Oliver Mintzlaff immer noch für Überraschungen gut

„Der Beruf steht an erster Stelle“

von Winfried Stinn

Jubelnd lief Oliver Mintzlaff vom PTSV Jahn Freiburg bei den deutschen Crosslauf-Meisterschaften Ende November 2005 in Darmstadt als Zweiter durchs Ziel. Nach spannendem Rennverlauf hatte Mintzlaff die Silbermedaille gewonnen und damit für eine faustdicke Überraschung gesorgt.

Von Beginn an des Rennes lag er immer auf Medaillenkurs, doch in der letzten von sieben Runden riss zunächst der Abstand zu den drei Führenden ab. Durch einen langgezogenen, sehenswerten Endspurt lief Mintzlaff doch noch in die Medaillenränge und verpasste den Titel nur um zwei Sekunden. „Ich bin überglücklich, dass es zu einer Medaille gereicht hat. Für mich hat die Silbermedaille schon einen besonderen Stellenwert. Dass ich dieses tolle Ergebnis trotz Job und viel Stress erreicht habe, ist ein unglaubliches Gefühl. Es freut mich, dass ich noch so schnell laufen kann und immer noch für einen Platz im vorderen Feld gut bin“, sagt der 30 jährige erfolgreiche Langstreckenläufer. Begeistert zeigte sich Bundestrainer Detlef Uhlemann von Mintzlaffs Leistung: „Das war schon Wahnsinn, was Oliver da heute gezeigt hat. Ein ganz toller Lauf, taktisch sehr klug eingeteilt. Überrascht bin ich dennoch nicht, bei ihm bin ich immer auf alles gefasst.“

Zum Laufen kam Oliver Mintzlaff über den Judosport. Schon mit sechs Jahren begeisterte er sich für diese Sportart und war hier zehn Jahre lang aktiv. Ein dritter Platz bei den westdeutschen Meisterschaften und Teilnahmen bei deutschen Meisterschaften waren seine größten Erfolge. Zum Judotraining gehörte auch regelmäßiges Laufen. „Da ich sehr leicht war, hat man mir gesagt, dass ich eine Affinität zum Langstreckenlauf besitze.“

Mit 17 Jahren bestritt er seinen ersten Wettkampf. Die 10 km Strecke beendete er nach 44 Minuten. „Mein damaliger Trainer Thomas Eickmann, der mich noch heute berät, hat mir Hoffnung gemacht, dass ich Olympiasieger werden könne. Sonst hat jeder die Hände über den Kopf zusammen geschlagen und gesagt, aus dem Grobmotoriker wird nie guter Läufer. Aber mein Trainer konnte toll motivieren, wobei es leider nichts aus dem Olympiasieg wurde.“

1993 belegte Mintzlaff bei den deutschen Crosslaufmeisterschafen in der A-Jugend den achten Platz. „Nachdem ich ein Jahr zuvor bei den deutschen Crosslaufmeisterschaften Letzter wurde und mit dem Sport aufhören wollte, habe ich mich so sehr über den achten Platz gefreut als wäre ich gerade Weltmeister geworden. Dies konnte außer mir keiner verstehen“. Danach ging es mit Mintzlaffs Karriere steil aufwärts, wobei er seine größten Erfolge im Crosslauf und auf der Straße feierte. Regelmäßig erreichte er bei den deutschen Meisterschaften vordere Platzierungen bis hin zu Medaillenplätzen, so dass er immer wieder für Länderkämpfe, Welt- und Europameisterschaften nominiert wurde.

Sein erstes ganz großes Jahr war 1997. Er gewann in den Juniorenklassen seine ersten Meisterschaftsmedaillen. Schon im Frühjahr trumpfte er bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Neustadt/Holstein groß auf und wurde in 1:05:55 Stunden deutscher Vizemeister, in Troisdorf gewann er über 10000 Meter in 30:44,12 Minuten die Bronzemedaille und erkämpfte sich bei den deutschen Crosslauf-Meisterschaften in Gotha-Boxberg nochmals die deutsche Vizemeisterschaft, diesmal mit der Mannschaft. Saisonhöhepunkt war aber der Straßenlauf Länderkampf U 23 und Junioren in Greifensee bei Zürich. Hier trug er erstmals das Nationaltrikot und belegte in der U 23 gleich einen ausgezeichneten zweiten Platz. Ein Jahr später, bei der Halbmarathon-Weltmeisterschaft am Greifensee startete er erneut für die Nationalmannschaft.

Seit Anfang der Saison läuft Mintzlaff für den PTSV Jahn Freiburg, zuvor war er für den ASV St. Augustin, die Eintracht Frankfurt und die LG Bonn Troisdorf erfolgreich. „Ich bekam von der LG Bonn-Troisdorf kein Angebot mehr, mit dem ich zufrieden war. Da ich noch ein-, zwei Jahre in der Spitze laufen wollte, habe ich mich umgeschaut. Es gab dann über Ruben Welsch ein Angebot vom PTSV Jahn Freiburg. Ruben Welsch erzählte mir von einer Trainingsgruppe mit guten Läufern. Das sagte mir zu, vor allem, weil ich an einem starken Team interessiert war.“

Sabrina Mockenhaupt PTSV Jahn Freiburg Bundestrainer Detlef Uhlemann

Eine Mannschaftsmedaille ist auch für Oliver Mintzlaff das wichtigste Ziel für die nächste Saison: „Das hat diesmal leider nicht geklappt.“

Da sich der PTSV Jahn Freiburg für 2006 u.a. mit dem frischgebackenen Deutschen Crosslaufmeister Dominik Burkardt, mit dem Freiburg Marathon Sieger Max Frei und mit dem deutschen Vizemeister bei der Jugend über 10 km Andreas Klöble verstärkt hat, dürfte dieses Minimalziel zu erreichen sein. Aber Mintzlaff betont immer wieder, dass sein „Hauptfokus“ nicht mehr beim Laufen, sondern bei seinem Beruf als Marketingleiter bei Puma liegt.

In dieser Eigenschaft betreut er als Manager auch die derzeit erfolgreichste deutsche Läuferin Sabrina Mockenhaupt. Daher ist sein Training nicht mehr so intensiv, wie es eigentlich für die Spitze notwendig wäre. Von Montags bis Freitags läuft er jeweils 15 bis 20 km und das in einem Schnitt von 3:40 bis 3:50 pro Kilometer. Samstags kommen Tempoeinheiten hinzu und sonntags ein langer Dauerlauf. „Das alles muss ich mit meiner beruflichen Beanspruchung in Einklang bringen. Ich laufe morgens ab 7 Uhr und arbeite von 9 Uhr bis 21 Uhr im Büro. Da muss ich schauen, dass ich die Balance finden kann zwischen Trainingseinheiten und Beruf, um den Körper nicht zu sehr zu schinden.“

Aber das scheint ja zu reichen, um in der deutschen Spitze vorne mit dabei zu sein und auch noch, wie zum Saisonende 2005, bei den Crosslauf Europameisterschaften in Tilburg/ Niederlande, zum zehnten Mal im Nationaltrikot zu laufen.

Das Porträt von Oliver Mintzlaff erstellte: Winfried Stinn

Fotos: Winfried Stinn

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