12.5.24 - 38. Schluchseelauf

Genusslauf mit Rekordbeteiligung bei warmem Wetter

von Jörg Engelhardt 

Mit 3176 Zieleinläufen in allen Wettbewerben legt auch der südbadische Landschaftslaufklassiker bei den Teilnahmezahlen im Vergleich zu den beiden vorausgegangenen Auflagen wieder erheblich zu.

 

Der Schluchseelauf zählt nicht nur im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, sondern in ganz Deutschland zu den langlebigsten Langstreckenlaufklassikern, die es gegenwärtig gibt. 1985 wurde er zum ersten Male ausgetragen und wenn nicht die mittlerweile überwundene Covid-19-Pandemie dazwischen gekommen wäre, dann hätte das Organisationsteam der LG Hohenfels, das von Hartwig Potthin (Gewinner des Schluchseelaufs 1996 und 2002) schon seit vielen Jahren geleitet wird, heute auf die 40. Jubiläumsauflage anstoßen können.

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Starke Anstiege im Wald, aber auch schnelle und flache Passagen am Ufer des Schluchsees machen den Lauf, der teilweise sehr anstrengend ist, zu einem der abwechslungsreichsten, aber auch schönsten Landschaftsläufe, die es in Deutschland gibt
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Doch auch ohne Jubiläum kann diese Auflage durchaus als Erfolg verbucht werden. Denn mit über 3000 Zieleinläufen (Nordic-Walking Wettbewerbe über 11 und 18 Km am Samstag, sowie dem Junior-Cup über 2,1 km am Sonntag hinzugerechnet), hat die Veranstaltung sogar einen Melde- und auch Finisherrekord insgesamt erfahren.

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Alleine im Hauptlauf kamen diesmal 820 Frauen und 1394 Männer ins Ziel. Das waren zwar immer noch weniger Teilnehmende als in früheren Jahren, als der längste Lauf phasenweise mehr als 2000 Männer und über 1000 Frauen im Ziel begrüßen konnte, dafür war das Gesamtprogramm der Veranstaltung ohne Walking- und auch kürzeren Laufwettbewerben nicht so umfangreich wie heute. Der Schluchseelauf ist schon ein Phänomen, denn es wird nicht nur in Deutschland, sondern auch weit darüber hinaus in anderen Ländern kaum Veranstaltungen auf einer krummen Streckenlänge geben, die so viel Resonanz erzielen wie diese.

Über 2200 Läuferinnen und Läufer gehen auf die 18,2 km lange Distanz rund um den in 950 Meter Höhe gelegenen Schluchsee

Natürlich kommt der Veranstaltung auch die geographische Nähe zu den Nachbarländern Schweiz und Frankreich entgegen, was dann auch ein höheres Teilnahmepotential aus Nachbarländern zur Folge hat als bei Laufveranstaltungen, die fernab jeglicher Staatsgrenzen im Landesinneren abgehalten werden. Vor allen Dingen reizt die große Schar der stetig Jahr für Jahr wiederkehrenden Stammteilnehmer die außergewöhnliche landschaftliche Schönheit der Strecke. Es geht über die markanten Gebirgszüge des Hochschwarzwalds genauso wie an den Ufern des Schluchsees entlang bis ins Ziel, das sich unterhalb der Schluchseehalle in der gleichnamigen Gemeinde befindet. Die Gemeinde Schluchsee selbst zählt innerhalb ihrer Gemarkungsgrenzen weniger Einwohner, als die heutige Auflage an Mitlaufenden registrieren konnte.

 

Der Auftakt zu dieser Veranstaltung ging schon am Samstag mit den beiden Wettbewerben im Walking / Nordic-Walking über 11 bzw. 18 Km über die Bühne. Die nun folgende Reportage befasst sich mit den Laufwettbewerben am Sonntag, die neben dem Hauptlauf über 18,2 Km noch einen 10,4 Km-Lauf, sowie den Junior-Cup über 2,1 Km im Programm hatten.

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May 10er (10,4 km)

Auffällig bei diesem Wettbewerb war, dass am Ende des Laufs mehr weibliche als männliche Finisher im Ziel registriert wurden. Dies kannte man in der Vergangenheit, eher von den Walking Wettbewerben. Während lediglich 156 Männer den Weg ins Ziel fanden, gelang es diesmal 197 Frauen den zweitlängsten Lauf des Tages zu Ende zu bringen. Alessa Reiner von der veranstaltenden LG Hohenfels, die aus sechs Leichtathletikvereinen des Hochschwarzwalds besteht, konnte einen relativ unbedrängten Sieg feiern. Mit einer Endzeit von 43:10 min. hatte sie zu keiner Zeit um ihren Sieg zu fürchten.

Um 9:40 Uhr erfolgte der Start zum May 10er über 10,4 km

Denn es sollten noch über zwei Minuten vergehen, ehe Leonie Stürzl (ebenfalls LG Hohenfels) mit einer Bruttozeit von 45:42 min. als Zweite ins Ziel kam. Dass sie als Zweite dann aber doch nur Dritte wurde, war dem Umstand zuzurechnen, dass der Veranstalter die gelaufenen Nettozeiten anstatt die Bruttozeiten als Grundlage für die Platzierungsermittlung zu Grunde gelegt hatte. Konform mit den Regeln des Deutschen Leichtathletikverbands und seiner Landesverbände ist dies eigentlich nicht. Dennoch wurde es so praktiziert, was dazu führte, dass die als Dritte ins Ziel kommende Franziska Aschersleben bei der Siegerehrung auf einmal auf das zweithöchste Treppchen steigen durfte. Mit einer Bruttozeit von 45:45 min wurde sie auf den zweiten Platz gesetzt, weil ihre Nettoendzeit mit 45:32 min. um sieben Sekunden geringer war, als die Nettozeit von Leonie Stürzl.

Beim May 10er kommen mehr Frauen als Männer ins Ziel. 197 Frauen und 156 Männer werden im Ziel erfasst

Bei den Männern lief der für den USC Freiburg startende Mexikaner Luis Sosa ein souveränes Rennen zum Sieg. Nach 38:20 min. hatte er sein Rennen beendet und den auf ihn folgenden Marcel Weber vom TSC Langenau, der nach 39:16 min. im Ziel war, um 56 Sekunden distanziert. Luis Schuler vom SV Kirchzarten konnte nach 39:39 min. den letzten freien Podestplatz in Beschlag nehmen.

Junior-Cup (2,1 km)

Dieser Wettbewerb war für die Altersklassen M/W10 - M/W15 ausgeschrieben. Mit einer runden Endzeit von genau 7:00 min. kam Lasse Maier vom TSV Bodman, der der Altersklasse M15 angehört, als Erster ins Ziel. Sebastian Henne vom Eulenhof Laufteam, belegte nach 7:01 min. den zweiten Gesamtplatz. Auch er gehört der M15 an. Auf den dritten Platz des Gesamteinlaufs lief Jona Vogt vom TV 05 Fridingen ein. Für ihn wurde eine Endzeit von 7:40 min. gestoppt. Damit lag er auch in der M13 vorne. Die M14 gewann Tommy Haasler in 8:09 min. In der Altersklasse M10 war Luis Feichtenschlager nicht zu bezwingen. Er gewann hier auf Gesamtrang 10 in 8:24 min. Die M11 hatte Luik Helas in 8:34 min. zu seinen Gunsten entschieden. In der M12 erzielte Lars Borkenstein (Rennelche) in 8:23 min. den Klassensieg.

235 Mädchen und Jungen laufen beim Junior- Cup über 2,1 Km ins Ziel Emilia Grams (weißes Trikot) vom VfL Waiblingen kann sich knapp gegen Ruby Lucia Wohlfahrt von den Emmendinger Elzrennern durchsetzen

Nach 7:48 min hatte Emilia Grams vom Vfl Waiblingen das Gesamtklassement bei den Mädchen für sich entschieden. Damit war sie auch in der W14 nicht zu bezwingen. Den zweiten Gesamtplatz erzielte die W15-Siegerin Ruby Lucia Wohlfahrt (Emmendinger Elzrenner), die ihren Lauf denkbar knapp geschlagen nach 7:49 min. ins Ziel bringen konnte. Gesamtdritte wurde Lena Spitz vom TV Bad Säckingen, die nach 8:10 min. auch den zweiten Platz in der W15 erobern konnte. In der W12 triumphierte Marie Maier vom TSV Bodman, ihre Endzeit 8:28 min. Die W13 sicherte sich Salome Spitz von der LG Hohenfels in 8:35 min. Johanna Drescher (Lauffreunde in Freiburg) hatte die W11 nach 8:50 min. zu ihren Gunsten entschieden. In der W10 triumphierte Paulina Wolff nach 9:20 min.

116 weibliche sowie 119 männliche Kinder und Jugendliche bescherten diesem Wettbewerb eine ziemlich stattliche Teilnahmeresonanz.

Schluchseelauf (18,2 km)

Omar Tareq (2700) und Lukas Borghardt (1064) gehen als Führende in den ersten Anstieg Clemens Fox (1579) und Nico Formella (1166), die hier noch auf den Plätzen 4 und 5 liegen, können am Ende noch eine Postion gut machen und die Plätze 3 und 4 belegen

Dieser Klassiker war nochmals rund 200 Meter länger als in der Ausschreibung angegeben. Grund dafür war, die aus Sicherheitsgründen kurzfristig vorgenommene Sperrung von zwei Stegen im Schluchseer Ortsteil Aha, was denn Mitlaufenden einen zusätzlichen Umweg abverlangte. Bestzeiten, das war allen Beteiligten schon vorher klar, würde es aufgrund der doch ziemlich warmen Tagestemperatur von 20 Grad Celsius sowieso nicht geben. Dennoch zeigten sich alle Beteiligten mit den organisatorischen Voraussetzungen auf der Strecke mehr als zufrieden. Es schien überhaupt so, als wäre alleine schon die Teilnahme an einem Lauf in dieser teilweise wirklich außergewöhnlich schönen Landschaft alle Mühe wert. Die bisweilen doch recht kräftigen Anstiege entschädigen die Teilnehmenden mit ihren wunderbaren Panoramabildern. Jedenfalls ist sowohl an den Seeuferstellen als auch in den höheren Gebirgslagen schnell erkennbar, warum der Schwarzwald gerade hier in der Region Touristen und Urlauber aus aller Welt anzieht.

Omar Tareq gewinnt den 38. Schluchseelauf souverän Lukas Borghardt kann seinen zweiten Platz bis ins Ziel halten

Omar Tareq (Lauffreunde in Freiburg), der diesen Lauf schon 2019 und 2022 gewinnen konnte, zeigte sich entschlossen, hier und heute seinen dritten Sieg perfekt zu machen. Er übernahm gemeinsam mit Lukas Borghardt vom TV Bad Säckingen die Spitze um so schnell wie möglich den Rest des Feldes deutlich zu distanzieren. Omar Tareq versus Lukas Borghardt, dieses Duell um den Gesamtsieg hatte es zuletzt schon 2022 gegeben. Damals hatte Omar Tareq bereits das bessere Ende für sich und auch dieses Mal sollte es auf den ersten beiden Plätzen zum gleichen Einlauf kommen. Omar Tareq konnte, nachdem er und Lukas Borghardt das gesamte Feld chancenlos hinter sich gelassen hatte, nochmals seine größeren Reserven mobilisieren und diesen Lauf nach 1:01:29 h souverän zum dritten Male gewinnen. Lukas Borghardt blieb, wie schon vor zwei Jahren nach 1:03:20 h nur der zweite Platz. Das Podium vervollständigen konnte dann Clemens Fox vom PHWE XC Team, der sein Rennen nach 1:04:59 h beendete.

Clemens Fox läuft auf Rang 3 Valentin Haag und Theo Fehrenbach (links) belegen die Plätze 5 und 6

Bei den Frauen hatten alle ein Duell zwischen Anja Röttinger und Stefanie Doll erwartet. Beide waren bei diesem Lauf schon in der Vergangenheit erfolgreich. Anja Röttinger, die Vorjahressiegerin vom LAC Freiburg, versuchte ihr Glück mit einem ziemlich forschen Anfangstempo. Der Rückstand der vierfachen Schluchseelauf-Siegerin Stefanie Doll war schon erstaunlich groß. Doch mit der mit ihr auf gleicher Höhe laufenden Lena Wagner (TuS Lörrach-Stetten) fand sie eine starke Partnerin, mit der sie die doch recht große Lücke auf Anja Röttinger bald zulaufen konnte. Dabei war sich Stefanie Doll ihrer Sache gar nicht so sicher: "Die Anja war irgendwann 200 bis 300 Meter vor mir und ich dachte nur, komm, Platz 2 ist auch gut. Ich bin ja jetzt auch nicht mehr so schnell wie früher. Aber irgendwann lief es bei mir halt wieder. Auf jeden Fall bin ich jetzt einfach nur glücklich, dass ich hier gewonnen habe."

Anja Röttinger hat bei den Frauen die Führung übernommen Stefanie Doll übernimmt gemeinsam mit Lena Wagner (2353) die Verfolgung

Nach 1:09:34 h lag die nun mehr zum fünften Mal siegreiche Athletin vom SV Kirchzarten, am Ende dann doch sehr souverän vorne. Während ihr Vater, Charlie Doll mit 8 Einzelsiegen Rekordsieger bei den Männern ist, liegt sie nun mit 5 Einzelsiegen bei den Frauen weit vorn. Anja Röttinger, die ihrem forschen Anfangstempo Tribut zollen musste, sicherte sich nach 1:12:33 h den zweiten Platz. Lena Wagner, die zu Beginn mit Stefanie Doll noch auf gleicher Höhe lag, konnte sich am Ende nach 1:16:15 h mit dem dritten Platz belohnen.

Stefanie Doll kann den Schluchseelauf zum fünften Mal gewinnen. Rekordsieger bei dieser Veranstaltung ist übrigens ihr Vater Charlie Doll, der an gleicher Stelle insgesamt 8 Siege feiern konnte Anja Röttinger nimmt als zweite Frau ihre Medaille entgegen

In der Besetzung Simon Friedrich, Marc Meßmer und Markus Straub gewann der TSV Straßberg 1 die Mannschaftswertung bei den Männern in 3:33:02 h. Bei den Frauen war der LAC Freiburg in der Besetzung Anja Röttinger, Kira Van Boehmer und Linda Detering mit 3:49:03 h erfolgreich.

Lena Wagner macht das Podium bei den Frauen komplett und kann ihre Freude darüber mit Gesamtsieger Omar Tareq teilen Am Ende der Veranstaltung werden über 2500 Medaillen an alle Finisher ausgegeben
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Der Schluchseelauf ist durch seine sehr schöne und an einigen Stellen aber auch durchaus schwere Streckenführung Genusslauf und Herausforderung zugleich. Schon alleine das macht ihn zu einem Juwel unter Deutschlands schönsten Landschaftsläufen. Dies scheinen auch Laufprotagonisten aus anderen Ländern so zu sehen. Neben den zahlenmäßig traditionell stark vertretenen Nachbarländern Schweiz und Frankreich ist vor allem Italien sehr präsent. Insgesamt waren wieder laufbegeisterte Menschen aus 17 Nationen im Hochschwarzwald zu Gast. Neben Deutschland und 13 weiteren europäischen Ländern, war der Kontinent Amerika mit Akteuren aus den Ländern USA, Mexiko und Kolumbien mit von der Partie.

Bericht und Fotos von Jörg Engelhardt

Ergebnisse & Infos www.schluchseelauf.com

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