pulsbereich von 120 bis 130,
bei Anstiegen auch kurzzeitig 150. Ganz plötzlich bekam ich kurz vor Filisur
leichte Schwindelgefühle. Ein Blick auf die Pulsuhr ließ mich an der korrekten
Anzeige zweifeln: Puls 160 – 228 – 170 – 218 – 190 usw. Unglaublich hoch und
sehr unregelmäßig. Ich hab dann den Puls gefühlt, konnte die Höhe nicht ermitteln,
aber registrierte seine Unregelmäßigkeit. Schlagartig ließ auch mein Leistungsvermögen
nach. Ich habe mich mit ausgiebigen Pausen bis ins C42-Ziel nach Bergün
durchgeschlagen. Ungefähr 2 Stunden nach dem Zieleinlauf war der „Spuk“ vorbei:
Puls normal. Befinden und Stimmung prächtig. Auch am Tag danach bei einer kleinen
Bergtour keine Probleme.
Nach meiner Rückkehr war ich gleich beim Hausarzt sowie beim Kardiologen: EKG
unauffällig, Blutbild steht noch aus. Beim Herz-Ultraschall wurde ein Schaden
entdeckt (war bekannt), verursacht durch einen kleinen Infarkt von vor 25 Jahren.
Diagnose: Herzrhythmus-Störungen, nicht lebensbedrohlich. Ursache: Übertriebene
sportliche Aktivitäten. Geplant sind jetzt noch ein Belastungs- sowie ein Langzeit-EKG.
Verunsichert von den Aussagen des Kardiologen, "Sport ist bis 35 gesund,
danach überwiegen die Nachteile" oder "die Marathon-Hysterie
wird hunderte Menschen das Leben kosten", und der Warnung vor einer Weiterführung
des Marathonlaufs, frage ich Sie: Wie sieht meine sportliche Zukunft mit Herzrhythmus-Störungen
aus?
Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:
In der Tat ein nicht kleiner gesundheitlicher Komplex, den Sie mir da aufgetischt
haben, auf den ich im Folgenden aber gern näher eingehen möchte.
- Grundsätzlich kann aus ärztlicher Sicht natürlich niemand den Marathonlauf
ernsthaft als primär gesunde Sportart deklarieren. Dazu sind Stoffwechsel-
und Immunsystem-Beanspruchung, Herz-Kreislauf-Belastung und orthopädische
Herausforderung einfach zu hoch. Die Marathonbegeisterung ist hierzulande
ungebrochen und damit nimmt automatisch die Zahl derer zu, die eigentlich
orthopädisch-gesundheitlich besser im Schwimmsport, beim Rad fahren oder beim
Nordic Walking aufgehoben wären. Daher hier nochmals mein eindringlicher Appell
an alle Möchtegern-Asphalt-Cowboys: Kein Leistungssport (Marathonlauf ist
nun einmal vom abverlangten Umfang her Leistungssport !!) ohne regelmäßige
und sorgfältige sportmedizinische Betreuung und Überwachung. Ab dem 30. Lebensjahr
sollte auch regelmäßig ein Belastungs-EKG (bis zur Ausbelastung !!!) durchgeführt
werden, evtl. sogar ein Herz-Echokardiogramm. Traurig, aber wahr: Gemäß
entsprechender Befragungsprotokolle hatten ca. 65 Prozent (!) aller rund 50
000 TeilnehmerInnen des letztjährigen Berlin-Marathons (inkl. Inline Skater
& Schülerläufe) noch nie (!) eine sportärztliche Untersuchung erfahren.
- Da mir von Ihnen aktuell keine Befunde zum Belastungs-EKG, Langzeit-EKG
und auch keine Laborwerte vorliegen, kann ich bzgl. der Ursachenforschung
Ihrer Herz-Rhythmusstörungen nur spekulieren. Bei Ausdauerbelastungen über
90 Minuten kann es je nach Flüssigkeitsaufnahme in Relation zu Umgebungstemperatur
und Luftfeuchtigkeit immer zu Bluteindickungen und Elektrolytverschiebungen
kommen, die Rhythmusstörungen Vorschub leisten. Natürlich spielt auch das
Ernährungsverhalten der letzten Wochen und Monate bzgl. Magnesium- und Kaliumversorgung
hinein sowie die Frage des Ausmaßes von Alkohol- und Koffeinkonsum (bekannte
„Mineralien- & Wasser-Räuber“).
- Rhythmusstörungen sind nun einmal nicht gleich Rhythmusstörungen. Es gibt
Formen, bei denen besteht unbehandelt absolute Lebensgefahr wegen der Gefahr
des Auftretens von Kammerflattern oder Kammerflimmern. Hier gilt es bei Ihnen
möglichst schnell herauszufinden, welcher Typus bei Ihnen vorliegt bzw. evtl.
vorgelegen haben mag.
- Die Tatsache, dass Sie in der Vergangenheit einen „kleinen“ Herzinfarkt
erlitten haben, ist insofern relevant, als dadurch bestimmte Herzareale empfindlicher
bzgl. Herzrhythmusstörungen werden, je nachdem, wo die Infarktnarbe liegt.
- Sie sollten daher neben den bereits geplanten Untersuchungen auf jeden Fall
ein Komplett-Labor erstellen (inkl. Kalium, Magnesium, Selen, TSH, Homocystein,
kleines Blutbild, Blutsenkung, Blutzucker, Gesamt-Eiweiß), um auch hier klarer
zu sehen. Je nach der sich dann ergebenden Gesamtbefund-Situation hat jetzt
Ihr behandelnder Kardiologe immer das letzte Wort, wie es um Ihre zukünftige
Marathon- & Ultramarathon-Wettkampftauglichkeit bestellt ist.
- Noch ein wichtiger präventiver Tipp, auch unter Alltagsbedingungen: Neben
den bewährten Mineralien-Kombinationspräparaten zum Schutz vor Herz-Rhythmusstörungen
(z.B. Tromcardin® forte Tbl.) scheinen vor allem Omega-3-Fettsäuren
(in hoher Dosierung und regelmäßig zugeführt) einen wirklich effektiven und
zudem wissenschaftlich gesicherten Schutzfaktor darzustellen. Jetzt weiß ich
wiederum nicht, wie es bei Ihnen um die Regelmäßigkeit des Fischkonsums bestellt
ist. Bei Ihrer Anamnese wäre es übrigens Pflicht, pro Woche mindestens 2 Portionen
à 400 Gramm fetten Fisch zu vertilgen, also Thunfisch, Sardinen, Atlantik-Hering,
Makrele, Forelle oder Wildlachs. Bei Sardinen und Thunfisch zählt auch Dosenfisch,
sofern dieser nicht in Sonnenblumenöl eingelegt ist. Als Alternative
bietet sich Fischöl als Nahrungsergänzung an. Ich habe hier gute Erfahrungen
mit Biomol Omega-3-Pulver gemacht (Geschmacksrichtungen Ananas, Walnuss
und Milchkaffee für Fischmuffel), das Sie problemlos in Getränke oder Milchprodukte
einrühren können. Bitte beachten: Immer zu, während oder nach den Mahlzeiten
zuführen. Sinnvoll wäre als Einstieg bei Ihnen zunächst für einen Monat 3
Messbecher pro Tag, um danach mit einem Messbecher pro Tag als Dauertherapie
fortzufahren.
Sprechen Sie vielleicht Ihren Kardiologen auch auf die kurzfristige Gabe von
Acetylsalicylsäure zur Blutverdünnung bei Hitzeläufen an. Hier gibt es
ein Präparat mit 30 mg (Miniasal®), das dann auch keine Magen-Darm-Probleme
machen dürfte, sofern Sie hier nicht vorbelastet sind.

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