Dauerlaufen heißt nicht Dauerhetzen

Mich wundert immer wieder, wie schnell der Freizeitsportler an mir vorbei läuft, wenn ich meine langsame Einheit mache. So ähnlich hat es Dieter Baumann einmal formuliert und wie schnell seine langsamen Läufe sind, lässt sich erahnen.

Damit soll gesagt sein, dass viele Jogger einfach zu schnell laufen, aber stets behaupten, sich in Ihrem "Wohlfühltempo" zu bewegen.

Wir lassen die Teilnehmer bei laufseminare-in-deutschland.de einfach ein Stück laufen und versuchen nach etwas 30min Laufzeit ein Gespräch zu führen. Leider findet diese Unterhaltung, wenn überhaupt nur sehr stockend und in abgehackten, manchmal bereits in hechelnden Satzfetzen statt.

Kann das richtig sein ???

Was sagt die Trainingslehre …. Ganz einfach ausgedrückt:

  • Wir brauchen Muskeln, denn nur hier kann die Energie in Leistung umgesetzt werden
  • Wir brauchen den Stoff Glykogen in den Muskeln / Mitochondrien ohne wird nicht gearbeitet
  • Wir brauchen mehr Sauerstoff, erhöhten Sauerstofftransport und erhöhten Fettstoffwechsel

Jeder Körper hat 2 Tanks:

    1. Glykogentank
      Vorteil: beste Qualität, hohe Leistung ( Flucht/Kampf )
      Nachteil: geringe Menge ( Info: Gehirn wird ausschl. mit Glykogen versorgt / natürl. Zucker/Stärke

      Der untrainierte Mensch hat ca. 80 - 110g Glykogen ausschl. in der Leber
      Der Trainierte hat ca. 110-200 g in der Leber und noch mal soviel in den Muskeldepots

    2. Körperfettdepots
      Vorteil: riesige Mengen
      Nachteil: keine hohe Leistung (Schweröl, sehr langsamer Hub wie bei einem Schiffsdiesel)

      Bei einer körperlichen Aktivität steht Glykogen sofort zur Verfügung, aber Fett nicht.

50m Sprint, oder den Wettkampf viel zu schnell angegangen: nur Glykogen wird verbraucht. Der Motor läuft sehr schnell, aber nach kurzer Zeit werden wir müde (kommt uns das bekannt vor ??!!). Das Glykogen ist verbraucht:

Nur Fettverbrauch geht nicht, der Motor würde gar nicht anspringen und wir kämen nur langsam vom Fleck.

ALSO: Wie bei einem modernen Einspritzmotor ist die richtige Gemischmenge notwendig. Es muss immer ein wenig Glykogen eingespritzt werden und die Körperfettdepots müssen auch geöffnet werden können. Etwas Glykogen und etwas Fett, und wenn diese Mischung stimmt, könnten wir bald 100 Kilometer laufen.

Die Spitzenläufer schaffen es, bzw. haben ihren Körper so trainiert, dass sie mit dem letzten Tropfen einer optimalen Gemischaufbereitung super schnell bis ins Ziel laufen können.

… und wir Freizeitsportler eben leider nicht:

Somit sind leider die Einsteiger die ärmsten Läufer,

  • sie haben kein Glykogen in den Muskeln, wenig in der Leber
  • sie haben keinen erhöhten Fettstoffwechsel für das Gemisch
  • sie haben keine erhöhte Sauerstoffaufnahmefähigkeit

denn ohne Sauerstoff geht nichts !

Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass diese Gemischaufbereitung am besten, am effektivsten trainiert wird, wenn man/Frau so langsam läuft, das eine Unterhaltung im normalem Ton noch problemlos möglich ist.

Wer einen Pulsfrequenzmesser sein Eigen nennt, kann damit im Bereich von 65-75% seiner maximalen Herzfrequenz laufen. Vorausgesetzt er kennt diesen Wert (… aber dazu in einer späteren Ausgabe mehr).

Nun ist es erforderlich, diese langsamen Läufe regelmäßig durchzuführen und, je nach Ambition, auch bis zu maximal 3,5 Stunden, auszubauen.

Wer immer zu schnell läuft.. im trügerischen "Wohlfühltempo", der verpulvert sein Glykogen und trainiert nur sehr unzureichend die in Unmengen vorhandenen Fette als Kraftstoff für eine Ausdauerleistung einzusetzen.

… und deswegen heißt Dauerlaufen, eben nicht Dauerhetzen !

Bernd Korth www.laufseminare-in-deutschland.de

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