3.11.24 - 53. TCS New York City Marathon

Olympiahelden geschlagen

Bericht und Fotos von Herbert Steffny aus New York 

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Die 53. Auflage des New York City Marathons brachte die Favoriten zu Fall und einen neuen Finisherrekord. 55.524 Teilnehmer beendeten das Rennen, damit verlor Berlin den Titel des weltgrößten Marathons nach nur fünf Wochen.

 

Die Sieger distanzierten jeweils in einem finalen Zweikampf im Central Park die Olympia-Medaillengewinner von Paris. Der Niederländer Abdi Nageeye siegte überraschend in 2:07:39 Stunden und bei den Damen konnte sich die Kenianerin Sheila Chepkirui in 2:24:35 Stunden durchsetzen.

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Läufermassen im Central Park von New York
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Der New York Marathon hat Jahr für Jahr, anders als beispielsweise Berlin, ein handverlesenes Elitefeld einiger weniger Top-Stars. Während man in Berlin zumeist auf ein Zugpferd setzt wie in der Ära Haile Gebrselassie oder Eliud Kipchoge und daneben eine Reihe unbekannter Kenianer und Äthiopier einlädt, die für eine Überraschung gut sein können, bekommen in New York zumeist die Helden vergangener Auflagen und internationale Titelträger den Vorzug. Da die anspruchsvolle Strecke mit rund 400 Höhenmetern nicht Bestzeiten-verdächtig ist, setzt man puristisch auch nicht auf Hasen-gesteuerte Rekordjagden. Zeiten sind hier Schall und Rauch. Stattdessen könnte man sagen, dass der Sieg in New York eher einem Ritterschlag in der Marathonszene gleichkommt.

Olympiasieger am Start

Man durfte gespannt sein wie die eingeladenen Olympioniken bei der 53. Auflage des Klassikers das schwere Rennen von Paris vor 12 Wochen weggesteckt haben. Allen voran der Olympiasieger Tamirat Tola aus Äthiopien, der bei der Pressekonferenz zuversichtlich war und ankündigte bei guten Wetterbedingungen seinen Streckenrekord vom Vorjahr von 2:04:58 Stunden nochmals zu verbessern. Die New Yorker Strecke sei zudem leichter als der Kurs in Paris, wo er mit 2:06:26 Stunden bei Wärme immerhin einen neuen Olympischen Rekord aufstellte. Einer seiner Mitbewerber, Abdi Bashir aus Belgien, Olympiazweiter in Paris und Europarekordler trat das erste Mal in New York an.

Die Männerelite bei km 21 Mit dabei Olympiasieger Tamirat Tola aus Äthiopien

Die beiden Kenianer Evans Chebet und Geoffrey Kamworer konzentrierten sich ohne Olympia in den Beinen ganz auf den Herbst. Chebet war mit einer Bestzeit von 2:03:00 Stunden der Schnellste im Feld, und der zweifache Crossweltmeister und dreifache Halbmarathon Weltmeister Kamworer scheint nach einer Verletzungspause wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein. Beide haben in sich in New York bereits in die illustre Siegerliste 2017 und 2022 eintragen können.

Bei den Damen setzte man ebenfalls auf die Helden der vergangenen Jahre und die Olympiateilnehmerinnen Hellen Obiri und Sharon Lokedi. In Paris trennten die Bronzemedaillengewinnerin und die Vierte nur vier Sekunden. Beide haben in New York bereits gewonnen nämlich 2023 und 2022, wobei sich die beiden Kenianerinnen immer ein spannendes Duell lieferten. Die frühere 5.000 Meter Weltmeisterin Obiri glänzte bereits durch Vorleistungen mit zwei Siegen in Boston 2023 und 2024. Ein Sieg in New York würde das spektakuläre Doppel auch in diesem Jahr vervollständigen. Die Schnellste im Feld war eine weitere Kenianerin Sheila Chepkirui mit einer Bestzeit von 2:17:26 aus Valencia 2022. Der Streckenrekord von Margret Okayo mit 2:22:31 Stunden, den die Kenianerin bereits 2003 aufstellte, war mehr als überfällig.

100.000 Dollar für Sieg

Natürlich geht es auch nicht gerade um Kleingeld, dass aber nur an die eingeladenen Eliteläufer und -läuferinnen gleichermaßen ausgezahlt wird. Wer also ohne diesen Status in die Top-10 einläuft, geht leer aus. Neben den 100.000 bis 2.000 Dollar für Sieg oder Platz 10, konnten sich die US-Amerikaner zusätzlich wieder um die fette Prämie von 25.000 Dollar für den schnellsten Einheimischen duellieren. Man lädt auch nicht zu viele Afrikaner ein, so dass die US-Amerikaner bei einer ansprechenden Leistung gute Chancen haben auch im Vorderfeld einzutrudeln. Immerhin finishte der 27-jährige Conner Mantz als Olympia-Achter in Paris.

Frauenelite bei km 21

Die Tage vor dem Marathon war es sommerlich warm. Doch Petrus hatte für die Marathonis ein Einsehen und senkte die Temperaturen am Wettkampftag vorübergehend auf optimale 5 bis 13 Grad Celsius bei wenig Wind. Also Top-Bedingungen nicht nur für die Elite, sondern auch für die wie immer gewaltige Schar der Freizeitläufer, wo man gespannt sein durfte, ob New York sich den Titel größter Marathon der Welt wieder zurückholen würde (bisheriger Rekord 2019: 53.639 Finisher). Berlin proklamierte nämlich Ende September nach eigenen Angaben den Rekord von 54.240 Finishern. Addierte man dagegen Männer, Frauen, Diverse und Rollis so kam man allerdings nur auf 54.062 am Brandenburger Tor.

Rennen ohne Hasen

Traditionell seit 2002 startet die Frauenelite in Staten Island separat eine halbe Stunde vor den Männern und wie diese ohne Pacemaker. Den höchsten Punkt der Strecke erreicht man bereits nach einer Meile, nachdem man nach 60 Höhenmetern den Gipfel der Verrazano Bridge überlaufen hat. Von dort rollt man die nächste Meile hinunter durch die vier restlichen Stadtteile New Yorks: Brooklyn, Queens, Bronx und wellig bergan in Manhattan zum Ziel im Central Park. Im Elitefeld war auch Fabienne Schlumpf aus der Schweiz, gut zu erkennen, da sie die anderen Läuferinnen um eine Kopflänge überragte.

Sheila Chepkirui vor Hellen Obiri bei km 41

Die Frauen machten aber keine Anstalten sich die 50.000 Dollar Streckenrekordprämie zu holen. Die erste Zwischenzeit bei fünf Kilometern mit 18:16 Minuten (=2:34er Zeit) deutete eher auf ein taktisches Bummelrennen hin. Bei 10 Kilometer wurde es ein wenig flotter. Es führte Hellen Obiri mit 35:24 Minuten. Bei Halbmarathon überliefen noch 20 Frauen mit allen Favoritinnen die Matte in 1:13:59 Stunden. Dann forcierte die 33-jährige Sheila Chepkirui auf dem Anstieg über die Queensboro Bridge bei Kilometer 25 das Tempo und reduzierte das Feld auf 10, zu denen auch noch die Schweizerin Fabienne Schlumpf gehörte.

Die Schweizerin Fabienne Schlumpf läuft auf Rang 5 Die frühere Marathon Weltmeisterin Edna Kiplagat läuft mit 45 Jahren in in 2:29:58 Stunden auf Platz 12

Chepkirui, die übrigens erst auf den letzten Drücker in das Elitefeld aufgenommen wurde, drückte auf der langen Gerade der First Avenue weiter auf das Tempo. Der schnellste 5-Kilometer Abschnitt mit 16:24 Minuten war leicht bergan von 35 auf 40 Kilometer in den Central Park, wobei nur noch die mit verschwenderisch raumgreifendem Schritt laufende Obiri und die kleine frühere 5.000 Meter Weltmeisterin Vivian Cheruiyot folgen konnten. Im finalen Zweikampf fehlten Obiri dann doch wohl einige Körner, die sie in Paris gelassen hatte. Die Titelverteidigerin musste Chepkirui ziehen lassen, die schließlich noch mit einem komfortablen 14 Sekunden Vorsprung gewann. Vivian Cheruiyot komplettierte den Kenia-Dreifachsieg. Aus mitteleuropäischer Sicht beendete Fabienne Schlumpf das Rennen auf einem hervorragenden fünften Platz. Die 33-jährige Schweizer Rekordhalterin (2:24:30 Stunden) benötigte als schnellste Weiße 2:26:31 Stunden. Beachtlich die Leistung der bereits 45-jährigen Kenianerin Edna Kiplagat. Die frühere Marathon Weltmeisterin wurde Zwölfte in 2:29:58 Stunden.

Überraschungssieger Abdi Nageeye

Evans Chebet und Abdi Nageeye bei Kilometer 41

Das Männerrennen gestaltete sich auf der ersten Hälfte zwar ein wenig engagierter als bei den Damen, aber bei Halbmarathon in 65:33 Minuten deutete sich unter den verbliebenen 13 Läufern ebenfalls kein Wille zu einem Streckenrekordrennen an. Auch hier kam der Antritt zunächst von Evans Chebet am 40 Meter Anstieg der Queensboro Bridge, der das Feld auf ein halbes Dutzend reduzierte. Der Kenianer ließ nicht locker und eingangs des Central Parks war auch der favorisierte Olympiasieger Tola distanziert. Nun lieferten sich Chebet und der Olympiazweite von 2021 Abdi Nageeye einen packenden Zweikampf. Der gebürtige Somalier, der bei seiner vierten Teilnahme in New York bei keinem Experten ganz oben auf der Liste stand, setzte sich auf dem letzten Kilometer gegen den stärker eingeschätzten Kenianer durch und siegte in 2:07:39 Stunden sechs Sekunden vor Chebet. Der US-Amerikaner Conner Mantz überzeugte in 2:09:00 Stunden als Sechster und bestätigte in einem stark besetzten Rennen seinen achten Platz beim Olympiarennen in Paris. Der Silbermedaillen Gewinner von Paris Abdi Bashir aus Belgien spielte als Neunter in 2:10:39 Stunden keine Rolle im Renngeschehen.

Der Kenianer Albert Korir holt sich den letzten freien Podiumsplatz vor Olympiasieger Tamirat Tola aus Äthiopien Der US-Amerikaner Conner Mantz läuft auf Platz 6
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Weltgrößter Marathon und 1.330 Deutsche

Nach dem Weltrekord bei den Frauen verlor Berlin nun auch den Finisherrekord, denn 55.524 Läufer und Läuferinnen (24.700 = 44,5 %) aus 140 Nationen beendeten in Manhattan das Rennen. Damit ist New York zumindest was die Teilnehmerquote angeht wieder die Nummer eins! An der Spree waren es 1.462 weniger. Insgesamt liefen 1.330 Deutsche (906 Männer und 424 Frauen) bis ins Ziel. Schnellster Deutscher bei den Herren war der 32-jährige David Gärtlein aus dem bayrischen Mainroth in 2:22:05 Stunden auf Platz 40. Bei den Damen lief die 33-jährige Sylvie Müller aus Darmstadt in 2:53:49 Stunden auf Rang 118. Der Simmerather Wolfgang Richard Braun gewann die Altersklasse M70 in 3:22:16 und Otto Müller aus Heilbronn belegte in der M80 in 5:07:18 Stunden den dritten Rang. Als Letzter kam der 74-jährige Mario Bollini aus Italien ins Ziel. Er beendete seine bereits 35. Teilnahme beim New York Marathon nach 10:01:47 Stunden.

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Die 10 schnellsten Frauen und Männer des TCS New York City Marathon 2024
Frauen Zeit Männer Zeit
Sheila Chepkirui (KEN)
2:24:35
Abdi Nageeye (NDL)
2:07:39
Hellen Obiri (ETH)
2:24:49
Evans Chebet (KEN)
2:07:45
Vivian Cheruiyot (KEN)
2:25:21
Albert Korir (KEN)
2:08:00
Eunice Chumba (BHR)
2:25:58
Tamirat Tola (ETH)
2:08:12
Fabienne Schlumpf (CHE)
2:26:31
Geoffrey Kamworor (KEN)
2:08:50
Sara Vaughn (USA)
2:26:56
Conner Mantz (USA)
2:09:00
Senbere Teferi (ETH)
2:27:14
Clayton Young (USA)
2:09:21
Jessica McClain (USA)
2:27:19
Abel Kipchumba (KEN)
2:10:39
Sharon Lokedi (KEN)
2:27:45
Bashir Abdi (BEL)
2:10:39
Kellyn Taylor (USA)
2:27:59
CJ Albertson (USA)
2:10:57
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Anm.d.Red.: Herbert Steffny lief 1984 in 2:16:22 auf Platz 3 beim New York City Marathon.
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Für LaufReport aus NYC berichtet Herbert Steffny
Text und Fotos Copyright: Herbert Steffny

Herbert Steffny im Internet www.herbertsteffny.de
Info & Ergebnisse www.tcsnycmarathon.org

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