27.1.24 - Bengel Crosslauf

2. Lauf zur 48. Crosslaufserie im Kreis Bernkastel-Wittlich

Viel Cross - und rundherum Häuser!

von Holger Teusch 

Crosslauf irgendwo mitten in der Natur, das hat seinen Reiz. Bequemer - allerdings nicht während des Rennens - ist es, wenn die Strecke mitten im Ort und Start und Ziel kaum 100 Meter von der Umkleide entfernt liegen, wie beim Dorfcrosslauf in Bengel im Alftal.

So ganz hart wollten es die Crosslauf-Macher des TuS Bengel den Teilnehmern der Mosel-Crosslauf-Serie dann doch nicht machen. Als der rührige Sportverein aus dem Ort im Alftal, einem Seitental der Mosel, vor etwa zehn Jahren die Trierer Bezirkscrosslauf-Meisterschaften ausrichtete, fluchten die Teilnehmer über brutal steile Anstiege. Das war eine Herausforderung und ging bei einem Meisterschaftslauf auch in Ordnung.

Doch auch wenn die Aussicht ins Alftal von der damaligen Strecke am letzten Samstag im Januar bei strahlendem Sonnenschein hervorragend gewesen sein muss, das Team um Birgit Allmacher und den Vereinsvorsitzenden Michael Kalisch setzten beim Wertungslauf zur 48. Mosel-Crosslauf-Serie auf einen Parcours, der weniger bergig, aber trotzdem einzigartig ist. Mitten im Ort Bengel gelegen gibt es einen solchen Crosslauf wahrscheinlich nur einmal.

Strahlender Sonnenschein machte den Bengeler Crosslauf mitten im Dorf schon fast zu einem Frühlingslauf. In den engen Kurven mussten besonders die Langstreckler gut aufpassen, nicht wegzurutschen, nachdem Spikes den Boden bereits viele Hundert Male durchwühlt hatten Auf dem glitschigen Geläuf gab es zwar keine Haltungsnoten, aber manche Crosslauf-Teilnehmer hatten in Bengel ihre liebe Mühe auf den Beinen zu bleiben
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Wie sich der alte Fußballplatz samt dem unterhalb liegenden Wiesengelände, auf dem im November noch das Martinsfeuer brannte, für Läufe von mehr als 7 km Länge eignet, scheint zunächst rätselhaft. Aber dem TuS Bengel ist es gelungen eine wohl etwas mehr als 1 km lange Runde abzustecken. Langweilig? Klar, es geht bis zu siebenmal herum. Aber nicht im Kreis, sondern zickzack, steile Böschungen rauf und runter, durch Matsch und über weiche Wiese. Kurzum, es ist alles drin, was Crosslaufen abwechslungsreich und für das Wintertraining wertvoll macht.

Gut im Blick hatten auf dem Wiesenparcours dank der vielen Schleifen die Zuschauer die Läufer und jeder Läufer seine Konkurrenten

Für die Mosel-Crosslauf-Serie war Bengel sowieso ein Glücksgriff. Nachdem ein Verein mangels Vorstand nicht mehr zur Verfügung stand, fehlte eigentlich der vierte Ausrichter. Im gerade einmal gut 800 Einwohner zählenden Ort Bengel erklärte sich der dortige Sportverein zur Ausrichtung eines Crosslaufs bereit. Für die TuS-Laufabteilung, die sich mit Nachwuchsarbeit und der Heranführung von Anfängern an den Laufsport hervortut und schon mit der Organisation des sogenannten Kondelwaldlaufs und von Rheinland-Berglaufmeisterschaften Erfahrungen gesammelt hat, kein wirkliches Problem. Die Überschaubarkeit des Orts ist der Vorteil. Ein Beispiel: Obwohl die hervorragend abgeflatterte Strecke eigentlich keine Streckenposten benötigte, waren genügend vor Ort.

Wie Lia Krahn vom PST Trier souverän dem Sieg im U12-Mädchenlauf entgegen rennt, zeigt sich, dass die Bengeler Crosslaufstrecke mitten im Ort liegt

Ein Vorteil des Crosslaufs mitten im Ort ist natürlich die Bequemlichkeit für die Teilnehmer. Sporthalle mit Umkleiden und Duschen sind nur wenige Schritte von der Strecke entfernt. Sogar eine Siegerehrung gab es, was bei Querfeldeinrennen so nicht unbedingt üblich ist. Kaffee und Kuchen zum Auffüllen der Energiereserven in der warmen Halle sowieso. Allerdings: Dank des regenreichen Herbst und Winter war der Boden natürlich sehr aufgeweicht. An manchen Stellen entwickelten sich tiefe Matschlöcher. Die bereitgestellten Wassereimer samt Bürsten (auch so ein Service) mussten rege genutzt werden, um den Schuhen nach den Rennen wieder ihre natürliche Farbe zu geben.

Noel Radunski von der LG Idar-Oberstein blieb über etwa 2 km der U16 als einziger Läufer unter neun Minuten Auch der U14- und U16-Nachwuchs wie hier Lisa Wihl (LT Schweich, 1. W15), Linus Fuchs (TSV Bullay-Alf, links, 1. M13 / vorne) und Simon Koch (PST Trier, 2. M13) mussten sich über 2 km schon mehrmals durch den Schlamm kämpfen

Das merkte auch Thomas Koch. Der 47-Jährige vom Ausdauerteam Morbach kam mit blütenweißen Spikes an den Start und mit braunen ins Ziel. Doch 15-Millimeter-Dornen unter den Füßen zahlten sich aus. Der ehemalige 5000-Meter-Rheinlandmeister ließ auch als Senior die weitaus jüngere Konkurrenz auf der Langstrecke (gut 7 km) deutlich hinter sich. Die Bedingungen mit viel Matsch und weichem Boden seien für ihn als Leichtgewicht ideal gewesen, erzählte Koch. Dass er in den vergangenen Wochen nur Dauerläufe unternommen und kein Tempotraining durchgeführt hatte, fiel da nicht ins Gewicht. In 31:52 Minuten distanzierte er die Konkurrenz um mehr als eine Minute. Zunächst hatte sich der Jugendliche Benjamin Wacht an die Spitze gesetzt. Der 17-Jährige vom TuS Fortuna Saarburg fiel zwar zurück, konnte sich aber an die Fersen von Dennis Dusemund (SV Zeltingen-Rachtig) heften. Im Spurt um Platz zwei gab dann die Ausdauer des Ultratrail-Spezialisten Dusemund gegen die Spritzigkeit des Jugendlichen (um drei Sekunden) den Ausschlag.

Die Erfahrung von Thomas Koch (Ausdauerteam Morbach, Mitte) setzte sich auf der 7-km-Langstrecke gegen die Jugend von Benjamin Wacht (TuS Fortuna Saarburg, vorn, 3.) und Dennis Dusemund (SV Zeltingen-Rachtig, 2.) durch Der Langstrecken-Zweite Dennis Dusemund (SV Zeltingen-Rachtig) und die W70-Siegerin und mit bald 74 Jahren eine der ältesten Teilnehmerinnen Irmgard Mann (PST Trier) auf der Langstrecke

Bei den Frauen feierte Désirée Joerg (Wehlener Lauftrio) einen Start Ziel-Sieg. Auch hier war der Kampf um den zweiten Platz spannend. Die in Bengel aufgewachsene Annika Elsen musste am Ende mit dem dritten Platz hinter Christina Kappel vorlieb nehmen. Es war ein Duell der Generationen (Elsen Jahrgang 2000, Kappel 1977), der Schuhe (Elsen: neue Straßenlaufschuhe, Kappel: 30 Jahre alte Spikes) und Sportarten. Zwar lief Elsen als Jugendliche schon recht ordentlich, ihre größten Erfolge feierte sie aber im Rudern. Als die Familie in die Nähe von Trier zog, schloss sie sich dem RV Treviris Trier an, bei dem schon Achter-Olympiasieger Richard Schmidt trainierte. Mit dem deutschen U23-Achter wurde Elsen Vizeeuropameisterin, zieht nach dem Eintritt ins Berufsleben aber wieder vermehrt die Laufschuhe an.

Désirée Joerg vom Wehlener Lauftrio des Bernkastel-Kueser Stadtteils siegte souverän auf der 7-km-Langstrecke Der Langstrecken-Zweiten Christina Kappel (TuS Irmenach) machte der Lauf durch den Matsch mit ihren 30 Jahren alten Spikes sichtlich Spaß, während die ehemalige Ruder-Vizeeuropameisterin Annika Elsen (RV Treviris Trier) nicht auf solches Material aus ihrer Spitzensportkarriere im Wassersport zurückgreifen konnte Zwei Starts, zwei Podestplätze in der M60 erreichte Bernhard Pawelke (PSV Wengerohr, links) als Altersklassensieger auf der Mittel- und Dritter auf der Langstrecke

Die im Verhältnis zur Langstrecke mit vier Runden (gut 4 km) verhältnismäßig große Distanz der Mittelstrecke dominierten Annika Pfeiffer und Finn Willars. Die 41-Jährige vom LT Büdlich-Breit-Naurath distanzierte die 16-jährige Anna Ambrosius (SFG Bernkastel-Kues) um fast exakt eine Minute und ließ Andrea Bruckmann-von Wirth (TG Konz) weitere 14 Sekunden hinter sich. Willars suchte von Anfang an sein Glück in der Flucht nach vorn. Nicht einmal der frischgebackene rheinland-pfälzische 1500-Meter-Jugendhallenmeister Theo Knopp (PST Trier) wagte dem Triathlon-Spezialisten vom SV Gerolstein zu folgen. Willars Rechnung ging auf: Zwar wurde es von Runde zu Runde schwerer und der Vorsprung schmolz zum Schluss zusammen, am Ende registrierte der Bernkastel-Wittlicher Leichtathletik-Kreisvorsitzende Hans-Peter Schon, der ebenfalls in Bengel wohnt und im Zielgericht mithalf, zehn Sekunden Vorsprung für Willars. Im Kampf um den dritten Podestplatz setzte sich Lutz Kohlhaas durch. Der 51-Jährige vom Spvgg Wildenburg musste zwar erst zum mutig gestarteten Maximilian Hoppe auflaufen. Der U18-Hallen-Landesmeister über 3000 Meter vom PST Trier hatte dann aber wohl doch etwas zu schnell angefangen.

Mit mutigem Anfangstempo lief sich der Triathlet Finn Willars (SV Gerolstein) schnell einen Vorsprung heraus, den er auf der gesamten 4-km-Mittelstrecke verteidigte Als M50-Sieger und Mittelstrecken-Gesamtdritter zeigte Lutz Kohlhaas (Spvgg Wildenburg) auch manchem jungen Läufer wie dem U18-Rheinland-Pfalz-Hallenmeister Maximilian Hoppe (PST Trier) die Hacken Annika Pfeiffer vom LT Büdlich-Breit-Naurath gewann das 4-km-Mittelstreckenrennen

Nach dem Lauf ist beim TuS Bengel auch wieder vor dem Lauf. Im Sommer wird der sogenannte Kondelwaldlauf als reiner Volkslauf über idyllische und schattige Waldwege organisiert. Start und Ziel sind allerdings wieder auf dem Sportplatz. Der zwischenzeitlich dann wieder anderen Sportlern gehört. Nicht Fußballern, sondern hauptsächlich Diskuswerfer. In einer gemeinschaftlichen Aktion wurde in der Corona-Zeit am Rande des nicht mehr genutzten Rasens ein Wurfkäfig nach olympischen Standard errichtet. Rheinland-pfälzische Landesmeisterschaften fanden schon mehrfach im Alftal statt.

So sahen die Spikes des Langstreckensiegers Thomas Koch aus: Vor und nach dem Rennen
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Bericht und Fotos von Holger Teusch

Ergebnisse lg-bernkastel-wittlich.de Info www.tusbengel05.de

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