5.10.24 - 30. Durlacher Turmberglauf in Karlsruhe-DurlachLG Region behauptet seine Vormacht beim Ciylauf |
von Constanze & Walter Wagner |
Viele weitere Bilder in den Foto-Impressionen im LaufReport HIER
"Sport ist toll - vor allem bei der Turnerschaft Durlach" und dieses Motto sei mehr als nur ein Slogan, erfährt man auf der Internetseite des Mehrspartenvereins, dem mit etwa 1250 Mitgliedern größten Sportverein im rund 30.000 Einwohner zählenden Stadtteil von Karlsruhe. Ein leichter Missklang im Verhältnis zur Fächerstadt scheint heraushörbar, spricht man mit eingefleischten Durlachern. Dies rührt von der Vergangenheit her. Durlach hatte bereits eine jahrhundertelange Geschichte und war seit 1565 Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach, als die edle Herrschaft im Hardtwald ein neues Schloss erbaute und mit der von dort 1715 gegründeten, fächerartig ausstrahlenden Stadt Karlsruhe den Durlachern den Rücken kehrte. 1938 wurde das altehrwürdige Durlach abschließend zwangseingemeindet.
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Ortsvorsteherin Alexandra Ries und der TSD-Vorsitzende Mathias Tröndle geben den Start frei für den 30. Durlacher Turmberglauf in Karlsruhe-Durlach |
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Ausführliche und einladend präsentierte
Laufankündigungen im LaufReport HIER
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Bösartig wird in der rechtsrheinischen Laufszene von je her behauptet, der Pfälzer käme nicht über den Rhein. Dass eine ähnliche Einseitigkeit zwischen Karlsruhe und Durlach bestünde, dies freilich wird weder behauptet, noch ist es zu belegen. Ganz im Gegenteil ist die Turnerschaft Durlach sogar einer der Dutzend Vereine, die sich in der LG Region Karlsruhe zusammengeschlossen haben. Dass die Siegerinnen und Sieger der letzten Austragungen des Turmberglaufs immer aus dieser Leichtathletikgemeinschaft kamen, ist also nicht verwunderlich, zumal eine gewisse Vorherrschaft der "LGR" in der regionale Laufszene wohl niemand bestreiten dürfte.
Stark nachgefragt waren bei der 30. Austragung die Läufe für den Nachwuchs, die im Schlossgarten zeitlich weit vor dem Hauptlauf auf kindgerechten Distanzen von 400 und 800 Metern in Jahrgängen unterteilt durchgeführt wurden. Das Limit von 300 Anmeldungen wurde bereits vorzeitig erreicht und in den Ergebnislisten konnten schließlich 225 Einträge festgehalten werden. Das freute nicht nur den 1. Vorsitzenden der veranstaltenden Turnerschaft Mathias Tröndle und die organisationsleitende TS-Geschäftsführerin Leonie Pütz.
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10 Kilometer durch die Durlacher Altstadt und entlang der Pfinz |
Nun verlagerte sich das laufsportliche Treiben auf den Altstadtring, wo um 16 Uhr auf dem Durlacher Marktplatz der 10 Kilometer lange Hauptlauf durch die Ortsvorsteherin Alexandra Ries gestartet wurde. Von 484 Gemeldeten erreichten 395 das Ziel. Wieder eine deutliche Steigerung zu den 318 des Vorjahres. Ein mehrstufiger Anstieg der Startgebühr hat sich bewährt. Frühes Anmelden lohnt sich. Zudem kommen Jugendliche in den Genuss einer reduzierten Teilnahmegebühr.
Der Ausgangspunkt des "verwickelten" Kurses liegt im Herzen der illustren Altstadt, unweit des Veranstaltungszentrums Weiherhofhalle, wo in der daneben befindlichen Tiefgarage des Scheck-In Centers kostenfreies Parken angeboten wurde. Die etwa einen Kilometer kurze Einführungsrunde durch das von mittelalterlichen Gebäuden gesäumte Stadtzentrum entließ die Läuferinnen und Läufer nach zweimaligem Passieren des Basler Tores schließlich über die Lederstraße aus dem Oval in Richtung Pfinz. Der etwa 60 km lange Zufluss des Rheins wird nach dem dritten Kilometer zunächst wieder verlassen, doch nach zweieinhalb weiteren Kilometern bevölkert die Läuferschar nochmals den Fluss auf beiden Ufern bevor es letztendlich auf dem finalen Kilometer wieder auf bereits bekanntem Terrain zurück zum Marktplatz und zum Zieleinlauf auf dem Saumarkt geht.
Moderator Fabian Strecker konnte ins Starterfeld beste Bedingungen verkünden. 14 Grad und Windstille erwartete die Teilnehmenden, jedoch kein Berg. Der namensgebende 256 Meter hohe Turmberg überragt zwar das Geschehen, wird aber nicht erobert. Die Streckenrekorde aus dem Jahr 2022 von Cèline Kaiser (KIT SC) 33:59 min und Markus Görger (LGR) 29:00 min könnten noch einige Jahre überdauern, denn einige Abschnitte werden auf Kopfsteinpflaster gelaufen und sind somit bekanntlich nicht besonders schnell.
Beide Streckenschnellsten waren wie im Vorjahr nicht gemeldet und auch die Besten des Vorjahres, Lea Baus (38:37) und Florian Zittel (33:05), waren unter den zahlreichen Vereinskollegen der LG Region nicht auszumachen. Es würde also neuerlich keine Verteidigung des Turmberglaufsieges geben. Bereits mit seinem überraschenden Antritt war anzunehmen, dass Simon Stützel ein entscheidendes Wörtchen am Ausgang der Jubiläumsaustragung mitreden würde. Zwar konnte von einer gewissen Vorbelastung ausgegangen werden, immerhin war er 20 Tage zuvor als Sieger des Baden Marathon in 2:23:20 h hervorgegangen, und dies in einem kräftezehrenden Rennen gegen einen mit hohem Tempo startenden Gegner. Kaum schonender dürfte die Tempoarbeit am vergangenen Sonntag für die Vereinskameradin Melina Wolf gewesen sein, die er in Berlin zu einer deutlichen Bestzeit von 2:27:34 führte.
Doch ließ Simon Stützel keine Zweifel aufkommen und lag bereits nach der Einführungsrunde klar vorn. Nach 31:21 min war der Ausflug unweit seines Wohnhauses am Fuße des Turmbergs erfolgreich beendet und kein unmittelbarer Verfolger in Sicht. Der Kurs ermöglicht es aufgrund einer Wende und auf Abschnitten entlang der Pfinz Abstände auf die Mitstreiter einzusehen, so dass sich ein erneuter Sieg für die LG Region Karlsruhe bei den Männern frühzeitig abzeichnete.
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Die größte Gruppe, die zum Abschluss
eine gesonderte Ehrung mit umfangreichen Obstkorb erhält, stellten
die Africa Runners - Spendenläufer für Kinder in Afrika der www.umckaloabo-stiftung.de
- mit 22 Läuferinnen und Läufern im Ziel |
... darunter auch die W80 Siegerin Meixia Zhang (139) in 1:09:56 |
Ärgste Verfolger des Tagesschnellsten und M35-Siegers, der voraussichtlich noch beim Mainova Frankfurt Marathon für die Frauenspitze als Tempomacher für 2:18 Stunden eingesetzt werden wird und beim Turmberglauf quasi erstmals teilgenommen hat, war Philipp Wenig von der TSG 78 Heidelberg. Bekannt auch als Race Director des Atos Halbmarathon Heidelberg. Er hatte sich mit seiner Freundin Lisa Marie Kohl ohne weitere Vereinsbegleiter nach Durlach aufgemacht und für beide war es die erste Teilnahme am Turmberglauf. Bekannter Weise tritt die TSG in der Rhein-Neckar-Region ähnlich vielzählig und erfolgreich auf, wie die LGR in Karlsruhe. Nach 33:25 min lief der 29jährige Jurist, der an der Fertigstellung seiner Dissertation arbeitet und im kommenden Jahr den Namenszusatz erhalten sollte, als Zweiter über die Messmatte von Race Result auf den Saumarkt. Das Podium komplettierte Yannik Weber (LGR) in 33:51 min mit dem Sieg in der Klasse M30.
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Simon Stützel von der LG Region Karlsruhe in der Zielgasse zum Saumarkt. Er gewinnt den 30. Durlacher Turmberglauf |
Zunächst gar nicht in Führung liegend lief Simone Müller letztendlich unbedrängt als erste Frau ins Ziel. Da ebenfalls für die LG Region Karlsruhe startend, kam es also wieder zum Doppelerfolg. Auch für sie war es die erste Teilnahme am Turmberglauf. Für die 34-Jährige bedeuteten die 37:37 min persönliche Bestzeit. Seit der Geburt ihres jetzt einjährigen Kindes und ihrer Rückkehr in die Laufwettbewerbe hat sie sich deutlich verbessert. Über 10 km nun um eine Minute und im September beim Halbmarathon im Rahmen des Baden-Marathons um zwei Minuten auf netto 1:24:52 h, womit sie Platz 8 belegte. Seit der Deutschen Meisterschaft 2022 in Hannover steht ihre Marathonbestzeit bei 3:11:42 h. Mit der LGR wurden die Frauen dort Vierte. Sie kommt ursprünglich aus Villingen-Schwenningen und blieb nach Abschluss ihres Masterstudiums für Kommunikation und Medienmanagement in Karlsruhe, wo sie bei der Deutschen Bahn arbeitet. In der laufenden Saison hat sie die Teilnahme am Hockenheimringlauf und bei der Rheinzaberner Winterlaufserie geplant. Zweite wurde ihre Vereinskameradin Jule Hedwig, die in 38:07 min auf dem Saumarkt als schnellste der Hauptklasse erfasst wurde.
Bereits auf Platz drei folgte Lisa Marie Kohl mit der Zeit von 40:37 min. Sie war begeistert von der super Stimmung an der Strecke und den motivierenden Helfern. Die Strecke war abwechslungsreich und gut ausgezeichnet, so ihre Einschätzung. Zum Hin und Her der Streckenführung sagte sie: Man könnte es ein wenig "verwickelt" nennen. Mit ihrer Zeit war sie sehr zufrieden, hatte sie im Vorfeld doch eher eine 42 oder 41er Zeit angepeilt. Unter 40 Minuten hätte ich wahrscheinlich auch ohne die 20 Sekunden nicht geschafft, die es gekostet hatte unterwegs die Schuhe neu zu binden, so die angehende 23jährige angehende Medizinerin: "Ich bin zu schnell losgelaufen, da hat die Energie am Ende gefehlt." Die hat sie aber für die weitere Saison, da sie nach einem einjährigen Aufenthalt in Pittsburgh, wo sie zu Forschungszwecken weilte (es ging um die Schnittstelle von Immunologie und Dermatologie), erst seit September wieder in Deutschland ist und Laufwettbewerbe während ihres Auslandaufenthalts zu kurz kamen. Eine Winterpause ist jetzt kein Thema. Der nächste Wettkampf ist schon anberaumt, am 1.11. beim Hockenheimringlauf." Auf wen sie dort treffen wird, weiß der aufmerksame Leser.
Auf dem Marktplatz nutzten die Afrika Runners die Zusammenkunft um auf das Hilfsprojekt der Umckaloabo Stiftung aufmerksam zu machen. Mehr noch gelang dies mit 22 Zieleinläufen, womit die Spendenläufer als größte teilnehmende Gruppe hervor gingen. Passend dazu, der dort aufgestellte "Lebensbrunnen" des Künstlers Klaus Ringwald, der freilich nicht unumstritten und von den Durlachern bald zum Liebesbrunnen umgetauft wurde.
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Ehrung aller Altersklassen auf einer Bühne
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... unter rockiger Begleitung der inklusiven Band der Lebenshilfe "Dickes Blech" |
Nichts zu mäkeln gibt es an der Weiherhofhalle. In der geräumigen Sportarena fanden alle Platz, die bis zu den zügig durchgeführten Ehrungen verweilten. Nach einem zweimal passierten Versorgungsstand auf der Strecke und den Erfrischungsgetränken im Ziel, konnten hier die verlorenen Kalorien wieder aufgenommen werden. Zur Unterhaltung spielte die inklusive Band der Lebenshilfe "Dickes Blech", die mit ihren rockigen Stücken ob des raschen Ablaufs beinahe etwas zu kurz gekommen sind. "Ich habe 99 Prozent positive Rückmeldungen erhalten", freute sich der Turnerschaftsvorsitzende Mathias Tröndle nach dem Lauf. Bei der Recherche vor Ort wurde versichert, dass alles seine Ordnung hatte und keine Vorkommnisse wahrgenommen wurden, die berichtet werden sollten, so Angelos Svarnas von der LSG Karlsruhe, wo am folgenden Wochenende die Laufszene beim Hardtwaldlauf aufeinandertreffen wird. Und wiederum eine Woche später geht es in Karlsruhe beim Oberwaldlauf des TUS Rüppurr darum, Sieger ausfindig zu machen. Die Laufszene lebt, die Lust auf Laufen nimmt zu und die Felder werden wieder größer.
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Bericht & Fotos von Constanze & Walter Wagner |
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Ergebnisse
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