Canadian Derby Edmonton Marathon (19.8.12)

Tropisch statt arktisch

von Ralf Klink

"Um einen Marathon zu laufen muss man vielleicht ein Idiot sein, um einen Marathon im August zu laufen aber bestimmt ein ganz besonderer Idiot", könnte man ungefähr die Aufschrift auf dem Pappschild übersetzen, dass eine Zuschauerin den Läufern des Edmonton Marathons jenseits der Dreißig-Kilometer-Marke entgegen hält. Und kaum einer von ihnen würde es wohl in diesem Moment nicht bestätigen.

Dabei sollen diese handgeschriebenen Tafeln, die man noch an einigen anderen Stellen entlang der Strecke zu Gesicht bekommt, doch eigentlich zu ihrer Aufmunterung und Motivation beitragen. Dass sie jemand hochhält, ist auch eher die Ausnahme. Ansonsten steht meist eine ganze Reihe von ihnen im Abstand von einigen Metern am Straßenrand. Und auf etlichen von ihnen kann man dann tatsächlich auch eher positive Sprüche lesen.

Manchmal erschließt sich deren tieferer Sinn erst auf den zweiten Blick. Jenes "May the course be with you", das man nach etwa einem halben Dutzend zurückgelegter Kilometer auf dem Rasenstreifen neben dem Asphalt entdeckt, entpuppt sich nach etwas Überlegung zum Beispiel als Wortspiel mit einem der berühmtesten Sätze aus der Star-Wars-Saga heraus. Nur dass anstelle der "Macht" - im Original "the force" - nun eben der Kurs mit den Läufern sein soll.

Vielleicht hätte es geholfen, diesen Wunsch auch auf das Wetter zu erweitern. Denn inzwischen, nach ungefähr drei Vierteln der Distanz meint es dieses in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta wahrlich nicht mehr gut mit den Marathonis. Die Temperatur nähert sich jedenfalls langsam der Dreißig-Grad-Marke. Und die Sonne, die vom nahezu wolkenlosen Himmel brennt, sorgt dafür, dass der Schatten, in dem das Quecksilber ja eigentlich abgelesen werden soll, kaum noch zu finden ist.

Dass es allerdings auch noch schlimmer hätte kommen können, zeigt ein kurzer Blick nach Mitteleuropa. Denn jenseits des Atlantiks wird am gleichen Tag der Höhepunkt einer Hitzewelle erreicht und die Werte liegen dort mancherorts noch einmal fast zehn Grad höher. Um auch unter solchen Bedingungen noch einen Marathon zu laufen, muss man dann wohl wirklich - um es einmal vorsichtig und nicht ganz so direkt wie die Schreiberin der Papptafel auszudrücken - eine besondere Herausforderung suchen.

Wapiti, Präriehund und Schwarzbär - mit etwas Glück kann man all diese für Nordamerika typischen Tiere in den kanadischen Rocky Mountains direkt am Straßenrand entdecken

Doch unbedingt neu ist der Augusttermin für den Marathon von Edmonton eigentlich nicht. Solange es ihn gibt, wird der Lauf in der Fast-Millionen-Metropole im Zentrum Albertas bereits während dieses - auch im vermeintlich so eisigen Kanada relativ warmen - Monats ausgetragen. Aufs Jahr 1992, als es Gerüchten zufolge am Renntag mitten im Hochsommer schneite, führt man die Geschichte der aktuellen Veranstaltung zurück. Aber schon in den Achtzigern gab es einen Vorläufer, der ebenfalls meist im späten Sommer stattfand.

Weil der Marathon einmal aufgrund mangelnder Sponsoren ausfallen musste, ergibt sich dank eines im ersten Moment immer wieder erstaunenden mathematischen Phänomens, dass er nun genau zwei Jahrzehnte nach der Premiere sein zwanzigstes Jubiläum begehen kann. Vielleicht auch wegen der keineswegs abschließend geklärten Frage, ob man die ersten Läufe nicht doch besser mitzählen sollte, wird während des gesamten Veranstaltungswochenendes deswegen jedoch kein großes Aufheben gemacht.

Ein wenig verständlicher ist die Festlegung auf ein Datum Mitte August allerdings schon, wenn man sich die langfristigen Klimadaten Edmontons genauer betrachtet. Denn so viel Auswahl wie hierzulande zur Veranstaltung eines Marathons haben die Organisatoren in Alberta keineswegs. Während die Sommertemperaturen nämlich sowohl im Mittel- wie auch im Höchstwert nur wenige Grad unter den aus Mitteleuropa gewohnten Gradzahlen liegen, wird es im Winterhalbjahr doch ziemlich unangenehm.

Zwischen November und März kommen die Temperaturen schließlich nur selten überhaupt noch in den positiven Bereich. Weihnachten und den Jahreswechsel begeht man in Edmonton mit schöner Regelmäßigkeit bei zweistelligen Minusgraden. Und Rekordwerte von mehr als vierzig Grad unter null, die während praktisch aller Wintermonate schon einmal gemessen wurden, lassen nicht im Entferntesten ans Laufen denken.

So bleibt - wie im Rest des riesigen Landes meist auch - eigentlich nur die Zeit zwischen Mai und September, um überhaupt einen Termin zu finden. Und angesichts einer nicht unbedingt vor Marathonis überquellenden Laufszene - bei der größten kanadischen Veranstaltung über diese Distanz erreichen in der Bundeshauptstadt Ottawa gerade einmal viertausend Teilnehmer das Ziel - erscheint es durchaus sinnvoll, den Platzhirschen etwas aus dem Weg zu gehen.

Man muss nicht einmal wie dieses Streifenhörnchen, in Nordamerika als Chipmunk bekannt, auf Felsen klettern um in den Rocky Mountains immer wieder die Aussicht genießen zu können

Außerdem hetzt man in Edmonton die Läufer auch nicht in die allergrößte Mittagshitze hinein. Denn bereits um halb acht wird das Rennen über zweiundvierzig Kilometer gestartet. Für Walker und Läufer, die davon ausgehen, dass sie länger als sechs Stunden unterwegs sein werden, ist sogar noch ein weiterer Start sechzig Minuten zuvor angesetzt. Und auch die Teilnehmer über die halb so lange Distanz werden um acht Uhr, also lange vor dem Höchststand der Sonne auf die Strecke geschickt.

Doch wirklich ungewöhnlich ist dieser Umstand für Straßenläufe in Kanada andererseits eigentlich nicht. Denn auch während anderer, längst nicht so warmer Monate verlassen die Startzeiten im Lande des Ahornblattes gerade bei den Marathons selten den Bereich zwischen sieben und acht Uhr am Morgen. Alleine schon wegen der praktisch überall in Nordamerika nahezu ausschließlich auf das Auto ausgerichteten Strukturen ist anderes nur schwer möglich.

Ansonsten würden Vollsperrungen oder zumindest größere Behinderungen wohl schnell zu noch wesentlich stärkerem Unmut führen, als er in ähnlichen Fällen auch hierzulande Organisatoren und Helfern von Sportveranstaltungen immer wieder einmal entgegen schlägt. Dank der frühen Startzeiten ist de größte Teil der Rennen so allerdings schon längst wieder vorbei, bevor der sonntägliche Verkehr richtig eingesetzt hat.

Für den Fünfer und den Zehner, die ebenfalls zum Programm gehören, sieht das jedoch ganz anders aus. Denn die beiden kürzeren Wettbewerbe werden am Samstagabend um sieben Uhr ausgetragen. Wer also vom Laufen gar nicht genug bekommt, kann innerhalb von nur etwas über zwölf Stunden gleich zweimal an die Startlinie treten. Und zuvor durften außerdem schon die Vier- bis Zehnjährigen einen Kilometer hinter sich bringen. Die Veranstaltung zieht sich also über mehrere Tage.

Bereits freitags beginnt auch die kleine Marathonmesse im "Edmonton Expo Centre", dem einige Kilometer außerhalb des Zentrums gelegenen Ausstellungsgelände der Stadt. Der Weg, den die von den Organisatoren aufgestellten Schilder dorthin vorgeben, erscheint jedoch irgendwie ziemlich suspekt. Denn sie zeigen keineswegs durch einen oberirdischen Eingang in eines der Gebäude.

Vielmehr führt eine Rampe hinunter in den Keller. Fast scheint es, als finde man die Startnummernausgabe in der Tiefgarage des Gebäudes. Doch unten angekommen, öffnet sich wieder eine hohe Halle. Große Tribünen an beiden Seiten, die vermutlich mehrere tausend Zuschauer fassen, zeigen, dass in ihr wohl durchaus größere Veranstaltungen stattfinden. Welcher Art diese sind, darüber kann man wirklich nur rätseln. Denn kahle Wände und fehlende Fenster lassen den Raum ziemlich düster erscheinen.

Ob mit Gewitterwolken am Glacier Center des Columbia Icefields (links) oder bei strahlendem Sonnenschein am Mount Robson (rechts) - die kanadischen Berge bieten mehr als genug herausragende Fotomotive

Wirklich viel zu sehen gibt es auf der Laufmesse nicht. Neben mehreren Tischen von Wohltätigkeitsorganisationen und einem Stand des Fruchtsaftherstellers Oasis, der bei mehreren kanadischen Marathons als Neben- und beim Rennen von Montréal sogar als Namenssponsor auftritt, findet man eigentlich nur noch die Ausstellungsfläche der Laufgeschäftskette "Running Room".

Obwohl diese inzwischen auf mehr als einhundert Filialen im ganzen Land angewachsen ist, hat sie ihren Ursprung in Edmonton. So steht dann auch Firmengründer John Stanton höchstpersönlich am Stand. Vom übergewichtigen Nichtsportler, der erst jenseits der Dreißig zum Laufen fand und noch später hauptberuflich in die Szene einstieg, indem er sein erstes Geschäft eröffnete, ist dieser längst zum kanadischen Laufguru geworden, der bereits etliche Bücher veröffentlicht hat und in Fernsehsendungen als Ausdauer-Experte befragt wird.

Trotz der Nähe zu den wirtschaftlich so starken USA fällt durchaus auf, dass sich in Kanada ziemlich viele einheimische Firmen extrem gut behaupten können. Und wie zum Beispiel die Coffee-Shops von "Tim Hortons", gegen die auch die Läden von Starbucks in Kanada nicht im Entferntesten bestehen können, haben sie manchmal sogar regelrechte Monopole. Das hat sicher auch ein wenig mit dem Selbstverständnis der Kanadier zu tun, die sich bei aller Gleichheit der Lebensart doch stets gerne erkennbar vom Nachbarn im Süden abgrenzen möchten.

"Running Room" ist im Land ebenfalls absolut dominierend. Doch andererseits beschränkt sich die Ausdehnung der Läden auch vollständig auf Kanada. Dass man im Logo die beiden Landesfarben führt, mag Zufall sein, ist aber durchaus bezeichnend. Und so kann man, wenn jemand in Sportbekleidung von "Running Room" - denn diese gibt es inzwischen längst als eigene Marke - auftaucht, eigentlich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass man einen Kanadier vor sich hat.

Selbstverständlich engagieren sich die Firma und ihr Gründer in Edmonton ganz besonders. So ist Stanton während des Veranstaltungswochenendes als Sprecher aktiv. Und die tatsächlich mit Hasenohren an der Laufkappe versehenen "pace bunnies" von Running Room machen zwar auch bei vielen anderen kanadischen Marathons das Tempo. Dass man sie allerdings am Vortag bei einem von der Firma organisierten, drei Kilometer langen "Friendship Run" vor dem Rennen noch einmal beschnuppern kann, ist keineswegs üblich.

Weite Flusstäler und tiefblaue oder smaragdgrüne Seen erstrecken sich unter steilen Felsengipfeln

Wer ohnehin ausreichend Laufschuhe und -bekleidung in den Schränken hat, findet wenig Grund, bei keineswegs niedrigeren Preisen als in Europa während der Marathonmesse groß einzukaufen. Da sich die Entgegennahme der Startnummern ebenfalls schnell erledigen lässt - die längsten Schlangen bilden sich beim Überprüfen des in die Nummer integrierten Zeitmess-Chips, wo alle zuvor an verschiedenen Schaltern bedienten Läufern am Ende zusammen treffen - muss man sich nicht allzu lange in den dunklen Kellerraum aufhalten.

Und so kann man sich anschließend bald wieder der Stadtbesichtigung widmen. Doch zu viel sollte man sich davon nicht versprechen. Obwohl Edmonton mit mehr als achthunderttausend Einwohnern im eigentlichen Stadtgebiet und weit über einer Million im Großraum sich in ähnlichen Regionen bewegt wie zum Beispiel Stockholm, Kopenhagen oder Amsterdam, hat es natürlich keineswegs die Attraktivität dieser europäischen Metropolen.

Schließlich beginnt die Geschichte der kanadischen Großstadt erst vor etwa zweihundert Jahren mit der Gründung einer aus kaum mehr als einer Blockhütte bestehenden Niederlassung der Hudson's Bay Company in der Region. Erst nach mehreren Verlegungen - zum Teil wurde Dutzende Kilometer entfernt mit den für diese Gesellschaft so wichtigen Fellen gehandelt - kam dieses "Fort Edmonton" schließlich ungefähr an den Platz, der heute vom Zentrum der Stadt eingenommen wird.

Noch zur vorletzten Jahrhundertwende - also zu einem Zeitpunkt, an dem die europäischen Gegenstücke bereits längst auf mehrere hunderttausend Menschen angewachsen waren - betrug die Einwohnerzahl nicht einmal ein Prozent des heutigen Wertes. Erst mit der Gründung der Provinz Alberta im Jahr 1905 und der verbundenen Ernennung von Edmonton zur Hauptstadt sowie der im gleichen Jahr erfolgten Anbindung an das kanadische Eisenbahnnetz begann ein spürbares Wachstum.

In den Vierzigerjahren wurde schließlich die Hunderttausender-Marke durchbrochen. Als wenig später in der Nähe der Stadt Öl gefunden wurde, verdoppelte die Stadt ihre Einwohnerzahlen innerhalb eines einzigen Jahrzehnts dann auf über eine Viertelmillion. Und seitdem ist der Zustrom praktisch nicht zum Erliegen gekommen. Im Schnitt zehntausend Neubürger pro Jahr lassen sich in Edmonton nieder.

Das Columbia Icefield ist der mit Abstand größte Gletscher der Region und entwässert in drei verschiedene Richtungen, zur Hudson Bay, zum Pazifik und zum arktischen Eismeer

Wie in den meisten Metropolen des amerikanischen Westens gibt es deshalb auch kaum gewachsene Strukturen. Lebendige Stadtviertel mit einem jeweils eigenen speziellen Charakter sucht man nahezu vergebens. Selbst das als Sehenswürdigkeit gerühmte "Old Strathcona" ist keineswegs eine enge und gemütliche Altstadt im europäischen Sinn sondern nur eine vierspurige Straße, die von ein paar alten Gebäuden und Geschäften gesäumt wird.

Alles liegt weit verstreut, ist völlig in die Breite gebaut. Die administrativen Grenzen Edmontons umfassen schließlich annähernd die gleiche Fläche wie Hamburg. Und das Areal von Wien wird sogar deutlich übertroffen, obwohl die beiden europäischen Städte rund doppelt so viel Menschen zählen. Jenseits des Zentrums mit seinen Wolkenkratzern dehnt sich dann zumeist auch nur der übliche nordamerikanische Siedlungsbrei aus.

Das meiste ist unverkennbar auf dem Reisbrett entstanden. Hauptsächlich aus Einfamilienhäusern bestehende Wohnsiedlungen wechseln sich dabei mit Gewerbegebieten ab, in denen sich Fast-Food-Ketten, Supermärkte, Tankstellen und Motels aneinander reihen. Dazwischen erstrecken sich überall Parkplätze, denn zu Fuß und ohne Auto ist vieles kaum zu erreichen.

Der öffentliche Nahverkehr ist wie üblich dagegen eher schwach entwickelt. Ein dichtes Bahnnetz in die äußeren Stadtteile und die umliegenden, selbstständigen Vorort-Gemeinden, wie man es aus Europa kennt, existiert in kaum einer der schnell gewachsenen Städte im Westen der neuen Welt. Und die - durchaus verkehrenden - Busse sind auch nicht immer eine brauchbare Alternative. Der größte Teil des innerstädtischen Verkehrs spielt sich in Nordamerika auch weiterhin mit dem eigenen Auto ab.

Edmonton ist da keine Ausnahme. Aber immerhin gibt es dort mit dem "Light Rail Transit" erste Ansätze für eine Entlastung. Noch beschränkt sich dieses Transportsystem, das als Mischung zwischen einer Stadt- bzw. Straßenbahn in den Außenbezirken und einer U-Bahn im Zentrum daher kommt und immerhin schon Ende der Siebzigerjahre aus der Taufe gehoben wurde, auf eine einzige zwanzig Kilometer lange, vom Südwesten in den Nordosten Edmontons führende Strecke.

Eine zweite Linie ist allerdings bereits im Bau. Und in absehbarer Zeit sollen ausgehend vom Stadtzentrum insgesamt sogar fünf verschiedene Streckenäste bestehen. Zwar sind Finanzierung und Zeitplan noch nicht genau geklärt, doch der ungefähre Verlauf und die voraussichtlichen Stationen sind schon bekannt. Und in den Wagons werden die Passagiere schon aufgefordert, Namensvorschläge für die einzelnen Linien einzureichen.

Die unzähligen Gletscher entlang der Panoramastraße Icefield Parkway geben unter nahezu allen Lichtverhältnissen ein gutes Bild ab

Durchaus bemerkenswert ist jedenfalls, dass die Teilnehmer des Marathons ausdrücklich gebeten werden, mit der LRT anzureisen. In der Nähe des Ausstellungsgeländes gibt es nämlich eine Haltestelle. Und wer im Zentrum Quartier genommen hat oder als Einheimischer in der Nähe der Strecke wohnt, ist so problemlos innerhalb weniger Minuten vor Ort. Mit drei kanadischen Dollar für die Einzelfahrt - völlig unabhängig von der Streckenlänge - sowie $8,55 für die Tageskarte fällt auch der Preis in den aus europäischer Sicht durchaus üblichen Rahmen.

"Coliseum" heißt die Station nach der direkt neben ihr gelegenen Mehrzweckhalle, in der unter anderem das Eishockey Team der Edmonton Oilers seine Heimspiele austrägt, selbst wenn die Arena inzwischen mit "Rexall Place" offiziell längst den Namen eines zahlungskräftigen Sponsors - es handelt sich um eine Drogeriekette - trägt.

Auch Konzerte werden dort regelmäßig veranstaltet. Und so steigen dann sowohl am Freitag- als auch am Samstagabend nicht nur Läufer auf dem Weg zur Startnummernausgabe aus den LRT-Zügen. Auch etliche meist in schwarzen T-Shirts mit seltsamen Totenkopfmotiven gekleidete, oft zudem recht langhaarige Personen sind dabei. Sie wollen zur Heavy-Metal-Band "Metallica", die an beiden Tagen im Rexall Place auftritt.

Direkt am Ausgang werden weitere schwarze, bunt bedruckte T-Shirts verkauft. Und diese finden deutlich besseren Absatz als die Souvenirs auf der Marathonmesse. Doch ist in der je nach Strecke und Meldezeitpunkt zwischen fünfundzwanzig und hundertfünfundzwanzig Dollar betragenden Startgebühr neben der Medaille auch ein Funktionshemd enthalten, das schon vor dem Rennen mit der Startnummer ausgegeben wird.

Neben schwarz sind zumindest freitags allerdings auch die Farben grün und gelb in der Light Rail extrem präsent. Denn fast zum gleichen Zeitpunkt, in dem die Rocker die Bühne betreten, laufen im Commonwealth Stadion die "Edmonton Eskimos" aufs Feld, um gegen die "Alouettes de Montréal" Canadian Football zu spielen. Und die Bahnstation "Stadium" liegt zwischen der Innenstadt und dem Coliseum.

Die Aussicht auf den Saskatchewan Gletscher muss man sich mit einer längeren Wanderung verdienen … … am Peyto Lake genügt dagegen ein kleiner Spaziergang vom Parkplatz hinüber zur Besucherplattform

In der kanadischen Variante der amerikanischen Sportart - unter anderem mit zwölf anstelle von elf Spielern wie südlich der Grenze und einem etwas größeren Spielfeld - gibt es eine Profiliga mit acht Mannschaften. Wie zu erwarten ist diese CFL rein kanadisch. Man wirbt sogar mit einem stolzen und fast trotzigen "this is OUR league". Doch gab es in der Vergangenheit mehrere Versuche, auch in den USA Teams zu etablieren. Allerdings scheiterten - nicht zuletzt aufgrund der Dominanz und Finanzkraft der dortigen NFL - alle bereits nach wenigen Jahren.

So groß die Begeisterung für die Eskimos - die politisch längst nicht mehr korrekte, weil eigentlich nur verächtlich "Rohfleischfresser" bedeutende Bezeichnung für die in Kanada inzwischen mit ihren Eigennamen "Inuit" benannte Volksgruppe hat sich in diesem Fall gehalten - an diesem Tag auch sein mag, die wichtigste Sportart im Land des Ahornblatts ist und bleibt Eishockey.

Und natürlich sind deshalb auch in Edmonton bezüglich des Publikumsinteresses die Oilers die absolute Nummer eins. Das wäre selbst ohne die deftige 38:25-Schlappe gegen die "Lerchen" aus Montréal, mit der die in der aktuellen Saison nur mäßig erfolgreichen Grün-Gelben schließlich das Feld wieder verlassen werden, nicht anders gewesen.

Die glorreichen Jahre in den Achtzigern, als die Oilers gleich fünfmal den Stanley Cup gewinnen konnten, sind nicht nur in der Stadt legendär. Schließlich gelang es in der National Hockey League, die entgegen ihres Namens zu beiden Seiten der nordamerikanischen Grenze spielt, danach nur noch einem kanadischen Team - nämlich den Canadiens aus Montréal - den Titel zu gewinnen.

Denn obwohl aufgrund der wirtschaftlichen Kapazität die weitaus größere Zahl der NHL-Mannschaften - nämlich dreiundzwanzig von insgesamt dreißig - längst in den USA ansässig ist, hat die Eishockeymeisterschaft im Mutterland der Sportart einen wesentlich höheren Stellenwert. Man sieht es unter anderem daran, dass man dem Star des damaligen Oilers-Teams Wayne Gretzky nicht nur direkt vor dem Coliseum ein Denkmal errichtet sondern auch die an der Arena vorbei führende Straße nach ihm benannt hat.

Die Ehre wird dadurch noch größer, dass nach dem bekannten nordamerikanischen Muster auch in Edmonton nur die wenigsten Straßen überhaupt einen Namen tragen. Die meisten sind vielmehr einfach durchnumeriert. Dabei spielte der sich bester Gesundheit erfreuende Gretzky nur die erste Hälfte seiner langen Karriere in Edmonton und wechselte danach zu den Los Angeles Kings ins sonnige Südkalifornien.

In der Innenstadt von Edmonton bestimmen moderne Wolkenkratzer und futuristische Bauten wie das Kunstmuseum (mitte) und das Rathaus (rechts) das Bild

Wenige Tage nach dem Ende der Olympischen Spiele von London bewegt dann das Land in sportlicher Hinsicht vor allen Dingen die Frage, ob und wann denn die NHL-Saison losgehen wird. Obwohl die ersten Spiele eigentlich bereits für Anfang Oktober angesetzt wären, streiten nämlich noch immer Teameigner und Spielergewerkschaft über eine angemessene Bezahlung der Akteure. An einen termingerechten Beginn ist deshalb kaum noch zu denken.

Gerade unter diesen Voraussetzungen bewegt der Marathon in Edmonton die Gemüter kaum. Wohl die Mehrzahl der Bewohner der Stadt ahnt nicht einmal, dass er überhaupt stattfindet. Doch immerhin gibt es vor und nach dem Rennen Kurzberichte in den Nachrichtensendungen der lokalen Fernsehprogramme. Und am Montag wird es die Veranstaltung auch auf die Titelseite einiger Zeitungen schaffen.

Mit nur etwas mehr als fünfhundert Teilnehmern auf der langen Distanz ist man allerdings auch weit vom Status eines Großereignisses entfernt. Der Halbmarathon bringt ungefähr doppelt so viele Läufer auf die Beine. Und mit den samstäglichen Rennen über fünf und zehn Kilometer kommen bei wohlwollender Schätzung insgesamt schließlich etwa dreitausend Meldungen zusammen.

In einer Stadt dieser Größenordnung erscheint dies nicht unbedingt viel. Doch sollte man sich, bevor man so ein Urteil fällt, eben die kanadischen Dimensionen doch einmal genauer ansehen. Denn selbst wenn Edmonton beinahe eine Millionenmetropole ist, fehlt das Umland, aus dem man zusätzliche Teilnehmer anziehen könnte, schließlich nahezu vollkommen.

Alleine in die Provinz Alberta würde Deutschland nämlich fast zweimal hineinpassen. Beinahe so groß wie die gesamte, nicht gerade für dichte Besiedlung berühmte Skandinavische Halbinsel mit Schweden und Norwegen ist dieser Landesteil. Und zählt mit nicht einmal vier Millionen Einwohnern dennoch gerade einmal ein Drittel von deren Bevölkerung. Wo sollen die Läufermassen also herkommen?

Selbst der Blick über die regionalen Grenzen hinaus in die Nachbarprovinzen bringt wenig. Das sich im Osten anschließende Saskatchewan ist zwar ähnlich groß wie Alberta, hat aber kaum mehr als eine Million Einwohner. Mit dem von Edmonton dann selbst in der Luftlinie schon rund tausend Kilometer entfernten Manitoba noch weiter östlich verhält es sich ähnlich.

Und British Columbia im Westen von Alberta besiedeln zwar immerhin knapp fünf Millionen. Doch zum einen lebt alleine etwa die Hälfte davon im Großraum Vancouver direkt an der Pazifikküste, von wo man über Land ungefähr zwölfhundert Kilometer bis nach Edmonton unterwegs wäre. Zum anderen könnte man in "BC" - wie man die Provinz im Allgemeinen abkürzt - neben Deutschland auch locker noch Frankreich verstecken.

Nur wenige alte Gebäude haben sich direkt unterhalb der Hochhaustürme behauptet

Aus dem Norden muss man in Edmonton schon gar nichts erwarten. Denn die passende Maßeinheit für die Zahl der Personen, die sich in den dort liegenden Northwest Territories dauerhaft niedergelassen haben, würde trotz der riesigen Fläche von weit über einer Million Quadratkilometern nur "Zehntausend" lauten. Dass jenseits der "international border" mit Montana der abgesehen von Alaska am dünnsten besiedelte US-Staat anschließt, macht am Ende dann auch nichts mehr aus.

Immerhin hat man mit dem etwa dreihundert Kilometer südlich gelegenen Calgary eine ähnlich große Metropole in - zumindest für kanadische Verhältnisse - fast schon direkter Nachbarschaft. Im Gegensatz zu allen anderen kanadischen Landesteilen besitzt Alberta nämlich zwei nahezu gleichbedeutende Zentren. Zusammen verbuchen beide schon weit über die Hälfte der Provinzbevölkerung und den Hauptteil der Wirtschaftskraft für sich.

Angesichts der sonstigen Distanzen verwundert es wenig, dass vier Fünftel aller Marathon-Teilnehmer aus Alberta stammen, beim Halben sind es sogar neun Zehntel. Nur etwa fünf Prozent aller Teilnehmer in Edmonton sind Nichtkanadier. Und diese sind dann auch noch größtenteils aus den USA herüber gekommen. Die Zahl der aus dem fernen Europa angereisten Gäste kann man dagegen an maximal zwei Händen abzählen.

Das liegt sicher auch daran, dass Edmonton - wenn man es überhaupt kennt und zuordnen kann - nun wahrlich keinen Ruf als großes Touristenziel besitzt. Die Konkurrenz aus Calgary dagegen liegt inzwischen nicht nur in den Bevölkerungszahlen vorne sondern hat sich zudem spätestens mit den Olympischen Winterspielen 1988 international deutlich besser ins Gespräch gebracht.

Und zumindest den an Kanada Interessierten ist zudem auch die Calgary Stampede ein Begriff. Denn nicht etwa im früheren Wilden Westen der Vereinigten Staaten sondern im kanadischen Alberta findet das größte Rodeo der Welt statt, das sich aus einer simplen Landwirtschaftsschau entwickelt hat. Zehn Tage dauert dieses Cowboy-Festival inzwischen und ist längst zu einer touristischen Attraktion und einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden.

Mit Edmonton verbindet man dagegen in Europa höchstens die Oilers - denen Calgary seine Flames entgegen halten kann - und eventuell noch die West Edmonton Mall. Fast ein Vierteljahrhundert lang galt dieses zu Anfang der Achtziger eröffnete Einkaufszentrum als das größte der Welt. Bezüglich der Verkaufsfläche sind zuletzt jedoch gleich mehrere asiatische Gegenstücke vorbei gezogen.

Auf den Höhen über dem tiefen Tals, das der North Saskatchewan River in die Landschaft gegraben hat, ist aus einem einfachen Handelsstützpunkt die Metropole Edmonton entstanden

Auch sonst ist es inzwischen nicht mehr auf dem allerneuesten Stand. Im ersten Moment ist man sogar ein wenig enttäuscht. Ähnliches hat man - wenn vielleicht auch nicht in dieser Größe - schon sehr oft gesehen. Doch ist es ohnehin nicht die pure Aneinanderreihung von Läden, die aus der - wie es der Name sagt, einige Kilometer westlich des Stadtzentrums gelegenen - Mall den vermutlich wichtigsten Anziehungspunkt für Einheimische und auswärtige Besucher macht.

Denn neben unzähligen Geschäften ist unter dem Dach unter anderem ein Vergnügungspark mit mehreren Achterbahnen, eines der größten Hallenbäder der Welt mit mehr als einem Dutzend verschiedener Wasserrutschen, eine Eislaufbahn, eine Minigolfanlage sowie ein Aquarium mit einer regelmäßigen Seelöwen-Show untergebracht. Die Nachbildung des Kolumbus-Schiffs Santa Maria direkt daneben zählt ebenfalls zu den Hauptanziehungspunkten und ist insgeheim wohl sogar das Wahrzeichen der großflächigen Anlage.

Natürlich hat das Konzept, Freizeitvergnügungen und Einkaufsgelegenheiten unter einem Dach zu verbinden, längst Nachahmer gefunden. Etwas wirklich Besonderes und Einzigartiges stellt die West Edmonton Mall nicht mehr dar. Ein wenig Ruhm für den Vorreiter der Idee ist allerdings trotzdem übrig geblieben. Dennoch hat es schon etwas Bezeichnendes, wenn das einzige, was man im Rest der Welt dieser Stadt überhaupt kennt, dieser von außen ziemlich nüchterne und rundherum mit Parkhäusern zugestellte Konsumtempel ist.

Wie wenig man auch in Edmonton selbst mit auswärtigen Besuchern rechnet, lässt sich eigentlich ganz gut an einem kleinen Detail ablesen. Denn während sich in den typischen Touristenzielen in manchen Straßen ein Souvenirgeschäft ans nächste reiht und man dort allen nur denkbaren Kitsch mit dem entsprechenden Namen oder den passenden Bildern erwerben kann, benötigte man in der Alberta-Ölmetropole schon detektivischen Spürsinn, um überhaupt irgendwo eine Ansichtskarte aus der Stadt zu entdecken.

Wenn überhaupt wird Edmonton schließlich meist nur als Ausgangspunkt für eine Tour in die kanadischen Rocky Mountains angesteuert. Während der weitaus größte Teil Albertas gemeinsam mit den Provinzen Saskatchewan und Manitoba zu den "Great Plains", der einst von Prärie bedeckten "großen Ebene" zählt, erhebt sich ganz im Westen, gerade einmal drei Fahrstunden von Edmonton entfernt - also gemessen am dortigen Verständnis fast "um die Ecke" - jene in einigen Gipfeln bis knapp unter die Viertausendermarke reichende Bergkette.

Genau hundert Jahre hat der beeindruckende Kuppelbau der Alberta Legislature Building, das Gebäude des Provinzparlamentes inzwischen auf dem Buckel

Doch selbst hierbei ist der Rivale aus Calgary wieder deutlich im Vorteil. Da der Gebirgszug nämlich auf der Karte leicht aus der Senkrechten gekippt von Nordwest nach Südost verläuft, liegt die südlichere der beiden Metropolen den Bergen deutlich näher. Und da von dort aus die ersten Ausläufer in gerade einmal einer Stunde erreicht sind, beginnen die Mehrzahl der Touristen ihre Runde durchs Felsengebirge dann auch in der Stadt der Stampede.

Entgegen eines weit verbreiteten Missverständnisses wird bei weitem nicht das komplette in Alaska beginnende, sich durch den kompletten amerikanischen Westen ziehende, zum Teil mehr als tausend Kilometer breite und in viele einzelne Gebirgszüge zerfallenden System als "Rocky Mountains" bezeichnet. Nur die östlichsten, sich praktisch direkt aus dem welligen Grasland der Prärie erhebenden Ketten werden unter diesem Namen zusammen gefasst.

Gerade in Kanada lassen sie sich sogar völlig eindeutig von ihren Nachbarn, den Columbia Mountains abgrenzen. Denn fast schon schnurgerade zieht sich in ihrem Westen ein mehr als fünfzehnhundert Kilometer langer und etwa zwanzig Kilometer breiter Grabenbruch, der als "Rocky Mountain Trech" bekannt ist. Nicht nur auf der Karte sondern auch in der Realität ist er so klar zu erkennen, dass er zum Beispiel Piloten als eindeutige Landmarke zur Orientierung dient.

Und mit noch einem weiteren Irrglauben gilt es aufzuräumen. Denn die Rocky Mountains sind zudem nicht - wie oft vermutet - die höchsten Berge Nordamerikas. Selbst wenn man den über sechstausend Meter aufragenden Mount McKinley im fernen Alaska und den knapp unter dieser Marke liegenden Mount Logan im kanadischen Yukon Territorium einmal außer acht lässt, gibt es sowohl in den USA wie auch in Kanada Gipfel, die eine größere Höhe erreichen.

So liegt der Mount Robson zwar in British Columbia und ist mit 3954 Metern zudem der oberste Punkt der gesamten kanadischen Rockies, doch übertrifft ihn eben doch der 4019 Meter hohe Mount Waddington noch um einiges und entführt damit sogar den Titel des höchsten Gipfels der Provinz in die Coast Mountains. Zwei Grenzberge zu Alaska ragen zudem noch einmal weitere sechshundert Meter in den Himmel hinauf, so dass der wirklich eindrucksvolle Mount Robson in nackten Zahlen auf einmal gar nicht mehr so imposant wirkt.

Ob in historischen oder hochmodernen Bauten, Edmonton beherbergt gleich mehrere Universitäten in seinem Stadtgebiet

Und im Kernland der USA, den sogenannten "contiguous forty-eight", also den achtundvierzig zusammen hängenden Staaten ohne Alaska und Hawaii findet man den höchsten Punkt auch keineswegs in den Rocky-Mountain-Staaten Colorado, Wyoming oder Montana sondern - vielleicht für viele doch ein wenig überraschend - in Kalifornien, wo der Mount Whitney in der Sierra Nevada stolze 4421 Meter über dem Meer erreicht.

Immerhin muss man für Alberta nirgendwo sonst als in den Rocky Mountains auf die Suche gehen. Schließlich gibt es in der Prärieprovinz ja nur ein einziges Hochgebirge. Und der lokale Rekordhalter Mount Columbia kann neben seinen 3747 Metern noch eine weitere Besonderheit bieten. Denn seine vereisten Hänge gehören zum Columbia Icefield, einem riesigen Gletscher, der nicht nur der mit Abstand größte in weitem Umkreis - wohlgemerkt in kanadischen Maßstäben - ist, sondern außerdem sein Wasser in drei verschiedene Meere schickt.

Über den Athabasca River im Norden des Gletschers gelangt ein Teil des geschmolzenen Eises nämlich zum Mackenzie River und dadurch anschließend ins arktische Eismeer. Ein weiterer Teil des Wassers landet im North Saskatchawan River und fließt über ihn am Ende zur Hudson Bay im Osten Kanadas. Und der Rest, der aus den Gletscherarmen heraus quillt, die auf der westlichen Seite des Gebirges herunter kommen, tritt über den Columbia River seinen Weg zum Pazifik an.

Durch die Rocky Mountains - und zwar nicht nur über den kanadischen Abschnitt - verläuft nämlich auch die "Great Continental Divide", die kontinentale Hauptwasserscheide, mit der das Einzugsgebiet des Pazifiks von den in Richtung auf den Golf von Mexiko, die Hudson Bay oder das Eismeer strömenden Flüssen getrennt wird. Für Alberta hat diese eigentlich nur rein geographische Trennlinie aber noch eine zusätzliche politische Bedeutung.

Denn auf dreieinhalb Seiten - in Süden, Osten, Norden und Nordwesten - sind seine Grenzen wie so oft in Nordamerika mit dem Lineal gezogen. Im Südwesten ist das allerdings anders. Dort definiert von dem Punkt, an dem die Wasserscheide auf den bis dahin als Marke dienenden hundertzwanzigsten Längengrad trifft, bis zur Stelle wo sie den neunundvierzigsten Breitengrad und damit die "international border" überschreitet, einzig und allein das Einzugsgebiet der Ozeane, wo die eine Provinz endet und die andere beginnt.

Die West Edmonton Mall war fast ein Vierteljahrhundert lang das größte Einkaufszentrum der Welt und ist mit dem unter ihrem Dach integrierten Vergnügungspark noch immer eine der Hauptattraktionen der Stadt

Alberta erhält so ungefähr die Form eines Rechteckes, in das man links unten hinein gebissen hat. Und gleich zwei Provinzen bekommen ihren Anteil an den Rocky Mountains. Obwohl der Hauptkamm eigentlich eine ziemlich faire Begrenzung sein sollte, bekommt aufgrund der topographischen Gegebenheiten British Columbia zumindest im touristisch erschlossensten Abschnitt dann allerdings doch den etwas kleineren Teil ab. Die beiden größten und bekanntesten Nationalparks - nämlich Banff und Jasper - landen jedenfalls auf der Alberta-Seite.

Gemeinsam mit den in BC liegenden Parks Yoho und Kootenay und zusätzlich ergänzt um die - von der Schutzstufe kaum anders einzuordnenden - "Provincial Parks" Mount Robson, Hamber und Mount Assiniboine bilden sie ein zusammen hängendes Gebiet, das bezüglich der Fläche problemlos mit den meisten deutschen Bundesländern mithalten könnte und von der UNESCO sogar als Weltnaturerbe klassifiziert wurde. Das Areal übersteigt übrigens auch die Fläche der kleinsten und in ihren Ausmaßen keineswegs repräsentativen Provinz Prince Edward Island.

Betrachtet man einzig und allein das Profil der Landschaft, weicht es von dem der Alpen nur unwesentlich ab. Auch die einzelnen Versatzstücke sind nicht unbedingt verschieden. Da gibt es Berge mit ganz unterschiedlichster Ausprägung zwischen wuchtigen Schnee- und Eisriesen, blanken Felsnadeln und eher sanften Kuppen, die man auch ohne bergsteigerische Erfahrung erklimmen kann.

Oben an den Hängen sieht man Gletscher zwischen den Gipfeln herunter kommen. Und weiter unten findet man von ihrem Wasser gespeiste tiefblaue oder smaragdgrüne Seen. Man entdeckt dunkle Nadelwälder und bunt blühende Bergwiesen. Fast überall stößt man auf rauschende Wildbäche. Manch einer von ihnen hat sich durch das Gestein in eine tiefe Klamm hinein gewaschen. Und auch mächtige Wasserfälle stürzen sich immer wieder einmal über hohe Felsstufen.

Doch während in den Alpen fast jedes Tal erschlossen ist, Seilbahnen und Lifte auf nahezu jeden Berg hinauf führen, ist in den kanadischen Rocky Mountains noch vieles ziemlich unberührt. Nur wenige Straßen führen durch die Bergwelt. Und viele Gegenden lassen sich tatsächlich einzig und allein zu Fuß erreichen. Um zum Beispiel den Mount Assiniboine zu sehen, muss man entweder das nötige Kleingeld haben, um sich eine Helikopter zu mieten, oder aber eine mehrtägige Wanderung hinter sich bringen.

Denn obwohl der Berg, der wegen seiner ähnlichen Form als "kanadisches Matterhorn" bezeichnet wird, in nahezu jedem Bildband auftaucht, machen alle Straßen einen weiten Bogen um den nach ihm benannten, immerhin fast vierhundert Quadratkilometer großen Provinzpark. Und so bekommen ihn am Ende im Jahr vermutlich nicht mehr Menschen zu Gesicht als sein Gegenstück in der Schweiz an einem einzigen guten Tag während der Hauptsaison.

Auch ein riesiges Hallenbad und eine Eislaufbahn findet man neben den üblichen Geschäften in der West Edmonton Mall

Die zwei größten Siedlungen im Bereich des UNESCO-Schutzgebietes sind - ungewöhnlich genug für Nationalparks - die namensgebenden Ortschaften Banff und Jasper mit acht- und viertausend Bewohnern. Eine Zahl, die sich in der Hauptsaison aufgrund der vielen Touristen allerdings vervielfacht. Und der Trubel insbesondere in Banff erinnert tatsächlich auch an die bekannten europäische Ferienorte.

Doch zwischen den beiden rund dreihundert Kilometer auseinander liegenden Kleinstädtchen findet man einzig noch Lake Louise, das man angesichts seiner tausend Einwohner mit ein bisschen gutem Willen als "Dorf" bezeichnen könnte. Aus viel mehr als einem knappen Dutzend weit über die Landschaft verstreuter Übernachtungsbetriebe, zwei Tankstellen und einem kleinen Einkaufszentrum besteht es allerdings nicht.

Aufgrund regelmäßiger Skiweltcup-Rennen ist Lake Louise auch hierzulande durchaus ein Begriff. Mit einem Wintersportort mitteleuropäischer Prägung hat das Ganze dann aber ziemlich wenig zu tun. Die Lifte starten ein ganzes Stück abseits der als "Village" bezeichneten zentralen Straßenkreuzung an einem großen Parkplatz. Und viele Besucher des Skigebietes sind mangels Übernachtungsmöglichkeiten ohnehin Tagesgäste, die jedes Mal sechzig Kilometer aus Banff oder neunzig Kilometer aus Canmore herüber kommen.

Ansonsten lassen sich entlang des berühmten "Icefield Parkway", der die beiden Zentren Banff und Jasper miteinander verbindet, nur ganz vereinzelt Unterkünfte in kleine Lodges und Campingplätze entdecken. Wer dort absteigt, wird - nachdem der zwischen den beiden Endpunkten der Strecke hin und her rollende Tagesverkehr am Abend abgeklungen ist - recht schnell eine für zivilisationsgewöhnte - und vermutlich auch zivilisationsgeschädigte - Mitteleuropäer völlig ungewohnte Ruhe vorfinden.

Wie dünn die Besiedlung der Gegend tatsächlich ist, lässt sich leicht am Beispiel eines Verkehrsschildes zeigen. Denn wer auf der bekannten Panoramastraße aus Jasper hinaus in Richtung Banff fährt, wird kurz hinter dem Ortsausgang von einer Tafel am Straßenrand erst einmal dezent gebeten, doch bitte seinen Tankinhalt zu überprüfen. Die nächste Gelegenheit, um diesen wieder aufzufüllen, bietet sich dann nämlich erst nach einhundertfünfzig Kilometern.

Und selbst wenn während der Hochsaison an den klassischen Aussichtspunkten und Ausflugszielen in den Parks natürlich ein ziemlicher Andrang herrscht, muss man sich in der Regel nur auf einem der Wanderwege, die an diesen Parkplätzen zumeist ebenfalls beginnen, ein paar Schritte vom Menschenauflauf an den typischen Erinnerungsfoto-Standorten entfernen, um die großartige Natur der kanadischen Rockies fast wieder für sich alleine zu haben.

Gerade einmal eine Woche liegt zwischen dem in Edmonton ausgetragenen kanadische Galoppderby … … und dem von den Rennbahnbetreibern gesponsorten "Canadian Derby Marathon"

Unter diesen Voraussetzungen erscheint der im ersten Moment eher unglücklich gewählte Augusttermin des Edmonton Marathons plötzlich gar nicht mehr so schlecht zu liegen. Denn eine bessere Reisezeit als die Sommermonate dürfte es kaum geben. Schließlich sind einige Straßen bis in den Mai hinein gesperrt. Und spätestens im Oktober muss man bereits wieder mit Schnee und Frost rechnen. Gerade für Gäste aus Europa bietet sich die Verbindung des Rennens mit einem Urlaub in den Rocky Mountains schon alleine wegen des langen Fluges also geradezu an.

Und ganz so unansehnlich, wie man aufgrund der obigen Worte nun vielleicht glauben könnte, ist die Hauptstadt von Alberta dann am Ende auch wieder nicht. Denn selbstverständlich findet man in Edmonton sehr wohl die eine oder andere schöne Ecke. Selbst wenn der Marathonkurs mangels übergroßer Auswahl nicht unbedingt nur von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geführt werden kann, ist der Lauf keineswegs unattraktiv und hat durchaus einige Besonderheiten zu bieten.

Die vielleicht größte ist der Start- und Zielort. Welcher andere Marathon beginnt und endet denn schon auf einer Pferderennbahn? In Edmonton hat man mit dem direkt hinter dem Messegelände gelegenen "Northlands Park" eine solche zur Verfügung. Doch sollte man gleich Entwarnung geben. Das sandige Geläuf, auf dem die Galopper dort ihre Runden drehen, bleibt den Läufern erspart. Ihr Kurs nutzt nur den asphaltierten Bereich vor der Zieltribüne.

Dennoch ist die Konstellation natürlich ziemlich ungewöhnlich. Und hat hauptsächlich damit zu tun, dass der Rennbahnbetreiber als Sponsor auftritt. Erst seit wenigen Jahren haben die zuvor in der Innenstadt gestarteten Läufe ihren neuen Veranstaltungsort am "horse racing track" gefunden. Und seitdem firmiert man auch unter "Canadian Derby Marathon", denn das kanadische Galoppderby ist der wichtigste Wettbewerb, der auf der Bahn von Edmonton ausgetragen wird.

Das eigentlich in Winnipeg in Manitoba gegründete Vollblutrennen findet nun schon seit fast sechzig Jahren in der Hauptstadt von Alberta statt. Und der Zufall will, dass es ebenfalls jeweils in der zweiten Augusthälfte angesetzt ist. Dieses Mal hat man den letzten Samstag des Monats ausgewählt. Und so stellen die Laufveranstaltungen dann auch fast so etwas wie eine Einleitung für die Derbywoche im Northlands Park dar.

Am Marathonsonntag ruht der Rennbetrieb zwar, doch gerade einmal zwei Stunden bevor die Felder über fünf und zehn Kilometer am Samstagabend auf die Strecke geschickt werden, jagt man noch Pferde um das staubige Oval herum. Nur wenige Meter vom Zieleinlauf der Galopper sind dagegen schon das Start- und Zielgerüst, Absperrungen sowie einige Zelte für die Läufer aufgestellt. Es ist das seltsame Aufeinandertreffen zweier Welten, die sonst eher selten in Kontakt kommen.

Die Galopprennbahn im Northlands Park ist das ungewöhnliche Start- und Zielgelände

Welcher Läufer kennt sich denn schon mit Pferderennen aus? Viele werden mit dem Canadian Derby Marathon vermutlich überhaupt zum ersten Mal mit diesem Metier konfrontiert, das man ansonsten höchstens aus dem Fernseher kennt. Und umgekehrt waren wohl nur wenige der im Northlands Park anwesenden Zuschauer bisher schon einmal bei einer Laufveranstaltung zugegen.

Es sind also durchaus neue Erfahrungen, die man dabei machen kann. Ob sie jedoch wirklich begeistern können und eventuell weitere Rennbahnbesuche folgen werden, ist dabei eine ganz andere Frage. So ist es zum Beispiel eine ziemlich langwierige Prozedur, bis ein Start erfolgt. Erst ohne und dann mit Reiter werden die Pferde immer wieder im Führring herum geführten. Dann dürfen sie auch noch einmal zur Begutachtung im Galopp an der Tribüne vorbei, bevor sie endlich zu den Startboxen gebracht werden.

Dagegen erscheint die manchmal ziemlich nervige Prozedur, mit der sich Sprinter, bevor sie sich auf ihre gerade einmal hundert Meter begeben, erst minutenlang aus mehreren Schichten Trainingsanzügen schälen, fast schon ein Schnelldurchlauf zu sein. Zumindest die ständigen Mätzchen für die Kamera und das provozierende Imponiergehabe ihrer menschlichen Gegenstücke ersparen sich die Vierbeiner bei der Vorstellung.

Die im Hintergrund immer wieder ertönende Ansage, wie viele Minuten denn noch für die Abgabe von Wetten am Totalisator bleibt, macht den Sinn und Zweck der ganzen Aktion deutlich. Und irgendwie kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass es ohnehin der Hauptzweck der Veranstaltung ist, dort möglichst viel Geld umzusetzen, und es keineswegs nur darum geht, festzustellen welche Pferde am schnellsten sind.

Auch die Tribüne passt dazu. Schließlich hat der rundherum verglaste Bau recht wenig mit dem zu tun, was man aus normalen Sportstadien kennt. Die Sitzplätze finden sich nicht nur im Warmen und Trockenen sondern sind auch mit Tischen und zum Teil sogar mit Bildschirmen versehen, damit sich auch ja niemand über fehlende Information von Quoten, Start- und Ergebnislisten beklagen kann. Bei strahlendem Sonneschein haben es sich an diesem Samstag, die meisten dann aber doch auch ohne große Technik lieber im Freien bequem gemacht.

Das Ganze kann man sich problemlos und mit Ruhe einmal ansehen, denn die Betreiber stellen dem Marathonorganisatoren nicht nur den Platz für die Zielaufbauten sondern auch alle anderen Anlagen zur Verfügung. Doch trennen könnte man es sowieso nicht. Wie als Beleg, dass das Geld hauptsächlich an den Wettschaltern verdient wird, ist das gesamte Gelände - übrigens selbst beim prestigereichen Derby - nämlich ohne Eintritt zugänglich.

Es ist eine seltsame Atmosphäre, in der man sich als aktiver Sportler nicht unbedingt zu Hause fühlen muss. Und spätestens wenn beim Endspurt das unentwegte Knallen der Peitschen bis zu den viele Metern entfernten Zuschauern zu hören ist, braucht man nicht einmal ein besonders großer Tierfreund zu sein, um zu beschließen, dass eigene Bewegung vielleicht doch die bessere Wahl ist.

Gerade einmal zwei Stunden bevor am Samstagabend direkt nebenan die Felder über fünf und zehn Kilometer auf die Strecke geschickt werden, jagt man noch Pferde um das staubige Oval

Zwei Stunden später sind dann tatsächlich knapp fünfhundert Läufer über zehn Kilometer und etwa dreihundert über fünf Kilometer unterwegs. Und während der Fünfer tatsächlich eher Jedermannslauf-Charakter hat - Adam Manery gewinnt in 19:03, Rebecca Gould ist als Gesamtfünfte mit 20:47 die schnellste Frau - wird auf der doppelt so langen Distanz echter Spitzensport geboten.

Denn trotz der an die dreißig Grad heranreichenden Temperaturen kann man dort eine Siegerzeit von beachtlichen 29:58 registrieren. Zwar wird für den Ersten in der Ergebnisliste als Wohnsitz - eine Vereinsangabe ist in Kanada genau wie in den Vereinigten Staaten weder üblich noch vorgesehen - "Edmonton" angezeigt. Doch der Name Hosea Kibet Rutto lässt unschwer auf ostafrikanische Wurzeln schließen.

Noch deutlich überzeugender wird die Leistung dadurch, dass sie Kibet Rutto in einem absoluten Alleingang erzielt. Fast fünf Minuten läuft er nämlich auf den Zweiten Marc Collie heraus, den man nach 34:31 vor der Tribüne des Northland Parks stoppt. Eric Wiebe auf Rang drei folgt mit 35:18 sogar eine weitere Dreiviertelminute später. Nicht anders sieht das Bild auch bei den Frauen aus, wo Ashley Hinther in 37:50 ähnlich klar vor Melanie Muise (43:18) und Teann Dhariwal (44:53) liegt.

Der Sonntagmorgen beginnt im Vergleich zum Vorabend eher kühl. Zwar liegen die Gradzahlen auch in der Dämmerung, zu der man sich zumindest aus dem Bett erheben sollte, wenn man am Marathon teilnehmen möchte, schon im zweistelligen Bereich. Doch haben sie zu so früher Stunde kaum die Hälfte von dem erreicht, was als Höchstmarke für dieses ziemlich warme Augustwochenende angekündigt ist.

Die Sonne hat sich noch immer kaum über den Horizont erhoben und schickt gerade erste Strahlen in Richtung Rennbahn, als um halb sieben der "early start" bereits die erste kleine Gruppe Marathonis auf die Strecke entlässt. Noch sind es nicht allzu viele, deren Applaus sie aus dem angesperrten Bereich hinaus auf den Parkplatz begleitet, aus dessen Überquerung sich die ersten und letzten Meter des Kurses zusammen setzen, denn das Gelände füllt sich gerade erst langsam.

Die Rennbahnbetreiber des Northlands Parks stellen nicht nur ihr Gelände sondern auch ihre sämtlichen Räumlichkeiten zur Verfügung

Noch haben die Marathonis schließlich genug Zeit bis zu ihrem Start. Und selbst wenn es in der Tribüne entsprechende Aufenthaltsbereiche gibt und man angesichts der Wetterbedingungen auch nicht ganz bis zum letzten Augenblick mit dem Abliefern seines Kleiderbeutels warten muss, braucht man schließlich dennoch nicht gar zu früh vor Ort sein. Diese am - vom Start aus gesehen - hinteren Ende der Tribüne in einer Garage neben dem Führring untergebrachte Taschenabgabe funktioniert übrigens ganz pragmatisch.

Denn jeder schreibt selbst seine Startnummer auf ausliegende Aufkleber, steckt Bekleidung, Rucksack oder Sporttasche in einen der ebenfalls ausliegenden großen Klarsichtbeutel. Erst dann beginnt die Rolle der Helfer, die das fertige Pack nur noch an der entsprechenden Stelle ablegen müssen. Lange Wartezeiten gibt es so jedenfalls nicht. Dass neben den Aufklebern auch Zettel mit einer ganz exakten Anleitung zu finden sind, was wie und in welcher Reihenfolge zu tun ist, lässt zumindest Routiniers dann aber irgendwie doch ein wenig schmunzeln.

Als eine Stunde später dann das Hauptfeld seine zweiundvierzig Kilometer lange Reise beginnt, ist es noch immer angenehm kühl und der Northland Park liegt - das ist jetzt überhaupt kein Widerspruch - im warmen Licht der noch ziemlich tief stehenden Sonne, der man nach dem Start direkt entgegen läuft. Doch kaum fünfhundert Meter später hat man sie nach zwei Rechtsschwenks dann schon im Rücken, steuert also in westlicher Richtung auf das Stadtzentrum zu.

Obwohl dieses nicht einmal eine Handvoll Kilometer entfernt ist, hat man allerdings keineswegs das Gefühl, in einer Metropole von achthunderttausend Einwohnern unterwegs zu sein. Denn auch in Kleinstädtchen, die nicht einmal ein Prozent dieser Bevölkerungszahlen vorzeigen können, würde es auf dem nordamerikanischen Kontinent kaum anders aussehen.

Auf der rechten Seite erstreckt sich der an die Rennbahn anschließende Park, der allerdings aus kaum mehr als einer von Bäumen bestandenen großen Grasfläche besteht. Links dehnt sich ein Wohngebiet mit von einem Rasen umgebenen und meist sogar aus Holz errichteten Einfamilienhäusern aus. Es ist ein Teil jenes schon erwähnten Siedlungsbreis, der sich ziemlich austauschbar und ohne erkennbare Konturen in immer größeren Ringen um die Städte legt.

Während sich die - mit Hasenohren an ihren Mützen versehenen - "pace bunnies" noch versammeln ... … dürfen die langsameren Läufer sowie die Walker bereits beim sogenannten "early start" auf die Strecke gehen

Auch das kleine Einkaufszentrum mit Supermarkt und den obligatorischen Schnellrestaurantketten neben der Kreuzung, an der man diese erste längere Gerade kurz vor Kilometer zwei abschließt, ist dafür durchaus typisch. Doch auch hierzulande begegnet man ja immer öfter diesen gesichtslosen, inklusive großem Parkplatz auf der grünen Wiese einfach aus dem Boden gestampften Ansammlungen einzelner Geschäfte.

Es wird aber auch höchste Zeit, dass der Marathonkurs jene "112th Avenue" verlässt, an der er sich eineinhalb Kilometer lang orientiert hat. Denn auf der anderen Seite der "junction" senken sich gerade unter lautem Gebimmel die Bahnschranken, um einen der an dieser Stelle oberirdisch verkehrenden LRT-Züge passieren zu lassen. Deren Strecke ist nämlich keineswegs wie echte Metronetze mit Brücken und Tunnels vollkommen kreuzungsfrei ausgebaut, sondern in der preisgünstigeren Variante zumeist ebenerdig mit etlichen Bahnübergängen verlegt.

Jenseits der Gleise erkennt man das Commonwealth Stadion, in dem nicht nur die Eskimos dem Football-Ei hinterher jagen sondern auch 1978 jene Spiele der Nationen des einstigen britischen Weltreiches stattfanden, für die man die Arena baute und die ihr den Namen gaben. Dass dort zudem die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2001 ausgetragen wurden, ist zwar gerade erst ein Jahrzehnt her, aufgrund der inflationären Zahl von Sportveranstaltungen, an der ja die Leichtathletik-Verbände selbst massiv beteiligt sind, vermutlich längst wieder vergessen.

Um zu belegen, wie schnelllebig die Szene längst ist, seien einmal die Langstreckensieger aufgezählt. Über fünf- und zehntausend Meter gewannen die Kenianer Richard Limo und Charles Waweru Kamathi, die inzwischen zum deutlich lukrativeren Marathon abgewandert sind, dort aber trotz noch vor wenigen Jahren erzielten Bestzeiten von 2:06:45 und 2:07:33 schon wieder keine große Rolle mehr spielen.

Den WM-Marathon gewann Gezahegne Abera, der ein Jahr zuvor in Sydney immerhin auch Olympiasieger geworden war. Doch während Interessierte die Namen seiner Vorgänger Abebe Bikila oder Emil Zatopek weiterhin kennen, selbst wenn sie bei deren großen Erfolgen noch überhaupt nicht geboren waren, ist der kleine Äthiopier sogar bei intensivem Nachdenken kaum noch präsent.

Bei den Frauen gewann auf der gleichen Distanz in Edmonton damals die Rumänin Lidia Simon, die als einzige der hier Aufgezählten - mit immerhin fast neununddreißig Jahren - auch bei den Olympischen Spielen in London noch am Start war. Zehntausend-Meter-Siegerin Derartu Tulu ist dagegen wie ihr Landsmann Abera längst zurück getreten. Und über die schon 2001 mit einem Dopingverfahren belastete und einige Jahre später auch gesperrte Olga Jegorowa, die über fünftausend Meter Gold holte, verliert man ohnehin besser nicht zu viele Worte.

Die Weltmeisterschaften waren übrigens der Grund für den einzigen Edmonton Marathon, der nicht im August stattfand. Denn genau zu diesem Zeitpunkt wurden im Stadion die Goldmedaillen vergeben. Die Breitensportveranstaltung wurde deswegen einmalig in den Mai verlegt, kehrte im nächsten Jahr jedoch auf den angestammten Termin zurück.

Eine Stunde nach dem ersten Start geht im warmen Licht der noch tief stehende Sonne, dann das Marathonhauptfeld auf die zweiundvierzig Kilometer lange Reise

Die nächste Richtungsänderung nach einigen hundert Metern ist weit weniger abrupt als das scharfe Neunzig-Grad-Abknicken von der 112th Avenue in die 82th Street. Denn ein eher sanfter Bogen lässt die Marathonis wieder mehr nach rechts und damit nach Westen schwenken. "Jasper Avenue" heißt die Straße, die man nun beläuft, und verlässt damit die sonst übliche Nummerierungslogik. Doch hält sie sich auch keineswegs an das in der Stadt weitgehend benutzte Schachbrettmuster.

Vielmehr orientiert sie sich am Tal des in mehreren großen Schleifen mitten durch die Stadt fließenden North Saskatchewan River. Es ist genau jener bereits oben genannte Fluss, der am Fuß des Saskatchewan-Gletschers im Columbia Eisfeldes der Rocky Mountains seinen Anfang nimmt. Während man auf seinem etwas nördlicher gelegenen Nachbarn, dem Athabasca-Glacier, Touristen sogar mit eigens dafür gebauten Fahrzeugen herum fährt, ist dieser übrigens nur mit einer längeren Wanderung zu erreichen.

Einige hundert Kilometer von seinem Ursprung entfernt hat sich der Fluss tief in die Prärie eingegraben. Bis zu fünfzig Meter schneidet er sich bei Edmonton ins Gelände und teilt die Metropole dabei in zwei Hälften. Die Bebauung bleibt jedoch weitgehend auf den Höhen zu beiden Seiten des Flusses. Auch von der Jasper Avenue blickt man gleich an mehreren Stellen von oben auf seinen mäandernden Verlauf hinunter.

Abgesehen von einigen Straßen und Brücken sowie öffentlichen Einrichtungen wie dem Valley Zoo, dem botanischen Garten des Muttart Conservatory oder dem historischen Freilichtmuseum Fort Edmonton Park dehnen sich im Tal hauptsächlich Parkanlagen aus. Wie ein grünes Band winden sie sich immer parallel zum Wasser nahezu durchgängig von Südwesten nach Nordosten durch die ganze Stadt.

Viele kleine, oft auch recht enge Seitentäler - eines davon haben die Marathonis bereits auf einer Brücke überquert, einige weitere werden folgen - sind ebenfalls noch relativ naturbelassen und in das Parksystem integriert, so dass ein zusammen hängendes Netz von insgesamt mehreren Dutzend Quadratkilometern Fläche entsteht. Und einige der Hänge sind lang und steil genug, um auf ihnen auch Ski fahren zu können. So gibt es dann - zum Teil sogar unweit des Zentrums - im Stadtgebiet einige kleinere Lifte.

An diesem Hochsommerwochenende werden die Gefälle jedoch für eine andere Art der Abfahrt genutzt. Denn nicht nur der Marathon findet als sportliches Ereignis statt. Die Lokalsender berichten auch über ein Skateboard-Rennen, bei dem sich wagemutige Männer und Frauen mit Sturzhelmen und Schutzanzügen auf engen Parkwegen von dem der Innenstadt gegenüber liegenden Plateau hinunter ins Flusstal stürzen.

Zudem stehen nur etwa einen Kilometer entfern bei den Baseball-Weltmeisterschaften der Frauen die letzten Spiele an. Und auch wenn es sich in den Augen der Nordamerikaner dabei eigentlich um eine reine Männersportart handelt, sind sie dem Fernsehen ebenfalls ein paar bewegte Bilder wert. Der sportlichen Terminkalender der Stadt ist in diesen Tagen - wenn auch mit gerade aus dem europäischen Blickwinkel manchmal doch eher ungewöhnlichen Disziplinen - also gut gefüllt.

Mit herrlichem Ausblick auf den weit unterhalb liegenden Fluss lässt sich nach gut drei Kilometern nun auch erstmals Flüssigkeit nachtanken. Die weitgehend als Pendelkurs ausgelegte Streckenführung in Edmonton ermöglicht es, mit einer eigentlich überschaubaren Zahl von Verpflegungspunkten ein relativ dichtes Versorgungsnetz hin zu bekommen. An gerade einmal sieben Stellen hat man die Tische aufgebaut, doch insgesamt dreizehnmal können die Läufer dort zugreifen.

Der Weg führt gleich am Anfang auf die Hochhäuser des Stadtzentrums zu ... … wobei sich allerdings auch herrliche Ausblicke auf den weit unterhalb liegenden North Saskatchewan River ergeben

Im auch weiterhin eingehaltenen Abstand von drei bis vier Kilometern gibt es Wasser und Elektrolytgetränke. Einige der Posten halten auch Gelpäckchen bereit, ansonsten gibt es aber keine feste Nahrung. Doch selbst wenn es anfangs noch gar nicht so auffällt, wird das Hauptproblem später viel eher sein, dass die Becher relativ klein ausgefallen sind und eher an ein Weinprobiergläschen als einen großen Humpen erinnern, auf den man bei zunehmender Wärme Verlangen hätte. So muss man stets gleich etliche Male zugreifen, um den Bedarf zu decken.

Nachdem die Jasper Avenue das an dieser Stelle einen weiten Bogen beschreibende Flusstal erst einmal verlassen hat, um die so entstandene Halbinsel abzuschneiden, rücken die langsam näher kommenden Hochhäuser der Stadtzentrums stärken in den Blick. Doch schon bevor man sie wirklich erreicht, wird die Bebauung dichter und auch sichtbar etwas höher. Immer weniger sind es die typischen Einfamilienhäuser der Vorstädte, die am Straßenrand auftauchen.

Und statt grüner Vorgärten gibt es da höchstens ab und zu noch einmal einen Parkplatz zu sehen. Denn im autolastigen Nordamerika finden sich auch auf eigentlich teuren Innenstadtgrundstücken, immer wieder asphaltierte Freiflächen, auf denen man gegen entsprechende Gebühr seinen fahrbaren Untersatz abstellen kann. Ein schlechtes Geschäft scheint das ganze wohl nicht zu sein, sonst wären wohl auch dort längst Häuser empor gewachsen.

Bevor die Jasper Avenue wieder den Fluss erreichen kann, dem sie in ihrem weiteren Verlauf noch einmal ein Stück folgen wird, und bevor aus ihr am Ende auch eine ganz normale Achse in Rechteckmuster der Innenstadtstraßen wird, haben die Marathonis schon in dieses überdimensionale und mit viel zu vielen Feldern ausgestattete Schachbrett hinein abgedreht und die Wolkenkratzer nun direkt vor sich.

Doch erst einmal lenken einige Aufschriften mit ziemlich seltsamen Schriftzeichen über Geschäften ab. Und auch der unverwechselbare, geschwungene Vorbau über einem Hauseingang zeigt, dass man in Chinatown angekommen ist. Nicht nur in den Küstenstädten British Columbias wie Vancouver oder Victoria gibt es ein chinesisches Viertel sondern auch in der Hauptstadt von Alberta weit im Landesinneren.

Nimmt man alle verschiedenen Gruppen zusammen, sind überraschend weit über zehn Prozent der Bürger Edmontons asiatischer Abstammung. Und insgesamt zählt sogar rund ein Viertel zu den sogenannten "visible minorities" - ein Begriff, dessen Verwendung übrigens in Kanada durchaus kontrovers diskutiert wird. Insbesondere zumal diese zum Beispiel in Vancouver bereits mehr als die Hälfte der Bewohner stellen, es dort also eigentlich nur noch Minderheiten gibt. Kanada ist längst deutlich bunter und weit weniger britisch, als man es sich gemeinhin vorstellt.

Durch das Tor, das wie üblich an einer der Straßen den Zugang zu Chinatown symbolisiert, dürften die Marathonis allerdings nicht laufen. Und das ist gar keine schlechte Wahl. Denn so betreten sie "Downtown" etwas über vier Kilometer nach dem Start gleich mit einem optischen Knalleffekt. Kaum hat man nämlich den Stadtkern erreicht, wird die mit ihren geschwungenen Formen und ihrer in alle Richtungen spiegelnden Fassade extrem futuristisch wirkende "Art Gallery of Alberta" passiert.

Sie besetzt eine der Ecken des Churchill Square, des trotz seiner eigentlich wenig zentralen Lage wohl wichtigsten Platzes der Innenstadt. Direkt gegenüber dem Kunstmuseum besetzt die architektonisch kaum weniger auffällige Edmonton City Hall eine seiner Stirnseiten. Über den im unteren Teil eher nüchternen und aus der Nähe gar nicht einmal so beeindruckenden Bau des Rathauses erheben sich nämlich zwei hohe Glaspyramiden, die man erst mit etwas Abstand erkennt.

Nach vier Kilometern wird die architektonisch extrem auffällige "Art Gallery of Alberta" passiert

Zusammen mit dem großen Springbrunnen, der an heißen Sommertagen von den Edmontonians durchaus rege zur Abkühlung und insbesondere von Kindern zum Baden benutzt wird, ohne dass sich jemand darüber aufregt, bilden sie ein weiteres ziemlich fotogenes Ensemble auf dem im Vergleich zum Rest vom Downtown recht weitläufigen Platzes. Im Winter wird das Becken dann ebenso problemlos einfach zur Eislaufbahn umfunktioniert.

Der Marathonkurs schlägt einen kurzen Haken um den Churchill Square und berührt dabei dessen Südostecke, um die sich mit dem Francis Winspear Centre for Music - als Konzerthalle Heimat für das Symphonieorchesters der Stadt - dem Citadel Theatre und der Edmonton Public Library drei weitere Einrichtungen gruppieren, die dafür sorgen, den Platz zum eindeutigen kulturellen Zentrum Edmontons zu machen.

Am frühen Sonntagmorgen ist das Zentrum mit seinen glitzernden Glasfassaden noch weitgehend unbelebt, doch einige am Straßenrand aufgebaute Zelte lassen vermuten, dass im Laufe des Tages auf dem Churchill Square noch deutlich mehr los sein wird. Nicht nur sportliche Veranstaltungen drängen sich nämlich an diesem Wochenende. Beim Edmonton Latin Festival treten etliche lateinamerikanische - auch eine der "sichtbaren Minderheiten" - Musikgruppen auf dem größten Innenstadtplatz auf.

Ein wenig versetzt zur bisher belaufenen Schachbrettgerade hat hinter der nach dem früheren britischen Premierminister benannten Freifläche nun die 102th Avenue die Marathonis aufgenommen und wird sie für mehr als vier Kilometer nicht mehr hergeben. Da sie in ihrem schnurgeraden Verlauf allerdings völlig unterschiedliche Gestalten annimmt, wird die auf dem Steckenplan im ersten Moment so eintönig aussehende Gerade dann in der Realität keineswegs langweilig.

Anfangs führt sie durch die modernen Wolkenkratzer der Innenstadt. Und dabei unter einer der Verbindungsbrücken - sogenannte "Skyways" - hindurch, mit der viele Gebäude verbunden sind. Andere Gänge sind zwischen ihnen unterhalb des Straßenniveaus angelegt. Die Über- und Unterführungen in Edmonton bilden zwar nicht solche großen Netze wie in Montreal oder Toronto, doch kann man sich zumindest zwischen einem Teil der Türme und Einkaufszentren von Downtown völlig unabhängig von der Witterung hin und her bewegen.

In den eisigen kanadischen Wintern ist das durchaus sinnvoll. Und Edmonton ist ja zudem die mit Abstand nördlichste aller großen Metropolen dieses weiten Landes. Doch auch in diesem Fall muss man gleich einmal mit einer Fehlannahme aufräumen. Die Stadt liegt nämlich keineswegs so weit im Norden, wie man vermuten würde. Nicht etwa Stockholm, Oslo, Bergen oder gar Trondheim und Reykjavik kann man zum Vergleich heran ziehen. Edmonton muss man gerade einmal auf der geografischen Breite von Hamburg suchen.

Am frühen Sonntagmorgen ist das Zentrum mit seinen glitzernden Glasfassaden noch weitgehend unbelebt

Für Calgary definiert dann schon Düsseldorf die Position, für Vancouver ist Nürnberg das passende Gegenstück. Und Toronto liegt auf der gleichen Höhe wie Florenz, Nizza oder Marseille. Bei Montréal ließen sich immerhin Mailand oder Venedig nennen. Man mag es angesichts der Bilder, die man von diesem Land im Kopf hat, kaum glauben, aber vom südlichsten Punkt Kanadas ist es wesentlich näher zum Äquator als zum Nordpol.

Zwei Gründe sind für die so unterschiedlichen Wintertemperaturen zwischen den beiden Kontinenten maßgeblich. Zum einen sorgt der Golfstrom dafür, dass es in Europa auf der Ostseite des Atlantik deutlich wärmer ist. Doch stellt sich aufgrund der ausnahmslos in Nord-Süd-Richtung angeordneten großen Bergketten Nordamerikas den eisigen Winden aus der Arktis auch kaum ein natürliches Hindernis in den Weg. Bei den so regelmäßig entsehenden Temperaturen von zwanzig oder dreißig Grad unter Null sind die "pathways" Edmontons jedenfalls ein echter Segen.

Nur wenige ältere Gebäude konnten sich in den Hochhausschluchten Edmontons behaupten. Dabei liegt in diesem Bereich doch eigentlich die Keimzelle der Stadt. Gerade einmal eine Handvoll Straßenblocks von der Laufstrecke entfernt, unweit der Stelle, an der sich heute der beeindruckende Kuppelbau des Alberta Legislature Buildings - das 2012 genau hundert Jahre alte Gebäude des Provinzparlamentes - über das Tals des Saskatchewan erhebt, lag einst jener Handelstützpunkt aus dem die Metropole Edmonton entstand.

Das Fort musste inzwischen den vielen Verwaltungsbauten weichen, die sich rund um das entfernt an das amerikanische Kapitol erinnernde Gebäude gruppieren. Doch immerhin hat man das Parlament nicht komplett zugebaut, selbst wenn es seine überragende Rolle in der Skyline der Stadt längst an die in seinem Rücken in den Himmel wachsenden Hochhäuser abgeben musste. Doch gerade von der gegenüber liegenden Flussseite hat es noch immer eine dominierende Position.

Umgeben ist es von einem weitläufigen Park mit einem noch wesentlich größeren Becken als vor dem Rathaus. Und genau wie an der City Hall wird auch dieses mit seinem fast hüfthohen Wasser während dieses ziemlich warmen Augustwochenendes ausgiebigst zum Baden benutzt. Man könnte aufgrund der dort nachmittags herrschende Atmosphäre sogar tatsächlich kurz meinen, nicht vor dem Parlament der Provinz Alberta zu stehen sondern sich vielmehr in eine öffentliche Badeanstalt verirrt zu haben. Sich ähnliches hierzulande vorzustellen, fällt ziemlich schwer.

In der Nähe der ersten Wende verläuft die Strecke für ein halbes Dutzend Kilometer durch kurvige und oft auch schattige Wohnstraßen

Doch trotz dieser scheinbaren Regellosigkeit ist Alberta im Gegensatz zum benachbarten British Columbia von seiner politischen Orientierung keineswegs extrem liberal sondern sogar stramm konservativ ausgerichtet. Begünstigt durch das in angelsächsischen Ländern übliche Mehrheitswahlrecht sind zur Zeit zwei Drittel aller Sitze im Provinzparlament von der "Progressive Conservative Association of Alberta" belegt. Und seit mehr als vier Jahrzehnten ist die Partei in der Provinz ununterbrochen an der Macht.

In BC, das von einer deutlichen liberalen Mehrheit geführt wird, bekommt deren Schwesterorganisation dagegen keinen Fuß auf den Boden und ist nicht einmal im Parlament vertreten. Auch in Kanada spiegelt sich damit die politische Einteilung wie in USA wider, wo entlang der Westküste in Kalifornien sowie insbesondere Oregon und Washington meist klare demokratische Mehrheiten bestehen, während jenseits des Gebirges in der Prärie eindeutig die Republikaner dominieren.

Während allerdings mit City Hall und Art Gallery zwei der markantesten Bauten der Stadt direkt an der Strecke liegen, bekommt man das Legislature Building unterwegs nicht zu Gesicht. Denn das Government Centre, in dem sich im südwestlichen Teil der Innenstadt die meisten Provinzbehörden auf engem Raum zusammen ballen, wird während des Marathons gerade einmal gestreift. Da dieses allerdings schon ein wenig am Hang liegt, kommt man durch seine Aussparung immerhin der Zielsetzung, einen möglichst flachen und schnellen Kurs zu bieten, etwas näher.

Trotz der durchaus etwas welligen Topographie der zwischen sechs- und siebenhundert Metern über dem Meer gelegenen Stadt ist dies den Marathonplanern - insbesondere weil sie das Flusstal komplett ausklammern und sich auf das Nordufer beschränken - auch einigermaßen gelungen. Zwar lässt sich nicht jede kleine Kuppe völlig vermeiden. Doch zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt liegen auf der langen Distanz erträgliche achtundzwanzig Meter, beim Halbmarathon sind es sogar gerade einmal zwölf.

"Kommst du aus Südafrika?" Eigentlich ist es ja eine rhetorische Frage, die Rigardt Verster da beim Hinauslaufen aus dem Stadtzentrum zu hören bekommt. Denn er trägt nicht nur ein in Nordamerika ziemlich unübliches Vereinstrikot mit dem Aufdruck "Middelburg" - und das ist neben einer Stadt im niederländischen Zeeland eben auch eine Großstadt in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga - über die Strecke, er hat auch ein Stück Stoff in den unverkennbaren Farben und dem Muster der Flagge seines Heimatlandes auf dem Rücken befestigt.

Während sich das Hauptfeld noch auf dem Hinweg befindet, hat die Spitze schon den Rückweg begonnen, Ryan Day (links) gelingt ein Start-Ziel-Sieg, aus einer Verfolgungsgruppe (mitte) wird Brendan Lunty (in grün) Zweiter und Josh Spiker (rechts daneben) Dritter, Graham Diehl (rechtes Foto) gibt das Rennen dagegen auf

Und spätestens seine Antwort macht dann sowieso alles klar. Denn das langgezogene "Jooaa" verrät eindeutig den Afrikaans-Muttersprachler. Da habe er wohl einen ziemlich langen Weg hinter sich gebracht, um an diesem Marathon teilzunehmen, lautet die nächste Frage. Doch Verster wiegelt ab. Denn er lebe im Moment nicht im südafrikanischen Highveld zwischen Johannesburg und dem Krüger-Nationalpark sondern in den kanadischen Rockies in Jasper. Und das sei wahrlich nicht der schlechteste Platz.

Eine Aussage, die unwidersprochen bleibt. Schließlich bieten sich im Ferienort mitten im Nationalpark dank seines engmaschigen Wegenetzes, das sich von ebenen Pisten im breiten Tal für Radler und Spaziergänger bis zu hochalpinen Bergpfaden für erfahrene "mountaineers" erstreckt, gerade Freiluftsportlern ziemlich viele Möglichkeiten. Statt mit Löwen, Elefanten und Antilopen zu rechnen, muss sich der Mann vom Kap dabei allerdings auf etwas andere tierische Begegnungen einstellen.

Denn die Rocky Mountains sind unter anderem auch weiterhin die Heimat von Bären. Und während man, um einen der zwar riesigen, aber eher scheuen Grizzlies zu sehen, schon ziemliches Glück haben muss, treibt sich seine Verwandtschaft aus der Sippe der Schwarzbären durchaus auch einmal in der Nähe menschlicher Siedlungen herum.

Auf einigen Wanderwegen besteht die Nationalparkverwaltung deshalb darauf, dass man dort nur in Gruppen von mindestens vier Personen unterwegs ist. Und so mancher "hiker" hat am Rucksack zudem ein kleines Glöckchen hängen, um die Bären früh genug von seiner Anwesenheit in Kenntnis zu setzten, ihnen so genügend Zeit zum Ausweichen zu geben und überraschende Aufeinandertreffen auf engstem Raum, die dann eventuell gefährlich werden könnten, von Vornherein zu vermeiden.

Neben den putzigen, quirligen und nahezu überall zu beobachtenden Streifenhörnchen - wegen ihrer Geräusche im Englischen "chipmunk" genannt - und den etwas größeren Präriehunden, die entgegen ihres Namens bei weitem nicht nur im ebenen Grasland zu Hause sind sondern auch in höheren Lagen ihre weitläufigen Kolonien gründen, kann man - glaubt man den nahezu überall aufgestellten Warnschildern - je nach Gelände jederzeit Schneeziegen, Dickhornschafe, Wapitis oder Elchen begegnen.

Im bald herrschenden Gegenverkehr taucht mit Kim Mueller (mitte) auch die Führende und spätere Siegerin auf, Amy Nachtigall (rechtes Foto mitte) wird am Ende Sechste

Die in Nordamerika gebräuchlichen Namen für diese beiden größten Hirscharten stellen übrigens eine gefährliche Sprachfalle dar. Denn erzählt ein Kanadier oder US-Amerikaner nämlich von einer Begegnung mit einem "elk", hat er keineswegs einen der Riesen mit dem Schaufelgeweih gesehen. Den würde er nämlich "moose" nennen. Ihm ist vielmehr "nur" ein Wapiti über den Weg gelaufen.

Auf den britischen Inseln sieht man das - um das Durcheinander noch zu steigern - allerdings dann doch ein wenig anders. Dort übersetzt man "Elch" tatsächlich mit "elk" und nutzt wie im Rest von Europa für dessen etwas kleineren Verwandten den Begriff "wapiti". Es ist wieder einmal ein nettes Beispiel für das Bonmot, dass Briten und Amerikaner eigentlich nichts mehr trennt als ihre gemeinsame Sprache.

Die bei einem südafrikanischen Läufer nahezu unvermeidliche Frage, ob er denn schon beim Comrades dabei war, verneint Rigardt ein wenig überraschend. Bislang habe er eigentlich eher zum Triathlon tendiert und Edmonton sei erst sein dritter wirklich langer Lauf. Immerhin habe er in diesem Jahr schon den Two Oceans gemacht. Und sogleich beginnt die Diskussion über die ziemlich nassen und kalten Bedingungen während dieses Rennens, die allerdings auch dem Südafrikaner deutlich mehr zugesagt hatten als die nun drohende Hitze.

Ansonsten habe er nur noch den für den Kapstädter Ultra zwingend vorgeschriebenen Qualifikationsmarathon gelaufen. Doch nun wolle er schon ein bisschen mehr einsteigen. Nur drei Wochen nach dem Lauf in der Hauptstadt von Alberta will er auch den Mount Robson Marathon bestreiten, ein mit sechsundvierzig Kilometern eigentlich etwas überlanger und mit tausend Höhenmetern durchaus anspruchsvoller Lauf auf einem Wendepunktkurs über den Berg Lake Trail, einem der wohl bekanntesten Wanderwege der Region am Fuße des eindrucksvollen Gipfels.

Das Besucherzentrum des nach dem Berg benannten State Parks, an dem dann gestartet wird, liegt zwar schon in British Columbia, ist aber mit nicht einmal hundert Kilometern Distanz dennoch fast um die Ecke und damit von Jasper aus deutlich schneller zu erreichen als das beinahe viermal so weit entfernte Edmonton. Die Straße, die dabei - wenn auch in verschiedene Richtungen - benutzt wird, ist allerdings die gleiche, nämlich der "Yellowhead Highway".

Auch wenn man es dem Streckenplan im ersten Moment nicht ansieht ist der Marathonkurs ziemlich abwechslungsreich und zudem relativ grün

Durch vier Provinzen zieht sich diese wichtige Fernachse von Winnipeg in Manitoba bis zum Pazifik. Und im Gegensatz zur ansonsten üblichen Praxis ist sie nicht nur nummeriert sondern mit einem eigenen Symbol auf dem Straßenschild gekennzeichnet - einem gelben Kopf. Ihren etwas seltsamen Namen hat sie vom "Yellowhead Pass" knapp dreißig Kilometer westlich von Jasper, der seinerseits wieder nach einem Trapper, der wegen seiner blonden Haare "Tête Jaune" gerufen wurde, benannt ist.

Mit nur wenig mehr als elfhundert Metern Höhe ist dieser Übergang der niedrigste in den kanadischen Rocky Mountains. Und wegen der auf beiden Seiten zudem auch noch eher sanften Anstiege bietet er sich für den Verkehr geradezu an. So wundert es wenig, dass neben der Hauptstraße auch noch eine Bahnlinie den Pass nutzt. Ganz anders als in Europa, wo man mit der Bahn schon bestehende Orte miteinander verband, ist auch Jasper selbst erst aufgrund einer dort eingerichteten Haltestelle entstanden.

Obwohl der Yellowhead Pass damit eigentlich die mit Abstand günstigste Stelle für die Querung der Rockies darstellt, wurde die erste transkontinentale Eisenbahnlinie, die man British Columbia beim Beitritt zur kanadischen Föderation vertraglich zugesichert hatte, nach einigen Überlegungen am Ende dann doch deutlich weiter südlich gebaut.

Unter anderem, weil die zu verlegende Strecke zum wichtigen Delta des Fraser River - das heute dort liegende Vancouver existierte zu jener Zeit als Stadt noch gar nicht und wuchs ebenfalls erst rund um den neuen Bahnhof - so deutlich kürzer und direkter wurde. Außerdem konnte man mit dieser nicht allzu weit von der Grenze verlaufenden Route aber auch noch amerikanische Bahngesellschaften davon abhalten, sich nach Kanada auszudehnen.

Und so führten die Gleise erst einmal an Edmonton vorbei und durch das damals - was angesichts weniger hundert Bewohner etwas heißen will - noch wesentlich unbedeutendere Calgary. Erkauft wurde die kürzere Verbindung aber dadurch, dass man den gerade auf der Westseite deutlich steileren Kicking Horse Pass - noch so ein ungewöhnlicher Name, der diesmal damit zusammenhängt, dass der zuständige Landvermesser in seiner Nähe von einem ausschlagenden Pferd verletzt wurde - überwinden muss.

Eigentlich ist die Steigung von über vier Prozent wie an dieser Stelle für eine Eisenbahn kaum zu überwinden. Und schnell hatte sie deswegen den Namen "Big Hill" weg. Nur der Einsatz von mehreren Zusatzlokomotiven machte die Überfahrt - bei zudem extrem niedrigen Geschwindigkeiten - überhaupt möglich. Erst durch zwei ein Vierteljahrhundert später in den Berg gegrabenen Spiraltunnel, mit denen man die Strecke künstlich verlängern konnte wurde das Problem schließlich entschärft.

Von der Verpflegungsstelle bei Kilometer 13 reicht der Blick über das Flusstal weit hinüber zu den Hochhäusern des Stadtzentrums

Fast zur gleichen Zeit war von einer rivalisierenden Bahngesellschaft dann auch die längere, aber technisch weniger anspruchsvolle Linie über Edmonton und den Yellowhead Pass eröffnet worden. Und noch heute gehören die beiden Strecken verschiedenen Betreibern, die südliche der Canadian Pacific Railway, die im Norden gelegene der Canadian National Railway. Doch auf beiden rollen nahezu ausschließlich Güterzüge.

Der Personenverkehr ist dagegen praktisch komplett zum Erliegen gekommen. Gerade noch dreimal - und zwar nicht pro Tag sondern pro Woche - gibt es eine fahrplanmäßige Verbindung von Vancouver nach Edmonton und von dort weiter zu den Zentren an den Großen Seen im Osten. Und das ist die einzige, die überhaupt noch über das Gebirge hinweg existiert, denn nach Calgary verkehren abgesehen vom reinen Touristenzug "Rocky Mountaineer" von der Westküste aus gar keine Bahnen mehr.

Die großen Entfernungen und aufgrund des bergigen Geländes schwierigen Streckenführungen bedingen so lange Fahrzeiten, dass die Eisenbahn gegenüber dem Flugzeug einfach nicht mehr konkurrenzfähig ist. Aber bereits mit der Fertigstellung des Trans Canada Highway, der weitgehend dem Verlauf der Canadian Pacific Railway über den Kicking Horse Pass nach Banff und Calgary folgt, und des Yellowhead Highway war die Bedeutung deutlich zurück gegangen.

Doch viele Möglichkeiten haben auch Autofahrer nicht, die Rocky Mountains zu überqueren. Denn außer den beiden schon genannten Wegen und dem Crowsnest Highway als weiterer Hauptverbindung über den gleichnamigen Pass - auch der dritte wichtige Übergang ist also eher ungewöhnlich benannt - noch weiter im Süden nahe der Grenze zu den USA gibt es auf der gesamten Länge des Gebirges im kanadische Teil gerade noch zwei weitere Passstraßen.

"Residential Area" nennt man in Nordamerika reine Wohngebiete. Und selbst wenn die Übersetzung eigentlich ein wenig unsauber ist, sind einige der Häuser auf der ersten Wendeschleife tatsächlich regelrechte Residenzen

Die Strecke hat aus der Innenstadt hinaus geführt. Und die 102th Avenue, die gerade eben noch eine der Hauptstraßen von Downtown war, scheint auf einmal zu enden. Unter einem Torbogen aus Metall hindurch führt der Marathonkurs in einen schmalen Grünstreifen zwischen zwei mehrstöckigen Wohnblöcken hinein. Das ist zwar immer noch die gleiche Linie auf dem Schachbrett, nur kommt sie auf einmal eben ganz anders daher.

Nach etwa einhundert Metern geht es durch das Gegenstück des Tores auf der anderen Seite aus der kleinen Fußgängerzone auch schon wieder hinaus. Und nun ist aus der im Zentrum überall zumindest vierspurig ausgebauten Verkehrsachse eine schmale, von Wohnhäusern gesäumte Allee geworden. Solche Brüche sind in den oft mehr als ein Dutzend Kilometer langen nordamerikanischen Straßen amerikanischer Städte keineswegs unüblich, aber doch immer wieder überraschend.

Unter den schattigen Bäumen können zum zweiten Mal Getränke gefasst werden. Damit wird die Zahl der Menschen an der Strecke mit einem Schlag deutlich höher. Denn abgesehen von den vielen Helfern haben sich zu relativ früher Stunde nur wenige Neugierige am Straßenrand eingefunden. Auch im späteren Verlauf des Rennens wird sich das kaum ändern. Nur ab und zu sind einmal einige Anwohner heraus gekommen. Oder aber ein paar Verwandte und Freunde der Teilnehmer haben sich einen möglichst günstigen Platz zum Anfeuern gesucht.

Von den Veranstaltern organisierte musikalische Untermalung gibt es ebenfalls nicht. Aber angesichts manchmal ziemlich verschiedener Geschmäcker muss das nicht einmal ein Nachteil sein. Wer jedoch bei der Auswahl eines Marathons großen Wert auf Partystimmung und den Jubel von Zuschauermassen legt, ist in Edmonton eher fehl am Platz. In der Hauptstadt von Alberta wird einfach nur ein solide ausgerichtetes Rennen ohne übermäßiges Brimborium rundherum geboten.

Doch auch hinter der Verpflegungsstelle stehen an diesem Punkt noch eine Handvoll Interessierte. Und diese haben auch einige der schon ganz zu Anfang genannten Pappschilder aufgestellt. Die oft recht kreativen Texte zeigen, dass sie sehr wohl ein wenig Ahnung von Laufen haben und viele der in der Szene kursierenden Sprüche kennen. Amüsant sind die Aufschriften jedenfalls praktisch alle. Und die Beschäftigung mit ihnen lenkt auch einen Moment lang von in diesem Moment nicht unbedingt spannenden Umfeld ab.

Man muss allerdings schon ein wenig Selbstironie mitbringen. Denn dem "Pain is temporary", das man als Anfang englischsprachige Variante von "der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt" kennt, folgt in Edmonton zum Beispiel keineswegs das übliche "pride ist forever". Es wird nach einem Bindestrich mit einem ziemlich einschränkenden "mostly" fortgesetzt. Na, das sind ja beruhigende Aussichten für den Rest der Distanz.

Nachdem man auf die später gestarteten, aber früher wendenden Halbmarathonläufer getroffen ist, herrscht für einige Zeit deutlich mehr Leben auf der Strecke

Einen Kilometer später, die Marathonis haben nun ziemlich genau ein Sechstel ihrer Distanz zurück gelegt, ist die Straße in einer eher schleichenden Veränderung wieder deutlich breiter geworden. Und da sie in diesem Moment von einer kleinen Kuppe ganz leicht bergab führt, kann man die restlichen beiden Kilometer, die man noch auf ihr bleiben wird, nun sogar größtenteils übersehen.

Eine Brücke überquert kurz darauf ein weiteres der engen Seitentäler - auf Englisch "ravine" genannt - und sorgt bei den Läufern für ein ziemlich ungewohntes Gefühl unter den Füßen. Denn wie in Nordamerika durchaus gelegentlich üblich ist sie keineswegs asphaltiert sondern mit Stahlgitterrosten belegt. Dass man sogar ein wenig durch diese hindurch sehen kann, macht die Sache irgendwie noch etwas unangenehmer.

Und so mancher, der die Stelle schon kannte, hat dann auch rechtzeitig den betonierten Fußweg am Rand angesteuert. Ist man nämlich erst einmal auf der Brücke wird der Spurwechsel durch eine Leitplanke verhindert. Dass die nächste Überführung nur wenige hundert Meter später dann wieder einen Asphaltbelag besitzt, wird im Feld keineswegs negativ aufgenommen.

Durch die Bäume hindurch kann man zwischen den beiden Brücken auch einen kurzen Blick auf das Royal Alberta Museum werfen, das hinter seinen von außen nicht unbedingt spektakulären Mauern Ausstellungen über die Natur und Geschichte der Provinz sowie die Kultur seiner Ureinwohner zeigt. Inzwischen ist allerdings im Gespräch das doch etwas außerhalb des Zentrums gelegene Museum ebenfalls in die Nähe des Churchill Square umziehen zu lassen.

"Du er fra Danmark?" Es ist der nächste Versuch, mit einem weiteren ausländischen Gast Kontakt aufzunehmen. Aber anders als beim anhand seiner Nationalfahne eindeutig zu identifizierenden Südafrikaner Rigardt Verster klingt in dieser Frage noch ein wenig Unsicherheit mit, ob der Läufer mit der auf ".dk" endenden Internetadresse auf dem Buckel nicht doch nur zufällig ein solches T-Shirt übergezogen hat.

Jørgen Leisner - das in Kanada unbekannte "ø" seines Vornamens ist wenig überraschend in der Meldeliste zu einem "o" geworden - stammt allerdings tatsächlich aus jenem Hvidovre in Dänemark, das man im Aufdruck seines Trikots entdecken kann. Doch auch er ist keineswegs nur zu Besuch im Land sondern arbeitet ebenfalls für einige Zeit in Alberta. Selbst bei den Ausländern ist der Marathon von Edmonton also ziemlich kanadisch geprägt.

Hinter dem Royal Alberta Museum führt eine Gitterbrücke über eines der Seitentäler, Rigardt Verster, Südafrikaner mit aktuellem Wohnsitz in Jasper nimmt den ungewohnten Laufuntergrund mit Humor

Mit dem Verlassen der 102th Avenue in der Nähe der Neun-Kilometer-Markierung ändert sich das Umfeld dann wieder einmal schlagartig. Denn die Strecke ist nun in ein Wohngebiet eingetaucht, dem man vom ersten Meter ansieht, dass es eindeutig zu den Besseren der Stadt gehört. Die Häuser sind jedenfalls deutlich größer ausgefallen als in den bisher durchlaufenen Vierteln. Viele von ihnen haben zudem einen jeweils ganz eigenen Charakter.

Und auch die - wohl meist von professionellen Gärtnern gepflegten - Gärten machen mit Bäumen, Hecken und bunten Blumenbeeten einen etwas anderen Eindruck als die Rasenflächen, die man ansonsten meist zu sehen bekommt. "Residential Area" nennt man in Nordamerika solche Wohngebiete. Selbst wenn eine derartige Übersetzung streng genommen eigentlich unsauber ist, sind einige der Häuser tatsächlich regelrechte Residenzen

Statt in einer langen Gerade verläuft die Straße nun zudem ziemlich kurvig. Sie orientiert sich nämlich wieder an der Abbruchkante zum Tal des Saskatchewan River. Und im Gegensatz zu den doch eher auf den Verkehrsfluss ausgerichteten Hauptstraßen, die auch einmal einen Bogen abschneiden, kann man in einem Wohngebiet wirklich jede Ausbuchtung mitnehmen. Selbst wenn zumeist Bäume und Hecken - deren Schatten ist inzwischen durchaus willkommen - die Sicht verstellen, gibt es dabei gelegentlich auch wieder herrliche Ausblicke auf den Fluss.

Der Name "North Saskatchewan River" lässt ja schon vermuten, dass es auch einen südlichen Ableger geben dürfte. Und ebenso wahrscheinlich erscheint auch eine Verbindung zur gleichnamigen Provinz. Beide Ansätze sind richtig. Der ebenfalls in den Rocky Mountains entspringende und durch Banff und Calgary fließende Bow River ändert seinen Namen beim Zusammentreffen mit dem Oldman River nämlich in South Saskatchewan. Und wie sein nördlicher Bruder fließt auch er hinüber in die Nachbarprovinz, wo beide sich dann treffen.

Nach jeweils etwa dreizehnhundert Kilometern, die das Wasser beider Flüsse seit dem Verlassen von Bow und Saskatchewan Glacier schon hinter sich hat, folgen noch einmal rund sechshundert Kilometer gemeinsamer Weg. Doch führt dieser noch immer nicht zum Meer sondern erst einmal nur in den riesigen Winnipegsee von Manitoba. Dieser entwässert wiederum in den Nelson River, der weitere gut sechshundert Kilometer benötigt, um schließlich die Hudson Bay zu erreichen.

Jeweils vier Kilometer lang verläuft der Marathonkurs auf Hin- und Rückweg über die schnurgerade 102th Avenue, die meist als breite Ausfallstraße, manchmal aber auch als Fußgängerzone daher kommt

Die unterschiedlichen Namen haben sich unter anderem durch die eher langsame Ausdehnung der europäischen Einwanderer nach Westen ergeben. Denn bei der Erforschung des riesigen Areals der kanadischen Prärien und der dahinter liegenden Hochgebirge wurden viele Flüsse natürlich in ihren verschiedenen Abschnitten völlig unabhängig voneinander entdeckt und benannt. Oft stellte man dann erst viel später fest, dass sie eigentlich miteinander verbunden sind.

Der Tropfen, der aus dem Eis des Columbia Icefields heraus kommt, ist jedenfalls durch halb Kanada unterwegs, um das Meer zu erreichen. Sowohl bezüglich der Länge wie auch des Einzugsgebietes ist das Flusssystem von Bow-Saskatchewan-Nelson etwa mit der Donau vergleichbar. Dennoch streitet es sich in Kanada hinter Mackenzie und - dem allerdings zur Hälfte in Alaska liegenden - Yukon mit dem Sankt-Lorenz-Strom gerade einmal um Platz drei oder vier. Ein weiteres Beispiel für die aus Europa kaum nachvollziehbaren Ausmaße Kanadas.

Noch immer windet sich die Laufstrecke durch das "residential area", als mehrere kurz hintereinander aufgestellte Schilder den Wendepunkt des Halbmarathons ankündigen - und zwar wirklich nur der Halbdistanz. Die Langstreckler laufen dagegen noch ein bisschen weiter über diesen Punkt hinaus. Denn obwohl ihr Kurs aus zwei verschiedenen, voneinander völlig unabhängigen Begegnungsstücken zusammen gesetzt ist, sind diese nicht gleich lang. Das erste beträgt etwa sechsundzwanzig Kilometer, das zweite dagegen nur sechzehn.

Die bisher stets im Pärchen aufgetretenen großen gelben und kleinen roten Tafeln kommen von nun an notgedrungen nur noch einzeln daher. Sie sind übrigens passend zu den Feldgrößen gewählt. Die gelben markieren nämlich den weit teilnehmerstärkeren Halbmarathon, die roten dagegen die quantitativ schwächer besetzte lange Distanz.

Angezeigt werden einzig und allein Kilometer, selbst wenn man im Süden der "international border" auch weiterhin in Meilen denkt. Kanada hat sich dagegen relativ früh entschieden, das weltweit gültige metrische System einzuführen, und dies zwar auch weiterhin nicht vollständig, aber immerhin deutlich konsequenter umgesetzt als das einstige britische Mutterland, wo man sich auf etliche Ausnahmeregelungen beruft, um die altgewohnten Maßeinheiten noch weiter verwenden zu können.

Die diesbezüglich ziemlich sturen US-Amerikaner haben sogar mehr oder weniger als einzige Nation das Abkommen überhaupt nicht unterzeichnet. Und so kann man, obwohl es mit den Fernsehprogrammen in kanadischen Kabelnetzen ziemlich bunt durcheinander geht, ziemlich leicht entscheiden, welcher Sender von welcher Seite der Grenze stammt. Werden die Temperaturen beim Wetterbericht nämlich in Celsius angegeben sind Kanadier am Werk. Benutzen die Sprecher dagegen Fahrenheit, wird aus den USA gesendet.

Zurück im Stadtzentrum passieren die Marathonis die Halbzeitmarke

Alle Schilder und Anzeigen - zum Beispiel an Tankstellen, wo nun Liter statt Gallonen verkauft werden - sind längst umgestellt. Und auch in den Köpfen hat ein langsames Umdenken eingesetzt. Mit Größen wie "Kilometern" kann jedenfalls inzwischen jeder etwas anfangen. Doch immer wieder rutscht man auch noch in die alten Einheiten zurück. So wird selbst vierzig Jahre nach Beginn der Umstellung die Größe eines Menschen nicht nur im täglichen Umgang sondern gelegentlich auch einmal in Fernsehmagazinen mit "6 foot, 2 inch" angegeben.

Ein kleines Stückchen hinter dem Wendepunkt geraten die Marathonis nach beinahe zwei schlenkrigen Kilometern wieder auf eine jener kerzengeraden Achsen des in Edmonton nicht immer ganz vollständigen Schachbrettes. Diesmal ist es aber eine "Street", denn der Kurs führt nicht mehr nach Westen sondern nach Süden. Und weil man dabei wieder einmal eines der Quertäler, den MacKinnon Ravine, überqueren muss, bleiben ohnehin wenig andere Alternativen. Denn natürlich ist nicht für jede einzelne Straße tatsächlich auch eine Brücke geschlagen.

Inzwischen hat der Gegenverkehr eingesetzt. Die Schnellsten sind bereits wieder auf dem Rückweg, während das breite Mittelfeld noch dem entferntesten Punkt entgegen strebt. An der Spitze hat sich Ryan Day, der aus Cache Creek in der Nachbarprovinz BC angereist ist, schon ein wenig abgesetzt. Nur der später auf Platz sieben zurückfallende Daniel McNeil setzt noch nach. Dahinter hat sich eine Gruppe mit Brendan Lunty, Josh Spiker, Chris Stone und Mark Vollmer zusammen gefunden.

Bei den Frauen ist die Lage noch deutlicher, denn Kim Mueller hat bereits auf dem ersten Drittel der Distanz zwischen vier und fünf Minuten auf ihre nächsten Verfolgerinnen Joylin Nodwell, Megan Hodges und Heather Kuzyk heraus gelaufen. Die aus San Diego im Süden Kaliforniens stammende Mueller wird später in einem Fernsehinterview erzählen, dass sie lange zwischen dem halben und dem vollen Marathon geschwankt habe und sich eigentlich erst vor Ort für die längere Distanz entschieden habe.

Während die Halbmarathonläufer mehr oder weniger auf dem Absatz kehrt machen und den genau gleichen Weg zurück laufen, haben die Langstreckler nun eine kleine Schleife vor sich. Genau genommen sind es sogar zwei davon. Denn nachdem sie nach etwas mehr als einem Kilometer die Gerade verlassen und einen ersten Schlenker zum Hochufer des Saskatchewan hinter sich gebracht haben, schwenken sie - nun aber in Gegenrichtung - erneut auf die 142nd Street ein, um wenig später ein weiteres Mal zum Fluss hin abzudrehen.

Schon die Bezeichnungen "Valleyview Drive" sowie "Riverside Drive" und "Summit Drive" für die beiden belaufenen und vom Mackenzie Ravine getrennten - deswegen muss man nämlich kurz zur mehrspurigen Hauptpiste zurück - Seitensträßchen, beschreibt ihre Lage ziemlich deutlich. Und insbesondere der "Talblick-Weg" macht seinem Namen auch wirklich alle Ehre. Von der Verpflegungsstelle bei Kilometer dreizehn reicht der Blick nämlich weit über den Fluss hinweg bis zu den Hochhäusern des Stadtzentrums.

Noch einmal führt die Strecke am Churchill Square, dem zentralen Platz der Innenstadt von Edmonton, entlang

Zurück an der Brücke über den MacKinnon Ravine beginnt auch für die Marathonis endgültig der Rückweg auf bereits bekannten Pfaden. Und bald darauf später ist dann auch deutlich mehr Leben auf der Strecke. Denn man ist auf die später gestarteten, aber früher wendenden Halbmarathonläufer getroffen und legt die nächsten zehn Kilometer bis zur Pferderennbahn nun mit ihnen gemeinsam zurück.

Gerade am Beginn der langen Geraden der 102th Avenue ist dieser Zuwachs für die nach weit über einem Drittel der Distanz nur noch in kleinen, versprengten Grüppchen daher kommenden Marathonis durchaus angenehm. Denn auf der in diesem Abschnitt relativ breiten Hauptverkehrsachse käme man sich wohl sonst ziemlich verloren vor. Und so dicht, dass man zwei Kilometer weiter durch den Engpass zwischen den beiden Wohnblocks nicht hindurch käme, ist das kombinierte Feld dann auch nicht.

So langsam sehnt sich Rigardt Verster nach dem kühlen Regen von Kapstadt. Denn das Thermometer ist inzwischen deutlich geklettert und zeigt wohl längst eine zwei an der ersten Stelle an. Der Schweiß läuft inzwischen aus allen Poren. Und obwohl am Rande der nun wieder näher kommenden Innenstadt für die Marathonis gerade erst Halbzeit ist, wird der Lauf doch bereits ein wenig zäher.

Er sei erst seit ein paar Monaten in Alberta erzählt der junge Südafrikaner. Nach seinem Studium habe er einfach einmal etwas "Verrücktes" machen wollen. Nun arbeitet er in einem Hotel in Jasper und säubert Zimmer. Ein Job, den er - wie er offen zugibt - in seiner Heimat angesichts der dort dafür gezahlten Löhne nie machen würde. Doch in Kanada könne man damit aber - insbesondere für südafrikanische Verhältnisse - durchaus gutes Geld verdienen. Und Zeit genug, sich ein wenig in den Rocky Mountains umzusehen, bliebe zudem auch noch.

Die Halbmarathonläufer im Schlussspurt haben kaum noch einen Blick für den Fluss unten im Tal übrig, die Marathonis haben dagegen an dieser Stelle kaum mehr als die Hälfte der Distanz geschafft

Einen gewissen Eindruck von Edmonton hat er nun durch den Lauf auch bekommen. Und insbesondere die "high rises" im Zentrum haben es ihm angetan. Noch einmal führt die Strecke nun zwischen diesen im Sonnenlicht glitzernden Hochhaustürmen hindurch und auch am Churchill Square vorbei, der nun zumindest nicht mehr völlig menschenleer ist. Waren Kunstmuseum und Rathaus vorhin die Eröffnung sind sie nun so etwas wie der krönende Abschluss der Stippvisite, bevor der Kurs wieder hinaus in die Vororte entschwindet.

Der Polizist, der die Ecke absichert, an der man wieder auf die Jasper Avenue einbiegt, trägt im Gegensatz zu seinen ziemlich zahlreichen, aber meist mit Uniformkappe ausgestatteten Kollegen jenen breitkrempigen Hut, den man von der roten Paradeuniform der legendären "Mounties" kennt. Diese "Royal Canadian Mounted Police" - ein weiterer hierzulande in Bezug auf Kanada gerne gemachter Fehler ist, anzunehmen es hieße "Mountain Police", doch mit Bergen hat der Name nichts zu tun, "mounted" bedeutet auf Deutsch "beritten" - gibt es noch heute.

Doch längst sind sie nicht mehr auf Pferden sondern im Auto unterwegs. Auf dem Heck haben die Fahrzeuge aber immerhin noch einen Aufkleber mit dem Schattenriss eines Berittenen mit Hut und Lanze. Und statt des auffälligen Rot tragen die Polizisten im normales Dienst nun auch das international weitgehend übliche Blau. Die dunkelblauen Hosen mit gelbem Streifen - gelb ist die Symbolfarbe der Kavallerie - sind jedoch Pflicht.

Der Hosenstreifen des Beamten mit dem Mountie-Hut ist allerdings wie bei all den anderen bisher rot. Denn die Hauptstadt Albertas hat wie alle großen Städte des Landes mit der Edmonton Police eine eigene Polizeiorganisation. Die RCMP kümmert sich dagegen eher um die ländlichen Gebiete. Und in den beiden größten und bevölkerungsreichsten Provinzen Québec und Ontario trifft man sie auch in diesen eigentlich nicht an. Dort übernehmen nämlich die "Sûreté du Québec" und die "Ontario Provincial Police" diese Arbeit.

Das romantische Klischee des stets korrekten, aber auch immer menschlichen, freundlichen und hilfsbereiten Rotrocks wird von den Kanadiern jedenfalls weiterhin intensiv gepflegt. Wie sonst ließe es sich erklären, dass das im Internet kursierende Video eines Mounties, der mit einer zufällig getroffen Gruppe junger Camper einige improvisierte Rockstücke spielt, ihn beinahe zu einer nationalen Berühmtheit macht und dies sogar einigen Fernsehsendern eine Meldung wert ist.

Für die Halbmarathonläufer beginnt nun langsam der Schlussspurt und die wenigsten haben noch einen Blick für den Fluss unten im Tal übrig. Die Marathonis sind dagegen noch immer kaum über die Hälfte der Distanz hinaus. Und obwohl sie jetzt ebenfalls dem Ziel entgegen laufen, dürfen sie dort nicht abbiegen sondern haben weiterhin einen ziemlich langen Weg vor sich. Auch wenn Strecke und Wetter längst Wirkung zeigen, ist dieser Abschnitt deshalb trotzdem viel eher psychologisch problematisch.

Auf der zweiten Wendeschleife geht es fast ausschließlich durch Wohngebiete … … doch entgegen kommende Läufer wie hier Heather Kuzyk, die am Ende zweitschnellste Frau sein wird … ... sorgen genauso für etwas Abwechslung wie die "Concordia University College of Alberta" am Straßenrand

Einen guten Kilometer später ist wieder der LRT-Übergang am Stadion erreicht. Die Stadtschnellbahn verkehrt hier entlang der Trasse, über die früher auch Personenzüge ins Zentrum von Edmonton hinein fuhren. Doch obwohl Edmonton ja einen Großteil seiner Entwicklung in der Vergangenheit der Eisenbahn zu verdanken hat, sind die Gleise und der Bahnhof der Canadian National Railway längst verschwunden. Und zum Teil ist das so frei gewordene Gelände bereits wieder neu bebaut.

Nun befindet sich der Haltepunkt - für an ganz andere Gegebenheiten gewöhnte Europäer kaum nachvollziehbar - ohne jede Anbindung etliche Kilometer außerhalb der Innenstadt und besteht nur noch aus einem einzigen Bahnsteig, von dem in jede Richtung pro Woche gerade einmal drei Züge abgehen. Dabei besitzt die Stadt sogar eine "Central Station". Allerdings handelt es sich dabei nicht etwa um einen Hauptbahnhof sondern nur um eine der unterirdischen LRT-Station im Stadtzentrum.

Immerhin denkt man nun über den Bau einer Schnellbahn nach Calgary nach. Mit dreihundert Kilometern Entfernung und sich einer daraus ergebenden Fahrzeit von etwa neunzig Minuten erschiene eine solche Verbindung aus europäischem Blickwinkel genauso sinnvoll wie ein ähnliches, ebenfalls angedachtes Projekt im knapp tausend Kilometer langen Québec-Windsor-Korridor im Osten, wo sich neben den beiden namensgebenden Endpunkten auch noch die Großstädte Toronto, Montréal, Ottawa und Hamilton aufreihen.

Doch im an motorisierten Individualverkehr gewöhnten Nordamerika tut man sich mit entsprechenden Investitionen schwer. Zwar lehnt keine der Parteien im Parlament von Alberta die neue Strecke zwischen den beiden großen Zentren der Provinz komplett ab. Doch treibt es eben auch niemand voran. Und so wird wohl noch mindestens ein Jahrzehnt ins Land gehen, bevor eventuell tatsächlich einmal ein Zug von Calgary nach Edmonton rollt.

Hinter der Baustelle, die in der Nähe des Northlands Parks die als Laufstrecke gewählte Straße verengt, dürfen die Halbmarathonläufer nach links ziehen und über den Parkplatz der Pferderennbahn das Ziel ansteuern. Als Erster tut dies der Äthiopier Chala Lemi, der sich nach 1:06:01 die zweitausend kanadischen Dollar sichert, die als Siegprämie ausgesetzt sind. Beim Marathon gibt es - da ist man in Edmonton angesichts der Feldgrößen eigentlich recht konsequent - im Erfolgsfall nur die Hälfte zu verdienen.

Die Plätze zwei und drei belegen in 1:06:15 und 1:06:53 zwei Läufer, die unter "Lethbridge, Alberta" geführt werden. Doch obwohl Kip Kangogo und Willy Kimosop inzwischen tatsächlich in Kanada ansässig sind, haben sie eigentlich im kenianischen Hochland gelernt, so schnell zu laufen. Auch der aus Abbotsford in British Columbia stammende David Jackson bleibt mit 1:09:38 noch unter der Marke von siebzig Minuten.

Immer wieder verläuft der Kurs auch im zweiten Teil hoch über dem Fluss entlang und ermöglicht weite Blicke über die Stadt

Doch dann rauschen auch schon die ersten beiden Frauen heran. Belainish Gebre steht mit 1:10:02 ihrem Landsmann in nichts nach und sorgt so für ein rein äthiopisches Siegerfoto. Und auch die inzwischen in der kanadischen Hauptstadt Ottawa ansässige Neuseeländerin Mary Davies legt mit 1:11:50 eine ziemlich beachtliche Zeit auf den Asphalt von Edmonton. Bis die beiden aus Calgary herüber gekommenen Lisa Harvey und Pauline McLean mit 1:23:27 und 1:23:48 auf den Rängen drei und vier einlaufen, vergeht dann aber noch eine ganze Zeit.

Die Damen präsentieren beim Halbmarathon nicht nur die qualitativ ein wenig hochwertigeren Zeiten, sie sind auch zahlenmäßig in der Überzahl. Mehr als siebenhundert Frauen stehen in der Ergebnisliste nur 555 Männer gegenüber. Beim Marathon wird das Verhältnis zwar noch anders herum ausfallen. Aber auch auf der langen Distanz sind beinahe vierzig Prozent aller Teilnehmer weiblich.

Für die Marathonläufer, die das Ziel im wahrsten Wortsinne links liegen lassen und stattdessen nach rechts abbiegen, schließt sich auf dem nächsten Kilometer ein Zickzackkurs in Fragezeichenform an, der sie zurück zur Abbruchkante des Flusstals bringt. Auch im zweiten Teil verläuft der Kurs immer wieder hoch über dem Saskatchwan River entlang und ermöglicht so erneut viele weite Blicke über die Stadt.

Das noch verbliebene letzte Drittel der Distanz wird man nun nahezu ausschließlich in oder entlang von Wohngebieten zurück legen. Diese können zwar nicht ganz mit ihren Gegenstücken im Bereich der ersten Wende mithalten. Doch heruntergekommen ist definitiv auch keines von ihnen. Das alles ist nicht unbedingt langweilig und zudem auch relativ grün. Wirkliche Höhepunkte bekommt man allerdings ebenfalls keine mehr geboten.

Ausgerechnet zum Ende hin müssen noch einige kleine Wellen überwunden werden … … so dass man bei zunehmender Wärme das Ziel regelrecht herbei sehnt

Der - abgesehen von den Aussichten über den Saskatchewan - einzige optische Leckerbissen sind gleich zu Anfang die Backsteinbauten der kleinen kirchlichen Hochschule mit dem langen Namen "Concordia University College of Alberta". Weitaus größer sind allerdings die ebenfalls in der Stadt beheimateten University of Alberta, die am Südufer des Flusses gegenüber dem Parlamentsgebäude ihren einen ganzen Quadratkilometer umfassenden Campus hat, und die private Grant MacEwan University.

Jenseits einer weiteren Brücke über ein Quertal, in dem sich diesmal allerdings kein Park ausdehnt sondern eine mehrspurige Schnellstraße - der Wayne Gretzky Drive - verläuft, bestimmen dann auf der linken Seite aber wieder die üblichen Einfamilienhäuser das Bild, während rechts entweder Büsche und Bäume von Grünanlagen oder aber der North Saskatchewan River die Läufer begleitet. Doch Schatten können sie angesichts der nun bereits deutlich höher am Himmel stehenden Sonne kaum noch bieten.

Zu allem Überfluss wird die im ersten Teil noch relativ ebene zweite Pendelstrecke zunehmend welliger, je weiter man in sie hinein läuft. Es sind keine wirklich großen Anstiege. Doch mit über dreißig Kilometern in den Beinen und bei fünfundzwanzig oder mehr Grad im nicht vorhandenen Schatten können auch wenige Meter Höhenunterscheid schon ganz schön unangenehm werden. Kanada ist in diesem Moment jedenfalls eher tropisch als arktisch. Und die Zuschauerin mit dem Schild hat recht. "It takes a special kind of idiot to run a marathon in August".

Die von einigen Anwohnern aufgestellten Rasensprenger werden dankbar angenommen. Und die an der privaten Verpflegungsstelle einer Kirchengemeinde verteilten Schwämme finden genauso reißenden Absatz wie die dort ebenfalls angebotenen Orangenstückchen. Auch der Helfer, der dort wo die Wendeschleife beginnt, nicht nur den Läufern den richtigen Weg zeigt sondern bei ihnen auch mit einer großen Wasserpistole für Abkühlung sorgen möchte, findet für sein Angebot deutlich mehr Zustimmung als Ablehnung.

Etwa zwei Kilometer lang ist die Runde am Ende dieses Streckenastes, die genau anders als die erste vom Fluss weg ins Wohngebiet hinein und dabei im wesentlichen um eine Grünanlage herum führt. Auch sie ist keineswegs vollkommen flach. Doch der größte Anstieg steht erst kurz nach dem Ende des Kringels an, wenn sechs Kilometer vor dem Ziel die auf dem Hinweg verlorenen zwanzig Höhenmeter wieder zurück gewonnen werden müssen.

Trotz hoher Temperaturen haben anscheinend viele Teilnehmer ziemlichen Spaß am Edmonton Marathon … … und für manche sind die Bedingungen wohl immer noch nicht schwer genug

Dass ausgerechnet der darauf folgenden Verpflegungsstelle langsam die "cups" ausgehen und die Helfer die Ankommenden bitten, in den gleichen Becher mehrfach nachschenken zu lassen, ist dann zwar ein wenig ärgerlich aber durchaus nachvollziehbar. Klein dürfte die Nachfrage nach Getränken an dieser Stelle nämlich mit Sicherheit nicht gewesen sein. Doch stellt dies auch den einzigen kleinen Lapsus in einer ansonsten einwandfrei organisierten und abgewickelten Veranstaltung dar.

Darek Biniak leidet sichtlich unter den Temperaturen und gibt dem, als ihn sein südafrikanischer Kollege Rigardt Verster überholt, zudem auch lautstark Ausdruck. Im Gegensatz zu seinem Kumpel vom Kap, der wenigstens ein bisschen Langstreckenerfahrung hat, läuft der Pole seinen allerersten Marathon. Zur Anmerkung, dass er sich für seine Premiere nun einen wahrlich denkbar schlechten Tag ausgesucht hat, kann er dann auch nur zustimmend nicken.

Er ist in einem Fußballtrikot der polnischen Nationalmannschaft unterwegs. Und auch sonst scheint ihn diese Sportart eigentlich viel mehr zu interessieren als die Lauferei. Denn auf die Auskunft, dass sein neuer Begleiter aus der Nähe von Frankfurt kommt, erwähnt er augenblicklich, diese Stadt wäre ihm ziemlich unsympathisch. Dabei hat er sie noch gar nicht persönlich kennen gelernt.

Aber dort wäre die eigene Auswahl bei der Weltmeisterschaft 1974 wegen des total durchnässten Platzes auf unfaire Art um jede Chance auf den Titelgewinn gebracht worden. Erinnern kann er sich daran definitiv nicht, schließlich war er als Läufer aus der Hauptklasse - in Edmonton gibt es beginnend mit "Male 20-29" und "Female 20-29" eine Wertung in Zehnerschritten - damals noch nicht einmal geboren.

Auch sein Freund Rigardt hat seit einiger Zeit ziemlich zu kämpfen. Für die letzten beiden Kilometer wird er am Ende sogar rund zwanzig Minuten benötigen. Und er möchte am liebsten gar nicht daran denken, wie es sein wird, wenn er am nächsten Morgen schon um sechs Uhr wieder arbeiten muss. Noch am Nachmittag geht es für die beiden zurück nach Jasper.

"Wenn die Mädels vom Einkaufen zurück sind", wie er mit einem Schmunzeln erzählt. Denn während die beiden Herren einen Marathon absolvieren, sind ihre weiblichen Begleiterinnen zu einem Bummel durch die Geschäfte Edmontons aufgebrochen. "In den Bergen gibt es schließlich nicht unbedingt viel Auswahl." Und auch im weiteren Umkreis von Jasper sind die Möglichkeiten ziemlich begrenzt. Hat man den Dunstkreis von Edmonton nämlich erst einmal verlassen wird es am Yellowhead Highway schnell ziemlich einsam.

Die letzten Meter führen wenig eindrucksvoll über den abgesperrten Parkplatz der Rennbahn

Nur noch das insgesamt etwa achttausend Bürger zählende Edson etwa auf halbem Weg und das mit zehntausend Menschen nur unwesentlich größere Hinton am Fuße der Rockies werden als erkennbare Ortschaften von der Straße durchquert. Ansonsten gibt es im gesamten Yellowhead County, wie das Gebiet genannt wird, nur noch einige sogenannte "hamlets", was sich wörtlich mit "Weiler" übersetzen lässt und in Kanada meist Streusiedlungen mit maximal einigen hundert Einwohnern bezeichnet.

Statistisch steht dort für jeden Einwohner mehr als ein Quadratkilometer Land zur Verfügung. Doch weder dieser Landkreis, der die Größe eines deutschen Bundeslandes hat, noch die sich weiter westlich anschließende und mit einer ähnlichen Bevölkerungsdichte ausgestattete Zone der "Rocky Mountain Parks" sind in Alberta am dünnsten besiedelt. Im Norden der Provinz ist der ohnehin niedrige Wert noch einmal deutlich geringer.

Und in den dort liegenden Wood Buffalo National Park würde sogar die ganze Schweiz hinein passen. Doch ganze zwei Straßen führen durch dieses gewaltige Areal. Die Entfernungen sind riesig und das Straßennetz ist ziemlich dünn. Platz ist in Kanada nun wahrlich genug. So viel, dass man beim autobahnmäßigen Ausbau des Yellowhead Highway zwischen Edmonton und Jasper die Pisten für beide Fahrtrichtungen durchaus auch einmal mehr als einen halben Kilometer auseinander verlegen kann, ohne dass sich im Entferntesten jemand daran stört.

Angesichts dieser Dimensionen sollten die wenigen noch zur Marathondistanz fehlenden Kilometer eigentlich unbedeutend sein. Doch auch sie erscheinen inzwischen unheimlich weit geworden zu sein. Von Schild zu Schild arbeitet man sich langsam vorwärts und dem Ziel entgegen. Mit einem letzter Blick auf den Fluss beginnt dann aber auch für die Langdistanzler bei Kilometer einundvierzig der "Endspurt". Spätestens ab dem Mittelfeld hat dieser mit einer echten Tempoverschärfung nicht mehr das geringste zu tun.

Medaillen, die nur durch die breiten und bunten Bänder nach Distanz unterscheidbar sind (rot für Halb-, blau für Vollmarathon) und ansonsten gleich aussehen und ausreichend Getränke erwarten die Läufer im Ziel

Doch ist der Abschluss eben auch keineswegs eine publikumsgesäumte und triumphale Einlaufgerade, die noch einmal zusätzliche Kräfte freisetzen könnte, sondern nur der mit Baustellenmarkierungspfosten abgesperrte Parkplatz der Pferderennbahn. Immerhin hat man dort neben dem Ziel eine kleine Stahlrohrtribüne errichtet, auf der sich dann doch der eine oder andere Zuschauer eingefunden hat.

Ryan Day bekommt jedenfalls noch einiges an Applaus zu hören, denn er ist nicht nur der schnellste Marathonläufer sondern überquert mit 2:36:40 zu einer Zeit die Linie, in der gerade erst das Hauptfeld der eine halbe Stunde später gestarteten, kürzeren Distanz herein kommt. Seinen Sololauf hat er tatsächlich erfolgreich zu Ende gebracht. Doch hat sich sein anfangs heraus geholter Vorsprung zum Ende hin nicht mehr vergrößert, hat gegenüber einigen seiner Verfolger auf der zweiten Hälfte sogar wieder ein wenig eingebüßt.

Aus der vierköpfigen Gruppe kann sich schließlich Brendan Lunty lösen und auf den letzen Kilometern auch seinen letzten Begleiter Josh Spiker abschütteln. In 2:38:32 holt der Läufer aus Camrose in Alberta schließlich noch etwas über eine Minute auf den aus dem kalifornischen Ventura stammenden und 2:39:36 laufenden Spiker heraus. Die beiden Lokalmatadoren Chris Stone (2:43:13) und Mark Vollmer (2:43:51) sowie Darcy Bell aus Calgary (2:45:54) sind dann schon ein wenig weiter zurück.

Auch Kim Mueller beendet ihren Alleingang auf Platz eins. Doch muss sie der Hitze sogar noch ein wenig stärker Tribut zollen wie ihr männliches Gegenstück. Denn nachdem sie die erste Hälfte in 1:25 zurück legt, rettet sie sich mit 2:58:39 gerade noch eine gute Minute unter der Drei-Stunden-Grenze ins Ziel. Der Erfolg der Südkalifornierin ist allerdings zu keiner Zeit wirklich in Gefahr.

Heather Kuzyk hat bei ihrem Heimmarathon mit 3:08:24 schließlich rund zehn Minuten Rückstand. Auch Megan Hodges, die nach 3:11:28 Dritte wird, läuft praktisch vor ihrer Haustür, stammt sie doch aus dem nur wenige Kilometer östlich von Edmonton gelegenen Sherwood Park. Auf Platz vier läuft in 3:13:44 Joylin Nodwell aus Calgary. Auch wenn sich die Abstände ein wenig vergrößert haben, ist damit auf der zweiten Hälfte nicht mehr viel passiert, denn schon lange vor der Halbzeitmarke konnte man die gleiche Reihenfolge beobachten.

Während die neben ihnen noch immer ins Ziel kommenden Halbmarathonläufer eine Medaille mit rotem Band umgehängt bekommen, leuchtet es am Hals der schnellen Marathondamen blau. Denn während das Metallteil, das übrigens einen der im Pferderennen üblichen Siegerkränze symbolisiert, am gesamten Veranstaltungswochenende für alle Teilnehmer gleich ist, sind nämlich die extrem breiten und bunt bedruckten Bänder die einzigen Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Distanzen.

Nach dem Zieleinlauf vor der Haupttribüne der Galopp-Rennbahn ist für die Teilnehmer in den Innenräumen noch ein reichhaltiges Buffet aufgebaut

Wie gerade aus Nordamerika gewohnt sucht man die in Mitteleuropa üblichen Duschen nach dem Rennen allerdings vergeblich. Und so bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als das im Tribünengebäude aufgebaute Brunch-Buffet noch ein wenig verschwitzt zu plündern. Dieses bei einem Marathon ziemlich ungewöhnliche Schmankerl steht allen Teilnehmern stundenlang kostenlos zur Verfügung.

Mit gebackene Eiern, Würstchen und Speck gibt es dort sowohl Herzhaftes wie auch die in Kanada so beliebten Pfannkuchen mit Ahornsirup, Kaffeestückchen und Obstsalat für die Fraktion der Süßmäuler. Und wer noch nicht in der Lage ist, feste Nahrung zu sich zu nehmen, kann immerhin mit Saft oder auch Kaffee und Tee ein wenig für den zuvor arg strapazierten Getränkehaushalt tun.

Es sind wie so oft solche Details und die bei genauerem Hinsehen immer wieder Feststellbaren kleinen Unterschiede zu anderen Veranstaltungen, die einen Marathon wie den von Edmonton irgendwie interessant und reizvoll machen. Denn ein absolutes Muss für Lauftouristen ist er - genau wie die Stadt selbst - bei nüchterner Betrachtung natürlich nicht.

Dennoch bietet sich Edmonton samt Marathon für eine Reise an. Und das großes Plus ist - so seltsam es im ersten Moment klingen mag - dabei der Termin. Denn auch wenn man ein ziemlicher Idiot sein muss, um einen Marathon im August zu laufen, gibt es für den Besuch der kanadischen Rocky Mountains kaum eine bessere Jahreszeit als den kurzen aber manchmal durchaus heftigen Sommer.

Vielleicht wird man dabei dann feststellen können, dass das vermeintlich so eisige Kanada - es ist zum letzten Mal die Korrektur einer in Bezug auf das Land mit dem Ahornblatt gerne gemachten, aber eben trotzdem manchmal falschen Annahne - gelegentlich auch einmal eher tropisch als arktisch daher kommt.

Bericht und Fotos von Ralf Klink

Infos und Ergebnisse www.events.runningroom.com

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