Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler

www.sportdoktor-ziegler.de

Gesundheit und Diagnostik

Laufen & Wadenprobleme bds.

LaufReport-Leser Flavius G. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

bin 38, bei 170 cm wiege ich ca. 77 kg. Ich habe früher jahrelang regelmäßig Hantel- und Lauf-Training betrieben, aber kein Maximalkrafttraining, z.Zt. mache ich Spinning-Biking, Golf, Klimmzüge sowie Bauchmuskeltraining. Vor 3 Monaten habe ich wieder mit Lauftraining und zwar auf dem neu erstandenen Laufband begonnen, moderat, ca. 2-3x/Woche, je 10-20 min.. Seitdem habe ich hier und nur beim Laufband-Training oft richtig fiese Wadenschmerzen (zunächst krampfartig, danach sehr heftig und ziehend, nicht immer zur selben Zeit auftretend, manchmal erst nach einer halben Stunde oder aber auch schon nach 5 Minuten). Ich muss dann das Laufen sofort beenden, Spiningbiking ist aber nach Abbruch des Laufens ohne Schmerzen weiterhin möglich. Durch starkes Dehnen der Wade kann ich den Schmerz provozieren, nachdem dieser aufgetreten war. Auch vergeht der Schmerz nicht nach Sekunden oder Minuten, er dauert ein bis mehrere Tage an, dabei allmählich abnehmend. Latent spüre ich die schmerzende Stelle manchmal noch nach fünf bis sechs Tagen beim normalen Gehen, vor allem, wenn ich eine Treppe hinabsteige oder mit dem Fuß abrolle. Bis ich wieder joggen kann, braucht es dann ca. ein bis drei Wochen. Fange ich früher wieder an, kann ich fast sicher sein, dass der Schmerz umgehend zurückkommt. Ich hatte dieses Problem früher nie, wog auch vor 10 Jahren nur unwesentlich weniger. Habe es mit Diclofenac probiert - kein Effekt, Magnesium-Trinklösung - ebenfalls keine Auswirkung, Dehnen vor und nach dem Laufen - keine Auswirkung, Schuhwechsel - keine Auswirkung, mir gehen die Ideen aus. Können Sie mir daher bitte einen Tipp geben, vielen Dank für Ihre Mühe?!? - Mit freundlichen Grüßen.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal gilt es herauszustellen, dass Ihr Beschwerdebild ja offensichtlich nur sportartspezifisch auftritt. Dies spricht eigentlich gegen eine schwerwiegende internistische Grunderkrankung als Ursache (vor allem Durchblutungsstörungen in den Becken-Beinschlagadern im Gefolge einer ausgeprägten „Gefäßverkalkung“). Und Raucher, Bluthochdruck- oder Zucker-Patient werden Sie ja auch nicht sein? Was ist daher zu hinterfragen und ggf. zu tun:

Ja, dann hoffe ich, dass meine Anregungen und Überlegungen für Sie zielführend sein mögen & Sie recht bald wieder Ihrem Lauftraining frönen können, ggf. eben nicht mehr auf dem Laufband.

Herzliche Grüße

Ihr Dr. Ziegler

Sport & AMD

LaufReport-Leserin Ursula Sch. fragt:

Sie wurden uns von einem Langstreckenläufer aus Rheinland-Pfalz empfohlen. Vielleicht können Sie mir ja in nachstehender Angelegenheit helfen: Bin 75 und bereits im August 2000 wurde bei mir mittels Kernspintomographie (MRT) Arthrose im linken Kniegelenk festgestellt. Seit dieser Zeit gehe ich zur Wassergymnastik und betreibe "Schonung", mit gutem Erfolg. Da sich aber in letzter Zeit schon mal gelegentlich heftige Schmerzen einstellen (nehme dann Voltaren® Resinat), möchte ich dem Ganzen nun "sanft" begegnen & zwar mit Proagil®, Artilane® und Orthomol Arthro Plus®. Ich leide außerdem an altersbedingter Makula-Degeneration (AMD), also der gefürchteten Augenerkrankung mit negativer Einflussnahme auf die Stelle des schärfsten Sehens („gelber Fleck“) und damit auf das Sehvermögen generell, die ich recht erfolgreich mit Lutax® behandele. Jetzt benötige ich Informationen bzgl. evtl. Wechselwirkungen der verschiedenen Präparate, vor allem um die Wirkung von Lutax® nicht zu gefährden. Könnten Sie mir daher in dieser Angelegenheit weiter helfen? Schon einmal danke im Voraus und freundliche Grüße.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Gestatten Sie mir für die LaufReport-Leserschar ein paar grundsätzliche Vorbemerkungen zu Ihrem Krankheitsbild, um so besser auf Ihre Frage eingehen zu können. Bei der AMD sind ja primär das für die Sehnervenfunktion wichtige Netzhautgewebe und eben anfangs nicht die Nervenzellen betroffen. Erst bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kommt es dann auch zum Absterben von Netzhaut-Zellen und damit zu einer zunehmenden Erblindung. Aus der Sicht von Spezialisten gelten als die wichtigsten Risikofaktoren das Alter an und für sich plus einer individuellen genetischen Disposition, dann Rauchen (größter Risikofaktor für AMD), hoher Blutdruck sowie auch ein erhöhter Homocystein-Spiegel im Blut (Hyperhomocysteinämie). Medizinisch-anatomisch lassen sich jetzt zwei Formen der Makula-Degeneration unterschieden (trocken, feucht), wobei die feuchte AMD eine besonders ungünstige Prognose hat und relativ schnell zur völligen Erblindung führen kann. Sie scheinen ja Gott Lob von der trockenen und damit günstigeren Verlaufsform betroffen zu sein. Die Fa. ASLAN bietet übrigens hierzu einen sehr aussagekräftigen Sehtest zu dieser Thematik an (www.aslan.de). Ja, wie sollten Sie sich jetzt aus meiner Sicht weiter verhalten:

Ja, dann alles Gute für Sie & sportliche Grüße auch an den empfehlenden Laufkameraden!

Laufen & EKG-Veränderungen

LaufReport-Leserin Beate G.-Kr. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

bei mir wurde gestern im Rahmen einer Gesundheitsuntersuchung im EKG eine Auffälligkeit festgestellt (T-Welle gleichmäßig negativ) und das sowohl im Ruhe-EKG vor dem Belastungs-EKG sowie auch im Ruhe-EKG nach der Ergometrie. Ich wurde bis 225 Watt belastet. Außerdem habe ich ein Herzgeräusch, das aber bereits untersucht wurde und damals laut Arzt nicht von Bedeutung sei. Bin weiblich, 50 Jahre alt und laufe seit ca. 14 Jahren, früher auch Wettkämpfe, jetzt nur noch 3-4 x/Woche, insgesamt ca. 30-40 km/Woche, je nach Zeit. Mein Puls liegt unter Belastung zw. 148 bis max. 170. Habe erst im Januar einen Termin beim Kardiologen zur weiteren Abklärung. Daher jetzt meine Frage an Sie: Kann ich so weiter joggen wie bisher? Für Ihre Antwort bedanke ich mich und freundliche Grüße

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Aus der Entfernung sicherlich nicht einfach zu beantworten, zumal ich von Ihnen keinerlei weitere gesundheitliche Details geliefert bekam und auch keine Laborwerte vorliegen. Aber dennoch eindeutige Aussage meinerseits zu Ihrer Fragestellung:

Alles Gute für Sie und gern können Sie mich auf dem Laufenden halten

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Knochenödem
im Kniebereich

LaufReport-Leserin Maike R. fragt:

Hallo Herr Dr Ziegler,

mit gerade einmal 20 Jahren wurde bei mir (nach 2,5 Jahren Leidensweg) ein Knochenödem in beiden Knien festgestellt. Das Ganze hat vor ca. 2,5 Jahren mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber angefangen, das ca. 8 Wochen in Anspruch nahm. Danach hatte ich einen Roller-Unfall mit Schienbeinbruch links. Seitdem habe ich durchgehend Schmerzen und zwar im Liegen, im Stehen und beim Laufen. Nach unzähligen Arztbesuchen, bei denen u.a. auch Rheuma diagnostiziert wurde (laut Blutbild aber ausgeschlossen), kam man nach einem Knochen-Szintigramm und weiteren Bluttests auf die Diagnose Knochenmark-Ödem. Ich habe wegen der chronischen Knieprobleme mittlerweile meine erste Ausbildung zur Winzerin abbrechen müssen und arbeite jetzt als Industriekauffrau im Büro. Aber selbst dort ist mir das Arbeiten nicht mehr möglich, da ich nicht lange sitzen kann. Zur Schmerzstillung muss ich mittlerweile ein Opiat (Tilidin) einnehmen, medikamentöse Alternativen leider ohne Wirkung. Durch das Medikament bin ich entsprechend müde und auch geistig außer Gefecht gesetzt. Jetzt meine Frage an Sie: Wie kann/muss ich mich verhalten, auf dass meine Knochen wieder schnellstmöglich heilen? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Aus der Entfernung drängen sich für mich diverse Fragen auf, die Sie am besten zunächst bitte mit dem Arzt/der Ärztin Ihres Vertrauens durchsprechen sollten, um so evtl. etwas mehr Klarheit zu bekommen. Es kann ja wohl nicht sein, dass Sie als Zwanzigjährige derzeit unter Opiat-Dauergebrauch stehen.

Ja, dann bleibt mir derzeit nur, Ihnen auf diesem Wege gute Besserung aus der Entfernung zu sagen und zu hoffen, dass Sie auf verständnisvolle und engagierte Ärzte zurückgreifen können!

Ihr Dr. Ziegler

Pulsfrequenz

Nicole aus Wolfsburg fragt : Ich habe Laufen bisher gehasst und war nach 500 m völlig aus der Puste. Vor einem Jahr begann ich dann mit Anleitung zu Joggen.: 1 Min. laufen, 1 Min. gehen usw. Am Ende des Kurses konnte ich 20 Min. am Stück laufen. Aus mir ist seitdem ein richtiger Lauffan geworden. Im September diesen Jahres plane ich jetzt meinen ersten Halbmarathon. Mein Problem dabei: Der beständig hohe Puls während des Trainings. Selbst beim normalen Training geht die Herzfrequenz hoch auf 184, unter Wettkampfbedingungen erreichte ich bereits einen Maximalpuls von 191. Ich bin 31 Jahre, fühle mich gesund, mein Blutbild ist okay. Vielleicht hier noch der Hinweis, dass sich mein Puls in der unmittelbaren Nachbelastungsphase sehr schnell wieder auf Werte von 115 bis 120 nach unten bewegt und zwar innerhalb der ersten 3 Minuten. Wie würden Sie aus sportmedizinischer Sicht diesen Sachverhalt kommentieren?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Das Phänomen eines relativ hohen Pulses unter Belastungsbedingungen findet sich eigentlich generell bei jedem Sporteinsteiger, speziell im Ausdauerbereich. Gesundheitlich bedeutsam ist aber schon einmal die Tatsache des schnellen Pulsabfalls nach Belastungsende, was zumindest schwerwiegende Ursachen für Ihr geschildertes Problem unwahrscheinlich macht. Sie haben leider keine Angaben über Ihre aktuelle Trainingshäufigkeit und Dauer der jeweiligen Trainingseinheit gemacht. Denn nur die sich je nach Trainingshäufigkeit und Trainingsqualität mehr oder weniger schnell entwickelnde muskuläre Stoffwechseltrainiertheit verhilft nun einmal zu einer reduzierten Stressbelastung (auch unter Alltagsbedingungen) des Gesamtorganismus und damit auch zu einem zunehmenden Pulsabfall in den verschiedenen Intensitätsbereichen während Training und Wettkampf.

Daher sollten Sie wie folgt vorgehen:

Ich würde daher in der jetzigen sportlichen Entwicklungsphase auf jeden Fall einen Laktat-Leistungstest empfehlen, um die bisherige rein rechnerische Trainingspuls-Festlegung über die direkte Analyse des Stoffwechselgeschehens in der Muskulatur zu objektivieren. Hierbei sollten Sie aber genaue Rahmenbedingungen wie Ausgeruhtheit und optimalen Regenerationszustand der Zuckerdepots in der Muskulatur unbedingt beachten. Nur ein empfehlenswertes Institut nimmt sich übrigens die Zeit und Mühe, Ihre Probanden hier vor dem eigentlichen Testtag optimal einzustellen.

Gerade bei Frauen mit Regelblutung muss bei generell hohen Pulswerten im Training immer auch ein verborgener Eisenmangel als Ursache ausgeschlossen werden. Lassen Sie sich bitte daher zusätzlich zum bereits vorliegenden Blutbild vor allem auch Ferritin (spezieller Eiweißfaktor zur Eisenbindung) bestimmen. Der Wert sollte bei der sportlich aktiven Frau zumindest über 30 Mikrogramm/l liegen. Nicht zu vergessen: Eisen benötigen wir neben der Sauerstoffbindung unter anderem für den anti-oxidativen Zellschutz sowie für die körpereigene Bildung von L-Carnitin, bekanntlich der wichtige Transportfaktor (=Biocarrier) für langkettige Fettsäuren in die Kraftwerke der Zellen. Im Klartext: Bei L-Carnitin-Mangel im Körper kann die Fettsäurenbereitstellung für den Energiestoffwechsel nur ungenügend ablaufen, der Körper signalisiert die nicht optimal ablaufende Energiegewinnung aus Fettsäuren durch überhöhte Pulswerte. Des Weiteren wird oftmals die Bedeutung von Magnesium unterschätzt, das ja an nicht weniger als 300 enzymatischen Prozessen im menschlichen Organismus beteiligt ist, darunter vor allem auch im Rahmen der Energiebereitstellung in der Muskulatur. Nach neuesten Recherchen sind übrigens mindestens 65 Prozent aller regelmäßig trainierenden SportlerInnen, vor allem im Ausdauerbereich, Magnesium-unterversorgt. Nehmen Sie daher für das nächste halbe Jahr konsequent ein hochdosiertes Magnesiumpräparat ein (empfehlenswert hier Magnesium 300 Diasporal Granulat, Einnahme am besten abends vor dem zu Bett Gehen). Zusätzlich wäre es für Sie sicherlich gesundheitlich wie trainingsbezogen eine große Hilfe, Kenntnis zu haben über Ihren Jod-, Selen- & Vitamin B-Haushalt. Lassen Sie sich daher unbedingt diese Werte im Blut bestimmen, auch wenn Ihr behandelnder Arzt vielleicht zunächst ungläubig den Kopf schütteln mag: TSH (sollte sich beim Sportler / bei der Sportlerin zwischen 0.5 bis 1.9 Mikro-Units/l bewegen), Selen (Sportler-Norm über 100 Mikrogramm/l) und Homocystein (sollte in Ihrem Alter auf jeden Fall unter 10 Mikromol/l liegen).

Natürlich sollte jetzt, wo Sie mit gezieltem Training ein konkretes Ziel (Halbmarathon) ansteuern, Ihre orthopädische Belastbarkeit top sein. Und dazu gehört neben dem generellen orthopädischen Körper-Check nun einmal vor allem die sorgfältige Analyse Ihrer Fußstatik und daraus resultierend das Ausrichten von Einlagen und Schuhqualität auf Ihre individuellen Gegebenheiten.

Alles Gute für Sie & guten Start bei Ihrem ersten Halbmarathon.

Laufen & Krebs

LaufReport Leser Achim H. fragt:

Ich bin 52-jähriger Krebspatient (Zustand nach operativer Intervention mit Bestrahlung  bei rechtsseitiger Gaumenmandel-Karzinom mit Lymphknotenmetastasen im Jahre 2004), begeisterter langjähriger Marathonläufer und Extrem-Bergsteiger mit einigen Trekkingtouren und Gipfeln bis in Höhen von 4000 - 6.300 m. Neuerliche Tumorzeichen finden sich bei mir derzeit Gott lob nicht. Die Fragen, die sich bei mir jetzt natürlich aufdrängen, drehen sich um die Qualität und Quantität meiner zukünftigen sportlichen Belastbarkeit bzw. möglichen Risiken, wenn ich weiter leistungsorientiert im Sport agiere. Die Ratschläge meiner Ärzte tendieren in die Richtung, Sport nur nach Lust und Laune, ohne Wettkampfcharakter und ohne Austestung von Leistungsgrenzen zu betreiben. Da anscheinend keiner meiner behandelnden Ärzte aktiver Sportler oder Läufer ist, sind die Ratschläge wohl „auf Sicherheit“ ausgelegt. Auf meine Frage, ob mein Krebs (als Nichtraucher und Mäßig-Alkoholgenießer) gerade durch die Schwächung des Immunsystems beim Laufen oder Höhenbergsteigen ausgebrochen sein kann, erhielt ich bisher ebenfalls keine Angaben. Da es mir mittlerweile wieder gut geht, traue ich mir bei aller Vorsicht schon wieder mehr zu. Es fehlt mir halt der gewohnte und liebgewonnene Reiz eines Wettkampfes oder einer Bergbesteigung.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Von den genetisch bedingten Formen einmal abgesehen, sind Krebsentstehung und Krebswachstum inkl. Metastasierung (= Absiedlung von Tochtergeschwülsten) immer Ausdruck des Versagens bzw. der Überforderung unseres Immunsystems. Entsprechend wird Ihnen kein Arzt der Welt exakt definieren können, welche Portion Sport hundertprozentig optimal und umgekehrt wie viel Sport auf Dauer das Immunsystem sicherlich überfordern wird.

Es gilt daher bei Ihnen zunächst einmal grundsätzliche medizinische Ratschläge abzugeben, um Sie selbst in die Lage zu versetzen, Ihr ganz persönliches Puzzle zu komplettieren:

  1. Limitierung der Radikalenbildung im Körper, die als hochreaktive Verbindungen auch die immunkompetenten Zellen schädigen können, was Sie erreichen über:
  2. Gezielte Stärkung der körpereigenen anti-oxidativen Systeme
  3. Konsequentes Einhalten des gesundheitlich hochrelevanten Omega-6-Fettsäuren : Omega-3-Fettsäuren-Verhältnisses von 2:1 (in Deutschland findet sich derzeit bei einem Großteil der Bevölkerung ein Verhältnis von 25:1 !), was locker erreichbar ist über:
  4. Hinterfragte Supplementierung von körpereigenen Wirkstoffen und Mikronährstoffen, die eine gezielt krebsschützende Wirkung haben bzw. zumindest für eine optimierte anti-oxidative Wirkung sowie für lebenswichtige entzündungsharmonisierende Effekte Sorge tragen, was gerade bei Ihrer Krankheitsvorgeschichte von großer Bedeutung ist: 

    Wenn Sie sich bzgl. dieser einzelnen Wirkstoffe & ihrer präventiv-gesundheitlichen Bedeutung im menschlichen Organismus näher informieren wollen, gehen Sie einfach über Google.de, geben dort Ihr Suchwort, dann Gedankenstrich (-) Dr. Ziegler ein & schon haben Sie alle meine online-Veröffentlichungen zu dem jeweiligen Thema präsent.

Zusammenfassung: Sollten Sie mittlerweile frei von „Krebsnestern“ sein, wovon man ja bei Ihnen glücklicherweise Weise ausgehen kann, so dürfte Ihre physisch-psychisch-mentale Belastbarkeit ca. 6 Monate nach der letzten Bestrahlung das ursprüngliche Niveau wieder erreicht haben, abgerechnet die natürlichen Alterungsprozesse. Was immer bleiben wird & nagt, ist das Kopfproblem, das jeden Menschen bedrückt, der mit einer so lebensbedrohlichen Situation fertig werden musste: Kann der Krebs wieder ausbrechen etc. ??? Andererseits scheinen Sie ja sehr viel psychische Kraft aus Ihren sportlichen Events und Ihrem Bergsteigen geschöpft zu haben. Und gerade diese „Psycho-Nahrung“ ist ein unersetzlicher Optimierungsfaktor für Ihr Abwehrsystem („runner’s high“). Insofern bleibt Ihre sportliche Perspektive ein Stück weit Ihre ganz persönliche Entscheidung zwischen Angst, zu viel zu tun, auf der einen Seite, aber andererseits auch die Perspektive, über Ihren regelmäßigen Sport langfristig sowohl definierte Trainingseffekte für Ihr Immunsystem wie auch Psycho-Power zu rekrutieren. Ganz wichtig: Es bedarf bei Ihnen umgehend einer Wiederholung des vor Jahren ja bereits absolvierten laufsportspezifischen Laktat-Tests, um Ihre aktuelle aerobe Kapazität und Leistungsfähigkeit genau zu bestimmen. Mit dem Wissen um Ihre aktuelle aerob-anaerobe Schwelle, festgemacht  an den korrespondierenden Pulswerten, können Sie dann Ihr Marathontraining genau dosieren. Ich würde den Test dann routinemäßig jeweils im Frühjahr & Herbst wiederholen, um jeweils eine exakte Justierung möglich zu machen. Die Zahl der jährlichen Marathonläufe unter Wettkampfbedingungen würde ich auf 2 begrenzen. Legen Sie nie die letzte Schippe auf, aber genießen Sie beim Laufen oder Bergsteigen das wunderbare Gefühl, Ihr Leben im Jahre 2004 nochmals geschenkt bekommen zu haben. An jährlichen Laborkontrollen im Blut empfehle ich Ihnen v.a.: Selen, Homocystein, Gesamt-Eiweiß, kleines Blutbild, BSG, TSH, Triglyzeride, HDL, LDL. Details & Empfehlungen hierzu erfahren Sie sicherlich von Ihrem behandelnden Arzt.

Toi, toi, toi, vielleicht sieht man sich ja mal bei einem Lauf!

Ihr Dr. Ziegler

Laufen nach Tibiakopf-Trümmerfraktur

LaufReport-Leserin Anneliese F. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich habe vor 10 Jahren durch einen Sturz eine Tibiakopf-Trümmerfraktur am rechten Knie erlitten. Es ist alles gut verheilt, aber man sagte mir, nach ca. 5 Jahren würde ich wohl ein künstliches Kniegelenk brauchen. Nun habe ich mittlerweile 10 Jahre geschafft. Seit kurzem registriere ich aber Schmerzen in der Kniekehle, die nach vorne ins Knie ziehen. Was raten Sie mir? Gehe ich hier zum Orthopäden, will er spritzen, gehe ich zum Chirurgen, ist die OP gleich vorprogrammiert. Andererseits ist mein linkes Kniegelenk auch nicht in Ordnung. Dort habe ich wohl eine Arthrose. Soll ich erst das linke oder besser erst das rechte Knie in Ordnung bringen lassen? Vielen Dank für Ihre Auskunft.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zum besseren Verständnis für die vielen LaufReport-LeserInnen: Das Risiko, das jede Tibiakopf-Fraktur in sich birgt, ist eine mehr oder weniger ausgeprägte "Stufe" auf dem Tibiaplateau, also der korrespondierenden Gelenkfläche zum Oberschenkelknochen. Diese Gelenkflächen-Unebenheit disponiert dann früher oder später zu einem vorzeitigen Gelenkknorpelverschleiß und damit zu einer Arthrose. Jetzt liegt es an Ihnen, mittels Kernspin-Untersuchung (MRT) abklären zu lassen, wie es um die beiden Gelenkflächen bestellt ist und wie der Außen- und Innenmeniskus beschaffen sind, sofern selbige Ihren damaligen Unfall überhaupt überstanden haben. Konkret zu Ihrer Frage: Ich würde auf alle Fälle zunächst beim rechten Kniegelenk nach dem Rechten schauen lassen, da es zunächst darum gehen muss, einen exakten Befund zu haben, bevor über weitere Schritte entschieden werden kann. Ich denke doch, dass das damals verwendete Metall längst entfernt werden konnte, so dass einer Kernspin-Untersuchung hier nichts im Wege steht. Zu der geschilderten Problematik im Bereich des anderen Kniegelenks: Nicht selten steht diese Symptomatik, wie von Ihnen ja bzgl. des linken Kniegelenks geschildert, mit einer Fehl- und Überlastung des zunächst nicht betroffenen Kniegelenks in einem ursächlichen Zusammenhang. Dieses Gelenk wurde von Ihnen zur gezielten Schonung des primär betroffenen Kniegelenks einfach mehr belastet. Insofern sollte relativ zeitnah auch die Diagnostik beim linken Kniegelenk voran getrieben werden. Auch hier ist die Kernspin-Untersuchung diagnostisch das Maß aller Dinge. Unabhängig vom Ausmaß der bereits eingetretenen Knorpelschäden, sollten Sie sich umgehend um flankierende Lebensstilveränderungen, gezielte Ernährungsmaßnahmen sowie auch um eine heilungsfördernde Medikation kümmern. Im Einzelnen bedeutet das:

  a)

Verzicht auf tierische Produkte aus Mastbetrieben, Legebatterien und Zuchtfarmen, was ernährungstechnisch eine überschießende Schwellungs-, Entzündungs- & Schmerzproblematik vermeiden hilft.

  b) An Nahrungsergänzungsmaßnahmen könnte bei Ihnen sinnvoller Weise zum Einsatz Symptomatik bewährt:
    1. Artilane® Trinkampullen, täglich 1 Ampulle morgens nach dem Essen, für zunächst 3 Monate, danach je nach Befindlichkeit und Erfolg über die Fortsetzung zu entscheiden (Knorpelregeneration und Knorpelschutz),
    2. hochdosierte Gabe von langkettigen Omega-3-Fettsäuren (Biomol Omega-3 power®, täglich 2 Messbecher abends nach dem Essen
  c) Als bewährte Medikation wäre bei Ihnen Traumeel® S Tbl. zu empfehlen (täglich 4 x 2 Tbl., über den Tag verteilt an den Trainingstagen). Das lang erprobte anti-entzündlich Wirkprofil der im Präparat enthaltenen verschiedenen Wirkstoffe ist bei Ihnen als wichtige Gelenkschutzkomponente zu verstehen.

Falls Sie weitere Ernährungstipps bei Arthrose im Detail wünschen, senden Sie einfach einen frankierten und adressierten Freiumschlag (Euro 1.45) an meine Adresse, Sie erhalten dann postwendend meine aktuelle Ernährungsbroschüre. Und bitte nochmals beherzigen: Umgehend auf eine gezielte Diagnostik bzgl. Ihrer beiden Kniegelenke bei den betreffenden Ärzten drängen.

Herzlicher Gruß

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Pickelbildung im Stirnbereich

LaufReport-Leserin Rashida K. fragt:

Sehr geehrter Herr Ziegler,

ich habe im Januar 2010 angefangen, regelmäßig und intensiv Sport zu treiben (Fitness-Studio und Joggen). Ich möchte demnächst bei einem Halbmarathon starten. Davor hatte ich keine so große sportliche Belastung. Ich bin 27 Jahre und habe seit 2 Monaten starke rote Pickelbildung auf der Stirn, die später braun werden. Ich vermute eine hormonelle Ursache. Die Pickel gehen seit Monaten nicht weg und brechen immer wieder an der gleichen Stelle auf. Stimmt das, dass sich Sport auch negativ auf das Hormonsystem auswirken kann? Im Internet hab‘ ich gelesen, dass sportliche Aktivitäten positiv Seele und Körper beeinflussen. Ich werde demnächst zu meinem Frauenarzt gehen, um meinen Hormon-Status testen zu lassen. Ich vermute, dass diese Pickelneigung eine Art Umstellung darstellt und mein Körper offensichtlich noch eine gewisse Zeit braucht, um sich an das Belastungsniveau anzupassen. Stimmt das oder soll ich besser eine Pause einlegen? Vielen Dank im Voraus.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Im ersten Moment würde ich sagen, dass Ihr Hautproblem allenfalls indirekt mit Ihrem intensiviertem Lauftraining zu tun hat. Wäre ein eindeutiger Bezug zu Ihrer sportlichen Belastung herstellbar, müssten die Hautveränderungen m.E. auch an anderen Stellen des Körpers auftreten. Entsprechend sollten Sie daher zunächst einmal folgende Punkte hinterfragen, die hier dann vielleicht Abhilfe schaffen könnten:

Toi, toi, toi, dass ich Ihnen auf diesem Wege vielleicht ein paar effektive Lösungsansätze habe liefern können!

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & muskuläre Faszikulationen

LaufReport-Leser Richard R. fragt:

Sehr geehrter Herr Doktor Ziegler,

bin Mitte 50 und Zeit meines Lebens sportlich aktiv gewesen, früher Fußball, danach hauptsächlich Langstreckenlauf und Rennradfahren. Solange ich mich erinnern kann, leide ich in beiden Waden an Faszikulationen, also sichtbaren, regellosen und blitzartigen Kontraktionen von Muskelbündeln und zwar ohne jeden Bewegungseffekt. Sie treten nach dem Sport auf, aber auch in körperlicher Ruhe. Die Sache ist zwar nicht schmerzhaft, aber unangenehm, nachts auch mit plötzlichen Krämpfen verbunden. Mit zunehmendem Alter sind die Beschwerden stärker geworden. Nach dem Sport nehme ich zur schnelleren Regeneration obligatorisch Magnesium und Eisen im Getränk. Ansonsten ernähre ich mich normal. Hormonelle und neurologische Untersuchungen blieben ohne Befund und auch sonst konnte kein Mangel irgendwelcher Art festgestellt werden. Trotzdem bin ich natürlich besorgt, wo diese Beschwerden herrühren könnten und wie ich diese in den Griff bekomme. Es würde mich freuen, wenn Sie mir darauf eine Antwort mitteilen könnten.

Sportarzt Dr. med. Rudolf  Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Grundsätzlich werden medizinisch-wissenschaftlich sogenannte benigne Faszikulationen (gutartige F.), die keine krankhafte Bedeutung haben, sowie krankhafte Faszikulationen unterschieden, bei denen neurologisch-anatomisch Schädigungen im Bereich der vom Rückenmark ausgehenden Nervenbahnen nachweisbar sind. Bei Ihnen verlief ja die Fahndung nach krankhaften Ursachen glücklicher Weise ergebnislos. Auch die Tatsache, dass bei Ihnen diese unangenehme Symptomatik bereits seit Jahrzehnten besteht, ohne dass es zu einer dramatischen Verschlimmerung gekommen ist, spricht eigentlich gegen ein schwerwiegendes Krankheitsbild. Logisch, dass Sie dennoch nach Abhilfe suchen. Hier sind daher meine Tipps und Vorschläge:

Ja. dann auf eine baldige Besserung und halten Sie mich doch bitte auf dem Laufenden, was sich bei Ihnen beschwerdetechnisch getan hat, danke vorab.

Räuspern und trockener Reizhusten

Frau M-G. fragt: Auch unabhängig von sportlichen Aktivitäten wie Nordic Walking oder Gymnastik werde ich seit längerem durch ständiges Räuspern und belegte Stimme geplagt. Seit einigen Sommermonaten kommt auch ein trockener und stechender Husten dazu, der mittlerweile sogar nachts auftritt. Organische Ursachen konnten ausgeschlossen werden. Eine Behandlung zur Regulierung der Magensäure wg. evtl. spontanem Magensaft-Reflux blieb erfolglos. Ich bin zwar keine große Milchtrinkerin, aber könnte nicht vielleicht doch der Faktor „Verschleimung durch Milch“ bei mir eine ursächliche Rolle spielen?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Wie Sie ja berichten, sind organische Ursachen definitiv ausgeschlossen. Daher spricht der vorhandene Symptomenkomplex eindeutig und folgerichtig für eine überschießende Reaktionslage Ihres Immunsystems. Interessant wäre es zu erfahren, ob Sie in der Kindheit an Neurodermitis oder gar Asthma-ähnlichen Symptomen gelitten haben. Ihre Vermutung bzgl. eines ursächlichen Zusammenhangs mit Ihrem geringen Milchkonsum kann ich medizinisch nicht nachvollziehen, zumal Sie ja auch über trockenen Reizhusten und nicht über einen produktiven Husten klagen.

Hier nun meine sportmedizinischen Tipps zur sinnvollen weiteren Vorgehensweise:

Ja, dann wünsche ich auf diesem Wege alles Gute & erfolgreiches Umsetzen meiner Empfehlungen.

Ihr Dr. Ziegler

Leistungsdiagnostik & Gesundheits-Check

Leser Achim St. fragt: Halten Sie aus sportmedizinischer Sicht eine Leistungsdiagnostik auch für einen Hobby-Läufer wie mich (männlich, 43 Jahre, durchschnittlich 4 - 5 mal pro Woche Lauftraining, Marathon-Bestzeit 2005: 3:13 Std.) für sinnvoll? Mögliches Ziel könnte bei mir nur eine Optimierung des Trainings sein, da ich keinen zusätzlichen zeitlichen Freiraum habe.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Generell gilt es zunächst einmal klar zu differenzieren: Auf der einen Seite der komplette Gesundheits-Check (inkl. ausführlicher Anamnese plus Ernährungs-Check, Lungenfunktion, Ruhe- & Belastungs-EKG, Körperfett, sorgfältiger internistisch-orthopädischer Durchuntersuchung, ausführlicher Labor-Check); auf der anderen Seite der sportartspezifische Laktat-Leistungstest (der Läufer/die Läuferin machen dem gemäß einen Bahntest). Intention des Gesundheits-Checks: Evtl. verborgene Gesundheitsrisiken und Verletzungsrisiken präventiv aufdecken, um schwerwiegende Komplikationen unter Belastungsbedingungen möglichst zu vermeiden. Intention des Laktat-Leistungstests: Gezielte Verbesserung der sportartspezifischen Trainingsarbeit, was sich dann automatisch positiv auf die Wettkampfzeiten auswirken wird. Keineswegs muss aber die Einbeziehung der Laktat-Leistungskurve in das individuelle Trainingsprogramm automatisch mit einer Umfangs- und/oder Intensitätssteigerung einhergehen, wenn aus zeitlichen Gründen eben kein Spielraum besteht, wie ja auch von Ihnen reklamiert. Diese beiden Testverfahren sind somit nicht vergleichbar oder austauschbar und sollten daher, je nach Ausgangsbefund & individueller Zielsetzung, in bestimmten Intervallen wiederholt werden und zwar unabhängig vom jeweilig erreichten bzw. vorhandenem sportartspezifischem Level. – Denn immer sollte der alte sportmedizinische Leitvers gelten und beherzigt werden: „Sport ist nicht primär gesund, sondern immer nur so gesund, wie man ihn betreibt!

Marathon und Ultra-Läufe & exponierte Schläfenvenen

Hallo Herr Dr. Ziegler,

meine Frage richte ich an Sie als selbst sporttreibenden Arzt, da mein Hausarzt zum Thema Laufen weniger sagen kann als ich, der ich mir mein Wissen durch Lesen entsprechender Laufbücher angeeignet habe. Ich bin 34 Jahre alt, 1,73 m groß und 78 kg schwer. Meine maximale Herzfrequenz beträgt 208, der niedrigste meinerseits gemessene Puls liegt derzeit bei 48/min. Ich komme auf durchschnittlich etwa 70 Wochenkilometer und bestreite 15 - 20 Marathon-Ultras im Jahr. Nach Marathon- oder Ultra-Läufen habe ich bis zu 2 Tage lang beidseitig an meiner Stirn jeweils zwei stark geschwollene Adern. Diese verschwinden dann  allmählich wieder spontan. Nach sehr intensivem Tempotraining habe ich die gleichen Symptome, hier schwellen dann aber die Adern bereits nach 2 Stunden ab. Mein Hausarzt empfahl mir zunächst einmal direkt nach einer Belastung den Blutdruck zu messen, um so diagnostisch weiter zu kommen,. Das habe ich dann auch nach einem Halbmarathon getan mit völlig normalen Blutdruckwerten. Kann es sein, dass diese Adern verengt sind (Ablagerungen), und sich daher dann unter Belastung das Blut staut?

Mit läuferischen Gruß
Davor B.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Ich glaube, Sie bzgl. Ihrer Ängste spontan beruhigen zu können. Bei den wohl den Schläfenbereich betreffenden und dann dort hervortretenden „Adern“ handelt es sich um Venen, deren Aufgabe nun einmal darin besteht, verbrauchtes Blut aus dem Kopf- und Gesichtsbereich zum rechten Herzen zurück zu transportieren. Die von Ihnen angesprochenen Ablagerungen findet man in der Regel nur bei krankhaft veränderten „Schlagadern“ (Arterien). Das Anschwellen Ihrer Stirn- bzw. Schläfenvenen im Nachgang zu langen extensiven oder kürzeren intensiven Läufen ist eigentlich ein normaler Vorgang, nur individuell unterschiedlich ausgeprägt, und hängt mit der reaktiv durch die körperliche Belastung erzwungenen vermehrten Durchblutung Ihres Kopf- und Gesichtsbereichs zusammen, was durchaus die eigentliche sportliche Belastung eine längere Zeit überdauern kann. Und dieses Blut muss dann eben wieder abtransportiert werden. Um alle Eventualitäten auszuschließen, sollten Sie sich aber gelegentlich doch das rechte Herz und hier vor allem den rechten Vorhof mittels Ultraschall untersuchen lassen, um hier ggf. bestehende krankhafte Engstellen aufzudecken. Unabhängig von Ihrer aktuellen Anfrage möchte ich Sie als erfahrener Sportmediziner jetzt aber hinsichtlich Ihres an den Tag gelegten Wettkampfgebarens auf jeden Fall warnen bzw. zur Vorsicht animieren. Denn vergegenwärtigen Sie sich doch bitte das Ihrerseits dem Organismus im Rahmen von Ultra-Läufen abverlangten Anforderungsprofil:

Also bitte, bitte, seien bzw. werden Sie ein Ultra-man mit Köpfchen!

Laufen und Blut-Hochdruck

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich, 42 Jahre alt, männlich, BMI 23.5 kg pro m2, Nichtraucher, undogmatischer Vegetarier, treibe jeweils 1 - 2-mal pro Woche moderates Ausdauertraining (ruhiges Joggen 30 - 40 Min.) sowie moderates Krafttraining im Fitness-Studio. Nach einem Check beim Allgemeinmediziner (alles okay bzgl. RR, EKG & Blutwerten mit sehr gutem HDL/LDL-Quotient von 1.9) erfolgte auf meinen Wunsch hin eine Überweisung zum Kardiologen mit Herz-Echo und Belastungs-EKG. Echo und alle EKG-Werte waren dort ohne Befund. Während der Fahrrad-Ergometrie (bis 160 Watt) stieg allerdings mein systolischer Blutdruck-Wert bis auf 240 mm Hg an, was den sofortigen Abbruch des Tests und gleichzeitig den Rat der Ärztin zur Folge hatte, die ausgeübten sportlichen Tätigkeiten künftig zu unterlassen und höchstens moderates Walking zu betreiben. Da ich aber generell immer eher niedrige Ruhe-RR-Werte hatte (Durchschnitt 115/70, abgesichert durch viele Einzelmessungen mit eigenem automatischem Oberarm RR-Gerät über mehrere Monate und 24h-RR-Messung vor 2 Jahren) und keinerlei familiäre Belastung aufweise, überraschte mich dieser Befund sowie der nachfolgende ärztliche Rat verständlicher Maßen nicht wenig. Dies umso mehr, als meine daraufhin bestimmten RR-Werte direkt nach mehrfachem halbstündigen Joggen plus schnellem Aufstieg in den 5. Stock um die 145 /75 mm Hg lagen. Ein von mir im Sportstudio selbst durchgeführter RR-Test auf dem Ergometer mit Belastungen zwischen 50 und 175 Watt (alle 2 min Steigerung um 25 Watt und RR-Messung jeweils am Ende des Intervalls) lieferte systolische Werte zwischen 135 und max 205 mm Hg, diastolische Werte konstant um 70 bis 80 mm Hg. Zusätzlich waren Untersuchungen meines Augenhintergrundes im Rahmen von einem generellen Augen-Check vor einem knappen Jahr ohne Befund. Jetzt meine Frage an Sie: Sprechen diese Daten wirklich für den seitens der Kardiologin diagnostizierten Belastungshochdruck und was würden Sie mir weiterhin raten? Boris W.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler  aus Heppenheim antwortet:

Mit Verlaub, die Kollegin irrt und hat Ihnen daher einen falschen ärztlichen Rat erteilt. Denn jede Form einer körperlichen Aktivität korreliert nun einmal mit einem individuell unterschiedlichen Stressreiz (je nach sportartspezifischer Trainiertheit in Relation zur Intensität der gewählten Belastung) und führt daher entsprechend zu einem Anstieg von systolischem Blutdruck und Herzfrequenz. Dabei gilt das alte Physiologengesetz, wonach ein gesundes Herz bei akutem Blutdruck- oder Herzfrequenz-Anstieg keinen Schaden nehmen kann. Allerdings bedarf ein überschießender Anstieg des systolischen Blutdrucks, z.B. auf 180 mm Hg und mehr (unabhängig vom Alter) bereits bei geringer Belastung von z.B. 100 Watt (im Rahmen einer Ergometrie-Untersuchung), stets einer weiterführenden Diagnostik. Dem gegenüber sollte der diastolische Druck (= der zweite Wert bei der Blutdruckmessung) unter körperlicher Belastung immer abfallen. Erklärung: Die Widerstandsgefäße im Bereich der im Rahmen einer Fahrrad-Ergometrie vor allem beanspruchten Beinmuskulatur machen logischer Weise auf, was automatisch den peripheren Widerstand und damit auch den diastolischen Blutdruck sinken lässt. Wichtiger Hinweis: Im Gegensatz zur Laufbelastung muss bei der Fahrrad-Ergometrie gegen einen sich von Stufe zu Stufe immer mehr ansteigenden Widerstand angetreten werden. Hieraus resultiert hier ein unvermeidlicher Kompressionseffekt auf die Widerstandsgefäße im Beinbereich, wodurch ein vergleichsweise höherer systolischer wie auch diastolischer Blutdruck im Vergleich zu einer Laufbelastung gleichen Anstrengungsgrads resultiert. Außerdem sind beim Laufen mehr Skelettmuskulatur und damit auch mehr Gefäßabschnitte in das Geschehen involviert. Insofern ist der bei Ihnen im Rahmen einer Fahrrad-Ergometrie gemessene systolische Blutdruck von 240 mm Hg als völlig unproblematisch anzusehen, vorausgesetzt Ihr Herz ist gesund und die Durchblutungsregulation unter Belastung funktioniert. Zu dieser Fragestellung liegen bei Ihnen ja entsprechend eindeutig unproblematische Befunde vor. So sind die von Ihnen ermittelten bzw. erwähnten systolischen wie diastolischen Blutdruckwerte völlig okay. Zu guter letzt: Neben der Blutdruck-Entwicklung unter Belastung wird bekanntlich auch der Herzfrequenz-Verlauf (Herzfrequenz = HF = Zahl der Herzschläge pro Minute) unter Belastung und danach zur gesundheitlichen und Fitness-bezogenen Beurteilung herangezogen. Speziell der HF-Verlauf nach Belastungsabbruch ist dabei von besonderem gesundheitlich-präventivmedizinischem Interesse. So sollte auch beim völlig Untrainierten die Hf in der ersten Minute nach Belastungsende um mehr als 25 Schläge und nach 2 Minuten dann insgesamt um mindestens 40 Schläge abfallen. Abschließend daher mein sportmedizinischer Rat, auf jeden Fall Ihre ambitionierten ausdauersportlichen wie Kraftausdauer-bezogenen Aktivitäten beizubehalten und sich daher bitte auch zukünftig nicht nur aufs Walking beschränken.

Alles Gute weiterhin
Ihr Dr. Ziegler

Antibiotikum und Sport

Hallo Dr. Ziegler,
ich habe eine Nasennebenhöhlenentzündung. Am Montag habe ich von meinem Hausarzt ein Antibiotikum bekommen. Heute geht es mir gut (schmerzfrei). Ich möchte am Sonntag Marathon laufen. Gibt es für mich in diesem Zusammenhang Probleme? Das Antibiotikum müsste ich noch bis Freitag einnehmen.
Frage: Soll ich das Antibiotikum jetzt lieber absetzen oder soll ich es weiter nehmen und trotzdem laufen? Soll ich gar nicht laufen?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Hi,
arbeitsmäßig nachvollziehbar ist bei mir täglich leider Land unter. Will bei Ihnen bzgl. Beantwortungssequenz gern eine Ausnahme machen, weil ja nun einmal die Zeit brennt.

Gute Besserung & ciao
Ihr
Dr. Ziegler

PS: Viele sportlergerechte Tipps können Sie vielleicht auch der PULS AKTIV entnehmen unter www.pulsaktiv.de!

Blutdruck und Puls

Guten Tag und Hallo!
Wie ist der Zusammenhang zwischen Puls und Blutdruck und was ist beim Laufen in Bezug zum Blutdruck zu beachten? Es ist immer nur vom Puls und der Pulsfrequenzmessung zu lesen und zu hören. Angeblich soll der Blutdruck durch Laufen ja gesenkt werden, dies ist bei mir aber scheinbar nicht der Fall, sondern eher das Gegenteil, vielleicht durch das langjährige laufen bedingt?

Ich bin 65 Jahre alt und laufe seit ca. 30 Jahren leistungsorientiert Marathon , Halbmarathon und 10 km Volksläufe. Jetzt wurde bei mir eine Herzvergrößerung festgestellt und ich muss Medikamente einnehmen.
Mit freundlichen Grüßen G. F. (Name ist der Redaktion bekannt)

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler antwortet:

Jede sportliche Aktivität bezieht natürlich in unterschiedlichem Ausmaß unsere Skelettmuskulatur mit in das sportartspezifische Geschehen ein, was ja gerade den gesundheitlichen Effekt ausmacht. Der Energieumsatz und die Notwendigkeit der Energiekonstanz vor Ort in der Muskulatur während des Sports steht und fällt jetzt aber mit einer entsprechend angepassten Durchblutung vor Ort zur notwendigen Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Dafür sind zwei Voraussetzungen unabdingbar:

Dies wird realisiert über eine Erhöhung des Herzminutenvolumens, was automatisch mit einem Anstieg der Herzfrequenz (= Puls) und einer Zunahme des Blutdrucks und zwar des ersten gemessenen Blutdruckwertes („systolischer Blutdruck“ = Auswurf-Blutdruck bzw. Volumendruck) einhergeht. Zusätzlich wird über fein aufeinander abgestimmte Regulationsmechanismen in der sportlich beanspruchten Muskulatur der Gefäßdurchmesser erhöht, was sich in einem Abfall des zweiten gemessenen Blutdruckwertes (diastolischer Blutdruck = Widerstandsdruck) niederschlägt. Diese Gesetzmäßigkeiten gelten für den gesunden Menschen mit normal reagierendem Gefäßsystem. Zur Überprüfung dieser physiologischen Funktionsmechanismen sollte daher bei jedem Sporttreibenden regelmäßig Blutdruck- und Pulsverhalten mittels eines Belastungs-EKG gecheckt werden, um krankhafte Abweichungen frühzeitig zu erkennen. Also stets das gleiche Lied: „Sport ist immer nur so gesund, wie man ihn betreibt !“ Kraftsportarten führen sportartbedingt zu erhöhtem Kompressionsdruck in den beanspruchten Muskelpartien (Anstieg des diastolischen Blutdrucks), weshalb gerade dieses Sportarten für Herz-Kreislauf-Risikopatienten nur mit größter Vorsicht bzw. klaren Vorgaben zu empfehlen sind. Ein zusätzliches Problem ist der mehr oder weniger vorhandene Pressdruck im Brustkorb, weshalb im Kraftsport eine spezielle Atemtechnik unerlässlich ist.

Zusammenfassung:

Bis zum Herz-Kreislauf-Check (ggf. auch Ultraschall-Untersuchung etc.) ist das Ausmaß der Gefährdung nicht abschätzbar. Ein weiteres Problem ist oftmals die muskuläre Untrainiertheit, die es unmöglich macht, die betreffende Person unter standardisierten Bedingungen auszubelasten, was die Demaskierung von evtl. vorhandenen, aber unter Alltagsbedingungen nicht in Erscheinung tretenden Defiziten erheblich erschwert oder unmöglich macht.

Eventuell besteht ein sogenannter Belastungshochdruck, der aber nur bei entsprechend sorgfältiger Untersuchung unter Belastung (!) offensichtlich wird.

Die nur grob gegebene Abhängigkeit zwischen systolischem Blutdruck und Puls, was sich über viele Faktoren erklärt, und die überhaupt nicht vorhandene Korrelation zwischen diastolischem Blutdruck und Puls verbietet es daher, speziell beim Risikopatienten, von der aktuellen Pulshöhe unter Belastung auf den aktuellen Blutdruckwert (systolisch wie diastolisch) zu schließen. Andernfalls würde man den Patienten grob fahrlässig einer erhöhten Komplikationsgefahr (Angina pectoris bis zum Herzinfarkt oder Schlaganfall) aussetzen.

Zusätzlich muss natürlich immer eine eventuell gegebene regelmäßige Einnahme von Herzschutzmitteln und Blutdrucksenkern beachtet werden, welche die Diagnostik weiter erschwert. Übrigens muss nach neuesten Zahlen aus der Anästhesie bei ca. 80 Prozent der über 65-jährigen Patienten mit einer mehr oder weniger schweren Durchblutungsstörung am Herzmuskel (koronare Herzkrankheit) gerechnet werden.

Belastungs EKG: Was man wissen sollte!

Laufreport-Leserin G. E. regte mit ihrer Frage zum PWC Wert an, die allgemein interessanten Zusammenhänge von Puls und Belastung aufzuzeigen.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler zur sportlichen Leistungsfähigkeit, den Beziehungen des PWC Wertes zum Pulsgeschehen und zum Pulsabfall nach Belastung

Der sogenannte PWC-Wert (Abkürzung für Physical Work Capacity) ist ein Fachbegriff aus der Ergometrie und gibt Auskunft über die aktuelle sportliche Leistungsfähigkeit eines Sportlers. Meistens findet diese Bezeichnung Verwendung im Rahmen der Fahrrad-Ergometrie und trägt daher die Einheit Watt pro Kilogramm Körpergewicht (W/kg KG). Der PWC-Wert wird als Relativgröße in Bezug auf das Körpergewicht angegeben, um so überhaupt eine Vergleichbarkeit im Verlauf und zwischen unterschiedlichen Probanden herstellen zu können.

Eine untrainierte Person, d.h. also der Gelegenheitssportler bzw. auch der absolute Nichtsportler, sollte immerhin 3 Watt pro kg KG (männlich) bzw. 2.5 Watt pro kg KG (weiblich) auf dem Fahrrad-Ergometer leisten können. Diese Belastungsvorgabe berücksichtigt die altbekannte medizinische Tatsache, dass es sich bei der Skelettmuskulatur nun einmal um unser gewichtsmäßig größtes Organ handelt. Zusätzlich greift hier noch ein sogenannter „Senioren-Rabatt“, d.h. ab dem 30. Lebensjahr darf pro Lebensjahr über 30 jeweils 1 Watt abgezogen werden. Beispiel: Ein 50-jähriger Mann bringt 80 kg Körpergewicht auf die Waage. Also müsste diese Testperson 240 Watt minus 20 Watt (wegen 20 Jahre älter als 50 = Korrekturfaktor 20 Watt) „erradeln“. Zum Vergleich: Jan Ullrich bringt es unter Ausbelastung auf über 6 Watt pro kg KG. Dieser Ergometer-Test sollte stets unter möglichst standardisierten Bedingungen (Tageszeit, ausgeruht, Raumtemperatur, Steigerung alle 2 Minuten um 25 Watt) bis zum Abbruch durchgeführt werden.

Unter medizinisch-diagnostischen Bedingungen werden parallel immer auch Herzfrequenz (Zahl der Herzschläge pro Minute), Herzrhythmus und Blutdruck registriert und aufgezeichnet, um eventuell nicht bekannte Herz-Kreislauf-Risikofaktoren zu demaskieren. Wichtiger Hinweis: Ein unauffälliges Belastungs-EKG während des Ergometrie-Tests schließt schwerwiegende Durchblutungsstörungen (koronare Herzkrankheit) nicht grundsätzlich bzw. mit letzter Sicherheit aus. Warum ist das so ? Ganz einfach, je schlechter die Kondition des Probanden (schlechter PWC-Wert = liegt unter den Norm-Vorgaben eines Untrainierten), um so weniger aussagekräftig ist das Ergebnis. Dazu muss man wissen: Selbst eine krankhafte Reduzierung der Durchblutungsreserve des Herzmuskels auf unter 30 Prozent des Normwertes, führt erst bei entsprechend hoher physisch-psychischer Belastung (bei entsprechend hoher Ergometrie-Belastung) zu eindeutigen subjektiven wie objektiven Symptomen. Die schlechte Kondition verhindert unter Testbedingungen das Auftreten dieser Symptome („Angina pectoris“).

Eine ganz andere und unkalkulierbare Belastungssituation für das erkrankte Herz liegt jetzt aber vor, wenn diese Testperson meint, es sich nach durchzechter Nacht (Stressfaktor, hoher Flüssigkeitsverlust) bei hochsommerlichen Temperaturen auf dem Tennisplatz gegen einen gleich ehrgeizigen Gegner unbedingt beweisen zu müssen. Bei diesen ungünstigen und sich gegenseitig negativ verstärkenden Rahmenbedingungen kann die ja bereits krankhaft eingeschränkte Durchblutungsreserve des Herzens jetzt aber ganz rasch an die Grenzen stoßen und der Betroffene akut einen Herzinfarkt erleiden. Moral von der Geschicht’: Wirkliche Gesundheit ist immer mehr als bloße Abwesenheit von Krankheit.

Nun noch abschließend und ganz kurz ein paar Worte zum Pulsabfall nach erwünschtem (Ziel-PWC bzw. Ziel-Herzfrequenz erreicht) oder erzwungenem (Proband kann nicht mehr oder es kam zum Auftreten von krankhaften Herz-Kreislaufsymptomen) Belastungsabbruch: Die Dynamik des Pulsabfalls nach Belastungsende ist ein wichtiges und gut verwertbares Indiz für die aktuell gegebene Ausdauertrainiertheit der jeweiligen Testperson. Der gut Ausdauertrainierte hat daher kein Problem, innerhalb der ersten Minute einen Herzfrequenzabfall von 40 Schlägen und mehr zu realisieren, um dann in der zweiten Minute vielleicht nochmals um 20 – 30 Schläge „nach unten“ zu gehen. Dieser Herzfrequenzabfall erhält natürlich noch eine zusätzliche Dynamik, wenn es sich um einen Profi-Radfahrer handelt, der ja dann hier sportartspezifisch getestet wurde. Der Untrainierte muss dem gegenüber die gesamte Energieversorgung unter Belastung sozusagen mehr oder weniger akut Herzschlag für Herzschlag an seine Beinmuskulatur und die anderen beanspruchten Organsysteme heranführen, da weder Durchblutung noch Kraftwerke (Mitochondrien) in der beanspruchten Muskulatur trainiert und leistungsfähig sind. Entsprechend ist hier der Stressfaktor von Beginn an hoch und die Herzfrequenz „explodiert“ sozusagen unter Belastung relativ prompt. Umgekehrt dauert es im Vergleich zum Trainierten ungleich länger, bis sich „das geforderte Weichei“ von der Belastung erholt hat. Die Herzfrequenz sinkt daher nur langsam ab.

Trotzdem sollte der Herzfrequenzabfall auch beim Untrainierten innerhalb von 2 Minuten wenigstens 40 Schläge betragen. Tritt dieses Phänomen nicht auf, ist der Untersucher gefordert, hier exakte Ursachenforschung (u.a. Schilddrüse, Spurenelemente-Defizit, schwelender Infekt, Flüssigkeitsdefizit etc.) zu betreiben. Sollte die Testperson unter chronischer Medikamenten-Einnahme stehen (v.a. Betablocker), gelten natürlich nochmals andere Vorgaben und Gesetzmäßigkeiten. Aber dies soll nicht Thema dieser Anfrage sein, zudem ist hier ganz dezidiert der jeweils behandelnde Arzt gefordert.

Sport wirkt - körpereigene Drogen

„Der braucht das, der MUSS laufen“. Wer kennt diese oder ähnliche Aussagen nicht. Stammtischparole oder wissenschaftlich belegt? Wie ist der Zusammenhang zwischen Psyche, Stimmung, Emotionalität und regelmäßig betriebenem Sport zu erklären?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler antwortet:

Ein Thema von hoher Brisanz, zumal wir Menschen in den hochindustrialisierten Ländern bekanntlich ja immer älter werden und damit auch die Depressionshäufigkeit hierzulande steil nach oben geht. In der Jahrmillionen Jahre dauernden Evolution von uns Menschen hat sich das Vorhandensein einer möglichst großen Skelettmuskelmasse als Überlebensvorteil erwiesen. So bestehen immerhin ca. 25 bis 35 Prozent der Gesamtkörpermasse bei der jungen Frau aus Muskulatur, beim Mann in den besten Jahren sind es gar zwischen 40 und 50 Prozent. Aus dieser organischen Proportionierung resultiert nun das entscheidende biologische Grundgesetz, das wir tagtäglich beherzigen sollten:

„Mensch, beweg Dich oder Du wirst unweigerlich krank“

und zwar an Leib und Seele. Dementsprechend hängt das Werden, Sein und Wachsen unserer Gesundheit und unserer Leistungsfähigkeit von der regelmäßigen Beanspruchung unserer Muskeln ab. Alle anderen Organe unseres Organismus wie Herz, Stoffwechsel, Immunsystem, Blutsystem und gerade auch das Gehirn mit seinen 100 Milliarden Nervenzellen und Milliarden Nervenverästelungen ist auf diesen beständigen Reiz aus der Muskulatur angewiesen. „Use it or loose it !“ Das ist genetisch auch so mittlerweile unumstößlich festgelegt. Entsprechend sind geistige Beweglichkeit und psychische Stärke inklusive einer positiven Grundstimmung trainierbar bzw. auch noch im höheren und hohen Alter stabilisierbar.

Beständige Reize aus der regelmäßig betätigten Muskulatur stimulieren das Gehirn zur Produktion bestimmter Substanzen (Neuropeptide, Neurotransmitter), die in uns unter anderem eine positive Grundstimmung auslösen. Sozusagen als hormonelle Absegnung eines Gleichklangs von Wollen und Können. Speziell der Ausdauersport wie Laufen, Radfahren, Inline-Skating etc. liefert dabei durch sein gleichmäßiges Belastungsmuster den idealen Stimulationsreiz für die Bildung  dieser „körpereigenen Drogen“. In Fachkreisen spricht man daher auch von „runner’s high“. Treiben wir keinen Sport, auch nicht den täglichen Spaziergang mit einem körperlichen Belastungsreiz, der mit 50 bis 70 Prozent der jeweiligen individuellen Leistungsfähigkeit einhergeht, kommt es in unserer Muskulatur unweigerlich zu einem Schrumpfprozess und zwar ab dem 30. Lebensjahr jährlich um 1 Prozent. Damit unterbleibt zunehmend auch die für eine positive Grundstimmung so wichtige Produktion von Munter- und Glücklichmachern. Und das „Loch“ und das Psycho-Down lauern jetzt unerbittlich.

Ich spreche hier nicht von Peanuts, denn es gilt sich zu vergegenwärtigen: Derzeit begehen in unserer Republik jährlich rund 13000 Menschen Selbstmord und die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. Betroffen sind übrigens vor allem alleinstehende ältere Männer. Und die Wartezimmer der Psychiater und Psychologen sitzen voll mit Problemfällen. Das Sie mich bitte richtig verstehen: Aus meiner sportmedizinischen Sichtweise heraus kann und will ich Sport sicherlich nicht als „eierlegende Wollmilchsau“ propagieren, also für und gegen alles gut. Aber unter anderem oder gerade als kleine feine und leicht organisierbare tägliche Psychonahrung in einer immer schwieriger zu durchschauenden komplexen Welt ist er bestens geeignet. Denn Glück und Zufriedenheit kommen bekanntlich von innen heraus. Menschlein, richte Dich danach. Dann dürfte auch die Finanzierbarkeit unseres maroden Gesundheitssystems nicht länger ein Problem sein, Kreditkarte drauf!

Lebenserwartung

Lange leben ist das Eine, die Lebensqualität ist das Andere

"Moderat trainiert, auf die Ernährung geachtet, immer gesund gewesen und doch gestorben. Letzte Woche noch die Altersklasse gewonnen und jetzt ist er tot." Unverständnis und Zweifel beherrschen die Startreihen der Zurückgebliebenen. Ist der „Spaß“ am Laufen, eine Schinderei ohne Nutzen? Wieso sterben auch Läufer? Und kann ich wenigstens mit einer verlängerten Lebenserwartung rechnen?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler zur genetisch limitierte Lebenserwartung:

Christoph Willibald von Hufeland, seines Zeichens Leibarzt von Johann Wolfgang von Goethe, der ja bekanntlich immerhin fast 83 Jahre alt geworden ist, müsste damit eigentlich goldrichtig liegen, wenn er so trefflich formuliert: „Eines der besten Möglichkeiten, das Leben zu verlängern, besteht darin, es nicht künstlich zu verkürzen!“ Ja, in der Tat, es gibt eine genetisch limitierte Lebensspanne. Denn wenn man im Reagenzglas menschliche Bindegewebszellen (Fibroblasten) unter optimalen Nährbedingungen züchtet, so lässt sich anhand deren Teilungskapazität eine theoretische Lebenserwartung von 150 Jahren errechnen. Unser komplexes menschliches Leben reduziert sich gottlob nicht nur auf Zellteilungsraten und Optimierung. Wir sind nun einmal zutiefst soziale Wesen, zu deren Wohlfühlen neben physischer natürlich auch eine emotional-seelische Gesundheit gehört. Was ist also der aktuelle Wissensstand in der Altersforschung und was kann aus präventiv-medizinischer Sicht in diesem Zusammenhang geraten werden:

  1. Regelmäßige körperliche Aktivität, am besten täglich und möglichst im Freien (u.a. wg. der dadurch verstärkten Vitamin D-Aktivierung), aus gesundheitlicher Sicht ist dabei ein 1-stdg. Spaziergang pro Tag ausreichend. Bedeutet immerhin einen zusätzlichen Kalorien-Umsatz von ca. 300 Kilokalorien und einen gleichzeitigen Fettverbrauch von ca. 20 Gramm. Ihre Muskelmasse bleibt so bei Laune, die Knochenmasse schrumpft weniger, Ihr Energiestoffwechsel bleibt im Lot (u.a. Vorbeugung vor Diabetes mellitus), Ihr Immunsystem zeigt sich fit wie ein Turnschuh, sämtliche Zellalterungsprozesse werden durch den so gezielt verbesserten antioxidativen Schutz verlangsamt und obendrein gibt’s einen Schuss Glückshormone (Endorphine) für eine stabile Psyche. Menschenherz, was willst Du mehr ?
  2. Konsequente Top-Ernährung mit regelmäßig 5 Portionen Obst, Gemüse und Salat pro Tag, täglich frisch gepressten Säften, Weizenkeimen, Nüssen, keine Wurst, wenig Käse und Fleisch und zweimal pro Woche Seefisch. Als Pausensnack besser z.B. einen Molke-Riegel oder Trockenfrüchte (natürlich ungeschwefelt) anstelle von Gebäck, Kuchen oder Schokolade, immer reichlich trinken (hochwertiges Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertee, maximal 2 Tassen Kaffee oder Schwarztee) Wichtig auch das „11. Gebot“, das da lautet maximal zweimal pro Woche Alkohol. Die knallharte Ernährungsgewissheit: „Wer viel Schrott isst, rostet nun einmal früher !“ Im wahrsten Sinne des Wortes, speziell bezogen auf Herz, Gehirn, Niere und Augen. Dann wird auch der Spruch traurige Gewissheit: „So alt, wie der aussieht, wird der nie im Leben!“
  3.   Regelmäßig schlafen (ca. 7 – 9 Stunden), dabei auf einen fixen Schlafrhythmus achten, d.h. möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen, weil nur so die für Regeneration und Eiweißsynthese entscheidenden Tiefschlafphasen (4 – 5 pro Nacht) nicht künstlich reduziert werden.
  4.   Bei hoher beruflicher oder privater Belastung die tägliche Ernährung mit einem orthomolekular zusammengesetzten Nahrungsergänzungsprodukt „aufpeppen“, um gegenüber dem gefürchteten chronischen oxidativen Stress besser gewappnet zu sein, der uns ansonsten unweigerlich und dann einfach viel früher als nötig Lebenskraft, Lebensfreude und Gesundheit raubt. Fragen Sie daher in Ihrer Apotheke nach den betreffenden Produkten (z.B. ORTHOLife SPORT® Trinkampullen, seit kurzem im Markt und aus sportmedizinischer Sicht wärmstens zu empfehlen, gerade bei erhöhter Stressbelastung in Beruf, Alltag und Sport).
  5.   Regelmäßiger Gesundheitscheck und Krebsvorsorge-Untersuchungen.

Bei Beherzigung dieser Vorgaben klappt’s mit dem Altwerden, hundertprozentig. Ich darf mich dann jetzt schon einmal zur Feier Ihres 100. Geburtstags vormerken lassen, wenn’s Recht ist?

Freie Radikale und Sport

LAUFREPORT-Leserinnen und Lesern stellt sich immer wieder die Frage nach der Gesundheit, ja sogar eher nach der Schädlichkeit des mit sportlichen Ambitionen betriebenen Laufsports. Ein Meilenstein des Umdenkens war das Buch "Die neuen Gesundmacher Antioxidantien" von Dr. med. Kenneth H. Cooper, der Erfinder des Aerobic, der darin von seinen früheren Ratschlägen zum Lauftraining Abstand nahm. Leser Thomas W. berichtete uns, dass er davon beeinflusst ganz aufhörte mit dem Laufen und weniger belastende Sportarten den Vorzug gibt.

Zu diesem Thema allgemein gültig gefragt: Regelmäßiger Sport provoziert bekanntlich auch Stress für unseren Organismus. Gleichzeitig werden aber ärztlicherseits gerade sportliche Aktivitäten gezielt zum Stressabbau empfohlen. Wo ist der gemeinsame Nenner oder liegt hier gar ein Denkfehler vor?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler antwortet :

Beide Aspekte sind völlig richtig, daher liegt auch kein Denkfehler vor, wie von Ihnen vielleicht vermutet. Lassen Sie mich aber zu dieser komplexen Thematik etwas weiter ausholen: Vor Jahrmillionen Jahren nutzten die Vorstufen von uns heutigen Menschen die Chance zu einem entwicklungsgeschichtlichen Quantensprung. Und zwar dadurch, dass sie sich entschlossen, bestimmten Einzellern (sogenannten Mitochondrien) sozusagen ein Dach über den Kopf zu bieten. Im Klartext: Sie ließen diese speziellen Einzeller in ihren Organismus einwandern. Ab sofort war es nun möglich, den Sauerstoff aus der Atmosphäre gezielt und effizient zu verstoffwechseln. Die aerobe Energiegewinnung war geboren und prompt waren diese Lebewesen viel leistungsfähiger und belastbarer. Meines Wissens handelt es sich hier übrigens um das erste „joint venture-Geschäft“ größeren Stils in der Menschheitsgeschichte. Dieser Sauerstoff blieb aber mit seinen oxidativen Eigenschaften  immer ein „gefährlicher Freund“ und das bis in unsere Tage. Denn das Problem der Oxidation ist kein geringes, wie wir sehr drastisch am Beispiel des Rostens sehen. Rost entsteht bekanntlich immer dann, wenn Metall ungeschützt und längere Zeit dem Luftsauerstoff ausgesetzt ist. Alle Alterungsvorgänge in unserem Körper sind letztendlich auch auf unerwünschte oxidative Prozesse durch sogenannte Radikale (= hochreaktive meist sauerstoffhaltige Moleküle) zurückzuführen. Radikale entstehen bei jedem Sauerstoffumsatz und zwar liefert 5 Prozent jeder im Körper umgesetzten Sauerstoffmenge diese gefährlichen und unerwünschten Begleitprodukte. Sie gelangen aber auch von außen und zwar über Zigarettenrauch und Abgase in unseren Organismus. Ihre Schädigungspotenz betrifft dabei vor allem unsere Gefäßwände, die Biomembranen von Nieren-, Hirn- und Herzmuskel-Zellen, die Blutzellen, die Netzhaut und auch das LDL-Cholesterin. Und zwar nach dem einfachen quantitativen Prinzip, das da lautet: Je mehr vorhanden um so schwerwiegender für unsere Zellen. Wie können sich nun unsere sensiblen Zellen und Biomembranen vor dieser oxidativen Gefahr schützen ? Nichts leichter als das. Denn wir Lebewesen hatten ja bis zur eigentlichen Menschwerdung viele Millionen Jahre Zeit, um uns anzupassen. So entwickelten wir allmählich spezielle sogenannte „anti-oxidative Systeme“, für die wir aber unbedingt und ergänzend bestimmte Mineralstoffe wie Mangan, Kupfer, Eisen, Zink oder Selen aus der Umwelt benötigen. Zusätzlich rekrutierten wir gezielt Schutz über spezielle Vitamine (β-Carotin, Vitamin C, Vitamin E) und über körpereigene Wirkstoffe (v.a. Coenzym Q 10, Glutathion, Cystein, Taurin) sowie über sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe (geben den Pflanzen Geruch, Farbe und Geschmack). Was heißt das nun konkret:

  1. Nur eine bewusste und gezielt naturbelassene Ernährung ist damit ein echter anti-oxidativer Schutzfaktor und damit ein effizienter Jungbrunnen.
  2. Der regelmäßig Sporttreibende (moderat, mit Genuss und Freude, ca. 7 Stunden pro Woche) und eben gerade nicht der Leistungssportler (bei dem es unter hohem Stresslevel nur um Sieg und Platzierung geht), trainiert konsequent genau diese anti-oxidativen Systeme über seinen nun einmal sportbedingt regelmäßig erhöhten Sauerstoffumsatz in den Mitochondrien. Hier greift nichts anderes wie das sogenannte Chamäleonprinzip. Werden wir nun als trainierter Sportler mit einer alltags- oder berufsbezogenen Stress-Situation konfrontiert, die automatisch mit einer vermehrten Stresshormon-Ausschüttung und damit mit einer gesteigerten Radikalbildung einhergeht, kommen automatisch unsere ja gut entwickelten anti-oxidativen Schutzsysteme zum Tragen und uns damit lebensverlängernd zugute. Aus dieser „Lebensversicherung zum Nulltarif“ resultiert die ja mittlerweile auch wissenschaftlich gesicherte höhere Lebenserwartung des Gesundheitssportlers durch seine antrainierte Prävention vor Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs. Gleichzeitig sind wir als Sportler ja auch in der Lage, Stress besser zu verkraften, das heißt bei analoger Stresshöhe im Vergleich zum Untrainierten mit einer geringeren Stresshormon-Ausschüttung zu reagieren.
  3. Entsprechend gesundheitlich immer äußerst schlecht beraten sind natürlich die Zeitgenossen, die meinen, es sich und ihrer Umwelt partout mit ein bis zwei Marathonläufen pro Jahr beweisen zu müssen, obwohl das individuelle Trainingsprogramm vielleicht gerade einmal ausreicht, mit Anstand einen 10 Kilometer-Lauf zu absolvieren. Hier schlägt dann im Wettkampf die Flut von akut entstehenden Sauerstoff-Radikalen brutal zu, weil ja nun einmal ein erhöhter und sauerstoffbezogener Energie-Umsatz über 4 bis 6 Stunden im Training nie geschult wurde. Hier liegt auch der tiefere Sinn des sehr bedenkenswerten Leitsatzes begraben, wonach „Sport nicht primär gesund ist, sondern immer nur so gesund, wie man ihn betreibt“. Natürlich drängt sich jetzt bei Kenntnis dieser Zusammenhänge vehement die Frage und Bedeutung einer regelmäßigen Nahrungsergänzung zum gezielten Schutz vor Radikalen auf, selbst wenn eine gesunde Ernährung gepflegt wird. Hierzu gern mehr, aber dann zu gegebener Zeit und an anderer Stelle.

Stressbelastung

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
in Ihrer Stellungnahme zum Thema Leistungsdiagnostik sprechen Sie von Stressbelastung. Aber wer ist wie stark Stress belastet? Gibt es dafür einen messbaren aktuellen individuellen Wert?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Auf jeden Fall, denn zu diesem gesundheitlich ja so wichtigen Thema haben in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse in die medizinisch-ärztliche Praxis Einzug gehalten.

Im einzelnen sind folgende Stress-Parameter von Bedeutung:

1.      Subjektiv
Typisch für längerfristig erhöhte Stressbelastung sind unter anderem innere Unruhe, psychische Verstimmung, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Leistungsknick, Einschlaf- und Durchschlafstörungen, veränderter Appetit, veränderte Stuhlgangfrequenz und vermehrte Schweißneigung. Ähnliche Symptome finden sich natürlich auch bei bestimmten Erkrankungen (Schilddrüse, Depression, Wechseljahre, Einnahme bestimmter Medikamente etc.). Entsprechend ist bei längerfristig anhaltender Symptomatik in der beschriebenen Weise immer Ihr Hausarzt einzuschalten und auch gefordert, gegebenenfalls eine weiterführende Diagnostik einzuleiten.

2.      Objektiv
Wichtige medizinische Zeichen für ein riskantes Stressprofil sind

Leistungsdiagnostische Überwachung

Ohne Zweifel, einer der wichtigsten Bestandteile für Trainingssteuerung und Wettkampfvorbereitung im Spitzensport. Im Ausdauersportbereich ist auch bei Freizeit- und Gelegenheitssportlern Leistungsdiagnostik ein Thema. Benötigen diese Sportler wirklich eine leistungsdiagnostische Überwachung?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Lassen Sie mich zunächst mit ein paar grundsätzlichen Ausführungen beginnen. Richtiges Ausdauertraining „lebt“ nun einmal davon, dass sowohl hinsichtlich Umfang (wie lange?) wie auch Intensität („wie schnell?) den individuellen Voraussetzungen (Trainings- und Gesundheitszustand) und Zielen (was will ich erreichen?) sensibel Rechnung getragen wird. Zudem sollte natürlich auch Erfolg und Effizienz der Trainingsbemühungen nachvollziehbar sein bzw. regelmäßig überprüft werden. Genau diese Faktoren können aber nur durch eine sportartspezifisch und individuell zugeschnittene Leistungsdiagnostik transparent gemacht werden.

Wie ist das realisierbar? Nun, der Läufer auf dem Laufband oder im Feldtest (400 m Bahn), der Radfahrer auf dem Fahrrad-Ergometer oder auf der Bahn, der Ruderer auf dem Ruder-Ergometer, der Schwimmer auf der 25 oder 50 m-Bahn etc. werden jeweils nach festgelegten Zeiten/Strecken und jeweils ansteigender Geschwindigkeit einer Blutuntersuchung (Bestimmung der Laktat- = Milchsäure-Konzentration im Blut) unterzogen und zwar bis zur Ausbelastung, also dem Zeitpunkt, an dem die Grenze der persönlichen Leistungsfähigkeit erreicht ist. Parallel zur Laktatbestimmung zum jeweiligen Belastungszeitpunkt wird auch die korrespondierende Herzfrequenz (=Zahl der Herzschläge pro Minute) registriert. Jetzt erst können dem Sportler / der Sportlerin und zwar zugeschnitten auf ihre aktuelle muskuläre Leistungsfähigkeit und zudem sportartspezifisch klare Vorgaben für ihre Trainingsgestaltung an die Hand gegeben werden.

Damit wird hoffentlich klar, dass eine regelmäßige leistungsdiagnostische Überwachung eben nicht nur ein Instrumentarium des Leistungssport ist bzw. sein darf, sondern geradezu eine Notwendigkeit auch im Breiten- und Freizeitsport. Denn gerade hier suchen doch die meisten Menschen eine Regenerations- und Rekreationsmöglichkeit wegen hoher Stressbelastung in Beruf und Alltag. Entsprechend sollten hier regelmäßig hohe (= laktatintensive) sportliche Beanspruchungen unterbleiben. Das Wissen um die jeweilige Stoffwechselbelastung beim Blick auf den Pulsmesser (= Abgleich der muskulären Beanspruchung über die Herzfrequenz) verhilft jetzt zu einer bedarfsgerechten Intensitätssteuerung und schützt gleichzeitig vor Überlastung mit unerwünscht hoher Krankheits- und Verletzungsdisposition: „Erst wenn Sie wissen, was Sie tun, können Sie tun, was Sie wollen!“

Gleichzeitig schult das Wissen um die aktuell gegebene muskuläre Leistungsfähigkeit auch das persönliche Körpergefühl. Eingedenk dieser hochsensiblen Aussagemöglichkeit versteht es sich quasi von selbst, dass natürlich bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um überhaupt exakte Leistungsdaten erheben zu können. Entsprechend muss hier unter anderem Sorge getragen werden, dass der Test jeweils zur gleichen Tageszeit stattfindet, dass immer am gleichen Testgerät und am gleichen Testort (Laufband oder Stadion) gecheckt wird und dass natürlich vergleichbare individuelle Gegebenheiten (Ernährungszustand, Regenerationsstatus) beachtet werden. So sollte vor allem darauf geachtet werden, dass mindestens 2 Tage vor dem Leistungstest kein bzw. zumindest kein intensives Training stattgefunden hat.

Bestimmte Herzfrequenzmesser-Modelle von Polar (z.B. M21, M51, M52) bieten mittlerweile spezielle Module, die auch „unblutig“, d.h. ohne Blutentnahme, relativ genaue Erkenntnisse liefern hinsichtlich des momentanen Stresslevels (OwnZone) und des derzeitigen Trainingszustandes (OwnIndex), woraus entsprechende Vorgaben für die individuelle Trainingsgestaltung ableitbar sind bzw. vom Gerät exakt vorgegeben werde

Gesundheit ist mehr als bloße Abwesenheit von Krankheit

Wie GESUND bin ich?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler zur Quantifizierung der individuellen Gesundheit

Das jeweils individuell vorhandene Quantum an Gesundheit lässt sich in der Tat sehr gut bestimmen und es ist gar nicht mal so aufwendig, wenn man sich vergegenwärtigt, dass man ja nun einmal nur die eine Gesundheit hat. Denn Gesundheit ist nun einmal immer viel mehr als bloße Abwesenheit von Krankheit, was sich aber leider Otto Normalverbraucher bzw. Ottilie Normalverbraucherin oftmals zu wenig bewusst macht. Die generelle Crux besteht meines Erachtens zunächst darin, dass „Gesundheit nicht weh tut“ und beim Gesunden unter Alltagsbedingungen nur maximal 20 Prozent der vorhandenen Organ- und Funktionsreserven abgerufen werden. Es entzieht sich daher zunächst unserer Wahrnehmung, wie die Gesundheitspower auf leisen Sohlen entschwindet. Zumal schwerwiegende Krankheitssymptome und größere gesundheitliche Probleme immer erst bei Abfall der Leistungsreserven unter 10 bis 15 Prozent auftreten. Die tragische Konsequenz: Ein Menschlein ohne jegliche sportliche Aktivitäten (sogenannter „Distanzsportler“) spürt erst dann etwas von seiner entschwundenen Gesundheit, wenn seine Bio-Uhr gesundheitlich bereits 5 vor 12 steht.

Erschwerend kommt hinzu: Unser sogenanntes Gesundheitswesen hilft bei der Frage der eigenen Gesundheitsqualität auch nicht sehr weiter. Denn

Es empfiehlt sich daher sein Gesundheitsmanagement selbst in die Hand zu nehmen und folgende Leitlinien zur Frage des individuell aktuell vorhandenen Gesundheitsniveau sorgfältig mit dem Arzt seines Vertrauens abzuarbeiten:

  1. Mein allgemeines Risikoprofil
  1. Mein aktueller psycho-vegetativer Status
  1. Mein aktueller Fitness-Status
  1.  Mein aktueller Laborstatus
  1. Mein Ernährungsstatus

Ja, liebe LAUFREPORT-LeserInnen, unter Berücksichtigung der obigen Angaben und Daten haben Sie jetzt Ihr Gesundheitsniveau seriös und kompetent hinterfragt und es wird so erst beurteilbar. Je nach Ergebnis müssten jetzt weitere Empfehlungen hinsichtlich Stressbewältigung, Ernährungsumstellung, Trainingsaufbau etc. folgen oder unbedingt notwendige Untersuchungen sich anschließen.

Die Moral von der Geschicht: „Gönne Deinem Körper bzw. Deiner Gesundheit mindestens so viel Aufmerksamkeit wie Deinem Kfz !!!!“

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