Der Nahrungsaufnahme kommt bei Ausdauersportlern eine besondere Rolle zu. Allein Nahrungsergänzung ist ein Allzeitthema, mal dopingverseucht, gern überbewertet oder ohne Wenn und Aber abgelehnt. Gar keine Rolle spielt Hunger. Freuen wir uns und sind dafür dankbar. Ob vegan, vegetarisch, ausgewogen; ob roh oder gekocht; ob vollwertig, reich an Vitaminen oder kalorienarm…
Im Ausdauersport genießt Essen hohes Ansehen, ermöglicht Trainingsbelastungen erst und trägt zu besseren Resultaten bei. - Tut es das? Markus Heidl hat so einiges zu einer "Sättigungsbeilage" inspiriert.

Walter Wagner, 27. Juli 2017

Muss mein Essen super sein?

von Markus Heidl

Manchmal frage ich mich ernsthaft, was genau ich da sehe. Eine Vermutung habe ich meist, die ab und zu aber nur durch Hashtags wie #healthysnack oder #foodspiration in die wohl richtige Richtung gelenkt wird.

Ja, es geht um Essen. Es scheint heutzutage nicht mehr auszureichen, sich gesund zu ernähren. Man muss Bilder davon machen! Abgekommen scheint man zwar mittlerweile davon zu sein, zunächst einmal alles, was verzehrt wird, zu fotografieren. Der neue Trend geht jetzt aber dahin - insbesondere unter Ausdauersportlern -, sich selbst und vor allem anderen beweisen zu müssen, wie gesund man sich ernährt. Weil das ja schneller macht. Und schöner!

Besonders schlimm ist das bei Instagram-Beiträgen, anhand deren Aufmachung und Beschreibung niemand weiß, was eigentlich gegessen wird. Deshalb wird ein Bild mitgeliefert, was allerdings nicht sehr appetitlich aussieht. Und das soll wirklich gesund und lecker sein? Laut Beschreibung ist es das.

Abgesehen davon, dass Bilder von Essen nur dann gut aussehen, wenn sie mit viel Aufwand gemacht sind, wünsche ich mir generell weniger Aufnahmen, auf denen man nur einen Teller sieht. Natürlich sind gute und/oder kreative Rezepte willkommen - wenn es aber darum gehen soll, freue ich mich über Bilder vom Kochen, die die Liebe zum Zubereiten oder auch zum Verzehr zeigen. Ich will Geschichten, keine Maßregelungen.

Was allerdings mit den meisten Essensbildern ausgedrückt werden soll, scheint aber die Betonung zu sein, wie gesund sich doch ernährt wird. Warum braucht es das? Um sich selbst Mut zu machen, um zu essen, was beim Zusammenwürfeln herausgekommen ist? Die Ergebnisse können dabei nämlich wirklich gruselig sein. Denn ob die Zutaten zueinander passen oder die Portion ansprechend angerichtet ist, scheint nicht wichtig zu sein, solange genug "Superfoods" mit in der Gleichung sind.

Superfoods sind in. Schon lange müssen es die Chia- statt den Leinsamen sein, will Medienwirksam Foto-berichtet werden. Und da gibt es noch weitere, viel abstrusere Beispiele. Dabei ist es im Grunde wie mit den Nahrungsergänzungsmitteln, wie das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel weiß: "[…] obwohl wissenschaftliche Studien oft positive gesundheitliche Wirkungen ergeben, lassen sich die Resultate nicht unbedingt auf die reale Ernährung übertragen."

Erst im Zusammenspiel aller in unserer Nahrung vorkommenden Bausteine scheinen sich die für uns wichtigen Vitamine, Enzyme, Mineralien etc. zu entfalten. Deshalb ist eine ausgewogene Ernährung immer noch am gesündesten. Und ebenso deshalb sollten wir den ganzen Humbug vielmehr an den Rand statt in den Mittelpunkt stellen. Wie wäre es mit einem Kakao nach dem Training und einem Apfel statt der Magnesiumtablette? Denn immer öfter stelle ich mir die Frage: Merkt ihr eigentlich, was ihr da esst?

Weiterhin sei an dieser Stelle der ökologische Aspekt erwähnt. Wieso Lebensmittel um die halbe Welt versenden, wenn die örtlichen Äquivalente gleichwertig und deutlich günstiger sind. Gerade als Ausdauersportler, die sich gerne in der Natur bewegen, sollte uns unsere Umwelt am Herzen liegen. Genauso braucht es Respekt vor unserer Nahrung! Darum bleibt der Aufruf zum selbst Kochen, zum Abschmecken und zum ansehnlich herrichten. Darüber kann dann gerne berichtet werden.

Und als Nebenbemerkung zum Abschluss sei noch erwähnt, dass Essen nicht schneller macht! Nur Training. Zwar spielt natürlich auch die Ernährung eine Rolle, unser Essen ist aber nur ein Teil der vielen Dinge des Extraprozents. Also zunächst jeden Tag trainieren, genug schlafen, und außerdem auf die ausgewogene Ernährung achten. Dann ist auch alles super.

Beitrag von Markus Heidl
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