Die Rubrik "Pro & Kontra" im LaufReport wurde von Constanze angeregt. Da selbst mit zwei Autoren eine Ausgewogenheit konträrer Standpunkte nicht zu garantieren war, kamen wir gleich wieder davon ab, dass es einer Pro- und einer Kontra-Person bedarf. Dies ist für die Zukunft selbstverständlich nicht ausgeschlossen, doch zunächst wird Markus die Rubrik mit spannenden Themen alleine anschieben. Neben der wiederkehrenden Ausrüstung wird es um Trainingsaspekte und um Sportpolitisches gehen. Aktualität hat Vorrang und wird nicht durch die bereits geplanten Beiträge und den abgesteckten Zeitrahmen ausgebremst. So wird es im nächsten Beitrag um die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gehen. Mehr wird hierzu noch nicht verraten.

Willkommen bei der neuesten LaufReport Rubrik. Diese soll anregen, unterhalten und Erkenntnisse liefern. Über Hinweise und Themenwünsche freuen wir uns.

Walter Wagner, 16. Juli 2016

Laufen mit GPS-Uhr:

Zwang oder Bonus?

von Markus Heidl

Vor einigen Jahren auf dem Markt erschienen, kennt sie mittlerweile jeder. Und die meisten haben eine, wenn nicht gar die zweite oder dritte. Die Rede ist von Uhren, die mittels Sattelitenverbindung die ungefähre Strecke ermitteln, die während der Aufzeichnung zurückgelegt wird. Der Volksmund spricht von GPS-Uhren, die, anfänglich noch recht simpel, mittlerweile fast alles können. Streckenlänge und Geschwindigkeit, Schrittfrequenz, Bodenkontaktzeiten und Leistungsindex, Puls natürlich sowieso. Doch braucht es das wirklich?

Pro & Kontra:

Durch die GPS-Uhren kam es im Volkslauf zu einem Phänomen, das im besten Fall belächelt werden konnte: das Vermessungsrudel. Durch unterschiedliche Hersteller mit verschiedenen Algorithmen, teilweise verschiedenen Anfangs- und Endpunkten sowie natürlich unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten gibt es im Ziel nicht selten die Diskussion, ob die ausgeschriebene Streckenlänge nun stimme oder nicht. Wenn Karls Uhr 9,88 Kilometer anzeigt, Werners hingegen aber 10,23, können sich die beiden schon mal in die Haare kriegen. Wer weiß denn nun, ob die Strecke zu kurz oder zu lang war?

Der beste Spruch zu diesem Thema: wer viel misst, misst Mist! Außerdem ist jede Messung fehlerbehaftet, weshalb grundsätzlich jeder Messwert misstrauisch beäugt werden sollte. Insbesondere die unterschiedlichsten Leistungsindexe sollten kritisch ob ihrer Sinnhaftigkeit hinterfragt werden. Und was ist nun mit der Streckenlänge? Wenn es darauf ankommt, auf offiziell vermessenen Strecken zu laufen! Ansonsten kommt es auf hundert Meter nicht an.

Und weil es meist auf hundert Meter nicht ankommt, bieten GPS-Uhren natürlich einen großen Vorteil: man weiß in etwa, wie weit und wie schnell man unterwegs war. Das Training lässt sich besser analysieren und steuern. Verbesserungen bzw. Veränderungen werden sichtbar, auch wenn nicht immer die gleiche Strecke gelaufen wird. Wird hingegen immer derselbe Kurs absolviert, reicht selbstverständlich eine simple Stoppuhr, die nur einen Bruchteil der teuren Hightechuhren kosten. Wer sich davon aber lösen möchte, profitiert von solchen Geräten, die den Weg weisen bzw. zum Start zurück navigieren können. Dadurch können neue Pfade entdeckt und Runden - auch in der Fremde - erkundet werden, wo ansonsten ein Verlaufen wahrscheinlich wäre.

Dass die Laufgeschwindigkeit in Echtzeit angezeigt wird, kann hingegen auch einschränkend sein. Schnell wird man zum Sklaven der Uhr, wenn starr nach Vorgabe gelaufen wird. Besser wäre es, das angestrebte Tempo auch ohne Rückmeldung durch die Technik zu finden. Ein gutes Tempo- und Laufgefühl, das durch die modernen Uhren oft gehemmt wird, ist, insbesondere in Gebieten mit schlechtem Empfang, jeder Uhr überlegen.

Schlimm wird es dann, wenn die Uhr bei jedem Training dabei sein muss. Die Zeit, bis genügend Satelliten gefunden sind, verzögert das Loslaufen, was bei Regen oder Kälte durchaus unangenehm werden kann. Für manche zählt gar nur jeder aufgezeichnete Kilometer. Befreiend kann der sogenannte Gadget-free-Friday wirken.

Jeder dieser aufgezeichneten Kilometer kann im Anschluss selbstverständlich ins Netz geladen werden, wofür es verschiedenste Plattformen gibt. Dort kann man sich virtuelle Belohnungen abholen, was vielleicht erst der Auslöser zum Loslaufen ist. GPS-Uhren können also durchaus auch motivieren. Weiterhin kann eingesehen werden, welche Strecken beliebt sind und von wem am schnellsten zurückgelegt wurden. Es gibt sogar Profis, die all ihre Trainings ins Netz stellen, was sehr interessant ist. Wer dem aber nacheifert, muss sich bewusst sein, dass es schon Einbrecher geben soll, die mittels dieser Plattformen auskundschaften, wer wann nicht zu Hause, sondern in Laufschuhe unterwegs ist.

Überwiegt nun pro oder kontra? Das entscheidet jeder für sich selbst.

Beitrag von Markus Heidl
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