Portrait Gunter Fischer - Läufer und Moderator bei Laufveranstaltungen und Leichtathletik-Meetings

Als ich Anfang Mai 2023 den Livestream der Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter in Mittweida verfolgte, war ich überrascht, dass neben Jens Tröbst aus Ellefeld, Gunter Fischer aus Freiberg in Sachsen als Stadionmoderator im O-Ton zu hören war. Gunter kenne ich seit meiner Studienzeit in Freiberg in den 80er Jahren von gemeinsamen Straßen- und Crossläufen.

Gunter Fischer wurde im Dezember 1938 in der Bergstadt Freiberg in Sachsen geboren. Er ist hier auch aufgewachsen und besuchte die Grundschule 8 Jahre. Den Abschluss der 10. Klasse holte er später über die Volkshochschule nach.

Er lernte drei Jahre bei der Deutschen Reichsbahn und war als Fahrdienstleiter tätig. Danach hat Gunter Fischer knapp 30 Jahre beim Kreisvorstand (KV) des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) in Freiberg gearbeitet. Mitarbeiter und verdiente Sportler hatten die Möglichkeit, ein kombiniertes Direkt- und Fernstudium (je 1,5 Jahre) an der DHfK (Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport) in Leipzig aufzunehmen. Er nutzte diese Chance und qualifizierte sich zum Sportlehrer.

Gunter Fischer war beim KV des DTSB zunächst für die Leichtathletik zuständig und später gehörte die Entwicklung des Nachwuchsleistungssports im Kreis Freiberg mit seinen 7 Trainingszentren zu seinem Ressort.

Als Kind und Jugendlicher ist er mehr für sich gejoggt. Erst mit 18 Jahren schloss er sich dem Sportverein HSG Wissenschaft Freiberg an. Das war für eine große Laufkarriere normalerweise viel zu spät?! Hier trainierte er meist auch als Autodidakt und orientierte sich an Trainingsplänen aus der DDR-Sportliteratur.

Während seines Grundwehrdienstes bei der NVA (Nationale Volksarmee) bekam er 1964 eine Einladung zum Leistungstest beim ASK (Armeesportklub) Vorwärts Potsdam. Im Vorfeld hatte er beim internationalen Armee-Cross in Berlin den nationalen Lauf über 2500 Meter gegen starke Konkurrenz aus den Sportclubs der DDR gewonnen. Gunter Fischer wurde nach dem erfolgreichen Test Mitglied des ASK Potsdam und konnte sich über 5000 und 10.000 Meter kontinuierlich verbessern.

Da er aber schon 25 Jahre alt war und sehr gute Ausdauerwerte besaß, sollte er nach dem Willen der Potsdamer Trainer zu den Marathonläufern wechseln. Nach kurzer Bedenkzeit entschied sich Gunter Fischer gegen den Wechsel auf die Marathondistanz und musste deshalb im Mai 1965 den Potsdamer Armeesportklub verlassen. Damit war er nicht mehr in der absoluten Sportförderung der DDR.

Trotzdem sieht Gunter das eine Jahr in Potsdam als sehr positiv für seine Entwicklung und hatte hier unter Trainer Curt Eins mit den Spitzenläufern Siegfried Valentin, Fritz Janke, Hans Grodotzki (2x Silber 5000 und 10000m bei Olympia in Rom 1960), Hermann Buhl und Bernd Dießner sehr gute Trainingspartner. In die sportlichen Fußstapfen von Gunter Fischer ist heute sein Enkel getreten, der in Osternienburg (Sachsen-Anhalt) aktiv Hockey spielt.

Seit nunmehr 24 Jahren ist Gunter als Veranstaltungs-Moderator in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg unterwegs. Er nahm zu Beginn seiner Moderatoren-Laufbahn an einem Sprecherlehrgang teil und fing zunächst mit kleineren Veranstaltungen an. Im Schnitt ist er momentan pro Jahr an 20 bis 25 Wochenenden als Moderator unterwegs. Das Spektrum seiner Sprechertätigkeit erstreckt sich von Regional- und Landesmeisterschaften, über Mitteldeutsche Meisterschaften, Indoor- und Outdoor-Meetings, sowie Cross- und Straßenläufen bis hin zu Deutschen Senioren-Meisterschaften und den Deutschen Langstreckenmeisterschaften der Frauen und Männer, Seniorinnen und Senioren, die 2023 im sächsischen Mittweida stattfanden. Zu seinen Interview-Partnern zählten u. a. die Welt- und Europameisterin im Kugelstoßen Christina Schwanitz sowie der Welt- und Europameister im Kugelstoßen David Storl und die Sprinterin Rebekka Haase.

Im Jahre 2019 wurde Gunter Fischer für seine Verdienste mit der Ehrennadel in Gold und 2023 mit der Ehrenplakette des Leichtathletikverbandes Sachsen ausgezeichnet. Im Oktober 2020 durfte er sich in das Ehrenbuch der Stadt Stendal in Sachsen-Anhalt eintragen. Seit 2017 ist er hier beim Leichtathletik-Meeting "Stendaler Hanse-Cup" als Stadionsprecher aktiv und inzwischen eine feste Größe bei dem Meeting.

Läuferisch ist Gunter inzwischen nicht mehr aktiv. Er fährt in seiner Freizeit aktiv Mountain-Bike und zu Hause auf dem Ergometer über 7.000 Kilometer im Jahr.

Seine Bestleistungen aus seiner aktiven Läuferzeit können sich aber richtig sehen lassen. Im Einzelnen sind es die folgenden Bestmarken:

• 3000 Meter: 8:17,2 Minuten 16.07.1966 Leipzig
  
  
• 5000 Meter: 14:09,6 Minuten 08.06.1966 Potsdam
  
  
• 10000 Meter:29:48,6 Minuten 01.05.1969 Gera
  
  
• 25 km Straße: 1:21:13,4 Stunden 25.05.1966 Karl-Marx-Stadt

Seine besten Platzierungen bei den DDR-Meisterschaften waren ein fünfter und zwei sechste Plätze. Über 5000m wurde er 1968 im Erfurter Steigerwaldstadion Fünfter. Im Crosslauf über die Distanz von 12 Kilometern belegte Gunter sowohl 1968 in Bautzen, als auch 1969 in Blankenburg im Harz Platz 6.

Wenn Gunter Fischer gesund und fit bleibt, möchte er gerne noch ein paar Jahre als Leichtathletik-Moderator tätig sein.

Das Porträt "Gunter Fischer" erstellte Holger Czäczine Fotos © Holger Czäczine und privat Zu weiteren Portraits bei LaufReport klick HIER Zu aktuellen LaufReport-Inhalten klick HIER

© copyright
Die Verwertung der Texte und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse siehe unter IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.