Jörg Peter

zum 50. Geburtstag

von Gustav Schröder

Wenn am kommenden Sonntag, 23. Oktober 2005, der Dresdner Stadtmarathon unter der Schirmherrschaft der "Morgenpost" zum siebten Male stattfindet, bei dem der Veranstalter eine neue Rekordbeteiligung von über 7.000 Startern erwartet, wird Jörg Peter, Ehrenmitglied des "Vereins Elbe-Marathon", im Mittelpunkt stehen. Der deutsche Marathon-Rekordhalter mit einer Zeit von 2:08:47 Std., aufgestellt in Tokio vor 17 Jahren, feiert ausgerechnet am gleichen Tage seinen 50. Geburtstag.

Aus diesem Grund hatte sich der prominenteste Dresdner Läufer nach Rudolf Harbig schon vor zwei Jahren vorgenommen, nach zwölfjähriger Pause, noch einmal ein Comeback als "Marathon-Volkssportler" zu wagen, um einen neuen Streckenrekord in der Klasse M50 aufzustellen. Wegen Schmerzen am Sitzbein muss der Jubilar, der sich wie früher sorgfältig vorbereitet hatte, leider auf sein Vorhaben verzichten. "Vielleicht kann er wenigstens auf der 10-km-Distanz mitmachen," hofft sein Betreuer Dieter Albertus. Der Dresdner Manager zahlreicher Straßenläufer aus dem In- und Ausland hat auch die sportliche Karriere von Jörg Peter vor allem nach der Wende jahrelang begleitet.

J. Peter (re.) mit Salvador Garcia (Mex)
beim Rotterdam-Marathon 1992

Vielleicht wäre das Leben von Jörg Peter ganz anders verlaufen, wenn nicht ein sportbegeisterter Lehrer der Karl-Stein-Oberschule mit seiner Klasse Cross- und Orientierungsläufe veranstaltet hätte.

Schon als Zwölfjähriger zeigte der Junge viel Talent, schloss sich der BSG Robotron an, ehe er als Dritter der DDR-Jugendmeisterschaft zum "Kaderverein" SC Einheit Dresden delegiert wurde. Trainer Günter Büttner, der auch Jürgen Haase und die Zwillinge Frank und Gert Eisenberg in die damalige Weltspitze führte, hatte entscheidenden Anteil an der Entwicklung des vielversprechenden Talentes. "Wir haben erst vor kurzem in Machwitz seinen 80. Geburtstag gefeiert," bekundete Jörg Peter auch heute noch seine Verbundenheit mit dem früheren Coach.

Ost-West-Begegnung in Leverkusen nach der Wende:
Jörg Peter und Karl Fleschen

Zu den schönsten Erinnerungen an die Höhepunkte seiner erfolgreichen Laufkarriere zählt der Jubilar den erwähnten Marathonlauf von Tokio im Jahre 1988, bei dem er nicht nur einen DDR-Rekord aufstellte, sondern auch den vom DLV damals noch nicht anerkannten deutschen Rekord. Höhepunkte für den ersten deutschen Marathonläufer, der unter 2:09 Std. blieb, waren die Teilnahme an den Olympischen Spielen von Moskau, wo er auf den sechsten Platz über 10.000 m in 28:05,53 min kam, die acht Titel als DDR-Meister sowie die Länderkämpfe für die Mannschaften der DDR (22) und BRD (1).

Noch heute spricht er mit Begeisterung vom Publikum in Tokio, das ihn bei seinem Rekordlauf an der Startnummer erkannte und mit seinem Namen anfeuerte, als er Weltmeister Rob de Castella überspurtete. Nach der Wiedervereinigung wurde sein Name im Westen Deutschlands bekannter, vornehmlich durch die beiden Siege beim Hamburg-Marathon 1990/91 und dem dritten Platz beim Berlin-Marathon als bester Deutscher hinter Steve Monegetti und Alfredo Shahanga. Neben seinen zahlreichen Marathonstarts von Rotterdam bis Paris war er nicht zuletzt ein begehrter Gast in der Straßenlaufszene von Paderborn bis Korschenbroich.

Internationale Freundschaften:
Jörg Peter und Alfredo Shahanga

Wenn am Sonntagabend sein Wiegenfest im Heinz-Steyer-Stadion gefeiert wird, darf die Familie nicht fehlen. Ehefrau Petra, die er schon von der Schule her kannte und seine beiden erwachsenen Söhne Mario und Ron, dessen Vorname dem australischen Marathonläufer Ron Clarke gewidmet wurde. "Ohne den Rückhalt, den mir meine Frau gegeben hat, hätte ich es nicht geschafft," sagt der Familienvater, der die Brötchen heute als Inhaber eines gutgehenden Getränke- und Schrottgeschäfts in der Leipziger Straße von Dresden verdient. Zuvor betrieb der gelernte Facharbeiter für die Anlagetechnik im Bäckereiwesen ein Fuhrunternehmen. "Warum ich laufend als Taxifahrer bezeichnet werde ist mir nicht klar, neben den Lastwagen hatte ich lediglich ein Taxi in meinem Geschäft," stellt der damalige Spediteur richtig. Als Naturfreund wohnt Jörg Peter mit seiner Familie außerhalb der Stadt in Leckwitz, wo man sich mit viel eigener Arbeit, ein hübsches Eigenheim errichtet hat.

Jörg Peter beim 5. Hanse-Marathon
1990 in Hamburg

Anm.d.Red.: Jörg Peter lief in Dresden die 10 Kilometer in 43 Minuten zusammen mit dem Düsseldorfer Jochen Adomeit, der bei ihm zu Gast war.

Jörg Peter vorgestellt und fotografiert von: Gustav Schröder

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