Die deutsche Marathonszene im Jahr 2009

Von Trendwende keine Spur

Teil 1: Die meisten Finisher HIER Teil 2: Das Ranking HIER Teil 3: Gewinner & Verlierer HIER
Teil 4: Halb- kontra Marathon HIER Teil 5: Die Frauenquote HIER Teil 6: Die Schnellste & die Besten HIER

Teil 1: Die Marathons mit den meisten Finishern

Anm.: Karstadt Ruhr Marathon (2238 Finisher) ist aufgeteilt in Dortmund (1561) und Oberhausen (677)
Der rote Punkt markiert den Frauenanteil. In den Grafiken sind alle Marathons mit mehr als 300 Finishern.

„X-Marathon legt kräftig zu“, „Veranstaltung ein voller Erfolg“, „Marathon in Y längst eine feste Institution“, „Lauf der Rekorde“ oder aber auch „Marathon Z mit so vielen Teilnehmern wie nie zuvor“. Noch immer sind es solche oder ähnliche Schlagzeilen, die nach einem Lauf durch die Medien geistern. Und fast noch öfter ist im Vorfeld von „so vielen Interessenten wie noch nie zu diesem Zeitpunkt“ und „neuen Melderekorden" zu lesen.

Oft werden diese genau so auch von den Pressestellen der Veranstaltungen lanciert. Die lokale Presse nimmt sie dann natürlich gerne auf und verbreiten sie weiter. Warum soll man denn das alles auch hinterfragen, warum soll man selbst ein wenig nachforschen, wenn sich mit vorgefertigten Meldungen der Organisatoren doch eine Menge Arbeit sparen lässt.

Die Leserschaft glaubt es – auch mangels Vergleichsmöglichkeiten – dann nur zu gerne. Schließlich steht es ja in der Zeitung. Und außerdem ist es ja schon etwas Besonderes, wenn in der eigenen Stadt ein so herausragendes Sportereignis stattfindet. Wie viele andere ähnliche Veranstaltungen es in Deutschland gibt, ist den meisten gar nicht klar. Denn den Sprung in die überregionalen Schlagzeilen schaffen nur die vier, fünf größten Läufe der deutschen Marathonszene.

Aber treffen all diese so positiv klingenden Meldungen überhaupt zu? Oder ist es mit den angeblichen Rekorden und Erfolgen gar nicht so weit her? Werden sie am Ende nur von den Werbeleuten in die Welt gesetzt, um die Veranstaltung in möglichst positivem Licht erscheinen zu lassen?

Zumindest ein wenig Aufschluss darüber können nüchterne Zahlen geben. Und zwar nicht die von den Veranstaltern im Vorfeld in die Welt hinaus posaunten Meldeergebnisse sondern die Einträge, die sich hinterher dann in der Ergebnisliste finden. Dort findet man Fakten, die relativ schwer zu schönen sind. Zumindest ist bis jetzt noch kein Organisator in den Verdacht gekommen, gar nicht existente Läufer zu ergänzen, um seine Bilanz zu verbessern.

Seit einigen Jahren veröffentlicht LaufReport am Ende der Saison anhand dieser Werte nun schon eine Nachbetrachtung zu den deutschen Marathons. Natürlich soll das auch 2009 so sein. Im Laufe der Zeit ist dabei ein umfangreiches Zahlenmaterial zusammen gekommen, das inzwischen durchaus längerfristige Beobachtungen erlaubt.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei auch weiterhin auf den eigentlich immer namensgebenden 42,195 Kilometern. Selbst wenn praktisch alle Veranstaltungen längst weitere Distanzen und Wettbewerbe anbieten. Ein zusätzlicher Halbmarathon ist die häufigste Variante und deshalb durchaus ebenfalls statistisch auswertbar.

Doch auch Rennen über zehn oder noch weniger Kilometer, Staffeln unterschiedlichster Ausprägungen, Kinder- und Jugendläufe existieren zuhauf in den Programmen. Und manchmal gibt es sogar die volle Bandbreite aller denkbaren Varianten, die zu einer kaum noch zu überschauenden Fülle von Wertungen führt. „Diversifizierung“ nennt man so etwas in der Wirtschaft wohl. Puristen sehen dabei allerdings auch einen Trend zur völligen Verwässerung.

Die Gesamtteilnehmerzahlen treiben solche Nebenwettbewerbe – eigentlich ist das ein vollkommen falsches Wort, denn nahezu überall haben sie der Langdistanz im Hinblick auf den Zuspruch längst den Rang abgelaufen – selbstverständlich nach oben. Dass damit die Finanzierung der Veranstaltung durch zusätzliche Startgeldeinnahmen, denen kein wirklich erheblicher Mehraufwand gegenübersteht, gesichert wird, steht außer Frage.

Doch dass man dadurch auch bei den Sponsoren mit wesentlich höheren Hausnummern glänzen kann, ist sicher mehr als ein angenehmer Nebeneffekt. Den Geldgebern geht es schließlich hauptsächlich um größtmögliche Aufmerksamkeit. Ob ein Läufer dabei 42 oder 4,2 Kilometer bewältigt, dürfte den meisten von ihnen ziemlich egal sein.

Andererseits öffnet allerdings nur das Zauberwort „Marathon“ ihre Türen. Mit Läufen über andere Distanzen – seien es zehn, fünfzehn, zwanzig, fünfundzwanzig oder dreißig Kilometer – kann man als Organisator da nicht wirklich glänzen. Einzig Halbmarathon – da steckt allerdings auch der magische Begriff drin – geht ab und zu als förderungswürdig durch. Und so ist das Wettkampfangebot trotz einer deutlichen Zunahme der Veranstaltungen während der letzten beiden Jahrzehnte in seiner Breite eher geringer geworden, fallen Zwischendistanzen immer öfter durchs Raster.

Es lässt sich allerdings auch fragen, ob ein Lauf ohne den Marathon über die kürzeren Strecken überhaupt noch den gleichen Zuspruch hätte. Denn auf der Teilnehmerseite zieht das Wörtchen ebenfalls wie ein Magnet. Auch und gerade dann, wenn man gar nicht auf der eigentlich für dessen Verwendung verantwortlichen Distanz unterwegs ist.

Nicht immer frei erfunden sind jedenfalls die Geschichten von Läufern die überall mit stolz geschwellter Brust herum erzählen, sie wären beim „Marathon in XY dabei gewesen“. Bei genauerer Nachfrage kommt dann aber heraus, dass sie nur einige Kilometer in einer Staffel absolviert haben. Und manche 2:45 eines vermeintlichen Ausnahmesportlers ist am Ende dann eben doch nur eine Halbmarathonzeit. Von einem echten Marathonlauf der vorgeblichen Helden eigentlich keine Spur.

Groß ist die Auswahl an Veranstaltungen in Deutschland. Alleine jeweils rund siebzig Läufe mit zweihundert und mehr Marathonis wurden in den letzten Jahren bei der LaufReport-Auswertung betrachtet. Insgesamt – unter Berücksichtigung all der Rennen mit noch weniger Zieleinläufen – sind es sogar mindestens doppelt so viele.

Bisher haben es bei den betrachteten Marathons insgesamt gut 115.000 Teilnehmer in die Ergebnislisten geschafft. Schätzt man für die noch ausstehenden und die kleineren Veranstaltungen noch einmal großzügig zehntausend, schaffen es in Deutschland immerhin 125.000 Menschen über die Marathondistanz. Im Verhältnis zu den angeblich mehreren Millionen Läufern im Lande ein dennoch recht kleiner Prozentsatz, der sich durch Mehrfachteilnahmen noch einmal deutlich verringert. Kaum mehr als ein Promille der deutschen Bevölkerung dürfte im Jahr 2009 zumindest einen Marathon absolviert haben.

Im Vorjahr waren die Zahlen zwar nicht wirklich viel größer. Dennoch sind bei den in der LaufReport-Statistik berücksichtigten Veranstaltungen selbst bei positiven Annahmen für die noch fehlenden Läufe ungefähr siebentausend Finisher weniger als 2008 zu verzeichnen. Und in der wohl letzten Boomsaison 2005 waren gar weit über zwanzigtausend Läufer mehr auf jenen ominösen 42,195 Kilometern unterwegs als in diesem Jahr.

Der Marktanteil von Branchenprimus Berlin ist in dieser Zeit von etwas über einem Fünftel auf inzwischen fast schon ein Drittel angestiegen. Nicht nur weil fast alle anderen – zum Teil sogar ziemlich heftig – Federn gelassen haben, sondern auch, weil man selbst noch einmal um fast fünftausend Läufer zugelegt hat. 35.034 Namen werden diesmal in der Ergebnisliste aufgezählt.

Vermutlich könnten es sogar noch wesentlich mehr sein, denn bei vierzigtausend Meldungen zieht man einen dicken Strich, nimmt einfach nicht mehr an. Nur wenige andere Läufe weltweit dringen in ähnliche Regionen vor. Neben New York und London sind da nur noch Chicago und – als einziges Nichtmitglied in der elitären Marathon Majors Serie – Paris zu nennen.

Auch Berlin verzeichnet diesmal einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Doch jene 712 Läufer, die man weniger im Ziel begrüßen darf, sind angesichts der Gesamtzahl kaum mehr als ein statistischer Zufallseffekt. Denn relativ bedeutet dieser Wert, der viele andere Veranstaltungen praktisch schon zum Aufgeben zwingen würde, keine zwei Prozent Veränderung. Und ein echtes Nachlassen des Interesses ist bei einem vorzeitigen Erreichen des Meldelimits natürlich auch nicht zu verzeichnen. Viel eher sind die geringeren Einlaufzahlen vermutlich mit Wärme und S-Bahn-Chaos zu begründen.

Weiter wachsen kann man in der Hauptstadt wohl sowieso nicht mehr. Bereits jetzt stößt man an organisatorische Grenzen, wird trotz absoluter perfektionierter Logistik den Massen kaum noch Herr. Und selbst eine so breite, eigentlich perfekte Startgerade wie die Straße des 17. Juni ist eben irgendwann ausgelastet.

Berlin tritt spätestens seit den letzten Jahren in einer völlig anderen Liga an, ist nun nicht nur eine, sondern eher zwei Spielklassen von den nationalen Mitbewerbern entfernt. Wie groß der Abstand inzwischen ist, erkennt man daran, dass man schon die Teilnehmerzahlen der vier nächsten Marathons in Deutschland zusammen rechnen muss, um den Wert der Hauptstädter übertreffen zu können.

Der ewige Kronprinz Hamburg kann sich jedenfalls nicht mehr die geringsten Hoffnungen machen, irgendwann einmal das Erbe antreten zu können. Einige Zeit war man gar nicht so weit von den Berlinern entfernt. Jetzt kommt man mit Mühe gerade noch auf ein gutes Drittel von deren Werten. Die einstige blendende Reputation der Hansestadt hat inzwischen deutlich sichtbare Kratzer erhalten.

Dreieinhalbtausend Läufer sind seit 2005 an Elbe und Alster verloren gegangen, nun ist man bei 13.942 angekommen. Ein kontinuierlicher Prozess, der schon über die letzten Jahre zu beobachten war, der diesmal aber mit dem Verlust von noch einmal über achtzehnhundert Finishern innerhalb von zwölf Monaten fast schon drastische Ausmaße angenommen hat.

Ein Rückgang von mehr als zehn Prozent liest sich in keiner Bilanz gut. Und keine andere Veranstaltung hat auch nur annähernd so starke Einbußen zu verzeichnen wie die Hamburger. Wohlgemerkt in absoluten Zahlen. Relativ hat es andere noch viel heftiger getroffen. Doch außer in Berlin, wo man die schon erwähnten siebenhundert Zieleinläufe weniger recht problemlos verschmerzen kann, kommt trotzdem niemand – selbst bei heftigsten Abstürzen – über die Fünfhunderter-Marke.

Als Begründung mag man heran führen, dass bis kurz vor dem Lauf kein neuer Hauptsponsor gefunden werden konnte und sogar Gerüchte vom völligen Kippen der Veranstaltung die Runde machten. Ob das jedoch wirklich die einzige Ursache für den Rückgang war, wird sich nach dem Abschluss eines längerfristigen Werbevertrages nun zeigen müssen.

Der Abstand zur Nummer drei in Bezug auf die Größe, nämlich Frankfurt, ist zuletzt immer kleiner geworden. Und von hinten braucht man am Main im Moment auch niemanden zu fürchten. Wirklich umdrehen muss man sich nicht mehr. Die Position scheint gesichert. Das ist allerdings eher der Schwäche der Mitbewerber als der eigenen Stärke geschuldet.

Immerhin gehören die Hessen zur eher überschaubaren Zahl der Marathons, die in den letzten Jahren kontinuierlich wachsen konnten. Doch wirklich riesig ist ein Plus von nicht einmal siebenhundert zwischen 2005 und 2009 nun auch wieder nicht. Auch diesmal blieb man trotz aller Bekundungen über einen neuen Melderekord mit rund neuneinhalbtausend Zieleinläufen wieder unter der angestrebten Marke zur Fünfstelligkeit hängen.

Die gegenüber der letzten Austragung gerade einmal achtundzwanzig Namen mehr, die auf der vorläufigen Liste des Jahres 2009 auftauchen, sind auch kaum als echtes Wachstum zu bezeichnen. Und selbst wenn man berücksichtigt, dass in den nächsten Wochen noch ein paar Ergänzungen vorgenommen werden, dürfte die Veränderungsrate trotzdem klar im Nachkommabereich bleiben.

Doch nimmt der älteste deutsche Stadtmarathon den Bronzerang ohnehin noch gar nicht so lange ein. Erst im Vorjahr konnte man an Köln vorbei ziehen. Und im Rheinland war man schon fünfstellig, deutlich sogar. Einmal wackelte man auch ziemlich stark am Stuhl des Kronprinzen aus dem hohen Norden. Doch inzwischen ist der Marathon, der vor zwölf Jahren einmal der größte Neuling aller Zeiten war, auf die Hälfte seiner Rekordzahlen zurückgefallen.

Auch die Domstadt hat seit 2005 mehr als dreitausend Marathonis verloren. Vermutungen man habe sich mit dem eigentlich zur Rettung eingeführten Halbmarathon ins eigene Fleisch geschnitten, sich nahezu selbst kannibalisiert, kann man durchaus diskutieren. Denn seit dessen Einführung sackte man über die Langstrecke von über zehntausend auf 7846 im Jahr 2009 ab.

Das ist zwar eine Steigerung um knapp dreihundert gegenüber dem letzten Rennen. Aber sich zu früh freuen und eine Trendwende begießen sollte man am Rhein vielleicht doch besser nicht. Denn diesmal waren in den Kölner Marathon die jährlich an einem anderen Ort ausgetragenen Meisterschaften der deutschen Sparkassen integriert. Und ganz sicher wären bei weitem nicht alle der deutlich über fünfhundert Läufer in dieser Sonderwertung ohne sie in Köln am Start gewesen.

Dennoch – und das ist erschreckend genug – stellt das schon den größten Teilnehmerzuwachs dar, den ein deutscher Marathon im Jahr 2009 überhaupt erzielen konnte. Gerade einmal ein Drittel der betrachteten Veranstaltungen durften nämlich mehr Marathonis im Ziel begrüßen. Der Rest musste Einbußen quittieren. Und meist blieben auch die Gewinne im zweistelligen Zahlenbereich hängen. Wirklich nicht mehr als eine Handvoll benötigt eine dritte Ziffer zu deren Angabe.

Die nach Berlin und Hamburg drittgrößte deutsche Stadt München hat in der Marathonrangliste ein festes Abonnement auf den fünften Rang. Bemerkenswert übrigens, dass vier der fünf größten Rennen innerhalb weniger Wochen im Herbst gelaufen werden. Nur die Hansestadt hat einen Frühjahrstermin. Erst danach wird die Verteilung auf die beiden Jahreszeiten, in denen sich der Hauptteil des Geschehens abspielt etwas gleichmäßiger.

Auch an der Isar zeigt die Tendenz eher nach unten. Zweitausend Läufer sind der Veranstaltung in der Landeshauptstadt in den letzten fünf Jahren verloren gegangen. Und von 2008 zu 2009 waren es noch einmal über dreihundert weniger. Immerhin ist man sich mit 5397 Zieleinläufen seiner Position auch weiterhin ziemlich sicher. Doch den Ruf, einfach kein Marathonpublikum zu haben, konnten die Bayern bisher nicht abschütteln.

Dass allerdings der Zuschauerzuspruch nicht das alleinige Kriterium für hohe Teilnehmerzahlen darstellt, belegt die Nummer sechs der Liste. Denn beim Rennsteigmarathon auf dem bekannten Thüringer Kammweg kann man nun wirklich nur an wenigen Stellen ein paar applaudierende Betrachter an der Strecke erwarten. Dennoch stößt man mit 3143 Zieleinläufen noch in die Regionen jenseits der dreitausend vor.

Aber nicht nur als einziger Landschaftslauf unter den größten deutschen Marathons fällt man ein wenig aus der Reihe. Denn während praktisch überall sonst die 42,195 Kilometer die Königsdistanz darstellen und entsprechend hoch aufgehängt werden, spielt der Marathon in Thüringen nur die zweite Geige. Dort werden die wichtigsten Sieger auf dem 72 Kilometer langen Weg von Eisenach nach Schmiedefeld ermittelt.

Und der Marathon ist nicht nur bergiger als bei allen anderen Veranstaltungen im Vorderfeld, sondern auch ein paar Meter länger als üblich. Doch selbst wenn die Streckenlänge jenseits von 43 Kilometern liegt, kann man ihn schwerlich als einen echten Ultralauf bezeichnen. Mit einer Abweichung von gerade einmal fünf Prozent zur Normdistanz landet auch der Rennsteigmarathon völlig zu recht in den Auswertungen.

Dass die Thüringer sich trotz eines insgesamt ebenfalls leichten Teilnehmerrückgangs – der allerdings mit etwas über zweihundert Läufern im gesamten Zeitraum nicht wirklich markant ausfällt – in den letzten fünf Jahren um drei Plätze verbessert haben, ist durchaus bezeichnend. Es reicht nämlich angesichts der abbauenden Konkurrenz schon, wenn man das Niveau nur ungefähr hält, um sich immer weiter nach vorne zu arbeiten.

Wobei der Rennsteigmarathon im Vorjahresvergleich auch zu den wenigen Gewinnern der größten deutschen Veranstaltungen gelten darf. Nicht nur, dass man nach einem Loch im Jahr 2008 wieder um knapp fünf Prozent zulegte. Auch die psychologisch wichtige Marke von dreitausend Zieleinläufen, an der man beim letzten Mal hauchdünn vorbei schrammte, übertraf man wieder deutlich.

Unter den ersten zehn der Rangliste ist jedenfalls keine andere Veranstaltung prozentual stärker gewachsen. Wenn auch Düsseldorf als neue Nummer sieben ziemlich gut Schritt halten kann. 146 zu 116 und 4,87% zu 4,21% lautet der direkte Vergleich zugunsten der Thüringer. Zum zweiten Mal in Folge legte der inzwischen zweitgrößte Marathon auf der ziemlich dicht besetzten Rheinschiene damit leicht zu und scheint sich stabilisiert zu haben, nachdem man in den beiden Jahren zuvor insgesamt über tausend Teilnehmer eingebüßt hatte. Nun kann man mit 2874 Läufern im Marathonziel vielleicht doch langsam wieder nach oben schauen.

Den Platz mit den Düsseldorfern getauscht hat in diesem Jahr Münster. Die 2733 Finisher auf dem Prinzipalmarkt sind allerdings alles andere als ein deutlicher oder gar uneinholbarer Rückstand. Im nächsten Jahr könnte die Reihenfolge schon wieder anders aussehen. Zumal man im Münsterland zwar vom Teilnehmerpotential der dichtbesiedelten Rhein-Ruhr-Region ein Stück entfernt ist, dafür aber im September weit und breit keinen lokalen Konkurrenten hat.

Und hinter sich schauen scheinen die Münsteraner so schnell auch nicht zu müssen. Über tausend Marathonis haben sie mehr im Ziel als der nächste Verfolger. Hier werden die fast schon als heftig zu bezeichnenden Umwälzungen, von denen die Marathonszene in den letzten Jahren geprägt war, besonders deutlich. Denn während 2009 nur noch acht Marathons in Deutschland mehr als zweitausend Teilnehmer vermelden konnten, waren es 2005 noch doppelt so viele.

Volle zehn Veranstaltungen landeten vor vier Jahren zwischen zwei- und fünftausend Läufern, drei zwischen fünf- und zehntausend. Und neben Berlin und Hamburg war auch noch Köln fünfstellig. Nur diese sechzehn Veranstaltungen haben in dieser kurzen Zeit in Summe fast zwanzigtausend Marathonis verloren und schultern damit beinahe alleine praktisch das gesamte Minus. Dass Berlin dabei auch noch ordentlich zulegte, gibt dem Ganzen eine zusätzliche Schwere.

Ein gutes Beispiel ist das wie im Vorjahr auf Rang neun einkommende Mainz. Im Jahr 2005 noch mit 3184 Zieleinläufen verzeichnet, ist man inzwischen auf 1720 abgesunken, also fast schon halbiert. Nun hat man andererseits in der Fastnachtshochburg nicht die geringsten Probleme, das Limit von zehntausend Startern zu erreichen. Innerhalb von wenigen Wochen war man auch diesmal bereits im Herbst wieder für die elfte Auflage im kommenden Jahr ausgebucht.

Und da alle das gleiche bezahlen, könnte es den Organisatoren eigentlich völlig egal sein, welche Strecke die laufende Kundschaft absolviert. Doch mehr und mehr wird der Marathon zum Randereignis. Über drei Viertel der Teilnehmer beschränken sich inzwischen auf die Halbdistanz. Und auf der zweiten Runde gähnen längst große Lücken im anfangs so dichten Pulk. Noch einmal werden 2010 die Deutschen Meisterschaften die Teilnehmerzahlen für die lange Strecke deutlich aufbessern. Für die Zeit danach muss man sich aber auch in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt etwas einfallen lassen.

Kaum anders sieht es bei den meisten der insgesamt noch zehn weiteren Marathons aus, die im Jahr zumindest die Marke von tausend Teilnehmern überboten. Freiburg auf Gesamtrang zehn hat sich zum Beispiel trotz eines Verlusts von 84 Marathonis noch um zwei Plätze verbessert, was man nun wahrlich nicht als Zeichen für die Stärke der Konkurrenz deuten kann. Auch im Breisgau ist man mit 1576 Läufern über die Langdistanz innerhalb weniger Jahre praktisch halbiert worden.

Doch der knapp dahinter liegende Dortmunder Ast des zweigeteilten Ruhrmarathons hat in dieser Hinsicht einen noch viel heftigeren Absturz hingelegt. Einst angetreten, um den Großen das fürchten zu lehren, sind ihm fast drei Viertel der Teilnehmer abhanden gekommen. Bei der zweiten Strecke von Oberhausen nach Essen sind es gar vier Fünftel. Statt 3438 Namen vor vier Jahren stehen jetzt nur noch 677 in der dortigen Ergebnisliste.

Selbst zusammengenommen bekommen die beiden Rennen gerade noch etwas über zweitausend Teilnehmer zusammen. Eigentlich gibt es bei solchen Größenordnungen nicht die geringste Notwendigkeit, das Ganze auch noch zweizuteilen. Doch wohl hauptsächlich aus Marketinggründen hielt man bisher am Konzept des – wie es in bestem Werbe-Neudeutsch heißt – „weltweit einzigen Twin-Marathons“ fest.

Für das nächste Jahr ist allerdings noch immer kein neuer Termin bestätigt. Nach weiteren organisatorischen Pannen bei der Austragung 2009 und den finanziellen Problemen von Hauptsponsor Karstadt, wackelt der Ruhrmarathon anscheinend bedenklich. Schon einmal fiel er vor drei Jahren aus, weil die auch damals schon schwer angeschlagene Kaufhauskette den Geldhahn zudrehte. Danach kam man trotz Karstadt-Wiedereistieg nicht mehr wirklich auf die Füße.

Die sich angesichts eines immer enger werdenden Marktes anbahnende Bereinigung könnte im Ruhrgebiet das erste prominente Opfer finden. Im ohnehin ziemlich dichten Termingedränge im Westen, wo sich in den Monaten April und Mai mit Düsseldorf, Bonn und Duisburg noch drei weitere Marathons gegenseitig auf den Füßen stehen, dürfte das sogar eine gewisse Entzerrung bringen.

Auch in der einstigen Haupt- und jetzigen Bundesstadt Bonn hat man weiter spürbar verloren. Weit über zwanzig Prozent Minus sind nun wirklich keine Zufallsunschärfe mehr. Ob man sich für das nächste Jahr einen Gefallen damit getan hat, von Anfang auf Ende April zu wechseln und damit bis auf eine Woche an den nur wenige Kilometer rheinabwärts gelaufenen Düsseldorf Marathon heran zu rücken, darf man fast bezweifeln.

Während Bonn zwar über vierhundert Marathonis verlor und dadurch in absoluten Zahlen nach Hamburg und Berlin den drittgrößten Rückschlag erlitt, mit 1359 aber immerhin noch sicher vierstellig blieb, musste der Traditionslauf von Duisburg mit 951 erstmals eine Zahl von weniger als tausend Marathonis quittieren.

Langfristig ist die Stadt an der Ruhrmündung damit allerdings eigentlich gar nicht so arg gebeutelt. Denn abgesehen von 2006, als sich angesichts des ausgefallenen Ruhrmarathons die Teilnehmerzahlen schlagartig fast verdoppelten, bewegte man sich in den letzten Jahren immer im Bereich zwischen tausend und fünfzehnhundert.

Und den dreißigprozentigen Rückgang, den Duisburg über ein halbes Jahrzehnt verteilt hat, schaffen andere von einer Austragung zur nächsten. Doch das Durchbrechen der psychologisch wichtigen Marke wiegt schwer und lässt damit einen der ältesten deutschen Stadtmarathons eindeutig auf der Seite der Verlierer des Jahres landen.

Eine andere Stadt, in der es schon sehr früh einen Marathon gab, die allerdings im Gegensatz zu den Duisburgern lange Zeit aussetzte, zählt aus genau umgekehrtem Grund eher zu den Gewinnern. Denn nachdem Bremen im Vorjahr in die Dreistelligkeit abgerutscht war, konnte man sich diesmal mit 1026 als neunzehnte und letzte Veranstaltung des Jahres auf die andere Seite der Tausender-Barriere retten.

In Jubelstürme sollte man an der Weser deshalb vielleicht aber doch noch nicht ausbrechen. Denn realistisch betrachtet waren es gerade einmal gute fünfzig Marathonis, die man diesmal mehr im Ziel hatte. Und seit dem Wiedereinstieg vor vier Jahren bleibt in der Summe auch ein Rückgang um mehr als fünfzig Prozent.

Andererseits ist das jedoch eine Entwicklung, die man inzwischen gerade bei neuen oder nach längerer Pause zurück gekehrten Rennen, regelmäßig beobachten kann. War es in der Vergangenheit eher so, dass ein Marathon in seinen ersten Jahren erst einmal weiter wuchs, weil er sich bei der Läufergemeinde etablieren musste, ist es heute so, dass Neulinge bei der zweiten Austragung rund die Hälfte ihrer Teilnehmer verlieren.

Dann ist der Neugiereffekt sowohl in der lokalen Laufszene wie auch unter den Marathonsammlern schon verpufft. Die Vielstarter haben danach auch diesen Lauf in ihrer Kollektion und kommen nur in Ausnahmefällen wieder. Und die Sportler der Region beschränken sich, nachdem sie ihren Heimmarathon absolviert haben, wieder auf kürzere Distanzen. Oder aber es zieht sie beim nächsten Mal nach Berlin, New York oder London.

Die Anfang des Jahrtausend zu machende Beobachtung, dass neue Läufe sich durch die mediale Beachtung, die ihnen zu Teil wird, ihre eigene Kundschaft für die nächsten Jahre kreieren, kann man inzwischen nicht mehr machen. Der Effekt „da-will-ich-auch-mal-dabei-sein“ ist verflogen. Die meisten, die irgendwie Interesse hatten, waren nämlich schon einmal dabei. Denn bei einer Marathonkarte, die eigentlich keine hellen Flecken mehr enthält, nachdem vor einigen Jahren die Veranstaltungen wie Pilze aus dem Boden schossen, gibt es keine brachliegenden Potentiale mehr.

Exemplarisch kann man da in diesem Jahr den Darmstadt Marathon nennen. Bei der Erstauflage noch mit 771 Läufern gestartet, ist man diesmal auf gerade noch 313 abgesackt. Keine Veranstaltung hat relativ gesehen schwerer eingebüßt als die Südhessen mit ihren fast sechzig Prozent. Dass neben den bekannten Auswirkungen einer Premiere im Vorjahr auch der 2009 nach Köln weiter gezogene Sparkassenmarathon die Zahlen nach oben trieb, macht sich nun doppelt heftig bemerkbar. Da ist der Rügenbrückenmarathon in Stralsund mit einem Rückgang von 222 auf 167 noch gut bedient.

Oldenburg, ein anderer Neuling des Jahres 2008, ist sogar gleich wieder ausgefallen und will erst 2010 wieder antreten. Lange Haltbarkeitszeiten prägen die Szene der letzten Jahre nicht mehr unbedingt. Saarbrücken machte nach gerade einmal drei Rennen ebenfalls schon wieder Pause. Doch auch an der Saar will man es im nächsten Jahr noch einmal versuchen. Ob dabei aber der angestrebte Vier-Runden-Kurs wirklich der große Magnet ist, darf wohl mit Recht bezweifelt werden.

Bemerkenswert ist es jedenfalls schon, dass unter den fünfundzwanzig größten Marathons mit Hannover ausgerechnet jener mit über zehn Prozent den höchsten Zuwachs erzielte, der von zwei Runden zu einer einzigen großen Schleife wechselte. Aber vielleicht war auch bei diesem Ergebnis einfach nur eine Menge Neugier im Spiel. Eine Steigerung um 138 Läufer reicht jedenfalls zum Sprung vom sechzehnten auf den dreizehnten Platz der Rangliste.

Genau in die umgekehrte Richtung – also von dreizehn auf sechzehn – ging es in Mannheim. Beim Marathon in der Kurpfalz, der auch zur Hälfte durch die Schwesterstadt Ludwigshafen führt, kamen zum zweiten Mal nacheinander über zwanzig Prozent weniger ins Ziel. Eine ziemlich ungünstige Terminwahl am gleichen Wochenende wie das nur achtzig Straßenkilometer entfernte Mainz war da sicher nicht ganz unschuldig.

Den Deutschen Meisterschaften geht man im nächsten Jahr zwar aus dem Weg, doch treibt man damit den Teufel mit dem Belzebub aus, wie ein Blick in die Kalender zeigt. Denn dort stehen am fünfzehnten und sechszehnten Mai neben Mannheim alleine im südlichen Teil der Republik mit Heilbronn, Würzburg, Regensburg und Kassel vier weitere zumindest mittelgroße Marathons.

Nur knapp jenseits der offenen Grenzen zu den Nachbarländern kommen auch noch Salzburg, Winterthur und Luxemburg dazu. Wenigstens der Rennsteiglauf ist von seinem eigentlichen Stammtermin nach vorne ausgewichen und findet nun trotz des alten Slogans „Mitte Mai ist Rennsteiglauf“ schon am achten Mai statt.

Dass es bei einer solchen Konstellation nicht nur Gewinner geben kann, ist eigentlich klar. Natürlich ist es schwer angesichts der ständig wandernden Feiertage im Frühjahr feste Termine zu finden. Es ist jedoch fast schon beängstigend zu sehen, wie sich immer mehr Veranstaltungen auf vier, fünf Wochenenden zwischen Ende April und Ende Mai ballen. So etwas kann auf Dauer eigentlich kaum gut gehen. Selbst die hartnäckigsten Sammler aus den 100 Marathon Clubs sind da inzwischen überfordert.

Mehr oder weniger ziemlich genau ihr Niveau gehalten haben dagegen Karlsruhe auf Rang zwölf mit 1510 und die beiden direkt beieinander liegenden Dresdner Marathons mit 1176 bzw. 1131 Zieleinläufen. Aus Änderungsraten zwischen ein und zwei Prozent plus oder minus wird wohl kein ernsthafter Statistiker einen echten Trend ablesen. Das Etikett Verlierer oder Gewinner wäre hier verfehlt. Wobei es allerdings in der aktuellen Situation fast schon als Erfolg gelten kann, wenn man keine Teilnehmer einbüßt.

Die sächsische Hauptstadt leistet sich als einzige zwei große Veranstaltungen – mit allerdings unterschiedlichem Charakter. Der marginal kleinere Oberelbe-Marathon im Frühjahr ist als Punkt-zu-Punkt-Strecke entlang der Elbe entlang konzipiert. Im Herbst läuft man dagegen zwei Runden auf einem echten Stadtkurs. Und beide scheinen auch durchaus lebensfähig zu sein. Doch neben dem Rennsteiglauf sind es die einzigen beiden ostdeutschen Marathons mit vierstelligen Ergebnissen.

Der nach der Wende erst einmal wichtigste Lauf des Ostens in Leipzig hat dagegen bei 645 Zieleinläufen auf Platz dreißig inzwischen kaum mehr als regionalen Charakter, kann aber 2009 immerhin dreißig Läufer zulegen. Und trotz des Doppelolympiasiegers Waldemar Cierpinski als Zugpferd und der daraus resultierenden Beachtung ist der Mitteldeutsche Marathon in Halle angesichts von gerade einmal 248 Finishern eigentlich nur noch ein relativ kleiner Lauf, in einer Größenordnung wie Dutzende andere.

Der Spreewaldmarathon hat Halle mit 293 Zieleinläufen jedenfalls in diesem Jahr deutlich überholt. Und der ziemlich schwere Brockenmarathon von Wernigerode ist dank 750 Läufern schon an Leipzig vorbei gezogen. Die beiden ostdeutschen Landschaftsläufe gehören zumindest relativ zu den größten Gewinnern.

Dreizehn Prozent plus im Harz und sogar dreiundzwanzig Prozent Wachstum in der Lausitz sehen bei 88 bzw. 55 Marathonis in absoluten Zahlen zwar nicht mehr ganz so spektakulär aus. Und natürlich ist es angesichts einer niedrigeren Ausgangbasis leichter hohe relative Werte zu erzielen. Doch es sind tatsächlich eher die Kleinen, die 2009 positiv davon kommen.

Die höchsten Zuwächse haben der Usedom-Marathon mit 27,7% von 195 auf 249 und der Fränkische Schweiz Marathon mit 23,5% von 336 auf 415 zu vermelden. Auch beim Mittelrhein-Marathon geht es mit knapp zehn Prozent Wachstum nach dem Wechsel auf den Samstagabend wieder aufwärts. Dennoch sind 653 Zieleinläufe natürlich nur dann bemerkenswert, wenn man nicht erwähnt, dass man am Deutschen Eck einmal sogar über dreitausend hatte.

Dem schon bereits über vierzigjährigen Schwarzwaldmarathon geht es mit 555 zwar ähnlich. Doch liegen seine besten Zeiten schon etwas weiter zurück. Er bewegt sich jedenfalls seit vielen Jahren in einem ziemlich stabilen Rahmen um die Fünfhunderter-Marke.

Überhaupt ist zu beobachten, dass die Alteingesessenen weder von dem großen Boom noch von der anschließenden Depression wirklich viel mit bekommen haben. Weder der Hornisgrinde Marathon von Bühlertal noch Kandel oder Monschau zeigen in der langfristigen Analyse wirklich große oder gar Besorgnis erregende Ausschläge. Einzig Steinfurt schwächelt ein kleines bisschen, hat allerdings über fünf Jahre mit sechszehn Prozent weniger Verluste als andere in einer einzigen Saison.

Diese noch nicht von professionellen Agenturen organisierten Veranstaltungen haben jedenfalls ihren soliden Läuferstamm und scheinen so lange nicht in Gefahr wie sich genug Ehrenamtliche finden lassen, die bereit sind, ihre Freizeit zu opfern, damit ein paar Verrückte zweiundvierzig Kilometer durch den Wald laufen können.

Auch der älteste noch existierende deutsche Marathon rund um den Baldeneysee in Essen ist noch fest in Vereinshand des TUSEM. Und es ist die einzige dieser Traditionsveranstaltungen, die es in den vierstelligen Bereich und sogar auf Platz vierzehn schafft. Allerdings ist man damit auch deutlich stärkeren Schwankungen unterworfen. Zumal man im Großraum Rhein-Ruhr natürlich eine ganz andere Konkurrenzsituation hat wie im Schwarzwald oder in der Eifel.

Auch in Essen hat man jedenfalls in den letzten Jahren eingebüßt. Über dreihundert Läufer seit 2005 und noch einmal 137 von 2008 auf 2009. Dennoch hat man in diesem Zeitraum sukzessive die Platzierung verbessert. Denn gegenüber vierzig und fünfzig Prozent der Mitbewerber sind die zwanzig Prozent der Essener fast schon akzeptabel.

Bleibt noch ein Blick auf den großen Gewinner des Vorjahrs, wo Füssen seine Teilnehmerzahlen um über fünfzig Prozent steigern konnte. Nun auch hier gilt die statistische Regel, dass der Segen der Vergangenheit der Fluch der Zukunft ist, denn die Meßlatte liegt auf einmal deutlich höher. Unterhalb von Schloss Neuschwanstein kamen diesmal mit 658 zwar 91 Läufer weniger ins Ziel als bei der letzte Auflage. Doch eine absolute Eintagsfliege scheint es dennoch nicht gewesen zu sein.

Und Neulinge? Nun bemerkenswerte Neueinsteiger gab es diesmal überhaupt keine. Die beiden einzigen Marathons, die 2009 aber nicht 2008 in der LaufReport-Auswertung erschienen, traten nach Pause zum Comeback an. Wobei man das in Minden angesichts eines neuen Ausrichters vermutlich bestreiten wird. Aber auch in Frankfurt und München hat man irgendwann die Vorläuferveranstaltungen dann doch mitgezählt. Der zweite Rückkehrer ist Rostock. Mit 248 Läufern im Ziel wäre das aber ohne den einjährigen Aussetzer genauso wenig eine Erwähnung wert wie Minden mit seinen 275 Finishern.

Für das nächste Jahr sind neue Marathons unter anderem in Augsburg und Bielefeld angekündigt. Ob diese sich besser im engen Markt behaupten können, wird man sehen. Fast möchte man darauf wetten, dass auch dort die Schlagzeilen dann ziemlich positiv sein werden. Und auch bei allen anderen dürften die Marketingspezialisten versuchen, ihre Veranstaltung in bestem Licht erscheinen zu lassen. Ganz egal, wie viel Schatten da eigentlich auch ist.

Wer sich nicht nur auf diese vollmundigen Aussagen verlässt, sondern einen zusätzlichen Blick in die Ergebnislisten wirft, ist deshalb sicher nicht schlecht beraten. Denn selbst wenn gerne anderes behauptet wird, ist zumindest insgesamt die Zahl der Marathonläufer auch weiterhin deutlich rückläufig. Und gerade diejenigen, die am meisten vom Boom nach der Jahrtausendwende profitierten, bekommen jetzt am stärksten die Kehrseite der Medaille zu spüren.

Und eine Trendwende ist nicht wirklich in Sicht. Da kann man die Sache drehen und wenden, wie man will, die nüchternen Daten sprechen eine zum Teil recht deutliche Sprache. Neue Ideen sind gefragt. Die wirkliche Lösung gefunden hat allerdings noch niemand. Mit immer weiteren, immer kürzeren Zusatzangeboten kann man zwar die Gesamtteilnehmerzahlen absichern und vielleicht sogar neue Kundenkreise erschließen. Doch müsste man diese eben irgendwann auch auf die lange Strecke umleiten. Gelingt dies in den nächsten Jahren nicht, dürfte mehr als eine Veranstaltung ins Wanken kommen.

Teil 2: Das Ranking

Platzierung 2009 2008 Ändrg.
Berlin
1
1
-
Hamburg
2
2
-
Frankfurt
3
3
-
Köln
4
4
-
München
5
5
-
Rennsteiglauf
6
6
-
Düsseldorf
7
8
+1
Münster
8
7
-1
Mainz
9
9
-
Freiburg
10
12
+2
Ruhr-Dortmund
11
10
-1
Karlsruhe
12
15
+ 3
Hannover
13
16
+3
Essen
14
14
-
Bonn
15
11
-4
Mannheim
16
13
-3
Dresden Stadt
17
18
+1
Dresden Oberelbe
18
20
+2
Bremen
19
21
+2
Duisburg
20
17
-3
Würzburg
21
19
-2
Regensburg
22
24
+2
Ulm
23
22
-1
Monschau
24
25
+1
Brocken-Marathon
25
31
+6
Weiltalweg-Marathon
26
30
+4
Ruhr-Oberhausen
27
26
-1
Füssen
28
28
-
Mittelrhein-Marathon
29
36
+7
Leipzig
30
34
+4
Heilbronn
31
33
+2
Fürth
32
23
-9
Kandel
33
29
-4
Kassel
34
32
-2
Schwarzwald-Marathon
35
39
+4
Bottwartal-Marathon
36
41
+5
Steinfurt
37
37
-
Magdeburg
38
38
-
Potsdam
39
44
+5
Lübeck
40
35
-5
Fränk.-Schweiz-Marathon
41
47
+6
Darß
42
46
+4
St. Wendel
43
45
+2
Darmstadt
44
27
-17
Spreewald Marathon
45
59
+14
Minden
46
-
-
Hornisgrinde Marathon
47
53
+6
Remscheid
48
58
+10
Usedom
49
64
+15
Rostock
50
-
-
Mitteldt. Marathon Halle
50
52
+2
Obermain-Marathon
52
55
+3
Hunsrückmarathon
53
57
+4
Kyffhäuser-Marathon
54
49
-5
Bad Füssing
55
48
-7
Brombachsee-Marathon
56
51
-5
Bad Salzuflen
57
56
-1
Koberstädter Waldmarathon
58
65
+7
Königsforst-Marathon
59
53
-6
ebm-papst Niedernhall
60
63
+3
Tuttlingen
61
62
+1
Rügenbrücken-Marathon Stralsund
62
61
-1
Eifel Marathon Waxweiler
63
66
+3
Salzkotten
64
60
-4
Goitzsche-Marathon Bitterfeld
65
67
+2
Noch fehlende Spätjahrmarathons
Rurseemarathon Einruhr
-
43
-
Arolsen
-
42
-
Sondershausen
-
50
-
Siebengebirgsmarathon
-
40
-

Teil 3: Die Gewinner und Verlierer

Anm.: Der besseren Überschaubarkeit halber, sind nur signifikante Abweichungen aufgenommen: Ein Finisherplus ab 50 und ein Minus ab 100. In der Grafik fehlen: Bottwartal (+32), Leipzig (+30), Frankfurt (+28), Heilbronn (+24), Dresden Oberelbe (+16), Postdam (+10), Schwarzwald (+3) sowie Ruhr Oberhausen (-98), Füssen (-91), St. Wendel (-90), Freiburg (-84), Magdeburg (-65), Kassel (-65), Ulm (-63), Kandel (-60), Steinfurt (-57), Monschau (-30), Darß (-27), Karlsruhe (-24) und Dresden Stadt (-15).

Anm.: Der besseren Überschaubarkeit halber, sind nur signifikante Abweichungen aufgenommen: Ein Finisherplus ab 4% und ein Minus ab 12%. In der Grafik fehlen: Köln (+3,88%), Heibronn (+3,87%), Postdam (+2,19%), Dresden Oberelbe (+1,43%), Schwarzwald (+0,54%), Frankfurt (+0,30%) sowie Ruhr Dortmund (-11,61%), Hamburg (-11,59%), Magdeburg (-11,34%), Kassel (-10,19%), Steinfurt (-9,79%), Essen (-8,87%), Kandel (-8,78%), Darß (-6,85%), Ulm (-6,58%), Münster (-5,95%), München (-5,83%), Freiburg (-5,06%), Monschau (-3,81%), Berlin (-1,99%), Karlsruhe (-1,56%) und Dresden Stadt (-1,26%).

Teil 4: Halbmarathon kontra Marathon

Halb so lang ist weit genug

„Zehntausend rannten beim Marathon durch die Stadt“, so oder ähnlich steht es am nächsten Tag in den örtlichen Zeitungen, wenn irgendwo im Land in einer Kommune einmal wieder eine entsprechende Laufveranstaltung ausgerichtet wurde. Doch daraus zu schließen, dass auch wirklich alle zehntausend Teilnehmer die vollen 42 Kilometer absolviert hätten, wäre ein schwerer Irrtum.

Denn nahezu immer ist in solchen Zahlen alles zusammen gerechnet, was da in den unterschiedlichen Wettbewerben unterwegs war. Das können manchmal sogar eine ganze Menge sein. Zur Ergänzung des Programms gibt es dabei durchaus unterschiedliche Ansätze. Doch nur die wenigsten verzichten inzwischen wirklich völlig darauf. Außer den beiden Marktführern Berlin und Hamburg – und dem Naturmarathon von Arolsen – gibt es unter den siebzig größten deutschen Marathons keinen weiteren ohne läuferisches Zusatzangebot.

In Frankfurt, Düsseldorf und Münster hat man zum Beispiel Marathonstaffeln unterschiedlicher Ausprägungen in die Veranstaltungen integriert. Auch die altgedienten Steinfurt, Essen und Monschau sowie der Weiltal-Marathon setzen auf diese Karte. Die bayerische Landeshauptstadt München belässt es dagegen bei einem Zehner.

Doch die große Masse, nämlich drei Viertel aller Veranstaltungen, hat auch einen Halbmarathon in der Ausschreibung notiert. Eine definitiv ausreichend große Zahl, um auch hier einmal eine genauere Betrachtung vorzunehmen. Insbesondere ist natürlich interessant, wie sich das Verhältnis zum jeweiligen Marathon darstellt.

Denn nicht immer ist das halbwegs ausgeglichen. Eigentlich ist das sogar fast nie so. Und nur in Füssen ist die Halbdistanz tatsächlich schwächer besetzt. In Bühlertal sind zudem beide Strecken mehr oder weniger gleich stark. Doch nicht nur deshalb fallen die zwei Veranstaltungen etwas aus der Reihe. Da beide den Halben samstags und den Marathon sonntags austragen, kann man durchaus darüber debattieren, ob sie überhaupt in den Vergleich hinein gehören.

Anm.: Der Ruhr-Marathon Dortmund hatte 2009 keinen Halbmarathon im Programm. Das Verhältnis bezieht sich ausschließlich auf die Finisher der Oberhausen-Variante des Ruhr-Mararthons. Bezieht man auch Dortmund mit ein, kommt man auf 240,39%.

Nimmt man nur die am gleichen Tag ausgetragenen Rennen mit auf, sind im Jahr 2009 bisher die Läufe auf Usedom und über den Brocken mit einem Quotienten von 118% bzw. 122% zwischen den Distanzen an der Spitze. Doch damit ist es mit der gleichmäßigen Verteilung auch schon so ziemlich vorbei. Und sehr schnell nähert man sich Verhältnissen von zwei zu eins und höher. Gerade einmal zehn Marathonveranstaltungen mit angeschlossenem Halben liegen darunter.

Köln gehört zu diesen wenigen. Bei 140% hat man abgesehen von den beiden ostdeutschen Landschaftsläufen sogar noch den niedrigsten Wert zu bieten. Aber betrachtet man sich die langfristige Entwicklung kann man dennoch eine deutliche Verschiebung zur kürzeren Distanz erkennen. Denn noch 2006 war der Marathon ungefähr doppelt so stark wie sein kleiner Bruder.

Ein Jahr davor gab es ihn noch überhaupt nicht. Da konnte man am Rhein nur 42 Kilometer laufen. Oder eben gar nicht. Die Domstädter sind aber bei weitem nicht die einzigen, die ihr Programm im Nachhinein erweiterten. Auch anderswo hat man gelegentlich mit einem Marathon angefangen und später eine oder mehrere neue Disziplinen dazu genommen. Den umgekehrten Weg vom Halben zum Ganzen ist dagegen bisher kaum eine Veranstaltung gegangen.

Natürlich passierte das Erweitern nur um größeren Läuferkreisen das Mitmachen bei diesem „unvergleichlichen Event“ zu ermöglichen, wie es von den Organisatoren selbstverständlich immer betont werden dürfte. Darüber, dass man angesichts rückläufiger Läuferzahlen auf der Langdistanz durch die Ergänzungen auch etwas für die eigenen Kassen tut, verliert man genauso selbstverständlich kein Wort. Und natürlich treibt man damit auch sein Teilnehmer-Gesamtergebnis deutlich in die Höhe. Erst so werden Schlagzeilen wie die obige möglich.

Was man von dieser – bewusst oder unbewusst – missverständlichen Formulierung hält, hängt allerdings auch davon ab, wie man den Begriff „Marathon“ überhaupt versteht und interpretiert. Denn in breiten Kreisen der Bevölkerung hält man jeden, der auch nur ein bisschen ernsthafter läuft, ja schon für jemanden, der „Marathon macht“. Längst ist – auch aufgrund seiner Verwendung in den Medien – die Bedeutung des Wortes ziemlich aufgeweicht.

Und viele derjenigen, die sich bei einer entsprechenden Veranstaltung mit Mühe über 21,1 Kilometer ins Ziel arbeiten, sind stolz darauf und vollkommen überzeugt davon, bei einem Marathon dabei gewesen zu sein. Dass sie die gleiche Strecke eigentlich an jedem Wochenende gleich Dutzende Male irgendwo im Wald laufen könnten, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Es ist deshalb vermutlich auch kein Zufall, dass über die Hälfte der größten deutschen Halbmarathons im Rahmen eines Marathons ausgetragen werden. Und Köln ist mit seinen 11.035 Läufern auf der kürzeren Distanz zumindest in diesem Bereich auf Platz zwei der Rangliste aufgestiegen. Doch auch hier ist die im Frühjahr ausgetragene Berliner Veranstaltung mit 17.912 Zieleinläufen wie der große Bruder im September unangefochtene Nummer eins. Der zweitgrößte separat ausgetragene deutsche Halbmarathon in Stuttgart musste sich angesichts von 6.072 Männern und 1.739 Frauen im Ziel diesmal mit Rang drei begnügen.

Während bei den Marathons inzwischen nur noch neunzehn Rennen die Tausender-Grenze überschreiten können, schaffen es alleine von den in ihrem Rahmen ausgetragenen Halbmarathons dreiunddreißig über diese Marke. Selbst so kleine Läufe wie der Brombachsee-Marathon in Pleinfeld, der Koberstädter Waldmarathon in Egelsbach oder der Marathon von Niedernhall sind dabei noch vierstellig.

Und neben Köln können vier weitere – nämlich Freiburg, Mainz, der Rennsteiglauf und Karlsruhe – über sechstausend Halbmarathonis vermelden. Bonn und der Ruhrmarathon kommen deutlich über fünftausend. Hannover scheitert knapp daran. Auch Heilbronn und Ulm sind jenseits des Viertausender-Strichs zu finden. Mannheim, wo man sich erst gegen den Halbmarathon sträubte und ihn in diesem Jahr dann doch einführte, und der Dresdner Stadtmarathon positionieren sich oberhalb der Dreitausender-Linie.

Und beim Aufzählen der Veranstaltungen mit zweitausend oder mehr Teilnehmern auf der „Kurzstrecke“ wird es endgültig ziemlich unübersichtlich. Kassel, Regensburg, Duisburg, Koblenz, Bottwartal, Potsdam, Bremen, Würzburg und Leipzig wären da zu nennen. Sieht man sich die Zahlen der dazugehörenden Marathons an, wird deutlich, wie stark die Gewichte da zum Teil verrutscht sind.

Am weitesten neigt sich die Waage dabei in Heilbronn, wo 4.462 Halben gerade einmal 644 Marathonis gegenüber stehen, sich also ziemlich genau ein Verhältnis von sieben zu eins ergibt. Allerdings sind diese Werte für den Trollinger-Lauf nicht wirklich neu, sondern liegen schon seit Jahren in ähnlichen Bereichen. Und gegenüber dem Vorjahr ist der Zuwachs auf der langen Strecke relativ sogar – allerdings unwesentlich – größer.

Das ist beim mit ziemlich ähnlichen Zahlen daher kommenden Ulmer Marathon dagegen etwas anders. Statt bei 531% wie 2009 lag das Verhältnis im Jahr 2005 noch bei gerade einmal 156%. Doch in gleichem, ja fast noch stärkerem Maße, wie dort die Teilnehmerzahlen im Marathon abfielen, wuchs die Halbdistanz.

Ganz ähnliches kann man zu Beispiel auch in Bonn beobachten, wo sich aus einer fast ausgeglichenen Verteilung innerhalb von vier Jahren ein gegenüber dem eigentlichen Hauptwettbewerb vierfach größerer Halbmarathon entwickelt hat. Eine regelrechte Teilnehmerwanderung hin zu den kürzeren Strecken ist in diesen Fällen leicht zu belegen.

Dem Mittelrhein-Marathon geht es nicht anders. Auch hier stehen einem Marathonläufer inzwischen vier Halbmarathonis gegenüber. Wobei dabei aber auch eine Rolle spielt, dass die Langdistanz in Koblenz im Vergleich zu den Mitbewerbern noch drastischer eingebüßt hat als die meisten anderen. Die Verschiebung ist also eher dem schwach gewordenen Marathon als einem völlig überlaufenen Halben geschuldet.

Ganz deutlich ist der Trend hin zu kürzeren Strecken in Mainz belegbar, wo dank eines regelmäßig ausgebuchten Teilnehmerlimits von zehntausend Startern eine gleiche Ausgangsgröße existiert. Und auch gegenüber der Mainmündung ist aus nicht einmal zwei zu eins vor gerade vier Jahren inzwischen fast ein vier zu eins geworden.

Insgesamt gibt es in diesem Zeitraum praktisch keine Veranstaltung, bei der sich die Verhältnisse nicht zugunsten des Halbmarathons verändert hätten. Die wenigen Ausnahmen sind eher kleinere Läufe, wo wenige Teilnehmer in relativen Zahlen schon große Wirkung erzielen. Und auch dort ist es – wie im pfälzischen Kandel, wo sich die Prozentzahlen von 210% auf 203% verringern – keine echte Veränderung sondern aus statistischer Sicht fast nur eine „Messungenauigkeit“ bei einem eigentlich gleichen Ergebnis.

Der reine Vorjahresvergleich fällt zwar deutlich weniger einheitlich aus, denn hier gibt es durchaus Verschiebungen in beide Richtungen. Aber insgesamt kommen bei der Auswertung aller Veranstaltungen, die schon 2008 einen Halbmarathon im Angebot hatten, trotzdem diesmal unter dem Strich weit über fünftausend Zieleinläufe auf dieser Distanz mehr heraus. Da die dazugehörenden Marathons in der Summe über zweitausend Läufer verloren haben, ist man von einer dreifachen Überlegenheit der Halben nun gerade noch gut zehn Prozentpunkte entfernt.

Außer in Köln hat man dabei in diesem Jahr von den Großen auch in Bremen, Koblenz und Hannover beim Halbmarathon in deutlich zweistelligen Veränderungsraten zugelegt. Dagegen hat Darmstadt nicht nur beim Marathon sondern auch auf der halb so langen Strecke die Hälfte der Teilnehmer eingebüßt. Mit über dreizehnhundert hat man dabei auch in absoluten Zahlen den größten Schwund. Doch wie beim Marathon gibt es auch auf der Halbdistanz den Sondereffekt der jährlich umziehenden Sparkassenmeisterschaften. Und die hatten den Darmstädtern eben im Vorjahr alleine rund tausend Starter geliefert.

Umgekehrt tauchen in Köln, wo sich die Bankmitarbeiter diesmal trafen, um ihre Schnellsten zu ermitteln, sogar dreizehnhundert Namen in dieser Wertung auf. Auch ohne sie hätten die Domstädter, die mit 2347 zusätzlichen Halbmarathonis als einzige vierstellig zulegten, ein deutliches Wachstum verzeichnet. Doch wäre es eben dennoch nur halb so groß ausgefallen.

Selbst wenn die Rennen über 21 Kilometer im Rahmen einer Marathonveranstaltung insgesamt weiter wuchsen, gelang es ihnen dennoch nicht, den Rückgang auf der Langdistanz komplett aufzufangen. Die Teilnehmerzahlen gingen also – falls keine weitere Verschiebung zu noch kürzeren Strecken, die aufgrund ihrer vielen unterschiedlichen Ausprägungen, nicht mehr im Detail ausgewertet wurden, vorliegt – auch in der Summe zurück.

Neben Darmstadt und dem Ruhrmarathon, wo eine der beiden Halbdistanzen komplett gestrichen wurde, trifft das vor allem Freiburg. Im Breisgau kamen innerhalb eines Jahres über achthundert Halbmarathonis abhanden. Doch auch St. Wendel, Duisburg oder Fürth verloren in der Addition beider Distanzen mehrere hundert Läufer. Da müssen sich die Pressestellen schon wirklich verbiegen, um noch positive Überschriften produzieren zu können.

Halb so lang scheint dennoch weiterhin im Kommen zu sein. Warum soll man sich denn auch über 42 Kilometer quälen, wenn man mit der Hälfte auch die Atmosphäre schnuppern kann. Zumal es für Außenstehende ohnehin kaum noch einen Unterschied macht, wie weit man beim Marathon XY gelaufen ist. Hauptsache man war dabei. Und auf den Medaillen wird ja in vielen Fällen ohnehin kein Unterschied mehr gemacht.

Dass viele ihren Halbmarathon, den sie nach monatelanger – allerdings in den meisten Fällen wohl doch eher spärlichen – Vorbereitung in Zeiten absolvieren, mit denen frühere Läufergenerationen diese Strecke täglich locker im Training zurücklegten, dann auch noch wie eine Heldentat bejubeln, ist sicher ein deutliches Zeichen für eine im letzten Jahrzehnt völlig veränderte Wahrnehmung.

„Sehen und gesehen werden“ funktioniert schließlich auch, ohne dass man die volle Distanz bewältigt. Ganz im Gegenteil, auf den langen Strecken wird es ja nicht nur wegen der weniger werdenden Läufer immer einsamer. Auch die Zuschauer kommen im zweiten Teil oft größtenteils abhanden. Die Tribünen, die an der gesamten 42.195 Meter langen Strecke aufgebaut sein müssten, wenn all die Hunderttausende, die nach Aussagen der Verantwortlichen angeblich dabei waren, wirklich etwas hätten sehen wollen, leeren sich zusehends.

Das „Event“ – wer ein wenig Englisch beherrscht, kann über die Begriffe aus dem Werbedeutsch oft wirklich nur schmunzeln – ist jedenfalls dann ja vorbei. Warum dann noch warten, wenn ohnehin kaum noch jemand vorbeikommt. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass immer mehr bisher noch interessierte Läufer auf den Halbmarathon umschwenken. Die lange Strecke trocknet dagegen langsam aber sicher vollkommen aus.

Man kann als Veranstalter sicher auf diese Art kurzfristig erst einmal seine Gesamtteilnehmerzahlen weiter halten und damit auch für Schlagzeilen wie die einleitende sorgen. Doch hält die Tendenz zu immer kürzeren Distanzen an, lohnt der Aufwand zur Streckensicherung und Verpflegung für eine immer kleiner werdende Zahl von Marathonis irgendwann einfach nicht mehr. Mittel- und langfristig dürfte „Halb so lang ist weit genug“ jedenfalls keine Lösung sein.

Teil 5: Die Frauenquote

Aufholen in Trippelschritten

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit freuten sich Laufveranstalter, wenn ihre Frauenquote in den Bereich von zehn Prozent vorstoßen konnte. Das hat sich zwar inzwischen deutlich gewandelt, doch von Gleichheit ist zumindest im Marathon noch lange nichts zu sehen. Denn insgesamt betrachtet sind zur Zeit nur knapp 18% aller in deutsche Marathonziele einlaufenden Personen weiblich.

Interessant ist es allerdings zu sehen, dass oft auf den dazu gehörenden Halbmarathons mit 28% deutlich mehr Frauen unterwegs waren. Und fast genauso interessant scheint, dass sich diese Verteilung nun schon seit einem halben Jahrzehnt ziemlich hartnäckig hält. In großen Sprüngen holen die Damen nun wirklich nicht auf. Und von Quoten zwischen vierzig und fünfzig Prozent, die man bei amerikanischen Rennen oft entdecken kann, ist man hierzulande noch meilenweit entfernt.

Es ist eher eine Veränderung in Trippelschrittchen, denn immerhin hat man sich im Marathonbereich mit von Jahr zu Jahr marginalen Zuwächsen seit 2005 von 17,1% verbessert. Auch 2009 ging es weiter um 0,2 Prozentpunkte voran. Wenn diese rasende Geschwindigkeit so anhält, wird es den Frauen bis zur übernächsten Jahrhundertwende doch tatsächlich schon gelungen sein, den Rückstand aufzuholen.

Doch im Ernst, es lassen sich in diesem Jahr durchaus einige Veranstaltungen entdecken, bei denen trotz eines Rückganges insgesamt dennoch mehr weibliche Teilnehmer ins Ziel kamen. Und in Ausnahmefällen wie beim Schwarzwaldmarathon in Bräunlingen fängt dieses Wachstum sogar komplett den Schwund bei den Herren auf. Die Damen alleine bringen den Traditionslauf – wenn auch nur knapp – in einen positiven Bereich. Vielleicht auch ein kleines Dankeschön, an die Veranstaltung, bei der Frauen erstmals offiziell 42,2 Kilometer im Wettkampf laufen durften.

Damit liegt man auf der Baar in diesem Jahr sogar deutlich über dem Gesamtdurchschnitt. Etwas, was für einen Marathon dieser Größenklasse eigentlich recht ungewöhnlich ist. Denn ziemlich eindeutig lässt sich aus den Daten ablesen, dass der Frauenanteil zunimmt, je höher die Gesamtteilnehmerzahl wird.

Beim Branchenprimus Berlin zum Beispiel befindet man sich mit einem Wert von 20,2% weit über dem Durchschnitt. Und auch Hamburg hat fast den gleichen Prozentsatz und dadurch einen Frauenanteil von über einem Fünftel. Von den drei Marathons zwischen fünf- und zehntausend Teilnehmern liegt Köln mit 18,8% noch etwas oberhalb des Mittelwertes, Frankfurt und München dagegen schon darunter.

Mit der nächsten Kategorie zwischen zwei- und fünftausend sackt der Wert in der Summe schon unter das Gesamtmittel ab, selbst wenn man dieses beim Rennsteiglauf noch einmal überbietet. Tendenziell wird der Frauenanteil allerdings in jeder kleineren Klasse geringer. Nur noch 15,7% sind es bei den Läufen über tausend Teilnehmer, ganze 14,6% bei denen über fünfhundert und sogar nur noch 13,4% bei den Marathons, die mit zweihundert und mehr Läufern im Ziel noch in die LaufReport-Betrachtung hinein kamen.

Natürlich sind die Ergebnisse für diese Gruppen aufgrund der höheren Datenmenge statistisch aussagekräftiger, heben sich Ausreißer besser gegenseitig auf, als wenn man nur wenige Beobachtungen zur Auswertung hat. Doch das Argument der Zufälligkeit scheidet aus, wenn man auch in den vergangenen Jahren ziemlich identische Ergebnisse mit genau den gleichen Abstufungen zu Tage fördert.

Daraus ganz allgemein zu folgern, dass bei kleineren Läufen fast keine Damen am Start wären, stimmt allerdings auch nicht. Neben dem schon erwähnten Schwarzwald-Marathon liefern auch der Hornisgrinde-Marathon im Bühlertal, Füssen und der Kyffhäuser-Marathon überdurchschnittliche Werte. Und zwar sogar jenseits der Zwanzig-Prozent-Marke.

Dennoch scheint es fast so zu sein, dass sich Frauen lieber in großen Feldern verstecken. Oder ziehen sie in ihrer Mehrzahl den Party-Charakter eines Stadtmarathons dem Naturgenuss kleinerer Landschaftsläufe vor? Immer wieder kommt zudem auch das Argument hoch, Frauen hätten weniger Interesse, sich in Wettkämpfen zu messen, sondern würden eher die soziale Komponente des Laufsports bevorzugen.

Dass bei den zahlenmäßig wesentlich stärker besetzten Halbmarathons ihr Anteil höher ist, lässt sich mit all diesen Thesen erklären. Und wie als Beleg dafür lässt sich dann auch noch beim mit über zehntausend Läufern besetzten und zudem für seinen großen Zuschauerzuspruch bekannten Halbmarathon in Köln mit 35,3% der allerhöchste Wert feststellen.

Wenn es jedenfalls darum geht, neue Teilnehmerpotentiale zu erschließen, liegt im Frauenanteil vielleicht noch eine der größten Möglichkeiten. Andere Länder machen es ja vor. Nicht nur die US-Amerikaner. Auch in Skandinavien liegt der Prozentsatz in der Regel ein wenig höher als hierzulande. Und in London, an dem sich die Berliner nun hauptsächlich orientieren, nachdem sie die nationale Konkurrenz völlig abgehängt haben, ist inzwischen rund ein Drittel des Feldes weiblich. Vielleicht gelingt es in Deutschland ja doch noch vor dem übernächsten Jahrhundert, die Werte einander anzunähern.

Teil 6: Unterwegs auf den schnellsten Strecken der Welt?

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Es ist sicher eine absolut gewagte These, zu behaupten nirgendwo würde schneller gelaufen als in Deutschland. Doch wie eigentlich immer im Bereich der Statistik muss man nur lange genug suchen, um irgendetwas zu finden, das die gemachte Behauptung unterstützt. Dass es umgekehrt zu jedem Ansatz meist mindestens genauso viele Belege gibt, die ihn auch widerlegen könnten, wird dann gerne einmal vernachlässigt. Simple, plakative Aussagen sind – auch und gerade in der doch so komplexen modernen Welt – gefragt. Dass diese stets allzu einfach ausfallen, will jedoch eigentlich niemand hören.

Sind also die deutschen Marathonstrecken die schnellsten weltweit? Nun immerhin wurde der Weltrekord bei den Herren zuletzt nur noch auf deutschen Boden verbessert. Auf 2:03:59 drückte Haile Gebrselassie im Vorjahr in Berlin die aktuelle Marke. Und auch zwei der letzten fünf Bestzeiten bei den Frauen wurden hierzulande gelaufen. Dass zwischen 2006 und 2008 gleich dreimal hintereinander die schnellste Zeit des Jahres in Deutschland erzielt wurde, scheint ein weiteres eindeutiges Indiz zu sein.

Doch geht es bei allen in dieser Aufzählung erwähnten Leistungen bisher nur um eine einzige Veranstaltung, nämlich der Hauptstadtmarathon von Berlin. Und da für Spitzenergebnisse außerdem eben nicht nur die Streckenführung sondern auch die finanziellen Möglichkeiten bei der Verpflichtung internationaler Eliteathleten eine ziemlich entscheidende Rolle spielt, wäre die Schlussfolgerung, deutsche Kurse seien ganz besonders für gute Zeiten geeignet, wohl ziemlich vorschnell.

Doch gibt es durchaus noch andere Beobachtungen, die dafür sprechen, dass die einheimischen Marathons im internationalen Vergleich einen ziemlich hohen Stellenwert haben. Insbesondere bei den Männern ist das so. Denn von den besten neunhundert Zeiten der Jahresbestenliste 2009 wurden volle hundertvierzig auf deutschen Straßen erzielt.

Wo wurde in Deutschland absolut am schnellsten gelaufen

Männer

In der Grafik sind alle Marathons mit mehr als 300 Finishern berücksichtigt, mit einem Männersieger bis 2:33 Stunden. Der Häufung an Leistungen knapp über der begehrten 2:29:59 Marke tragen wir Rechnung. (Achtung: Stand ist Okt.09 - spätere Termine werden am Ende des Jahres nachgetragen.
Berlin Gebrselassie, Haile
2:06:08
Frankfurt/M Kirwa, Gilbert
2:06:14
Köln Kipkogei Ruto, Evans
2:08:36
Karlsruhe Kiptoo, Joel
2:09:08
Ruhr Dortmund Bungei, Samson
2:09:23
Düsseldorf David Langat
2:10:46
Hannover Ruto, Evans Kipkogei
2:10:47
Hamburg Tside, Solomon
2:11:47
Münster Chepkwony, Richard
2:12:02
Kassel Biwott, Josef
2:13:11
Mainz Tum, Sammy Kipkoech
2:13:56
St.Wendel Gikuni, Geoffrey
2:14:27
Bonn Mutai, Joash
2:15:22
Regensburg Toptun, Andrej
2:17:30
Essen Pyka, Dennis
2:20:54
Würzburg Tluvay, Michael
2:24:15
Füssen Kosgei, Titus
2:24:32
München Salii, Maksym
2:28:13
Bottwartal Kosgei, Titus Kipchumba
2:29:11
Dresden Oberelbe Janicki, Jaroslaw
2:29:50
Mannheim Cheruiyot, Isaak
2:30:31
Leipzig Salii, Maksym
2:31:14
Freiburg Häntzschel, Steffen
2:31:23
Lübeck Hendriksen, Jon-Paul
2:31:27
Fränkische Schweiz Wasilewski, Marek
2:32:01
Mittelrhein Schönberger, Martin
2:32:14
Duisburg Velten, Sascha
2:32:16
Dresden Stadt Schmidt, Paul
2:32:45
Magdeburg Richter, Jörg
2:32:51
Heilbronn Diehl, Marco
2:33:09

Selbst wenn man den Sondereffekt der Weltmeisterschaft, bei der mit dreiunddreißig Zeiten unter 2:18 – wo der Schnitt in der Betrachtung erfolgte – nahezu selbstverständlich die meisten Ergebnisse in diesem Bereich gelaufen wurden, heraus rechnet, gibt es nirgendwo sonst eine solche Häufung. Denn außer Deutschland liefert kein anderes Land eine dreistellige Anzahl für die Statistik.

Sogar das frühere El Dorado für Straßenlaufprofis, die USA, wo es – trotz der hierzulande schon extrem hohen Marathondichte – noch einmal mehr als doppelt so viele Wettkämpfe über diese Distanz gibt, kommt mit neunzig Zeiten nicht an diese Marke heran. Auch die Zahl der unterschiedlichen Rennen hängt mit zwölf um zwei hinter der jener vierzehn deutschen Läufe zurück, die 2009 bisher Beiträge zur Erstellung der Weltrangliste lieferten. Die WM bleibt auch hier aus Vergleichbarkeitsgründen sogar noch außen vor.

Am dritthäufigsten sind japanische Veranstaltungen verzeichnet. Ein Land, in dem Marathon eine Stellenwert genießt, wie vielleicht sonst nirgendwo auf der Welt. Die nur wegen der Live-Übertragung des japanischen Fernsehens – und den damit verbundenen beträchtlichen Zahlungen an die IAAF – in der Mittagshitze ausgetragen Meisterschaftsrennen von Berlin, zeigen dieses Interesse, von dem europäische Läufer nur träumen können ziemlich deutlich.

Und Rang vier geht wieder nach Europa. Doch nicht etwa Italien, das mit immerhin achtundfünfzig Spitzenzeiten auf Platz fünf landet, oder Frankreich als Achter mit einundvierzig steuern besonders viel bei. Auch Spanien liegt angesichts von gerade einmal siebzehn Ergebnissen unter 2:18 nur an zwölfter Stelle. Und aus dem britischen Königreich gibt es außer fünfzehn Zeiten aus London nur noch einen einzigen Beitrag aus Belfast.

Es sind die kleinen, aber flachen Niederlande, in denen besonders schnell gelaufen wird. Gerade einmal fünf Rennen – nämlich die von Rotterdam, Amsterdam, Eindhoven, Enschede, und Utrecht – liefern stolze sechsundsechzig Datensätze. Der Marathon von Leiden steuert ganz zum Schluss dann noch einen weiteren bei.

Südkorea und China können beide ebenfalls mit mehreren hochwertigen Rennen aufwarten. Vom koreanischen Asphalt kommen nämlich sechsundfünfzig und vom chinesischen vierundvierzig Einträge. Aus europäischer Sicht ist das eher überraschend, bekommt man doch genau wie von den japanischen Marathons wenig mit. Einzig der noch ausstehende Traditionslauf von Fukuoka schafft es ab und zu noch in die Berichterstattung.

Dieser wird die Liste zwar vermutlich genauso ergänzen, wie einige im November und Dezember angesetzte Läufe im Mittelmeerraum. Doch die wirklich wichtigen Marathons sind vorbei. Schwerwiegende Änderungen an der Statistik wird es aus Florenz, San Sebastian, Saragossa oder Lissabon wohl genauso wenig geben wie aus Singapur oder Honolulu, wo zwar die Teilnehmerfelder groß, die Wetterbedingungen aber meist wenig leistungsfreundlich sind.

Auch Afrika ist mit ein paar Rennen vertreten. Und dort gibt es den Marathon, in dem 2009 die Leistungsdichte abgesehen vom WM-Lauf am höchsten war. Dass er auch noch 1600 Meter über dem Meer stattfand, macht dreißig Zeiten unter 2:18 noch bemerkenswerter. Doch wenn man andererseits erfährt, dass es sich beim Austragungsort um das kenianische Nairobi handelt und die Ergebnisse von sechs Händen voll Einheimischer produziert wurden, ist das ganze bei weitem nicht mehr so erstaunlich.

Denn dass aus Ostafrika regelrechte Heerscharen von Weltklasseathleten kommen, hat sich auch bei weniger Interessierten längst herum gesprochen. Von den ersten neunhundert Leistungen in der Weltrangliste geht nahezu die Hälfte auf das Konto von insgesamt 318 unterschiedlichen Kenianern. Unter den schnellsten hundert Ergebnissen steht gar hinter fünfundsechzig das Kürzel „KEN“. Also bleibt im Umkehrschluss gerade einmal ein Drittel für Läufer anderer Nationen übrig.

Eine fast schon unglaubliche Dominanz, die durch vierundzwanzig äthiopische Zeiten unter den ersten Hundert noch verschärft wird. Einige Läufer aus Eritrea, Marokko und Südafrika sowie ein ursprünglich ebenfalls aus Kenia stammender Bahraini sorgen dafür, dass es nur noch der Koreaner Youngjun Ji, der Japaner Atsushi Sato und der Amerikaner Mebrahtom Keflezighi unter die ersten hundert schaffen.

Und die Zeiten an der Spitze werden immer schneller. Mit 124 Ergebnissen unter 2:10 ist die bisher beste Marke aus dem Vorjahr schon jetzt um rund zwanzig überboten. Fast achtzig Mal wurde bisher unter 2:09 und mehr als vierzig Mal unter 2:08 gelaufen. Und in fünfundzwanzig Fällen blieb die Uhr sogar vor der 2:07 stehen. Dabei war das in der Vergangenheit seit 1988 insgesamt gerade fünfundsiebzig Mal gelungen. Knapp zwei Monate vor Silvester sind die Werte des absoluten Rekordjahres 2008 jedenfalls bereits alle geknackt, zum Teil regelrecht pulverisiert.

Wo wurde in Deutschland absolut am schnellsten gelaufen

Frauen

In der Grafik sind alle Marathons mit mehr als 300 Finishern berücksichtigt, die eine Frauensiegerin hatten, die unter drei Stunden gelaufen war. (Achtung: Stand ist Okt.09 - spätere Termine werden am Ende des Jahres nachgetragen).
Berlin Besuye, Atsede Habtamu
2:24:47
Frankfurt/M Kiprop, Agnes
2:26:57
Hamburg Aguilar, Alessandra
2:29:01
Düsseldorf Hahn, Susanne
2:29:26
Köln Mockenhaupt, Sabrina
2:30:12
Hannover Too, Fridah Jepkite
2:35:47
Ruhr Dortmund Chesire, Rose
2:36:52
Münster Loywapet, Ecler
2:37:06
Kassel Loywapet, Ecler
2:37:36
Mainz Pichlmaier, Bernadette
2:38:44
Essen Krull, Silvia
2:40:42
St.Wendel Kouhan Sviatlana
2:42:05
Bottwartal Kipchonge, Pamela Jemeli
2:42:18
Bonn Kiboino, Rosina
2:42:28
Karlsruhe Kiboino, Rosina
2:43:09
Regensburg Kovacs, Ida
2:47:42
Dresden Oberelbe Maissenbacher, Simone
2:50:42
Dresden Stadt Tramoy, Sylvie
2:52:45
München Schmid, Luzia
2:53:16
Füssen Heiß, Mikki
2:53:41
Darmstadt Rauschenberg, Eve
2:54:01
Würzburg Poywo, Peris
2:54:44
Duisburg Meyer, Marlies
2:56:56
Bremen Brinkmann, Eva
2:59:29

Schnellster Europäer – und als einziger bisher unter der Grenze von hundertdreißig Minuten, wenn auch nur sieben Sekunden – ist der Italiener Ruggero Pertile auf Platz 120. Der alte Kontinent hat inzwischen in der absoluten Spitze fast nichts mehr zu melden. Rund siebzig Prozent der Jahresbestenliste wird selbst in den mittleren und hinteren Rängen von Afrikanern geschrieben.

Nicht nur Italien, das ja mit Gelindo Bordin und Stefano Baldini noch in jüngerer Zeit zwei Olympiasieger hervorbringen konnte, hat den Anschluss verloren. Auch Spanien, das in den Neunzigern durch Martín Fiz und Abel Antón mehrere Weltmeistertitel in Folge gewinnen konnte, geht es nicht anders. Gerade einmal fünf Einträge für Italia und acht für España sprechen eine deutliche Sprache.

Doch andere früher wichtige europäische Läufernationen sind ebenfalls betroffen. Acht Franzosen und drei Portugiesen mit sechs Ergebnissen sind nicht wirklich überzeugend, wenn man bedenkt, dass sich Benoît Zwierzchiewski und António Pinto den immerhin bei 2:06:36 stehenden Europarekord teilen. Und die Briten dürfen gar nur vier Läufer vermelden, die sich in die Auflistung der Weltbesten hinein arbeiten konnten.

Nur die lange ebenfalls ziemlich abgehängten Amerikaner haben aufgeholt und sind sogar – zumindest bei den eher taktischen Rennen ohne Tempomacher auf ihren welligen Traditionsstrecken – wieder durchaus konkurrenzfähig, wie der Sieg von Mebrahtom Keflezighi in New York gerade belegte. Auch Ryan Hall als Dritter in Boston und Vierter in New York blieb im Jahr 2009 noch unter der 2:10, die Dathan Ritzenhein zudem genau traf. Noch zwanzig weitere ihrer Landsleute liefen unter 2:18. So viele wie lange nicht mehr.

Verglichen mit den Nachbarländern stehen die vier Deutschen also doch nicht ganz so schlecht da, wie man angesichts der geringen Zahl anfangs vermuten könnte. Die anderen sind nämlich auch kaum besser. Martin Beckmann (2:13:42), Falk Cierpinski (2:17:12) und Tobias Sauter (2:17:27) schaffen es jedenfalls in die Bestenliste.

Und André Pollmächer kam bei seiner 2:13:09 in Düsseldorf zu einer Zeit, die zuletzt Carsten Eich und Michael Fietz in den Jahren 1997 bis 2000 unterboten, als sie mit Ergebnissen im Bereich von 2:10 und 2:11 die schnellsten Deutschen waren. Pollmächer, der allerdings angekündigt hat, seine kurze Marathonkarriere schon wieder zu beenden, taucht mit seiner WM-Zeit von 2:15:36 noch ein zweites Mal in der Liste auf.

Dennoch wurden von den hundert schnellsten Zeiten bei deutschen Stadtmarathons gerade einmal vier von Einheimischen erzielt. Alle vier übrigens in Düsseldorf, wo man ganz bewusst auf die verbliebenen deutschen Kräfte setzt, um sich ein wenig von der Konkurrenz abzuheben und überregional Schlagzeilen zu bekommen. Für einen deutschen Sieg hat es aber auch am Rhein nicht gereicht. Pollmächers Leistung brachte ihn nur auf die Bronzestufe des Treppchens.

Wenig überraschend waren es zwei Kenianer, denen sich der Sachse geschlagen geben musste. Denn auch in Deutschland dominieren die Ostafrikaner die Marathonszene. Von jenen 107 bei hiesigen Stadtmarathons gelaufenen Zeiten, die es in die Weltrangliste schafften, wurden 69 durch Athleten aus dem Läuferland Nummer eins erzielt. Schnell gerannt wird in Deutschland tatsächlich, allerdings hauptsächlich von anderen.

Die beste Siegerzeit eines Deutschen ist jene 2:20:54, die Dennis Pyka beim Marathon rund um den Baldeneysee in Essen, wo man ebenfalls auf einheimische Kräfte setzt, erreichte. Allerdings wurde bei sechzehn Marathons im Land schneller gelaufen. Und dreizehn ihrer Gewinner kamen aus Kenia. Der allerschnellste Sieger, nämlich der mit 2:06:08 in Berlin erfolgreiche Haile Gebrselassie, stammt allerdings dann doch aus Äthiopien.

Aber im Gegensatz zu den vergangenen drei Jahren, in denen der weltweit vielleicht bekannte Langstreckler, mit seinen Siegerzeiten aus der Hauptstadt – von denen zwei auch neue Weltrekorde waren – die Weltrangliste anführte, wurden 2009 anderenorts zehn noch bessere Ergebnisse abgeliefert. Auch der Äthiopier selbst war in Dubai mit 2:05:29 schneller.

In Berlin trudelte Gebrselassie, nachdem er bis Kilometer dreißig das Tempo hoch gehalten und im Vorbeilaufen einen Weltrekord über diese selten gelaufene Distanz aufgestellt hatte, angesichts der Wärme für seine Verhältnisse fast schon aus. Dennoch gewann er das nur auf ihn zugeschnittene Rennen sicher.

Den ganz großen Konkurrenten geht der Äthiopier nämlich – spätestens seit er beim gut besetzten London Marathon zweimal nicht gewinnen konnte, einmal Dritter und einmal Neunter wurde – lieber aus dem Weg und konzentriert sich eher auf die Jagd nach Rekorden. Und die Veranstalter kommen ihm – wohl wissend um den enormen Werbewert des kleinen Äthiopiers – dabei durchaus entgegen.

Olympiasieger Sammy Wanjiru, der anfangs ja auch angekündigt hatte, in Berlin den Weltrekord angreifen zu wollen, am besten sogar im direkten Zweikampf, lief jedenfalls dann doch in Chicago. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Immerhin das Fernduell gegen den aktuellen Bestzeiteninhaber gewann der Kenianer in 2:05:41. Nebenbei bemerkt: Gebrselassie hat auch noch zufällig die gleiche Ausrüsterfirma wie der Hauptstadtmarathon, Wanjiru dagegen eine andere.

Noch früher als in der Windy City am Michigansee durchriss der aktuell vielleicht beste Marathonläufer das Zielband bei seinem Sieg in London. Mit seiner dortigen 2:05:10 landete Sammy Wanjiru auch in der Weltrangliste vor Gebrselassie, der diese erstmals seit 2004 nicht anführt. Dessen Landsmann Tsegay Kebede und der Marokkaner Jaouad Gharib konnten mit 2:05:20 und 2:05:27 in der britischen Hauptstadt ebenfalls eine schnellere Zeit verbuchen.

Doch die besten Ergebnisse des Jahres kommen erstmals seit 2001 wieder aus der Stadt an der Mündung von Rhein und Maas, aus Rotterdam. Duncan Kibet Kirong und James Kipsang Kwambai waren dort nach 2:04:27 in einem Fotofinish zeitgleich. Selbst der Dritte von Rotterdam, der spätere Weltmeister Abel Kirui lieferte in 2:05:04 eine Leistung ab, an die kein Gewinner eines anderen Marathons noch heran kam.

Abgesehen von einer Gebrselassie-Zeit aus Dubai wurde damit erstmals nicht in Berlin unter 2:05 gelaufen. Zuvor waren fünf von sechs Leistungen am Brandenburger Tor erzielt worden. Nach drei Jahren in der Führungsposition findet sich die deutsche Hauptstadt im Jahr 2009 nur noch auf dem sechsten Rang der Marathons mit den besten Siegerzeiten. Denn neben den vier schon erwähnten Rennen wurde auch in Paris durch den 2:05:47 benötigenden Vincent Kipruto noch schneller gerannt als an der Spree.

Fast noch ärgerlicher für die Hauptstädter dürfte aber sein, dass ihnen mit Frankfurt ein nationaler Konkurrent ziemlich dicht auf die Pelle gerückt ist. Gerade einmal sechs Sekunden liegen noch zwischen den Ergebnissen der beiden Sieger. Auf nun 2:06:14 drückte Gilbert Kipruto Kirwa den Streckenrekord in der Bankenmetropole. Dazu hatte Frankfurt sogar noch eine größere Leistungsdichte. Denn während am Main dreiundzwanzig Zeiten unter 2:18 verzeichnet werden konnten, waren es in Berlin „nur“ sechzehn.

Mit der Verpflichtung von gleich zwei bis drei Dutzend tempoharten Ostafrikanern kann man nach der Methode „einer wird schon durchkommen“ fast davon ausgehen, eine Klassezeit und in der Regel auch einen ziemlich spannenden Wettkampf geliefert zu bekommen. In Frankfurt verfolgte man zuletzt diese Linie und hatte damit Erfolg. Denn nicht nur Kipruto Kirwa sondern auch Robert Kiprono Cheruiyot in 2:06:23 und William Kiplagat in 2:07:05 blieben noch unter der alten Frankfurter Bestleistung.

So knapp der Ausgang auch immer sein mag, die geballte Übermacht aus dem kenianischen Hochland macht es den Zuschauern andererseits natürlich auch schwer, echtes Interesse für den Kampf um die ersten Plätze zu entwickeln. Die Sieger scheinen austauschbar. Ein Mitfiebern ist fast unmöglich, da man keinen einzigen der Spitzenläufer kennt. Und angesichts etlicher ähnlicher oder gar völlig gleicher Namen sind selbst Fachleute beim Auseinanderhalten der Athleten manchmal einigermaßen überfordert.

Es ist dann eine durchaus verständliche Reaktion, dass auch die Fernsehsender immer weniger Übertragungszeit für Marathonläufe bereit stellen. In den Hauptkanälen schon gar nicht. Selbst der Berliner Marathon, für den man im Jahr 1990 beim ersten Lauf durch das wieder offene Brandenburger Tor die erste Live-Berichterstattung einer solchen Veranstaltung produzierte, ist inzwischen ins Regionalprogramm verschoben.

Dabei hatte man in den Boomjahren Anfang des neuen Jahrtausends fast auf jede größere Laufveranstaltung mit der Kamera gehalten. Und ein Teil der Marathon-Welle war mit Sendungen wie „Von 0 auf 42“ sogar mit ausgelöst. Doch nicht nur bei den Läufen selbst sondern auch bei den Sendern ist dieser Trend längst wieder vorbei.

Ohne konkurrenzfähige einheimische Athleten sinkt die Quote eben schnell deutlich ab. Tennis hat es in der Vergangenheit bereits erlebt. Die Radfahrer erleben es gerade im Moment. Und glaubt jemand ernsthaft, dass Biathlon auch weiterhin mit solch enormer Sehbeteiligung rechnen könnte, würden die deutschen Skijäger weit hinterher laufen?

Man mag bedauern, dass nicht mehr Europäer in der Lage sind, mitzuhalten. Doch deswegen die Afrikaner von den Rennen zu verbannen, kann eigentlich auch keine Lösung sein. Soll man die Kenianer dafür bestrafen, dass sie so schnell sind? Würde man einen Fußballverein, der in der Bundesliga fast alle Spiele gewinnt, deshalb aus der Klasse schicken? In dem Augenblick, in dem man Siegprämien auslobt, muss man eben auch damit rechnen, dass es Läufer gibt, die sie sich verdienen möchten.

Zumal die drückende Überlegenheit ja nicht nur in der Stärke der Ostafrikaner sondern auch in der Schwäche ihrer europäischen Konkurrenten begründet ist. Denn noch vor gar nicht allzu langer Zeit gab es sehr wohl etliche unter ihnen, die Leistungen von 2:08 oder 2:07 erbringen konnten. Ein Blick in die Rekordlisten zeigt, dass Läufer wie der Waliser Steve Jones und der Portugiese Carlos Lopez – beides einstige Weltrekordler – das sogar schon vor einem Vierteljahrhundert taten. Die Nachfolgegeneration ist dagegen zwischen fünf und zehn Minuten langsamer.

Zu dieser Zeit lief auch eine Handvoll deutscher Läufer noch unter 2:10. Der deutsche Rekord des Dresdners Jörg Peter steht jedenfalls seit 1988 bei 2:08:47. Und Waldemar Cierpinski erzielte bereits bei seinem Olympiasieg von Montréal im Jahr 1976 eine 2:09:55. Indizien, die eindeutig gegen jene angeblichen großen genetischen Vorteile sprechen, die man als Begründung für die Dominanz der Afrikaner so gerne vorbringt.

Noch bei einem dritten Marathon in Deutschland wurde unter 2:07 gelaufen. In 2:06:54 sicherte sich Abel Kirui nämlich in Berlin den WM-Titel. Es ist inzwischen eben nicht nur so, dass bei nahezu allen wichtigen Stadtmarathons regelmäßig Leistungen zum Sieg nötig sind, die noch vor wenigen Jahren Weltrekord bedeutet hätten. Auch die Meisterschaftsrennen, die lange meist eher taktisch und zumindest am Anfang relativ langsam gelaufen wurden, gingen zuletzt in ähnlich flotten Zeiten weg.

Dass es tatsächlich ein neuer Trend ist, kann man nach gerade einmal zwei Beobachtungen nicht ernsthaft behaupten. Doch nicht nur in Berlin sondern auch bei Olympia in Peking wurde ja von Beginn an bedingungslos aufs Gaspedal gedrückt. Das Ausscheidungsrennen, das früher in der Regel erst auf der zweiten Hälfte begann, ging bei den letzten beiden Großereignissen schon mit dem Startschuss los. Dass beide Male die Afrikaner die Plätze unter sich ausmachten, ist dabei sicher kein Zufall.

Von Meisterschaften zurück zu den deutschen Stadtmarathons. Nach Zeiten landete Köln im Jahr 2009 auf dem dritten Platz. In 2:08:36 ging dort Sieger Evans Kipkosgei Ruto zeitgleich mit dem Zweiten Samson Kiptoo Bungei über die Linie. Der Gewinner ist übrigens ein gutes Beispiel für das kenianische Namensdurcheinander, denn er ist keineswegs mit jenem Evans Ruto identisch, der 2003 und 2004 in Chicago gewann. Jedenfalls wurde selbst international gerade einmal bei einundzwanzig Veranstaltungen schneller gelaufen als am Rhein.

Auch die bisher im Konzert der Großen eher wenig beachtete Veranstaltung von Karlsruhe kam durch eine überraschende 2:09:08 von Joel Kiptoo unter die ersten dreißig in der Rangliste der schnellsten Marathons. Und beim Ruhrmarathon stürmte Samson Kiptoo Bungei nach 2:09:23, also ebenfalls noch klar unter 2:10 ins Essener Ziel.

Am 3. Mai liefen David Kiprono Langat eine 2:10:46 und der spätere Köln-Sieger Evans Kipkosgei Ruto eine 2:10:48. Doch was sich im ersten Moment wie ein enger Zweikampf liest, sind in Wahrheit zwei erste Plätze. Denn während Langat in Düsseldorf siegreich war, ließ Ruto zur gleichen Zeit in Hannover die Chipmatten erstmals aufpiepen.

Hamburg, lange Jahre nicht nur nach Teilnehmern sondern auch nach Zeiten die Nummer zwei im Land, findet sich dagegen erst auf Rang acht der nationalen Hackordnung. Dabei gelang Julio Rey dort vor drei Jahren auch einmal eine 2:06:52 und auch sonst war man zuletzt an Siegerzeiten im Bereich von 2:07 gewöhnt.

Diesmal reichten dem Äthiopier Solomon Tside 2:11:47 zum Erfolg an Alster und Elbe, was angesichts einer unveränderten Strecke und keineswegs extremen Wetterverhältnissen wohl doch auf die angesichts der Sponsorenprobleme deutlich reduzierten Mittel für die Verpflichtung von Athleten zurück zu führen ist.

Dahinter folgen Münster mit Richard Chepkwony (2:12:02), Kassel mit Josef Biwott (2:13:11), Mainz mit Sammy Kipkoech Tum (2:13:56), St.Wendel mit Geoffrey Gikuni (2:14:27) und Bonn, wo Joash Mutai als Erster eine 2:15:22 lief. Der schnellste Nichtafrikaner, der einen Deutschen Marathon gewinnen konnte, war der Ukrainer Andrej Toptun, der in Regensburg eine 2:17:30 ablieferte. Paul Thuo Muigai bringt mit 2:19:00 den Mitteldeutschen Marathon von Halle auch noch in die vorderen Ränge.

Schnellste deutsche Marathons - relativ zum Weltrekord

Es gibt verschiedene Möglichkeiten den schnellsten Marathon zu ermitteln. Die schnellste Zeit ohne Rücksicht auf das Geschlecht ist dabei sicher am wirkungsvollsten. Die schnellste Frauenzeit gewinnt dankenswerter Weise an Gewicht. Also nimmt man den schnellsten Mann und die schnellste Frau zusammen als Grundlage der Bewertung. Die reine Addition beider Zeiten wäre denkbar, doch haben wir mit der Verhältnismäßigkeit zum jeweiligen Weltrekord eine Lösung gefunden, einen interessanten Vergleich anzustellen. Bei den Männern ist die Zeit von Haile Gebrselassie 2:03:59 die Messgröße und bei den Frauen ist es die 2:15:25 von Paula Radcliffe. Die Summe beider Abweichungen zum Weltrekord ergibt unseren Wert für den relativ schnellsten deutschen Marathon.

In der Betrachtung sind alle Marathone mit mindestens 300 Teilnehmern. Die Grafik geht bis zum Gesamtfaktor 60 - aufgelistet sind alle. (Achtung: Stand ist Okt.09 - spätere Termine werden am Ende des Jahres nachgetragen.
Ort Männersieger Zeit
Fakt.
Frauensiegerin Zeit
Fakt.
Su.
Berlin Gebrselassie, Haile 2:06:08
1,73
Besuye, Atsede Habtamu 2:24:47
6,92
8,65
Frankfurt/M Kirwa, Gilbert 2:06:14
1,81
Kiprop, Agnes 2:26:57
8,52
10,33
Köln Kipkogei Ruto, Evans 2:08:36
3,72
Mockenhaupt, Sabrina 2:30:12
10,92
14,64
Düsseldorf David Langat 2:10:46
5,47
Susanne Hahn 2:29:26
10,35
15,82
Hamburg Tside, Solomon 2:11:47
6,29
Aguilar, Alessandra 2:29:01
10,04
16,33
Ruhr Dortmund Bungei, Samson 2:09:23
4,36
Chesire, Rose 2:36:52
15,84
20,20
Hannover Ruto, Evans Kipkogei 2:10:47
5,48
Too, Fridah Jepkite 2:35:47
15,04
20,52
Münster Chepkwony, Richard 2:12:02
6,49
Loywapet, Ecler 2:37:06
16,01
22,51
Kassel Biwott, Josef 2:13:11
7,42
Loywapet, Ecler 2:37:36
16,38
23,80
Karlsruhe Kiptoo, Joel 2:09:08
4,15
Kiboino, Rosina 2:43:09
20,48
24,63
Mainz Tum, Sammy Kipk. 2:13:56
8,03
Pichlmaier, Bernadette 2:38:44
17,22
25,24
St. Wendel Gikuni, Geoffrey 2:14:27
8,44
Kouhan Sviatlana 2:42:05
19,69
28,13
Bonn Mutai, Joash 2:15:22
9,18
Kiboino, Rosina 2:42:28
19,98
29,16
Essen Pyka, Dennis 2:20:54
13,64
Krull, Silvia 2:40:42
18,67
32,32
Regensburg Toptun, Andrej 2:17:30
10,90
Kovacs, Ida 2:47:42
23,84
34,74
Bottwartal Kosgei, Titus 2:29:11
20,33
Kipchonge, Pamela 2:42:18
19,85
40,18
Füssen Kosgei, Titus 2:24:32
16,57
Heiß, Mikki 2:53:41
28,26
44,83
Würzburg Tluvay, Michael 2:24:15
16,35
Poywo, Peris 2:54:44
29,03
45,38
Dresden Oberelbe Janicki, Jaroslaw 2:29:50
20,85
Maissenbacher, S. 2:50:42
26,06
46,90
München Salii, Maksym 2:28:13
19,55
Schmid, Luzia 2:53:16
27,95
47,50
Dresden Stadt Schmidt, Paul 2:32:45
23,20
Tramoy, Sylvie 2:52:45
27,57
50,77
Duisburg Velten, Sascha 2:32:16
22,81
Meyer, Marlies 2:56:56
30,66
53,47
Mannheim Cheruiyot, Isaak 2:30:31
21,40
Wagner, Julia 3:01:00
33,66
55,06
Freiburg Häntzschel, Steffen 2:31:23
22,10
Götz, Annette 3:00:15
33,11
55,21
Leipzig Salii, Maksym 2:31:14
21,98
Schipp, Carina 3:01:52
34,30
56,28
Ulm Schumacher, Richard 2:36:29
26,21
Bartels, Birgit 3:01:13
33,82
60,03
Bremen Sebrantke, Oliver 2:38:11
27,58
Brinkmann, Eva 2:59:29
32,54
60,13
Fränk. Schweiz Wasilewski, Marek 2:32:01
22,61
Scheu, Eva 3:07:20
38,34
60,95
Kandel Jäkel, Robert 2:35:49
25,68
Hebding, Marion 3:04:14
36,05
61,72
Steinfurt Janicki, Jaroslaw 2:37:13
26,80
Kulgemeyer, Christin 3:05:31
37,00
63,80
Weiltalweg Freisberg, René 2:39:46
28,86
Schneck, Michaela 3:03:01
35,15
64,01
Darmstadt Strosny, René 2:49:48
36,95
Rauschenberg, Eve 2:54:01
28,50
65,46
Heilbronn Diehl, Marco 2:33:09
23,52
Roth, Beate 3:13:25
42,83
66,36
Mittelrhein Schönberger, Martin 2:32:14
22,79
Marucci, Rita 3:15:58
44,71
67,50
Lübeck Hendriksen, Jon-Paul 2:31:27
22,15
Burmester-Schöler, B. 3:21:10
48,55
70,71
Ruhr Oberhausen Schütz, Carsten 2:36:13
26,00
Balbach, Silvia 3:16:06
44,81
70,81
Potsdam Kersten, Sven 2:41:17
30,08
Knopf, Valerie 3:11:12
41,19
71,28
Schwarzwald Häntzschel, Steffen 2:37:34
27,09
Meiniger, Simone 3:16:40
45,23
72,32
Magdeburg Richter, Jörg 2:32:51
23,28
Olbrich, Irina 3:21:59
49,16
72,44
Fürth Strauch, Christian 2:36:05
25,89
Schadewell, Andrea 3:19:00
46,95
72,84
Darß Zabel, Michael 2:34:56
24,96
Czekalla, Katrin 3:20:48
48,28
73,25
Monschau Collet, Andre 2:38:22
27,73
van Bergen, Inge 3:22:23
49,45
77,18
Rennsteig Seiler, Christian 2:42:32
31,09
Jakob, Anja 3:25:17
51,59
82,69
Brocken-Marath. Friese, Jörg 3:01:35
46,46
Lehmann, Diana 3:19:40
47,45
93,90

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den Frauen. Nicht nur dass die Leistungsdichte hier wesentlich geringer, der Abfall hinter der absoluten Spitze deutlich größer ist. Schon vor Platz fünfhundert wird die 2:40 überschritten, womit man sich bereits fast zwanzig Prozent oberhalb des – allerdings auch zur Zeit fast unerreichbar scheinenden – Radcliffe-Weltrekordes von 2:15:25 befindet.

Doch auch im Vergleich zur deutlich schwächeren, bei 2:22:11 liegenden Weltjahresbestzeit wird die noch immer wesentlich dünnere Decke sichtbar. Denn keine vierhundert Läuferinnen kamen bis eine Viertelstunde – bzw. ziemlich gleichbedeutend auf zehn Prozent Unterschied – an sie heran. Dagegen liefen 2009 rund tausend Männer weniger als eine Viertelstunde langsamer als Haile Gebrselassie bei seinem Weltrekord.

Die Zahl der mit der Spitzensport-Brille auf der Nase zu betrachtenden Ergebnisse ist im Frauenbereich also eindeutig geringer. Der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF lässt seine veröffentlichte Weltrangliste jedenfalls schon nach gut sechshundert Namen bei 2:43 enden.

In dieser dominieren im Gegensatz zu den Herren nicht die deutschen sondern die amerikanischen Marathons. Neunzehn Rennen aus den USA sind dort mit über einhundert Zeiten verzeichnet. Zwar wurden auch auf deutschem Boden praktisch genauso viele Leistungen unter 2:43 erbracht. Doch hinkt dieser Vergleich ganz gewaltig, denn rund die Hälfte davon nämlich einundfünfzig stammen aus dem WM-Rennen von Berlin, das sich damit wesentlich stärker in der Bestenliste niederschlägt als das der Männer.

Nimmt man diese Einträge heraus, fällt Deutschland hinter Japan auf Rang drei zurück. Denn im Land der aufgehenden Sonne wurden über siebzig dieser Spitzenresultate erzielt. Dass dazu gerade einmal sieben Veranstaltungen beitrugen, liegt an dem dort üblichen Konzept der Elitemarathons mit kleinen aber extrem gut besetzten Feldern. Alleine der reine Frauenlauf von Nagoya lieferte einundzwanzig, und damit die zweitmeisten Zeiten für die Statistik. Osaka – ebenfalls ein nur für Damen offenes Einladungsrennen – steuerte weitere siebzehn bei.

Da ist zumindest die Anzahl der deutschen Marathons, die es in die Auflistung schaffen, ein bisschen größer. Und die eine oder andere kleinere Veranstaltung wie St. Wendel oder Bottwartal, deren Siegerzeiten ebenfalls noch knapp aufnahmewürdig wären, rutscht den Statistikern des Verbandes dabei sogar noch durch.

Immerhin sechzehn Marathons in Deutschland konnten Frauen-Siegerzeiten von unter 2:50 bieten. Bei zehn davon lief man sogar schneller als 2:40. Und wie bei den Männern ist auch hier Berlin vorne. Atsede Habtamu Besuye steht dort mit 2:24:47 und damit der neuntschnellsten Zeit des Jahres neben ihrem wesentlich bekannteren Landsmann Gebrselassie ganz oben auf dem Podest.

Einer gar nicht einmal ungewöhnliche Konstellation, denn eigentlich sind die äthiopischen Damen sogar wesentlich erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen. Kein Land bringt mehr Läuferinnen in die Weltrangliste hinein. Über hundert der schnellsten sechshundert Zeiten des Jahres 2009 wurden nämlich von Äthiopierinnen erzielt. Doch ist die Dominanz damit natürlich bei weitem nicht so ausgeprägt wie die der kenianischen Herren.

Die Frauen aus Kenia liefern außerdem nur unwesentlich weniger Ergebnisse in diesem Leistungsbereich ab, selbst wenn es nicht ganz zur Dreistelligkeit reicht. Und auch die Russinnen und die Japanerinnen können mit jeweils rund siebzig Resultaten in der Rangliste glänzen. Amerikanerinnen sind zudem fünfzig Mal verzeichnet. Insgesamt sind die Spitzenplätze bei den Damen jedenfalls wesentlich ausgeglichener verteilt.

Und während es die deutschen Männern nicht unter die ersten zwanzig Plätze der Nationenwertung schafften, können bei den Frauen nur sieben Länder mehr als jene vierzehn Zeiten unter 2:43 vorzeigen, die im Jahr 2009 Läuferinnen aus Deutschland erzielten. Die heimischen Frauen – zumindest zwei Hände voll von ihnen – sind auch in internationalen Vergleichen nicht von Anfang an chancenlos.

Eine Tatsache, die spätestens ein Blick auf die Spitze der Rangliste belegt. Denn die schon erwähnten 2:22:11 wurden in London von Irina Mikitenko im schwarz-rot-goldenen Nationaltrikot erzielt. Schon zum zweiten Mal in Folge nimmt sie damit die Führungsposition ein. Einer deutschen Läuferin gelang das zuletzt 1996, als Katrin Dörre Jahresschnellste war. Doch ist Mikitenkos Zeit auch die schwächste seit Dörres 2:26:04. Im Vorjahr war Mikitenko bei ihrem Sieg in Berlin mit 2:19:18 noch fast drei Minuten schneller.

Schon die viert- und sie fünftschnellste Siegerzeit in Deutschland wurden zudem von deutschen Läuferinnen erzielt. Susanne Hahn lief bei ihrer 2:29:26 in Düsseldorf knapp an einem der ersten hundert Plätze der Weltrangliste vorbei. Und Sabrina Mockenhaupt blieb mit 2:30:12 in Köln zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit nur hauchdünn über der Grenze von hundertfünfzig Minuten. Bei der Berliner WM war sie nämlich 2:30:07, also fast die identische Zeit gelaufen.

Die Einschätzungen zu diesem zweiten Start der kleinen Siegerländerin nur sechs Wochen nach der Meisterschaft schwanken dabei zwischen „unprofessionell“ bis „ziemlich professionell“. Denn obwohl zwei dicht nacheinander fast am Limit gelaufene Marathons sicher Substanz kosten, müssen Profis angesichts der inzwischen doch eher kurzen Verweildauer in der absoluten Spitze während dieser Zeit eben auch ans Geldverdienen denken.

Und in Köln setzt man voll auf das Aushängeschild Mockenhaupt, die seit einigen Jahren ja sogar für den „Kölner Verein für Marathon“ startet. Schon im Vorfeld war schließlich die halbe Stadt mit der Sympathieträgerin plakatiert. Und für eine gut zu vermarktende deutsche Wunschsiegerin greift man als Organisator sicher gerne auch einmal tiefer in die Tasche als für eine zwar ähnlich schnelle, aber völlig unbekannte Ostafrikanerin.

Die große nationale Rivalin Mikitenko macht es ja vor. Schon zweimal sagte sie – aus jedesmal gut nachvollziehbaren Gründen – die Teilnahme an den Großveranstaltungen des Sommers ab, um dann bei den hochdotierten Herbstmarathons aufzutrumpfen. Mit dem zweimaligen Gewinn der World Marathon Majors kam damit inzwischen eine siebenstellige Preisgeldsumme zusammen.

Ganz allgemein ist festzustellen, dass das Interesse an Meisterschaften im Marathonbereich auch weiterhin geringer wird. Olympiasieger Wanjiru verzichtete ja ebenfalls auf die WM, um sich mit den Erfolgen in London und Chicago die für den Sieg in der Rennserie ausgelobte halbe Million Dollar zu sichern. Und Haile Gebrselassie ist nach seinem Wechsel auf die Straße auch noch bei keinen Titelkämpfen dabei gewesen.

Zumal die ganz großen Stadtmarathons von ihrem Prestige her einer Weltmeisterschaft ja kaum nachstehen. Einzig Olympiagold könnte den einen oder anderen Spitzenathleten noch wirklich motivieren. Dass im Gegensatz zu den Stadiondisziplinen bei einer Marathon-WM eben bei weitem nicht die komplette Weltelite am Start steht, ist deshalb durchaus nachvollziehbar.

Im Unterschied zu den Europäern haben die Kenianer und Äthiopier allerdings den Vorteil, aus dem nahezu unerschöpflichen Reservoir ihrer Läufer, eigentlich immer praktisch gleichwertigen Ersatz finden zu können. Es ist sogar eher umgekehrt, denn diese Nationen wären ja gar nicht in der Lage, all ihren potentiellen Medaillenkandidaten überhaupt einen Startplatz zu bieten.

Wenn allerdings in anderen Ländern einige Asse absagen, wird es eng. Schon jetzt haben auch einige deutsche Marathonläuferinnen und -läufer bekundet, für die Europameisterschaften im nächsten Jahr nicht zu Verfügung zu stehen. Den Nachbarn geht es kaum anders. Eher zufällige Titelträger wie dem bei der EM in München erfolgreichen, später aber nicht mehr groß in Erscheinung getretene Finnen Janne Holmén sind die Folge.

Andererseits gäbe es in Abwesenheit der Afrikaner – deren drückende Überlegenheit dazu geführt hat, dass die IAAF die Cross-Weltmeisterschaften nun nur noch im Zwei-Jahresrhythmus austragen will – ja auch anderen Athleten einmal durchaus auch die Möglichkeit, sich ein wenig ins Rampenlicht zu schieben. Eine Chance, die zum Beispiel Ulrike Maisch bei den letzten Europameisterschaften in Göteborg nutzen konnte.

Die zuletzt immer wieder verletzungsgeplagte Mecklenburgerin kam mit ihrer 2:34:28 in Hamburg nicht nur dort auf Platz drei, sondern war auch viertschnellste Läuferin der deutschen Rangliste. Siegerin in der Hafenstadt wurde aber in 2:29:01 die Spanierin Alessandra Aguilar. Zumindest im Frauenbereich haben die Hanseaten bezogen auf die Zeiten nicht allzu viel Boden verloren.

Doch auch hier ist Frankfurt vorbei gezogen und hat sie auf Rang drei verdrängt. Agnes Kiprop lief am Main mit 2:26:57 über zwei Minuten schneller als die Ibererin an der Alster. Damit ist der traditionell eher leistungsorientierte Frankfurter Lauf zumindest in dieser Hinsicht nun eindeutige Nummer zwei. Jene 2:25:15, die von der neuen Titelträgerin Xue Bai beim Weltmeisterschafts-Marathon in Berlin erzielt wurden, bleiben dabei allerdings mangels Vergleichbarkeit außen vor.

Wie bei den Herren belegt Hannover auch bei den Damen dank der 2:35:48 laufenden Kenianerin Fridah Jepkite Too eine vordere Platzierung. Da Karlsruhe keine entsprechend gute Frauenzeit vorzeigen kann (Rosina Kiboino, 2:43:09) und auch beim Ruhr-Marathon Rose Chesire mit 2:36:52 etwas langsamer ist, stehen die Niedersachsen als Sechste sogar noch eine Zeile weiter oben als in der Männerrangliste.

Ecler Loywapet bringt Münster und Kassel durch zwei fast konstante Zeiten von 2:37:06 und 2:37:36 auf die nächsten beiden Plätze, bevor mit Bernadette Pichlmaier die dritte einheimische Siegerin folgt. Die Bayerin gewinnt in Mainz dank einer 2:38:47 auch die deutsche Meisterschaften, bei der allerdings die meisten Spitzenläufer durch Abwesenheit glänzen.

Sind schon die internationalen Titelkämpfe für die absolute Elite nicht mehr immer wichtig, spielen die nationalen bei der Terminplanung wirklich endgültig kaum noch eine Rolle. Dazu bemühen sich auch viel zu viele Veranstaltungen um die wenigen Vorzeigeathleten. Eine Situation, die man nicht nur hierzulande sondern ebenso in den meisten europäischen Nachbarländern beobachten kann.

Das soll die Leistung von Bernadette Pichlmaier allerdings keineswegs schmälern. Zumal sie sich ja im Herbst noch weiter steigerte und in Frankfurt mit 2:35:26 ziemlich dicht an die 2:35:06 benötigende Luminita Zaituc heran schob. Dass die damit fünft- und sechstschnellsten deutschen Läuferinnen dabei nur auf zweistellige Einlaufplatzierungen kommen, belegt die hohe Leistungsdichte am Main.

Die ist auch bei den Damen höher als in Berlin. Denn sechszehn Frankfurter Einträgen in die Weltrangliste stehen nur zehn aus der Hauptstadt gegenüber. Dort hinein schaffen es auch noch Silvia Krull, in 2:40:42 Siegerin beim Essener Lauf um den Baldeneysee, die Zweite und Dritte von Mainz Julia Viellehner (2:41:42) und Birgitt Bohn (2:42:06) sowie Melanie Schulz, die nach 2:42:47 in Düsseldorf Zweite wird.

Nicht schwer ist es, die nach Siegerzeiten insgesamt schnellsten beiden deutschen Marathons zu ermitteln. Schließlich liefern Berlin und Frankfurt ja sowohl bei den Herren als auch bei den Damen die schnellsten bzw. zweitschnellsten Zeiten. Doch danach wird es aufgrund der unterschiedlichen Reihenfolgen schon etwas komplizierter.

Die einfachste Variante, die einfache Addition der beiden Zeiten würde aufgrund der im direkten Vergleich zehn und mehr Prozent schwächeren Frauenleistungen diese eindeutig höher bewerten. Wenn man die erzielten Ergebnisse dagegen zu Weltrekord oder Weltjahresbestzeit ins Verhältnis setzt, werden beide in etwa gleich stark berücksichtigt.

Allerdings liegen diese bei den Frauen wesentlich weiter auseinander als bei den Herren. Und je nachdem welche von beiden man als Basis heranzieht sind die Gewichtungen auch wieder ein wenig unterschiedlich. Statistik ist eben nicht ganz so einfach, wie man es sich im ersten Moment vorstellt. Und die „einzige“, die „wahre“ Rangliste existiert schon überhaupt nicht. Ganz egal zu welchem Thema, auch wenn der eine oder andere gerne einmal das Gegenteil behauptet.

Jede der drei Betrachtungen liefert zwar ähnliche, aber im Detail doch ein wenig andere Ergebnisse. Wirkliche Verschiebungen gibt es allerdings erst auf den zweistelligen Plätzen. Und so ist Köln in allen Varianten eindeutig auf dem dritten Rang vor den lokalen Rivalen aus dem nahen Düsseldorf.

Auch International liegt man damit unter den dreißig schnellsten Rennen des Jahres. Dort muss man sich schon ziemlich exotische Bewertungskriterien ausdenken, wenn man London nicht auf den ersten Platz sehen will. Berlin ist je nachdem, wie man auswertet, Vierter oder Fünfter. Und Frankfurt kann sich auf Position acht unter die leistungsmäßig stärksten zehn Marathons der Welt schieben.

Der Hamburger Lauf, der dort auch schon einmal war, ist zwar ein Stück zurückgefallen, doch hat man zum rheinischen Duo nicht allzu viel Rückstand. Nur knapp schrammt man an den ersten Dreißig vorbei. Im dichter werdenden Feld, wo einige Sekunden schneller oder langsamer schon eine andere Platzierung bedeuten können, folgt der Ruhrmarathon knapp vor Hannover im Bereich um die fünfzig.

Münster, Kassel, Karlsruhe, Mainz, St. Wendel und Bonn gehören in dieser Reihenfolge ebenfalls noch zu den schnellsten hundert Rennen weltweit. Mit über einem Dutzend Veranstaltungen hat man damit nur in der amerikanischen Marathonszene eine ähnlich breit aufgestellte Konkurrenz.

Doch sind deswegen die deutschen Marathonstrecken nun die schnellsten der Welt, wie es Marketingspezialisten vermutlich gleich verkünden würden? Wohl eher nicht. Aus all dem gleich zu folgern, nirgendwo würde so schnell gelaufen als hierzulande, wäre wieder nur eine der denkbaren Interpretationen der Zahlen.

Eine ziemlich oberflächliche zudem. Schließlich gibt es abgesehen von den USA auch nirgendwo sonst so viele Veranstaltungen wie in Deutschland. Schon alleine daraus ergibt sich dann eine wesentlich größere Wahrscheinlichkeit, dass etliche deutsche Marathons im Vorderfeld landen.

Zudem sind für das Leistungsniveau eines Wettkampfes natürlich nicht nur die Ergebnisse ganz vorne an der Spitze ausschlaggebend. Einem Marathon, bei dem ein oder zwei afrikanische Laufprofis – vielleicht noch nicht einmal ohne sich voll zu verausgaben – mehr als zwanzig Minuten vor dem Rest des Feldes her rennen, wird man jedenfalls kaum eine insgesamt hohe Qualität der Ergebnisse bescheinigen wollen.

So bietet dann zum Beispiel auch die Zahl der Läufer unter drei Stunden oder der Läuferinnen unter 3:20 ein brauchbarer Maßstab für die Güte einer Veranstaltung. Sicher sind diese Zeiten auch irgendwie ein wenig willkürlich gewählt. Aber sie markieren eben trotzdem einen ganz guten Grenzwert für leistungsmäßiges Laufen.

Wenig verwunderlich ist es sicher nicht, dass Berlin mit 1125 Männern in diesem Qualitätsbereich genauso die höchste Anzahl in den Listen stehen hat wie mit 159 Frauen. Man ist ja an der Spree auch insgesamt weitaus am größten. Doch am zweithäufigsten läuft man eben auch wieder nicht beim in der Gesamtteilnehmerzahl deutlich stärkeren Hamburg Marathon so schnell sondern in Frankfurt, wo 420 Herren und 72 Damen die 386 und 69 der Hansestadt übertreffen.

Die Werte von Köln – nämlich 186 und 33 – fallen da doch schon ziemlich ab. Dreistellig ist man ansonsten nur noch mit 176 in München und mit 115 beim Baldeneysee-Marathon in Essen. Und selbstverständlich kommen bei den Deutschen Meisterschaften in Mainz ebenfalls 149 Herren unter drei Stunden an. Fast noch überzeugender sind die 41 Damen, die in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, die Grenze von 3:20 unterbieten.

Insgesamt gelang es bei den bisher ausgewerteten Marathons 3718 Läufern, eine zwei als erste Ziffer zu erreichen, was einem Anteil von 3,9 Prozent an allen Zieleinläufen entspricht. Mit den kleinen, nicht genauer betrachteten und den wenigen noch ausstehenden mittelgroßen Marathons dürfte die Gesamtzahl also im Bereich von viertausend liegen.

Bei den Damen finden sich in den zugrunde liegenden Daten bisher 606 Zeiten im Leistungsbereich, eine Quote von 2,9 Prozent. Selbst bei optimistischer Schätzung der fehlenden Veranstaltungen kommt also kein vierstelliger Wert heraus. Gegenüber dem Vorjahr, wo in der Auswertemenge 4219 und 616 entsprechende Ergebnisse gefunden wurden, sind die Männer also tendenziell weiterhin etwas langsamer geworden, während die Frauen insgesamt ihr Niveau praktisch exakt halten konnten.

Die Zeiten als überall in Deutschland weit mehr als zehn Prozent der Marathonfelder vor der Drei-Stunden-Marke im Ziel waren, sind jedenfalls längst vorbei. Angesichts dieser Aussage hört man fast schon die genervten Schreie: „Nicht schon wieder dieses Thema“. Oder auch die Antwort, wer mit „früher war alles besser“ käme, sei einfach nur alt.

Außerdem wäre es doch völlig normal, dass das Verhältnis immer niedriger würde. Schließlich liefen heute unheimlich viele Menschen Marathon, die es sich vor zwei Jahrzehnten noch nicht zugetraut hätten. Und da es auch immer mehr Veranstaltungen gäbe, auf die sich die schnellen Hirsche verteilen könnten, müsse bei jeder einzelnen die Drei-Stunden-Quote einfach sinken.

Leistungsdichte Männer unter 3:00 h

Wo fanden Bestzeitenjäger 2009 in Deutschland starke Gruppen

Der Marathon mit den schnellsten Siegerzeiten muss nicht zwangsläufig zur persönlichen Bestzeit führen. So gelingt es den besten Eliteläufern mit nur wenigen Sekunden Verlust, Streckenschwierigkeiten zu meistern. Für einen Spitzenplatz im Ranking reicht es, einen Mann und eine Frau gut durchzubringen. Dafür wird von Veranstalterseite mitunter auch ein Service geleistet, der weit bessere Bedingungen liefert, als sie "Otto Normalverbraucher" vorfindet.

Leistungsorientierten Läuferinnen und Läufern aus dem Freizeitsportbereich nützt die persönliche Betreuung der Elite an der Spitze gar nichts. Kaum verwunderlich ist es dennoch, dass es die starken Gruppen genau bei den bekannten Großen der Marathonszene gibt. Wir behalten deshalb die Reihenfolge nach der Anzahl der Gesamtteilnehmer im Ziel bei, um so die Unterschiede noch deutlicher zu machen. Bei welchem Marathon die Chancen auch für schnellere Teilnehmer gut sind, eine Gruppe zu finden, ist anhand der Grafiken leicht abzulesen.

Unberücksichtigt bleibt hier, dass sich bei Marathons etwa mit zeitgleich startendem Halbmarathonfeld und bei sich auf der Strecke tummelnden frisch eingewechselten Staffelläufern zusätzlich Gruppen bilden, die der Einsamkeit des Langstreckenläufers entgegen wirken.

In der Grafik sind alle Marathons ab 300 TN mit mehr als 25 Männern unter 3:00 h. (Achtung: Stand ist Okt. 09 - spätere Termine werden am Ende des Jahres nachgetragen).

Nur ist es eben nicht nur so, dass die relativen Werte niedriger geworden sind. Auch die absoluten Zahlen brechen weg. Beim ersten Berlin Marathon durchs Brandenburger Tor kamen 1990 von 22806 Teilnehmern 2256 unter drei Stunden ins damals noch auf dem Kurfürstendamm liegende Ziel, davon 45 Frauen. In Hamburg waren es im gleichen Jahr 934 von 7677, in Frankfurt gar 1071 von 6401 Läufern.

Nur mit den drei größten Marathons, die auch damals bei weitem nicht die einzigen waren, bekommt man also den Wert zusammen, den heutzutage alle deutschen Veranstaltungen gemeinsam liefern. Wohlgemerkt bei einer Teilnehmerzahl, die kaum höher ist als die des Berlin Marathons heute. Da unter anderem auch in München und Karlsruhe, Essen und Bremen, Kandel und Steinfurt, Monschau und Bräunlingen Marathon gelaufen wurde, kann man ohne Zögern von fünf- oder sechstausend Ergebnissen in diesem Bereich ausgehen.

Insbesondere bei den kleineren Läufen, bei denen es keine Antritts- und Preisgelder zu verdienen gibt, ist in diesem Zeitraum auch ein spürbares Absinken der Siegerzeiten festzustellen. Ergebnisse, mit denen man vor zwanzig Jahren – übrigens ohne Pulsmesser, Nasenpflaster und Kompressionsstrümpfe – mit Mühe unter die ersten Zwanzig oder Dreißig kam, reichen nun oft zu einem Platz auf dem Treppchen.

Das soll absolut kein Wunsch nach der Wiederkehr der „guten alten Zeit“ sein, das sind einfach nüchterne Beobachtungen. Manchmal ist man allerdings dann doch schon geneigt, heutigen lokalen „Assen“ mit einen entsprechenden Selbstverständnis ein paar alte Ergebnislisten unter die Nase zu halten, um sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu bringen.

Zweistellige Anteile von Leistungsläufern gibt es jedenfalls im Jahr 2009 nur noch – aufgrund der integrierten Deutschen Meisterschaften wenig verwunderlich – in Mainz mit 10,2% und in Kassel, wo man den diesjährigen Rekordwert von 12,2% erzielte. Immerhin 61 von genau fünfhundert Männer konnten in Nordhessen eine zwei am Anfang ihrer Zeit notieren. Wobei aber der Schnitt nicht nur von den Deutschen Hochschulmeisterschaften sondern auch von rund einem Dutzend internationaler Laufprofis nach oben gezogen wird.

Die entsprechenden Werte im weiblichen Bereich liegen in Kassel bei 15,1% und Mainz sogar bei 15,5%. Noch höher ist der Anteil jedoch im saarländischen St. Wendel. Doch sind diese 16,2% bei einer Basis von gerade einmal 37 Frauen im Ziel statistisch nicht wirklich aussagekräftig. Denn jede Zeit mehr oder weniger würde auf dieser kleinen Grundlage zu einem Sprung um etliche Prozent führen.

Für die 12,5% von Bad Füssing ist der Fundament noch dünner. Da sind die ebenfalls ziemlich hohen Werte des Essener Baldeneysee-Marathons mit 9,8% bei den Männern und 8,4% bei den Frauen angesichts von fast fünfzehnhundert Teilnehmern schon durchaus belastbarer und deutlich weniger zufällig.

Ziemlich uneinheitlich ist das Bild in dieser Hinsicht bei den größten deutschen Marathons. Frankfurt wirkt auch hier eher leistungsbezogen und liegt bei 5,4% bzw. 4,3% deutlich über dem Durchschnitt. In Berlin kann man sich zumindest im Männerbereich halbwegs angemessen positionieren, wenn auch 4,0% für die – oben noch als schnellster einheimischer Marathon bewertete – Hauptstadtveranstaltung nur zu einen Mittelplatz reichen. Die Damen liegen dort zudem mit ihren 2,2% bei weitem nicht so gut.

Fast identisch wie in Berlin – nämlich 4,0% und 2,1% – sind auch die Ergebnisse beim Münchener Lauf. In Hamburg sind relativ gesehen ein paar schnelle Frauen mehr am Start. Ihren 2,5% stehen 3,5% Leistungsläufer bei den Herren gegenüber. Insgesamt ist man also in beiden Fällen etwa gleich weit unterhalb des Mittelwertes. Am langsamsten erscheint bei dieser Betrachtung Köln, wo man dem Lauf durch die Karnevalsmetropole ja durchaus mit Absicht auch einen Spaßaspekt verpasst. Jedenfalls sind die Werte von 2,9% und 2,2% deutlich unter dem bundesweiten Schnitt.

Die These von den schnellen deutschen Läufen lässt sich übrigens hier nicht wirklich belegen. Denn Berlins großer europäische Konkurrent London kann mit 3,9% bei den Männern und 2,5% bei den Frauen durchaus ähnliche Werte vorzeigen. Das zwar aus der Weltserie Marathon Majors ausgeschlossene aber eigentlich trotzdem in der gleichen Liga spielende Paris 4,0% und 1,9%. Ja, selbst Chicago, einer der als chronisch langsam verschrienen US-Marathons, liefert mit 4,4% zumindest bei den Männern bessere Werte. Die Frauen kommen am Michigansee jedoch nicht über 1,9% hinaus.

Und noch eine andere Betrachtung lässt die angebliche Bestzeitenpiste des Berlin Marathons auf einmal gar nicht mehr so gut aussehen. Denn insgesamt registriert man in der Hauptstadt nur 14485 Zeiten unter vier Stunden. Das sind weit weniger als die Hälfte nämlich gerade einmal 41,3 % des Feldes. Die guten Leistungen an der Spitze, die schon in den Regionen um drei Stunden ein wenig bröckeln, setzen sich jedenfalls weiter hinten nicht mehr fort.

War bei der Drei-Stunden-Schallmauer keine echte Tendenz bei der Verteilung zu sehen, scheint es mit den vier Stunden fast so zu sein, dass je höher die Teilnehmerzahl ist, die Quote umso niedriger ausfällt. Denn auch in Hamburg, dem zweitgrößten deutschen Marathon, sind zu diesem Zeitpunkt nur 6148 also 44,1% der Läufer im Ziel.

Gründe dafür könnten zum Beispiel dichte Pulks sein, die relativ spät freies Laufen ermöglichen. Oder auch die Tatsache, dass die großen Metropolen touristisch interessanter sind, es unterwegs mehr zu sehen gibt und man sich deshalb mehr Zeit lässt. Vielleicht verstecken sich langsamere Marathonis aber auch gerne in größeren Feldern, als alleine hinterher zu laufen. Ein Problem der Statistik und ihrer Interpretation ist es ja oft Ursache und Wirkung auseinander zu halten.

Beim doch als eher langsam geltenden Köln Marathon ist das Verhältnis dagegen fast schon ausgeglichen, brauchen 49% der Teilnehmer weniger und 51% mehr als 240 Minuten. Und in Frankfurt bringen 5095 Vier-Stunden-Marathonis eine Quote von 54,6% zustande. Auch weiterhin schimmern hier die am Main schon in der Vergangenheit immer eher flotten Resultate durch.

Doch mit dem besten Wert der großen fünf kann dank 57,9% Läufern unter vier Stunden München glänzen. Ein Marathon, von dem bisher kaum die Rede war, da dort die Gelder an der Spitze deutlich schwächer fließen als bei der Konkurrenz und die Siegerzeiten deshalb eher schwächer sind.

Leistungsdichte Frauen unter 3:20 h

Wo fanden Bestzeitenjägerinnen 2009 in Deutschland starke Gruppen

Da es in Deutschland keine reinen Frauenläufe gibt, ist die Aufzeichnung für Marathonläuferinnen unter 3:20 h im Ziel, mehr ein Hinweis, wo es evtl. was zu verdienen gibt. Es kann unterstellt werden, dass bei Marathons mit vielen männlichen Teilnehmern, die unter 3 Stunden bleiben, auch im Bereich bis 3:20 h eine höhere Teilnehmerdichte zu erwarten ist.

Dass wir nicht auch Grafiken für längere Laufzeiten erstellt haben, hat nur den Grund, dass sich die Einsamkeit des Landstreckenläufers erst wieder am Ende des Feldes einstellt. Mitunter wäre im Mittelfeld eine umgedrehte Betrachtung interessant: Wo kann ich z.B. bei einer Laufzeit von 4 Stunden mit ausreichender Bewegungsfreiheit rechnen. Dies ist aber etwa aufgrund zeitversetzer Startgruppen statistisch kaum anhand reiner Zahlen zu ermitteln.

In der Grafik sind alle Marathons ab 300 TN mit mehr als 5 Frauen unter 3:20 h. (Achtung: Stand ist Okt. 09 - spätere Termine werden am Ende des Jahres nachgetragen).

Was sind denn nun wirklich die schnellsten Marathons? Wer ist denn der Beste? Nun, auch wenn manche es gerne hätten oder andere gar so tun als hätten sie die Lösung, man kann diese Frage nicht wirklich beantworten. Einfache Wahrheiten gibt es eben keine. Die Welt ist – und zwar nicht nur beim Marathon – halt doch ein wenig komplizierter. Es gibt viele Kriterien zur Beurteilung eines Problems und jeder gewichtet sie ein wenig anders.

Um sich wenigstens ein einigermaßen solides Bild zu schaffen, muss man die Sachverhalte von verschiedenen Richtungen beleuchten. Einseitigkeit bringt da eher wenig. Doch es kostet eben auch ein bisschen mehr Mühe, sich mit einem Thema genauer zu beschäftigen, als sich auf einige wenige platte Behauptungen zu verlassen.

Statistiken helfen jedenfalls nur dann wirklich, wenn man das Zahlenmaterial nicht stur in irgendwelche Ranglisten zwängt, sondern auch Querverbindungen und Vergleiche zwischen ihnen herstellt. Das mag für viele eher langweilig erscheinen. Doch es kann auch durchaus interessant sein, sich durch den verfügbaren Datenberg zu wühlen. Jene gesunde Skepsis gegenüber simplen Aussagen wie der obigen Überschrift, die man dabei erhält, kann auf keinen Fall schaden.

Damit sind wir am Ende der Analyse 2009 und überlassen das Feld wieder den Aktiven. Diese werden ihren Neigungen und Vorlieben entsprechend ihre Marathon-Anmeldungen für das Jahr 2010 abgeben. Am Ende werden die Rankings dann eine deutliche Sprache sprechen. Abgestimmt wird mit den Füßen und gelaufen auch. Anmerkung der Redaktion: Walter Wagner - 10.11.2009

Zusammengetragen und vorgestellt von Ralf Klink
Grafik und Foto: Constanze Wagner

Deutsche Marathonszene 2008 im LaufReport HIER
Deutsche Marathonszene 2007 im LaufReport HIER
Deutsche Marathonszene 2006 im LaufReport HIER

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