Einleitung
Für langjährige Beobachter sind Streitigkeiten um die Nominierung bzw. Nichtnominierung ins Nationalteam wahrlich nichts Neues. Dr.-Ing. Markus Heidl legt in diesem Pro & Kontra dar, dass die Erfüllung der internationalen Norm nicht genügt. Es braucht eben auch den Segen des nationalen Verbandes. Und wenn das mögliche Ticket für die WM-Teilnahme verwehrt wird, weiß der betroffene Athlet zwar seine empörten Fans an seiner Seite, doch ändert dies bekanntlich gefällte Entschlüsse nicht.
Walter Wagner, 19.06.2025
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von Markus Heidl |
"Grundsätzliche Zielstellung ist es, zum Nominierungszeitpunkt die Athleten zu nominieren, die eine bestmögliche Platzierung im internationalen Maßstab erwarten lassen." |
Wir machen es uns nicht einfach. Dabei sind die Normen des Weltleichtathletikverbandes World Athletics anspruchsvoll genug. Bei den Männern müssen beispielsweise 27 Minuten über die 10.000 m oder 1:44,5 min über die 800 m unterboten werden, um direkt dabei zu sein. Bei den Frauen sind es respektive 30:20 und 1:59 min.
Nun ist vorgesehen, dass sich mehr Athletinnen und Athleten qualifizieren, als es mutmaßlich über die Direktnorm schaffen (56 über 800 m, 27 über 10.000 m). Dafür wird die Weltrangliste herangezogen. Mit den dort Bestplatzierten werden die Startplätze aufgefüllt. Für den Marathon zählt der Stand vom 4. Mai 2025, für alle anderen Events der Stand vom 24. August.
Insbesondere der Marathon ist dabei hervorzuheben. Der Weltverband sieht 100 Startplätze vor. Da pro Nation nur drei Läuferinnen oder Läufer starten dürfen, wurden nur gut 30 der 100 Startplätze über die Direktnorm (2:06:30 bzw. 2:23:30 h) besetzt. Für Deutschland starten werden Amanal Petros und Richard Ringer, beide haben die Direktnorm. Ebenso haben Domenika Mayer, Melat Kejeta und Samuel Fitwi die Norm, verzichten jedoch auf einen Start. Auch Sebastian Hendel verzichtet auf einen Nachrückerplatz. Hendrik Pfeiffer würde gerne starten, wird aber vom DLV nicht nominiert.
Grund für die Nichtnominierung von Hendrik ist die sogenannte Leistungsbestätigungsnorm. Manche nationale Verbände setzen höhere Maßstäbe als der Weltverband. Der deutsche Leichtathletikverband ist neben Frankreich, Italien und Schweden einer davon. Wenn sich also Deutsche über die Weltrangliste qualifizieren, werden sie vom DLV nur dann nominiert, wenn sie die Leistungsbestätigungsnorm erfüllen.
Diese wurde im Marathon vom DLV im Dezember 2024 auf 2:07:50 Stunden gesetzt. Während Sebastian diese Zeit (unwissentlich) im September 2024 beim Berlin Marathon mit einer 2:07:33 h unterbot, lief Hendrik im gleichen Rennen mit 2:08:20 h zu langsam. Seine Bestzeit aus Houston (2:07:14 h) lief er vor dem Qualifizierungszeitraum.
Während die Festsetzung der Bestätigungsnorm etwas willkürlich wirkt, weil sie "etwa Platz 50 der bereinigten Weltjahresbestenliste des Vorjahres" entspricht, stellt sich vor allem die Frage, warum diese überhaupt vorgesehen ist? Warum wird nicht jede und jeder nominiert, die oder der sich qualifiziert hat?
Den Zuschauenden machen die Events mehr Spaß, wenn das eigene Land vertreten ist. Auch kann im Sport viel passieren. Gewinnen können allerdings nur die, die dabei sind. Wer nicht nominiert wird, dem wird damit die Chance genommen, positiv zu überraschen.
Noch in Paris holten die deutschen Leichtathleten zu wenige Medaillen, sodass seitens DOSB die Mittel massiv gekürzt wurden. Sollte man aber dementsprechend nicht die Chancen erhöhen, gute Platzierungen einzufahren, selbst wenn sie gering sind?
Die Funktionäre des DLV wirken hochnäsig und bevormundend, wenn sie sich für etwas Besseres als der Weltverband halten. Wieder einmal ist auch die Kommunikation nach außen so zeitverzögert und unstimmig, dass es herüberkommt, als müsse man erst einmal von seinem hohen Ross herabsteigen, um dann zum Volk kommunizieren zu können. Dementsprechend fiel die Reaktion der Laufgemeinde aus: Der DLV solle sich nichts herausnehmen, was den Funktionären nicht zusteht. Die WM-Nominierung im Marathon ist ein weiterer Konflikt im eigenen Lager, der nicht hätte sein müssen.
Dabei sein ist alles gilt nicht für Deutschland. Wir vom DLV sind etwas
Besseres.
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Mit Sport wird viel Geld bewegt. Es tummeln sich viele Geschäftstüchtige, auch im Laufsport. Doch ist der Terminkalender bereits prall bestückt. Neues ist dennoch immer gefragt und an Ideen mangelt es nicht. Im Leistungssport bestimmen nationale und internationale Meisterschaften die Jahreshöhepunkte auf der Langstrecke. Die darauf angewiesen sind mit ihrem Sport Geld zu verdienen, kommen schon heute in große Bedrängnis, werden den Zuwachs an Rummel aber nicht aufhalten.
Walter Wagner, 02.05.2025
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von Markus Heidl |
Michael Johnson, der viermalige Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele, hatte die Idee einer Leichtathletik-Liga schon länger. Nach viel Vorbereitungszeit konnte die Liga nun kürzlich mit dem Namen "Grand Slam Track" in Kingston (Jamaika) gestartet werden. Der Hintergedanke: unseren Sport durch spannende Wettkämpfe noch attraktiver zu machen. Dafür reist die Liga an vier Standorte, um dort in sechs Kategorien - vom Kurzsprint (100 und 200 m) bis zur Langstrecke (3.000 und 5.000 m) - Wettbewerbe auszutragen.
Das Versprechen dabei: viel Geld. Denn für einen Sieg gibt es 100.000 US Dollar und auch die dahinter Platzierten erhalten noch ein ordentliches Preisgeld. Wer die vier Rennen gewinnt, kann einen guten Reibach machen. Nun ist die Idee, unseren Sport - das Laufen - attraktiver zu machen, definitiv eine gute. Leider reicht aber die Story hinter der Liga, dass es um viel Geld geht, offensichtlich nicht aus: Die erste Station in Kingston war kein großer Schlag, wie man Grand Slam übersetzen könnte, sondern eher Werbung für den Stuhlhersteller im Stadion. Diese waren nämlich kaum besetzt und deshalb gut zu sehen. Dazu gab es zwischen den Läufen viel Leerlauf, sodass der Veranstalter wohl zugeben muss, dass ein Konzept wie beispielsweise bei der Diamond League, wenn zwischen den Läufen gesprungen und geworfen wird, durchaus Vorteile hat.
Nun, es war die erste Veranstaltung dieses neuen Formats, etwas Zeit zum Ankommen sollten wir Grand Slam Track sicherlich geben. Nichtsdestotrotz machte es die Europameisterschaft im Straßenlauf deutlich besser. Auch die European Road Running Championships waren ein neues Konzept. Aus deutscher Sicht glaubte man nicht so recht an diese neuen Meisterschaften, der DLV nominierte nur zaghaft. Nichtsdestotrotz waren die Läufe in Leuven ein durchschlagender Erfolg. Massenhaft Fans am Streckenrand - so wie man es sonst vom Radsport in Belgien kennt - bekamen nicht nur spannende, sondern mitunter auch sehr schnelle Rennen zu sehen.
Man könnte also behaupten, dass European Athletics ein Coup gelungen ist, der insbesondere Michael Johnson und sein Team deutlich übertroffen hat - auch wenn man dabei sicherlich Äpfel mit Birnen vergleicht. Dennoch zeigte sich im Grunde das Erfolgsrezept der City-Marathons bestätigt: man muss den Sport zu den Menschen bringen. Es ist mitreißend, wenn die Besten ihres Sports direkt an einem vorbeifegen. Selbst wenn man nur zufällig über die Veranstaltung stolpert, bleibt man stehen und schaut, was es zu sehen gibt.
Bei den deutschen Meisterschaften wird diese Lehre bereits umgesetzt, wenn der Stabhochsprung oder die Kugelstoß-Wettbewerbe in der Innenstadt ausgetragen werden. So haben die Athletinnen und Athleten eine tolle Stimmung bei ihrer Medaillenjagd, während gleichzeitig die Begeisterung auf den gemeinen Passanten überspringen kann. Ein Rahmenprogramm könnte Kontext liefern und natürlich auch eventuelle Leerläufe spannend ausfüllen.
Vielleicht gelingt es, wenn es bei einem Konzept um viel Geld geht, diese Idee größer zu denken und gar einen Pop-Up-Track, also eine kurzfristig aufgebaute Leichtathletik-Rundbahn, in der Innenstadt aufzubauen. Zumindest ausprobieren sollte man es!
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Markus Heidl thematisiert in seinem aktuellen Pro und Kontra das Laufen in der Halle. Freilich haben Freizeitläufer kaum Gelegenheit dazu, das Laufen auf kurzer 200 m Bahn selbst zu erleben. Für die Asse und Spezialisten macht das Dröhnen des Laufschritts in den erhöhten Kurven, die Nähe zum Gegner als auch zum Publikum und die abverlangte spezielle Taktik das Besondere aus. Markus spricht gar von der vierten Disziplin. Das Kräftemessen drinnen sucht jetzt in schneller zeitlicher Abfolge seine Medaillengewinner, national und international.
Walter Wagner, 14.02.2025
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von Markus Heidl |
Das Gute am Laufen ist, dass man es immer tun kann. Selbst im dunkelsten und kältesten Winter braucht man keine Sportstätte, sondern zieht eine Extraschicht an, die Stirnlampe auf den Kopf, schlüpft in die Schuhe und schon kann es losgehen. Man kann laufen, wenn Schnee liegt, man kann laufen, wenn es regnet und genauso kann man auf heißem Sand laufen. Es braucht keiner besonderen Präparation der Umgebung, man braucht keine Geräte, Tore oder andere Vorkehrungen. Auch kann man es überall tun: auf den Bürgersteigen der Großstadt, auf den schmalen Pfaden von hohen Bergen oder auf den so viel belaufenen Wald- und Parkwegen.
Nun geht es manchen der Läuferinnen und Läufern so, dass man sich messen will. Althergebracht im Wettlauf, wie es uns Kinder lachend vormachen. Wer wohl diesen bestimmten Zielpunkt zuerst erreicht? Wer schafft es, diese definierte Strecke am schnellsten zu absolvieren?
Für die Vergleichbarkeit haben sich bestimmte Distanzen herauskristallisiert. Manche davon läuft man klassischerweise im Stadionoval, andere auf der Straße. Je nachdem, wo und wie die verschiedenen Streckenlängen zurückgelegt werden, hat jede Distanz ihren ganz eigenen Charme und ihre besonderen Anforderungen.
Neben diesen beiden Disziplinen des Laufsports gibt es die weniger definierte, die je nach Örtlichkeit und Wetter ganz individuelle, die vielleicht intuitivste Form des Laufsports: Beim Cross- und Traillauf geht vor allem um die Duelle und die Platzierungen, Zeiten sind irrelevant.
Und dann gibt es noch die vierte Disziplin. Oft vergessen, weil die dortigen Titel vermeintlich weniger zählen, oft ignoriert, weil so mancher nicht mit den speziellen Herausforderungen klarkommt. Schließlich ist die Luft oft stickig, die Kurven sind eng und es ist meisterhaftes taktisches Kalkül gefragt: die Halle, neuerdings Short Track genannt. Dort geht es jetzt, im Winter, zwischen Cross- und Sommersaison so richtig rund. Jüngst wurden am Wochenende neue Weltrekorde über die Meile und die 3.000 m gelaufen, am kommenden Wochenende (21.-23.2.25) finden die deutschen Meisterschaften statt, wo es um die finale Qualifikation für die Europa- und Weltmeisterschaften geht.
Es lohnt sich, die Wettkämpfe anzuschauen. Obwohl die Streckenlängen gleich sind, sind es völlig andere Rennen: über 400 Meter werden zwei Runden gelaufen, auf der zweiten muss sich einsortiert werden. Bei den Mittelstrecken werden plötzlich sehr viele Runden gelaufen. Überhaupt ist alles enger und die Positionierung im Feld Rennentscheidend. Hinzu kommen die Kurven, die in der Halle schräg sind.
Die vierte Disziplin lohnt einen Blick. Die Abwechslung, die bei der Hallenleichtathletik geboten wird, ist Werbung für unseren Sport. Um das einmal mitzuerleben gibt es in den kommenden Wochen viele attraktive Möglichkeiten. Schaut doch einmal rein!
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Einleitung
Im aktuellen Pro und Kontra wird ein Verhalten angesprochen, welches immer mehr um sich greift: Schlechte Kommunikation. Moderne Technologie macht es möglich, Mitteilungen praktisch immer und ohne Zeitverlust zu verbreiten. Dies erleichtert das Privat- als auch das Geschäftsleben. Allein die Fülle an Mitteilungen hat jedoch zur Folge, dass Antworten zunehmend öfter ausbleiben. Das Gespräch oder das persönliche Schreiben ist nicht immer zu ersetzen, gerade wenn es unangenehm ist.
Walter Wagner, 3.11.2024
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von Markus Heidl |
Es gibt wenig, das mich mehr ärgert, als wenn Entscheidungen für mich getroffen werden, ohne mich einzubeziehen. Sei es privat oder im Beruf, wenn über meinen Kopf hinweg entschieden wird, rebelliere ich. Ich spüre Zorn und gehe auf Abwehr. Schließlich war es nicht meine Entscheidung, obwohl ich maßgeblich betroffen war. Dabei wäre es so einfach gewesen: Eine kurze Frage hätte genügt. Ein kurzes Einbeziehen hätte Wunder gewirkt und den Eindruck der Bevormundung in Luft aufgelöst. Selbst wenn mir die Entscheidung nicht gefällt, hätte ich sie besser nachvollziehen können.
Natürlich kann man es nicht jedem recht machen. Das gehört dazu. Auch unpopuläre Entscheidungen müssen getroffen werden, keine Frage. Aber diejenigen, um die es geht, sollten die Informationen immer zuerst haben. Und sie sollten genügend Informationen haben, sei es im Zweifel auch nur eine Begründung, bevor die Entscheidung kommuniziert wird.
Kommunikation ist das Zauberwort. Dabei geht es um den Austausch und die Übertragung von Informationen. Das kann auf vielfältige Weise geschehen, sei es verbal oder nonverbal, gesprochen oder schriftlich. Im Fall des DLV fehlt allzu oft leider beides. Viele Athletinnen und Athleten beklagen die Nichtkommunikation der Funktionäre. Mitunter werden die nominierten Teams auf Instagram veröffentlicht, ohne den Betroffenen Bescheid zu geben.
Das ist respektlos.
In diesem Jahr wird beispielsweise weder ein U23 Team der Männer noch eine Mixed-Staffel zu den Cross-Europameisterschaften nach Antalya geschickt, in der U23 der Frauen nur drei Läuferinnen. Die Anwärterin für den vierten Startplatz erfuhr ihre Nichtnominierung über den Post auf Instagram. Ohne Hintergründe und ohne Begründung ist das ein Schlag in die Magengrube. Nicht nur persönlich, sondern auch für ihre Motivation und Liebe zum Laufen.
Spätestens alle vier Jahre beschwert sich die ganze Nation über das schlechte Abschneiden der Deutschen bei den Olympischen Spielen. Ein Management wie dieses, über das sich seit Jahren in der Leichtathletik beschwert wird, trägt maßgeblich dazu bei: Wenn junge Sportlerinnen und Sportler schlecht behandelt werden, leidet die Motivation. Gerade in der Leichtathletik braucht es Hingabe, Opferbereitschaft und Durchhaltevermögen. Das muss man von Verbandsseite doch nicht auch noch torpedieren!
"Wenn schon über deinen Kopf hinweg entschieden wird, kannst du ihn ebenso gut in den Sand stecken." - Jürgen Wilbert
Niemand soll den Kopf in den Sand stecken. Wir wünschen uns starke Teams, motivierten wie talentierten Nachwuchs und mitreißende Leistungen, um auch andere für unsere tolle Sportart zu begeistern, bei der man so viel für das Leben lernen kann. Dafür muss der Verband die Voraussetzungen schaffen. Es wird allerhöchste Zeit, an der Kommunikation zu arbeiten!
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Einleitung
Spätester Termin für einen großen Stadtmarathon in Deutschland?
Letzter Sonntag im Oktober in Frankfurt! - "Aber der Wind?" Ja, war
keiner. Manchmal ist es in Berlin zu warm. Manchmal war die Saison zu lang,
der Start einer zu viel.
Immer ist man erst hinterher schlauer! Und die Afrikaner machen alles richtig
und siegen, siegen, siegen. "Aber doch nur einer!" - Und all die anderen
sind hinterher schlauer.
Walter Wagner, 30.10.2024
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von Markus Heidl |
Es ist Herbst geworden, wie man an den Farben der Blätter, den Temperaturen sowie dem schwindenden Tageslicht merkt. Der Sommer endet damit genauso wie die Laufsaison. Einige Herbstmarathons sind bereits absolviert, bald starten die Winterlaufserien. Besondere Veranstaltungen wie der Valencia Marathon bieten zwar eine besondere Gelegenheit für all jene, die unkonventionell planen, im Grunde hatte man sich aber längst entscheiden müssen: Welches wird das letzte Rennen meiner Saison?
Das Jahr 2024 war eine olympische Saison und damit eine besondere. Für manche war es das Highlight der letzten drei Jahre. Beendet man diese nach den Spielen und startet eine neue Vorbereitung oder nimmt man die mühsam erarbeitete Form mit an eine weitere Startlinie? Beide Möglichkeiten bergen Risiko und Chance.
Für beide Varianten gibt es prominente Beispiele. Katharina Steinruck gelang zuletzt das Kunststück, mit einem starken Frankfurt Marathon ganze drei Marathons auf höchstem Niveau innerhalb eines Jahres zu absolvieren. Den im Vorfeld favorisierten deutschen Starterinnen und Startern war in diesem Jahr allerdings kein guter Jahresabschluss vergönnt. Was davon bleibt, ist nichts! Wir werden die Versuche schlicht vergessen und nur die glänzenden Gewinner in Erinnerung behalten. In den Geschichtsbüchern stehen schließlich nur die Siegenden. Immerhin gab es in Frankfurt einen herausragenden neuen Streckenrekord! Aufgegebene Rennen sind daneben nur eine Randbemerkung. Die Verlierer*innen des Tages werden nur dann an den Marathon in der Mainmetropole zurückdenken, wenn dadurch der nächste Erfolg umso süßer schmeckt.
So wie beispielsweise Patrick Lange, der sich in der Nacht davor wahrlich zu einem der größten Triathleten aller Zeiten schwamm, radelte und lief. Wen interessieren alle Niederlagen und Zweifel der letzten Jahre, wenn sie neben einem dritten Weltmeistertitel auf Hawaii stehen? Braucht es also eine Prise mehr Afrika, etwas mehr Mut zum Risiko, einfach ein weiteres Rennen, bei dem man ein Leistungsfeuerwerk abbrennen kann? Gewinnen kann schließlich nur der (oder die), der auch antritt. Hat man also nichts zu verlieren und sollte es auf jeden Fall versuchen?
Demgegenüber steht die mentale Frische, die es braucht, um an die persönlichen Grenzen zu gehen. Selbst wenn der Körper fit ist, macht der Kopf den entscheidenden Unterschied. Ob man also einen weiteren Versuch wagt, muss man zwischen den eigenen Ohren entscheiden. Bin ich bereit, zu kämpfen, wenn es hart wird? Wenn nicht, tuen eine Pause und ein Neuaufbau gut. Wenn ja, kann man es wagen, sofern man die Chance bekommt. Ob die Rechnung aufgeht, zeigt sich dann auf der Strecke. Umso tiefer verneigen wir uns vor denen, die ihre Leistung zum richtigen Zeitpunkt abrufen können.
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Einleitung
Kaum ist der Sommer vorbei, verliert der Schuh sein beinahe Alleinstellungsmerkmal im Sportfachgeschäft und Bekleidung findet verstärkt Interesse und Abnehmer. Dabei ist Regen nicht alleinige treibende Kraft. "50 Words For Snow" hat Kate Bush sogar vertont. Wetterkapriolen ergeben Marktlücken, doch haben die Tüftler für die meisten Wetterszenarien längst spezielle Laufkleidung und Accessoires entwickelt. Dr.-Ing. Markus Heidl thematisiert im 72. Pro & Kontra was noch immer fehlt...
Walter Wagner, 04.10.2024
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von Markus Heidl |
Fünfzig verschiedene Arten von Regen beschrieb einst Heidi Schmitt in ihrem Buch "Komm, wir laufen aus" (2014). Jetzt, da es Herbst wird, können wir beim Laufen wieder einige dieser Regenarten am eigenen Leib erfahren, gibt es derzeit doch gefühlt wieder täglich Niederschlag. Das mag unangenehm sein oder gar vom Laufen abhalten, solange man Nässe negativ bewertet.
"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", mag nun der ein oder andere pfiffige Verkäufer einwerfen. Zwar macht die richtige Kleidung meiner Erfahrung nach durchaus einen signifikanten Unterschied, nass wird man dennoch. Jede und jeder übrigens gleich, wenn diese Nebenbemerkung erlaubt ist, ganz unabhängig vom Gehalt, von der Hautfarbe, vom Geschlecht oder sonstigen Unterscheidungsmerkmalen. Der Regen macht keinen Unterschied, ganz genau so wie das Laufen.
Wir alle werden nass. Je nach Art des Regens mal mehr und mal weniger, mal wärmer und mal kälter. Erneut gibt es eine Gemeinsamkeit mit dem Laufen: Wie so oft ist wieder einmal der Kopf entscheidend.
Natürlich kann es unangenehm sein, nass zu werden. Insbesondere, wenn es sowieso kalt ist und alles durch aufspritzenden Schlamm dreckig wird. Wenn die Kleidung klamm auf der Haut liegt und scheuert. Wenn dunkle Tage durch die dicken Wolken noch deprimierender werden. Und wenn Socken und Schuhe so sehr durchweicht sind, dass es sich anfühlt, als liefe man auf einem Schwamm.
An dieser Stelle sei erneut ein Exkurs erlaubt, denn es scheint eine Erwähnung wert zu sein, dass wir Menschen keinen "Sensor" für Feuchtigkeit auf der Haut haben. Erst unser Gehirn kombiniert Temperatur und Druck, die durch das (Regen)Wasser verursacht werden, zu einem Nässegefühl. Erst dadurch fühlt sich kalte Feuchtigkeit so viel nasser an als warme.
Doch so unangenehm es auch ist, wenn man von den ersten, kalten Regentropfen getroffen wird, die kurz zuvor noch als Dampf in den Wolken über unseren Köpfen gespeichert waren und erst durch Kondensieren - aufgrund von Abkühlung und Aerodynamik - zu Tropfen wurden, so wunderbar ist es, wenn sich der Wasserkreislauf schließt und erst durch ausreichendes Wasser alles um uns herum so herrlich lebendig ist. Haben wir uns nicht noch vor wenigen Wochen über die lähmende Hitze beklagt und Abkühlung herbeigesehnt? Wie schön es ist, keine Dürre fürchten zu müssen.
Ist es nicht großartig, wie es nach einem Regenguss riecht? Die Luft kann nur so frisch sein, weil die herabfallenden Tropfen den Staub und die Aerosole binden, also Pollen und sonstige Partikel auf den Boden spülen. Und ist die anschließende Dusche nicht noch wohltuender, wenn sie nicht nur Schweiß, sondern auch Regen heiß von der Haut spült? Wer nicht im Regen laufen will, der kann fröhlich in ihm tanzen!
Der Regen, der ewige Gleichmacher, hält uns jetzt nicht mehr vom Laufen ab.
Nun, da wir uns die Nässe schöngeredet haben, brauchen wir noch ein Rezept gegen den Wind. Denn der ist wirklich unangenehm, ich kann Wind weder beim Radeln noch beim Laufen ausstehen. Gibt es Kleidung, die Wind um einen herumwehen lässt? Wie schön Regen ohne Wind wäre!
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Einleitung
Drei Jahre sind vergangen, seit die letzten Olympischen Spiele in Tokio stattfanden. Nun endlich zurück im gewohnten Schaltjahr und weit weg von den pandemischen Ausnahmen. Also wieder Normalität? Wahrlich, ein dehnbarer Begriff. Beim friedlichen Zusammentreffen der Nationen bedarf es unglaublicher Vorkehrrungen. Und verlässlich werden altbekannte Themen beleuchtet.
Walter Wagner, 28.07.2024
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von Markus Heidl |
Endlich ist es wieder so weit: In Paris wurden mit einer phänomenalen Eröffnungsfeier die 33. Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet. Mit 160 Booten fuhren die Athletinnen und Athleten auf der Seine, während ringsherum gesungen, getanzt und natürlich das olympische Feuer entzündet wurde. Es wurde viel französische Geschichte, Kunst und Kultur präsentiert, derweil stets auch der Grundgedanke Pierre de Coubertins umherschwebte: Alle Menschen sollen friedlich zusammenleben.
Das ist gar nicht so einfach. Weder weltpolitisch noch während der Spiele, die vom 26. Juli bis zum 11. August in der französischen Hauptstadt stattfinden. Nach 1900 und 1924 ist Paris bereits zum dritten Mal in der Geschichte Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. Zu damals gibt es allerdings riesige Unterschiede. Mittlerweile nehmen insgesamt ca. 10.500 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen - darunter 460 aus Deutschland - am sportlichen Großereignis teil. Außerdem werden etwa 15 Millionen Menschen zum Zuschauen erwartet, darunter 100 Staats- und Regierungschefs.
Wie das mittlerweile bei jedem Großereignis ganz normal zu sein scheint, geht damit die Angst vor terroristischen Angriffen einher. Das ist die Schattenseite der Spiele. Frankreich hat entsprechend die Sicherheitsvorkehrungen massiv ausgebaut. Während es durch Brandangriffe im französischen Bahnverkehr zu großen Verspätungen kam, durch die einige AthletInnen die Eröffnungsfeier verpassten, seien im Vorfeld der Spiele zwei Anschläge vereitelt worden. Für die große Feier an der Seine wurden dort im Vorfeld nicht nur sämtliche Keller durchsucht, alle Gullideckel verplombt, viele Metrostationen und Brücken geschlossen, sondern außerdem auch der Luftraum gesperrt.
Insgesamt werden laut dem dreimaligen Kanu-Olympiasieger und Organisationschef Tony Estanguet 4,5 Milliarden Euro für die Sicherheit ausgegeben. Diese seien ausschließlich privat finanziert, wie er betont. Vor allem die israelischen Teilnehmenden seien gefährdet, sowohl über WhatsApp als auch per Telefon hat das Team Morddrohungen erhalten. Es wird berichtet, dass der Fahnenträger Peter Paltchik gar zu seiner eigenen Beerdigung eingeladen wurde.
Um diese und ähnliche Katastrophen zu verhindern, sind 45.000 Polizistinnen und Polizisten, 20.000 private Sicherheitsleute und 10.000 Soldatinnen und Soldaten der Anti-Terror-Operation "Sentinelle" im Einsatz. Auch Grenzkontrollen wurden wieder eingeführt. Es ist traurig, und ganz sicher nicht im Geiste Coubertins, dass solche Maßnahmen nötig sind.
Dazu - das wurde am 23. März von der französischen Politik beschlossen - können während der Spiele erstmals Videos sowohl von Überwachungssystemen als auch beispielsweise von Drohnen von Algorithmen verarbeitet werden. Mit den Olympischen Spielen hält damit die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in unseren Alltag. Unumstritten ist dies keineswegs. Zum einen wird damit massiv in den Datenschutz eingegriffen, weil beispielsweise Bewegung, Gang, Körperhaltung oder auch das Aussehen von Jedermann und -frau überwacht wird.
Dabei konnten einerseits Studien zeigen, dass Videoüberwachung weder signifikant zur Aufdeckung noch zur Prävention von Verbrechen beiträgt, andererseits gibt es noch keine Studie, mit der gezeigt werden konnte, dass eine KI-gestützte Überwachung tatsächlich einen Terroranschlag hätte verhindern können.
Was bleibt, ist ein massiv hochgerüsteter Sicherheitsapparat, der aufgrund der getätigten hohen Ausgaben mutmaßlich weiterläuft. Andere Europäische Länder könnten dem französischen Vorbild folgen. Schließlich will man sich auf politischer Ebene absichern, alles getan zu haben, sollte doch einmal etwas passieren. Wir befinden uns mitten in einem Science-Fiction-Roman, wenn man schon weiß, dass etwas ganz gewaltig schiefläuft.
Bei den Olympischen Spielen sollten wir nicht nur auf die Sportwissenschaft hören, um die Leistung zu verbessern, wir sollten auch auf die Wissenschaft hören, wenn Studien das Gegenteil unserer Glaubenssätze beweisen. Ganz besonders schrill müssen die Alarmglocken läuten, wenn in den Datenschutz eingegriffen wird. Die absolute Sicherheit gibt es nicht - ganz im Gegensatz zur absoluten Überwachung.
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Genau, so ist das mit dem mobilen Telefoncomputer. Dem ist nichts hinzuzufügen. Und doch frage ich mich, wie ist Markus nur auf den Hund gekommen???
Walter Wagner, 02.05.2024
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von Markus Heidl |
Einst hieß es, der Hund sei der treueste Begleiter des Menschen. Er begleitete Frauchen und Herrchen beim Spazierengehen, ruhte mit ihnen beim Fernsehen, bewachte den Schlaf und hielt seine Familie beisammen. Der Hund, ein Rudeltier.
Heutzutage hat er ausgedient. Wir brauchen keinen vierbeinigen Begleiter mehr. Weder beim Spaziergang noch auf der Couch oder um die Familie beisammenzuhalten. Überhaupt ist er viel zu aufwändig geworden, schließlich muss man ihn nicht nur wässern und füttern, man muss das Resultat auch noch mit einem Plastikbeutel auflesen. Welch erniedrigende Schmach für die Begleitenden! Kein Wunder, dass der Hund auf der Treueskala abgerutscht ist.
Überdies kann unser neuer treuester Begleiter viel mehr. Was sind im Vergleich Stöckchenholen, Platz und Sitz, wenn gegenwärtig echte Unterstützung für unseren Alltag erwartet wird? Wir haben ständig etwas zu tun: Nachrichten lesen und schreiben, fotografieren und filmen, bezahlen, Nachrichten lesen, zum nächsten Ziel navigieren oder über Witze lachen. Manchmal - ganz selten - wollen wir mit unserem Smartphone sogar telefonieren! Wie könnte es also anders sein, als dass unser heutiger treuester Begleiter unser Handy ist? Es begleitet uns immer und überall hin. Was manchmal gut ist - aber auch eine Kehrseite hat.
Es kann sehr hilfreich sein, wenn man nicht nach dem Weg suchen muss. Es hilft dabei, Freundschaften zu erhalten, wenn man auch über Distanz in Kontakt bleiben kann. Es ist schön, besondere Momente mit einem Schnappschuss festhalten zu können. Manchmal sorgt das Telefon sogar für Sicherheit, wenn man erreich- und ortbar ist. Gleichwohl ist man eben genau das: ständig erreichbar.
Denn wenn man etwas richtig gut machen will, braucht es Fokus. Die Gedanken müssen bei der Sache sein. Sie dürfen schweifen, um nach Inspiration zu suchen, dürfen jedoch nicht ständig aus ihrem Fluss gerissen werden. Genau das aber schafft unser Handy, das so anschmiegsam in der Hand liegt.
Sei es beim Laufen, wenn es vom Trainingsziel ablenkt, sei es im Kraftraum, wenn es die nächste Übung verzögert, sei es gar auf dem Fahrrad, wenn es zum Sturz führt! Genauso betroffen sind andere Aufgaben fernab des Sports. Das Schreiben zum Beispiel. Wie könnte ein flüssiger Text entstehen, wenn ständige Nachrichten ablenken? Wie könnte sich ein Musikstück entfalten, wenn es nebenan unrhythmisch vibriert? Wie könnte man seinem Job gewissenhaft nachgehen, wenn man mit den Gedanken stets in einer Parallelwelt weilt? Die dauerhafte Ablenkung raubt nicht nur Konzentration, sie schadet der Perfektion.
Mit dem Handy läuft es sich schlechter, arbeitet es sich schlechter, sogar der Hund fühlt sich beim Gassigehen vernachlässigt. Und mit dem Smartphone im Schlafzimmer hat man weniger Sex. Ein Grund mehr, den neuen treuesten Begleiter öfter einmal auszuschalten.
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Auf ziemlich genau 10 Jahre Zusammenarbeit mit Markus blicke ich zurück. In dieser Zeit hat er u. a. promoviert und eine Familie gegründet. Und jede Menge Erfahrungen im Laufsport gesammelt. Das Foto zeigt ihn im Einsatz als Brems- und Zugläufer für 2:59 Stunden beim Mainova Frankfurt Marathon 2023. Auf viele weitere spannende, erlebnis- und ereignisreiche Jahre Zusammenarbeit. Vielen Dank lieber Markus.
Walter Wagner, 12.02.2024
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von Markus Heidl |
Es sind Geschichten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, es waren Erzählungen, die unsere Kulturen entstehen ließen. Starke Worte des Zusammenhalts, der Gemeinsamkeiten, der vereinenden Ziele sorgen und sorgten dafür, dass wir als Spezies Mensch erkannten, wie viele Vorteile es hat, zusammenzuhalten. Weil wir zusammen so viel schlauer und stärker sind, als allein.
Gleichwohl sind Worte schärfer als jedes Schwert, wie schon die Hebräer in der Bibel wussten. Sie können spalten, ausgrenzen und tief verletzen. Worte sind mächtig. Im Zweifel sollten sie mit Bedacht gewählt sein. Schließlich ist es eine Kunst, Worte sinnvoll aneinanderzureihen. Sei es im Großen, wenn es um die Berichterstattung aus Politik und Weltgeschehen geht, oder sei es im Kleinen, wenn auch im Regionalen wichtige Anstöße gegeben werden können.
Es sind Geschichten, die das Leben interessant machen. Frag mich, wer ich bin, und ich erzähle dir (m)eine Geschichte. Wir werden Gemeinsamkeiten finden, die uns einen. Außerdem wird es offene Enden unserer Erzählungen geben, die weitererzählt sein wollen.
So ist es auch beim Laufen. Ohne Geschichten wäre es langweilig. Einen Fuß vor den anderen, immer und immer wieder, bis man meist wieder dort angekommen ist, wo man kurz zuvor losgelaufen ist. Das hört sich langweilig an? Ist es aber nicht! Wenn wir die Hintergründe kennen, wenn wir Schicksale verfolgen, Rivalitäten verstehen und ob der unterschiedlichen Stärken und Schwächen Bescheid wissen, dann ist es packend und emotional.
Das Beispiel Marathon: solch ein langes Rennen mag am Fernseh-Bildschirm langweilig erscheinen, wenn man nicht weiß, um was es geht. Wenn aber ein angehender Arzt ankündigt, den uralten Deutschen Rekord brechen zu wollen, also die 2:10 Stunden - was viele Jahre kein Deutscher geschafft hatte - zu unterbieten, dann ist jeder Kilometersplit interessant! Und hat als Geschichte die Macht, die komplette deutsche Marathonszene nachhaltig auf den Kopf zu stellen. Danke, Arne!
Weil es sich lohnt, zu laufen, schreibe ich darüber. Ich mache es interessant, um mich selbst und andere zu motivieren, dran zu bleiben. Weil Laufen das Leben bereichert, Freundschaften entstehen lässt, gesund hält, Kreativität fördert und Frieden schafft. Laufen hilft, wenn man denn kontinuierlich weitermacht. Dafür schreibe ich, seit zehn Jahren als Laufjournalist, in mittlerweile schon 108 LaufReporten, 69 Kolumnenbeiträgen, unzähligen Blogposts und zwei Büchern. Auch diese Berichte sind mächtig. Also lauft weiter, ich berichte darüber!
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Über den Crosslauf teilen sich die Ansichten. Unstrittig sind die Vorteile für die läuferische Entwicklung und unvergessen bleiben Eindrücke von im Ziel in Ohnmacht fallender Jugendlicher nach völliger Verausgabung im Cross-Parcours. Kurze giftige Steigungen und von Runde zu Runde schwerere Schuhe oder gar den Verlust der Schuhbekleidung im Schlamm. Crosslauf-Erinnerung eben. Die braucht´s gar nicht, meinen manche. Markus Heidl sieht dagegen einen Wandel zum echten Event. Geht der Weg zum Crosslauf durch Filmkulissen mit einem Hauch Spiel ohne Grenzen?
Walter Wagner, 20.12.2023
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von Markus Heidl |
Was gibt es Besseres als so eine richtig schöne Schlammpackung? Dadurch, dass die warme Schlammsuppe auf den Körper aufgetragen und anschließend mit Folie abgedeckt wird, sollen Wärme und Feuchtigkeit das Gewebe besser durchbluten lassen.
Nun, in Brüssel sah die Schlammpackung etwas anders aus. Die Durchblutung wurde dabei aber definitiv ebenso angeregt. Wie bei den deutschen Meisterschaften in Perl zeichneten sich auch die Cross-Europameisterschaften in der belgischen Hauptstadt durch tiefes Geläuf aus. In Brüssel war es vielleicht nicht ganz so extrem wie im Saarland, aber dennoch sehr einseitig. Einseitig matschig - bzw. zweiseitig: von vorne und hinten.
So war die Qualifikation der Athletinnen und Athleten bei den deutschen Meisterschaften zwar gut gewählt, nach zwei für den Zuschauer sehr ähnlich anmutenden Strecken stellte sich jedoch die Frage, was Crosslauf eigentlich ist? Die Definition in der Wikipedia lautet: "Crosslauf, kurz Cross, auch Querfeldeinlauf oder Geländelauf, ist eine Variante des Laufsports, bei der das schnelle Durchlaufen von profiliertem Gelände abseits befestigter Wege im Vordergrund steht. Crosslauf ist gegenüber dem Straßenlauf oder dem Laufen auf der Bahn koordinativ anspruchsvoller."
Das trifft auf Brüssel wie auch auf Perl zu. Die Strecken durch den tiefen Schlamm verliefen abseits der befestigten Wege und waren koordinativ anspruchsvoll. Dennoch fehlte mir etwas: die Abwechslung. Die Fernseh-Bilder - ein großes Lob an dieser Stelle, dass die Rennen live übertragen wurden! - wirkten recht monoton, wie die Laufenden auf der immer gleichen Wiese nach und nach dreckiger wurden.
Wie war die Außenwirkung dieser Events? Man musste zu dem Schluss kommen, dass Crosslauf anstrengend und dreckig ist. Das mag zutreffen, gleichwohl unsere Leichtathletik damit wirbt, als würde man zwar im Sommer gut aussehen, müsse sich dafür aber im Winter die Lunge aus dem Leib rennen und so richtig einsauen.
Für mich ist Crosslauf mehr als eine schnaufend durchlaufende Schlammpackung. Crosslauf ist Abwechslung im Geläuf, das nicht nur koordinativ fordert, sondern auch taktische Herausforderungen birgt. Schließlich zählt abseits der befestigten Wege nicht die Zeit, sondern nur die Platzierung. Wie wäre es mit verschiedenen Optionen bei der Routenwahl? Links über eine steile Kuppe oder rechts durch tiefes, schlammiges Geläuf. Links durch einen Bach oder rechts über dicke Baumstämme. So würde schlaues Laufen belohnt und der mentale Aspekt mehr in den Vordergrund gestellt. Dem einen liegt die eine Variante besser, der anderen die zweite Wahl. Vielleicht entscheidet man sich je nach Ermüdungsgrad im Verlauf des Rennens gar für unterschiedliche Optionen.
Abgesehen von dieser werbewirksamen Spielerei sehe ich Vorteile in deutlich abwechslungsreicheren Strecken: ein Crosslauf sollte über festgetretene Erde, über Waldboden mit Blättern, die sich in den Spikes verfangen, über gepflegten Rasen, über Rindenmulch, durch Sand und evtl. über Hindernisse verlaufen und dabei mit Spitzkehren und giftigen Anstiegen gespickt sein, die sich mit flachen Passagen abwechseln. Eindrucksvolle Hintergründe, wie wenn der Lauf durch einen Burggraben verläuft, können für die Außenwirkung eingebaut werden. Dadurch haben die unterschiedlichen Läufer*innen-Typen (kraftvoll, leicht, federnd, etc.) Vorteile zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Rennens, was die Taktik noch wichtiger macht.
Doch wer weiß, die Meisterschaften mögen bereits im kommenden Jahr komplett anders sein. Die Frage bleibt, wohin es mit dieser schönen Sparte des Laufsports gehen soll. Schließlich birgt der Crosslauf etwas ganz Besonderes, dass ihn von Stadtläufen und Trails abhebt. Und das ist nicht die kostenlose Schlammpackung!
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Holla, na so was. Da fällt doch auch anderen auf, dass die Werbebranche täuscht, wenn sie mit den lachenden, leicht wie eine Feder voraneilenden Models ohne Schwitzflecke kommt. Das passt eben nicht zum richtigen Laufen und sieht ja auch nicht aus wie Runner's High, eher nach "Deutschland sucht den " Doch geht die Branche damit baden? Dr.-Ing. Markus Heidl findet in seinem 67. Pro & Kontra einen Fehler im System.
Walter Wagner, 12.11.2023
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von Markus Heidl |
Gerade eben ist es schon wieder passiert. Er lief durchs Bild, quer über meinen Bildschirm: ein junger Mann, auf den ersten Blick schlank und gutaussehend. Man sieht sein Lächeln, seine Dynamik, seine Schuhe und seinen Fußaufsatz. Im Grunde würde das gut passen. Der Algorithmus hat mir die richtige, personalisierte Werbung eingespielt. Gleichzeitig hat er mich allerdings nachhaltig vom Kauf abgehalten. Denn da stimmt etwas nicht mit dem Bild.
Gleiches gibt es mit weiblichen Models. Oder in Gruppen. Videos, in denen gelaufen wird, Bilder, auf denen eine Läuferin oder ein Läufer abgelichtet ist. In Posts in den sozialen Medien, als Titelbild auf Zeitschriften, über Zeitungsartikeln. In der U-Bahn oder auf Plakaten. In privaten Profilen sowie von Laufsportmarken. Es ist schön, wenn immer und überall gelaufen wird. Würden alle laufen, wäre die Welt sicher ein ausgeglichenerer und besserer Ort. Dennoch stellen sich mir bei dieser Werbung regelmäßig die Haare auf.
Weil etwas nicht passt: viel zu oft sieht man, dass die Models nicht oder viel zu selten laufen. Der Fußaufsatz ist unnatürlich, der Schritt viel zu lang. Wenn der Fuß vor dem Körperschwerpunkt aufsetzt, kann laufen nicht effizient sein. Energie wird verschwendet und das Verletzungsrisiko steigt enorm. Wie kann es sein, dass mir die Werbung einen solch destruktiven Laufstil suggeriert?
Die Schritte sind das Kernelement des Laufens: der Fußaufsatz darf nicht vor dem Körperschwerpunkt sein, im Idealfall ist er genau darunter. Schließlich ist die Laufgeschwindigkeit das Produkt aus Schrittlänge und -frequenz. Beides ist endlich, weil die Schrittfrequenz das Herzkreislaufsystem fordert und die Schrittlänge vom Fußabdruck abhängt. Die Schrittlänge kann durch kräftigeres Abstoßen verlängert werden. Wer den Schritt aber zu lang und damit vor den Körperschwerpunkt zieht, bremst mit jedem Schritt und steigert das Verletzungsrisiko durch die höheren Stoßkräfte.
Die viel zu langen Schritte, die durch die schlechte Werbung suggeriert werden, können jedoch auch von den kommerziellen Anbietern nicht erwünscht sein. Schließlich kauft ein verletzter Läufer deutlich weniger Schuhe, Kleidung oder sogenannte Gadgets, als wenn gesund am Formaufbau gearbeitet wird. Und natürlich sind solche Bilder abschreckend unattraktiv.
Im Grunde ist dieser Beitrag ein einfacher Appell: Liebe Werbetreibende, die ihr uns die neuesten Laufprodukte verkaufen wollt: achtet bei der Auswahl der Models darauf, dass sie laufen können. Hübsche Läuferinnen und Läufer gibt es wahrlich genug!
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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Einleitung
Ungern widerspreche ich, doch erleben wir nicht in ungeahnter Geschwindigkeit Kriege, Katastrophen und Weltrekorde? Dabei ist letzteres ja etwas, das uns freut. Und die Leistungsentwicklung von Tigst Assefa und die von Kelvin Kiptum, sind Beleg, dass eine neue Generation im Marathon heranreift, die jeweils schon mit dem ersten Lauf über die Königsdistanz aufhorchen ließ. Wie viel mehr auf der Welt noch verrückt wird? Nichts ist in Stein gemeißelt. Und nichts scheint mehr sicher.
Walter Wagner, 10.10.2023
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von Markus Heidl |
Was leben wir doch in verrückten Zeiten! Und hier sei sich nur auf die Verrücktheit der Laufsportszene bezogen: Zwei neue Marathonweltrekorde innerhalb von nur zwei Wochen, erst in Berlin durch Tigst Assefa (2:11:53 h), jetzt in Chicago durch Kelvin Kiptum (2:00:35 h). Dazu die zweitschnellste je von einer Frau gelaufenen Zeit von Sifan Hassan, die sechs Wochen nach der WM, wo sie über 1500 und 5000 - sowie ohne Sturz auf der Zielgeraden außerdem über die 10.000 Meter - Medaillen holte, auch über die Königsdistanz abliefert und mit Europarekord (2:13:44 h) gewinnt.
Mindestens genauso verrückt wie die Bandbreite der Alleskönnerin ist nicht nur das Leistungsvermögen des neuen Weltrekordhalters Kiptum, der bisher bei allen seinen drei Marathons (zwei Mal 2h01, jetzt WR) die zweite Hälfte schneller lief - zuletzt in unglaublichen 57:47 Minuten (!) - sondern vor allem auch dessen Aussage, er habe während dieser Marathons keinerlei Schmerzen gehabt. Das Statement klang so außergewöhnlich, dass seitens der Journalisten zwei Mal nachgehakt wurde. Mit etwas Quälerei sollte die zwei-Stunden-Marke also bald fallen.
Aber es wird noch verrückter. Oder auch nicht, denn noch verrückter geht es eigentlich nicht. Es wird anders verrückt: In einer Welt, die dringend nachhaltiger und weniger verschwenderisch werden muss, wird nicht nur um den Globus geflogen, um 42 Kilometer zu laufen, es wird auch ein Wettkampfschuh zum Wegwerfen entwickelt. Für den Kampf um jedes Gramm wird der Weltrekordschuh von Assefa - mit dem auch Amanal Petros neuen deutschen Rekord (2:04:58 h) lief - so ausgelegt, dass er nur für 50 km taugt. Einmal einlaufen, einen Marathon, dann weg damit. Verschwendung auf höchstem Niveau.
An Verrücktheit reicht das für zwei Wochen längst, dennoch wurde es beim München Marathon - mutmaßlich wegen der vielen Baustellen - noch chaotisch verrückt. Während die Männer-Spitze ca. 100 m zu viel lief, was wohl den schnellsten deutschen Sebastian Hendel daran hinderte, die 2:10 h zu knacken, wurde auch die Frauen-Spitze falsch geleitet. Allerdings anders, diese kürzten Strecke ab und mussten ganz am Ende noch eine Ehrenrunde im Stadion drehen. Nun, das ist auch schon in Düsseldorf oder gar in Tokio passiert, es passt aber doch sehr zum Zeitgeist. Was leben wir doch in verrückten Zeiten!
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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