19.3.23 - 21. Frankfurter Mainova HalbmarathonSportlicher Frühlingstag mit neuem Streckenrekord von Fabienne Königstein |
von Thomas Disser |
Wer sich vergangenen Donnerstag bis zum Online-Anmeldeschluss Zeit ließ, rieb sich - nicht nur wegen später Stunde kurz vor Mitternacht - die Augen: die letzte vergebene Startnummer ist 8876! Mittwochs schreibt Dr. Thomas Rautenberg, der Vorsitzende des Veranstalters Spiridon Frankfurt, bereits von 7000 Anmeldungen. Dazu noch ein begrenztes Kontingent für Nachmeldungen.
Die in der Ausschreibung angegebene maximale Teilnehmerzahl von 8500 scheint längst nicht so unrealistisch wie vielleicht angenommen. Freilich treten nicht alle Gemeldeten zum Start an. Aber schauen wir mal, wie viele Laufhelden am Ende vom Zeitnehmer Mika-Timing gezählt werden. Und wie schnell die Athleten diesmal sind. Der Streckenrekord bei den Herren steht bei 1:05:14 Stunden. Bei den Damen sind 1:15:12 Stunden zu schlagen - und das werden sie auch.
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21. Frankfurter Mainova Halbmarathon - nach 2020 die erste Austragung wieder im realen Format |
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Ausführliche und einladend präsentierte
Laufankündigungen im LaufReport HIER
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Jedenfalls hat die Frankfurter Halbmarathonstrecke schon vielfach bewiesen, dass schnelle Zeiten möglich sind. Bei der letzten Austragung im realen Format am 8. März 2020 wurden über 500 Läuferinnen und Läufer unter 1:30 Stunden im Ziel erfasst. Ein Klasse-Wert bei der Rekordzahl von 6381 Teilnehmern gesamt.
Apropos letzter Lauf: Wer sich erinnert, es war der wirklich letzte Lauf, bevor der erste Lockdown für Stillstand nicht nur in der Laufszene sorgte. Nach inzwischen drei Jahren hat das C-Thema glücklicherweise den Schrecken verloren, bleibt uns wohl dennoch weiter erhalten. Umso befreiender ist es, mit vielen Athleten an einer Startlinie zu stehen. Spätestens mit dem Frankfurter Halbmarathon scheint es, dass die Läuferinnen und Läufer wieder zurück zu den Veranstaltungen kommen. Es wäre ein Segen für die Veranstalter, Sponsoren und allen, denen die Laufszene am Herzen liegt.
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Selfie-Terrasse im Stadion mit tollem Ausblick | Sonst Coaching-Zone, heute Ziellinie |
Das Starterfeld ist beeindruckend. Längs des Stadions eine Läuferschar, die zahlenmäßig ihresgleichen sucht. Mit fast 5400 Finishern ist man vorne dabei im Halbmarathon-Ranking in Deutschland. Und die Konkurrenz muss sich in diesem Jahr erst noch beweisen. Der veranstaltende Verein, Spiridon Frankfurt, mit Dr. Thomas Rautenberg an der Spitze, ist der größte Laufverein in Hessen. Dabei müssen alle Kräfte mobilisiert werden, um einen Event dieser Größe zu meistern. Mit Punkten wie Vorabversand der Startnummern für die Frühbucher schafft man sich etwas Luft in der ohnehin kurzen Zeit vor dem Start. Bis 500 Nachmelder werden morgens noch angenommen, dazu die Vergabe von Startnummern an die seit dem 21. Februar Gemeldeten. Nicht zu vergessen eine erhebliche Anzahl diverser Änderungen wie z.B. Namenswechsel. Das alles kostet Zeit und Helfer-Ressourcen. Dazu kommen Tausende, die mit dem Auto anreisen. Die müssen den Weg vom Parkplatz zum Stadion zurücklegen, was ebenfalls Zeit braucht.
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Bereit für den Startschuss | den der Frankfurter Sportdezernent Mike Josef (rechts) abgeben wird. Der Spiridon-Vorsitzende Dr. Thomas Rautenberg (links) freut sich, dass es gleich losgeht |
Mit einer 15-minütigen Verschiebung der Starts wird man dem großen Andrang gerecht. Kein Problem auch wegen der äußeren Bedingungen. Außerdem hat man noch etwas mehr Zeit, um sich im Business-Bereich des Stadions umzusehen und beeindruckende Selfies auf der Terrasse zu schießen. Der vorausgesagte Schauer-Tag bleibt aus. Sobald die Sonne zwischen den Wolken hervorkommt, kann das Warmlaufen für Nicht-Eliteläufer eingestellt werden. Es genügt, in der Sonne zu stehen und mit den Laufkameraden zu plaudern.
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Schon vor dem Lauf gut gelaunt: Siegerin Fabienne Königstein mit Michael Chalupsky, der das Rennen als 2. der M40 auf Platz 11 beenden wird | Warm-Up vor beeindruckender Kulisse |
Mike Josef, Sportdezernent der Stadt Frankfurt, darf heute als Erster die Startpistole bedienen. Mal sehen, ob er dies im nächsten Jahr in neuem Amt als Oberbürgermeister tun darf. In einer Woche stellt er sich zur Stichwahl. Es werden mehrere Wellenstarts erfolgen, um das Feld in ausreichendem Maß auseinanderzuziehen. Zwar hat man mit dem Drehen der Laufstrecke und damit Entschärfung der Engstelle zu Beginn schon viel gewonnen. Dennoch sind ein paar Minuten Abstand zwischen den Startwellen nötig. Nicht nur in diesem Punkt fühlt sich der Lauf wie ein echter Stadtmarathon an.
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Elitelauf-Start mit dem späteren Sieger Dejen Atanaw Ayele (9030) und dem Zweiten Kidus Gebrenieskel Abay (9020; links daneben) |
Nach rund 20 Minuten sind alle Läuferinnen und Läufer über die Startlinie. Einmal geht es um das Stadion herum, dann über eine Brücke in den Wald in Richtung Wendepunkt-Meile auf der Isenburger Schneise. Diese Brücke wird nun gleich zu Anfang überwunden und hat damit seinen Schrecken verloren. Früher wähnte man sich schon am Ziel mit Blick auf das nahe Stadion. Doch stand darauf das km 19-Schild. Wie, erst 19? So musste das Stadion nochmal mühsam umrundet werden.
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Mehrere Startblöcke sind bei über 5000 Athleten nötig | Rote Ampeln müssen heute ignoriert werden |
Bei km 6 biegt die Läuferschar in die Mörfelder Landstraße, vorbei an verborgenen Villen, deren Bewohner sich eher nicht für die vorbeilaufenden Athleten interessieren. Doch spätestens ab der Stresemannallee füllen sich die Bürgersteige und bis spätestens zum Mainufer ist richtig was los an der Strecke.
"Der geilste Part der Strecke" schwärmt eine Mitläuferin. Recht hat sie. Die beeindruckende Kulisse von Mainhattan am gegenüberliegenden Ufer gibt nicht nur bei tollem Wetter ein großartiges Bild ab. Angefeuert von vielen hundert Zuschauern fühlt man sich hier besonders wie bei einem Stadtmarathon.
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Einmal ums Stadion | und dann in den Wald |
Leider hat auch dieser schöne Abschnitt der Strecke irgendwann ein Ende. Aber wir wollen auch ins Ziel, die Sonne gewinnt zunehmend an Kraft und macht es den Laufhelden nicht leichter. Erneut wird ein Stück Wald durchquert, bevor wir die Flughafenstraße erreichen. Die wird auch beim Spiridon-Silvesterlauf als km 1 und 9 verwendet, und daher weiß man auch, dass es eben am Schluss leicht nach oben geht. Wahrscheinlich sind es nur wenige Promille Steigung, aber bei km 20 und ordentlicher Wärme nehmen solche Steigungen gefühlt prozentual zu. Das verlangt den Läuferinnen und Läufern nochmal alles ab.
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Hochbetrieb auf der Begrüßungs-Meile |
Schnellzug trifft Schnellzug |
Schon ist das Stadion zu sehen und hunderte Zuschauer feuern kräftig an, bevor es in den Tunnel geht. Kurz ins Dunkel, dann ist der Innenraum der Arena erreicht. Die Tribüne ist heute ausnahmsweise mit Lauf-Fans gefüllt. Die letzten Meter, normalerweise die Coaching-Zone, sind heuer zum Lauf-Ziel mutiert. Ein Finish der besonders schönen Art.
Durch einen zweiten Tunnel wird das Stadion wieder verlassen. Nun gilt es, durch die Massen einen Weg zur Zielverpflegung zu finden. Ich hänge mich an Thomas Wolff, den Chef von Querbeet und Herr über tausende Bananen für die Läufer. Er hat nach seinem Marathon letzte Woche beim Friedberger Wintersteinlauf etwas schwere Beine, aber dennoch den Halbmarathon gefinisht.
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Auf der Stresemannallee wird der Lauf zum Stadtmarathon | Schon kommt das nächste Wahrzeichen der Stadt in Sicht (der Turm) |
Die Siegerehrung der besten fünf Damen und Herren ist zu dem Zeitpunkt meiner Zielankunft schon vorbei. Dennoch, oder gerade deswegen, müssen die großartigen Leistungen der Schnellsten an dieser Stelle erwähnt werden.
Allen voran Fabienne Königstein. Die Deutsche Marathonmeisterin von 2018, die für den MTG Mannheim startet, pulverisiert den bisherigen Streckenrekord um fast zwei Minuten auf nunmehr 1:13:24 Stunden. Auf den zweiten Platz läuft Katharina Grohmann vom Team Rosbacher in 1:21:52 Stunden. Den dritten Platz erreicht Anna Starostzik vom veranstaltenden Verein Spiridon Frankfurt nur fünf Sekunden später in 1:21:57 Stunden.
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Gleich sind wir auf dem schönsten Streckenabschnitt | am Mainufer, mit beeindruckender Aussicht auf Mainhattan |
Bei den Herren ist der Streckenrekord nicht in Gefahr. Der diesjährige Sieger heißt Dejen Atanaw Ayele und ist in der Region kein Unbekannter. Schon einige Siege bei regionalen Läufen kann er für sich verbuchen. Seine heutige Siegerzeit ist exakt 1:09 Stunden. Der zweite Platz geht an Kidus Gebrenieskel Abay, der nach 1:09:43 Stunden im Ziel gewertet wird. Dritter wird Mark Scheuring, Top-Läufer der TSG Kleinostheim, der in 1:09:58 Stunden ebenfalls noch unter der 1:10-Stunden-Schallmauer bleibt.
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Frühlingshafter Halbmarathon | Nicht nur die Schiffe geben Vollgas |
Der letztjährige Sieger des Rosbacher Main-Lauf-Cups, Robert Unger von Spiridon Frankfurt, kann mit seinem vierten Platz in 1:11:08 ebenfalls zufrieden sein. Da der Frankfurter Halbmarathon traditionell die Cup-Serie eröffnet, hat Robert die ersten Punkte schon mal auf dem Konto. Es dürften allerdings noch einige Läufe hinzukommen, bei denen er die Maximal-Punktzahl 100 erreicht.
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Der Holbeinsteg verbindet "Hibbdebach" und "Dribbdebach" | Gleich im Ziel |
Die Laufszene im Rhein-Main-Gebiet kann aufatmen. Der erste große Lauf nach einer gefühlten Ewigkeit ist geschafft. Thomas Rautenberg kann stolz auf seine Mannschaft von Spiridon Frankfurt sein, die trotz großem Andrang einen prima Job gemacht haben. Ebenso auf die Zeitmessung und die Rettungs- und Sicherheitsdienste. Sportdezernent Mike Josef sprach vor dem Lauf seinen Dank an Thomas Rautenberg aus, der in vielen Jahren, die er dem Verein vorsteht, den Halbmarathon zu der nun erreichten Popularität gebracht hat. Dem kann man nur zustimmen.
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Rein in den Tunnel | und im Stadion wieder raus |
Nun heißt es nach vorne blicken und die vielen Läuferinnen und Läufer für die nächsten Veranstaltungen gewinnen. Mein Eindruck war, dass viele Teilnehmer erstmals Wettkampf-Luft geschnuppert haben. Wenn daraus Wettkampf-Lust wird, wäre das perfekt. Wer heute als Lauf-Novize, der üblicherweise allein unterwegs ist, großen Spaß beim Frankfurter Halbmarathon hatte, der sollte sich auch weiter in der Region umsehen. Das reale Angebot ist da, sowohl an Lauftreffs, -vereinen und -Veranstaltern. Nur müssen die Anbieter ihre Aktivitäten auch passend bewerben, Mundpropaganda reicht da nicht aus. Die Zugehörigkeit zu einer Serie wie dem Rosbacher Main-Lauf-Cup ist auch in diesem Punkt für Veranstalter hilfreich.
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Fantribüne für Läuferinnen und Läufer | Beim Zieleinlauf kommt Freude auf |
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Viele der heutigen Helfer von Spiridon Frankfurt gehen gerne selbst an den Start und sind überall herzlich willkommen. Die Athleten mit blauen Trikots und gelbem Schriftzug sind landesweit bekannt und die Schnellsten von ihnen häufig auf dem Siegerpodest zu finden.
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Bericht und Fotos von Thomas Disser Ergebnisse & Infos www.frankfurter-halbmarathon.de Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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