Ocean Indian Triathlon Mauritius

1. Triathlon im Paradies und Look Premium Cycle Week (9.-14.11.2009)

von Stefan Schlett

Es schüttet wie aus Kübeln und im ersten Tageslicht kommt alles andere als Wettkampfstimmung auf. Ein tropischer Platzregen setzt die gepflegten Rasenflächen und tropischen Gärten des Les Pavillons Hotels unter Wasser. Hier soll in knapp zwei Stunden mit der Premiere des Ocean Indian Triathlon der Inselstaat Mauritius erstmals auf der Triathlonweltkarte erscheinen. Zwar hat es in der Vergangenheit bereits kleinere Triathlonveranstaltungen auf der Insel gegeben, aber dies ist der erste internationale Wettbewerb, der zugleich sehr ambitioniert als "schönster Triathlon der Welt" angekündigt wurde. In der Tat, die Wettkampfstätte mit Start und Ziel am Fuße des senkrecht aufragenden, 556 Meter hohen Bergmassivs Le Morne Brabant im äußersten Südwesten der Insel ist atemberaubend!

Für sportlich hochkarätige Wettkämpfe war bisher nur die 230 km weiter westlich gelegene Nachbarinsel La Reunion bekannt, ein französisches Übersee-Departement. Naiade Resorts, eine Hotelkette, die Häuser der gehobenen Klasse im westlichen Indischen Ozean betreibt, davon alleine sechs Anlagen auf Mauritius, wollte dies ändern. Mit der Gründung von Naiade Events leistete man sportliche Pionierarbeit auf der Insel. Naiade Events gelang es, hochklassige Veranstaltungen wie den Royal Raid (Traillauf quer über die Insel), die Surf Ski World Tour, das Kiteival (Kitewettbewerb) und die Look Premium Cycle Week erfolgreich zu etablieren. Neben der Triathlon- wird es im Juni 2010 auch eine Marathonpremiere auf Mauritius geben. Bei allen Events wird mit professionellen Partnerorganisationen, Fachleuten und potenten Sponsoren zusammen gearbeitet. Prominente Athleten der jeweiligen Sportart werden als Teilnehmer und Repräsentanten mit ins Boot geholt. Beim Ocean Indian Triathlon waren dies Olivier Marceau aus der Schweiz, Weltmeister im Jahre 2000 und dreimaliger Olympiateilnehmer, sowie der französische Ex-Radprofi Laurent Jalabert, die beide als Favoriten gehandelt wurden.

Triathlon Schwimmstart Der Start- Zielbereich wird von Anne Marie Nedellec (Gesamtzweite) auf der ersten Laufrunde passiert

Pünktlich zum Start verschwanden die Regenwolken und die Sonne verwandelte die Halbinsel um den Le Morne Brabant wieder in ein tropisches Paradies. In letzter Minute wurden die gestählten Bodys mit einer Extraportion Sonnencreme versorgt, wichtig vor allem für die Gäste aus der nördlichen Hemisphäre, um die helle und empfindliche Haut zu schützen. 42 Teilnehmer aus 5 Nationen wollten auf den Distanzen 1,8/55,5/12 km die Schönheiten der kaum besiedelten Südwestecke Mauritius erobern. Dazu kamen noch einmal die gleiche Anzahl beim Teamwettbewerb und 60 Einheimische am Minitriathlon über 0,8/20/8 km. Klein, familiär, gemütlich und überschaubar - auch das zeichnet einen Triathlon im Paradies aus. Wobei hier noch erhebliche Steigerungspotentiale liegen wenn der Wettbewerb in der Szene erst einmal bekannt wird. Die Schwimmstrecke gestaltete sich äußerst schwierig, denn die Strömungsverhältnisse innerhalb des Riffs waren enorm stark. Teilweise glaubte man, auf der Stelle zu schwimmen! Doch nach dem Wendepunkt wurde dieses Manko wieder ausgeglichen und nach 50 Minuten war auch der Letzte den warmen Fluten entronnen.

Der Radkurs präsentierte sich mit einem besonderen Leckerbissen. Zunächst wurde die Halbinsel verlassen und die Ortschaft la Gaulette durchquert. Elegant gekleidete Dorfbewohner beim sonntäglichen Kirchgang verfolgten erstaunt das ungewöhnliche Geschehen. Bei Kilometer 9 wurde die Inselringstraße verlassen und abrupt begann der Aufstieg zum Col de Chamarel, eine der anspruchsvollsten Kletterpassagen in den mauritianischen Bergen. In engen Serpentinen sind auf drei Kilometer 300 Höhenmeter zu überwinden. Lohn für den schweißtreibenden Akt ist ein traumhafter Ausblick auf die Bucht und den Morne Brabant sowie auf die Ile aux Bénitiers, eine unbewohnte, aber von Kokosplantagen bedeckte Insel, die von einigen Strandhotels für Badeausflüge genutzt wird.

Thomas Desvaux (Ex-Radprofi, Gesamtdritter) auf der Triathlon Radstrecke Die Top 3 der Frauen und Männer des 1. Ocean Indian Triathlon Mauritius

Vier Kilometer lang ging es über das Plateau am Fuße der höchsten Erhebung des Landes, dem 828 Meter hohen Piton de la Petite Riviere Noire, dessen Gipfel geheimnisvoll in Wolken gehüllt war. Dann folgte die Schussfahrt durch unendliche Zuckerrohrfelder runter nach Baie du Cap an der Südküste.

Überhaupt: Zucker! Über der ganzen Insel hängt der süße, betörende Duft des Zuckerrohrs, das ca. 80% der kultivierten Bodenfläche einnimmt. Nach einem Wendepunkt kurz hinter dem lauschigen Ort Bel Ombre (zu Deutsch: "schöner Schatten") führte die Strecke entlang der idyllischen Küstenstraße, die erst im Jahre 1930 eröffnet wurde, zurück zur Wechselzone. Der kaum besiedelte Südwestteil des Landes war früher ein bevorzugtes Piratenversteck. Der abwechslungsreiche Laufkurs über zwei Runden ging über Asphalt, Pisten, Sandstrand und entlang der tropischen Gärten des Les Pavillons Hotels. Filaobäume und Kokosnusspalmen spendeten zum größten Teil Schatten, was bei einer Temperatur von mittlerweile rund 30° Celsius äußerst angenehm war.

Einziger Finisher unter drei Stunden blieb Olivier Marceau (2:46:46 Std.), der vom Start weg das Feld kontrollierte. Mit bereits erheblichem Rückstand folgte in 3:02:27 Std. Laurent Jalabert, der nach dem Ende seiner Profikarriere im Jahre 2002 erfolgreich das Schwimmen und Laufen lernte. Auf dem 3. Platz dann der erste Mauritianer Thomas Desvaux, ebenfalls ein Ex-Radprofi, in 3:04:07 Std. Mit Emmanuelle Livet ging der Frauensieg in 3:37:36 Std. nach Frankreich. Und was macht einen Triathlon im Paradies erst perfekt? Na klar: Barbecue, Champagner und Siegerehrung vor herrlicher Strandkulisse - Triathlon all inclusive eben!

Während der 4. Etappe der Look Premium Cycle Week landete der Airbus A 380 auf seiner Welttour erstmals auf Mauritius Im bunten Trikot der Autor Stefan Schlett bei der Look Premium Cycle Week im Peloton auf den Straßen von Mauritius

Gleich am darauf folgenden Tag startete zum zweiten Mal die "Look Premium Cycle Week", eine fünftägige Etappenfahrt mit dem Rennrad quer durch und rund um die Insel. Auf insgesamt 430 km wurden dabei die schönsten Ecken der Trauminsel erobert. Die Gruppenfahrt hat keinen Wettkampfcharakter, ist aber durch das abwechslungsreiche Gelände und durchschnittlichen Tagesetappen von 100 km sehr anspruchsvoll. Für Triathleten eine ideale Kombination und die Möglichkeit, noch eine sportlich aktive Woche in luxuriösem Ambiente (Unterkunft in Vier- und Fünfsterne-Ressorts der Naiade Group) dranzuhängen - das Rennrad ist ja sowieso schon dabei.

Das Peloton mit rund 30 Teilnehmern (viele Wiederholer vom Vorjahr) wurde mit Polizeieskorte abgesichert, von fachkundigen Führern, medizinischem Personal, Mechanikern und einer mobilen Versorgungsstation begleitet. Das macht Sinn, denn auf Mauritius herrscht Linksverkehr und in den Ballungsgebieten (die nur sporadisch gekreuzt werden) kollektive Anarchie auf der Straße. Die Tatsache, dass Laurent Jalabert zum zweiten Mal die gesamte Tour begleitete und der Generaldirektor von LOOK, Dominique Bergin aus Frankreich präsent war und einige Etappen selbst mitfuhr, verdeutlicht den hohen Stellenwert dieser kleinen, aber feinen Veranstaltung.

Gute internationale Flugverbindungen, eine erstklassige Infrastruktur, die berühmten weißen "Traumstrände", aber vor allem die unerreichte Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Bevölkerung bieten ideale Voraussetzungen für einen sportlich aktiven Traumurlaub am Ende der Triathlonsaison.

Informationen

www.oceanindiantriathlon.com
www.naiade.com >> Events

Kontaktperson für alle Naiade Events auf Mauritius ist Albert d'Unienville:
Albert.Dunienville@naiade.com

Interview mit dem französischen Ex-Radprofi Laurent Jalabert

Laurent Jalabert (41) war einer der erfolgreichsten Radprofis der 1990er Jahre. Bei der Tour de France gewann er je zweimal das Grüne Trikot der Sprinter (1992 und 1995) und das gepunktete Trikot der Bergfahrer (2001, 2002) und es gelangen ihm vier Etappensiege (1992, 1995, 2 x 2001). Jalabert trat nach der Saison 2002 vom Radsport zurück und entdeckte einige Jahre später den Marathonlauf sowie Triathlon als neue Herausforderung. Autor Stefan Schlett hatte auf Mauritius die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit "Jaja" - wie er von seinen französischen Fans genannt wird.

Laurent Jalabert (Ex-Radprofi, Gesamtzweiter) beim Zielinterview Look Premium Cycle Week: das Peloton auf den Straßen von Mauritius

S.S.: Wie lange warst Du Profifahrer?

L.J.: 14 Jahre

S.S.: Was hast Du sportlich nach Deinem Rücktritt gemacht?

L.J.: Zuerst einmal Nichts. Das tat mir nicht gut! Innerhalb von zwei Jahren legte ich 15 kg an Körpergewicht zu! Sozusagen 1 kg pro Profijahr…
Mir wurde bewusst, es wird Zeit zum Handeln.

S.S.: Wie hast Du den Turnaround geschafft?

L.J.: Da ich sehr viel unterwegs bin, kam für mich zunächst nur das Laufen in Frage. Das kann man immer, überall, bei jedem Wetter, zu jeder Tages-, Nacht- und Jahreszeit betreiben. Es ist eine einfache, effektive und simple Disziplin, mit wenig Materialaufwand. Zudem hatte ich vom Radfahren eine sehr gute Ausdauergrundlage.

S.S.: Nach Gewichtsabnahme und seriösem Lauftraining hast Du dann mit 2:55 Std. beim New York City Marathon 2005 eine sehr gute persönliche Bestleistung erbracht. Wie bist Du zum Triathlon gekommen?

L.J.: Die Popularität dieses Sports nahm mich schon bald gefangen, so dass ich vor drei Jahren das Schwimmen richtig lernte und mich seriös auf die Ironmandistanz vorbereitete. Nachdem mir beim Ironman Switzerland in 9:12 Std. die Qualifikation gelang, konnte ich im Jahre 2007 in Hawaii das "Rennen aller Rennen" in 9:19 Std. bewältigen - ein prägendes und faszinierendes Erlebnis!

S.S.: Vielen Dank für das Gespräch und viel Glück bei Deinen zukünftigen sportlichen Aktivitäten!

Mauritius: Traumstrände, bewegte Geschichte und kulturelle Vielfalt - die kreolische Mischung

Mauritius ist der Inbegriff für einen gepflegten Strandurlaub, auf 160 km Küstenlinie reiht sich ein Traumstrand neben dem anderen. Neben allen Arten von Wassersport gibt es hier auch ausgezeichnete Möglichkeiten für Tennis, Golf und Reiten. Dank Naiade Events haben sich in den vergangenen Jahren nun auch Ausdauersportarten wie Triathlon, Ultralauf und (ab 2010) Marathon auf internationalem Level etabliert. Die Insel am 20. südlichen Breitengrad bietet sportlich Aktiven die perfekte Kulisse, um ihren Traumurlaub mit einem gemütlichen, familiären Wettkampf, abseits der Massenveranstaltungen zu verbinden. Der Tourismus ist neben Zuckeranbau und Export einer der wichtigsten Industriezweige des Landes. Aber trotz steigender Besucherzahlen bemüht sich die Regierung, die Nachteile des Massentourismus zu vermeiden, indem vornehmlich hochklassige und teure Hotels errichtet werden. Es werden Vorschriften für die Zimmergröße, Ausstattung und den Service aufgestellt, die nur bei einem gewissen Mindestpreis eingehalten werden können.

Die Teilnehmer der Look Premium Cycle Week Laurent Jalabert muss bei der Zielankunft eine Flasche Champagner köpfen

Das Inselreich Mauritius besteht aus der Hauptinsel (1865 Quadratkilometer), Rodrigues (104 Quadratkilometer), den Cargados-Carajos-Inseln (1,3 Quadratkilometer) und den Agalega Inseln (73 Quadratkilometer). Die Hauptinsel mit 1,25 Millionen Einwohnern ist eines der am dichtest besiedelten Länder der Erde (598 Einwohner pro Quadratkilometer). Die 65 km lange und 48 km breite Insel ist vulkanischen Ursprungs und fast vollständig von einem Korallenriff umgeben. Das Innere von Mauritius besteht aus einem Hochplateau mit einigen Basaltgipfeln. Geprägt wird die Landschaft vom Zuckerrohr, das ca. 80% der kultivierten Bodenfläche einnimmt.

Die Bevölkerung besteht aus Indern, Kreolen, Frankomauritiern und Chinesen. Mauritius ist nicht nur eine kosmokulturelle, sondern auch eine kosmoreligiöse Insel. Die verschiedenen Ethnien und Religionen leben - so wie auch auf der Nachbarinsel La Reunion - in friedlicher Koexistenz miteinander und könnten ein Modell für den Rest der Welt darstellen.

Verpflegungsstop während der 122 km langen Etappe der Look Premium Cycle Week am Strand des 5-Sterne Hotels Beau Rivage Schwimmankunft am Fuße des senkrecht aufragenden, 556 Meter hohen Bergmassivs Le Morne Brabant nach 1,8 km Schwimmen beim Triathlon

1507 wurde Mauritius von portugiesischen Seefahrern entdeckt und hat seitdem eine wechselvolle Geschichte durchlebt. 1598 nahmen die Holländer die Insel ein, 1715 folgten die Franzosen, die sie 1810 bei der berühmten Seeschlacht um Cap Malheureux an die Engländer verloren. 1902 wurde Mauritius zur britischen Kronkolonie. 1968 erreichte sie dann die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich und ist seit 1992 eine unabhängige Republik im Commonwealth. Die Amtssprache auf Mauritius ist Englisch. Umgangssprachen sind Französisch und Créole. Auf der Insel gibt es keine gefährlichen Tiere oder Tropenkrankheiten. Der Zeitunterschied beträgt MEZ + 3 Stunden.

Bericht von Stefan Schlett - Fotos Veranstalter

Informationen: www.oceanindiantriathlon.com

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