Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler

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Training und Wettkampf

Laufen & Fitness-Test - was ist zu beachten?

LaufReport-Leser Lothar M. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

ich würde gerne mit einem intensiveren Lauftraining beginnen und wollte daher fragen, wie ich meinen Fitnesszustand ermitteln kann, z.B. anhand von Blutwerten o.ä., um nicht zu heftig anzufangen. Vielen Dank schon ’mal vorab.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Ihre Frage ist weitblickend gestellt und völlig berechtigt. Ist denn doch nun einmal Sport ganz allgemein nicht primär gesund, sondern immer nur so gesund, wie man selbigen betreibt bzw. wie es um den individuellen Gesundheitszustand bestellt ist. Ein kompetent und richtig durchgeführter Fitness-Check & Gesundheits-Check sollte zunächst einmal 4 Bereiche auf jeden Fall beinhalten:

  1. Sorgfältige Anamnese, v.a.
  2. Komplette internistische & orthopädische Durchuntersuchung, v.a. bzgl. Herz, Lunge, Wirbelsäule, Beinachse & Fußstatik, um u.a. die Notwendigkeit von korrigierenden Maßnahmen herauszufiltern.

  3. Funktions-Check, was bedeutet Bestimmung der Lungenfunktion (Vitalkapazität, 1-Sekunden-Kapazität), Ruhe-EKG (auf jeden Fall) & je nach Alter (>35) bzw. bei entsprechenden Risikofaktoren (Ex-Raucher, Übergewicht, Diabetes mellitus) dann ggf. auch Belastungs-EKG.

  4. Labor-Status, der auf jeden Fall mittels Blutuntersuchung erfassen sollte: kleines Blutbild, Blutsenkung, Blutzucker, TSH (Schilddrüse, nach neuesten Erkenntnissen sollte dieser Wert zwischen 0.2 – 2.2. µIU/l liegen), Gesamt-Eiweiß, GPT, Kreatinin und Blutfette (Triglyzeride, HDL, LDL).

Leider wird ja dieser ausführliche Gesundheits- & Fitness-Check von den gesetzlichen Krankenkassen nicht finanziell übernommen, was dann automatisch viele Sportler abschreckt, einen solchen Check zu absolvieren, was ich als tragisch und gleichzeitig irgendwo unverantwortlich empfinde. Hat man doch seine Gesundheit bekanntlich nur einmal.

Um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben, sollten Sie dann Ihre Ausrüstung im Fachgeschäft erwerben, v.a. bzgl. des richtigen Laufschuhs. Die Faustregel lautet hier: Zumindest 2 Paar individuell passende Schuhe im Wechsel tragen, der Kauf sollte sinnvoller Weise erst nach dem Orthopädie-Check bzgl. Ihrer Fußstatik erfolgen, um eben keine Senk-, Knick- oder Spreizfüße oder gar einen Vorfuß-Varus zu übersehen und damit zu versäumen, hier durch die entsprechende Schuhwahl gezielt gegen zu steuern.

Je nach persönlichem Ehrgeiz und Ziel sollte vor dem Einstieg in den Laufsport dann auch noch eine sportartspezifisch ausgerichtete Laktat-Leistungsdiagnostik durchgeführt werden, die entsprechend beim Läufer dann auf einer 400 m-Bahn im Stadion und keinesfalls auf einem Laufband stattzufinden hat. Abschleißend noch ein paar Tipps, wenn Sie ohne Laktat-Steuerung Ihre ersten Gehversuche starten wollen, aber berechtigter Weise auf eine Intensitätssteuerung nicht ganz verzichten wollen. Hier ist die Steuerung rein über die Herzfrequenz (Puls) optimal, die Grenzwerte bzw. sinnvollen Trainingsbereiche ergeben sich über eine Berechnungsformel und eben nicht über die Laktat-Werte im Blut. Im pulsgesteuerten Lauftraining greift man bewährter Weise auf 2 Formeln zurück:

  1. ALTERSFORMEL
    Hier wird, ausgehend von der relativ festgelegten maximalen Herzfrequenz (Hfmax) bei der Geburt (Frau = 226 / Mann = 220), zunächst das eigene Alter abgezogen. So erhält man rechnerisch die jeweils aktuelle altersbezogene maximale Herzfrequenz. Bezogen z.B. auf einen 30-jährigen Mann läge der individuelle Maximalpuls rechnerisch damit bei 190, bei einer 36-jährigen Frau auf dem gleichen Level. Aufgepasst: Dieser Wert ist nicht trainings- sondern in erster Linie altersabhängig. Natürlich wissen Ausdauer-Profis längst, die mehrmals wöchentlich trainieren, dass ihre aktuelle maximale Herzfrequenz höher liegt als die Altersformel vorgibt. Für den Lauf-Einsteiger wie auch für den Breiten- und Gesundheitssportler ist diese rechnerische Vorgabe aber völlig ausreichend. Im zweiten Schritt werden jetzt bei der Altersformel, ausgehend von der errechneten Hfmax, die für den aeroben Stoffwechsel-Bereich (nicht Laktat-intensiv) sinnvollen Herzfrequenzbereiche bestimmt. Dabei muss je nach Sportart differenziert werden. Für die Sportart Laufen mit ihrer relativ hohen Beanspruchung vieler Muskeln gelten für den aeroben Bereich eine Hf-Spanne zwischen 60 und 85 Prozent der individuellen Hfmax. Natürlich „passiert“ auch außerhalb dieser Grenzwerte bezüglich bestimmter Trainingseffekte in der Muskulatur noch eine ganze Menge. Andererseits bietet aber dieser Trainingsbereich gerade im Gesundheitssport und im Einsteigerbereich einen gewissen Schutz vor Unter- und Überforderung. Im läuferischen Trainingsalltag hat es sich nun bewährt, diese an den individuellen Herzfrequenzbereichen festgemachte aerobe Trainingszone ganz bestimmten Distanzen bzw. zeitlichen Vorgaben zuzuordnen. Man spricht dabei von der KURZ-MITTEL-LANG-Strukturierung. Das heißt konkret: Die höchsten individuell errechneten Herzfrequenzbereiche werden der zeitlich kürzesten Belastung (z.B. 30 Minuten) zugeordnet, die mittleren Herzfrequenzbereiche korrespondieren mit einer mittleren Belastungsdauer (z.B. 45 Minuten), während für die niedrigsten Herzfrequenzbereiche eine Belastungsdauer von z.B. 60 Minuten sinnvoller Weise angesetzt wird. Natürlich nicht gleich zu Beginn eines gerade neu begonnenen Ausdauertrainings. So wird gewährleistet, zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, dass sich der Organismus an unterschiedliche Belastungsprofile allmählich anzupassen vermag, ohne Gefahr der Überforderung. Der Anfänger wird nun leidvoll registrieren, wie prompt die Herzfrequenz nach oben schießt, also, „wenn er sich nur etwas flotter die Schnürsenkel bindet“,. Indiz dafür, wie gering entwickelt das Vermögen der Muskulatur noch ist, Sauerstoff aus dem Blut aufzunehmen und zu verarbeiten,  um so auf aerobem Wege den Energiestoffwechsel bedienen zu können. Es macht daher gar nichts, wenn zunächst die meisten Strecken nur im Spazierschritt bzw. im flotten Marschier-Schritt absolviert werden. Woche für Woche werden die Strecken länger, in denen dann gejoggt werden kann, ein wöchentliches Trainingspensum von mindestens 3 Trainingseinheiten vorausgesetzt. Wichtig: Möglichst die Reihenfolge von kurz-mittel-lang einhalten, um dann wieder mit der selbst festgelegten kurzen Distanz fortzufahren. Sinnvolle Trainingspausen (1 Tag) zur Regeneration bieten sich nach der kurzen und nach der langen Belastung an.

    Die zweite pulsorientierte Berechnungsformel ist die sogenannte

  2. KARVONEN-FORMEL,
    die sich gerade im Anfängerbereich bewährt hat. Hier wird zusätzlich auch der Morgenpuls berücksichtigt und in die Berechnungsformel integriert. Der Morgenpuls wird morgens im Liegen gemessen, gleich nach dem Aufwachen. Die Berechnung der individuellen Zone bei dieser Formel gestaltet sich dann wie folgt:

Diese Formel trägt vor allem der Tatsache Rechnung, dass gerade im Anfängerbereich das vegetative Nervensystem generell schnell noch hochdreht, sichtbar an den relativ schnellen Pulsanstiegen, die nicht mit der aktuellen körperlichen/psychischen Belastung im Einklang stehen.

Die bei Ihnen über die Karvonen-Formel bestimmten Werte können Sie jetzt bei allen Vertikalsportarten wie Walking, Jogging, Running, Inline-Skating, Ski-Langlauf etc.1 zu 1 einsetzen. Beim Radfahren (weniger Muskelmasse in Aktion) müssen Sie als Korrekturfaktor von den individuell errechneten Eckwerten jeweils 10 Schläge abziehen, um sich nicht zu überfordern. Für eine aerobe Schwimmbelastung müssten dann nochmals 10 Schläge abgezogen werden, wobei beide Korrektur-Vorgaben wahrlich als sehr kursorisch zu verstehen sind.

Ja, dann viel Spaß & Erfolg bei Ihrem zukünftigen Lauf-Engagement wünscht Ihnen

Ihr Dr. Ziegler

Ergometer-Training nach Herzinfarkt

LaufReport-Leser Volker W. fragt:

Bin zufällig auf Ihre Seite gelangt. Kurz zu meiner Person: 38 Jahre, 96 kg und erlitt vor einem Jahr einen Hinterwandinfarkt. Habe bisher noch nie Sport getrieben, leider auch jetzt nach meinem Infarkt (noch) nicht. Mein Arzt rät mir jetzt aber beständig, ich solle wenigstens 3 mal pro Woche auf ein Ergometer steigen. Dazu meine Frage: Wie lange soll ich am Stück radeln und mit welcher Herzfrequenz? An Medikamenten nehme ich regelmäßig ein: 1x tgl. 50mg Metoprolol, 20 mg Simvastatin sowie ASS 100 mg. Danke vorab.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Sie schneiden ein komplexes Thema an, bin aber dennoch bemüht, das für Sie Wesentliche auf den Punkt zu bringen:

Ja, dann alles Gute & viel Motivation & Power beim Einstieg in Ihren aktiven Lebensabschnitt. Greifen Sie an, Ihr Herz wird es Ihnen danken!!

Ihr Dr. Ziegler

Wolf gelaufen

LaufReport-Leser Andreas Sch. fragt:

Habe mir heute bei einem lockeren Dauerlauf über 16 km (1:48 h) „einen schönen 15 cm langen Wolf“ an beiden Oberschenkel-Innenseiten gelaufen. Wie kann ich das verhindern? Trainiere auf Marathon und hatte bisher diesbezüglich keinerlei Probleme.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Ursächlich und disponierend für Ihr geschildertes Problem unter gleichzeitiger Berücksichtigung der geschilderten Lokalisation Ihres Wundlaufens sind häufig gut proportionierte Oberschenkel, die dann eben beim Laufen aneinander reiben, wenn keine Tights getragen werden, die zumindest das erste Drittel der Oberschenkel bedecken. Als zusätzliche Negativ-Faktoren, die aus dieser Konstellation dann ein wirkliches und schmerzhaftes gesundheitliches Problem werden lassen, wirken dann meist und zwar einzeln oder gemeinsam:

THERAPIE:

So gewappnet, dürfte der Wolf ganz sicher bald passé sein, auf jeden Fall gute Besserung.

PROPHYLAXE:

Moral von der Geschicht’: Auch was keiner sieht, hat durchaus seine sportmedizinische Bedeutung.

Ciao Dottore

Laufen & Knie-Überlastung

Guten Tag Herr Dr. Ziegler,

ich habe seit etwa 8 Monaten Beschwerden im linken Knie, die erstmals nach einem Lauftraining auftraten und zwar 3 Wochen nach erfolgreicher Absolvierung eines Halbmarathons. Ich laufe schon seit meiner Jugend regelmäßig, bin also keine Lauf-Anfängerin. Die Schmerzen treten immer nach dem Joggen auf, insbesondere bei Kniebeugung, als schmerzhafter Druckpunkt außen. Ansonsten ist der Schmerz eher diffus im Knie in Richtung Kniekehle. Bisherige Untersuchungen (auch Kernspin) ergaben lediglich eine geringfügige Veränderung am Hinterhorn des linken Außenmeniskus, was aber nach Aussage der Ärzte nicht die Beschwerden verursacht. Ich laufe jetzt seit 5 Monaten nahezu gar nicht mehr, versuche mich auf dem Langlauftrainer im Sportstudio fit zu halten, was weniger Beschwerden verursacht. Sobald ich aber wieder jogge, kommen die Schmerzen zurück und sind inzwischen bei bestimmten Bewegungen auch im Alltag da. Ich bin ratlos, was ich noch tun soll. Eine gestellte Diagnose „Läuferknie“ passt nach allem, was ich darüber gelesen habe, auch nicht so richtig zu meinen Beschwerden.

Freundliche Grüße Marion P.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Gemäß des Ihrerseits geschilderten Beschwerdebildes gehe ich ebenfalls nicht davon aus, dass es sich bei Ihnen um eine ausgeprägte Verlaufsform eines sogenannten „runner’s knee“ handeln kann. Ist doch mit dieser Diagnose eine mehr oder weniger ausgeprägte Schädigung des Gelenkknorpels an der Rückfläche der Kniescheibe definiert. Und eine schwerwiegende Knorpelschädigung hätte man bei der Kernspin-Untersuchung (MRT) auf jeden Fall erkennen müssen.

Was kann ich Ihnen jetzt aus der Ferne raten bzw. worüber müssen wir uns bei Ihrem geschilderten Beschwerdebild Gedanken machen:

Insofern gilt es jetzt zusätzlich zum zuletzt erwähnten KG-Aspekt für Sie folgendes zu tun bzw. zu beachten:

Alles Gute & perspektivisch bald wieder gut Lauf wünscht Ihnen
Ihr
Dr. Ziegler

Laufen & Pulsmesser

Stefan V. fragt: Empfehlen Sie einem 40-jährigen Lauf-Anfänger eigentlich einen Herzfrequenz-Messer? Falls ja, reicht ein einfaches Modell oder sollte besser auf ein höherwertiges Polar-Modell (u.a. mit "OwnZone-Modul") zurückgegriffen werden? Zusatzfragen: Sind die von der Pulsuhr angegebenen Werte genauer als die "gefühlten" Werte, also z.B., ich kann beim Laufen noch erzählen o. ä.? Und was hat es mit der sogenannten Altersformel auf sich? Des weiteren: Empfehlen Sie den Polar WearLink oder reicht auch der einfache Brustgurt? Ist der WearLink für Frauen angenehmer zu tragen? Verzeihen Sie bitte die Fragenfülle, daher meinen speziellen Dank im Voraus.


Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Viele Fragen, die ich im Folgenden gern für Sie abarbeite:

Viel Spaß beim Umsetzen dieser diversen Tipps wünscht Ihnen

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Oberschenkelschmerz

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich laufe seit gut 3 Jahren und das mittlerweile fast täglich. Ich trainiere derzeit Umfänge von 80 - 100 km in der Woche. Mein gesundheitliches Problem besteht jetzt mittlerweile seit etwa einem 3/4 Jahr. Seitdem habe ich hinten rechts erhebliche Oberschenkelschmerzen. Diese Schmerzen machen sich vor allem beim Sprint bemerkbar, was seit dem Schmerzauftritt daher so eigentlich auch nicht mehr möglich ist. Zusätzlich verzeichne ich seitdem Probleme beim Sitzen. Vor allem bei längeren Autofahrten sind die Schmerzen kaum noch zu ertragen. Das Ganze fühlt sich für mich an wie eine Zerrung. Eine konsultierte Ärztin diagnostizierte die Symptomatik als sogenannte Triggerpunkte. Konnte mir allerdings des Weiteren keine brauchbare Behandlungsmethode anbieten. Eine Röntgen- und Blutbilduntersuchung blieb ergebnislos. Auch eine 12-wöchige regelmäßige Krankengymnastik brachte keine erkennbaren Verbesserungen. Ich hoffe jetzt auf Ihren Rat. Eine zusätzliche Symptomatik plagt mich während und nach Marathon-Wettkämpfen, vor allem wenn es sich um Ultraläufe mit 50 und mehr Kilometern handelt, speziell im letzten Streckenabschnitt. Ich verspüre erhebliche Schmerzen im Bereich beider Oberschenkel, die dann meist auch in den folgenden Tagen anhalten. Das Zentrum des Beschwerdebildes liegt im vorderen und inneren Oberschenkelbereich. Was könnte die Ursache dieser Probleme sein und welche sportmedizinischen Tipps und Ratschläge hätten Sie zu dieser zusätzlichen Problematik?

Grüße Tim D.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Leider haben Sie keinerlei Angaben gemacht bzgl. Alter und eventueller Vorerkrankungen, Verletzungen und Unfälle im Bereich der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten. Ich muss daher ein wenig spekulieren.

Bei Ihnen sollte daher ursächlich ärztlicherseits gefahndet werden nach:

Ihr weiteres Problem im Bereich des vorderen und inneren Oberschenkels ist eindeutig als Missverhältnis zwischen abverlangter Belastung und bei Ihnen gegebener muskulärer Belastbarkeit zu interpretieren. Dafür spricht gerade auch der Zeitpunkt des Auftretens. Was gilt es daher zu beachten bzw. zu hinterfragen:

  1. Zunächst einmal lässt Ihr Problem an ein rein flüssigkeitsbedingtes Energiedefizit-Problem denken. Also bitte in Zukunft Ihre Trinkgewohnheiten überprüfen und insgesamt unter Alltagsbedingungen auch Ihre Magnesium-Versorgungssituation genauer unter die Lupe nehmen. Über Stress und Schweiß geht nun einmal viel Magnesium flöten. Außerdem wichtig : Trinken Sie viel Koffein = Flüssigkeits- und Magnesium-„Räuber“.
  2. Auch muss natürlich bei Ihnen nach der Qualität und der individuellen Eignung der verwendeten Laufschuhe gefragt werden. Sollten Sie übergewichtig oder ein ca. „2- Meter-Mann mit entsprechenden Kilos auf der Waage“ sein, muss bei den langen Strecken absolut ein Stabilschuh zum Einsatz kommen, ein gebogener Leisten wäre hier absolut Gift.
  3. Dann gilt es ernährungstechnisch,  konsequent eine „anti-entzündliche Stimmung“ im Körper zu induzieren. Das gelingt leicht durch gezielte Zufuhr-Erhöhung bzgl. der sogenannten Omega-3-Fettsäuren, die kurzkettig reichlich vorhanden sind in Salat, Grüngemüse, Pseudogetreide wie Amaranth, Quinoa und Buchweizen sowie in Nüssen und dann langkettig in fettem Seefisch wie Thunfisch, Makrele, Wildlachs, Atlantikhering, Sardine und Forelle. Neben ihrer wissenschaftlich erwiesenen Reduzierung von Schmerzempfindlichkeit und schmerzfördernden Entzündungsneigung ist über diese Omega-3-Fettsäuren auch ein positiver Effekt auf die muskuläre Durchblutung erzielbar, was die laufspezifisch beanspruchte Muskulatur auf höhere Belastbarkeit trimmt. Bei chronischer Fisch-Abstinenz ist die Zufuhr der anti-entzündlich und schmerzmodulierend wirkenden Omega-3-Fettsäuren mittels Nahrungsergänzungspräparat problemlos zu erreichen. Sollten Sie mit regelmäßiger Fischkost (2 x pro Woche) nicht klar kommen, bieten sich als sportlergerechte Alternative isolierte Omega-3-Fettsäuren an,  z.B. mittels Biomol Omega-3 Pulver, in den wohlschmeckenden Geschmacksrichtungen Ananas oder Nuss Krokant. Die empfohlene Einstiegsdosierung beträgt im ersten Monat täglich 2 x 1 Messbecher, danach als Dauergabe nur noch einmal täglich, alternativ in Fruchtsaft oder (Trink)-Joghurt, jeweils zu oder nach den Mahlzeiten. Wer die Omega-3-Fettsäuren lieber in Kapselform favorisiert, kann auf Pro-agil Kapseln zurückgreifen. Die sinnvolle Dosierung  beträgt hier zunächst 3 Monate, täglich 3 x 1 Kapsel jeweils zu den Mahlzeiten. Unter dem Aspekt einer positiven, d.h. Schmerzprävention während eines Marathons oder eines Ultra-Wettkampfs sollte spätestens 2 Monate vorher mit der Supplementierung begonnen werden. Gute Erfahrungen habe ich auch mit der zusätzlichen Gabe eines Brennessel-Extraktes in Kapselform (Hox alpha Kapseln, 3 x täglich 1 Kapsel) gemacht, die dann ebenfalls langfristig im Vorfeld zu einem Wettkampf zum Einsatz kommen sollten, also z.B. Beginn 3 - 5 Wochen vor D-day.
  4. Sollten Sie Ananas-Liebhaber sein, so bringt es sicherlich auch Linderung, täglich 1 Baby-Ananas zu verzehren, beginnend spätestens die letzten 4 Wochen vor dem Start. Bei der Baby-Ananas ist gerade auch der ansonsten ja bekanntlich holzige Mittelteil gut essbar, der sich durch einen besonders hohen Gehalt an Bromelain auszeichnet, das als Pflanzen-Enzym über spezielle entzündungshemmende Effekte verfügt. Auch andere exotische Früchte wie Maracuja, Litschi, Mango, Passionsfrucht, Guave oder Papaya enthalten als Frischobst reichlich anti-entzündlich wirksame Enzyme.
  5. An körpereigenen Substanzen, die im Muskel als Schutzfaktoren vor Muskelkater und Überlastungsbeschwerden eine wichtige Rolle spielen, wären u.a. L-Carnitin, Coenzym Q 10, a-Liponsäure und Taurin zu nennen. Diese Wirkstoffe sind bis auf a-Liponsäure als sportlergerechte Nahrungsergänzung im orthomolekular überlegt komponierten Präparat Orthomol Sport enthalten, das sich zusätzlich durch weitere präventiv wirksame Mikronährstoffe auszeichnet.
  6. Versuchsweise sollte zeitlich limitiert bei Ihnen auch der Einsatz eines effektiv anti-entzündlich und schmerzbekämpfend wirksamen Medikamentes (z.B. Deltaran 400 mg in Tablettenform) erwogen werden, das bzgl. Magen-Darm-Trakt-Verträglichkeit und Wirksamkeit übrigens zu den besten dieser Wirkstoffklasse gehört. Die empfohlene Dosierung  beträgt hier 1 bis 2 Tabletten am Vortag des Wettkampfs, wobei die Einnahme am Wettkampftag und auch einige Tage darüber hinaus problemlos wiederholt werden kann. Das letzte Wort hat hier aber natürlich immer der behandelnde Arzt.

Ja, dann bleibt nur noch zu hoffen, dass meine Tipps zunächst einmal zu Ihrer Gesundung beitragen und zudem zukünftig beschwerdefreie Wettkämpfen auch über längere Distanzen wieder möglich werden. Toi, toi, toi & gutes Gelingen wünscht Ihnen

Ihr Dr. Ziegler

Laufen und harte Waden

Leser Christian S.-R. fragt:

Als Laufeinsteiger (Mai 2004) habe ich mittlerweile ein Trainingspensum von 40 km pro Woche erreicht. Ich bin 42 Jahre alt, 1.86 m groß und bringe z.Zt. ein Gewicht von 96 kg auf die Waage. Damit aber immerhin rund 9 kg weniger als zu Beginn meiner Laufaktivitäten. Nun zu meinem Problem: Seit einem Bergwander-Urlaub im Sommer habe ich erhebliche Wadenprobleme, ein beständiges Verspanntsein, ähnlich einem Muskelkater. Erstmals aufgetreten ist dies nach einem längeren Abstieg während des erwähnten Bergwanderns. Auch Lauf- und generelle Sportpausen nach dem Urlaub brachten keine Besserung. Ich  habe seitdem auch das Gefühl, als “würde die betreffende Muskulatur nicht mehr in die Waden-Silhouette passen“. Der Wadenbereich erscheint optisch sehr gespannt und prall. Hohe Magnesium-Dosen (Sprudeltabletten aus der Apotheke) sowie lokale Maßnahmen (Sportsalben und Franzbranntwein) zeigten bisher keinerlei positive Effekte. Zusatz-Info: Meine Ernährung empfinde ich als sehr ausgewogen.  Ich setze auf viel Nudeln, Reis, Gemüse/Salat, Obst, Müsli und Vollkornbrot. Bei tierischem Eiweiß nur Geflügel und Fisch, kein Rindfleisch. Getränkevorlieben vor allem Mineralwasser, Säfte, Kaffee und Früchte-Tee. Ab und an auch ’mal 1-2 Gläser Rotwein, aber ansonsten keine harten Sachen. Ich kann mich als absoluten Nichtraucher bezeichnen. Haben Sie für meine chronische Wadenproblematik eine plausible sportmedizinische Erklärung? Was halten Sie zudem in diesem Zusammenhang von Nahrungsergänzungsprodukten, also z.B. Orthomol Sport Trinkampullen?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Die geschilderte Symptomatik gilt es umfassend zu kommentieren, um so Ihnen überhaupt helfen zu können. Folgende Einzelaspekte könnten zum Entstehen Ihrer Problematik beigetragen haben bzw. auch die lange Beschwerde-Persistenz erklären:

Was gilt es daher für Sie zu tun:

Alles Gute wünscht Ihnen

Ihr Dr. Ziegler

Carnitin

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

zur Zeit trainiere ich auf den München-Marathon hin (10.10. 2004). Habe auch mittlerweile meinen ersten 30 km-Trainingslauf hinter mir. Nun bin ich bei LAUFREPORT auf einen Bericht über Carnitin gestoßen. Würde mir eine L-Carnitin-Kur in den nächsten Tagen noch etwas bringen. In dem Artikel wurde geschrieben, dass "das zusätzlich zugeführtes L-Carnitin die Leistungsfähigkeit steigern, Müdigkeit und Erschöpfung hinauszögern sowie die Erholung beschleunigen kann." Trifft diese Aussagen auch für mich zu?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Prinzipiell ist es natürlich immer so, dass erst die Summe aller Teile die Gesamteffizienz eines Bemühens ausmacht. Das gilt entsprechend auch bzgl. der Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit einer L-Carnitingabe in Ihrer konkreten Situation. Gesetzt den Fall zunächst, bei Ihnen stimmen im Großen & Ganzen die trainingsmethodischen und ernährungsbezogenen Voraussetzungen, so kann meinerseits, fokussiert auf das Thema L-Carnitin, folgendes Statement abgegeben werden:

Viel Erfolg und alles Gute

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Dehydration

Hallo Herr Dr. Ziegler,

ich bin am Sonntag einen Halbmarathon gelaufen, bei dem leider in der zweiten Hälfte die Getränke an der Versorgungsstelle ausgegangen waren. Ich bzw. meine Gruppe hat sich dann mehr oder weniger ins Ziel gekämpft. Mit dem Ergebnis, dass besonders ich unter Schüttelfrost und Brechreiz litt. Viel besser ging es den anderen aber auch nicht. Nach reichlicher Getränkezufuhr war mir 2 Stunden nach Zieleinlauf endlich etwas besser. Am nächsten Tag fühlte ich mich aber immer noch total schlapp.

In zwei Wochen will ich bei einem Marathon starten. Wie soll ich jetzt vorgehen: Gar nicht mehr trainieren oder nur wenig? Und welche Ernährungstipps bzw. Nahrungsergänzungsmittel können Sie empfehlen, damit ich schnell wieder fit werde? Marathon laufe ich zwischen 4h05 bis 4h20.

Danke vorab für Ihre Bemühungen

Gruß Carmen P.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Schlimm, schlimm, wenn ein Veranstalter so knapp plant. Schnee von gestern, wir blicken nach vorne. Grundsätzlich spricht aus meiner Sicht zunächst einmal nichts gegen einen Start in Berlin in 14 Tagen, wenn Sie bis dato eine Top-Gesundheit aufgewiesen haben, was Sie hoffentlich auch über eine sorgfältige und sportartspezifische Untersuchung schon einmal objektiviert und bestätigt bekommen haben (inkl. Lungenfunktion-Check und Belastungs-EKG bis zur Ausbelastung).

Konkret würde ich dann in Ihrem Fall wie folgt verfahren:

Ja, dann alles Gute und bitte bei Ihrem nächsten Marathon-Event die durchaus sinnvolle und trainingsmethodisch passende Halbmarathon-Belastung spätestens 4 Wochen vor dem D-Day anberaumen.

Kreislaufbeschwerden bei langen Läufen

Hallo,
ich, Bernd A., bin eigentlich gut im Training und bereite mich gerade nach einem 10-Wochenplan auf meinen nächsten Marathon vor. Leider bekomme ich bei langen Läufen und in der zweiten Hälfte eines Marathons häufig starke Kreislaufprobleme (Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen etc.). Auch habe ich regelmäßig bei langen Läufen in der zweiten Hälfte einen viel höheren Puls. Ich bin 35 Jahre alt, 1,85 m groß und wiege nun 82 kg, nachdem ich in den letzten 10 bis 12 Wochen ca. 5 kg abgenommen habe.

Bei meinen letztjährigen Herbst-Marathon musste ich bei Kilometer 30 aufgeben. Damals musste ich mich sogar übergeben und wurde kurzfristig stationär behandelt. Meines Erachtens schwitze ich recht stark, wobei ich aber auch bei Trainingsläufen konsequent auf regelmäßiges Trinken achte. Mein Maximalpuls liegt derzeit bei 187. Die langen Trainingsläufe bestreite ich meist mit Pulshöhen zwischen 135 bis 140. Was glauben Sie, aufgrund Ihrer langjährigen sportmedizinischen Erfahrung, ist die Ursache dieser immer wiederkehrenden Symptomatik und was kann ich dagegen tun?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal ist es sportmedizinisch-physiologisch absolut normal und nachvollziehbar, wenn sich Ihre Pulskurve im Laufe einer längeren Laufbelastung nach oben bewegt. Die möglichen Begleitsymptome und deren Ausmaß sind es, die dann zum Handeln zwingen, wie ja auch bei Ihnen gegeben. Ursächlich verantwortlich sind hier mehrere Faktoren, wobei vor allem die Bluteindickung, Blutdruckschwankungen, die notwendig werdende Umstellung bei der muskulären Energiebereitstellung und dann auch der mehr oder weniger ausgeprägte psycho-mentale Ermüdungszustand eine Rolle spielen. Allerdings sollte das Ausmaß Ihrer geschilderten Kreislaufprobleme auf jeden Fall Anlass zu einer sorgfältigen Herz-Kreislauf-Diagnostik sein. Und das bedeutet dann im Einzelnen (wobei ich Ihren Angaben nicht entnehmen konnte, ob Sie überhaupt schon einmal eine ausführliche internistisch-orthopädische Untersuchung mitgemacht haben):

Übrigens: Meines Erachtens wählen Sie für Ihre langen Trainingsläufe, die Sie ja generell im GA-1-Bereich bestreiten sollten, rein rechnerisch nach der Altersformel und orientiert an Ihrem Maximalpuls (Hfmax), eine zu hohe Intensität. Mit einer Herzfrequenz zwischen 135 und 140 liegen Sie nun einmal bereits bei 70 bzw. 75 % Ihrer aktuellen Hfmax. Sie sollten sich aber rechnerisch bei einer Herzfrequenz zwischen 115 und 125 bewegen (= 62 bis 67 % der Hfmax), wenn Sie wirklich dem Fettstoffwechsel auf die Sprünge helfen wollen. Vorschlag: Möglichst in den nächsten Tagen unterziehen Sie sich noch einem Laktat-Leistungstest unter standardisierten Bedingungen, um Ihre Herzfrequenz exakt,  d.h. gemäß Ihrer aktuellen muskulären Stoffwechseltrainiertheit,  auf die jeweiligen Trainings- und Belastungsvorgaben ausrichten zu können. Damit vermeiden Sie auch ein Überziehen beim anstehenden Köln-Marathon. Je nach Ihrem Trainingsumfang in den nächsten Monaten sollte dann dieser Laktat-Leistungstest in bestimmten Abständen wiederholt werden, um der Entwicklung Ihrer Stoffwechseltrainiertheit exakt bzgl. der Intensitätsvorgaben Rechnung tragen zu können. Sollten Sie eine kompetente Anlaufstelle für Ihre Laktatdiagnostik benötigen, so lassen Sie mich dies bitte wissen.

Alles Gute für Sie & gutes Gelingen !

Ihr Dr. Ziegler

Herzrhythmusstörungen

Hallo Herr Dr. Ziegler,

ich bin 55 Jahre alt und laufe seit 3 Jahren regelmäßig Marathon. Meine Bestzeit liegt derzeit bei 3:56 h. Bei den meisten Läufen gehe ich aber nicht bis an meine Leistungsgrenze. Beim Swiss Alpine wollte ich die 78 km-Strecke laufen. Auf dem ersten Teilstück bis Filisur (30 km), dem leichtesten Streckenabschnitt, war ich tempomäßig sehr zurückhaltend und lief im Pulsbereich von 120 bis 130, bei Anstiegen auch kurzzeitig 150. Ganz plötzlich bekam ich kurz vor Filisur leichte Schwindelgefühle. Ein Blick auf die Pulsuhr ließ mich an der korrekten Anzeige zweifeln: Puls 160 – 228 – 170 – 218 – 190 usw. Unglaublich hoch und sehr unregelmäßig. Ich hab dann den Puls gefühlt, konnte die Höhe nicht ermitteln, aber registrierte seine Unregelmäßigkeit. Schlagartig ließ auch mein Leistungsvermögen nach. Ich habe mich mit ausgiebigen Pausen bis ins C42-Ziel nach Bergün durchgeschlagen. Ungefähr 2 Stunden nach dem Zieleinlauf war der „Spuk“ vorbei: Puls normal. Befinden und Stimmung prächtig. Auch am Tag danach bei einer kleinen Bergtour keine Probleme.

Nach meiner Rückkehr war ich gleich beim Hausarzt sowie beim Kardiologen: EKG unauffällig, Blutbild steht noch aus. Beim Herz-Ultraschall wurde ein Schaden entdeckt (war bekannt), verursacht durch einen kleinen Infarkt von vor 25 Jahren. Diagnose: Herzrhythmus-Störungen, nicht lebensbedrohlich. Ursache: Übertriebene sportliche Aktivitäten. Geplant sind jetzt noch ein Belastungs- sowie ein Langzeit-EKG.

Verunsichert von den Aussagen des Kardiologen, "Sport ist bis 35 gesund, danach überwiegen die Nachteile" oder "die Marathon-Hysterie wird hunderte Menschen das Leben kosten", und der Warnung vor einer Weiterführung des Marathonlaufs, frage ich Sie: Wie sieht meine sportliche Zukunft mit Herzrhythmus-Störungen aus?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

In der Tat ein nicht kleiner gesundheitlicher Komplex, den Sie mir da aufgetischt haben, auf den ich im Folgenden aber gern näher eingehen möchte.

Sprechen Sie vielleicht Ihren Kardiologen auch auf die kurzfristige Gabe von Acetylsalicylsäure zur Blutverdünnung bei Hitzeläufen an. Hier gibt es ein Präparat mit 30 mg (Miniasal®), das dann auch keine Magen-Darm-Probleme machen dürfte, sofern Sie hier nicht vorbelastet sind.

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