15.6.25 - 26. Eifel-Marathon in Waxweiler

Gewitter beschert Eifelmarathon beste Bedingungen

von Holger Teusch 

Über Regen freut man sich mittlerweile ja sowieso! Beim diesjährigen Eifelmarathon kam die Abkühlung wie bestellt. Am Tag vor der 26. Auflage stand selbst über den Höhen des Mittelgebirges, das einst "preußisch Sibirien" genannt wurde, die Hitze. Das war schön für die Pastaparty, berichtete Organisationsleiterin Rita Brandenburg.

 

Abends konnten die schon am Vortag angereisten Läufer und die vielen Einheimischen auf dem Sportplatz von Waxweiler gemütlich zusammensitzen. Pastaparty, Startnummernausgabe, Start-Ziel-Bereich und Siegerehrungen mussten diesmal vom gewohnten Standort in der Ortsmitte umziehen. Die Hauptstraße des gut 1000 Einwohner zählenden Dorfs wird momentan komplett erneuert. Auf Schotter und zwischen Baumaschinen konnte man die Läufer nicht empfangen.

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Auch bei meist bewölktem Wetter bot sich den mehr als 500 Teilnehmern des Eifelmarathons mancher Ausblick auf die Landschaft Das Grinsegesicht auf einem Baumstumpf der Trailstrecke fiel nur dem Fotografen auf. Die Läufer wie Enrico Schaaf aus Wittlich mussten auf den nach dem nächtlichen Regen rutschigen Untergrund achten
Nichts für reine Asphalt-Cowboys:
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Waren die sommerlichen Temperaturen schön für die Pastaparty, Organisatoren wie Läufer waren froh über die nächtliche Abkühlung. Man hatte allerdings auch Glück, dass es durch das Gewitter keine größeren Behinderungen auf den Strecken gab. Und dass es nicht allzu schlimm wurde, als die Kaltfront durchzog, ließ die Bewohner entlang der Prüm sowieso aufatmen. Denn zur Erinnerung: Im Juli 2021 war das Gebiet nicht so schlimm wie an der Ahr, aber trotzdem verheerend von der Sommerflut betroffen. Sowohl die Ortsmitte, als auch der Sportplatz wurden damals in Mitleidenschaft gezogen. Das Bürgerhaus, wo normalerweise Startnummern ausgegeben werden und die Pastaparty stattfindet, liegt ebenso wie das Sportgelände direkt an der normalerweise so idyllisch vor sich hinplätschernden Prüm. Zumindest der Sportplatz ist wieder hergestellt. Das Bürgerhaus musste komplett entkernt werden.

 

Mit der Generalsanierung der Hauptstraße bekommt der Eifelmarathon in Zukunft wahrscheinlich wieder den bekannten und dann noch geeigneteren Start-Ziel-Bereich. Aber auch rund um den Sportplatz kamen die Läufer gut zurecht. Start und Ziel befanden sich leicht oberhalb am ehemaligen Bahnhof. Dieser war bis 1987 Endpunkt eines Teilstücks der Westeifelbahn. Gut zehn Jahre später (1998) machte der Eifelmarathon erstmals in Waxweiler Station. Genauer gesagt kehrt. Denn bis vor 20 Jahren wurde das Rennen am südlichsten Punkt am Bitburger Stausee gestartet.

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Starke Sache: Bastian Burkowsky aus Bergkamen hätte mit seiner Kraft wahrscheinlich auch den ein oder anderen Baum von der Trailstrecke räumen können Auch am Ausweich-Start-Ziel-Bereich des ehemaligen Bahnhofs von Waxweiler hatte das Moderatorenteam viel Spaß, die Läufer nach ihren bis zu mehr als 50 km durch die Eifel anzukündigen

Über die ehemalige Bahntrasse führt mittlerweile wie so oft in solchen Fällen ein Radweg, der auch von Läufern gerne genutzt wird. Und auch für Laufveranstaltungen! Etwas nördlich von Waxweiler in Pronsfeld ist der sogenannte Prümtal-Radweg zur Schlagader des dortigen Volkslaufs geworden. Auch der Eifelmarathon nutzt den Radweg. Kurioserweise für den ersten Kilometer des Trails. Dann zweigen die Teilnehmer des jüngsten Eifelmarathon-Angebots (seit 2022) links ab und es geht über schmale Pfade und Wege bergauf und -ab richtig ins Gelände. Marathon- und Ultraläufer laufen zunächst eine Wendeschleife nordwärts aus Waxweiler hinaus über die Landesstraße 12 durchs Prümtal. Wenn sie nach wenigen Kilometer zurückkommen und auf der von den Bauarbeiten nicht betroffenen Durchgangsstraße den Ort durchqueren, beginnt die Eifelmarathonstrecke für sie erst so richtig.

 

Hinter Waxweiler geht es bald links ab auf eine idyllisch sich durch den Wald (bergauf) schlängelnde Straße nach Niederpierscheid und anschließend für alle erstmals auf Naturwege. Über eine schmale Brücke wird die Prüm überquert, bevor der kleine Weiler Urmauel erreicht wird.

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Der nächste Ort Mauel war in der Anfangszeit des Eifelmarathons durch einen mittlerweile verstorbenen Ziehharmonika-Spieler bekannt, der am Streckenrand für die Läufer spielte. Hinter dem Hubertushof endet bald auch der asphaltierte Wirtschaftsweg. Von da an gibt es links und rechts der Prüm keine mit normalen Straßenfahrzeugen befahrbaren Wege. Erst etliche Kilometer weiter südlich, nach Merkeshausen, könnte man als Zuschauer auch mit dem Auto hinfahren. Allerdings ist die Zufahrt eine Sackgasse. Nur die Läufer können der Prüm weiter Richtung Bitburger Stausee folgen. In die Zivilisation zurück kommt man erst in Echtershausen, einer liebevoll verschlafenen Siedlung mit Verpflegungsstation. Nach der Umrundung des Stausees geht es auf vielen, aber nicht komplett identischen Wegen zurück nach Waxweiler.

Florian Beck (SV Bergdorf-Höhn; 631) teilte sich am Ende den Sieg auf der 26-km-Traildistanz mit Arno Dallmann (TuS Deuz). Auf den schmalen Pfaden rund um Waxweiler liefen die beiden allerdings nicht immer zusammen Der Belgier Guy Vanlommel (Jerry's Fine Foods) belegte beim 26-km-Trail den dritten Platz in der Gesamtwertung

Für die Halbmarathonläufer gibt es beim Eifelmarathon eine Besonderheit. Sie starten normalerweise im Schloss Hamm nahe des Bitburger Stausees. Da das herrschaftliche Anwesen in diesem Jahr für eine Jagdversammlung genutzt wurde, musste der Start der 21,1-km-Läufer nach Biersdorf am See verlegt werden. Dort war von 1998 bis 2004 wie beschrieben der Ausgangspunkt der gesamten Veranstaltung. Um das künstlich angelegte Gewässer mit seinen Wanderwegen führte viele Jahre lang auch der erste Lauf in der Eifel, der Dreikönigslauf der DJK Wißmannsdorf. Dieser wurde zwar vor etlichen Jahren aufgegeben, der Ausrichterverein ist ebenso wie gut ein Dutzend weiterer Klubs aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm Bestandteil der Gemeinschaft, die den Eifelmarathon organisiert. Um diese Organisation rechtlich auf sichere Füße zu stellen wurde auch der Verein Eifelmarathon e.V. gegründet. Unter dessen Dach versammeln sich zwar mittlerweile auch Wettkampfläufer (die "Eifelläufer"), es gibt aber ein gut funktionierendes Neben- und Miteinander der örtlichen Klubs und des das gesamte Gebiet umfassenden Eifelmarathon-Vereins.

Die Marathonspitzengruppe noch im einstelligen km-Bereich: Der spätere Gewinner Markus Mey (Milers Colognia) mit der Startnummer 1 hielt sich (noch) zurück, während der spätere M55-Sieger Ralf Loskill (TV Bitburg/86) die Gruppe vor den beiden späteren Marathon Drittplatzierten Manuel Kring aus Arzfeld (38) und Andreas Dietz (LLG Wustweiler/88) anführte Gute Laune bei den Marathonläufern, als es nach der kurzen Wendepunkt-Einführungsstrecke nordwärts über die Landesstraße 12 wieder nach Waxweiler hinein ging. Lukas Stief aus Aachen (42) und die beiden Niederländer Maarten de Wit (15) und Rogier van Ooijen (15) führten eine Gruppe an Rebecca Bein wagte sich zwar noch nicht wieder an die Ultradistanz, die sie 2024 gewann, freute sich aber unbeschreiblich über ihren Sieg auf der Marathondistanz nach ihrer seit Oktober andauernden Wettkampfpause

Ohne die Zusammenarbeit wäre die Organisation einer Veranstaltung wie des Eifelmarathons auch gar nicht möglich. "Ich habe ja nur eine kurze Anfahrt und da unterstütze ich so eine Veranstaltung gerne. Es ist einfach immer eine tolle Atmosphäre, so familiär", sagte Marathon-Gewinner Markus Mey. Der 53-Jährige feierte seinen fünften Sieg (viermal Marathon, einmal Ultra). Zu Beginn hatte der mehrfache Deutsche Seniorenmeister zu kämpfen. "Die jungen Leute gehen so schnell an", sagte er lachend. Noch könne er mit Erfahrung und dank der Zinsen jahrzehntelangen Trainings dagegenhalten. Und dann sei es natürlich immer schön, zu gewinnen. Auf der mittelgebirgstypisch natürlich nicht einfachen Strecke setzte sich der für Milers Colognia startende Mey in 3:02:35 Stunden gegen den Lokalmatadoren Manuel Kring aus Arzfeld (3:10:05) und Andreas Dietz (LLG Wustweiler/3:10:26) durch.

Nicht nur über ihren Sieg, auch einfach darüber wieder einen Wettkampf bestritten zu haben, freute sich Rebecca Bein. Ja, es sei vielleicht nicht vernünftig direkt Marathon zu laufen, gab die 30-Jährige zu. Nach ihrer Wettkampfpause wegen gesundheitlicher Probleme seit vergangenem Oktober sei es ihr auch schwerer gefallen, als bei ihrem Eifelmarathon-Ultra-Sieg 2024, aber die Läuferin, die in Nachwuchszeiten für den LC Nettetal gestartet war, war nach gut dreieinhalb Stunden Laufzeit (3:34:07) einfach nur glücklich. Lisa Bäker (LG Halver-Schalksmühle/4:13:06) sicherte sich vor Lokalmatadorin Susanne Schier (Die Eifelläufer/4:16:13) den zweiten Platz.

Zwei der schnellsten Ultramarathonläufer versammelten sich um den mit der besten Streckenkenntnis: Der Belgier Gert Mertens (Mitte) kennt die 51,4-km-Distanz wie seine Westentasche. Der spätere Sieger Alejandro Montanez (Aachen/222) und Drittplatzierte Jakub Berus (Alzey) liefen mit dem Eifelläufer Inge Kleusch war eine der vielen helfenden Hände, die den Läufern einen angenehmen Eifelmarathon bescherten. Kein Läufer rutschte ihr und ihrem Kollegen Stephan Erner im Ziel bei der Medaillenverteilung durch

Auf der 51,4-km-Ultrastrecke blieb Alejandro Montanez als einziger unter vier Stunden (3:59:08). Der in Aachen lebende Spanier distanzierte damit Vince Gierend (LT Schweich/4:01:37) und Jakub Berus (Alzey/4:31:37). Bei den Frauen gab es einen Zweikampf zwischen zwei Eifelläuferinnen: Hendrike Hatzmann vom TV Konzen aus der Nordeifel setzte sich in 4:56:31 Stunden angesichts der langen Distanz knapp gegen Nadine Schorn von den Eifelläufern (4:58:47) durch. Dritte wurde die Belgierin Liesbeth Fiems (5:33:48).

Bei der letzten Überquerung der Prüm jubelte Halbmarathonläufer Timon Pauli aus Ferschweiler, als er zusammen mit Anni Neyses (Weidingen) die Brücke überquert hatte Auch wenn die Temperaturen nach dem frühmorgendlichen Gewitter unter 20 Grad blieben, die gut sortierten Verpflegungsstellen auf allen Strecken des Eifelmarathons waren begehrt

Teilnehmerstärkster Eifelmarathon-Wettbewerb ist der Halbmarathon mit diesmal 182 Läufern im Ziel. Die Zeiten muss man auch unter dem Aspekt bewerten, dass zwischen Start (auf etwa 250 Meter Höhe) und Ziel (etwa 350 Meter) allein netto rund 100 Höhenmeter liegen. Dazu kommt dann natürlich, dass es mehrmals Auf und Ab geht. Die Siegerzeiten von Daniela Settels (1:50:55) aus Lambertsberg, einem Nachbarort von Waxweiler, und Francesco Lanigra vom saarländischen Klub LSG Schmelz-Hüttersdorff (1:29:21) gehen deshalb voll in Ordnung.

Kurz nach dem Start ging der Blick der Trailläufer zur Hauptstraße von Waxweiler, wo die Marathon- und Ultraläufer auf dem Rückweg von ihrer Einführungsschleife in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren Rasant schlängelte sich Trail-Siegerin Luisa Lessel aus Trier um die nach dem nächtlichen Gewitter tief hängen Zweige
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Beim zweitbeliebtester Wettbewerb, dem Trail, spielen Zeiten sowieso keine Rolle. Über mangelnde Abwechslung muss sich auf den 26 km niemand beschweren. Nur unterbrochen durch kurze Straßenabschnitte geht es dauernd über meist schmale Pfade berghoch und -runter. Sich die Kräfte gut einzuteilen ist aber auch hier von Vorteil. So lag Luisa Lessel nicht die ganze Zeit in Führung. Aber am Ende hatte die Triererin (2:33:19) die meisten Reserven und siegte vor Vorjahresgewinnerin Thalina Fuchs (Mörfelden-Walldorf/2:38:46) und der Düsseldorferin Fabienne Müller (2:46:20). Bei den Männern teilten sich Anno Dallmann (TuS Deuz) und Florian Beck (SV Bergdorf-Höhn) nach gut zwei Stunden Laufzeit (2:00:53) den ersten Platz vor dem Belgier Guy Vanlommel (2:13:55).

Bericht und Fotos von Holger Teusch

Ergebnisse my.raceresult.com & Info www.eifelmarathon.com

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