18.2.24 - 46. Halbmarathon der SKV Mörfelden

Bestzeitensiege beim Winterkehraus im südhessischen Mönchbruch

von Jörg Engelhardt 

Mit 378 Zieleinläufen erlebt der Laufklassiker in der waldreichen Untermainebene den höchsten Teilnahmezuspruch seit Jahren und lockt auch zahlreiche Teilnehmende aus den nahe gelegenen Nachbar-Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern an. Mörfelden im Winter und dem anschließenden Frühjahr, das ist immer auch ein Markenzeichen für gut organisierte und teilweise sehr stark frequentierte Volkslaufveranstaltungen im südhessischen Landkreis Groß-Gerau, der über die Doppelstadt Mörfelden-Walldorf hinaus eine erstaunlich hohe Anzahl von Laufveranstaltungen über das ganze Jahr hinweg vorzuweisen hat. Jüngstes Beispiel hierfür ist der Frühjahrslauf in der namensgebenden Kreisstadt, der erst vor einer Woche stattfand.

Start und Ziel des Halbmarathon der SKV Mörfelden befinden sich im Waldstadion. Die Strecke auf den Waldwegen im Naturschutzgebiet Mönchbruch ist gut befestigt und eben
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Einige der dort erfolgreichen Läuferinnen und Läufer fanden sich jetzt wieder an der Startlinie ein und sollten sowohl im Gesamtklassement, als auch in den einmal mehr heiß umkämpften Spitzenplätzen der verschiedenen Altersklassen gut abschneiden. Schon vor Beginn der Veranstaltung war Organisationsleiter Hans Hormel bestens aufgelegt: "Wir hatten bis gestern schon 428 Voranmeldungen und heute sind ja auch noch mal einige Nachmeldungen dazu gekommen. Das sind zumindest schon mal mehr als im vergangenen Jahr. Nicht viel mehr, aber immerhin ein paar mehr." Diese Einschätzung vor Beginn der Veranstaltung erwies sich dann auch im Nachhinein als zutreffend. Zwar wurde die Finisherzahl 400 am Ende wieder nicht erreicht, dennoch konnte man mit 378 Zieleinläufen die höchste Zahl seit Jahren registrieren. Auch mit den gelaufenen Zeiten zeigten sich einige Aktive mehr als zufrieden. Das war nur allzu verständlich, konnten sie doch ihre Gesamtsiege oder auch Podiumsplatzierungen in den Altersklassen mit neuen persönlichen Bestzeiten veredeln.

Im Hinblick auf die erzielten Siegerzeiten im Männer-, wie auch Frauenklassement, hat es hier in der Vergangenheit schon schnellere Endzeiten gegeben und so lagen die Streckenrekorde von Demeke Wosene (LG Rüsselsheim - 1:07:24 h aus dem Jahr 2018), der auch heute wieder am Start war, sowie Veronika Ulrich (LG Neu-Isenburg - 1:20:29 h, aufgestellt 2006) außer Reichweite. Doch stellten die erzielten Zeiten beider Sieger, aber auch weiterer Teilnehmer, deutliche Verbesserungen ihrer bisherigen Leistungsfähigkeit dar. Neben den beiden Gesamtsiegern Leonie Gieser und Gert-Jan Wetzelaer, durften sich auch andere Teilnehmende über ihre neuen Bestzeiten auf der Halbmarathondistanz freuen.

Nach einer halben Einführungsrunde im Mörfeldener Waldstadion führt die Strecke in das waldreiche Naturschutzgebiet Mönchbruch hinaus

Im Rahmen der heutigen Veranstaltung wurden auch die Kreismeisterschaften des HLV-Kreises Groß-Gerau ausgetragen. Wobei hier zu beobachten war, dass die Anzahl gemeldeter Frauen und Männer deutlich geringer war, als die aller Teilnehmenden aus dem Landkreis insgesamt. So stand dann auch im Frauenrennen nicht etwa die Schnellste aus dem Landkreis auf dem Siegerpodest der Kreismeisterschaften, für die nur fünf Meldungen vorlagen. Bei den Männern war die Kreismeistertitelvergabe mit dem Attribut des schnellsten Läufers aus dem Landkreis deckungsgleich.

Los ging es pünktlich um 9.30 Uhr. Und als der Startschuss fiel, zeigte sich der bereits erwähnte Streckenrekordhalter Demeke Wosene schnell entschlossen hier die Initiative zu übernehmen und dem Rest des Feldes früh enteilen zu wollen. Die ebenfalls im Kampf um den Gesamtsieg stark einzuschätzenden Robert Unger (Spiridon Frankfurt) und Gert-Jan Wetzelaer (LaufLeben Running Crew) lagen zumindest ausgangs der Stadionrunde erst einmal mehr als 10 Meter zurück. Doch schon bald sollte sich zeigen, dass der amtierende Streckenrekordhalter das forsche Anfangstempo nicht durchhalten würde. Eingangs der zweiten Runde zeigte sich nicht der favorisierte Robert Unger (Deutscher Marathon-Meister in der Altersklasse M40) in der führenden Position, sondern der Niederländer Gert-Jan Wetzelaer.

Gert-Jan Wetzelaer hat sich nach rund 9 Km schon einen eindrucksvollen Vorsprung verschafft Robert Unger hat nach gerade überstandener Erkältung noch nicht die Kraft, diese große Lücke wieder zu zulaufen

Für Gert-Jan Wetzelaer scheint Mörfelden ein erfolgreiches Pflaster zu sein. Erst vor einem Monat, hatte er an gleicher Stelle gemeinsam mit seinen Kollegen von der LaufLeben Running Crew aus Mainz die Männerwertung bei der Marathonstaffel souverän gewonnen. Auch sonst zeigt sich der promovierte Physiker in aufsteigender Form. Beim stark besetzten Frankfurter Silvesterlauf verbesserte er, aufgrund der dort zahlreich erzielten Top-Zeiten von der laufinteressierten Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, seine persönliche 10-Km-Bestzeit auf 33:57 min. Damit liegt er aber immer noch um über eine Minute hinter der Bestmarke von Robert Unger, aber auch der von Demeke Wosene, auf dieser Distanz zurück.

Umso erstaunlicher war dann zu beobachten, dass der nach den Vorleistungen eigentlich Langsamste unter diesen drei regionalen Spitzenläufern bis zum Ende des Rennens der unangefochten schnellste Läufer blieb. Erklärung dafür war auch eine hartnäckige Erkältung, die dem eigentlich doch deutlich schnelleren Robert Unger noch bis vor kurzem zu schaffen machte. So sehr, dass der zuletzt in seiner Altersklasse national sehr erfolgreiche Läufer erst in der Vorwoche das Training wieder aufnehmen konnte. So nahm der geschlagene Vorjahressieger seinen zweiten Platz gelassen hin: "Mir war schon klar, dass ich in absoluter Top-Form sein muss, wenn ich gegen Gert-Jan gewinnen will. Aber ich habe gemerkt, dass ich heute noch nicht so stark war, wie vor der Erkältung. Gert-Jan ist in letzter Zeit immer besser geworden und hat sich diesen Sieg durch beharrliches Training absolut verdient."

Nach seinem Sieg beim Adventslauf an gleicher Stelle, kann Silvio Welkner erneut einen Podestplatz erringen und zudem auch die M45 zu seinen Gunsten entscheiden Demeke Wosene wird zwar nach anfänglicher Führung nur Vierter, gewinnt aber die Kreismeisterschaft

Am Ende lief der heutige Sieger, der der Altersklasse M35 angehört, mit der neuen persönlichen Bestzeit von 1:13:50 h über den Zielstrich und stand erst einmal mehr als zwei Minuten einsam und allein im Zielbereich. Denn erst exakt nach 1:16:00 h konnte Robert Unger seinen ersten Formtest nach überstandener Erkältung zu Ende bringen. Als nächstes großes Ziel hat der heute Zweitplatzierte seine Titelverteidigung bei den deutschen Marathonmeisterschaften in Hannover im Visier.

Dritter wurde mit Silvio Welkner (LG Wettenberg) ein Läufer der in hiesigen Gefilden zuletzt beim Adventslauf im Dezember des vergangenen Jahres den Sieg davon tragen konnte. Der mehrfache hessische Altersklassenmeister bezwang damals im Kampf um den Gesamtsieg den heute neuerlich von ihm geschlagenen Demeke Wosene. Trainiert wird der Tagesdritte und Gewinner der Altersklasse M45 übrigens von Thomas Weber, der in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Trikot von Spiridon Frankfurt zur hessischen Landesspitze gehörte. Silvio Welkners Endzeit heute betrug 1:16:12 h.

Schnellster Läufer aus dem bayerischen Landesteil Unterfranken wird Felix Kern von der TSG Kleinostheim. In der Gesamtwertung belegt er Platz 6 und wird Zweiter in der MHK Als Siebter im Gesamteinlauf erringt Sven Pöschke hinter Silvio Welkner Platz 2 in der M45 Mit der neuen Halbmarathon Bestzeit von 1:19:35 h belegt Florian Kaltenbach in der M45 den dritten Platz. Zudem gewinnt er gemeinsam mit Robert Unger und Silas Röckle für Spiridon Frankfurt auch die Mannschaftswertung

Danach sollte es eine recht lange Zeit dauern bis Lokalmatador Demeke Wosene von der LG Rüsselsheim nach 1:17:18 h den doch sehr undankbaren vierten Platz in Beschlag nehmen konnte. Dennoch hatte er am Ende des Tages noch zwei Gründe zur Freude. Denn mit dieser Leistung lag er bei den Groß-Gerauer Kreismeisterschaften ungefährdet vorn und auch der Sieg in der M30 war ihm nicht zu nehmen. Mit Timo Kortemeyer (Läuferherz Darmstadt) konnte dann ein junger Läufer aus der Region nach 1:17:28 h Platz 5 belegen und darüber hinaus den Sieg in der MHK erzielen.

Die Mannschaftswertung gewann Spiridon Frankfurt 1 in der Besetzung (Rober Unger, Florian Kaltenbach und Silas Röckle) vor der BSG Merck 1 Darmstadt (Henri Lassig, Milko Todorov und Julian Wenzel ) sowie der LG Rüsselsheim 1 (Demeke Wosene, Günter Fabian und Frank Nies).

Lange liegt Jasmin Volz vor Vorjahressiegerin Leonie Gieser Malwina Lao läuft von Platz 5 auf Platz 3 vor und gewinnt die W45

Im Frauenrennen stand mit Leonie Gieser (LCO Lorsch) erneut eine Läuferin ganz oben, die sich noch letzte Woche beim Groß-Gerauer Frühjahrslauf der noch schnelleren Franziska Baist geschlagen geben musste. Da Franziska Baist nicht am Start war, galt die Siegerin des vergangenen Jahres erneut als Top-Favoritin auf den heutigen Gesamtsieg in der Frauenwertung. Doch mit Jasmin Volz (MTG Mannheim) hatte sich eine Läuferin aus dem nördlichen Teil Baden-Württembergs angekündigt, die zumindest auf der ersten Rennhälfte die leicht favorisierte Läuferin von der hessischen Bergstraße noch auf Distanz halten konnte.

Doch auf der zweiten Runde konnte die seit diesem Jahr der W30 angehörende Leonie Gieser ihre höhere Grundschnelligkeit (in der Vergangenheit war sie unter anderem zweimalige hessische Vize-Meisterin über 5000 Meter) ausspielen und den Lauf zum zweiten Mal in Folge souverän für sich entscheiden. Am Ende stand erstmals in ihrer Laufkarriere eine Endzeit von 1:23:56 h auf der Uhr. Damit war sie über zwei Minuten schneller als bei ihrem letzten Sieg vor Jahresfrist. Als ihren nächsten Saisonhöhepunkt visiert sie die hessischen Halbmarathonmeisterschaften in Dietzenbach am 26. Mai an. Zumindest in ihrer neuen Altersklasse W30 sollte sie dort Chancen auf eine Podiumsplatzierung haben.

Irena Ambrozova gewinnt auf Gesamtrang 4 die Altersklasse W35 und sichert sich gemeinsam mit Miriam Butt und Antonina Bujar-Dobrowolska den Mannschaftssieg für das Team Spiridon Frankfurt 1 Gewinnt die W50: Marina Lefort von der BSG Merck

Auch Jasmin Volz konnte nach 1:25:18 h eine Endzeit erzielen, die schneller war als die Siegeszeit ihrer heutigen Bezwingerin aus dem letzten Jahr. Über ihre Zeit konnte sich die Zweite sichtlich freuen, zumal sie sich mit dieser ebenfalls neuen persönlichen Bestzeit auch den Sieg in der WHK sichern konnte. Malwina Lao aus Bad Homburg vor der Höhe sicherte sich nach 1:27:33 h den letzten freien Podestplatz und war damit auch in der W45 nicht zu besiegen.

Mit ihrem vierten Platz konnte Irena Ambrozova (Spiridon Frankfurt) nach 1:28:28 h auch den Sieg in ihrer Altersklasse W35 perfekt machen. Mara Fladuns (dsG Goldener Grund Selters/ Taunus) erreichte mit einer Endzeit von 1:28:40 h Platz 5 und erzielte damit Platz 2 in der Altersklasse W30. Den Titel der Groß-Gerauer Kreismeisterin sicherte sich Judith Scheifler (TuS Rüselsheim) in 1:45:27 h, die mit dieser Leistung auch in der W60 nicht zu besiegen war.

Nachdem sie lange an zweiter Stelle lag, erzielt Leonie Gieser am Ende einen ungefährdeten Sieg mit neuer persönlicher Bestmarke: 1:23:56 h Hans Dietmar Jäger (398) hat seine ambitionierte Laufkarriere schon vor über einem Jahr beendet. Gelegentlich führt er aber befreundete Läufer zu deren persönlichen Zielen. Wie hier Matthias Heinrichs, der ein Halbmarathondebüt von 2:15:00 h anstrebte und mit Hans Dietmars Unterstützung sogar eine Endzeit von 2:07:33 h erreichte

Wie schon bei den Männern, konnte sich das Team Spiridon Frankfurt 1 den Sieg in der Mannschaftswertung ergattern. Irena Ambrozeva, Miriam Butt und Antonina Bujar-Dobrowolska waren hier eine Klasse für sich. Den zweiten Platz sicherte sich die Vertretung der LG Bad Soden-Neuenhain in der Besetzung Eileen Müller, Irene Bell und Stefanie Marx-Fleck vor SKV Mörfelden Team Möwathlon 1 mit Sandra Stark, Kathrin Böhm und Annette Günther.

Die männlichen Sieger des 46. Mörfeldener Halbmarathon: 2. Robert Unger (408), Sieger Gert-Jan Wetzelaer (386) und 3. Silvio Welkner Das Podium in der Frauenwertung: 2. Jasmin Volz (169), Siegerin Leonie Gieser (355) und 3. Malwina Lao (100)
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Dem engagierten Organisationsteam der SKV Mörfelden ist es einmal mehr gelungen, ein zünftiges Läuferfest bei besten Witterungsbedingungen auszurichten. Allzulange ausruhen kann sich die rührige Mannschaft unter der federführenden Leitung von Hans Hormel allerdings nicht, denn bereits am 7. April steht mit dem 6-Stunden-Lauf die nächste Laufveranstaltung auf dem Programm, diesmal sogar mit den inoffiziellen deutschen Meisterschaften der Deutschen Ultralauf Vereinigung (DUV). Die Zeit steht auch hier nicht still.

Bericht und Fotos von Jörg Engelhardt

Ergebnisse my.raceresult.com - Infos lg-mw.de

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