29.1.23 - 49. Winterlaufserie Hamm- 1. Lauf

Statt Eis und Schnee gab's Winterwind

von Jörg Engelhardt 

Nach zwei virtuellen Auflagen in den Jahren 2021 und 2022 feiert der Dauerbrenner am nordöstlichen Rand des Ruhrgebiets mit 743 Zieleinläufen bei über 900 Anmeldungen eine ansehnliche Wiederkehr.

 

Organisationsleiter Dieter Büter, der seit 12 Jahren auch als Vorsitzender der Leichtathletikabteilung des OSC Hamm fungiert, zeigte sich gut gelaunt, schon vor Beginn der Veranstaltung. "Wir haben zwar nicht mehr so viele Teilnehmer wie früher, aber bei mehr als 900 Voranmeldungen und mit hoffentlich vielen Nachmeldungen, kommen wir vielleicht doch noch über 1000 Teilnehmer, das wäre schon ein traumhaftes Comeback."

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Nach 2 Jahren virtuell nun wieder real bei der 49. Winterlaufserie Hamm dabei
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Nun ganz so traumhaft, wie der Mann an der Spitze des Organisationsstabes dieser Veranstaltung dies vor dem Start des ersten Laufs noch zu hoffen wagte, gestaltete sich die Teilnahmeresonanz dann doch nicht. Dennoch gehört der Dauerbrenner, der seit 1975 in 47 realen und lediglich zwei virtuellen Auflagen ununterbrochen ausgetragen wird, auch mit der heutigen Finisherzahl von 225 weiblichen und 518 männlichen Laufaktiven zu den größten Nordrhein-Westfalens. Und auch deutschlandweit dürfte die Winterlaufserie in Hamm trotz seiner im Vergleich zur Vergangenheit etwas geringeren Teilnehmerzahl, einen ziemlich hohen "Tabellenplatz" belegen. Im Einzugsbereich zahlreicher Großstädte, wie beispielsweise Dortmund, Bochum und Münster liegend, hat die nahezu 180.000 Einwohner zählende kreisfreie Großstadt, natürlich den Vorteil auf einen großen Fundus laufbegeisterter Menschen aus der unmittelbaren und sehr bevölkerungsreichen Umgebung zurückgreifen zu können. Deshalb ist ein tabellarisches Ranking diesbezüglich ohnehin nicht angebracht.

Der Datteln-Hamm-Kanal bildet einen Teil der Kulisse bei der Hammer Winterlaufserie Auch Hamm liegt an der Route der Industriekultur. Das Wandgemälde in der Fußgängerzone ist ein eindrucksvolles Zeugnis hierfür

Dennoch, was sich im Sportzentrum Ost im Schatten des altehrwürdigen, aber leider auch sehr sanierungsbedürftigen Jahnstadions heute, wie auch schon in der Vergangenheit, abgespielt hat, hat historisch wie auch gegenwärtig deutsche Volkslaufgeschichte mitgeschrieben. Auch wenn der gewohnte Start- und Zieleinlauf aus dem Jahnstadion heraus und später wieder in das Jahnstadion hinein wegen der bereits genannten Sanierungsarbeiten entfallen musste. Den sportlichen Leistungen im Spitzenfeld der Frauen und Männer, hat die Verlegung des Start- und Zielbereichs hinter die Haupttribüne, der derzeit für den Sportbetrieb gesperrten Arena, jedenfalls keinen Abbruch getan.

 

Hamm, das war in der Vergangenheit, zwischen den Jahren 1882 und 1955, vielleicht die Stadt in Deutschland, die Kohle, Stahl und auch Kurbetrieb so gut unter einen Hut bringen konnte, wie keine andere in Deutschland. Denn 73 Jahre lang sprudelte eine seit Mitte der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts versiegte Solequelle im Stadtbezirk Uentrop. So durfte sich die Stadt, die wie so viele andere im "Kohlenpott" auch, durch ihre Kohle- und Stahlwerke in Rauch- und Rußglocken eingehüllt war, in dieser Zeit noch Bad Hamm nennen. Das Stadtviertel, in dem heute die Winterlaufserie 2023 ihren Auftakt sah, trägt noch heute den Namen Bad Hamm. Der Rest des gesamten Stadtgebietes allerdings längst nicht mehr. Dennoch sind Kurhaus und Kurpark immer noch vorhanden und lassen als Kulisse im Streckenverlauf immer noch einen Hauch von Bäderambiente für die vorbeilaufende Läuferschar erfahrbar machen.

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Manuel Kruse geht das Rennen sehr offensiv an und setzt sich gleich vom Rest des Feldes ab Yannick Schönfeldt (164) und Florian Becker (314) liefern sich hier noch ein Duell um die Plätze 2 und 3 Sarah Schäperklaus ist die schnellste Frau im ersten Lauf und belegt am Ende den dritten Platz

Die Strecke hat längs der Lippe und auch des parallel zu ihr verlaufenden Datteln-Hamm-Kanals, der als Abzweigung des Dortmund-Ems-Kanals, wie der Name schon sagt, die Städte Datteln und Hamm auf dem Schifffahrtsweg verbindet, schon viele schöne Wasser- und Parkpassagen zu bieten. Da sie zudem aber auch noch flach und schnell ist, war sie auch wieder Anziehungspunkt für ambitionierte Läuferinnen und Läufer aus der Metropolregion Rhein-Ruhr, wie auch anderer Landesteile Nordrhein-Westfalens. Zum Ablauf der Serie: Es gibt insgesamt drei Veranstaltungstage. Den Auftakt bildet der Lauf über 10 Km, der 15 Km Lauf steht am zweiten Veranstaltungstag auf dem Programm, abgerundet wird das Ganze durch den Halbmarathon am letzten Veranstaltungstag. Wer in die Gesamtwertung aufgenommen werden will, muss alle drei Läufe zu Ende bringen.

Unterteilt wird jeder Veranstaltungstag in zwei Läufe: Den Lauf 1a für die Altersklassen bis M45 und den Lauf 1b, für die Altersklassen M50 - M80. Lediglich die Frauen können wählen, ob sie am ersten Lauf, der um 11.00 Uhr stattfindet, oder am zweiten Lauf um 12.15 Uhr teilnehmen wollen. Die Gesamtwertung wird dann aus den erzielten Zeiten in beiden Läufen ermittelt. Weshalb die beiden Läufe, mit den in ihnen erzielten Zeiten in der nun folgenden Reportage wie ein Lauf behandelt werden. Geehrt werden hier anders als bei anderen Läufen die jeweils sechs schnellsten Frauen und Männer des Tages. Selbiges gilt auch für die beiden noch kommenden Veranstaltungstage, sowie für das Gesamtergebnis am Ende der Serie.

Manuel Kruse baut seinen ohnehin schon großen Vorsprung unbeirrt aus Noch immer liegen Yannick Schönfeldt (vorn) und Florian Becker auf den Plätzen 2 und 3 Tobias Herrmann (1645) liegt hier auf Platz 4 noch deutlich hinter den zwei Verfolgern von Manuel Kruse zurück. Felix Wolff im schwarzen Trikot und Philipp Henseleit (dahinter im gelben Trikot ) bleiben bis zum Ende auf den Plätzen 5 und 6

Manuel Kruse von der Running Crew aus Münster, galt heute als aussichtsreichster Kandidat im Kampf um den Tagessieg. Zuletzt konnte er beim renommierten Silvesterlauf von Werl nach Soest über 15 Km von sich reden machen, als er in 48:32 min. als Dritter noch auf das Podium stieg. Auch beim Blumensaatlauf in Essen erzielte er auf der Halbmarathon-Distanz einen hervorragenden zweiten Platz. Heute ging er das Rennen sehr forsch an und enteilte der Konkurrenz schon auf dem ersten Kilometer. Spätestens bei der 4-Km-Marke war schon stark davon auszugehen, dass er den Lauf wahrscheinlich souverän gewinnen würde. Lediglich eine unvorhergesehene Verletzung und eine damit verbundene Aufgabe hätte ihn um den Sieg bringen können.

Bisher mit einer 10-Km-Bestzeit von 31:57 min. ausgestattet, ging er es heute von Anfang bis Ende sehr offensiv an und wurde für dieses kalkulierbare Risiko auch prompt mit einem neuen Hausrekord belohnt. Für ihn blieb die Uhr bei 31:18 min. stehen. Damit konnte er seine bisherige Bestmarke um 39 Sekunden unterbieten und sich zum verdienten Tagessieger krönen. Sollte er auch bei den nächsten Läufen mit von der Partie sein, dürfte er als erster Anwärter auf den Gesamtsieg gelten.

Manuel Kruse gewinnt den Lauf mit neuem persönlichen Rekord und übernimmt erst einmal die Führung in der Serienwertung Tobias Herrmann ist im weiteren Rennverlauf an Yannick Schönfeldt und Florian Becker vorbeigezogen und belegt mit deutlichem Vorsprung den zweiten Platz Yannick Schönfeldt verliert zwar seinen zweiten Platz, setzt sich aber zugleich noch von Florian Becker ab und sichert sich so den dritten Platz

Der zweite des heutigen Tages, Tobias Herrmann vom Laufladen Endspurt Running Team, hielt sich zu Beginn des Rennens erst einmal zurück und ließ Yannick Schönfeldt vom LC Paderborn und Florian Becker (LG Olympia Dortmund) im lange Zeit erbitterten Kampf um die Plätze 2 und 3 gewähren. Zwar hatte er im Kampf um den Tagessieg keine Chance, dennoch gelang es ihm, lange Zeit an vierter Stelle laufend, die beiden vor ihm liegenden noch zu überholen und sich nach 32:50 min. den zweiten Platz zu sichern. Im Kampf um den letzten freien Podiumsplatz hatte Yannick Schönfeldt den längeren Atem und distanzierte den lange Zeit dichtauf hinter ihm liegenden Florian Becker noch ziemlich deutlich. Für ihn wurden 32:59 min. im Ziel erfasst. Florian Becker sicherte sich mit 33:11 min. den eigentlich undankbaren vierten Platz, wobei er sich damit trösten durfte, dass auch der Vierte in Hamm immer noch ein Ehrenplatz ist. Den fünften Platz belegte Felix Wolff (LC Rapid Dortmund), der seinen Lauf nach 33:27 min. ins Ziel bringen konnte. Philipp Henseleit vom zahlenmäßig sehr stark vertretenen und auch sonst mit sehr guten Ergebnissen aufwartenden Marathon-Club-Menden, konnte sich nach 33:33 min. den letzten freien Ehrenplatz sichern.

Zurzeit ist die LG Hamm, dessen größter Mitgliedsverein der Veranstalter OSC Hamm ist, gleich mit zwei großen Hoffnungen für die Zukunft gesegnet. Die eine heißt Malik Farhat und war heute erwartungsgemäß nicht am Start. Der aus Studiengründen derzeit in italienischen Bologna lebende Spitzenläufer belegte noch vor dem heute siegreichen Manuel Kruse beim Silvesterlauf von Werl nach Soest den zweiten Platz. Nun musste er aus der Ferne einer weiteren Nachwuchshoffnung der Hammer Startgemeinschaft die Lorbeeren überlassen.

Lara Kiene sorgt nicht nur für einen Heimsieg der LG Hamm im Frauenrennen, sondern lässt im zweiten Lauf auch alle Männer hinter sich. So wie hier M50 - Sieger Carsten Schwenke, den sie im Endspurt nach Bruttozeit auf den zweiten Rang verweist Anika Fels läuft auf Platz 6 im Gesamteinlauf der Frauen und sichert sich damit den letzten zu vergebenden Ehrenplatz

Lara Kiene lieferte sich ebenfalls mit der jüngst auch sehr erfolgreichen Jana Kappenberg ein spannendes Duell im Kampf um den Gesamtsieg im Frauenklassement. Die 23jährige Studentin für das Lehramt im Grundschulwesen lebt eben nicht in Italien, sondern trägt neben ihrem zeitaufwendigen Studium vor Ort aus finanziellen Gründen noch Briefe für die Deutsche Post aus. Im Hammer Stadtteil Herringen beliefert sie zwei bis dreimal in der Woche die dort lebende Kundschaft und sagt: " Das macht mir Spaß und ich kann mit dem Geld mein Studium finanzieren, denn ganz ohne Zuverdienen geht das einfach nicht." Trainingsfleißig ist sie außerdem und visiert nach eigenen Worten: "…den Sieg in der gesamten Serie" an.

Sie startete wie fast alle Läuferinnen auf den Spitzenplätzen im zweiten Lauf und gewann diesen sogar im Endspurt gegen den bis kurz vor Schluss führenden M50-Sieger Carsten Schwanke, der auf den letzten Metern noch von der heutigen Siegerin überholt wurde. Nach 35:57 min. hatte sie ihr Rennen beendet und in Lauf 1b den schnellsten Mann um eine Sekunde nach Bruttozeit distanziert. Viel beeindruckender als dieser Erfolg dürfte aber der erste Platz im Frauenfeld sein. Denn die zweitplatzierte Jana Kappenberg konnte im vergangenen Jahr ebenfalls schon auf auffallende Weise für Furore sorgen. Die Spitzenläuferin der Laufsportfreunde Münster, wurde beste Deutsche beim Marathon in ihrer Heimatstadt. Neben dem Sieg dieser lukrativen Sonderwertung, war sie auch schnellste Läuferin beim 15-Km-Lauf der Bertlicher Straßenläufe. Bei diesem Lauf kam sie zeitgleich Kopf-an-Kopf mit dem schnellsten Mann ins Ziel und bekam den Gesamtsieg zuerkannt. Doch heute musste sie trotz ebenfalls erneut starker Endzeit von 36:10 min. mit dem zweiten Platz Vorlieb nehmen.

Die Sieger der Auftaktveranstaltung zur 49. Winterlaufserie Hamm auf einem Bild: 2. Tobias Herrmann, Sieger Manuel Kruse und 3. Yannick Schönfeldt Die drei schnellsten Frauen im zweiten Lauf: 2. Jana Kappenberg (1715), Siegerin Lara Kiene und 4. Katja Tegler (2073). Die Dritte im Gesamteinlauf Sarah Schäperklaus war bereits im ersten Lauf gestartet
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Organisationschef Dieter Büter registrierte den Gesamtsieg seiner Vereinskameradin über die siegerfahrene Münsteranerin zwar erfreut, aber doch mit gemischten Gefühlen: "Hoffentlich bleibt sie bei uns in Hamm. Es gibt hier in der Region nun mal wesentlich größere und erfolgreichere Leichtathletikvereine. Das wird dann nicht einfach, sie zu halten, wenn sie so weitermacht." Doch zumindest heute hat ihre Vorstellung im Hammer Trikot nicht nur ihm, sondern auch den anwesenden Zuschauern sehr viel Freude gemacht.

Im ersten Lauf des Tages war Sarah Schäperklaus vom Marathon-Club-Menden noch die mit Abstand schnellste Frau. Nach 36:18 min. war sie dort im Ziel, was ihr angesichts des starken Frauenfeldes im zweiten Lauf jedoch "nur" den dritten Gesamtplatz einbrachte. Vierte, wurde Katja Tegler (Running Crew Münster), die im November beim Blumensaatlauf in Essen auf der Halbmarathon-Distanz den zweiten Platz erringen konnte. Mit einer Endzeit von 36:20 min. schrammte sie nur knapp am dritten Platz vorbei. Die fünftplatzierte Kati Krüger (SGE-Ergste-Tripple Hippos) blieb mit ihrer Endzeit von 36:39 min. immer noch unter der 37-Minuten-Marke. Einmal mehr lieferte auch Anika Fels (Running-Crew-Münster) eine überzeugende Vorstellung ab. Die letztjährige Dritte beim Halbmarathon des Blumensaatlaufs in Essen kam nach 37:43 min. ins Ziel und beschloss damit den Reigen der Ehrenplatzinhaberinnen des Tages.

Mit einer reichhaltigen Auswahl an veganen und auch fleischhaltigen Speisen, die Bratwurst vom Holzkohlegrill durfte auch hier nicht fehlen, sowie einer beeindruckend langen Kuchentheke mit ebenso beeindruckender Auswahl an Kuchen und Torten, fand der erste Lauf der Hammer Winterlaufserie im warmen Festzelt, sein geselliges und auch stimmungsvolles Ende. Dazu eine sehr schnelle und zudem auch landschaftlich schöne Strecke, bei einem Lauf der zudem top organisiert ist, sowie ein freundliches und kompetentes Organisationsteam, dass das ganze Spektakel ehrenamtlich seit beinahe fünf Jahrzehnten auf die Beine stellt. Die Winterlaufserie in Hamm, muss man einfach gern haben.

Bericht und Fotos von Jörg Engelhardt

Ergebnisse my.raceresult.com - Infos www.lg-hamm.de

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