24.1.16 - 13. Khon Kaen International Marathon - ThailandTemperatursturz sorgt für überraschend gute Bedingungen Der beste Marathon in Thailand Ostafrikaner werden zu Dutzenden vom Preisgeld angelockt |
von Michael Schardt |
Es ist Winter in Thailand, wenn die Touristenströme aus Europa, Japan, China oder Nordamerika in das südostasiatische Land einfallen. Dezember, Januar und Februar sind die beliebtesten Reisemonate - kein Wunder, denn wo die Besucher herkommen, geben Eis, Schnee und Minustemperaturen den Ton an. Und in Thailand, dem einstigen Siam, ist das Klima vergleichsweise mild, bevor ab März die Hitze und die Luftfeuchtigkeit fast unerträglich werden. Dass aber dann, bei der bekanntesten Laufveranstaltung Thailands, dem Khon Kahn International Marathon (KKIM), nicht wenige einheimische Aktive in langer Laufmontur und winterlichen Thermohose antreten, wundert doch, zumal das Thermometer auch in dieser gemäßigten Jahreszeit tagsüber kaum einmal unter dreißig Grad sinkt und es noch am Tag vor dem Marathon am Veranstaltungsort 34 Grad Celsius gegeben hatte.
Eine Erklärung dafür ist weniger, dass auch die Thais einmal zeigen wollen, welch schicke Laufbekleidung für den Winter sie im Schrank haben, sondern weil es binnen kürzester Frist von nur wenigen Stunden einen fast dramatischen und kaum erklärlichen Temperatursturz in Kohn Kaen von fast zwanzig Grad gegeben hatte und ein späterhin weiteres Absinken der Temperatur auf zehn Grad prophezeit worden war, dazu kräftiger, kühler Regen für den Zeitraum der Laufveranstaltung. Für thailändische Verhältnisse also durchaus arktische Bedingungen, die von den westlichen Startern freilich freudig begrüßt wurden, aber die Einwohner vor das Problem stellten, wie man sich vor der Kälte am besten schütze.
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Was bei Läufern aus Mitteleuropa und auch bei Lesern von LaufReport nicht unbedingt als bekannt vorausgesetzt werden kann, ist, dass eines der beliebtesten Fernreiseziele der Deutschen über eine facettenreiche und belebte Ausdauersportszene verfügt, sei es Rennrad- und Mountainbike-Wettfahren, sei es Triathlon oder eben auch Laufen. Einen guten Namen hat sich Thailand vor allem im Ultra- und Trailrunning-Bereich gemacht, hat zunehmend aber auch mit Marathon- und Halbmarathonläufen gepunktet, die immer mehr von ausländischen Sportlern besucht werden. Gut dokumentiert und immer auf aktuellem Stand werden die Läufe durch die englischsprachige Homepage "www.runthailand.com", die Kurzbeschreibungen und alle relevanten Infos zu landesweit durchgeführten Läufen bereitstellt und zeitnah auch die Ergebnisse abbildet. Wie reichhaltig das Angebot im Reiche des weltweit dienstältesten Monarchen, König Bhumibol Adulyadej, der in Kürze sein siebzigstes Thronjubiläum feiert, und seiner Frau Sirikit, ist, zeigt allein schon der Blick auf den 24. Januar, dem Tag des Khon Kaen Marathons. An diesem Sonntag ist rund ein Dutzend weiterer Läufe dort aufgelistet.
Schrittmacherdienste für das Laufen in Thailand leistete in erster Linie zweifelsfrei der Bangkok Marathon, durchgeführt Mitte November, der - wie weltweit andere Citymarathons auch - bereits knapp dreißig Auflagen erlebte und mit seinen Unterdistanzen auch die größte Laufveranstaltung des Landes ist. Rund 30.000 Läufer nahmen 2015 daran teil. Nach und nach sprangen andere Metropolen auf den Marathonzug auf und riefen neue Events ins Leben, so Chiang Mai im Nordwesten, Pattaya im Osten und - relativ spät -, nämlich 2004, auch Khon Kaen. Daneben erfreuen sich auch Marathonläufe auf den meistbesuchten Touristeninseln Phuket und Koh Samui ständig wachsender Beliebtheit. Freilich wird kaum ein Mitteleuropäer eigens wegen eines Marathonstarts die lange Reise dorthin antreten, aber gegen eine Teilnahme während eines ohnehin geplanten Urlaubs spricht nichts.
Am günstigsten scheint es, den Marathon in die Mitte des geplanten Aufenthalts zu legen, wenn dies terminlich möglich ist, zwischen eine kulturelle Besichtigungstour des Landes zu Beginn und vor einer abschließenden Bade- und Entspannungswoche an einem der ungezählten und touristisch bestens erschlossenen Bilderbuchstrände.
Als jüngster der großen Marathons hat sich der von Khon Kaen binnen nur weniger Jahre an die Spitze aller thailändischen Marathons katapultiert und sich internationale Beachtung erworben. Das liegt zum einen qualitativ an den für thailändische Einkommensverhältnisse horrend erscheinenden Preisgeldern, die zumindest die zweite Garde ostafrikanischer Eliteläufer gleich dutzendfach anlockt; zum anderen hat sich schnell die hervorragende Organisationsstruktur und das Leistungsaufkommen herumgesprochen, welche keinen Vergleich mit großen internationalen Citymarathons zu scheuen brauchen.
Beworben wird der Marathon auf der Homepage und auf den Flyern selbstbewusst als "The greatest Marathon of Thailand". Das allerdings kann sich höchstens auf sein Renommee beziehen, denn mit gut 700 Marathonfinishern (2015) nimmt man landesweit nur den zweiten Platz ein, hinter der 8-Millionen-Metropole Bangkok, die es auf knapp 3000 Marathonfinisher bringt. Gestemmt wird das Großunternehmen von Anfang an von der Universität der Stadt, auf deren fast unüberschaubar großem Campusgelände auch das Logistikzentrum und Start und Ziel liegen, und die letzten fünf Kilometer aller Läufe zu absolvieren sind.
Khon Kaen (gesprochen Khon Kähn) liegt rund 400 Kilometer nordöstlich von Bangkok entfernt und ist am bequemsten von dort per Inlandsflug zu erreichen, denn die Stadt verfügt über einen eigenen Flughafen, von dem man mit dem Taxi nach zehn Minuten das Cityzentrum erreicht. Fünf bis sechs Mal täglich wird Khon Kaen je von beiden Bangkoker Flughäfen angeflogen. Die Flugdauer beträgt gerade einmal fünfundvierzig Minuten. Wer etwas mehr Zeit hat und mehr von Land und Leuten sehen möchte, der kann auch mit dem Leihwagen (Achtung Linksverkehr) anreisen, wofür man von der Hauptstadt aus etwa sieben Stunden braucht. Vielleicht mehr Romantik verspricht eine etwa gleich lang dauernde Anreise mit der Eisenbahn, denn Khon Kaen liegt an einer der wenigen Schienenstränge und verfügt, was keine Selbstverständlichkeit in Thailand ist, über einen eigenen Bahnhof.
Khon Kaen hat rund 150.000 Einwohner und ist damit eine der drei, vier größeren Städte im Nordosten mit einem ausgesprochen jugendlichen Flair. Geprägt ist die städtische Atmosphäre hauptsächlich durch die vielen Studenten und Oberschüler. Fast jeder dritte Einwohner gehört dazu. Wirklich schön ist Khon Kaen allerdings nicht zu nennen und bietet dem Interessierten auch nur wenige Sehenswürdigkeiten, darunter aber zwei eindrucksvolle Pagoden, von denen eine auch von der Marathonstrecke tangiert wird. Die noch junge Stadt ist schachbrettartig sehr in die Breite gebaut worden und wird durch zahlreiche mehrspurige Autostraßen durchzogen. Obwohl drei größere Seen im Stadtgebiet liegen, bleibt die Bildungs- und Handelsmetropole merkwürdig gesichtslos. Auch die flache Landschaft, in der sie eingebettet liegt, ist als eher unspektakulär zu bezeichnen, weshalb sich hierhin auch nur recht wenige Ferntouristen verirren. Ein Aufenthalt von drei bis vier Tagen Dauer reicht daher - inklusive Marathonlauf - völlig aus.
Um Khon Kaen aber gerecht zu werden, muss man erwähnen, dass man hier und im Umland noch eher das ursprüngliche Thailand findet als in Bangkok, Chiang Mai, Pattaya oder den beliebten Inseln, wo man sich schon ganz auf die Touristenmassen eingestellt hat, mit all den bekannten negativen Folgen. Die Menschen in Khon Kaen sind überaus freundlich, zuvorkommend und studentisch gelassen. Kneipen und Restaurants gibt es in unübersehbarer Fülle, und eine große Anzahl von Hotels in jeder Preisklasse zudem. Sehenswert sind u. a. das Nationalmuseum und der städtische Zoo mit seiner vielfältigen Tierwelt.
Eine gute Möglichkeit, die Stadt und Umgegend kennenzulernen, bietet der Marathonveranstalter für die Laufteilnehmer an. Am Samstag vor dem Marathon und am Nachmittag nach dem bereits um elf Uhr beendeten Hauptlauf steht ein Reisebus mit englischsprachiger Reiseleitung bereit, womit die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Gegend angefahren werden. Ein empfehlenswerter und im geringen Startgeld inkludierter Service für Teilnehmer aller Läufe, zu dem sogar jeweils noch ein kleiner Snack und Getränke gereicht werden. Auf den beiden etwa vierstündigen Sightseeing-Fahrten werden je drei attraktive Sehenswürdigkeiten besucht, darunter ein Orchideengarten und eine Schlangenfarm, wo eine atemberaubende und für die teils noch im Kindesalter befindlichen Artisten nicht ungefährliche Show mit ausgewachsenen Kobras gezeigt wird.
Nicht fehlen dürfen freilich Pagoden und Tempel, die man nur in angemessener Kleidung und ohne Schuhe betreten darf. Denn zwei Dinge sind den Thais besonders verehrungswürdig, die geliebte Königsfamilie, über die man sich niemals abfällig äußern sollte (auf Zuwiderhandlungen stehen empfindliche Gefängnisstrafen), und ihre religiösen Stätten des Buddhismus.
Für westliche Läufer steht für den Kohn Kaen International Marathon eine bestens gestaltete Homepage in englischer Sprache zur Verfügung. Auch eine japanische Version wird als Reminiszenz an die vielen fernöstlichen Starter angeboten. Für ein moderates Startgeld von fünfzig Dollar kann man sich bequem von zu Hause anmelden; einheimische Läufer zahlen knapp ein Drittel dieser Summe. Wie in Asien nicht unüblich, erweist man älteren Menschen eine besondere Ehre. Läufer ab dem 60. Lebensjahr zahlen die Hälfte, gar kostenlos dürfen alle antreten, die mindestens siebzig Jahre alt sind.
Der Khon Kaen Marathon besticht durch vielfältige Leistungen. Die übliche Medaille sowie zwei Funktionsshirts gehören dazu, die erwähnten zwei Ausflugsfahrten sowie besondere Shuttledienste ebenso. Wer mit dem Flieger anreist, wird von Minibussen des Veranstalters kostenfrei ins Hotel und später zur Abholung der Startunterlagen gebracht. In der Nacht bringen Luxusbusse die Teilnehmer von etwa zwanzig ausgesuchten Hotels zum zirka fünf Kilometer vom Zentrum entfernten Start, wobei nicht ein Bus alle Hotels anfährt, sondern von jedem Hotel ein eigener Bus abfährt, in dem zudem kalte Getränke, Kaffee und Tee zur Verfügung gestellt werden. Später wiederholt sich für die Halbmarathonis die aufwändige Prozedur. Damit nicht genug. Nach dem Zieleinlauf stehen für die Läufer Minitaxis in großer Anzahl und über das gesamte Zeitfenster zur Verfügung, die sie wieder zurück in die Unterkunft bringen.
Als Streckenversorgung werden hauptsächlich kaltes Wasser und Isogetränke sowie Obst gereicht. Ab Halbmarathon findet sich etwa alle 1000 Meter ein Versorgungsstand. Außerdem stehen rund zwanzig Medizinautos mit je vier bis sechs Helfern und Fachkräften einsatzbereit am Streckenrand, die nicht nur Däumchen drehen, sondern unaufgefordert aktiv agieren, etwa mit Eisspray, Salben oder Massagen. Alles zusammen ein Aufwand, der nur hier möglich und finanzierbar ist, in westlichen Gefilden schlichtweg unmöglich wäre.
Aufgrund der normalerweise hier herrschenden tropischen Temperaturen wird der Marathonlauf in Khon Kaen bereits um 4:15 Uhr in der Frühe, also in der Dunkelheit, angeschossen. Die Morgendämmerung setzt gut zwei Stunden später ein. Da die Strecke nur über breite, aber abgesperrte Autostraßen führt, ist sie durch die Straßenbeleuchtung ausreichend erhellt. Siebzig Minuten später werden die Halbmarathonis an die Startlinie gerufen; es sind nur geringfügig mehr Teilnehmer als bei der Königsdisziplin. Die meisten Starter nehmen um sechs Uhr am so genannten Mini-Marathon teil, der 11,5 km lang ist. Für alle diese Läufe sind hohe Preisgelder für die ersten fünf Ränge bei Männern und Frauen ausgesetzt sowie für die ersten fünf Platzierten in allen Altersklassen, die im Fünf-Jahres-Rhythmus unterteilt sind.
Beim HM gilt das schon ab der Jugend-B-Klasse, beim Minimarathon sogar schon für die Schülerklassen ab 12 Jahre. Ausgeschlossen ist aber, dass die ersten fünf in der Gesamtwertung auch noch die Altersklassenprämien abräumen. Das ist fast die einzige Sicherheit, dass wenigstens die AK-Prämien, die selbst beim fünften Rang für einen Thai-Läufer eine erhebliche Summe darstellen, im Lande bleiben. Denn nicht nur beim Marathon und Halbmarathon, sondern sogar beim Minimarathon sind die schnellen Afrikaner in großer Zahl am Start und können in der Regel von keinem Thai-Läufer gefährdet werden.
Neben den drei Prämienläufen wird um acht Uhr noch ein Funlauf- und Walkingwettbewerb über 4,5 Kilometer angeboten, bei dem der Spaß im Vordergrund steht und auf eine Zeitnahme verzichtet wird. Dieser Funlauf, bei dem vielköpfige Familien mitmachen, beschließt, immer noch am frühen Morgen, das sportliche Programm. Die letzten fünf Kilometer eines jeden der drei Leistungsläufe sind von der Streckenführung her identisch. Daher vermischen sich deren Teilnehmerfelder zu gewissen Rennphasen untereinander. Die Halbmarathonis treffen schon bei ihrem zehnten Kilometer auf die Marathonis, was deren läuferische "Einsamkeit" am Schluss doch recht heftig zunichtemacht. Für noch mehr Belebung sorgen später dann die Minimarathonis. Nur die Marathonis, die mehr als viereinhalb Stunden brauchen (Obergrenze ist sieben Stunden), haben von dem Massenauflauf nichts. Bis auf die Hinterletzten sind dann schon alle im Ziel, selbst das Schlusslicht der Funwalker.
Die Aufbauten für die Veranstaltung werden am Samstagabend erledigt. Um zwei Uhr nachts sind alle Vorbereitungsmaßnahmen getroffen. Ab kurz vor drei Uhr betreten die ersten Marathonläufer die Szene. Bei der Kleiderbeutelabgabe unter freiem Himmel (aber durchaus regengeschützt) kommt kein Gedränge auf. Am Start hat man eine kleine Tribüne für vielleicht 120 Personen aufgebaut, die eine Viertelstunde vor dem Start prall gefüllt ist mit vor allem jungen Leuten. Es sieht so aus, als ob diese dorthin beordert wurden und nicht aus eigenem Interesse zur nachtschlafenden Zeit hierhergekommen sind. Immerhin machen sie für die rund 1000 Starter mächtig Rabatz und sorgen für Stimmung. Die Moderation ist zweisprachig.
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Bei km 30 treffen die Halbmarathon- und Marathonstrecke zusammen. Hier kommen sich die Läufer auf einem kurzen Pendelstück entgegen | Grund dafür ist dieser Wendepunkt |
Dann werden die Aktiven mittels Hupe in die Nacht entlassen. Gedränge kommt auf den breiten Laufwegen zu keinem Zeitpunkt auf. Gleich nach dem Start an der Golden Convention Hall biegt das Feld auf eine der Ausfallstraßen Richtung Westen und später Norden ein. Der Kampf gegen die schier endlos scheinenden Geraden hat begonnen. Bei km 8 liegt der erste von mehreren Eventpunkten, wo je rund 50 bis 100 Zuschauer Beifall klatschen. Es sind fast immer Schüler oder Studenten, die vor ihrer Bildungseinrichtung positioniert sind. "Normale" Zuschauer sieht man auf den ersten zwanzig Kilometer kaum, bedingt durch die Uhrzeit und den ab fünf Uhr einsetzenden und sporadisch fallenden Regen.
Jedoch scheint sich die Bevölkerung mit ihrem Marathon noch nicht angefreundet zu haben, denn das Publikumsaufkommen bleibt bis auf die letzten fünf Kilometer gering, auch im Vergleich zu anderen Tropenmarathons beispielsweise in Havanna, Panama, oder Yangon, an dem der Chronist in den letzten zwei, drei Jahren ebenfalls teilnahm. Freundlicher Einzelbeifall wird den Läufern ab sechs Uhr partiell dargebracht, wenn die Thais damit beginnen, ihre kleinen Geschäfte zu öffnen oder die Garküchen anzukurbeln. Bei km 12 kommt die einzige Sehenswürdigkeit von Rang in den Blick, der Nong Waeg Tempel, aus dem die Gebete und Meditationsgesänge der Mönche dringen. Kurz später wird der Baen Nakorn Lake tangiert.
Die Strecke ist vollständig abgesperrt. An größeren Kreuzungen regeln Polizisten den Verkehr (und klatschen gerne Beifall, wenn ihnen die Zeit dafür bleibt). An jeder noch so kleinen Einbiegung sorgen Streckenposten dafür, dass sich niemand verläuft. Die Strecke aber bleibt, von einigen Straßenüberführungen abgesehen, flach und menschenleer. Bei Halbzeit wird das erste Mal die Zeit genommen, die später aber nicht im Ergebnistableau erscheint. Bei km 31 kommen die Halbmarathonis als belebendes Element hinzu. Fünf Kilometer vor dem Ziel liegt eine weitere Kontrollmatte. Das ist auch der Zeitpunkt, wo die Läuferschlange von der großen Straße ins Unigelände abzubiegen hat. Ab dort steigt die Zuschauerzahl, mehren sich die Eventpunkte und Musikgruppen, erhöht sich der Stimmungs- und Spaßfaktor, auch wenn noch zwei kleine Hügel im Weg stehen. Die letzten fünf Kilometer sind auch optisch reizvoller, und der Zielkanal ist dreispurig mit Unterlegung von verschiedenfarbigen Teppichen. Die Marathonis dürfen den roten Teppich benutzen.
Nach dem Zieleinlauf spaltet sich das Läufervolk in eine Dreiklassengesellschaft auf, wenn es nämlich um die Zielverpflegung geht. Denn je länger die Strecke war, desto üppiger ist der Tisch gedeckt. Und der Zugang dorthin wird streng überwacht. Wie Könige werden die Marathonis behandelt. Überall wird gebrutzelt, gebacken und gekocht. Es sieht alles einfach zu lecker aus und ist durchweg frisch zubereitet. Fangfrischer Fisch, gewürzte Hähnchen, gebratene Nudeln, scharfer Curryreis und diverse Desserts. Dazu Schnittchen, Süßwaren und unterschiedlich Mixedgetränke. Einzig am Omelettestand bildet sich eine Schlange, da kommen die Frauen mit dem Eieraufschlagen, Würzen und Anrühren nicht nach. Aber auch hier beweisen die Marathonis Ausdauer. Den raffiniert zubereiteten Eierpfannkuchen, so schien es, ließ sich niemand entgehen.
Auf den diversen Siegertreppchen waren die Afrikaner aus Kenia und Äthiopien nahezu unter sich. Auch wenn deren Namen hierzulande kaum jemand etwas sagen dürfte und niemand aus der ersten Reihe hier antrat, ist es mehr als Chronistenpflicht, über den Ausgang wenigsten kurz zu berichten. Wie schon in den vergangenen Jahren, so nahmen die Ostafrikaner im Marathon alle fünf Prämienplätze ein; damit nicht genug. Allein derer 17 fanden sich unter den ersten zwanzig der Einlaufliste, darunter auch die äthiopische Siegerin. Über das Preisgeld von 100.000 Bath, umgerechnet 2500 Euro, das halbe Jahresverdienst eines durchschnittlich entlohnten Einwohners, durfte sich der Kenianer Albert Kangor freuen, der in 2:21:35h allerdings hinter den Erwartungen zurückblieb und den Streckenrekord deutlich verfehlte, den man sich bei den günstigen Bedingungen erhofft hatte. Hierfür wären weitere 100.000 Bath fällig gewesen. Silber ging an Fikadu Alemu Worku (ETH, 2:22:11h) vor Muhaba Assen Demte (ETH, 2:23:16h). Schnellster Europäer war der Schwede Jonas Carlson auf Rang 35 in 3:03:38h. Aus Deutschland gab es nur zwei Starter, von denen der Laufreporter die Ehre hatte, nicht zweiter geworden zu sein.
Erfreulich für den Veranstalter, dass sich unter die besten fünf Frauen als zweite eine Thailänderin mischen konnte, deren Name allerdings hier nicht genannt werden kann, da er nicht in transkribierter Form in der Ergebnisliste auftaucht. In 3:02:28h konnte sich diese Unbekannte 25.000 Bath und hinter der äthiopischen Titelverteidigerin Rahel Kebede Shiferaw (2:49:18h) den Vizemeistertitel sichern. Rang drei ging an die Kenianerin Sally Chelagat Kipyego (3:04:26h) vor zwei weiteren Landsfrauen. Schnellste Europäerin und gleichzeitig schnellste Deutsche wurde Kerstin Henkel als 25. und 6. in W45. Sie brauchte 3:53:33h. Insgesamt kamen 951 Läufer und Läuferinnen ins Ziel, rund 25 Prozent mehr als beim höchsten Wert 2015.
Im Halbmarathon liefen die ersten fünf Afrikaner Zeiten zwischen 1:04h und 1:06h. Schnellster war der Äthiopier Fresew Asfaw in 1:04:50h. Auf Rang 38 landete mit dem Schweden Mikael Björkqvist (1:23:42h) der beste Europäer. Flotteste Frau war die Kenianerin Gladys Jepkechei Tarus in 1:15:15h. Einziger deutscher Teilnehmer beim Halbmarathon war Klaus Claassen aus Aachen, der sich aus erwarteten Temperaturgründen nicht zum Marathonstart hatte durchringen können. "Mir sind bei der Hitze die Füße geschwollen", ließ er sich vor dem Start skeptisch vernehmen. Er sei froh, wenn er durchkomme, deshalb sei eine vorsichtige Renntaktik angesagt. Tatsächlich lief es für den M55er aber gar nicht so schlecht. In 1:52:03h konnte er sich im ersten Fünftel des 1231 Läufer umfassenden Feldes platzieren. Damit kam der Halbmarathon ebenfalls zu einem 20prozentigen Teilnehmerzuwachs.
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Auch im Minimarathon über 11,5 Kilometer gab es einen afrikanischen Doppelsieg. Nach ihrem zweiten Platz im letztjährigen Marathonlauf gewann Viola Jepchirchir Kimeli aus Kenia in 44:12min klar. Ihr Landsmann Hillary Kipchumba Kipmutai war unter über 4000 Finishern der schnellste Mann. Er brauchte 35:52 Minuten. Einen ordentlichen 9. Rang belegte der spanische Läufer Alex van der Meer Simo in 39:31min. Flotteste Europäerin hier war die Italienerin Annamaria Gallia in 1:08:33h. Als einziger deutscher Starter blieb noch unter einer Stunde Alexander Zensiri (58:10min).
Mit 6276 Finishern bei den drei Leistungsläufen aus mehreren Dutzend Ländern verzeichnete der KKIM einen Zuwachs von rund 1500 Läufern, sprich 25 Prozent. Mit den nicht rubrizierten Teilnehmern des Funlaufs nähert man sich langsam dem fünfstelligen Bereich an. Die meisten Teilnehmer aus fernen Ländern stellten neben Japan die Vereinigten Staaten. Aus Europa waren vor allem die Schweden und Briten sowie Franzosen gut vertreten. Je weniger als ein halbes Dutzend steuerten die Schweiz, Österreich und Deutschland bei.
Das Länderkürzel GER stand nur hinter fünf Namen - schade eigentlich, denn eine Teilnahme ist in jedem Fall ein besonderes Lauferlebnis und herzlich zu empfehlen.
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Bericht und Fotos von Michael Schardt Ergebnisse www.khonkaenmarathon.com Zurück zu REISEN + LAUFEN aktuell im LaufReport HIER |
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