27.10.24 - 41. Mainova Frankfurt Marathon

Vom Ersten bis zum Neunzigsten

von Thomas Disser 

Informationen zum Lauf 2025 - siehe Ankündigung im WO LÄUFT`S WIE?

Foto-Impressionen im LaufReport vom 41. Mainova Frankfurt Marathon HIER

LaufReport von C&W Wagner und Jörg Priedemuth über den 41. Mainova Frankfurt Marathon HIER

 

"Frankfurt war mein Erster". Ein Läufer-Zitat, das nicht nur von heimischen Athleten der zahlreichen Lauftreffs in der Region zu hören ist. Kürzlich hat mir eine Lauffreundin aus der Hansestadt Buxtehude (die gibt es wirklich) offenbart, dass ihr Marathonleben in Mainhattan begonnen hat. Gleicher Karrierestart mit gleichen Auswirkungen wie bei mir. Der Laufvirus war nicht mehr im Zaum zu halten und es schlossen sich zahlreiche Lauferlebnisse im In- und Ausland an.

Banner anklicken - informieren
LR-Info zum ING Night Marathon Luxembourg HIER

Dabei wurde die gesamte Bandbreite an Veranstaltungen besucht, vom Landschaftslauf mit weniger als hundert Finishern bis hin zum größten deutschen Marathon. Diese Vielfalt an Veranstaltungen sorgt für Kurzweil, einzig die Streckenlänge ist gleich. Was man dabei erleben darf, ist sehr abwechslungsreich. Und das macht unser schönes Hobby aus.

Hammering Man und Messeturm bilden die Kulisse rund um den 41. Mainova Frankfurt Marathon durch Mainhattan
Ausführliche und einladend präsentierte Laufankündigungen im LaufReport HIER

In der Lauf-Welt hat die Mainmetropole Frankfurt einen richtig guten Platz. Und zwar verdient. Freilich bin ich durch mein Marathon-Debüt 2005 am Messeturm beeinflusst. Emotionen vor dem Start, mittendrin unter tausenden Laufhelden, endlich der Startschuss, und danach motiviert von vielen Zuschauern an der Strecke. Alles, was einen echten Stadtmarathon ausmacht, wird geboten. Die Allermeisten planen schon freitags oder samstags das Abholen der Startnummer. Nur so bleibt genügend Zeit für einen Bummel über die Marathonmesse. Selbstredend ist das die beste Bezeichnung, sie findet auf echtem Messe-Areal in Frankfurt statt. Die Infrastruktur, nur einige Meter von Start und Ziel entfernt, passt perfekt. Von einem Marathon der kurzen Wege könnte man sprechen. Wenn, ja wenn eben nicht die berüchtigten 42,195 Kilometer zwischen Hammering Man am Start bis zum Ziel in der Festhalle lägen.

Abholen der Startnummer und Bummel durch die Zeitgeschichte des Frankfurt Marathon auf der Marathonmesse

Schon bei der Pastaparty sind einige Fremdsprachen zu hören. Aus aller Welt reisen die Laufhelden an, um ein sportliches Wochenende zu verbringen und auch Regionales zu erkunden. "Green Sauce" hatte ein Gast neben mir bei der Pasta vermutet. Gab es zwar nicht, aber leckere italienische Variationen.

Der Startschuss - was für ein Gänsehaut-Erlebnis!

Mit meinen Vereinskameraden habe ich schon einige Jahre die schöne Aufgabe, das Feld der zweiten Startwelle an die Startlinie heranzuführen. Nachdem die Elite und die schnellen Hobbyläufer bis 3:30 Stunden Zielzeit um Punkt 10 Uhr auf die Strecke geschickt werden, sind wir 10 Minuten später an der Reihe. Ganz vorne. Sozusagen die "Kenianer der zweiten Welle".

Marc Wilhelm und Rainer Polenz sind verantwortlich für die Sicherheit im Start-Zielbereich
Diesen Blick kennen nur die Elite-Athleten

Ein tolles Gefühl, zuerst mittendrin zwischen tausenden Läuferinnen und Läufern zu stehen. Dann lösen sich die ersten drei Startblöcke im Eiltempo vor uns auf. Wir gehen nun langsam in Richtung Startlinie voran, hinter uns viele tausend gut gelaunte Laufhelden, die in bester Stimmung kaum noch zu bremsen sind. An der Startlinie beim dortigen Chef Marc Wilhelm angekommen, wird der gleich folgende Startschuss schon herbeigesehnt. Die Läuferschar zählt laut den Countdown herunter und mit dem Knall brechen alle Dämme. Es wird nach vorne gestürmt, als ob ein Sprint zu gewinnen wäre.

Die Hände zum Himmel
Jetzt geht's los!

Bei den meisten geht es aber vernünftig zu und es wird schon zu Beginn die Pace kontrolliert. Spätestens nach dem Linksabbiegen in die Mainzer Landstraße und dem ersten Kilometerschild haben die Läuferinnen und Läufer ihr Tempo im Griff. Die einen mehr, die anderen weniger.

Hotspot Innenstadt

Klar sind die Highlights wie der Opernplatz oder die Hauptwache die Top-Lokationen in Sachen Stimmung und Zuschauer. Zu Recht werden sie mehrfach passiert. Aber auch dazwischen sind häufig motivierende Fans mit zahlreichen Transparenten an der Strecke, um ihre laufenden Verwandten und Freunde zu motivieren. Dabei ist das Schild mit "Push to power-up-button" besonders beliebt.

Richtig voll wird es auch an den drei Staffel-Wechselpunkten wie nahe der Konstablerwache. Dort ist großer Betrieb und man muss achten, wo hinzulaufen ist. Die weit über 1000 Helfer an der Strecke haben aber solche kritischen Stellen bestens im Griff.

Läufermassen in alle Richtungen Am Opernplatz wird mehrmals gelaufen

Hinüber nach Dribbdebach

Die Alte Brücke wird passiert. Hier mit dem besten Foto-Motiv "Läufer/in mit Skyline im Hintergrund". Besonders bei so gutem Wetter wie heute. Vorbei am Eisernen Steg, wird Sachsenhausen durchquert und es geht über die Kennedyallee, gesäumt mit herbstlich gefärbten Bäumen. Ein Drittel der Strecke ist schon geschafft und erstmals sind die Läuferinnen und Läufer für ein paar Minuten unter sich. Zeit für nette Gespräche mit einer Laufkameradin, die ich schon bei einigen Marathons im Süden getroffen habe.

Über die Alte Brücke mit Skyline und Kaiserdom im Hintergrund
Woanders wird gepfiffen, hier wird getrommelt

Von Niederrad nach Nied

Allzu lange hält dieser meditative Laufzustand nicht an. In Niederrad warten die nächsten Zuschauergruppen und vor allem der nächste Staffelwechsel. Jeweils 1400 Staffel-Laufhelden beenden und starten ihre Teilstrecke. Da ist ordentlich was los rund um den Wechselbereich. Kann aber auch an dem Musikangebot liegen, dass nicht nur hier, sondern auch an vielen anderen Punkten der Strecke zu hören ist. Von tiefem Bass-Wummern des DJ bis hin zur böhmischen Polka der Musikkapelle ist auch hier Vielfalt angesagt.

Immer wieder schön, die Halbmarathonmarke zu passieren. Meist läuft es bis hierher gut. Wobei manche Laufexperten erst ab km 30 von Hälfte zwei sprechen. Wie dem auch sei, hier bei km 21 am Schwanheimer Ufer ist Halbzeit und die Gartenpartys im vollen Gange. Es wird mit Bier und Schnaps zugeprostet und die Laufhelden müssen den Geruch leckerer Grillbratwurst aushalten. Aber noch muss ein Menü aus Powergel und Bananenstücken, bei Wasser und Tee, genügen.

Jede Menge Neubauten… …und Altbauten werden passiert ... und jede Menge Versorgungsstellen angelaufen

Der Stadtteil Höchst stellt aus verschiedener Sicht einen Wendepunkt dar. Auch beim Blick auf die Streckenkarte, hier ist der westlichste Punkt und nach einer Schleife wird Kilometer 28 erreicht. Das zweite Drittel der Strecke ist geschafft. So weit so gut.

Die Mainzer Landstraße

Der schon immer gefürchtete Streckenabschnitt. Davon erzählen die "Alten" gerne, also diejenigen, die eben schon immer in Frankfurt gelaufen sind. Kilometerlang kerzengerade. Dazu noch die direkt nebenan verlaufende Straßenbahnlinie, die alle paar Minuten geradezu bettelt, dass man einsteigt und sich bequem in die Stadt chauffieren lässt. Wäre mit der Startnummer sogar gratis möglich. Aber unter echten Laufhelden völlig ausgeschlossen.

Ein Stück der Mainzer Landstraße wird in Start-Zielnähe bei Kilometer 1, 3, 37 und 41 zur Wettkampfstrecke
Tiffany pusht Philip (li.) und Alexander (re.) bis ins Ziel, so schaffen die Jungs ihren ersten Marathon

Dann lieber mit frischer Energie bei den lieben Helferinnen und Helfern an den Verpflegungspunkten versorgt und mit aufmunternden Worten weiter die Strecke lang. Es wird sich lohnen.

Innenstadt zum Zweiten

Auch die Mainzer Landstraße findet mal ein Ende. Fühlt sich diesmal sogar unerwartet gut an. Die Rückseite des Messegeländes wird bei km 35 passiert. Viele Finisher kommen stolz mit ihrer Medaille um den Hals vorbei und motivieren die Laufhelden, die noch unterwegs sind. Das gibt zusätzliche Energie, und so werden auch die letzten Kilometer gemeistert. Selbst für die Über-Fünf-Stunden-Läufer wird noch das volle Programm an den Versorgungsstellen und vor allem stimmungstechnisch auf dem Opernplatz alles geboten. Das dortige Moderatoren-Duo "running voices", Sven Schnitker und Marcus Bourcarde, begrüßen und motivieren wirklich jeden Läufer für die letzten zwei Kilometer.

Neben vielen weiteren sorgt Hans Gustav Eckert für beste Stimmung… … ebenso wie die "running voices" Sven Schnitker und Marcus Bourcarde

Finale in der Festhalle

Kilometer 41. Nochmal ein Stück auf der Mainzer Landstraße. Bald ist es geschafft. Schaut man in die Gesichter der Laufhelden, ist bei einigen die Freude noch nicht äußerlich sichtbar. Es tut einfach zu viel weh im ganzen Körper. "Nie mehr" höre ich von einem Debütanten. Wenn er wüsste, was in ihm gleich passiert, wenn er das Ziel erreicht. Tiffany aus den USA, die ich schon zu Beginn des Marathons getroffen habe, ist wieder in Sicht. Sie finisht gleich ihren sechsten Marathon. Sie hat einen jungen Mann, der seinen Ersten läuft, schon einige Zeit im Schlepptau und ihn dazu motiviert, nicht aufzugeben. Tolle Eindrücke, die an das eigene "erste Mal" erinnern. Und was daraus entstanden ist.

Der Hammering Man ist in Sicht, und auch diesmal haben wir ihn besiegt. Abbiegen in Richtung Festhalle, an vielen Fans vorbei. Die Festhalle, zu sehen und auch schon zu hören. Auf den roten Teppich, der ist nur für uns. Riesen-Stimmung, Freude pur, das Ziel ist erreicht. Dieses Ziel ist nicht zu toppen.

Der Hammering Man ist in Sicht Was für ein Ziel!

Freundlicher Empfang hinter der Zielmatte. Diesmal von Diethelm Kuttich, dem Kopf des Offenbacher Mainuferlaufes. Eigentlich schade, dass man gleich wieder aus dem Zielbereich der Halle hinausgehen muss. Aber ich nehme mir noch etwas Zeit und schaue nach den nächsten Finishern.

Was für beeindruckende Bilder. Klar hat man alles gegeben und es mangelt etwas an gerader Haltung. Aber in den Gesichtern zeigt sich die Freude über das Erreichte, es fließen auch Tränen und man liegt sich in den Armen.

Am Ausgang der Halle wird die verdiente und auch diesmal sehr schöne Medaille vergeben. Dazu ein Poncho zum Nicht-Auskühlen, damit das reichliche Zielbuffet ausgiebig genossen werden kann, ohne sich zu erkälten. Ist zurzeit ja in großer Mode.

Diethelm Kuttich, der Kopf des Offenbacher Mainuferlaufes, vom "Empfangskomitee" hinter der Ziellinie Vor der Festhalle folgt der verdienten Medaillenempfang

Die große Halle mit der Kleiderbeutelabgabe ist schon fast leer. Eine ungewohnte Stille macht sich breit. Die Laufhelden sind größtenteils schon auf dem Heimweg. Jetzt kommt die Zeit des Abbaus für die bald zweitausend Helfer auf dem Messegelände und in der Stadt. Was für großer Riesenaufwand hinter einer solchen Veranstaltung steckt, lässt sich von außen kaum beurteilen. Schön, dass ich mit meinen Helferkameraden einen kleinen Einblick bekommen kann. Und dabei die Professionalität und vor allem Ruhe spüre, mit denen Hauptverantwortliche wie Julia Leske im Orga-Büro ihre Aufgaben meistern. Race Director Jo Schindler kann auf seine Profis von motion events und auf die zahlreichen helfenden Gruppen mächtig stolz sein.

Freude beim Zieleinlauf zum Einundvierzigsten Und der Autor freut sich über den Neunzigsten
Ausführliche und einladend präsentierte Laufankündigungen im LaufReport HIER

Den ersten Marathon hier gelaufen zu sein, hat einiges in mir verändert. Schön, dass es nun der Neunzigste gewesen ist.

LaufReport von C&W Wagner und Jörg Priedemuth über den 41. Mainova Frankfurt Marathon HIER

Bericht und Fotos von Thomas Disser
Weitere Fotos von Constanze & Walter Wagner

Foto-Impressionen im LaufReport HIER
Infos & Ergebnisse www.frankfurt-marathon.com
Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER

© copyright
Die Verwertung von Texten und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse im IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.

Datenschutzerklärung