5./6.9.20 - Telfes im StubaitalEin Eldorado für Ausdauersportler Das Tiroler Stubaital hat für Aktiv-Touristen eine Menge zu bieten |
von Axel Künkeler |
Eigentlich sollte am ersten September-Wochenende die Berglauf-WM der Senioren in Telfes im Stubaital stattfinden. Eigentlich, doch wegen der Corona-Pandemie musste die im Rahmen des traditionsreichen Schlickeralmlaufes geplante Weltmeisterschaft, wie viele andere Events, schon vor längerer Zeit abgesagt und auf Anfang September 2021 verschoben werden. Auch die Rahmen-Wettkämpfe, der Telfer Wiesen Run, der Zipfer Benefizlauf und die Kinderläufe wurden zuletzt ebenfalls abgesagt und ins nächste Jahr verschoben. Trotzdem hat das Tiroler Stubaital, nicht nur aber auch in Zeiten von Corona, für Aktiv-Touristen wie Läufer, Wanderer sowie Radfahrer und Mountainbiker eine Menge zu bieten.
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Einen herrlichen Ausblick auf das vordere Stubaital bis hin zur Brenner-Autobahn bei Schönberg hat man auf den Wanderwegen oberhalb von Telfes |
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Gleich drei Lauf-Highlights waren in diesem Sommer im Stubaital geplant: der 4. Stubaier Ultra-Trail aus der Olympia-Stadt Innsbruck über 67 Kilometer und 5.356 Höhenmeter (mit verschiedenen Unterdistanzen) auf den 3.150 Meter hohen Stubaier Gletscher und der 32. Internationale Schlickeralmlauf mit der 20. Berglauf Masters WM und zweitägigem Rahmen-Programm. Zudem sollte Neustift ebenfalls am ersten September-Wochenende Etappenort des "Transalpine Run" sein. Alle drei Events mussten jedoch heuer wegen Corona abgesagt werden. Der Schlickeralmlauf und die Berglauf Weltmeisterschaft der Senioren wurden auf den 3.-5. September 2021 verschoben, kündigte OK-Chef Andreas "Andi" Stern an.
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Telfes, das "Sonnendorf des Stubaitales" ist Startort des traditionellen Schlickeralmlaufes | Seit der Generalprobe 2013 zur Berglauf Masters WM 2014 liegt das Ziel am Kreuzjoch |
Die Berglauf WM der Senioren fand bereits drei Mal im Stubaital statt, zuletzt 2014. Damals verzeichneten die Ergebnislisten 755 Finisher in den neun Altersklassen der M/W35 bis M/W79. In der Einzelwertung war Österreich mit fünfmal Gold erfolgreichste Nation vor Deutschland und Italien (je vier). In der Addition mit der Teamwertung lag Deutschland (10 Gold) im Medaillenspiegel jedoch vorne. So gewannen Heike Kellner und Cordula Knapp (beide TV Heppenheim) von der hessischen Bergstraße einmal Gold und zweimal Silber.
Mit Team Deutschland gab es Silber für Cordula Knapp (W60) sowie Gold für Heike Kellner (W55), die sich zudem den Vize-Weltmeister-Titel in ihrer Altersklasse holte. Mit weit über 200 Teilnehmern stellte Deutschland auch die zahlenmäßig stärkste Nation vor Österreich und Italien. Insgesamt waren 28 Nationen am Start vertreten, neben den Europäern auch Läufer aus den USA, Australien, Neuseeland oder Malaysia.
Der traditionelle Schlickeralmlauf hat in seiner mehr als drei Jahrzehnte langen Geschichte schon einige Höhepunkte geboten, aber immer wieder auch Änderungen erfahren. Bis zum Jahr 2012 war das Sennjoch das Ziel des Berglaufes, bei Schlechtwetter-Einbrüchen oder Muren-Abgängen auch schon mal die Zirmachalm oder die Schlickeralm. Seit der Berglauf-Masters WM 2014 beziehungsweise der Generalprobe im Jahr davor wurde das Zielareal auf das benachbarte Kreuzjoch verlegt, während die Kurzstrecke weiterhin an der Schlickeralm endet.
Die Langdistanz führt über 11,5 Kilometer und 1.100 Höhenmeter vom "Sonnendorf" Telfes auf das 2.136 Meter hohe Gipfelplateau des Kreuzjoch. Dort am Zielhang, der den Läufern mit einer 30-prozentigen Steigung nochmals alles abverlangt, feuern meist zahlreiche begeisterte Zuschauer die Athleten an. Den Streckenrekord auf der Langdistanz halten die österreichische Seriensiegerin Andrea Mayr bei den Frauen sowie Petro Mamu aus Eritrea bei den Männern.
"Corona hat uns echt gebeutelt", kommentiert der Pressesprecher des Tourismusverbandes Stubai, Michael Gstrein die Absagen der Lauf-Events. Dennoch sei die Sommersaison moderat verlaufen, vor allem die Touristen aus Deutschland seien wieder zahlreich vertreten. Das Stubaital hat schließlich eine Menge zu bieten, gerade auch für sportliche Aktiv-Touristen. Allein 850 Kilometer in allen Höhenlagen umfasst das Stubaier Wanderwegenetz. Diese Wege, Trails und Pfade lassen sich nicht nur von Wanderern, sondern auch von Bergläufern und Trail Runners sowie überwiegend auch von Mountainbikern nutzen.
Trail-Running Rekord auf dem Stubaier Höhenweg
Sowohl zum erholsamen Freizeitvergnügen wie zur sportlichen Herausforderung. Die suchten im September 2019 auch die beiden Einheimischen Armin (30) und Manuel (35) Zorn, als sie die bestehende Bestmarke ("fastest known time") auf dem Stubaier Höhenweg knackten. Für die Gesamtdistanz von 81 Kilometern mit 6.000 Höhenmetern benötigten die beiden "Hobby-Ausdauersportler" gerade mal 16 Stunden und neun Minuten! Die "normalen" Bergwanderer veranschlagen acht Tagesetappen für die Tour von Neustift aus über die verschiedenen Berg-Hütten rund ums hintere Stubaital.
Im vorderen Tal locken zahlreiche Wanderwege von Fulpmes, Telfes oder Mieders aus sowohl Wanderer wie Mountainbiker. Themenwege, Naturschauplätze und Kinderspielplätze sowie der Kampeler Badesee mit Sportanlagen bieten reichlich Information und Abwechslung. Für die sportlich orientierten Bergläufer und Mountainbiker steht dagegen eher die körperliche Herausforderung im Vordergrund, Kilometer und Höhenmeter in einer traumhaft schönen Berglandschaft. So geht es etwa über den steilen Hirtensteig hinauf vom Tal zur Pfarrachalm auf über 1700 Meter.
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Vom Innsbrucker Almenweg bietet sich ein toller Blick am Berg Isel vorbei ins Inntal | Stille Waldwanderwege wie hier am Hiertensteig
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oder tolle Ausblicke weiter oben |
Breites Angebot für Läufer, Wanderer und Biker
Tanja und Ömer aus Bad Mergentheim, die in Zeiten von Corona das Wandern neu entdecken und zum ersten Mal im Stubaital Urlaub machen, sind begeistert. "Einfach nur toll" sagen die Beiden, die auf der Schlickeralm übernachten und von dort aus ihre Touren machen. Von der Pfarrachalm führt der Innsbrucker Almenweg als schmaler Höhenweg Richtung Talausgang. Von hier oben hat man herrliche Ausblicke auf das vordere Stubaital sowie über die Brenner-Autobahn zum Berg Isel und weiter ins Inntal.
Martin und Stefan können mit weiteren drei Freunden aus Deutschland die Ausblicke nur ab und an genießen. Die Fünf sind auf dem schmalen Weg über Stock und Stein vorbei an steilen Abhängen mit ihren Mountainbikes unterwegs. "Das E-Bike macht das bisschen", scherzen sie, doch Fahrtechnik und Sicherheit auf dem Rad müssen sie selbst einbringen. Respekt!
Doch nicht nur für die sportlich ambitionierten Mountainbiker, auch für die Radwanderer hat das Stubaital eine Menge Möglichkeiten. Viele von ihnen sind auf den Wiesenwegen oder den flachen Talwegen entlang der Ruetz unterwegs. Für diese Zielgruppe wird das Angebot durch erhebliche Investitionen der Gemeinden des Stubaitales und des Tourismusverbandes, unterstützt mit Zuschüssen des Landes Tirol, in den nächsten Jahren erheblich ausgebaut. Der Radweg Stubai führt dann über 35 Kilometer von Falbeson über Neustift, Fulpmes und Telfes bis nach Innsbruck. Zudem ist ein Abzweig über Mieders und Schönberg nach Mühlbachl und weiter ins Wipptal geplant. Allerdings dauert es noch etwa vier Jahre bis zur Fertigstellung.
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Richtig steil sind die MTB-Wege hoch auf die Berge | da ist eine kleine Ruhepause mit großer Aussicht sehr willkommen! |
Bis dahin wird es aber niemandem langweilig, so vielfältig ist das Angebot im Stubaital schon jetzt. Neben den traditionellen Sportarten wie Wandern und Joggen, Berglaufen und Trail Running, Radfahren und Mountainbiking kann man auch etliche Trendsportarten ausüben. Rafting auf der Ruetz ebenso wie Klettern - entweder direkt an den Berggipfeln oder im "1. Adventurepark Tirols" mit Hochseilgarten, Kraxl-Hütte und Bike-Akademie bei Fulpmes.
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Herrliche Sichtachsen durchs gesamte Tal Richtung Stubaier Gletscher bieten die Flach-Passagen | Auf dem Rückweg schweift der Blick ins vordere Stubaital mit Fulpmes und Telfes |
Die Stubaier Herbsthighlights zwischen dem 12. September und 4. Oktober 2020 bieten zudem ein abwechslungsreiches Programm, das alle Facetten des herbstlichen Stubaitales einfängt. Geführte Wanderungen an sonnigen Herbsttagen, traditionelle Almabtriebe und der Genuss von Stubaier Schmankerln bei Frühschoppen mit Live-Musik "bieten garantiert gute Unterhaltung", verspricht Michael Gstrein vom Tourismusverband. Das Unterhaltungsprogramm wird heuer erstmals über drei Wochen andauern und von Ausstellungen und Konzerten bis zu Wanderungen, Musik sowie regionalen Köstlichkeiten viel Leckeres und Interessantes bieten.
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Hinter Fulpmes geht's weiter Richtung Neustift, dem Hauptort des Stubaitales | Zahlreiche Abschnitte der Radwege führen entlang der Ruetz |
Im Spätherst beginnt dann schon die Ski-Saison auf dem Gletscher, Anfang Dezember folgen die übrigen Skigebiete wie die "Schlick 2000" mit ihren vielfältigen Pisten für Skifahrer sowie Snowboarder. Bei guten Schneeverhältnissen ist für Ausdauersportler auch Skilanglauf im Tal möglich. Dann beginnen so langsam für Andi Stern und seine zahlreichen Mitstreiter vom SV Telfes sowie Michael Gstrein vom Tourismusverband schon wieder die Vorbereitungen auf die Berglauf WM 2021.
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Gelegentlich begegnet man auf den Wegen tierischen Begleitern | Einkehrmöglichkeiten gibt es ebenfalls etliche an der gesamten Talstrecke |
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Ausblick auf die WM 2021
"Der Termin 3. bis 5. September ist fixiert, in der Hoffnung, dass bis dorthin Veranstaltungen wie vorher möglich sind" sagt der OK-Chef, "2021 hoffentlich wieder mit vielen Teilnehmern." Schließlich war der Event bereits 2014 eine hervorragende Image-Werbung für Aktiv-Urlaub im Stubaital. Und wer sich in den nächsten zwölf Monaten intensiv auf die WM vorbereiten will, für den wäre ein (Höhen-)Trainingslager vor Ort sicherlich eine sehr gute Möglichkeit.
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Bericht und Fotos von Axel Künkeler Weitere Informationen www.stubai.at Zurück zu REISEN + LAUFEN aktuell im LaufReport HIER |
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