Die deutsche Marathonszene im Jahr 2015

Berlin, Berlin, sie fahren nach Berlin… – und Frankfurt schrieb Geschichte
Teil 1: Die meisten Finisher HIER
Teil 2: Das Ranking HIER
Teil 3: Gewinner & Verlierer HIER
Teil 4: Halb- kontra Marathon HIER Teil 5: Die Schnellsten & die Besten HIER Teil 6: Die Frauenquote HIER
Statistiken & Auswertungen von Ralf Klink, Christian Werth & Walter Wagner
Grafiken & Foto: Constanze Wagner

Die große Marathon-Analyse

Teil 1: Die Marathons mit den meisten Finishern

Die Balken geben die Gesamtfinisher wieder. Die roten Punkte deuten den darin enthaltenen Frauenanteil an. Die Plus- bzw. Minuszeichen geben an, welcher Marathon Finisher hinzu gewinnen konnte bzw. mit weniger Teilnehmern im Ziel als 2014 abgeschnitten hat. Marathons, die 2014 nicht stattfanden, haben kein Zeichen.
 
Die Grafik umfasst die 43 Marathons, die mindestens 300 Finisher hatten. Diese Hürde schafften der Remscheid Röntgenlauf und Spreewald Marathon nicht mehr.

Berlin, Berlin, sie fahren nach Berlin…

Diese ist bereits die 10. Marathon- Analyse im LaufReport. Der besondere Wert dieser Arbeit ergibt sich aus der unveränderten Betrachtungsweise und daraus folgend, der Vergleichbarkeit der Zahlen aus 11 Jahren. Grundlage dieser Erhebung sind die messbaren und nachvollziehbaren Zieleinläufe. Mag es für einen Veranstalter interessanter sein, die Anmeldung zu zählen, für die Startgeld gezahlt wurde, ist es für uns wichtig, mit Zahlen zu operieren, die wir selbst nachprüfen können, also die aufgrund der Zieleinlaufliste überprüft werden kann.

Eine Wertung der Veranstaltungsqualität hinsichtlich Unterhaltung und Rahmenprogramm erfolgt nicht. Nach unserer Auffassung ergibt sich aus den offen gelegten Finisherzahlen und deren Entwicklung ein klares Bild. Marathon wird mit den Füßen abgestimmt. Ein Marathon, bei dem das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt oder die Strecke nicht gefällt, wird es auf Dauer nicht schaffen, die Teilnehmerzahlen zu halten, geschweige denn diese zu steigern. Dass eine Marathonveranstaltung von der Laufszene angenommen wird, ist von mehreren Faktoren abhängig. Ob ein Kurs für schnelle Zeiten gut ist, ob damit gerechnet werden kann, dass sich leistungsstarke Gruppierungen bilden, dies sind keine unwesentlichen Aspekte. Wir werden deshalb unsere Aufmerksamkeit in den weiteren Untersuchungen darauf richten.

Neben einer individuellen Auswertung einzelner Veranstaltungen, geben die gesammelten Zahlen aber auch gesicherte Fakten zur Entwicklung der deutschen Marathonszene im vergangenen Jahrzehnt. Und je länger der ausgewertete Zeitraum ist, desto geringer ist der Einfluss von Ausreißern, aufgrund etwa von Rennabsagen oder gelegentlich vorkommenden unglücklichen Terminüberschneidungen. Dies wiederum lässt es zu, unwillkommene Entwicklungen darzulegen und dem Versuch diese unter den Teppich zu kehren oder äußere Einflüsse verantwortlich machen zu wollen, entgegen zu wirken.

Die Rahmenbedingungen der Jahresanalyse im LaufReport sind praktisch nie geändert worden. Berücksichtigt werden nur Marathons, die sowohl größtenteils auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland stattfinden, als auch von einem deutschen Ausrichter organisiert werden. Diese rigide Begrenzung haben wir beibehalten, gleichwohl ist es selbstverständlich nicht uninteressant wie viele Deutsche ihren Marathon im Ausland laufen.

Bewährt hat sich zudem, eine Mindestgröße von 300 Finishern vorauszusetzen. Alleine die Eingangsgrafik macht bewusst, dass sich im hinteren Drittel der analysierten Marathons kaum noch signifikanten Unterscheidungsmerkmale ergeben. Allein die Frage, ob es noch in die Statistik reicht, ist die entscheidende. Im Schlussteil der Tabelle ergeben sich Sprünge, die von den nüchternen Zahlen relativiert, eben kaum auf nennenswerte Zuwächsen oder Verlusten beruhen.

Gibt es Auffälligkeiten und Effekte, die erwähnenswert scheinen, dann nehme wir uns die Freiheit von unseren grob definierten Regeln abzuweichen.

Text: Walter Wagner

Die deutsche Marathonszene im Jahr 2015

Teil 2: Das Ranking
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Teil 2: Das Ranking HIER
Teil 3: Gewinner & Verlierer HIER
Teil 4: Halb- kontra Marathon HIER Teil 5: Die Schnellsten & die Besten HIER Teil 6: Die Frauenquote HIER

Platzierung 2015 2014 Änderung
Berlin
1
1
0
Hamburg
2
2
0
Frankfurt
3
3
0
München
4
4
0
Köln
5
5
0
Rennsteiglauf
6
6
0
Düsseldorf
7
7
0
Münster
8
8
0
Hannover
9
9
0
Dresden Stadt
10
10
0
Freiburg
11
14
+3
Bremen
12
11
-1
Mainz
13
12
-1
Karlsruhe
14
16
+2
Bonn
15
15
0
Dresden Oberelbe
16
13
-3
Duisburg
17
22
+5
Essen
18
17
-1
Gelsenkirchen
19
18
-1
Mannheim
20
20
0
Brocken
21
24
+3
Ulm
22
19
-3
Leipzig
23
23
0
Kandel
24
30
+6
Heilbronn
25
25
0
Monschau
26
31
+5
Regensburg
27
28
+1
Füssen
28
29
+1
Siebengebirgsmarathon
29
33
+4
Kassel
30
35
+5
Würzburg
31
27
-4
Rurseemarathon
32
34
+2
Allgäu-Panorama
33
39
+6
Lübeck
34
42
+8
Fürth
34
32
-2
Heidelberg
36
36
0
Coesfeld SPK Marathon *
36
-
-
Bottwartal
38
41
+3
Kevelaer
39
44
+5
Bad Füssing
40
45
+5
Weiltalweg
41
38
-3
Schwarzwald
42
40
-2
Magdeburg
43
37
-6
 
Lübeck und Fürth teilen sich Rang 34. Lübeck macht mit +8 den größten Sprung nach oben. Auch der Trail-Marathon in Heidelberg und die Sparkassenmeisterschaften in Coesfeld liegen mit je 350 Finishern gleich auf und teilen den 36. Rang. Der Marathon Deutsche Weinstraße - 2014 Rang 21 - findet alle 2 Jahre statt und nach dem Pausenjahr seine 10. Austragung 2016.

Das Jahr 2015 zielt auf 43 Marathons mit 300 und mehr Finisher

Wir rechnen noch mit mindestens 2 Veranstaltungen im Jahresausklang, die diese Hürde überspringen. Dann läge die Zahl um 3 unter dem Vorjahr. Der Marathon Deutsche Weinstraße hatte aufgrund des 2-Jahres-Rhythmus' 2015 Auszeit. Der Röntgenmarathon in Remscheid und der Spreewald Marathon schafften unsere Finisher-Hürde diesmal nicht mehr. Doch gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, bei denen der namensgebende Marathon im Gesamtprogramm nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Selbstverständlich werden wir uns deshalb auch wieder dem Halbmarathon widmen und die weiteren bekannten Aspekte wie in den Vorjahren beleuchten.

Die häufig gestellte Frage, ob weniger Marathon gelaufen wird, muss aber verneint werden. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass die Gesamtzahl an Marathonläufern ganz wesentlich vom Marathon in Berlin bestimmt wird. Die Freude über ein Plus ist klar dem Hauptstadtmarathon geschuldet, der sich im vergangenen Jahr selbstbestimmt etwas zurückgenommen hatte und nun mit einem satten Zuwachs aufwarten kann. Doch allgemein setzt sich der Trend fort, dass die teilnehmerstärksten Marathons sich im sicheren Fahrwasser bewegen, während sich viele kleinere Veranstaltungen mit einem Rückgang des Teilnahmeinteresses abfinden müssen.

Text: Walter Wagner

Die deutsche Marathonszene im Jahr 2015

Teil 3: Die Gewinner und Verlierer
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Mehr Gewinn als Verlust, aber mehr Verlierer als Gewinner

Der Trend zu den teilnehmerstärksten Marathons bleibt bestehen. Die Top5-Platzierten Marathons, Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Köln ließen die Schere sogar weiter aufgehen. Lediglich der München Marathon konnte mit dem Jubiläum nicht vollkommen den Wegfall der deutschen Meisterschaftsteilnehmer kompensieren, sich aber dennoch weiter auf dem vierten Platz behaupten. Überhaupt ergab bei den 10 Marathons mit den meisten Finishern nicht eine Positionsveränderung im Vergleich zu 2014. Was fachunkundige Journalisten im letzten Jahr als Ende des Booms zu erkennen glaubten, führte nun zu einem enormen Plus, die hausgemachte ‚Berliner Welle'. Nebenbei ist das Wort Boom sowieso unpassend, da sich das Laufen - und Marathon im Speziellen - dauerhaft auf hohem Niveau etabliert hat und dies nun schon seit Jahrzehnten.

Absolut

Zur besseren Übersichtlichkeit sind nur die 26 Marathons grafisch aufgeführt, die aus den Marathons ab 300 Finisher eine signifikante Änderung aufweisen. Genauer, auf der Plusseite alle mit einem Zuwachs ab 28 Finisher. Auf der Minusseite alle ab 104 Finisher weniger im Ziel.

In der Grafik fehlen somit: Kevelaer (+24), Rursee (+20), Bad Füssing (+12), Bottwartal (+10), Schwarzwald (-5), Karlsruhe (-9), Weiltalweg (-20), Regensburg (-25), Duisburg (-33), Heidelberg Trail (-41), Düsseldorf (-51), Füssen (-52), Heilbronn (-56), Brocken (-59), Bonn (-69), Magdeburg (-87)

*Coesfeld fehlt, da als Sparkassenmarathon mit jährlich wechselndem Austragungsort ohne Vorjahresvergleichszahl

Das Berlin-Plus von beinahe 8000 Marathon-Finishern reicht allein locker, um die Verluste der Marktbegleiter mehr als auszugleichen. Doch auch in Hamburg legte man gewaltig zu. Knapp 1900 zählte man im Ziel in der Hansestadt 2015 mehr. Der seit drei Jahren anhaltende Trend festigt Hamburg die Position 2, die man an Frankfurt abgegeben hatte und erst 2013 wieder erlangte. Frankfurt verlor 2015 Boden auf das davon galoppierende Spitzenduo, trotz leichtem Zugewinn. Dass man diesen in der Bankenmetropole den Frauen zu verdanken hat, ist in der Top10 einmalig, dürfte sich mit den dort ausgetragenen deutschen Meisterschaften erklären. Gegen mehr Frauen Power ist nichts zu sagen, ganz im Gegenteil.

Zum Trio mit den größten absoluten Zuwächsen zählt Frankfurt aber nicht. Das wird vom Köln Marathon komplettiert. Beim fünftgrößten deutschen Marathon wurden 420 Zieleinläufen mehr als 2014 verzeichnet. Die 5000er-Hürde rückt somit zumindest wieder ins Blickfeld der Rheinländer. München besetzt mit noch immer nahe der 6000 liegenden Finisherzahl ungefährdet sicher den Rang vier, obwohl man den Rückgang von 320 Finishern verschmerzen muss, immerhin der zweitgrößte im Marathonjahr 2015 nach absoluten Zahlen. Nur der Marathon beim Rennsteiglauf verlor noch ein paar Finisher mehr und belegt damit diesen ungeliebten Spitzenplatz. Bleibt festzuhalten, dass sich die Schwankungsgröße, die sich Berlin in den beiden letzten Jahren geleistet hat, überhaupt nur von zwei deutschen Marathons mit deren jeweiliger Gesamtzahl an Finishern übertroffen wird.

Relativ

Zur besseren Übersichtlichkeit sind nur die 25 Marathons grafisch aufgeführt, die aus den Marathons ab 300 Finisher eine signifikante Änderung aufweisen. Genauer, auf der Plusseite alle mit einem Zuwachs ab 5,04 Prozent. Auf der Minusseite alle ab 10,49 Prozent weniger im Ziel.

In der Grafik fehlen somit: Hannover (+4,63%), Bad Füssing (+3,87%), Bottwartal (+3,08%), Frankfurt (+0,25%), Karlsruhe (-0,93%), Schwarzwald (-1,54%), Düsseldorf (-1,89%), Duisburg (-4,05%), Regensburg (-4,61%), München (-5,14%), Weiltalweg ( -5,87%), Bonn (-6,92%), Brocken (-7,89%), Heilbronn (-9,33%), Füssen (-9,77%), Münster (-9,81%), Bremen ( -9,86%)

*Coesfeld fehlt, da als Sparkassenmarathon mit jährlich wechselndem Austragungsort ohne Vorjahresvergleichszahl

Freilich sehen die relativen Zahlen etwas anders aus. Dass Berlin auch hier die Siegerliste anführt, ist ein Beleg, welche überwältigende organisatorisch verursachte Delle man sich mit den Startplatzvergabe 2014 eingehandelt hatte. 27 Prozent lag man nun wieder höher als 2014. Der Allgäu-Panaroma Marathon schaffte auch ein Plus von 21 Prozent, dafür reichten im Süden der Nation nur 69 Zieleinläufe mehr. Ähnlich erklärt sich Rang drei in der Relativliste für den Lübeck Marathon. 55 Finisher reichten für ein Plus von über 17 Prozent. Schwerwiegend sind die relativen Verluste dennoch. Sechs Marathons verlieren jeden vierten bis fünften Finisher und der Ulmer Einstein-Marathon übertrifft diese mit einem Verlust von knapp 28 Prozent noch. 631 finishten den Marathon in der Donaustadt unter dem höchsten Kirchturm der Welt.

Langzeitentwicklung der Marathons zwischen 4000 bis 37.000 Finisher 2015

Mit den immer überschaubareren Marathonfeldern rückt die Mitte stärker zusammen und trifft sich immer kompakter und punktgenauer bei um die 1000 Finisher. Oft tragen die sehr gut angenommenen Rahmenwettbewerbe Aufwand und Kosten des Namengebers Marathon ganz wesentlich mit. Einige Organisationen dürften sich deshalb die Frage stellen, wie lange man sich ein Weiter-so noch leisten will. Aus dem vorderen Mittelfeld schafft es nur Hannover kontinuierlich den Sog nach oben beizubehalten. Ob Freiburg mit seinem Anstieg 2015 den ersten Schritt einer anhaltenden Aufwärtsspirale setzen konnte?

In der Summe ist 2015 gar nicht viel passiert. Eine Erkenntnis, die den Marathonveranstaltern im Mittelfeld kein Trost sein dürfte. Dass man genau in diesem Bereich experimentiert, versteht sich von selbst. Ob das Streichen von Preisgeld zum Erfolg führt oder verstärkt auf die Karte der Läufer aus der Region zu setzen, ist schwer absehbar, zumal es ja die Großen genau umgekehrt halten und damit Erfolg haben.

Langzeitentwicklung der Marathons zwischen 1700 bis 3000 Finisher 2015

Langzeitentwicklung der Marathons zwischen 1000 bis 1300 Finisher 2015

Langzeitentwicklung der Marathons zwischen 900 bis 1000 Finisher 2015

Text: Walter Wagner

Die deutsche Marathonszene im Jahr 2015

Teil 4: Halbmarathon kontra Marathon
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Teil 3: Gewinner & Verlierer HIER
Teil 4: Halb- kontra Marathon HIER Teil 5: Die Schnellsten & die Besten HIER Teil 6: Die Frauenquote HIER

Halbmarathon verzeichnet Allzeithoch und zugleich Rückschritt

Irgendwann geht jeder Boom zu Ende. Die deutsche Halbmarathon-Szene verzeichnet auch 2015 ein erneutes Allzeithoch. Allerdings war der neuerliche Wachstumsschub in diesem Jahr um einiges weniger ausgeprägt als noch in den vergangenen Jahren. Ganz im Gegensatz zu den Vorjahren kann man nun erstmals seit langer Zeit nicht mehr von einem Halbmarathon-Boom sprechen. In diesem Jahr finishten bei den 30 größten Veranstaltungen 152.525 Halbmarathonis und damit 1,4 % mehr als 2014. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Berlin-Halbmarathon in diesem Jahr mit 23.535 Zieleinläufen einen neuen deutschen Teilnehmer-Rekord aufstellte und mit sattem Plus von 1.230 Läufer deutlich über seinem Vorjahreswert liegt, was den Gesamtzuwachs der Top30 von 2.095 Teilnehmern doch um einiges relativiert. Ohne den für die statistische Betrachtung stark gewichtigen Halbmarathon-Primus würden also nur 865 Läufer mehr vorliegen.

Überhaupt betrifft das diesjährige Wachstum bei weitem nicht mehr so viele Veranstaltungen wie in den Vorjahren. Ganz im Gegenteil: Während im Vorjahr noch Zwei-Drittel des Top-Rankings eine Steigerung verzeichnen konnten, waren es 2015 grade mal 11 der 32 Topläufe. Diesmal haben also knapp Zwei-Drittel einen Verlust hinnehmen müssen. Zudem wiesen nun nur noch 32 Läufe eine Finisherzahl von mehr als 2.000 auf, nachdem es im Vorjahr noch 33 gewesen waren. Rausgefallen ist der Nürnberger Sportscheck-Lauf, der den Sprung in die Topliste diesmal klar verpasste. Einziger Neuling ist der nur alle zwei Jahre stattfindende Bamberger Weltkulturerbelauf, für den der ebenfalls im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragene Marathon Deutsche Weinstraße in Bockenheim herausfiel. Wenn man hier jetzt noch berücksichtigt, dass Bamberg rund 1.000 Teilnehmer größer ist als Bockenheim relativiert auch dies das neue Allzeithoch.

Viele der größten Halbmarathons sind in eine Marathonveranstaltung integriert. Von den 32 Halbmarathons mit über 2.000 Finishern, sind 19 an einen Marathon angedockt (rote Balken). In die Top-ten kamen 4 Läufe ohne Marathon (blaue Balken). Die y-Achse zeigt die jeweiligen Halbmarathonfinisher an.

Viele mussten Federn lassen

Hinter Berlin rangiert ähnlich einsam Köln, das sich nach letztjährigem Verlust mit nun 10.712 Teilnehmern und einem Zugewinn von satten 12 % als zweitgrößter Halbmarathon etabliert hat und wieder fünfstellig daherkommt. Neuer Dritter ist überraschend der Halbmarathon des München-Marathons, der nach Platz 11 mit 5.170 Finishern im Vorjahr mit nun 7.191 Läufern einen regelrechten Quantensprung erlebte. Mit einem Plus von gut 28 % verzeichnet die bayrische Landeshauptstadt den mit Abstand größten Zugewinn. Der Stuttgart-Lauf als bisheriger Dritter ist nach einem Verlust von gut 4 % jetzt nur noch Vierter. Noch mehr Federn lassen musste Bonn mit Absturz von Rang 5 auf 10 und einem Minus von knapp 8 % als größtem Verlierer des Rankings. Deutliche Verluste vermelden auch Freiburg, Ulm und Mannheim. Zu den größten Gewinnern zählen neben München, Köln und Berlin auch Hamburg und Hannover. Die hinteren Sieben der Top32 mussten allesamt einen leichten Rückgang hinnehmen, sodass die kleineren Läufe insgesamt gesehen mehr litten als die ganz großen. Hinter den Top32 folgen Absteiger Nürnberg mit nur noch 1.881 Finishern. Mehr als 1.500 Finisher weisen auch Leverkusen, Paderborn, der neue Dortmunder Phoenix-Halbmarathon, Würzburg, Kiel und Wolfsburg auf. Der Klassiker Altötting musste mit nur 942 Zieleinläufen abermals einen Einbruch hinnehmen.

Jeder dritte Halbmarathon-Finisher ist weiblich

Die deutsche Halbmarathon-Szene wird nach wie vor nicht nur immer größer, sondern auch zunehmend weiblicher. Der jährliche Frauenzuwachs erfuhr 2015 seine Fortsetzung und legte mit nun 31,64 % diesmal sogar einen Quantensprung hin, nachdem im Vorjahr mit 30,5 % erstmals die 30-Prozent-Marke geknackt worden war. Durch diese erneute Steigerung kann man also festhalten, dass inzwischen fast jeder dritte Halbmarathon-Teilnehmer weiblich ist. Außerdem fällt weiterhin auf, dass der Trend bei innerstädtischen Veranstaltungen besonders ausgeprägt ist. Ferner ist zu beobachten, dass der Frauenanteil bei geringerer Teilnehmerzahl abfällt. Am männlichsten geht es nach wie vor in Bamberg zu, wo die Frauenquote nur 17,9 % betrug.

Mit unter 25 % weit unterrepräsentiert sind die Damen auch in Ingolstadt, Heidelberg, Stuttgart und Tübingen. Diesem scheinbaren Südgefälle widerspricht München, das mit satten 38,7 % auftrumpft. Einen neuen Rekord stellt jedoch Köln mit sogar 38,8 % auf. Auch in Berlin, Hamburg und Mainz scheint sich die Damenwelt wohl zu fühlen.

Top-Zeiten standesgemäß in Berlin erzielt

Das zu Ende gehende Halbmarathon-Jahr war zwar teilnehmerstärker und weiblicher, aber auch langsamer als 2014. Die Top30 verzeichnet insgesamt 5.914 Zeiten unter 1:30 h, während dies im Vorjahr noch 6.157 Läufern gelungen war. Klarer Gewinner dieser Statistik ist der Frankfurt-Halbmarathon mit 7,2 % unter 90 min. Sein schnelles Pflaster stellten mit mehr als 6 % unter 1:30 h auch Ingolstadt und Dresden-City unter Beweis. Außerordentlich gemächlich ging es hingegen in Gelsenkirchen, Heidelberg und am Rennsteig zu, wo nur 2,2 % der Teilnehmer die 90-min-Marke knackten. Wenn man hier die Streckenprofile in die Waagschale wirft, ist jedoch allein der Ruhrgebiets-Vertreter als Schlusslicht zu küren. Dass in Heidelberg mit 1:13:17 und 1:32:28 h auch die langsamsten Siegerzeiten erzielt wurden, ist ebenfalls dem anspruchsvollen Streckenverlauf geschuldet. Die besten Zeiten wurden standesgemäß in Berlin erreicht, wo der Äthiopier Birhanu Legese 59:45 min und die Kenianerin Cynthia Kosgei 1:10:52 h benötigten. Die schnellsten deutschen Sieger wurden in Köln gekürt. Hier erzielte der Wattenscheider Hendrik Pfeiffer 1:03:42 h, während Simret Restle-Apel aus Kassel nach 1:12:28 h im Ziel war. Die schnellsten deutschen Jahresleistungen, 1:02:34 h durch Arne Gabius und 1:11:13 h durch Sabrina Mockenhaupt, wurden indes in New York bzw. in Paderborn erzielt und reichten dort für die Ränge 9 bzw. 2. Auf die 32 größten deutschen Halbmarathons entfallen 64 unterschiedliche Sieger, nachdem es im Vorjahr noch vier Doppelsieger gegeben hatte.

Halbmarathon kontra Marathon - ungleiche Verhältnisse

32 Marathonveranstaltungen mit mehr als 300 Finishern haben zudem einen Halbmarathon im Programm. Die y-Achse zeigt das Verhältnis der Halbmarathonfinisher zu den Marathonfinishern an. Die x-Achse zeigt die Marathons in der Reihenfolge der Abweichungen. Der Königsschlösser-Romantik-Marathon in Füssen hat mit mehr Marathonis als Halbmarathonis Alleinstellungsmerkmal.

Text: Christian Werth

Die deutsche Marathonszene im Jahr 2015

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Berlin (Spitze), Frankfurt (Sub 3) & Kandel (Sub 4) am schnellsten

Berlin bleibt nach wie vor auch hinsichtlich der Siegerzeiten das Maß aller Dinge. Nicht nur der erstaunliche, auch durch seine Einlegesohlen nicht zu bremsende Alleingang mit 2:04:00 h durch den Kenianer Eliud Kipchoge, sondern auch die 2:19:18 h seiner Landsfrau Gladys Cherono stellten die besten deutschen Marathonzeiten des Jahres dar. Während Kipchoges "Flügel-Lauf" einen Weltrekord-Malus von 0,85 bedeutet, ergibt Cheronos Leistung als beste seit 2011 erzielte Zeit auf deutschem Boden einen Verlustfaktor von 2,95. Mit insgesamt 4:23:25 h und einem Weltrekord-Malus von insgesamt nur 3,81 belegte man auch im internationalen Vergleich klar Platz 1 vor Dubai mit 4:25:30 h. Auf Platz 3 folgt London, das auf eine Gesamtzeit von 4:28:03 h kommt. Dahinter rangieren Paris mit 4:29:12 h und Tokio mit 4:29:15 h. Der Frankfurt-Marathon positioniert sich als weltweit Sechster mit insgesamt 4:29:38 h. Die Berliner Zeitaddition verpasste den eigenen Gesamtzeiten-Weltrekord nur knapp, indem man seine eigene Bestmarke aus dem Vorjahr um grade mal 10 Sekunden verfehlte. Wie eng es bei dieser Betrachtung zugeht, wird darin deutlich, dass man nach Berlin 2014, Berlin 2008 und London 2003 nun jedoch "nur" das viertbeste Gesamtergebnis verbuchen konnte.

Schnellste deutsche Marathons - relativ zum Weltrekord

Es gäbe selbstverständlich andere Ansätze den schnellsten Marathon zu ermitteln. Allein die schnellste Zeit zu nehmen, wäre eine Möglichkeit. Wir nehmen den schnellsten Mann und die schnellste Frau als Grundlage der Bewertung. Die reine Addition beider Zeiten wäre eine Möglichkeit. Wir jedoch haben aus unserer Sicht mit der Verhältnismäßigkeit zum jeweiligen Weltrekord einen besonders interessanten Vergleich angestellt. Bei den Männern ist die Marke von Dennis Kimetto 2:02:57 die Messgröße. Bei den Frauen der Weltrekord von Paula Radcliffe - 2:15:25. Aus der Summe der aus den prozentualen Abweichungen ermittelten Faktoren ergibt sich der Rang. Der relativ schnellste Marathon hat nach dieser Methode dann die niedrigste Summe.

In der Betrachtung sind alle Marathone mit mindestens 300 Teilnehmern. Die Grafik endet beim Gesamtfaktor 58,90 (23 Stück), weiter geht die folgende Tabelle:
Ort Männersieger Zeit
Fakt.
Frauensiegerin Zeit
Fakt.
Summe
Berlin Kipchoge, Eliud
2:04:00
0,85
Cherono, Gladys
2:19:25
2,95
3,81
Frankfurt/M Kasaye, Sisay Lemma
2:06:26
2,83
Chala, G. Tollesa
2:23:12
5,75
8,58
Hamburg Rotich, Lucas
2:07:17
3,52
Hailu, Meseret
2:25:41
7,58
11,11
Hannover Cheshari Kirui, Jacob
2:09:32
5,35
Ait Salem, Souad
2:27:21
8,81
14,17
Düsseldorf Ionescu, Marius
2:13:19
8,43
Bersagel, Annie
2:28:29
9,65
18,08
Münster Kiprono, Josphat
2:12:16
7,58
Koech, Nancy
2:30:23
11,05
18,63
Mainz Edea, Tola Bane
2:11:26
6,90
Dida, Tizita Terecha
2:33:23
13,27
20,17
Dresden Stadt Muleta, Neda
2:14:59
9,79
Kiprotich, Gladys
2:35:16
14,66
24,45
Kassel Kirui, Kiprotich
2:14:13
9,16
Restle, Simret
2:37:49
16,54
25,71
Köln Waweru, Benson
2:16:03
10,65
Senbete, Gelane
2:37:33
16,34
27,00
Würzburg Gebresilassie, Belachew
2:20:44
14,46
Deme, Abiyot
2:34:07
13,81
28,27
Bonn Lemma, Siyoum
2:16:35
11,09
Mamo, Adanaech
2:45:25
22,15
33,24
Dresden Oberelbe Bubel, Niels
2:23:38
16,82
Deme, Abiyot
2:38:41
17,81
34,00
Essen Sansar, Elias
2:21:14
14,87
Dörschel, Christl
2:48:44
24,60
39,47
München Stelzle, Florian
2:29:59
21,99
Viellehner, Julia
2:40:28
18,50
40,49
Bottwartal Lack, Marco
2:32:24
23,95
Mockenhaupt, Sabrina
2:43:28
20,71
44,67
Leipzig Tebelu Abebe, Tekalegn
2:21:53
15,40
Meyer, Juliane
2:57:35
31,14
46,54
Regensburg Miereczko, Maciek
2:30:53
22,72
Volkert, Heike
2:52:55
27,69
50,41
Gelsenkirchen Graute, Matthias
2:29:50
21,87
Offermann, Eva
2:56:47
30,55
52,41
Füssen Schmidt, Paul
2:27:30
19,97
Marquardt, Doris
3:03:06
35,21
55,18
Freiburg Naegele, Lukas
2:28:41
20,93
Hellstern, Ann-Katrin
3:03:01
35,15
56,08
Mannheim Waweru, Benson
2:21:29
15,07
Ostermann, Miriam
3:11:26
41,37
56,44
Fürth Siegler, Markus-Kristan
2:36:03
26,92
Hoffmann, Sigrid
2:58:43
31,98
58,90
Heilbronn Müller, Kay-Uwe
2:32:32
24,06
Englisch, Bettina
3:04:19
36,11
60,17
Duisburg Kruck, Karsten
2:33:22
24,74
Schönherr-Hölscher, B.
3:05:24
36,91
61,65
Bad Füssing Mayerhöfer, Felix
2:37:26
28,05
Kühnlein, Angela
3:05:59
37,34
65,39
Magdeburg Santruschek, Jens
2:31:17
23,04
Koch, Nadja
3:14:01
43,27
66,32
Rennsteiglauf Seiler, Christian
2:43:01
32,59
Kusterer, Nora
3:01:31
34,04
66,63
Bremen Sebrantke, Oliver
2:35:27
26,43
Ehrhardt, Anita
3:11:53
41,70
68,13
Karlsruhe Stützel, Simon
2:25:21
18,22
Rinke, Corinna
3:23:52
50,55
68,77
Rursee Werker, Markus
2:44:36
33,88
Esefeld, Katrin
3:03:57
35,84
69,72
Kandel Trauth, Oliver
2:37:57
28,47
Engelke-Horn, Carolin
3:12:40
42,28
70,74
Schwarzwald Müller, Kay-Uwe
2:36:09
27,00
Köhler, Miriam
3:15:08
44,10
71,10
Kevelaer Miereczko, Maciek
2:36:31
27,30
Lehmann, Anke
3:14:48
43,85
71,15
Coesfeld Meyer, Manuel
2:33:56
25,20
Krull, Annika
3:21:30
48,80
74,00
Lübeck Mey, Markus
2:46:12
35,18
Halbreiter, Marion
3:09:10
39,69
74,87
Monschau Niessen, Christian
2:40:07
30,23
Görlich, Martina
3:17:33
45,88
76,11
Ulm Tesic, Darko
2:38:25
28,85
Böhm, Sybille
3:23:44
50,45
79,30
Weiltalweg Diehl, Marco
2:44:10
33,52
Kaliner, Silke
3:18:08
46,31
79,84
Brocken Kühlmann, Thomas
2:39:28
29,70
Kruhme, Nicole
3:25:16
51,58
81,28
Siebengebirge Klusmann Dennis
2:43:58
33,36
Görlich Martina
3:21:37
48,89
82,25
Heidelberg Trail Müller, Matthias
3:14:35
58,26
Quigly, Aoife
3:49:52
69,75
128,01
Allgäu-Panorama Wittmann, Steffen
3:23:25
65,45
Veith, Pamela
3:50:48
70,44
135,88

Doch zurück zum nationalen Vergleich: Die Frankfurter, die den Hauptstädtern bislang nur 2010 den Rang ablaufen konnten, behaupteten sich hinsichtlich der Gesamtzeiten mit einem Malus von 8,58 klar an Position 2 und weisen mit 2:06:26 h durch Sisay Kasaye sowohl mit 2:23:12 h durch Tollesa Chaga auch die zweitschnellste Männer-, als auch mit die zweitbeste Frauen-Leistung auf. Seinen ebenso klaren dritten Platz behält Hamburg mit einem Malus-Wert von 11,1, entstanden durch 2:07:17 h durch Lucas Rotich und 2:25:41 h durch Meseret Hailu. Hinter den drei Großen entschied diesmal Hannover das Kräftemessen der Verfolger für sich und konnte als vierter deutscher Marathon mit einer Siegerzeit unter 2:10 h aufwarten. An dieser Prestigemarke scheiterte diesmal Düsseldorf, kann jedoch als eines von nur fünf Events eine Frauen-Zeit unter 2:30 h verzeichnen. Den größten "Zeitenrutsch" musste Köln hinnehmen, deren Malus von 15,38 im Vorjahr auf jetzt 27,00 kletterte und die Domstadt in dieser Betrachtung nur noch auf Rang 10, noch hinter Münster, Mainz, Dresden-City und Kassel, ausweist. Den größten "Zeitgewinn" vermeldet Würzburg als Elfter mit nun 28,27 nach Platz 18 und 52,83 im letzten Jahr.

Wo wurde in Deutschland absolut am schnellsten gelaufen

Männer

In der Grafik sind alle Marathons mit mehr als 300 Finishern berücksichtigt, mit Männersiegern unter 2:35 Stunden - 27 Stück.
Berlin Kipchoge, Eliud
2:04:00
Frankfurt/M Kasaye, Sisay Lemma
2:06:26
Hamburg
Rotich, Lucas
2:07:17
Hannover Cheshari Kirui, Jacob
2:09:32
Mainz Edea, Tola Bane
2:11:26
Münster
Kiprono, Josphat
2:12:16
Düsseldorf Ionescu, Marius
2:13:19
Kassel
Kirui, Kiprotich
2:14:13
Dresden Stadt Muleta, Neda
2:14:59
Köln
Waweru, Benson
2:16:03
Bonn Lemma, Siyoum
2:16:35
Würzburg Gebresilassie, Belachew
2:20:44
Essen Sansar, Elias
2:21:14
Mannheim Waweru, Benson
2:21:29
Leipzig Tebelu Abebe, Tekalegn
2:21:53
Dresden Oberelbe Bubel, Niels
2:23:38
Karlsruhe Stützel, Simon
2:25:21
Füssen Schmidt, Paul
2:27:30
Freiburg Naegele, Lukas
2:28:41
Gelsenkirchen Graute, Matthias
2:29:50
München Stelzle, Florian
2:29:59
Regensburg Miereczko, Maciek
2:30:53
Magdeburg Santruschek, Jens
2:31:17
Bottwartal Lack, Marco
2:32:24
Heilbronn Müller, Kay-Uwe
2:32:32
Duisburg Kruck, Karsten
2:33:22
Coesfeld Meyer, Manuel
2:33:56
Marathons mit weniger als 300 TN aber Männerzeiten bis 2:35
St.Wendel / 208 TN Michieka, Paul
2:17:02
Rostock / 243 TN Schmidt, Paul
2:19:35
Kiel / 256 TN
Anfält, Erik
2:27:02
Niedernhall / 205 TN Reinwald, Sebastian
2:27:09
Wilhelmshaven / 166 TN Fuchs, Maxim
2:32:46
Mittelrhein / 226 TN Fakensa, Bayisa
2:33:10
Halle/Saale / 168 TN Dickson, Kurui
2:33:11
Fränkische-Schweiz / 208TN Eebbisaa Nagahoo, F.
2:33:54
Strahlsund / 115 TN Grzonka, Pawel
2:34:04

Wie im Vorjahr, wo vier Marathons eine Zeit unter 2:10 h erzielten, war dies heuer auch fünf Veranstaltungen vorbehalten. Wie schon 2013 und 2014 gelang neun Läufen eine Zeit zwischen 2:10 und 2:20 h. Bei 36 Marathons lag die Siegerzeit unter 2:35 h, zwei mehr als im Vorjahr. Bei den Damen blieben genau wie im Vorjahr fünf Veranstaltungen unter 2:30 h und 22 unter einer Zeit von 3 h (2014 waren es 24). Der mit Abstand schnellste Kleinmarathon mit unter 300 Teilnehmern ist erneut St. Wendel mit herausragender Siegerzeit von 2:17:02 h, wo trotz geringer Beteiligung nach wie vor Prämien ausgezahlt werden und afrikanische Topläufer anziehen. Auch Rostock beweist mit 2:19:35 h, dass niedrige Quantität kein Hinderungsgrund für eine qualitativ hochwertige Siegerzeit ist. Der langsamste Großmarathon ist profilgeschuldet der Rennsteiglauf mit 2:43:01 h für den Sieger. In der Kategorie der Läufe zwischen 1.000 und 2.000 Finishern ist Hannover mit 2:09:32 h am schnellsten und Bremen mit 2:35:27 h am langsamsten. Insgesamt gesehen weist der Sonthofener Allgäu-Panorama-Marathon die langsamsten Siegerzeiten auf. Die schwere Strecke wurde vom Gesamtsieger in 3:23:25 h gemeistert, während die erste Frau nach 3:50:48 h das Ziel erreichte. Den schnellsten deutschen Sieger brachte überraschend der Kleinmarathon von Rostock hervor, wo der Dresdner Paul Schmidt in 2:19:35 h triumphierte. Schnellste deutsche Siegerin war mit 2:37:49 h die Kasselerin Simret Restle als Gewinnerin ihres Heimmarathons. Die allerschnellsten deutschen Zeiten, der imposante deutsche Rekord von 2:08:33 h durch Arne Gabius sowie die 2:28:39 h durch Lisa Hahner, wurden beide in Frankfurt erzielt und reichten hier neben dem Gewinn der deutschen Meisterschaften für die Gesamtränge 4 bzw. 6. Hinter dem 34-jährigen Tübinger, der zugleich die beste Jahresleistung eines Europäers hinlegte, kommt zwar lange nichts, doch ist dahinter auch die junge Konkurrenz in neue Leistungssphären empor gestiegen und ihrem Namen gerecht geworden. So erzielten mit Marathon-Debütant Philipp Pflieger aus Regenburg und Julian Flügel aus Roth, erst 29 bzw. 28 Jahre alt, zwei weitere Athleten mit 2:12:50 bzw. 2:13:57 h als Berlin-16. bzw. -19. europäische Top-Ergebnisse.

Wo wurde in Deutschland absolut am schnellsten gelaufen

Frauen

In der Grafik sind alle Marathons mit mehr als 300 Finishern berücksichtigt, mit Frauensiegerinnen unter 3 Stunden - 20 Stück.
Berlin Cherono, Gladys
2:19:25
Frankfurt/M Chala, Gulume Tollesa
2:23:12
Hamburg Hailu, Meseret
2:25:41
Hannover Ait Salem, Souad
2:27:21
Düsseldorf Bersagel, Annie
2:28:29
Münster Koech, Nancy
2:30:23
Mainz Dida, Tizita Terecha
2:33:23
Würzburg Deme, Abiyot
2:34:07
Dresden Stadt Kiprotich, Gladys
2:35:16
Köln Senbete, Gelane
2:37:33
Kassel Restle, Simret
2:37:49
Dresden Oberelbe Deme, Abiyot
2:38:41
München Viellehner, Julia
2:40:28
Bottwartal Mockenhaupt, Sabrina
2:43:28
Bonn Mamo, Adanaech
2:45:25
Essen Dörschel, Christl
2:48:44
Regensburg Volkert, Heike
2:52:55
Gelsenkirchen Offermann, Eva
2:56:47
Leipzig Meyer, Juliane
2:57:35
Fürth Hoffmann, Sigrid
2:58:43
Marathons mit weniger als 300 TN aber Frauenzeiten bis 3:00 h
Fränkische Schweiz / 208 TN Vrajic, Marija
2:47:34
St.Wendel / 208 TN Kohler, Heike
2:54:38

Bei den schnellsten deutschen Frauen rangieren hinter der 26 Jahre alten Lisa Hahner Zwillingsschwester Anna mit 2:30:19 h als Berlin-13. und Dauerbrennerin Sabrina Mockenhaupt mit 2:30:44 h als Fünfte des Valencia-Marathons auf den übrigen Podestplätzen der Jahresbestenliste. Doch von den ganz schnellen noch mal zurück zu den siegreichen: Mit Paul Schmidt aus Dresden als Sieger in Rostock und Füssen, Maciek Miereczko aus Troisdorf als Sieger in Regensburg und Kevelaer sowie Kay-Uwe Müller aus Ilshofen als Sieger in Heilbronn und im Schwarzwald, gelang es in diesem Jahr gleich drei Läufern, zwei Marathons für sich zu entscheiden. Bei den Frauen schaffte das lediglich die Äthiopierin Abiyot Deme, die in Würzburg und Dresden-Oberelbe als Erstes die Ziellinie überquerte. Im Marathonjahr 2015 gab es gleich zehn deutsche Läufer unter 2:20 h, nachdem es im Vorjahr nur sechs gewesen waren. Dieser Aufwärtstrend zeigt sich auch anhand der Zeiten unter 2:25 h: während dies 2014 grade mal 14 deutschen Marathonis gelang, waren es diesmal mit 29 mehr als doppelt so viele. Hingegen lässt der Jahresvergleich der besten deutschen Marathonias eine gewisse Stagnation feststellen: Nachdem es im Vorjahr immerhin noch zwei Athletinnen gelungen war, die 2:30-Schallmauer zu durchbrechen, war das diesmal nur einer Läuferin vorbehalten. Immerhin blieben 2015 mit sechs Läuferinnen zwei mehr unter 2:40 h als noch im letzten Jahr.

Leistungsdichte Männer unter 3:00 h

Wo fanden Bestzeitenjäger in Deutschland starke Gruppen

Der Marathon mit den schnellsten Siegerzeiten muss nicht zwangsläufig zur persönlichen Bestzeit führen. So gelingt es den besten Eliteläufern mit nur wenigen Sekunden Verlust Streckenschwierigkeiten zu meistern. Für einen Spitzenplatz im Ranking reicht es, einen Mann und eine Frau gut durchzubringen. Dafür wird von Veranstalterseite mitunter auch ein Service geleistet, der weit bessere Bedingungen liefert, etwa mit persönlichen Tempomachern, als sie "Otto Normalverbraucher" vorfindet.

Bei welchem Marathon die Chancen auch für schnellere Teilnehmer gut sind, eine Gruppe zu finden, ist anhand der Grafiken leicht abzulesen.

Unberücksichtigt bleibt hier, dass sich bei Marathons etwa mit zeitgleich startendem Halbmarathonfeld und bei sich auf der Strecke tummelnden frisch eingewechselten Staffelläufern zusätzlich Gruppen bilden, die der Einsamkeit des Langstreckenläufers entgegen wirken.

In der Grafik sind alle Marathons (> 300 TN) mit mehr als 23 Männern unter 3:00 h. (18 Veranstaltungen)

Natürlich beansprucht Berlin weiterhin auch die höchste Zahl an Zeiten unter 3 h für sich. Mit sage und schreibe 1.856 Zieleinläufen unter der begehrten Marke konnte man den bisherigen Rekordwert unseres Aufzeichnungszeitraums (2006-2015) von 1.483 aus dem Jahr 2013 um fast 400 "Schnellläufer" toppen und verzeichnete sogar rund 600 mehr als im letzten Jahr. Mit dieser erstaunlichen Zahl ist die deutsche Hauptstadt auch weltweit unangefochten, war dies jedoch auch schon im Vorjahr. Während diesmal 1.768 Männer schneller als 180 min waren, gelang 289 Frauen eine Zeit unter 3:20 h und davon 88 unter 3 h. Auch wenn zugleich die Finisherzahlen gestiegen sind, konnten die Hauptstädter ihren Anteil an Sub-3-Läufern deutlich von 4,4 auf 5,0 Prozent steigern. Dies stellt allerdings die einzige Kategorie unserer Jahresendstatistik dar, in der Berlin nicht vorne liegt. Um diesen Vergleich auch noch zu beherrschen und die riesige Masse an Berliner Spaß- und Erlebnisläufern aufzuwiegen, bräuchte man schließlich eine solch große Menge an ambitionierten Läufern, die in Deutschland wohl kaum vorhanden ist. Hier rangiert Berlin also daher nur an Position 9. Der Titel für den höchsten Anteil an Finishern unter 3 Stunden geht diesmal mit großem Vorsprung nach Frankfurt. Mit herausragenden 9,1 Prozent ließ man die Verfolger in dieser Wertung weit hinter sich und erinnert ob dieses Rekordwerts fast schon an einstige "Schnellläufer-Verhältnisse" der 70er und 80er Jahre. Neben der schnellen Strecke und guten Witterungsbedingungen dürfte hier auch die Austragung der deutschen Meisterschaften begünstigend gewirkt haben.

Leistungsdichte Frauen unter 3:20 h

Wo fanden Bestzeitenjägerinnen in Deutschland starke Gruppen

Da es in Deutschland keine reinen Frauenläufe gibt, ist die Aufzeichnung für Marathonläuferinnen unter 3:20 h im Ziel, mehr ein Hinweis, wo es evtl. was zu verdienen gibt. Es kann unterstellt werden, dass bei Marathons mit vielen männlichen Teilnehmern, die unter 3 Stunden bleiben, auch im Bereich bis 3:20 h eine höhere Teilnehmerdichte zu erwarten ist.

Dass wir nicht auch Grafiken für längere Laufzeiten erstellt haben, hat nur den Grund, dass sich die Einsamkeit des Langstreckenläufers erst wieder am Ende des Feldes einstellt. Mitunter wäre im Mittelfeld eine umgedrehte Betrachtung interessant: Wo kann ich z.B. bei einer Laufzeit von 4 Stunden mit ausreichender Bewegungsfreiheit rechnen. Dies ist aber etwa aufgrund zeitversetzer Startgruppen statistisch kaum anhand reiner Zahlen zu ermitteln.

In der Grafik sind alle Marathons (> 300 TN) mit mehr als 5 Frauen unter 3:20 h. (17 Veranstaltungen)

Insgesamt 1.019 Finisher legten in der Bankenstadt eine Zeit unter 180 Minuten hin, darunter mit 71Frauen fast so viele wie in Berlin. Dahinter folgen der Dresdner City-Marathon, Kassel und Bienwald-Marathon mit jeweils knapp über 6 Prozent an Sub-3-Läufern, die neben ihren flachen Strecken ebenfalls von guten Bedingungen profitierten. Im Vorjahr hatte noch der Bad Füssinger Thermen-Marathon herausgestochen und mit 8,7 Prozent für den klaren Bestwert gesorgt. Diesmal kamen die Niederbayern mit 4,7 Prozent jedoch nur auf Platz 10. Vor zwei Jahren hatte der Bienwald-Marathon die Statistik mit 8,4 Prozent gewinnen können. Leipzig, Essen, Hannover und Regensburg stellten ebenfalls ihr schnelles Pflaster unter Beweis und verzeichneten mehr als 5 Prozent an Finishern unter 180 Minuten. Großen Temposchwund erlitt neben Bad Füssing auch Düsseldorf mit nur noch 3,6 gegenüber 5,2 Prozent im Vorjahr. Schlusslichter der Tempotabelle sind Heidelberg und Sonthofen, wo es streckenbedingt niemandem gelang, unter 3 h zu bleiben. Langsamster "Flach-Marathon" ist Mannheim mit nur 0,9 Prozent. Die gemächlichsten Großveranstaltungen sind Dresden Oberelbe und Bremen mit 1,9 sowie Duisburg mit grade mal 2 Prozent unter 180 Minuten. In den letzten Jahren hatte stets Köln dieses Status inne, hat sich jedoch nun von 1,6 auf 2,6 Prozent steigern können.

Anteil der Finisher unter 3 Stunden

Von allen 43 Veranstaltungen mit mehr als 300 TN haben nur die schwierigen Landschaftsmarathons Heidelberg Trail-Marathon sowie der Allgäuer Panoramamarathon keine Zeit unter 3 h aufzuweisen

In der Kategorie des Anteils an Finishern unter 4 h sind die Frankfurter als Spitzenreiter der vorgenannten Bilanz erstaunlicherweise nur noch an 16. Stelle. Trotz des "statistischen Vorsprungs" durch die Sub-3-Läufer kommt man hier nur auf 58,8 Prozent und verdeutlicht, dass man in der Breite weitaus langsamer ist als woanders. Auf den höchsten Anteil kommt der Bienwald-Marathon, der auch seine "schnelle Masse" unter Beweis stellt und satte 65,1 Prozent seiner Teilnehmer vor 4 Stunden im Ziel begrüßen konnte. Allerdings geht es an der Spitze dieser Betrachtung äußerst eng zu, sodass an Position 2 und 3 mit 65,0 bzw. 64,9 Prozent schon Regensburg und Leipzig folgen. Im letzten Jahr hatte Würzburg, diesmal nur Siebter, mit 67 Prozent den höchsten Sub-4-Anteil erzielt. Neben Frankfurt ist auch in Berlin das Zeitfenster zwischen 3 und 4 h besonders schwach ausgeprägt, sodass der Anteil an Sub-4-Finishern dadurch wie schon im Vorjahr bei knapp unter 50 Prozent liegt. Das gleiche Phänomen weist in abgeschwächter Form auch Hannover auf, das trotz Platz 7 in der Sub-3-Statistik in der Sup-4-Bilanz plötzlich nur noch 15. ist.

Anteil der Finisher unter 4 Stunden

Alle 43 Veranstalter mit mehr als 300 TN

Diese Betrachtung wird jedoch von unterschiedlichen Zielschlusszeiten stark relativiert, die bei den Großmarathons um einiges höher liegen als bei kleineren Veranstaltungen. Darüber hinaus verlagert sich der Finisherschwerpunkt auch aufgrund der großen, erlebnisorientierten Teilnehmermassen naturgemäß nach hinten. Bei 30 der 43 größten Marathons haben mehr als die Hälfte aller Teilnehmer nach 4 h das Ziel erreicht. Damit sind die deutschen Marathons schneller geworden als im Vorjahr, als dies nur 25 von 45 Veranstaltungen gelang. Den Tiefstwert liefert Sonthofen mit einem Sub-4-Anteil von nur 6 Prozent, dicht gefolgt von "Vorjahres-Schnecke" Heidelberg. Bei den Stadt-Veranstaltungen ist wie schon im Vorjahr Gelsenkirchen mit 45,7 Prozent Schlusslicht, wobei man auch in Köln und Mannheim mit Werten unter 50 Prozent den Streckenverlauf besonders auskostet.

Text: Christian Werth

Die deutsche Marathonszene im Jahr 2015

Teil 6: Frauen
Teil 1: Die meisten Finisher HIER
Teil 2: Das Ranking HIER
Teil 3: Gewinner & Verlierer HIER
Teil 4: Halb- kontra Marathon HIER Teil 5: Die Schnellsten & die Besten HIER Teil 6: Die Frauenquote HIER

Füssen ist bei Frauen am beliebtesten

Die deutsche Laufszene wird zunehmend weiblicher. Der Gesamttrend der letzten Jahre fand auch 2015 seine Fortsetzung und fällt auf der Marathon-Distanz diesmal besonders stark aus. Nachdem in dieser Betrachtung im Vorjahr noch ein Zwischentief zu verzeichnen war, steigerte man sich nun von 20,30 auf satte 21,33 Prozent Frauenanteil. Erst 2013 war mit 20,56 Prozent erstmals die historische 20-Prozent-Marke gefallen. 19,3 Prozent 2012, 19,0 Prozent 2011, 18,7 Prozent 2010 und 18,0 Prozent 2009 zeigen die Entwicklung der vorherigen Jahre und verdeutlichen, dass es sich allein bei dem Vorjahreswert um einen einmaligen Trendbrecher gehandelt hat. Trotz des aktuellen Quantensprungs hat die Frauenszene der Marathon-Distanz jedoch nach wie vor großen Nachholbedarf gegenüber kürzeren Distanzen, die ebenfalls noch weiblicher geworden sind und im Halbmarathon auf aktuell 31,64 Prozent kommen.

 

Für die statistische Betrachtung überproportional wichtig ist erfahrungsgemäß Berlin, das sich in diesem Jahr von 23,4 auf 24,2 Prozent steigerte und somit den allgemeinen Trend diesmal bestätigt. Im Vorjahr hatte man durch einen erstaunlichen Rückgang von 1,2 Prozent die Gesamtbetrachtung ein Stück weit kaputtgemacht.

An seinen eigenen Rekordwert von vor zwei Jahren, als man in der Hauptstadt 24,6 Prozent verzeichnete und eine deutsche Bestmarke für Veranstaltungen über 1.000 Teilnehmern aufstellte, konnte man jetzt jedoch nicht ganz heranreichen. Auch absolut 8.929 Finisherinnen bedeuten die zweitstärkste Frauenresonanz der Marathon-Historie. Somit ist Berlin seinen deutschen Verfolgern weiterhin einige Jahre voraus und liegt auch im europäischen Vergleich der Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern mit an der Spitze. Den weltweit höchsten Frauenanteil weisen jedoch nach wie vor die USA mit rund 40 Prozent an weiblichen Marathon-Teilnehmern auf. Mehrere Marathons in den USA zählen im Ziel sogar mehr Frauen als Männer, z.B. in Portland im Bundesstaat Oregon, wo bereits seit Beginn dieses Jahrtausends sich ein 'Frauenüberschuss' manifestiert hat.

Auch hinter dem Marathon-Primus konnten fünf der sechs übrigen Großveranstaltungen, also mit mehr 2.000 Teilnehmern, eine neuerliche Erhöhung ihres Frauenanteils konstatieren. So kommt Hamburg auf 22,8 gegenüber 21,8 Prozent im Vorjahr, Köln auf 20,8 zu 19,6 Prozent, der Rennsteiglauf auf 20,5 zu 19,8 Prozent, Frankfurt auf 20,4 zu 19,6 Prozent und Düsseldorf auf 19,7 zu 19,6 Prozent. Lediglich München konnte in diesem Jahr mit 20,3 zu 20,5 Prozent weniger Frauen begrüßen. Somit konnten sich die großen Sieben also um durchschnittlich 0,8 Prozent steigern, wobei erstmals sechs Events eine Frauenquote von mehr als 20 Prozent aufweisen können. Den größten Frauenschub verbuchte Köln mit einer Steigerung um 1,2 Prozent, nachdem man im Vorjahr noch ein zwischenzeitliches "Frauen-Tief" hinzunehmen hatte.

Dass mehr als jeder fünfte Marathon-Finisher weiblich ist, ist nach wie vor den Massenevents zu verdanken. Wie schon in den vergangenen Jahren wird der Trend fortgesetzt, dass große Marathons im Allgemeinen auch mehr weibliche Teilnehmer haben als kleinere. Bei den mittelgroßen, mittelkleinen und kleineren Marathons liegt der Frauenanteil nicht nur deutlich niedriger, sondern sind hier über die Jahre gesehen auch die Steigerungsraten niedriger. Also je kleiner die Veranstaltung, desto weniger Frauen. Dieser Trend bezieht sich nicht nur auf Marathon-Schwergewicht Berlin, sondern auch auf niedrigere "Gewichtsklassen". Während der Damenanteil der großen Marathons bei 22,64 Prozent liegt, kommen die mittelgroßen Events mit 1.000 bis 2.000 Teilnehmern auf lediglich 18,35 Prozent. Die mittelkleinen Läufe mit 500 bis 1.000 Finishern bringen es sogar nur auf 16,11 Prozent Frauenanteil. Aus dem Rahmen fallen lediglich die vielfach naturorientierten Kleinmarathons bis 300 Teilnehmer, die durchschnittlich 17,23 Prozent weibliche Läufer im Ziel begrüßen. Während die kleinen und mittelkleinen Läufe gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig weiblicher geworden sind, verzeichnet die Kategorie der mittelgroßen Marathons mit einer Steigerung von rund 2 Prozent den größten Damenzugewinn.

Besonders viele weibliche Teilnehmer verzeichnen in der Kategorie der mittelgroßen Läufe Münster und Dresden-City mit mehr als 19 Prozent sowie in der Sparte der mittelkleinen Events Dresden-Oberelbe, Gelsenkirchen und Essen mit mehr als 18 Prozent. Den niedrigsten Frauenanteil hat Regensburg mit nur 11,6 Prozent. Erstaunlich wenige Damen zieht es auch nach Fürth, Würzburg und Kandel, wo mehr als 87 Prozent der Teilnehmer männlich sind. Den deutschlandweit größten Frauenanteil kann jedoch nicht etwa Berlin, sondern der Füssener Königschlösser-Romantik-Marathon für sich beanspruchen. Der kategorieübergreifende Spitzenreiter kommt auf herausragende 25,2 Prozent. 121 von 490 Finishern waren dort weiblich, was einen neuen deutschen Rekord in der Kategorie der Kleinmarathons bedeutet. Dem Trend der unterrepräsentierten Kleinmarathons widersprechen neben Füssen auch Siebengebirge, Sonthofen, Schwarzwald und Monschau mit außergewöhnlich hohen Damenquoten von mehr als 19 Prozent. Bei diesen Läufen wird der Größennachteil offensichtlich durch die Streckenvorzüge wettgemacht. Schließlich handelt es sich bei allen genannten Veranstaltungen um Landschaftsläufe. Somit kann man weiterhin festhalten, dass das schwächere Geschlecht offensichtlich durch die beiden Faktoren Größe und Natur angezogen wird. Könnte man daraus etwa den Schluss ziehen, dass der Berlin-Marathon schon jetzt ein Drittel an weiblichen Teilnehmern hätte, wenn er noch wie bis 1980 durch den Grunewald führen würde?

Text: Christian Werth

Statistiken & Auswertungen von Ralf Klink, Christian Werth & Walter Wagner
Grafiken/Foto Constanze Wagner
Die deutsche Marathonszene wird seit 2006 mit Akribie ausgewertet. Siehe Inhaltsverzeichnis unter Unterhaltung im LaufReport HIER
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