14.1.24 - Crosslauf im Mehrener LehwaldWeihnachtsbaumwahl beim Crosslauf Mehr als 100 Teilnehmer kamen zum ersten offiziellen
Rennen des Jahres |
von Holger Teusch |
Irgendjemand ließ die Bemerkung fallen, im Mehrener Lehwald könne man sich schon einmal seinen Weihnachtsbaum für das nächste Christfest aussuchen. Gemeint waren damit natürlich nicht die haushohen Fichten, durch dessen Bestand ein Teil der Strecke bei der vom SV Mehren organisierten Veranstaltung führt. Monokulturen, die angesichts des Klimawandels wohl irgendwann der Vergangenheit angehören.
Aber einen gewissen Reiz kann man dem dichten, dunklen Fichtenbestand nicht absprechen. Was der Läufer aber meinte, waren die kleinen Bäume, durch die sich beim Mehrener Crosslauf die Strecke auf einem schmalen Pfad schlängelt. Ein Sturm hatte vor einigen Jahren den alten Baumbestand zerstört. Mittlerweile führt die Crosslaufstrecke nicht mehr durch eine öde Brache, sondern zwischen den jungen Bäumen hindurch, die man als Weihnachtsbäume gebrauchen könnte.
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Beim Mehrener Crosslauf hat man schon viele Wetterkapriolen mitgemacht: Von eisigen Temperaturen mit und ohne Schnee, wie man es im Januar erwarten kann, bis hin zu milden Temperaturen und knöcheltiefen Matsch. Schlamm gibt es allerdings auch bei sintflutartigem Regen nur auf einigen Streckenabschnitten. Ein Teil der Strecke führt über die gut ausgebauten Wege des Lehwalds, in dem schon der (weiterhin amtierende) deutsche 25-km-Rekordler Karl Fleschen trainierte. 1978 lief der aus dem Vulkaneifelort stammende Olympiateilnehmer und zweimalige Hallen-Europameister (1977 und 1980 jeweils über 3000 Meter) im hessischen Frankenberg 1:13:58 Stunden. Es ist die älteste Bestzeit, die noch in den Rekordlisten steht. Allerdings: Sowohl Amanal Petros (SCC Berlin/1:13:40) auf seinem Weg zum deutschen Marathonrekord in Berlin (2:04:58) als auch Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier/1:13:28) kürzlich beim Dubai-Marathon (2:06:27) waren bei ihren Zwischenzeiten über 42,195 Kilometer schneller.
Start zum Mittelstreckenrennen über 3,4 km. Direkt vorne die späteren Sieger Lisa Wihl (Lauftreff Schweich, rotes T-Shirt) und Theo Knopp (PST Trier/339) |
Allerdings hatte Karl Fleschen 1977 noch keine Carbon-Schuhe zur Verfügung. Vielleicht wäre gerade Fleschen als ausgewiesener Vorfußläufer mit diesen Schuhen aber gut zurechtgekommen und (noch) schneller gewesen. Wir werden es genauso nie erfahren, wie man auch nicht nachprüfen kann, ob Theo Knopp in gut profilierten Schuhen vielleicht noch schneller die 3,4-km-Mittelstrecke in Mehren absolviert hätte, als mit den Carbon-Schuhen, mit denen der 15-Jährige siegte. Der Boden war zwar knüppelhart gefroren, aber auf den hauchdünnen Schneedecken an manchen Stellen rutschte man schon mit "Slicks". 11:11 Minuten benötigte Knopp. Dabei schien sich der Achte der U16-DM über 3000 Meter (9:35,00 Minuten) vom PST Trier aber alles andere als verausgabt zu haben.
Anders sah es zumindest auf den letzten Metern im Kampf um den zweiten Platz aus. Jan Gilles (12:08) hatte sich in einer Kurve taktisch clever innen an den lange Zeit fürs Tempo sorgenden Matthias Simon (12:09) vorbei geschlängelt. Den Schlusskonter von Knopps 20 Jahre alten Vereinskameraden konnte der Läufer der DJK Kelberg, der von den Nachwuchsläufern seines Vereins angefeuert wurde, knapp abwehren. Schnellste weibliche Teilnehmerin war Lisa Wihl vom Lauftreff Schweich, die in 14:22 Minuten Laura Schmitt (Selbstläufer Altenahr/15:27) und Anna Johanns (VfL Jünkerath/16:33) klar distanzierte.
Wihl machte damit den Anfang für den Doppelerfolg der Schweicher Läuferinnen. Auf der Langdistanz von 8,8 km war ihre Vereinskameradin Michelle Bauer in 39:25 Minuten nicht nur schnellste Frau, nur Elmar Nyhuis (36:43) und Ingo Warken (38:24) waren schneller. Die 34-Jährige ließ es dabei vorsichtig angehen. In der ersten der vier 2,2-km-Runden lagen noch etliche weitere Männer vor ihr, bevor die zweifache Mutter einen nach dem anderen einsammelte. Der zweite Platz ging an Franziska Schneider (41:38) und damit wieder an die Selbstläufer Altenahr. Dritte wurde mit Julia Landgraf vom Team Master of Desaster (42:47) die beste Ü40-Mastersläuferin.
Nyhuis, der für den niedersächsischen Klub OSC Damme startet, landete einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg. Der 53-Jährige stammt zwar aus Norddeutschland, betreibt aber in Köln ein Hotel. Bei der Vulkaneifel-Crosslauf-Serie ist er ein regelmäßiger Gast. Obwohl der A1-Lückenschluss in der Eifel noch aussteht, sind die Wettkampforte aus den NRW-Ballungsräumen heraus schnell und vor allem staufrei zu erreichen. Eine richtig kurze Anfahrt hatte dagegen Ingo Warken. Der Gymnasiallehrer, der immer mit Radfahrermützen läuft, startet für den TuS Daun und wohnt ebenso nahe der Kreisstadt des Vulkaneifelkreises, wie der drittschnellste Mann Oliver Högner vom SV Neunkirchen-Steinborn (39:40).
Dessen Vereinskamerad Günter Willems war beim Mehrener Crosslauf bester Doppelstarter (über Mittel- und Langstrecke), erfolgreichster Ü50-Läufer und einer der wenigen Spike-Läufer. Sicherheit auf dem durch den Frost teils doch rutschigen Geläuf war sein Argument für Nägel unter den Füßen. Aber auch Willems gab zu: Teilweise war es schon sehr hart! Aber jeweils mit Gesamtplatz sechs gewann er auf der Mittelstrecke die Altersklassenwertung der 50- bis 59-Jährigen (bei der Vulkaneifelserie gibt es auf der kurzen Distanz eine Zehn-Jahres-Einteilung) und über 8,8 km die M55-Wertung. Zweimal zu laufen trauten sich vor allem angesichts der doch anspruchsvollen 2,2-km-Runde der Langstrecke und der frostigen Temperaturen nur wenige.
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Noch einmal zurück zu Samuel Fitwi und Karl Fleschen. Wie die Laufikone der 1970er Jahre war auch Fitwi bereits im Lehwald unterwegs. 2018 gewann der mittlerweile für Trier startende Läufer bei milden Temperaturen (und Matsch) sowohl Mittel- (10:35 Minuten) als auch Langstrecke (31:31). Im gleichen Jahr wurde er U23-Vizeeuropameister im Gelände.
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