Porträt: Charlotte Teske, geb. Bernhardt

Die flotte Charlotte wird 60 Jahre

November 2009

Am 23. November 2009 wird die flotte Charlotte 60 Jahre. Nur die älteren Langstreckler kennen den Namen Charlotte Teske. Sie beherrschte in den 80er Jahren die deutsche Laufszene in eindrucksvoller Weise mit und feiert am 23. November ihren 60.Geburtstag. Sie lief als erste Frau bereits 1982 in Miami die Marathondistanz mit 2:29:02 h unter 2:30 Stunden.

Man kann Charlotte Teske nach Liane Winter und Christa Vahlensieck zu den Pionierinnen des deutschen Frauen-Langstreckenlaufs in den frühen achtziger Jahren zählen. Die Förstertochter aus Waldeck-Sachsenhausen in Oberhessen, eine gelernte Kinderkrankenschwester, war bei allen internationalen Meisterschaftspremieren des Frauen-Marathons dabei: 1982 bei den Europameisterschaften in Athen (12. in 2:45:17), 1983 bei den Weltmeisterschaften in Helsinki (aufgegeben) und 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles (16. in 2.35:56).

Seit 1966 lief sie immer im Trikot des ASC Darmstadt. Angefangen vom Leichtathletik-Fünfkampf und über Waldläufe, bei denen Frauen damals aber höchsten 600 Meter laufen durften, was sich erst 1971/72 änderte, bis hin zum Marathon.

Marathon ist für Frauen erst seit den Spielen in Los Angeles 1984 olympisch

1984 lief sie für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Los Angeles. Dort ging Charlotte Teske, das damalige Aushängeschild der deutschen Langstrecklerinnen, schon mit starken Ischiasbeschwerden an den Start. Sie lag anfangs mit im Spitzenfeld, fiel dann aber auf den 16. Rang zurück und beendete das Hitzerennen in für sie enttäuschenden 2:35:56 Stunden. Noch heute kann man sich an die schrecklichen Bilder der Schweizerin Gabriela Anderson-Schiess erinnern, die die letzten 500 Meter durchs Stadion wankte, jede Hilfe ablehnte und für negative Schlagzeilen sorgte.

Finale (5. August 1984): 1. Joan Benoit (USA) 2:24:52 – 2. Grete Waitz (NOR) 2:26:18 – 3. Rosa Mota (POR) 2:26:57 - 4. Ingrid Kristiansen (NOR) 2 :27:34 - ... ... 16. Charlotte Teske 2:35:56

Zu ihren größten Erfolgen - und das immer im Trikot des ASC Darmstadt - gehört der überraschende Sieg 1982 beim Marathon-Klassiker in Boston, nachdem die Favoritin Grete Waitz bei großer Wärme ausgestiegen war. Aber auch später konnte sie internationale Erfolge mit Siegen - beim Stadtmarathon in Frankfurt 1982 in deutscher Bestzeit von 2:28:32 und 1984 in 2:31:16; in Hamburg 1987 in 2:31:49 und 1988 in 2:30:23; in Berlin 1986 in 2:32:10 Stunden und in München 1990 mit 2:33:12 - auf hohem Niveau erbringen.

Charlotte Teske absolvierte sehr hohe Laufumfängen, die in der Marathonvorbereitung mit zweimal Training am Tag bei über 220 Kilometern pro Woche lagen. Charlotte Teske legte daneben aber auch viel Wert auf ein regelmäßiges Krafttraining und Gymnastik. Sie war auch, was die Ernährung betraf, sehr gewissenhaft („Komplexe Kohlenhydrate waren immer die Basis.“).

Ihren ersten nationalen Titel gewann sie 1977 im Crosslauf, wo sie 1982, 1983, 1986 und 1987 weitere Titel holte. 1977 stellte sie über 5000m in 16:13,4 min ihren ersten deutschen Rekord auf, verbesserte sich 1979 wiederum mit nationalen Rekord auf 15:36,9 min. Auch über 10.000 reichte es 1979 mit 33:57,1 min zum deutschen Rekord. Im Jahr darauf wechselte sie zum Straßenlauf und wurde in 2:38:04 h deutsche Vizemeisterin im Marathon, hatte bereits davor als dritte Deutsche mit 2:38:14 h die 2:40er-Marke unterboten.

1980 wurde sie Deutsche Marathonmeisterin mit der deutschen Bestzeit von 2:33:13. Weiter holte sie sich den zweiten Platz beim Marathon-Europacup und siegte bei einem Marathon in Columbus (Ohio) in 2:35:15. 1982 blieb sie bei einem Marathon in Miami als erste deutsche Frau mit 2:29:02 unter der 2:30h-Marke und gewann drei Monate später mit 2:29:33 h den Boston-Marathon. Im gleichen Jahr hatte sie die deutschen Rekorde über 5000 m auf 15:19,54 min und über 10.000 m auf 32:33,1 min verbessert.

Weitere Erfolge waren ein dritter Platz beim New-York-City-Marathon in 2:31:53 h, ein zweiter Platz beim Osaka Marathon 1983. In dem Jahr verbesserte sie den deutschen Rekord bei ihrem Sieg in Frankfurt auf 2:28:32 h und wurde ebenfalls mit nationaler Bestzeit über 10.000 m in 32:13,85 min deutsche Meisterin. Diese Zeit verbesserte sie noch im gleichen Jahr auf 32:00,26 min.

1984 wurde sie 16. beim ersten Frauenmarathon bei Olympischen Spielen, wiederholte ihren Sieg beim Frankfurt-Marathon und wurde beim Marathon in Paris Dritte. 1985 wurde sie als Zweite des Frankfurt-Marathons Deutsche Meisterin. 1986 stellte sie mit 2:32:10 h beim Berlin-Marathon einen Streckenrekord auf und 1987 verbesserte sie den Streckenrekord beim Hamburg-Marathon auf 2:31:49 h. 1988 verbesserte sie in Hamburg bei ihrem dritten nationalen Marathontitel den Streckenrekord auf 2:30:23 h.

1989 lief sie als Neunte beim London-Marathon 2:32:34 h. Diese Seniorenbestleistung in der AK40 hatte fast zwei Jahrzehnte Bestand. Erst im Jahr 2008 lief Luminita Zaituc mit 2:30:00 h schneller. Zum Abschluss ihrer leistungssportlichen Karriere stellte Charlotte Teske beim München-Marathon 1990 mit 2:33:12 einen Streckenrekord auf.

Charlotte Teske war auch bei Stadtläufen sehr erfolgreich und siegte teils in Serie in Paderborn, Kassel, Darmstadt und beim Silvesterlauf in Zürich.

Bestzeiten:
800 m 2:07,5 min 2. Juli 1977 Kassel
1.000 m 2:45,7 min 11. Mai 1982 Darmstadt
1.500 m 4:14,38 min 13. Juni 1981 Bielefeld
3.000 m 8:58,05 min 31. August 1983 Koblenz
5.000 m 15:19,54 min 26. Juni 1982 Oslo
10.000 m 32:00,26 min 4. September 1983 Knarvik
25 km 1:25:44 h 4. April 1981 Neumünster
Marathon 2:28:32 h 15. Mai 1983 Frankfurt am Main

Größte Erfolge:

14-fache deutsche Meisterin (Cross, Bahn, Straße)
Siege bei den Marathons von Miami, Boston, Rio de Janeiro (alle 1982), Frankfurt/M. (1983, 1984) Berlin (1986), Hamburg (1987, 1988), München (1990)

Das Porträt von Charlotte Teske erstellte: Helmut Schaake
Fotos © Helmut Schaake

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