Zwei Mal jährlich das gleiche Szenario: Alle Uhren um, also vor- oder zurückstellen. Dies richtig vorzunehmen, ist eine lösbare Aufgabe geworden, auch für jene, denen jegliche Logik fremd ist. Man sieht auf die Funkuhr oder überprüft die vorgenommene Handlung mit der Zeitangabe auf Medienempfangsgeräten. Beendet hat diese Erleichterung die Diskussion dennoch nie, die Sommerzeit wieder abzuschaffen. Bei allem Führ & Wider kommt dies für Markus Heidl nicht infrage. Er plädiert für die Abschaffung der Winterzeit!

Walter Wagner, 15. März 2018

Es gibt mehr Farben als nur

Schwarz, Rot und Gold!

von Markus Heidl

Bald ist es schon wieder soweit: am 25. März - dem letzten Sonntag im März - werden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Ob es gefällt oder nicht, wir können uns nicht dagegen wehren: um zwei Uhr in der Nacht wird es auf einmal drei sein. Eine Stunde weniger Schlaf bzw. eine Umstellung unseres Biorhythmus, die dann im Oktober wieder rückgängig gemacht wird.

Erstmals aufgekommen ist die Idee bereits 1784. Kein geringerer als Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, erklärte im Journal de Paris, dass das ausgedehnte Nachtleben Energie durch künstliches Licht verschwende. Man solle früher Aufstehen und Zubettgehen.

Eine erste staatliche Einführung gab es dann 1916 im Deutschen Kaiserreich. Drei Jahre lang wurden damals die Uhren für den Sommer eine Stunde vorgestellt, bevor die Regelung mit der Weimarer Republik wieder abgeschafft wurde. 1980 dann wurde die Sommerzeit erneut eingeführt - und ist bis heute gültig. Damit sollte Strom gespart werden, weil weniger Licht gebraucht wird.

Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis wird keine Energie gespart. Zum einen, weil morgens mehr geheizt werden muss, zum anderen, weil die Beleuchtung nur einen kleinen Teil der benötigten Energie ausmacht. Wie sich jeder leicht denken kann entfällt der Großteil des Stromverbrauchs auf Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Waschmaschine und Backofen - unabhängig von der Zeit, zu der wir aufstehen. Dennoch hält sich weiterhin die These, dass die Sommerzeit Energie spare, hartnäckig in der Gesellschaft.

Am 8. Februar wurde jetzt die Europäische Kommission vom Europaparlament dazu aufgefordert, eine "gründliche Bewertung der Richtlinie über die Regelung der Sommerzeit vorzunehmen und gegebenenfalls einen Vorschlag zu ihrer Überarbeitung vorzulegen". Das Problem ist aber nicht etwa das Sparen von Energie oder die Sommerzeit an sich, sondern vielmehr die Zeitumstellung: zweimal im Jahr müssen wir unseren chronobiologischen Rhythmus anpassen. Die verlorene Stunde im Frühjahr fällt dabei schwerer als die gewonnene im Herbst. Berichtet wird von Schlafstörungen und Depressionen, wer weiter denkt stößt auf andere Probleme wie etwa die Umorganisation von Nacht-Dienstplänen in der kürzeren oder längeren Nacht, die zu Verstößen mit gesetzlichen Pausenvorgaben geraten kann.

Dass die Umstellung lästig, problematisch und wahrscheinlich nicht gut für die Gesundheit ist, steht außer Frage. Glaubt man den Umfragen, halten die meisten die Zeitumstellung auch für überflüssig. Die Meinungsmache in den Medien schießt sich deshalb auf die Sommerzeit ein: abgeschafft gehöre sie. Es stimmt auch, dass die Normalzeit oder Standardzeit die Winterzeit ist (die Zeitdifferenz der Westeuropäischen Sommerzeit (WESZ) zur Koordinierten Weltzeit (UTC) beträgt eine Stunde (UTC+1), während die Westeuropäische Zeit (Normalzeit) um null Stunden von der UTC abweicht). Dennoch aber ist die Umstellung das Problem, nicht die Sommerzeit! Ich möchte deshalb die Winterzeit abschaffen!

Denn die Winterzeit orientiert sich daran, dass um 12 Uhr, als Tagesmittelpunkt, der Sonnenstand am höchsten ist. Eine Annahme, die einfach nicht mehr zeitgemäß ist: abends um 21 Uhr sind eindeutig mehr Menschen auf den Beinen als morgens um 3 Uhr. Die Tageslichtphase sollte deshalb auch in der späteren Uhrzeit liegen, was von den meisten als längere Tage empfunden wird. Insbesondere als Läufer ist es doch schön, abends noch bei Tageslicht laufen zu können. Und auch wer nicht läuft hat sicher abends lieber länger Licht als morgens schon um vier.

Die Uhrzeit des Sonnenaufgangs verschiebt sich im Sommer mit der Sommerzeit nämlich von 3:30 Uhr Normalzeit auf 4:30 Uhr Sommerzeit und der Sonnenuntergang entsprechend von 21:00 Uhr Normalzeit auf 22:00 Uhr Sommerzeit. Für mich gehört die Winterzeit abgeschafft, wegen Licht und Temperatur. Und weil die Umstellung lästig ist.

Beitrag von Markus Heidl
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