Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler

www.sportdoktor-ziegler.de

Stoffwechsel & Ernährung

Laufen & Aminosäuren-Supplementierung

LaufReport-Leser Michael M. fragt:

Man hört ja wahre Wunderdinge über die positiven Effekte von Aminosäuren im Umfeld von Ausdauerbelastungen, im speziellen gerade von Arginin. Wie ist hierzu Ihre Meinung?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Wissenschaftlich unbestritten ist der erhöhte Proteinbedarf (= Eiweißbedarf) beim leistungsorientiert trainierenden Ausdauersportler, d. h. Personen mit einer regelmäßigen wöchentlichen Trainings- plus Wettkampfbelastung von >10 Std. Der resultierende vermehrte Aminosäuren-Bedarf (= kleinste Eiweißbausteine) mit ca. 2.0-2.5 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht erklärt sich logischer Weise über zwei Faktoren:

Zunächst einmal sollte aus meiner langjährigen Sportmediziner-Sicht der Proteinbedarf zunächst einmal über eine hochwertige Ernährung (Bio-Fleisch, Wildfisch, Bio-Geflügel, Bio-Eier, Nüsse, v. a. Haselnuss, Paranuss, Mandel und Walnuss, Kokosnuss, dann auch Weizenkeime, Kerne, Sprossen, Hülsenfrüchte, v.a. auch Erdnüsse, fermentierte Vollkornprodukte, Hirse, Pseudo-Getreide, Vollkornreis etc.) gedeckt werden. Im Umfeld von Wettkämpfen empfehle ich aber durchaus und auch mit Erfolg Aminosäure-Gemische. Um hier aber dem Körper nicht einseitig vom Falschen zu viel anzubieten, was wiederum den Proteinstoffwechsel mit seinen komplexen Auswirkungen auf so wichtige Baustellen wie Hormon- & Transmitterbildung durchaus empfindlich stören könnte, plädiere ich stets für Aminosäure-Gemische und nicht für einzelne Bausteine wie verzweigtkettige Aminosäuren (BCAS) oder Arginin, Lysin, Phenylalanin u. a.. Ich habe hier gute Erfahrungen mit dem Präparat amino-loges® (Tabletten) gemacht, das ca. 80% Aminosäuren pro Tablette enthält. Ich selbst nehme ca. 2 Stunden vor dem Wettkampf 5-10 Tabletten, um das Ganze am 1. und 2. Tag nach dem Wettkampf zu wiederholen (absteigende Dosierung). Zu Ihrer Frage nach Arginin: Bereits während einer mehrstündigen Belastung sowie auch in der frühen Nachbelastungsphase nach einer intensiven Ausdauerbelastung kommt es zu einem vermehrten Ammoniak-Bildung aus der Katabolie, was stets über Arginin verstoffwechselt werden muss (Harnstoff-Bildung). Ob die in amino-loges® vorhandene Arginin-Dosis hier ausreichend ist, muss jeder Sportler/jede Sportlerin selbst testen (Entmüdungswirkung ja/nein). Zusätzlich wirkt Arginin auch als Immunstabilisierungsfaktor, wobei hohe Arginin-Dosen (5 Gramm als Einzeldosis) auch zum Teil in den Dickdarm gelangen und dort die Darmflora immunologisch "pushen". Der Darm ist ja nicht von ungefähr das wichtigste Immunorgan. Desweiteren findet Arginin auch als Durchblutungsoptimierungsfaktor in der Prävention der Arteriosklerose therapeutischen Einsatz sowie bei Potenzproblemen. Arginin ist desweiteren ein Baustein des Wachstumshormon (STH), also für die Regeneration und zusätzlich für den Fettsäure-Abbau (Lipolyse) während der Nacht unersetzlich. Aber auch hier wie bei allen komplexen medizinischen Zusammenhängen gilt natürlich der altbekannte Spruch: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer!" Versuchsweise können Sie aber z.B. 1 Liter Milch (enthält die Milch-Eiweiße Casein und Molkenprotein) mit 1.5 Gramm Arginin-Pulver anreichern (problemlos auflösbar) und dies im Wettkampfumfeld trinken, verteilt auf 2 Dosen à 500 ml. Bitte beachten: Hochdosis-Gaben von Arginin können das Wachstum von Viren fördern und damit schlafende Viren im Körper wecken (Herpes-Viren).

Ja, dann alles Gute für Sie persönlich & auch Ihre sportlichen Belange

Ihr Dr. Ziegler

Marathon & Immunstabilisierung

LaufReport-Leserin Bärbel B. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

da ich im November den N.Y. Marathon laufen werde, würde ich gerne wissen, womit ich meinem Immunsystem durch Nahrungsergänzungsmittel außerhalb der entsprechenden Ernährung "Gutes" während der "heißen Phase" der Vorbereitung zuführen kann. Ich werde demnächst 60 Jahre alt, bin 1,70 m groß und 65 kg schwer. Ich trainiere regelmäßig dreimal in der Woche, momentan noch ca. 50 - 60 km in der Woche. Vielen Dank im Voraus.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal sollten Sie sich laborchemisch vergewissern, dass bei Ihnen keine schwerwiegenden Mikronährstoff-Defizite vorhanden sind, die dann automatisch auch das Immunsystem eines Nichtsportlers schwächen würden. Entsprechend gilt es für Sie zunächst einmal, folgende Laborwerte im Blut zu checken und dann ggf. hier gezielt zu substituieren, um so Ihrem Immunsystem von innen heraus eine angepasste und bedarfsgerechte Leistungsfähigkeit zu ermöglichen:

An seriösen Maßnahmen zur gezielten Immunstabilisierung und Immunstimulierung haben sich in meiner langjährigen Läuferarzt-Praxis bewährt:

Ja, dann gutes Gelingen in der Vorbereitungsphase sowie natürlich am D-Day und denken Sie immer an Zieglers Läufergewissheit: „42,195 km sind nun ‘mal kein Lust-Trip für wild gewordene Asphalt-Cowboys!!!“

Ihr Dr. Ziegler

Ernährung - Vollkornmehle

LaufReport-Leserin Sybille H. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

ich hatte das Vergnügen, Sie in Osnabrück referieren zu hören. - Sie erinnern sich vielleicht an die Kartoffelfrage & ich habe natürlich Ihre Ernährungsfibel mitgenommen. Auf Seite 11 ist meinem Mann, dem Ernährungspapst in unserer Familie, aufgefallen, dass Sie das Mehl Type 1050 als Vollkornmehl bezeichnen. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine mittlere Ausmahlung. Vollkornmehl ist die Type 1950.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Gemäß meinem Wissensstand unterscheidet man z.B. beim Weizenmehl 6 verschiedene Mehltypen, die sich jeweils in Ihrem Ausmahlungsgrad unterscheiden (Type 405, 550, 630, 812, 1050, 1700). Je niedriger die Zahl, umso weniger gehaltvoll ist dann das jeweilige Mehl, speziell bzgl. des Gehalts an Ballaststoffen sowie an gesundheitlich relevanten Inhaltsstoffen aus den sogenannten Randschichten des Getreides. Gesundheitlich zusätzlich wichtig ist dabei die Tatsache, dass mit steigender Type-Zahl der Stärkegehalt ab- und der Eiweißgehalt zunimmt, was sich sowohl günstig auf den Blutzucker und damit auf den Insulinbedarf wie auch auf die Versorgung mit Aminosäuren (kleinste Eiweißbausteine) auswirkt. Vereinbarungsgemäß spricht man ab einer Mehltype >1000 von Vollkornmehl, wobei natürlich die Qualität weiter steigt bei noch höherem Ausmahlungsgrad. Zusätzlich sollte neben der Mehltype übrigens auch ein Augenmerk gerichtet sein auf den Zeitpunkt der Getreidevermahlung. Das Schnitzer-Qualitätssiegel signalisiert hier einen besonderen Qualitätsanspruch, indem das Mehl für Schnitzer-Backwaren generell erst unmittelbar vor der Verarbeitung gemahlen wird und zudem nur Bio-Getreide Verwendung findet. Dies garantiert einen höheren Vitamingehalt sowie auch einen gezielt niedrigen Schadstoffanteil.

Laufen & Nahrungsergänzung

LaufReport-Leser Ralf K. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich nehme Bezug auf Ihren Artikel in der Zeitschrift CONDITION 06/10. Sie beschreiben hier das Produkt Orthomol Sport, zu dem ich folgende Fragen habe: Wann soll ich abends das Produkt einnehmen? Und wie lange muss nach einer Trainingseinheit gewartet werden, bis das Produkt eingenommen werden kann? Beispiel: Ich komme vom Training um 20 Uhr nach Hause, esse mein Abendbrot, wann ist jetzt die Einnahme bei dieser zeitlichen Vorgabe sinnvoll? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Mit sportlichen Grüßen

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Lassen Sie mich ein paar grundsätzliche Bemerkungen vorausschicken: Bei seriös und exakt durchgeführten Reihenuntersuchungen von regelmäßig trainierenden Ausdauersportler/Innen auf Breitensport-Niveau fanden sich relativ häufig verborgene bzw. sogar im Routine-Labor nachweisbare Versorgungsengpässe bzgl. Eisen (v.a. bei Frauen), Jod, Vitamin D, verschiedener B-Vitamine, Selen, langkettiger Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) und altersabhängig auch bzgl. Kalzium. Dies beweist mal wieder eindeutig, dass regelmäßiges Training und eine darauf abgestimmte Ernährung hierzulande leider nach wie vor keine Selbstverständlichkeit sind. Wie heißt es daher so schön treffend: Mangel im Überfluss, auch bei Sportlern. Jetzt aber konkret zu Ihren Fragen:

So, jetzt sind Sie hoffentlich auf dem gewünschten Wissensstand angelangt.

Sportliche Grüße zurück

Ihr Dr. Ziegler

Ernährung - OPC (oligomere Proanthocyanidine)

LaufReport-Leserin Inga H. fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich war kürzlich in Ihrer Vortragsveranstaltung in Lorsch, die mir sehr gut gefallen hat. Leider konnte ich nicht mehr meine Frage bzgl. der OPC-Substanzen loswerden, die ja intensiv beworben werden, u.a. mit dem Slogan "Gesund länger leben durch OPC - der natürliche Vitalstoff für das neue Jahrtausend". Was halten Sie von diesen Substanzen, für Ihre Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Oligomere Proanthocyanidine (OPC) zählen zu den bioaktiven Substanzen bzw. sekundären Pflanzenstoffen (SPS). Hier werden die OPC zur Stoffgruppe der sogenannten Flavonoide gerechnet, die im Pflanzenreich sehr weit verbreitet sind. Insgesamt sind derzeit über 20.000 verschiedene SPS bekannt, allein bei den Flavonoiden kennt die Wissenschaft etwa 4.000 bis 5.000 verschiedene Substanzen. Alle SPS sind eine eigenständige chemische Stoffgruppe mit spezifischen Aufgaben in unserem Organismus, die weder zur Gruppe der Vitamine, der Mineralstoffe, Spurenelemente noch zu den Ballaststoffen zählt. Sie zeichnen in der jeweiligen Pflanze verantwortlich für Geruch, Geschmack, Farbe und Form. Die wesentlichste Aufgabe der OPC im Pflanzenreich ist ihr Schutz vor Oxidation. Diese Aufgabe übernehmen sie auch im menschlichen Organismus und werden daher zu den über die Nahrung zuführbaren sogenannten Antioxidanzien gezählt. Zusätzlich wird auch eine Fraßschutz-Funktion bei den betreffenden Pflanzen diskutiert. OPC-reich sind v.a. Traubenkerne, die Traubenschale und das Laub von roten Trauben, schwarze Johannisbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Kirschen, Äpfel, Kokosnüsse, Ginkgo-Blätter (Ginkgo biloba) sowie die Rinde der Strandkiefer (Pinus maritima). OPC finden sich auch in hoher Konzentration im Rotwein, da der Gärungsprozess der Maische im Gegensatz zum Weißwein in der ersten Phase in Anwesenheit der Traubenkerne und der Traubenhaut abläuft. Die für den Menschen relevanten und wissenschaftlich erforschten Effekte betreffen den Schutz vor Oxidation, was ja gerade auch für regelmäßig sportlich aktive Menschen, speziell im Ausdauersportbereich, ein wichtiges Thema ist. Entsprechend wird die Bedeutung der OPC in der Prävention vor Gefäßverkalkungsprozessen, Morbus Alzheimer, Diabetes mellitus und verschiedenen Krebsarten gesehen und so auch offensiv vermarktet. Allerdings weiß selbst der gut informierte Laie, dass die im Körper entstehenden oder über die Außenwelt in unseren Körper gelangenden Radikale nicht primär gefährlich sind, sondern als unersetzliche Signalmoleküle wirken, ohne die angepasste und effektive Gegenmaßnahmen in unserem Körper gar nicht ausgelöst würden. Natürlich macht auch hier wieder die Dosis das Gift aus, was bedeutet, dass erst im oxidativen Stress, also wenn das Radikalen-Bombardement über Hand nimmt, Gefahr im Verzug ist. Die schützende Wirkung von OPC scheint zudem durch die Anwesenheit anderer Substanzen im Sinne eines Synergismus günstig beeinflussbar zu sein. Zu diesen Substanzen gehören u.a. Ascorbinsäure (Vitamin C), sowie Rutin, Hesperidin und Quercetin und weitere Bioflavonoide. Polyphenole, zu denen die OPC gehören, werden ausreichend resorbiert, unterliegen jedoch nach Resorption einem teilweisen Umbau (Metabolisierung), der dazu führt, dass nicht die gesamte zugeführte OPC-Menge in einer aktiven Form im Blut zur Verfügung steht. Die im Blut gefundenen OPC unterscheiden sich daher chemisch von denen, die mit der Nahrung zugeführt wurden. Außerdem wird beschrieben, dass OPC noch vor ihrer Aufnahme im Darm durch darmständige Mikroorganismen zum Teil abgebaut werden. Die in Studien beobachteten günstige Effekte von eingenommenen OPC (als Nahrungsergänzung) oder von OPC-reicher Nahrung sind offensichtlich nicht auf die eigentlichen OPC beschränkt. So ist derzeit noch nicht endgültig geklärt, ob mögliche Metaboliten, die durch bakterielle Zersetzung im Darm oder im menschlichen Stoffwechsel entstehen, die eigentlichen Wirksubstanzen sind. OPC werden als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln auf den Markt gebracht und massiv in der Laienpresse und im Internet beworben, wobei die in diesem Zusammenhang aufgestellten Werbeaussagen von isolierten OPC (siehe oben), insbesondere die Behauptungen zu gesundheitlichen und physiologischen Wirkungen, unter Würdigung des aktuell gesicherten medizinisch-biochemischen Erkenntnisstandes, pauschal so nicht haltbar sind. Zusammenfassung: Wenn Sie Ihr evtl. ins Auge gefasste Investment für OPC-haltige Nahrungsergänzungsmittel anstelle dessen regelmäßig für saisonal passendes und reif geerntetes Bio-Frischobst (auch ungezuckerte Tiefkühl-Bioware) reservieren, haben Sie sicher effektiver in die komplexen körpereigenen Schutzmechanismus gegen Gefäßverkalkung und Krebs eingegriffen. Da bin ich mir als Präventiv- & Ernährungsmediziner ganz sicher. Gilt doch gerade für die sehr diffizil ineinander greifenden Schutzmechanismen der in die Tausende gehenden SPS die alte Mediziner-Weisheit: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!

Ernährung nach Ausdauerbelastung

LaufReport-Leser Dr. Christian F. fragt:

Guten Abend Herr Dr. Ziegler,

welches Ernährungsregime ist aus Ihrer Sicht eigentlich empfehlenswert nach dem sportlichen Ausdauertraining?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal ist ernährungstechnisch grundsätzlich zu unterscheiden zw. der unmittelbaren Nachbelastungsphase von ca. 90 Minuten, in der es wiederum 3 Aspekte zu berücksichtigen gilt, und der späteren Nachbelastungsphase. Ich denke, Sie beziehen sich mit Ihrer Frage auf den ersten Zeitraum, in dem es primär darum geht:

Bei der Flüssigkeits-/Nahrungszufuhr in dieser ersten Phase ist dann auch nochmals unterschiedlich zu agieren, je nach Intention der sportlichen Aktivität (höhere Leistungsfähigkeit oder Sport als Teil eines effektiven Abnehmprogramms).

So wie ich Sie verstanden habe, geht es Ihnen bei Ihrer Frage ja um den trainierten Ausdauersportler, der metabolisch schnellstmöglich regenerieren möchte. Entsprechend haben sich hier alternativ bzw. kombiniert bewährt:

In dieser Phase tunlichst zu vermeiden sind Lebensmittel mit versteckten Fetten wie Würste, Käse, Kuchen, Gebäck etc., die allesamt die Magenentleerung unerwünscht verlangsamen sowie Alkohol, der die Leber bei der wichtigen Glukose-Speicherbildung (Glykogen-Neusynthese) behindert.

Herzlicher Gruß & viel Erfolg beim Umsetzen

Ihr Dr. Ziegler

Abnehmen & Fettstoffwechsel-Störung

LaufReport-Leserin Tanja G.-T fragt:

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,

ich hab‘ vor einiger Zeit an einem Polar-Stoffwechsel-Seminar teilgenommen, wo Sie Referent waren. Ich bin Trainerin und betreue abnehmwillige Damen. Nun hat eine meiner Teilnehmerinnen per E-Scan einen Stoffwechseltest gemacht und das Ergebnis ist doch sehr heftig ausgefallen. Laut diesem Test hat sie nämlich 0% (?) Fettstoffwechsel und 184% Zuckerstoffwechsel. Der Test wurde abends um 19 Uhr durchgeführt, die Dame war vorher 4 Stunden nüchtern. Was ist davon zu halten? Vielen Dank im Voraus.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Kurz & schmerzlos hier meine Stellungnahme zu Ihrer Anfrage:

Ja, dann frisch ans Werk, denn es lohnt sich wirklich!

Ihr Dr. Ziegler

Ernährung & Zuckeraustauschstoffe

LaufReport-Leser Matthias K. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

wie schätzen Sie Zuckeraustauschstoffe wie Honig und Agaven-Dicksaft ein? Oder sollte man lieber zu fructosefreien Süßungsmitteln wie Dinkelsirup oder Reissirup greifen? Vorab vielen Dank für Ihre Mühe!

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim  antwortet:

Sie schneiden hier ein ganz brisantes und spannendes Thema an, das gerade in einer Zeit von zunehmender Übergewichtsproblematik in breiten Kreisen unserer Bevölkerung von zunehmender praktischer Relevanz ist. Zunächst einmal herrscht zugegebener Maßen eine große Verwirrung bzgl. des Namens-Wirrwarr bei den Zucker-Bezeichnungen, was von der Nahrungsmittelindustrie auch noch trefflich ausgenutzt wird. Daher meine Antwort mit ein paar grundsätzlichen Vorbemerkungen garniert:

Ciao & hoffentlich hab‘ ich Sie jetzt nicht zu sehr verwirrt?

Dottore

Nüchternläufe pro & kontra

LaufReport-Leser Veit K. fragt:

Immer wieder wird von selbst ernannten Experten die Meinung vertreten, „morgendliche Nüchternläufe seien das Falscheste, was ein Läufer seinem Körper antun kann“. Wie sehen Sie diesen kontrovers diskutierten Sachverhalt aus Ihrer langjährigen Sportmediziner-Sicht & unter Zugrundelegung Ihrer großen Läufer-Erfahrung?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Ich bin völlig bei Ihnen, wonach Nüchternläufe nicht unumstritten sind, speziell im Einsteigerbereich. Beim Einsteiger können nun einmal die Energiedepots aus enzymatischen Gründen noch nicht optimal mobilisiert werden und der Fettstoffwechsel kommt entsprechend noch auf dem Zahnfleisch daher. Hier gilt es eben, ganz piano zu beginnen, um nicht in die Katabolie (Eiweiß-Umbau in Zucker) abzugleiten. Daher bieten sich in dieser Entwicklungsphase zunächst zügige morgendliche Nüchtern-Spaziergänge von zunächst 30 - 45 Minuten an, die dann sukzessive und allmählich auf 60 bis 120 Minuten gesteigert werden können. Und schon gewusst: Quasi jeder Leistungsläufer ab Strecken von 10 km aufwärts baut regelmäßig Nüchternläufe in sein Trainingsprogramm ein. Warum das wohl & was steckt sportwissenschaftlich dahinter:

Herzlicher Gruß

Ihr Dr. Ziegler

Ernährung & Spirulina platensis

LaufReport-Leser Markus T. fragt:

Bezugnehmend auf einen Ihrer Vorträge zum Thema Ernährung im Rahmen des Marathontrainings hat Ihr Hinweis auf die Nahrungsergänzung mit Spirulina platensis und Crashfit mein Interesse geweckt. Können Sie mir daher eine gute Bezugsquelle für Spirulina platensis und Crashfit mitteilen. Das Preis-Leistungsverhältnis und die Qualität sollten stimmen. Das Angebot im Internet ist doch recht unübersichtlich und bei den Spirulina-Ppräparaten dürfte es sicherlich bzgl. Zusammensetzung große Schwankungen geben, je nach Hersteller. Welches Präparat ist daher aus Ihrer Sicht zu empfehlen? Ist es richtig, dass es egal ist, ob man das Eiweiß in Form von Spirulina platensis oder durch die Aufnahme gemischter Nahrung zu sich nimmt. Die Studienlage ist ja bisweilen sehr widersprüchlich. Welchen gesundheitlichen Benefit versprechen Sie sich von der Einnahme von Spirulina platensis bei sonst ausgewogener Ernährung?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Vielen Dank für Ihre geschätzte Anfrage und nachfolgend gleich meine Stellungnahme retour:

Bzgl. Ihrer inhaltlichen Frage zu Spirulina platensis:

Herzlicher Gruß
Ihr Dr. Ziegler

Algenpräparate & Gesundheit

LaufReport-Leserin Daniela F. fragt:

Ich bin jedes Jahr auf der VFED-Tagung in Aachen und lausche immer gespannt Ihren Vorträgen. Auf was muss ich speziell achten, um schlechte von guten Algenpräparaten zu unterscheiden?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Insgesamt finden derzeit rund 160 Algen-Spezies aus den 3 Gattungen Grün-, Rot- und Braunalgen zu Nahrungszwecken Verwendung. Als Nahrungsergänzung für uns Menschen (in getrockneter Form als Presslinge) kommen am häufigsten die 3 Arten Spirulina, Chlorella und AFA zum Einsatz, wobei es sich bei den sogenannten AFA-Algen ja biologisch eigentlich um Cyanobakterien handelt. Eigentlich generell zu warnen ist vor dem Einsatz der AFA-Alge als Nahrungsergänzung, da dieser Cyanobakterium-Stamm leber- und nervenschädigende Gifte (Toxine) bilden kann, die beim Verzehr in die Nahrungskette gelangen können. Die von mir favorisierte Spirulina-Alge zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Eiweißbausteinen (Aminosäuren), Vitaminen (ß-Carotin, B-Vitamine) und Spurenelementen (u.a. Eisen) aus. So liegt der Eiweißgehalt der Presslinge immerhin bei ca. 60 %, wobei aber natürlich die zugeführte Menge, z.B. die Empfehlung von 3 x 3 (5) Presslingen pro Tag, die dann wirklich erzielte Eiweißzufuhr relativiert. Ich setze die Presslinge v.a. ein bei Abnehmwunsch (als Ersatz einer Mahlzeit und zur Kompensation von aufkommendem Hungergefühl), bei veganen Vegetariern, bei erhöhter psycho-mentaler Belastung und im Leistungssport. Der z.T. hochgelobte Gehalt an Vitamin B12 ist kritisch zu sehen, da es sich hier eventuell um unwirksame Analoga handeln kann. Ich überwache daher die B12 -Versorgungssituation über die Analyse der Homocystein-Konzentration im Blutserum (erfasst zusätzlich den Versorgungsstatus mit Folsäure und Vitamin B6) und über die Überwachung des mittleren Volumens der roten Blutkörperchen (Erythrocyten), das ja beim kleinen Blutbild automatisch mitbestimmt wird. Der Homocysteinwert sollte <12µMol/l liegen, wobei aber darauf zu achten ist, dass das Blut sofort nach der Abnahme zentrifugiert wird, um falsch hohe Werte zu vermeiden. Zusätzlich kann die Spirulina-Alge, je nach Nährmedium, auch Jod enthalten. Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion müssen daher bei einer geplanten Einnahme auf der Hut sein. Wenn die Spirulina-Alge im Süßwasser gezüchtet wurde, besteht diesbezüglich natürlich keine Gefahr. Dennoch schaue ich bei meinen Patienten regelmäßig auf den TSH-Wert als Kriterium für die Schilddrüsenfunktionsleistung. Nach den neuesten Vorgaben der Deutschen Endokrinologischen Gesellschaft sollte der TSH-Wert zwischen 0,2 – 2,2 µIU/l liegen und damit der obere Grenzwert nicht mehr bis 4.6 µIU/l als normal angesehen werden. Faustregel: Werte über 2,5 µIU/l sind bis zum Beweis des Gegenteils Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion, die neben einer Jodunterversorgung natürlich auch durch eine spezifische Schilddrüsenerkrankung oder einen gestörten Regelkreis zwischen Schilddrüse und Hirnanhangsdrüse verursacht worden sein kann. Aber hier ist jetzt natürlich die behandelnde ärztliche Kompetenz gefordert. Wichtig ist auch beim Kauf von Algenpräparaten auf die Güte des Herstellers zu achten, um unerwünschte Verunreinigungen zu vermeiden. Bei deutschen Herstellern ist aber davon auszugehen, dass die Kriterien für Verbraucherschutz strikt eingehalten werden.

Laufen & Logi- bzw. Metabolic Balance-Ernährung

LaufReport-Leser Christian H. fragt:

Hallo, Herr Dr. Ziegler,

vielleicht erinnern Sie sich ja noch an mich. Wir lernten uns an der FH Schloss Hohenfels in Coburg kennen. Ich schwärme immer noch von Ihrer kurzweiligen Vorlesung. Ich habe nun meine Ernährung auf LOGI und Metabolic Balance umgestellt und muss sagen, dass es mir ausgesprochen gut geht. Bin dadurch auch schon fast 10 kg leichter geworden. Nun habe ich dazu ein paar Fragen: Ich gehe 3-4x die Woche laufen und verbrenne dabei mindestens 1000 Kcal pro Lauf. Soll ich jetzt diesen Kalorienverlust mit Kohlenhydraten oder mit Eiweiß ausgleichen, weil ich eigentlich nicht noch mehr abnehmen will. Metabolic Balance propagiert, dass immer nur eine Eiweißsorte pro Mahlzeit gegessen werden soll. Ist es daher für meinen Stoffwechsel schlecht, wenn ich mehrere Eiweißsorten pro Mahlzeit zu mir nehme? Auf Dauer finde ich es nämlich ganz schön fad, wenn ich in meinen allmorgendlichen Soja-Joghurt keine Nüsse oder Samen rein tun darf. Wie sehen Sie das? Ich freue mich schon auf Ihre Antworten.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Zunächst einmal gilt es ganz genau herauszuarbeiten, dass es ja generell beim Abnehmwunsch um den gezielten Abbau von zu hohen Fettspeichern im Körper geht. Speziell der Mann hat ja da ein spezifisches & schwerwiegendes gesundheitliches Problem, wenn sein Bauchfett krankhaft erhöht ist, objektivierbar über die Messung des Taillenumfanges auf Höhe des Beckenkamms. Das gleiche Schicksal erleidet auch die Frau bei positiver Energiebilanz, allerdings erst später und zwar in den Wechseljahren. Also sollten Sie zunächst einmal Ihr aktuelles Körperfett und den Bauchumfang bestimmen lassen, um so exakt zu eruieren, wo Sie nach Ihrem erfolgreichen Abspeckprogramm aktuell stehen. Die Frage des Kalorien- und Nährstoff-Verlustausgleichs nach sportlicher Belastung ist stets differenziert zu betrachten. In der unmittelbaren Nachbelastungsphase würde ich Ihnen nach dem aktuellen Stand der Dinge ein Molke-Getränk empfehlen, natürlich ohne Zuckeraustauschstoffe und sofern Sie Milchzucker vertragen. Zusätzlich haben Sie in der Molke einen sehr guten Eiweißanteil von bis zu 20%, je nach verwendeter Molke. Dieses hochwertige Sportlergetränk kombinieren Sie am besten mit einem Eiweißriegel. 2 – 3 Stunden später lassen Sie sich dann ein ausgewogen mediterran komponiertes Gericht schmecken. Damit sind Sie optimal nach LOGI aufgestellt. Zu Ihrer zweiten Frage: Hier empfinde ich die Vorgaben der Metabolic Balance-Philosophie etwas irreführend und auch biochemisch nicht ganz korrekt. Jedes Protein (Eiweiß) besteht nun einmal stets aus einer Vielzahl von Eiweißbausteinen (Aminosäuren), die natürlich in Ihrer Gewichtung variieren, je nachdem um welche Eiweißquelle es sich handelt (tierisch /pflanzlich). Gemäß unserer Erbanlagen, die nach wie vor auf Steinzeit-Vorgaben fußen, ist es daher gewünscht, sinnvoll und gesundheitlich wie leistungsbezogen relevant, gerade durch eine Mischung von verschiedenen Proteinen (z.B. Weizenkeime plus Joghurt und Nüsse, Milch plus Getreide, Kalbsleber mit Pinienkernen, Hülsenfrüchte plus Geflügel oder Wild etc.) die biologische Wertigkeit der Nahrungskomposition zu erhöhen und so die Effizienz im Stoffwechsel zu steigern. Insofern genießen Sie ohne Reue die Nüsse und Kerne in Ihrem Soja-Joghurt, guten Appetit. Und nicht zu vergessen: Die Eiweiß-bezogen hochwertigste Nuss ist die Erdnuss (Bis zu 30% Eiweiß pro Gewichtseinheit), da es sich bei ihr nun einmal um eine Hülsenfrucht und nicht um eine Nuss handelt. Aber das haben Sie ja spätestens seit meiner Vorlesung längst gewusst, stimmt’s?

Ernährung & Eiweiß am Abend

LaufReport-Leser Benjamin B. fragt:

Sehr geehrter Herr Doktor Ziegler,

eine kurze ernährungsbezogene Frage: Wenn abends Eiweiß verzehrt wird, wird dieses dann automatisch in Kohlenhydrate umgebaut? Wenn dies so wäre, müsste man ja dann bei laufender low carb-Diät nach 18 Uhr auch auf Eiweiß verzichten? Für eine kurze weiterführende Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Grundsätzlich zielt ja bekanntlich eine low carb-Diät über die daraus resultierend geringeren Blut-Insulinspiegel darauf ab, die Freisetzung der Fettsäuren aus den Depots (= Lipolyse) zu begünstigen und diese dann gezielt der Fettverbrennung (= ß-Oxidation) zuzuführen. Die lange Nahrungskarenz während der Nacht hilft hier zusätzlich, diesen Prozess zu begünstigen und so die überflüssigen Fett-Pfunde besser purzeln zu lassen. Allerdings verliert unser Organismus auch bei erheblich reduzierter Kohlenhydrat-Zufuhr nie sein unbedingtes und lebensnotwendiges Ziel aus den Augen, den Blutzucker konstant zu halten. Nur so kann unser Gehirn als psycho-mentale Zentrale rund um die Uhr funktionieren. Man bedenke: Wenn auch unser bisschen Gehirn (Hirngewicht zw. 1200-1500 Gramm) in körperlicher Ruhe maximal 2 % des Herzminutenvolumens beansprucht, so verbraucht unser Captain dabei doch immerhin 30 % der umgesetzten Gesamt-Kalorien. Entsprechend essentiell ist es, wenn der Blutzucker-Spiegel als Lebensader für das Gehirn stabil gehalten wird, also zwischen 80-100 mg %. Bei einer low-carb-Diät mit ihrer gewollten Einschränkung bzgl. Glukose und Fruktose-Konsum müssen jetzt eben die Aminosäuren (Aminosäuren = kleinste Eiweißbausteine) als Energie-Lieferanten herhalten. Sie werden gnadenlos in Zucker umgewandelt (= Katabolie), um den Blutzucker konstant zu halten. Würden wir hier kein Eiweiß von außen zur Verfügung stellen (z.B. in Form von Proti-Shakes), würde unser Organismus ganz rabiat körpereigenes Eiweiß abbauen und dabei zunächst in erster Linie auf die im Blut gelösten Transporteiweiße, Enzyme und Immun-Eiweiße zurückgreifen, also auf das Wertvollste, was er hat. Wird allerdings Eiweiß im Übermaß verzehrt, führt dieses Zuviel für den Energie- wie für den Baustoffwechsel natürlich automatisch dazu, dass dann die betreffenden Aminosäuren als Fett-Grundbausteine Verwendung finden. Eine bzgl. des gewünschten Fettabbaues ineffektive low-carb-Diät kann dem entsprechend mehrere Gründe haben:

Jetzt hoffentlich alles klar?

Gesundheitlich unterlegte Grüße sendet Ihnen

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & HDL

LaufReport-Leserin Deborah L. fragt:

Können durch regelmäßiges & umfangsbetontes aerobes Ausdauertraining (> 60 Minuten pro Trainingseinheit) Fettablagerungen in der Gefäßwand "aufgelöst" werden? Ich finde diesbezüglich aktuell keine befriedigende bzw. wissenschaftlich fundierte Informationen.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Als mittlerweile wissenschaftlich gesicherte Tatsache gilt der positive Zusammenhang zwischen regelmäßigem Training im aeroben bzw. besser noch im aerob-anaeroben Übergangsbereich und einem dadurch bedingten Anstieg der HDL-Fraktion, dem sogenannten "guten Cholesterin". Dieser HDL-Anstieg kann sich auf bis zu 20 - 25% beziffern. Dieser Effekt erklärt sich biochemisch aus der trainingsbedingt verbessert ablaufenden ß-Oxidation (Verbrennung von Fettsäuren aus der LDL- & VLDL-Fraktion in den Kraftwerken der Zellen = Mitochondrien). Diese HDL-Fraktion wiederum ist in der Lage (da Eiweiß-reich & Cholesterin-arm), Cholesterin aus den Gefäßwänden herauszulösen und zurück zur Leber zu transportieren, unserem zentralen Stoffwechselorgan. Insofern ist es bei diesem Mechanismus berechtigt, von einer "Auflösung der Fettablagerungen in der Gefäßwand" zu sprechen. Der Ausdauersport-bedingte und damit reaktive HDL-Anstieg im Blut begünstigt natürlich diesen Effekt. Unbedingte Voraussetzungen für dieses Faszinosum der körpereigenen Selbstheilungskräfte, das dann automatisch auch mit einem Konzentrationsabfall bzgl. LDL-Cholesterin (das sogenannte "schlechte Cholesterin") & der Neutralfette (sogenannte Triglyzeride) im Blut einhergeht sind:

Laufen & Diabetes

LaufReport-Leser Eckart F. fragt:

Sehr geehrter Dr. Ziegler,

mit großem Interesse verfolge ich Ihre sehr fundierte Publikation "Puls aktiv". Da ich nicht immer alle Hefte lesen konnte, war ich sehr erfreut, dass Sie auch eine gute Internet-Präsentation (www.pulsaktiv.de) haben. Allein durch ausgewogene Ernährung und systematische sportliche Betätigung halte ich seit 9 Jahren meine Glukose-Unverträglichkeit in Schach (HbA1c = 5,7%). Auffällig sind bei mir etwas erhöhte Blutzucker-Nüchternwerte. Diabetes Typ II liegt bei mir als Risikofaktor in der Familie. Ich bin 63 Jahre alt, 186 cm groß und 80 kg schwer. Alle mir bekannten Blutwerte sind im Normbereich. Nun las ich, dass Sie bei den von mir praktizierten morgendlichen Nüchtern-Läufen vorab nur Mineralwasser oder Kräutertee empfehlen. In der Zeitschrift "aktiv laufen" werden dagegen 2 Esslöffel Zucker, 1/4 Teelöffel Salz auf 0,5 Liter Tee (nach Dr. W. Feil) sowie bei Diabetikern an anderer Stelle ein Blutzuckerwert von 150-200 mg % (8,3-11,1 mmol/l) empfohlen. Was ist nun richtig, Blutzucker hochtreiben oder bei ca. 6 mmol/l belassen und 2 Stunden laufen? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Vielen Dank zunächst für Ihre positive Würdigung meines Bemühens um mehr inhaltliche Struktur im Ernährungswirrwarr in diesem unserem Lande. – Jetzt aber zu Ihrer Anfrage:

  1. Wenn bei Ihnen alle Laborwerte okay sind (ein Nüchtern-BZ am frühen Morgen bis 109 mg % ist auch noch normal), kann man bei Ihnen eigentlich sowohl ein Metaboliches Syndrom wie gar einen manifesten Typ II-Diabetes schon einmal mit großer Sicherheit ausschließen. Gerade bei Ihrer familiären Belastung wäre aber evtl. gelegentlich einmal ein Glukose-Belastungstest sinnvoll. Hier müssen Sie nach normalem Frühstück 75 g reine Glukose (in 300.00 ml Flüssigkeit gelöst) trinken und es erfolgt dann eine Blutzucker-Kontrolle 1 Stunde sowie 2 Stunden nach dieser eklig süßen „Testmahlzeit“.
  2. Bei Ihnen als Sportler ist auch bei einem BMI = 23,1 kg/m2 von einem normalen Bauchumfang (gemessen horizontal auf Taillenhöhe) auszugehen, der beim Mann auf jeden Fall < 94 cm liegen sollte, um kein Stoffwechselrisiko darzustellen.
  3. Wenn 2 das Gleiche tun, ist es bekanntlich nicht immer dasselbe. Entsprechend gilt es zu unterscheiden, ob der Nüchternlauf (dessen Länge ja ebenfalls variabel zu gestalten ist) von einem Gesunden oder eben von einem Kranken (Diabetiker, Herz-Kreislauf-Patienten etc.) absolviert wird. Wenn ich jetzt Ihre gesundheitlichen Kenndaten realisiere, ist bei Ihnen wirklich keine aktuelle Stoffwechselgefahr gegeben. Also mein Rat für Sie: Start zum Nüchternlauf wirklich nüchtern in der von mir beschriebenen Weise. Falls es Sie beruhigt, können Sie sich ja für unterwegs einen Dextroenergen-Riegel einstecken, um gewappnet zu sein, wenn Sie der Hungerast überfällt.

Sportliche Grüße

Ihr Dr. Ziegler

Ernährung & stärkehaltige Lebensmittel

LaufReport-Leser Christian L. fragt:

Gemäß einer aktuellen Studie der University of California in Santa Cruz (www.ucsc.edu), veröffentlicht im September 2007, soll die Dominanz der menschlichen Rasse auf unserem Planeten nicht zuletzt auf ihrer Fähigkeit beruhen, stärkehaltige Nahrungsmittel mit einem bekanntlich nicht unbedingt geringen Kaloriengehalt im Verdauungstrakt zu spalten & anschließend zu verwerten. Kann man in dieser Fähigkeit den entscheidendenden Motor für die menschliche Evolution sehen, also in dem Sinne, dass die überragende Entwicklung der menschlichen Großhirn-Rinde („großes Gehirn“) ohne die Verwertungsmöglichkeit von stärkehaltiger Nahrung nicht möglich gewesen wäre?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Grundsätzlich sollte man in keinem Fall die ja fraglos hoch komplexen Schritte der menschlichen Evolution an einer Ernährungsbesonderheit festmachen. Darüber besteht bei allen renommierten Evolutionsbiologen, Paläontologen und Radiologen unisono Konsens. Zunächst einmal kam es ja bekanntlich bereits vor einigen Millionen Jahren zu einer plötzlichen getrennten Entwicklung von Primaten (Vorfahren der heutigen Menschenaffen) und des Homo erectus/Homo africanus (Vorfahre des heutigen Menschen). So ganz genau weiß man bis heute nicht, was letztlich für dieses dramatische Auseinanderdriften in zwei Lebensbäume entscheidend war. Bei der Großhirnentwicklung, die ja Menschenaffe und Urmensch deutlich trennt, spielen fraglos mehrere Faktoren hinein:

B-Vitamine & Appetitsteigerung

LaufReport-Leser Robert J. fragt:

Sehr geehrter Herr Doktor,

gemäß Ihrer Ausführungen bei LaufReport.de musste ich mit Bestürzung von einer evtl. appetitsteigernden Wirkung des Vitamin B-Kombinationspräparates Medyn® forte (enthält die B-Vitamine B6, B12 & Folsäure) Kenntnis nehmen. Ich nehme das Präparat schon seit ca. 1 Jahr wegen erhöhter Homocystein-Werte. Zudem bin ich Typ II-Diabetiker & therapiere mit dem Präparat Metformin in Kombination mit gezielten Diät-Vorgaben. Ich wundere mich jetzt seit geraumer Zeit, weshalb ich trotz gleichen Essverhaltens und fast täglichem Radfahren immer wieder zulege. Wie kann ich jetzt eruieren, ob die meinerseits registrierte appetitsteigernde Wirkung tatsächlich auf Medyn® forte zurückzuführen ist? Jedenfalls steht im Beipackzettel nichts der gleichen. Kurz zu meiner Person: 66 Jahre, 1,72 m, derzeitiges Gewicht 83 kg.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Bekanntlich steht die Entstehung jeder Diabetes mellitus Typ II-Erkrankung stets & stereotyp in einem ursächlichen Zusammenhang mit chronischem Bewegungsmangel in Kombination mit Fehl- & Überernährung. Insofern müssen Sie zunächst einmal hier den therapeutischen Hebel ansetzen und zwar konsequent, was im einzelnen bedeutet:

    1. Körperfett-Rückgang
    2. Bauchumfang-Rückgang (Bauchumfang beim Mann: maximal 94 cm / bei der der Frau: maximal 80 cm, gemessen auf Höhe des Beckenkamms)
    3. Blutdruck-Normalisierung
    4. Laborwerte: Normalisierung des Nüchtern-Blutzuckers auf ca. 100 mg% und darunter (gemessen mindestens 8 Stunden nach der letzten kohlenhydrathaltigen Nahrungsaufnahme), Abfall der Triglyzeride auf unter 150 mg%, Abfall des LDL-Cholesterins auf unter 120 mg%, Anstieg des HDL-Cholesterins auf über 45 mg% & Abfall des Hb A1c-Wertes auf 6.5 bzw. unter 6.5%.

So, jetzt abschließend mein Kurzkommentar zu Ihren Befürchtungen bzgl. Appetitsteigerung durch B-Vitamine.

Laufen & Abnehmen

LaufReport-Leser Patrick R. fragt:

Ist zum Abspecken von Depotfett nicht allein die negative Energiebilanz wichtig? Je nach Alter, Geschlecht, Gewicht und geistiger wie körperlicher  Aktivität haben wir doch über 24 Stunden einen Verbrauch X ? Wieso spielt es für den Gesamtkalorienverbrauch überhaupt eine Rolle, welchen glykämischen Index das jeweilige Lebensmittel hat? Noch eine Zusatzfrage zu Amaranth: Wie hoch ist hier der Stärkegehalt?

Sportmediziner Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Neben der negativen Energiebilanz spielt für ein erfolgreiches Abnehmen, also für den angestrebten Rückgang des zu hohen Depotfetts, speziell die Insulin-bezogene hormonelle Situation im Blut eine ganz wesentliche Rolle. Ist doch Insulin funktionell darauf ausgerichtet, im Organismus aufbauend und nicht abbauend zu wirken, was einschneidende Auswirkungen auf die Freisetzung von Fettsäuren aus den Depots hat, die ja nun einmal gerade beim Übergewichtigen wie Fettsüchtigen von besonderer Wichtigkeit wären, um die proppevollen Depots zu entlasten. Und was ist jetzt konkret das Problem des Übergewichtigen bzw. Adipösen:

  1. Der Übergewichtige/der Adipöse = Fettsüchtige leidet zum einen an einer sogenannten peripheren Insulinresistenz, d.h. die Ansprechbarkeit der Insulin-Rezeptoren in den insulin-abhängigen Organen wie Muskulatur, Leber & Fettgewebe ist reduziert, ausgelöst durch ein Ungleichgewicht bei den spezifischen Hormonen aus dem Fettgewebe, die bei einem Zuviel an Fettdepots natürlich verhindern wollen, dass sich bereits prallvolle Fettdepots weiter füllen.
  2. Automatisch muss der Insulinspiegel im Blut steigen (die Konstanz des Blutzuckers zw. 80 & ca. 100 mg% ist nun einmal lebensnotwendig), was im Nachgang dann die Fettsäurenfreisetzung aus den Fettdepots zusätzlich erschwert. Was muss daher der Übergewichtige bzw. Fettsüchtige tun, um ein erfolgreiches Abnehmprogramm überhaupt realisieren zu können:

Zusatzfrage zu Amaranth:

So, jetzt hab' ich Sie hoffentlich nicht verwirrt, sondern für weitere Taten & Erfolgsmeldungen in Sachen Körperfett- & Viszeralfett-Abbau in der freien Bauchhöhle präpariert.

Triathlon & BCAA-Zufuhr

LaufReport-Leser Maik R. fragt:

Meine Frage zielt ab auf die Notwendigkeit & den Einsatz von sogenannten verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) im Bereich Triathlon (Mittel- & Langdistanz). Vor allem interessiert mich, wann nach der Zufuhr während der Belastung die Verfügbarkeit dieser speziellen Aminosäuren im Körper wahrscheinlich ist? Oder ist das Ganze eher Placebo?

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Generell ist beim regelmäßig trainierenden Sportler der Eiweißbedarf im Vergleich zum Nichtsportler erhöht. Die DGE-Vorgabe von täglich 0.8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht für den gesunden Mitbürger mittleren Alters setzt zudem eine hochwertige Eiweißqualität (arm an gesättigten Fettsäuren bei gleichzeitig bilanziertem Verhältnis bzgl. Omeaga-6 und Omega-3-Fettsäuren-Relation, Glykogen-reich) voraus.

Sie sehen, es ist alles gar nicht so einfach, wenn man’s doppelt betrachtet.

So long
Doc Ziegler

Laufen & Regenerationsoptimierung

LaufReport-Leser Klaus Dieter M. fragt:

Ich bin noch in der AK 65 im Bereich Leichtathletik (400 m) aktiv. Wie das nun mal so ist, auch im Alter ist’s mit dem Gewicht nicht ganz einfach. Da habe ich jetzt im Gesundheitsmagazin Puls aktiv (www.pulsaktiv.de), deren Chefredakteur Sie ja sind und die ich über die Fa. Polar zugeschickt bekam, etwas über Bromelain-POS® Tabletten gelesen. Im Internet habe ich dann sowohl Bromelain-POS wie auch Bromelain gefunden. Nur, worin besteht da jetzt der Unterschied? Die Kosten sind bei Bromelain-Kapseln ja günstiger als bei den Bromelain-POS Tabletten. Darüber hinaus habe ich für gute Ratschläge stets ein offenes Ohr, obwohl diese ja auch manchmal als Schläge rüberkommen können.

Sportarzt Dr. med. R. Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Grundsätzlich vorausgeschickt, wenn ich Sie richtig interpretiere, sehen Sie die Bromelain-Einnahme im Zusammenhang mit gewichtsreduzierenden bzw. gewichtsstabilisierenden Maßnahmen, was aber diese Substanz wahrlich nicht leisten kann. Oder habe ich Sie da falsch verstanden? – Allerdings kann Bromelain als eine hochwirksame Enzym-Zubereitung aus der Ananas mit Eigenschaften aufwarten, die gerade für Sie als Seniorensportler und das in einer wahrlich Laktat-intensiven Laufsportdisziplin von großem Vorteil sein können. Denn gemäß wissenschaftlicher Übereinkunft ist die Einnahme von Bromelain angezeigt, um

Ihr Dr. med. Rudolf Ziegler

Energiestoffwechsel und Blutzuckerspiegel

LaufReport-Leser Werner N. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

ich habe mir kürzlich Ihren LaufReport-Beitrag „Energiestoffwechsel und Blutzuckerspiegel“ zu Gemüte geführt. Zu meinem besseren Verständnis möchte ich jetzt nochmals nachhaken & zwar bzgl. der Stoffwechselabläufe im Organismus, wenn der Blutzucker unter 80 mg % abfällt. Weitere LaufReport-Frage: In einigen Ratgebern liest man auch, es sei gesund bzw. gesünder, mehrere kleine Malzeiten (take 5 a day) einzunehmen. Sie schreiben von "möglichst langen Essabständen", was mir auch im Hinblick auf die Vorgänge im Körper eher einleuchtet. Bezieht sich daher die Empfehlung („5 am Tag“) eher auf normalgewichtige Menschen ohne regelmäßiger sportlicher Betätigung? Ansonsten möchte ich mich für die wirklich sehr guten Darstellungen und Aufsätze recht herzlich bedanken.

Sportmediziner Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Ein stabiler Blutzuckerspiegel, d.h. 80 - ca. 100 mg %, ist entscheidende Voraussetzung für konstante psycho-mentale Leistungsfähigkeit und zwar unter Alltag- wie Sportbedingungen gleicher Maßen sowie natürlich auch im Schlaf. Entsprechend führt das Auftreten eines Energiemangels im Blut (Blutzucker < 80 mg %) automatisch zu einer Ausschüttung von Stresshormonen aus den hormonbildenden eigenständigen Organen (Nebennierenrinde, Nebennierenmark, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse), um den Blutzucker zu stabilisieren bzw. weiteres Absinken zu verhindern. Hierfür zeichnen in erster Linie verantwortlich:

Sie sorgen im Zusammenspiel dafür, dass

Machen Sie es gut!

Ihr Dr. Ziegler

Laufen & Nahrungsergänzung

LaufReport-Leser Andreas H. fragt:

Hallo Herr Dr. Ziegler,

was halten sie von anabol-loges® Kapseln als Nahrungsergänzung im Lauf- bzw. Radsport? Ich bin oft nach dem Laufen oder Moutainbiken doch recht erschöpft und habe in diesem Zusammenhang von anabol-loges gehört/gelesen. Allerdings schreckt mich die hohe Dosis an täglich einzunehmenden Tabletten doch sehr ab. Haben Sie evtl. einen anderen greifbaren Ratschlag, um mich fit bzw. schneller regeneriert durch die Saison zu bringen?

Sportarzt Dr. med. Rudolf Ziegler aus Heppenheim antwortet:

Ihre Frage ist natürlich allein schon deswegen nicht ganz einfach zu beantworten, da mir keinerlei Angaben vorliegen zu Ihrem Alter, bzgl. evtl. durchgemachter Erkrankungen und Verletzungen, Infektneigung, üblichem Trainingspensum, privater wie beruflicher Rahmenbedingungen, Ernährungsverhalten, regelmäßiger Einnahme von Präparaten/Medikamenten & Nahrungsergänzungen (Eiweiß, Molke etc.). Ich will mich daher auf ein paar grundsätzliche und m.E. doch für Sie verwert- und verwendbare Ausführungen beschränken:

Alles Gute einstweilen

Ihr Dr. Ziegler

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